...auf die der Tod wartet - John Gray - E-Book

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John Gray

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Sein Land …! Im Licht des frühen Tages, das sich strahlend über die noch taufeuchte, von dichtem grünem Gras bedeckte Erde ergoss und die grauen Dunstfetzen des Morgennebels vertrieb, lag es vor John Tracy. Sein Land! Er zügelte das Pferdegespann vor dem großen Conestogaschoner, der von einer verblichenen Plane überspannt wurde. Und in das leise Schnauben der Pferde, das unruhige Stampfen ihrer Hufe hinein, sagte er mit heiserer, bewegter Stimme: »Ella, Jeany. Wir haben es geschafft! Kommt und seht es euch an!« Die Plane hinter seinem Rücken wurde zur Seite geschwenkt, und zwei Frauen blickten heraus. Die eine – verhärmt und von vielen Enttäuschungen und Qualen des Lebens mit bitteren Falten gezeichnet – legte ihre schwielige Hand auf die Schulter ihres Mannes. Die andere – die Tochter – zeigte im Gesicht trotz ihrer Jugend schon herbe Züge. Nichts war an ihr von der Unbekümmertheit ihres Alters. Und während die letzten Fetzen des grauen Frühnebels verschwanden und die Sonnenstrahlen das weite Land mit dem Glanz des Tages überzogen und die vielen kleinen Tautröpfchen auf den Gräsern zum Blitzen und Spiegeln brachten, blickten die drei Menschen mit brennenden Augen über die Ebene. Sie schauten über das Land, dem ein merkwürdig faszinierender, würziger Duft von feuchtem Gras und guter, fetter Erde entströmte. Er mischte sich in den etwas strengen Geruch von Leder und Pferdeschweiß. John Tracy schien aus einem Traum zu erwachen. Seine Augen leuchteten, als er auf seine Frau und seine Tochter blickte. * »Das gehört uns, so weit wir sehen können, und niemand wird es uns

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Die großen Western – 178 –

...auf die der Tod wartet

John Gray

Sein Land …!

Im Licht des frühen Tages, das sich strahlend über die noch taufeuchte, von dichtem grünem Gras bedeckte Erde ergoss und die grauen Dunstfetzen des Morgennebels vertrieb, lag es vor John Tracy. Sein Land! Er zügelte das Pferdegespann vor dem großen Conestogaschoner, der von einer verblichenen Plane überspannt wurde. Und in das leise Schnauben der Pferde, das unruhige Stampfen ihrer Hufe hinein, sagte er mit heiserer, bewegter Stimme: »Ella, Jeany. Wir haben es geschafft! Kommt und seht es euch an!«

Die Plane hinter seinem Rücken wurde zur Seite geschwenkt, und zwei Frauen blickten heraus. Die eine – verhärmt und von vielen Enttäuschungen und Qualen des Lebens mit bitteren Falten gezeichnet – legte ihre schwielige Hand auf die Schulter ihres Mannes. Die andere – die Tochter – zeigte im Gesicht trotz ihrer Jugend schon herbe Züge. Nichts war an ihr von der Unbekümmertheit ihres Alters.

Und während die letzten Fetzen des grauen Frühnebels verschwanden und die Sonnenstrahlen das weite Land mit dem Glanz des Tages überzogen und die vielen kleinen Tautröpfchen auf den Gräsern zum Blitzen und Spiegeln brachten, blickten die drei Menschen mit brennenden Augen über die Ebene. Sie schauten über das Land, dem ein merkwürdig faszinierender, würziger Duft von feuchtem Gras und guter, fetter Erde entströmte. Er mischte sich in den etwas strengen Geruch von Leder und Pferdeschweiß.

John Tracy schien aus einem Traum zu erwachen. Seine Augen leuchteten, als er auf seine Frau und seine Tochter blickte.

*

»Das gehört uns, so weit wir sehen können, und niemand wird es uns nehmen. Es ist das Land, nach dem wir uns immer gesehnt haben. Guter Boden – ein reiches Land, wenn man versteht, es zu bearbeiten!«

»Ach, John!« Ella Tracy schluckte ergriffen. Sie lehnte ihren Kopf an den breiten Rücken ihres Mannes, und einige Tränen rannen ihr über die blassen Wangen.

Hier würden sie endlich zur Ruhe kommen. Man würde sie nicht mehr als »Nester« davonjagen, weil sie auf dem Land eines Großranchers waren, das ihnen nach dem Gesetz legal zustand. Doch die Rancher, die das Land von den Indianern erobert hatten, dachten nicht daran, das Gesetz anzuerkennen, das jedem Siedler einen Teil der freien Weide garantierte – und sie saßen am längeren Hebel. Mit Revolvermännern und rauen Cowboymannschaften waren die Tracys wie viele andere immer wieder vertrieben worden.

Doch dann hatte John Tracy Glück gehabt. Er hatte etwas geerbt. Nicht viel, doch genug, um ein Stück Land zu kaufen. Kein Land, das vom Staat subventioniert war, sondern Land zum üblichen Preis. Das Fliehen, die Not – alles das würde nun zu Ende sein.

»Hü – hü!«

Die raue Stimme des Farmers riss Ella Tracy aus ihren Gedanken. John Tracy hob die Zügel und schwang die Peitsche. Hell und scharf durchschnitt ihr Knall die Stille des Morgens, die nur ab und zu durch das Zwitschern von Vögeln durchbrochen wurde.

Die Wagenräder knarrten und holperten über das Gras, das wahrscheinlich noch nie von Wagen befahren worden war. Leder knirschte, Strangketten klirrten leise.

Die Räder drehten sich mit leisem Knarren und walzten die Grashalme nieder. Der große Wagen hinterließ eine breite Spur auf der feuchten Weide, und als John Tracy kurz nach hinten blickte und es sah, murmelte er stolz: »Unser Land …«

Kleinere Gesträuchinseln tauchten neben dem Wagen auf. Ein schwacher Wind kam auf und raschelte durch die Blätter und Zweige und strich dem Farmer kühlend um die heiße Stirn. Die Sonne stieg höher. Gleißende Helligkeit ließ das Land erstrahlen.

Im Norden tauchte ein kleines Wäldchen auf. Der Farmer lenkte seinen Wagen darauf zu und trieb die schwitzenden Pferde an, etwas schneller zu laufen. Dumpf pochte der Hufschlag auf dem weichen Boden. Der Duft von Harz, Moos und wilden Beeren strömte ihnen entgegen.

Dann hatten sie den Wald erreicht. Schon am Rand war es angenehm kühl. John Tracy zügelte die Pferde und brachte den Wagen zum Stehen. Er schlang die Zügel um die Bocklehne, sprang vom Wagen, ergriff eine Handvoll Erde und ließ sie durch die Finger rieseln.

»Herrgott, ist das ein Boden!«

Er nahm die Handvoll Erde und trug sie zum Wagen, dem seine Frau inzwischen entstiegen war.

»Ella, schau nur, dieser Boden! Wenn wir uns beeilen, haben wir im Herbst eine Ernte, die uns für alle vergangenen Jahre entschädigt.« Er hob die dunkle Erde hoch und presste sie gegen seine heiße Stirn. »Ich wusste es, einmal mussten auch wir Glück haben.«

Er drehte sich um und ließ seine Blicke über das Land schweifen. »Wir suchen heute Nachmittag noch einen guten Platz für das Haus. Mitten im Tal wäre am besten. Morgen früh fange ich an, Bäume zu fällen, und ihr könnt die Felder abstecken.«

»Ich werde erst etwas zu essen machen«, erklärte seine Frau.

John Tracy hört es nicht. Er war wie in einem Rausch. Ein Freudentaumel hatte ihn erfasst.

»Hörst du, Ella, wenn wir die beiden ersten Jahre hier gut verdient haben, schicken wir Jeany auf eine Schule im Osten. Sie soll es besser haben als wir, Ella. Und dann bekommt ihr endlich ein paar schöne Kleider. Ihr sollt nicht immer in den selbstgenähten Dingern aus grober Leinwand umherlaufen. Mein Gott, Ella …!«

John Tracys Gesicht glühte. Er lehnte sich gegen einen rauen Baumstamm, tastete mit den Fingern über die rissige Rinde und murmelte leise: »Mein Baum – mein Wald – mein Land …«

*

Es war kurz nach Mittag. Das kleine Feuer am Waldrand brannte langsam nieder. Die Schatten der Bäume waren etwas länger geworden, und die Pferde standen angehobbelt dicht am Wagen und zupften, zufrieden schnaubend, an den zarten Grasspitzen.

John Tracy hatte nicht weit von der Lagerstelle eine kleine Quelle entdeckt und beschlossen, dort das Farmhaus zu bauen. Er hatte bereits den Grundriss abgesteckt und damit begonnen, die Grasscholle abzuheben.

Es schepperte leise, als er seinen Blechbecher mit Kaffee füllte und dabei mit der Kanne hart an den Rand des Trinkgefäßes stieß. Schweißbahnen rannen über sein Gesicht, doch seine Augen leuchteten. Er umfasste, nachdem er einige Schlucke getrunken hatte, wieder fest den Stiel des Spatens und setzte ihn am Erdreich an.

Da hörte er Hufschlag.

Leicht vibrierte der weiche Boden, und dumpf klang das Geräusch herüber. Er blickte auf. Auf einem nahen Hügel erschienen vier Reiter. Sie blickten einen Augenblick wie abwartend und überrascht auf das kleine Lager, und John Tracy konnte sehen, dass sie miteinander sprachen. Dann setzten sie sich wieder in Bewegung und ritten in das Tal, auf das Camp zu.

Es waren große, breitschultrige Männer mit breitkrempigen Hüten und schweren Lederchaps an den Beinen.

Sie hielten vor dem Farmer an und blickten sich prüfend um. Ihre braun gebrannten Gesichter drückten Misstrauen aus. Sie verbreiteten den Geruch von Sattelleder, Zigarettenrauch, Pferdeschweiß und Rindern um sich.

John Tracy stützte sich auf den Spatenstiel und schaute die vier Fremden an. Die hatten sich inzwischen umgeblickt. Ein massiger Mann mit martialischem Schnauzbart drängte sein Pferd vor und lehnte sich auf das hohe Sattelhorn. Seine Augen waren grau und hell. Während er sich mit der linken Hand den Hut weiter ins Genick stieß, sagte er heiser: »Mister, wollen Sie uns nicht mal erklären, was Sie da tun?«

John Tracy fühlte, wie sich seine Nackenhaare sträubten, doch er blieb ruhig. Freundlich antwortete er: »Ich hebe das Fundament für mein Haus aus. Die Gentlemen kennen mich nicht. Vermutlich sind wir von nun an Nachbarn. Ich bin John Tracy und habe dieses Tal hier gekauft.«

Ein überraschtes Zucken lief über die Gesichter der Männer. Dann murmelte der Erste leise: »Sagen Sie das noch einmal!«

Tracy blickte verwirrt von einem zum anderen. »Wieso? Ich …«

»Ich wüsste nicht, wann Big Spencer auch nur einen Krumen Erde verkauft hat«, sagte ein krummbeiniger Bursche, dessen Gesicht von Pockennarben entstellt war.

Der große Mann, der zuerst gesprochen hatte, schüttelte den Kopf. »Hören Sie, ich bin Big Spencers Sohn. Meinem Vater gehört das ganze Land hier auf hundert Meilen im Umkreis. Wenn er ein Stück verkauft hätte, dann müsste ich es wohl wissen.«

John Tracy war blass geworden.

»Aber …, ich hole den Kaufvertrag.«

Er steckte den Spaten in die Erde und ging zum Wagen hinüber. Seine Frau blickte ihn besorgt an, und er nickte ihr beruhigend zu. Doch auch ihm war nicht wohl zumute.

Er holte den Kaufvertrag aus seiner Kassette und ging zu den Männern zurück.

»Bitte, Gentlemen.«

Der erste Reiter warf einen Blick auf den Vertrag und knurrte dann: »Stonewall? Die Unterschrift da heißt doch Stonewall, nicht?« Als Tracy nickte, sprach er weiter: »Ich kenne keinen Stonewall. Dieses Land gehört Big Spencer Canton, meinem Vater.«

»Aber …«

»Dieser Vertrag ist nichts wert, Mister Tracy. Man hat Sie hereingelegt. Es tut uns leid, aber das Land gehört meinem Vater, er duldet keine Fremden hier auf unserem Grund. Ich nehme an, dass Sie bis heute Abend wieder fort sind.«

John Tracy hatte mit wachsendem Zorn den Worten gelauscht. Er faltete den Vertrag sorgfältig wieder zusammen und musterte den Reiter aus blitzenden Augen.

»Ihre Annahme ist falsch, junger Freund. Holen Sie mir Ihren Vater, dann werden wir weitersehen. Ich habe tausend Dollar für dieses Tal bezahlt. Ich bleibe!«

Das Gesicht des Cowboys verdunkelte sich. »Mein Vater ist in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich.«

»Und ich bin im Verteidigen meines Landes nicht zimperlich!« John Tracys Gesicht war rot vor Zorn. »Man hat mich immer wieder verjagt, immer wieder und immer wieder. Diesmal habe ich tausend Dollar auf den Tisch gelegt, um ein Stück Land zu besitzen. Ich lasse es mir nicht wegnehmen, hören Sie?«

Der Ranchersohn wendete sein Pferd. Wortlos blickte er John Tracy an, doch da, wo eben noch Mitgefühl in seinen Augen gestanden hatte, leuchtete nun kalte Feindschaft.

»Kommt!«

Die Männer trieben ihre Tiere schweigend an und ritten in stummer Reihe davon. Und es war ein gefährliches Schweigen.

John Tracy blickte auf seine von der Arbeit dunkel gefärbten Hände und bemerkte, wie sie vor Aufregung zitterten. Er erschrak, als seine Frau plötzlich an ihn herantrat und ihm die Hand auf die Schulter legte. Er sah sich um und schaute in das blasse eingefallene Gesicht, in dem Verzweiflung stand.

»John …!«

»Bleib ganz ruhig, Ella, ganz ruhig. Sie können uns diesmal nicht verjagen, diesmal nicht. Wir sind im Recht. Ich habe einen Kaufvertrag, das Land gehört mir. Wir geben es nicht her. Wir sind jetzt keine schmutzigen ›Nester‹ mehr, sondern richtige Farmer. Das Land ist unser.«

»John, sie werden kommen, mit der Mannschaft … John – Jeany …«

John Tracy ballte die Fäuste. Er kniff die Lippen zusammen, und seine Stimme klang heiser und krächzend, als er hervorpresste: »Ich werde hierbleiben und kämpfen – kämpfen um mein Land! Niemand soll mich von hier vertreiben! Wir waren immer Gejagte. Jetzt nicht mehr. Wir sind durch ganz Wyoming gezogen, und hier an der Südwestküste ist unser Platz. Wir haben gelernt, Ella, dass in diesem Land ein Stück guter Boden nicht nur Geld, sondern auch Schweiß, Blut und Tränen kostet. Sie sollen nur kommen! Wir bleiben hier.«

Er strich sich mit einer hastigen Handbewegung über die Stirn und blickte seine Frau mit brennenden Augen an. »Geh mit Jeany hinter den Wagen und halte die Munition bereit.«

Er schritt hinter der Frau her und holte aus dem Kasten unter dem Bock eine Winchester und einen Waffengurt mit dem schweren Peacemaker Colt in der Halfter. Ungeschickt schnallte er sich die Waffe um und strich dann leicht über das kühle Schloss der Winchester.

Er repetierte durch, und das metallische Knacken durchbrach das leise Rauschen des Waldes. Die Waffen waren geladen.

John Tracy lächelte grimmig.

*

Big Spencer Canton war ein Mann, den man nicht übersehen konnte. Er war ein Hüne, dabei muskulös wie ein Grizly.

Er hatte als Erster dieses Land betreten und den Indianern gezeigt, wie eine Gewehrmündung aussah, und es gab niemanden hier, der sich ihm widersetzte, denn trotz seiner fünfundsechzig Jahre war sein Schlag noch so hart, dass er einen Longhornbullen zu Boden warf.

Er schaute seinen Sohn Jim von der Seite her an, als dieser auf das Camp des Farmers deutete. »Dort lagern sie. Der Bursche wurde wild wie ein Büffel und zeigte mir einen Kaufvertrag. Dann sagte er, er wolle nicht gehen.«

Big Spencer nickte böse. »Das haben viele gesagt. Reiten wir!«

Die Kavalkade von etwa zwanzig Reitern donnerte, in eine Staubwolke gehüllt, die Hügel hinunter, auf das Camp zu. John Tracy sah sie kommen und fasste seine Winchester fester. Dann trat er vor den Wagen …

Die Reiter hatten ihre Pferde gezügelt und standen nun in langer Reihe vor ihm. Doch Tracys Blicke richteten sich auf den riesigen Mann in ihrer Mitte. Er kannte diese Sorte Großrancher. So sahen sie alle aus. Diktatoren, die jedem ihren Willen aufzwangen, wenn nötig mit Gewalt.

Big Spencer blickte sich langsam und prüfend um. Er sagte: »Heute Abend seid ihr hier verschwunden!«

John Tracys Kehle entrang sich ein dumpfer Knurrlaut. »Du denkst wohl, ich kneife vor dir den Schwanz ein, wie? Wer bist du, dass du hier bestimmen kannst, als wärst du der liebe Gott! Ich habe dieses Tal gekauft und dafür bezahlt. Es gehört mir, und das wird auch so bleiben!«

»Zeig mir den Kaufvertrag!«

Die Worte des Ranchers klangen knapp, doch aus ihnen war die Erregung herauszuhören, die ihn erfasst hatte. Man hatte gewagt, ihm zu widersprechen.

John Tracy hielt die Winchester in der Rechten fest, und der Lauf war leicht gen Boden geneigt. Er griff mit der Linken hinter den Gürtel und zog den zusammengefalteten Vertrag hervor. Big Spencer griff danach und überflog die eng geschriebenen Zeilen.

Er lachte kurz und böse auf. »Ich kenne keinen Jack Stonewall, der hier mein Land verkauft hat. Wo ist er? Vielleicht gibt es ihn gar nicht, vielleicht ist das nur eine neue Methode, Land zu ergaunern? Ich will dir zeigen Nester, wie viel wert dieser Fetzen ist!«

Er langte in die Tasche und zog ein Streichholz heraus. Ehe John Tracy etwas sagen konnte, züngelte schon eine Flamme an dem Dokument hoch.

John Tracys Gesicht wurde grau. Er krampfte seine Hände um den Lauf des Gewehrs, und die Mündung schwang nach oben. Big Spencer blickte plötzlich in das kleine runde Loch, das ihn drohend anstarrte.

»Nimm das Ding weg«, sagte er heiser. »Meine Leute machen dich zum Sieb!«

»Aber du wirst dich nicht daran freuen können!«, fauchte Tracy. Knackend hebelte er durch. »Wenn der erste Schuss fällt, ziehe ich ab, und du fällst aus dem Sattel!«

Der weißhaarige riesige Rancher war bleich geworden. In seinen Augen funkelte Wut.

»Mann, sieh zu, dass du von meinem Land kommst, sonst hänge ich dich und deine Brut hier an den Bäumen auf!«

»Versuche es!«, antwortete Tracy. »Versuch es nur! Aber vergiss nicht, genügend Gräber für deine Leute auszuheben!«

Jim Canton, der Sohn des Ranchers, mischte sich nun ein. »Seien Sie doch vernünftig, Mister Tracy. Man hat Sie betrogen. Das Land hier ist unverkäuflich, und wir dulden keine Fremden. Ziehen Sie doch ab, bevor es zum Blutvergießen kommt. Halten Sie sich an den Mann, der Ihnen das Land verkauft hat.«

»Halt den Mund, Sohn!«, bellte Big Spencer. »Es gibt keinen Mann namens Stonewall. Dieser Bursche hier ist ein Betrüger. Er hat sich eine raffinierte Methode ausgedacht, um das Land zu erschwindeln. Aber nicht bei mir. Ich gebe dir zwei Stunden, Tracy. In zwei Stunden bist du auf der Fahrt zurück. Sonst gibt es Ärger!«

John Tracy sagte kein Wort. Als der Rancher sein Pferd wendete und Tracy den breiten Rücken vor sich sah, juckte es ihn in den Fingern. Doch er beherrschte sich. Schweigend, mit drohenden Mienen, ritt die Mannschaft davon. Tracy riss das Gewehr hoch und feuerte.

Der Schuss brach peitschend aus dem Lauf, und die Kugel zischte in den blauen Himmel durch die hitzeflimmernde Luft.

»Du kannst deinen Ärger bekommen, Big Spencer!«, schrie John Tracy, und sein Gesicht glühte. Mit brennenden Augen beobachtete er, wie die Mannschaft hinter den Hügeln verschwand.

»John …!« Die Stimme seiner Frau riss ihn aus den Gedanken. »John!« Er wandte sich um, und sein Gesicht war nun bleich und eingefallen. Müde ließ er die Schultern hängen und schritt zum Wagen zurück. »John, lass uns ziehen!«

Er blickte sie verwirrt an. »Ella, das ist unsere letzte Chance. Wenn wir uns hier und jetzt nicht durchsetzen, werden wir verhungern. Die Saat muss jetzt in die Erde, sonst haben wir ein ganzes Jahr lang nichts zu essen. Wir können nicht mehr woanders hinziehen und abermals neu anfangen – und ich will es auch gar nicht!«

»John, sie werden uns erschießen. Ich habe diesen Rancher gesehen. Er ist wie ein König. Er wird keine Rücksicht nehmen.«