Aus dem Wort der Wahrheit - Hendrik Heijkoop - E-Book

Aus dem Wort der Wahrheit E-Book

Hendrik Heijkoop

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Beschreibung

Dieser Band bringt gesammelte Vorträge über die Evangelien und den Römerbrief. Diese Vorträge machen die Person des Herrn Jesus groß und weisen auf das Evangelium Gottes hin.

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Mit freundlicher Genehmigung von Christliche Schriftenverbreitung e.V.ISBN Printversion: 978-3-89287-172-9 ISBN E-Book: 978-3-89287-991-6 © 2024 Christliche Schriftenverbreitung e.V. und www.bibelkommentare.deDieser Kommentar ist im Internet veröffentlicht unter: www.bibelkommentare.de/ebooks/uid?cmt.900.epubKontakt: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das Kriegsheer Gottes

Die Berufung der Leviten

Der Dienst in der Wüste

Der Dienst der Leviten beim Aufbruch des Lagers

Der Nasiräer

Die Wolke und die silbernen Trompeten

Gnade in schweren Zeiten

Die Treue des Herrn

Ein vollständiger Rückblick auf die Wüstenreise

„Wendet euch und brechet auf und ziehet!“

Das fünfte Buch Mose

Einleitung

5. Mose 5

5. Mose 6

5. Mose 7

5. Mose 8

5. Mose 9

5. Mose 10

5. Mose 11

Die steinernen Tafeln

Das Passah im Lande

Das Fest der Wochen

Das Fest der Laubhütten

Wenn du umkehrst

Vorwort

Nachdem nun zwei Jahre seit Erscheinen des ersten Bandes vergangen sind, freuen wir uns, den zweiten Band der Reihe „Aus dem Wort der Wahrheit“ vorlegen zu können. So wie der erste Band geht auch der zweite größtenteils auf Vorträge zurück, die entweder in Deutsch oder Holländisch gehalten wurden. Bei der „Einleitung zum 5. Buch Mose“ und den Kapiteln 5. Mose 5–11 handelt es sich allerdings um eine Ausarbeitung.

Wie dankbar dürfen wir dem Herrn sein, dass wir auch solche Bücher wie das 4. und 5. Buch Mose haben. Er möchte uns durch das Studium dieser beiden Bücher Einsicht für unseren Weg als Volk Gottes durch diese Welt geben und unser Verlangen nach dem „Land“ wecken. Denken wir nur an die Belehrungen in 4. Mose über den Levitendienst, den Nasiräer, die Wolke und die Trompeten, den Unglauben des Volkes, in das Land einzuziehen, die Rotte Korahs, die rote junge Kuh, die eherne Schlange, die Prophezeiungen Bileams usw. Und dann in 5. Mose den einzigartigen Rückblick auf die Wüstenreise in den ersten 11 Kapiteln und danach in den folgenden Kapiteln den Ausblick auf das verheißene Land und dementsprechende Verordnungen bis hin zu der großen Rede Moses, womit diese Bücher abschließen. Ja, sind die Wüstenerfahrungen, die Erfahrungen mit uns selbst, aber auch mit der Treue des Herrn nicht die notwendige Voraussetzung, dass wir immer mehr danach verlangen, dieses Land (ein Bild der himmlischen Örter; Eph 1,3; 2,6) in Besitz zu nehmen?

Es ist unsere Bitte zum Herrn, dass die hiermit vorliegenden Betrachtungen für manche eine Hilfe und Anregung zum besseren Verständnis dieser Teile des Wortes Gottes sind.

Marienheide, im September 1983

Werner Mücher

Das Kriegsheer Gottes

(4. Mose 1 und 2)

Das Volk Israel befindet sich hier zu Beginn des vierten Buches Mose fast am Anfang seiner Wüstenreise, die mehr als neununddreißig Jahre lang dauern sollte. Bevor jedoch diese Reise ab Kapitel 11 beschrieben wird, zeigt uns der Geist Gottes hier zuerst den Zweck dieser Reise. Wir finden hier vorbildliche Belehrungen, weshalb der Herr uns auf der Erde gelassen hat. Die ersten Verse machen das sogleich klar.

Das Volk befindet sich in der Wüste, aber Jehova spricht zu dem Volk aus dem Zelt der Zusammenkunft. Das ist der Ort, zu dem Er Sein Volk herbeiruft, damit sie bei Ihm seien. Dort brachte das Volk durch die Priester Gott Opfer dar, und dort machte Er sie vertraut mit Seinen Gedanken. So spricht Gott hier zu Mose, der uns in die Gedanken Gottes einführt: „Nehmet auf die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israel nach ihren Geschlechtern, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, alle Männlichen nach ihren Köpfen; von zwanzig Jahren und darüber, jeden, der zum Heere auszieht in Israel, die sollt ihr mustern nach ihren Heeren, du und Aaron“ (V. 2.3). Diese wenigen Worte enthalten eine außerordentlich wichtige Belehrung über Gottes Absichten mit uns hier auf der Erde.

Gott möchte ein Kriegsheer haben in einer Welt, die Ihn verworfen hat und wo die Menschen Satan zu ihrem König und Fürsten gemacht haben. Der Herr Jesus spricht im Johannesevangelium dreimal von Satan als dem Fürsten dieser Welt (Kap.12, 31; 14, 30; 16,11), und Paulus nennt ihn in 2. Korinther 4,4 „den Gott dieser Welt [dieses Zeitlaufs]“[*]). In dieser Welt, die Gott und den Herrn Jesus verworfen hat, will Gott trotzdem ein Zeugnis haben. Er hält Seine Rechte und die Rechte des Herrn Jesus in dieser Schöpfung aufrecht. Und einmal wird der Herr Jesus auf diese Erde wiederkommen, und Gott wird dafür sorgen, dass jedes Knie sich vor Ihm niederbeugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist (Phil 2,10.11). Das ist jetzt noch nicht der Fall. Wir wissen aber auch, dass, wenn der Herr Jesus wiederkommt, das Gericht für Seine Feinde bedeutet und dass damit die Gnadenzeit zu Ende ist. Doch Gott, unser Heiland, will, „dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim 2,4). Deshalb hat Gott noch nicht eingegriffen und noch nicht alles den Füßen des Herrn Jesus unterworfen, wie Er zu Ihm gesagt hat: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße“ (Heb 1,13; Ps 110,1).

Das besagt aber in keiner Weise, dass Gott in dieser Zeit Seine Rechte und die Rechte des Herrn Jesus preisgegeben hätte. Der Herr Jesus hat Rechte auf diese Schöpfung, da Er Selbst der Schöpfer ist, der alles erschaffen hat, und zwar „für sich selbst“ (Kol 1,16). Sollte der Schöpfer kein Recht auf das haben, was Er erschaffen hat? Hebräer 2 sagt sogar, dass Er als Sohn des Menschen ein Recht auf alle Dinge hat, d. h. auf das gesamte Weltall. Auch Psalm 8 deutet bereits an, dass Gott den Sohn des Menschen über alle Dinge setzen will. Drittens wissen wir, dass der Herr aufgrund des Werkes der Erlösung ein Recht auf das ganze Weltall hat: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. Und euch ... hat er aber nun versöhnt ...“ (Kol 1,19–22).

So sehen wir deutlich in Gottes Wort, welche Rechte der Herr Jesus nicht nur auf diese Erde hat, sondern auch auf das gesamte Weltall. Doch wie haben die Menschen Ihn behandelt, als Er, der Schöpfer, hier auf der Erde war? Was war die Antwort der Menschen, was war die Antwort dieser Welt? Sie kreuzigten Ihn und riefen: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“ (Lk 19,14). Und nachdem sie Ihn ans Kreuz geschlagen hatten und Er gestorben war, wurde Er begraben. Danach hat die Welt Ihn vergessen. Sie trägt Seinen Rechten seitdem keinerlei Rechnung mehr, doch Gott behauptet diese Rechte trotzdem: Er will hier auf der Erde, in dem Gebiet des Feindes, ein Kriegsheer haben.

So finden wir hier das Volk Israel in der Wüste, ein Bild der Welt, die gekennzeichnet ist durch den Fluch, der als Folge der Sünde über diese Welt gekommen ist. Da wächst keine Frucht für Gott. Gott hatte zu Adam gesagt, dass er den Garten Eden bebauen und bewahren sollte (1. Mo 2,15). Aber Adam bewahrte ihn nicht. Der Garten fiel durch die Sünde dem Verderben anheim. Die Erde geriet in die Hände Satans. Trotzdem möchte Gott Frucht haben von dieser Erde. In 4. Mose 28 lesen wir, dass Gott durch Mose den Kindern Israel gebot: „Meine Opfergabe, meine Speise zu meinen Feueropfern, mir zum lieblichen Geruch, sollt ihr acht haben mir darzubringen zu ihrer bestimmten Zeit“ (V. 2). Ja, Gott möchte Frucht haben von dieser Erde, und Er wird Seine Rechte behaupten und Sich ein Zeugnis auf der Erde bewahren. Er hat ein Kriegsheer, das Seine Rechte mit Waffen der Gnade verteidigt. Dieses Heer ist ein Zeugnis dafür, dass sich einmal jedes Knie vor dem Herrn Jesus beugen wird, und dieses Kriegsheer sind in dieser Zeit die Gläubigen hier auf der Erde.

Davon handeln die beiden ersten Kapitel des 4. Buches Mose. Das erste zeigt uns, wer zu diesem Kriegsheer gehören sollte, und das zweite zeigt die Verbindung dieses Heeres zu dem Zelt der Zusammenkunft. Neutestamentlich ist das Zelt der Zusammenkunft ein Bild von der Versammlung Gottes, in der Gott, der Heilige Geist, in der Mitte der Seinigen wohnt. Die Wolke, die bei Tage die Wohnung bedeckte und die bei Nacht eine Feuersäule war, ist ein Bild der Gegenwart Gottes in der Versammlung (siehe 4. Mo 9,15–23).

Ich habe oft Gläubige sagen hören: Wir sind errettet worden, um zu erretten. Unsere einzige Aufgabe ist, das Evangelium zu verkündigen, damit verlorene Seelen errettet werden. Das klingt schön, aber es steht im Widerspruch zu Gottes Wort. Wir sind in erster Linie errettet, um dem Herrn zu dienen und Seine Rechte anzuerkennen, unsere Knie vor Ihm zu beugen und zu sagen: Herr, was willst Du, dass ich tue? Wohl wird der Herr dann zu dem einen oder anderen sagen, dass er Ihn in besonderer Weise bezeugen und das Evangelium verkündigen soll. Der Herr hat Brüder als Evangelisten gegeben, und Er wird sie auch gebrauchen. Es ist die Aufgabe derer, die diese Gabe haben, ihre ganze Zeit der Verkündigung des Evangeliums zu widmen, damit Sünder errettet werden. Selbstverständlich hat auch jeder Gläubige dort, wo ihm der Herr die Möglichkeit gibt, die Aufgabe, von dem Evangelium zu zeugen, so dass die Menschen dieser Welt von der Herrlichkeit des Herrn Jesus als Herrn erfahren und auch von Seiner Herrlichkeit als Erlöser. Doch der Grundsatz bleibt immer, dass wir das tun müssen, was der Herr uns sagt.

Ist denn die Verkündigung des Evangeliums und die Errettung von Sündern das einzige und wichtigste? Ist es nicht so, dass die Ehre des Herrn Jesus und Seine Verherrlichung über alles geht, auch über jede Rettung von Sündern? Glauben wir, dass der Vater die Ehre Seines Sohnes nicht höherstellt als alles andere? Ja, Gott will, dass alle Menschen errettet werden. Er sendet Seine Boten aus, die in Seinem Namen die Menschen bitten: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor 5,20.21). Er sagt zu den Menschen: Ich habe Meinen Sohn gesandt; Den, der Sünde nicht kannte, habe Ich für euch zur Sünde gemacht, auf dass ihr Meine Gerechtigkeit würdet in Ihm. Auf der letzten Seite des Wortes Gottes lesen wir: „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Off 22,17). Alle Menschen können kommen, denn der Weg ist bereitet. Gott ruft alle Menschen, weil der Herr Jesus ein Werk vollbracht hat, das ausreicht, dass alle Menschen errettet werden können, wenn sie nur kommen und es annehmen; wenn sie mit ihren Sünden und ihrer Schuld zu Gott kommen, sie vor Ihm bekennen und im Glauben den Herrn Jesus annehmen.

Gott hat Seinen Sohn auf diese Erde gesandt, auf dass Er die Welt mit Sich versöhnte. In 1. Mose 6 schon musste Gott von dem Menschen sagen, dass das Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse ist den ganzen Tag. Und Psalm 14 stellt fest, dass alle abgewichen sind, „sie sind allesamt verderbt; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer“ (V. 3). Darum sandte Gott Seinen Sohn. Er sandte Ihn, um Seine Gnade zu erweisen. Der Sohn Gottes, der Eingeborene des Vaters, kam in solch einer Weise auf diese Erde, dass niemand Angst vor Ihm zu haben brauchte. Kann man Angst haben vor einem soeben geborenen, kleinen Kind? So kam der Schöpfer, der eingeborene Sohn Gottes, auf diese Erde. Welch ein Beweis der Güte und Gnade Gottes! In welch einer Liebe neigte Gott Sich zu dem Menschen herab! Und was war die Antwort des Menschen? „Kreuzige, kreuzige ihn!“ Ein Kreuz und ein Grab waren das einzige, was der Mensch bereit war, seinem Schöpfer zu geben. Sie wollten Ihn nicht. „Wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt“, wird der Überrest in der Zukunft sagen (Jes 53,4). So hat Gott den Herrn Jesus in Seiner Gnade gesandt, damit Menschen errettet werden konnten. Und so ist es auch heute noch die Gnade Gottes, dass der Herr Jesus noch nicht wiedergekommen ist zum Gericht, so dass immer noch Sünder errettet werden können. Aber Gott will auch in dieser Zeit bereits Ehre für Seinen Sohn haben. Keiner von uns, der den Herrn Jesus nicht als Herrn angenommen hat, wird errettet werden (Röm 10,9.10). Wenn ein Mensch zu Gott käme und wohl den Herrn Jesus als seinen Heiland, aber nicht als seinen Herrn annehmen wollte, würde Gott ihn zurückweisen.

Was bedeutet es nun, den Herrn Jesus anzunehmen als seinen Herrn? Es bedeutet, dass wir nicht mehr unserem eigenen Willen folgen, denn Er hat uns erkauft mit Seinem Blut: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlichet nun Gott in eurem Leibe“ (1. Kor 6,20). Das ist Gottes Wille im Blick auf uns. Wir sind hier auf der Erde, um ein Zeugnis für die Ehre Gottes und des Herrn Jesus zu sein, ein Zeugnis für die Herrlichkeit Gottes und die Rechte Gottes, die Er an uns als Seine Geschöpfe hat. Und vor allem davon, dass der Herr Jesus Herr ist! Wie ist es bei mir und dir in unserem praktischen Leben? Fragen wir in allem nach dem Willen des Herrn? Sind wir uns bewusst, dass Er unser Herr ist, dass wir nur das tun sollten, was Er sagt? Am Richterstuhl Christi wird einmal alles offenbar werden. Dann werden wir unser Leben sehen und auch das, was der Herr in uns gewirkt hat, um Seinen Namen zu verherrlichen. Vielleicht werden es Dinge sein, an die wir überhaupt nicht gedacht haben, die aber doch das neue Leben geoffenbart haben, das wir in der neuen Geburt empfangen haben. Allein darin wird Gott geoffenbart und verherrlicht.

Wir haben hier gelesen, dass das Kriegsheer gemustert werden musste „nach der Zahl der Namen, alle Männlichen nach ihren Köpfen; von zwanzig Jahren und darüber, jeden, der zum Heere auszieht in Israel, die sollt ihr mustern nach ihren Heeren“ (Kap. 1,2.3). In Gottes Wort spricht das Weibliche immer von der Stellung und das Männliche von der geistlichen Kraft, mit der diese Stellung verwirklicht wird. In dem Kriegsheer des Herrn hier auf der Erde können also nur solche dienen, die geistlicherweise zwanzig Jahre alt sind, also erwachsen sind, oder, wie es in den Briefen des N. T. heißt, „vollkommen“ sind. Auch Kinder und junge Leute unter zwanzig Jahren gehörten zum Volk Gottes, sie wurden aber nicht gemustert. Sie konnten auch keinen Priesterdienst ausüben.

Es reicht also nicht aus, dass jemand von neuem geboren ist, er muss auch geistlich gewachsen sein und tauglich sein zum Kampf. Ein „Erwachsener“ weiß, dass seine Stellung „in Christo Jesu“ ist (Röm 8,1), dass wir gesegnet sind „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo“, dass er auserwählt ist, tadellos und heilig vor Ihm in Liebe, zuvorbestimmt zur Sohnschaft (Eph 1,3–6). Er weiß, daß er durch das Werk des Herrn Jesus auf immerdar ununterbrochen vollkommen gemacht ist (Heb 10,14). Zu dieser geistlichen Reife gehört auch das Wissen, dass Gott keine einzige Sünde mehr bei demjenigen sieht, der aufrichtig seine Schuld vor Gott bekannt hat, denn Gott sieht uns ja in unserem neuen Leben, das das Leben des Herrn Jesus ist. Er weiß, dass der alte Mensch mitgekreuzigt ist und dass der Herr Jesus alle seine Sünden an Seinem Leibe getragen hat auf dem Holz. Er weiß, dass Gott uns allein in dem sieht, was wir in dem Herrn Jesus geworden sind. Wer einmal weiß, dass er ein Kind Gottes ist, hat auch keine Angst mehr, verlorenzugehen. Sicher, wenn wir auf uns selbst blicken, sehen wir häufig die Wirksamkeit des Fleisches, und Jakobus sagt, dass wir alle oft straucheln (Kap. 3, 1). Allerdings sagt Judas, dass Gott uns auch ohne Straucheln zu bewahren vermag (V. 24). Gott kann das tun, wenn wir uns Ihm ganz und gar übergeben. Aber hier in 4. Mose 1 und 2 geht es bei den Israeliten über zwanzig Jahren vorbildlich vor allem darum, dass sie in geistlicher Energie ihre Stellung verwirklichen und sich selbst so sehen, wie Gott sie sieht. Das heißt, dass sie Erwachsene sind, und solche kann Gott in Seinem Kriegsheer gebrauchen.

In Kapitel 1,5–15 finden wir dann eine Aufzählung der Anführer der einzelnen Stämme. Es ist sehr lehrreich, die Bedeutung einiger dieser Namen näher zu untersuchen. Ich denke, dass man die Stämme auch mit einzelnen örtlichen Versammlungen vergleichen kann. Die Glieder der einzelnen Versammlungen auf der Erde bilden zusammen den einen Leib. Aber auch jede örtliche Versammlung ist der Ausdruck dieses einen Leibes hier auf der Erde. Der erste Stamm, der hier genannt wird, ist Ruben, der Erstgeborene Israels, und Ruben bedeutet: „Siehe, ein Sohn.“ Das erinnert uns daran, dass wir in praktischer Weise verwirklichen sollten, dass wir Söhne Gottes sind. Dass wir Kinder Gottes sind, weist darauf hin, dass wir göttliches Leben haben, das ewige Leben, ja, dass wir den Herrn Jesus Selbst als unser Leben besitzen. Bei Sohnschaft geht es um das Vorrecht, als geistlich Erwachsene in Beziehung zu dem Vater zu stehen und Anteil zu nehmen an den Gedanken Seines Herzens. Ein Sohn kennt den Reichtum seines Vaters und weiß somit auch, was sein Erbteil ist. Zudem weist Sohnschaft hin auf die geistliche Energie, mit der wir unsere Stellung verwirklichen. Grundsätzlich gilt für jeden, der seine Sünden bekannt hat und von neuem geboren ist, dass er auch ein Sohn Gottes ist, selbst wenn er sich dessen nicht bewusst ist.

An all das erinnert uns der Name Ruben: „Siehe, ein Sohn.“ Sieht die Welt bei mir und dir, dass wir Kinder, ja, Söhne Gottes sind? Verwirklichen wir in der Praxis, dass wir Brüder des Herrn Jesus sind und Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist (Röm 8,29)? Haben wir ein Interesse daran, die Gedanken des Herzens Gottes kennenzulernen? „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“, und da heißt es weiter: „Uns aber hat Gott es geoffenbart durch seinen Geist“ (1. Kor 2,9.10). Angesichts welch einer Offenbarung Gottes dürfen wir doch in dieser Welt unseren Weg gehen! Gott hat uns alles geoffenbart, was Er mit den Menschen tun wird, die Sein Zeugnis verworfen haben, was Er mit dieser Erde tun wird in der Zukunft, aber vor allem auch, was unsere herrliche Zukunft ist: Wir werden in Ewigkeit im Haus des Vaters wohnen, in dem nichterschaffenen Himmel, wo der ewige Vater und der ewige Sohn von Ewigkeit gewohnt haben. Da werden wir als die eigenen Kinder des Vaters und die Brüder des Herrn Jesus sein.

Das ist also das erste Zeugnis gegenüber dieser Welt. Auch wir waren einmal Kinder des Teufels (vgl. Joh 8,44), aber Gott hat uns zu Seinen Söhnen gemacht, die ihre Reichtümer kennen und ein Zeugnis davon ablegen dürfen, dass Gott ihr Vater ist. Die Zeit reicht nicht aus, um auf alle Namen der Stämme und der Fürsten einzugehen, doch ich möchte noch etwas sagen zu dem Fürsten von Juda in Vers 7, Nachschon, was so viel bedeutet wie „Wahrsager“. Man hat diesen Namen häufig ungünstig gedeutet, doch ich denke, dass wir in Nachschon jemanden sehen können, der die Zukunft voraussagt.

Nun, wir kennen durch das Wort Gottes die Zukunft und können auch Ungläubigen sagen, was ihre Zukunft sein wird. Wir kennen die Zukunft Westeuropas, die Zukunft Russlands, die Zukunft dieser Erde, wir kennen die ewige Zukunft.

Nachschon war der Sohn Amminadabs, was so viel bedeutet wie „das Volk des willigen Gebers“ oder auch „des freigebigen Vaters“. Juda war der erste Stamm, der im Kampf voranzog. Betragen wir uns der Welt gegenüber als solche, die die Zukunft kennen? Gott sagt von Sich, dass Er von Anfang das Ende verkündet (Jes 46,10). Auch Seine Söhne wissen die Zukunft. Verwirklichen wir auch, dass wir das Volk des willigen Gebers sind? Kennt uns die Welt als solche? Wissen die Leute, mit denen ich zusammenkomme, wie reich ich geworden bin? Haben sie in meinem Leben gesehen, dass ich ein Kind des allmächtigen Vaters bin und das Eigentum des Schöpfers der Himmel und der Erde, der der Sohn Gottes ist, der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat (Gal 2,20)? Das ist das Zeugnis, das Gott von uns auf dieser Erde abgelegt sehen möchte.

In Vers 46 wird uns die Gesamtzahl der Gemusterten mit 660.550 Männern angegeben. Das ist also hier zu Beginn der Wüstenreise. Wenn wir das vergleichen mit der Musterung am Ende der Wüstenreise in 4. Mose 26, sehen wir, dass es nur geringfügig weniger waren: 601.730 (V. 51). Doch bei einzelnen Stämmen waren große Veränderungen eingetreten. So hatte der Stamm Simeon zu Beginn 59.300 und am Ende 22.200 Mann. Der Stamm Issaschar war von 54.400 auf 64.300 gestiegen, ebenfalls der Stamm Manasse von 32.200 auf 52.700. Reden diese Zahlen nicht ernst zu unseren Gewissen? Wenn wir die einzelnen Stämme auf örtliche Versammlungen anwenden, wie ist es dann bei dem örtlichen Zeugnis, zu dem wir gehören? Ist das Zeugnis gewachsen, oder hat es abgenommen? Insgesamt bleibt die Zahl nahezu gleich: Der Herr wird Sich bis zum Ende ein Zeugnis erhalten, durch das Er Sich verherrlicht. Wenn wir örtlich in dem Zeugnis für die Rechte des Herrn und in der praktischen Verwirklichung der wunderbaren Wahrheiten, die wir durch den Heiligen Geist empfangen haben bezüglich der Herrlichkeit und der Rechte des Herrn, bezüglich Seines Werkes, versagen, wird der Herr andere Zeugen berufen, die vielleicht weniger Einsicht in Sein Wort haben, aber Ihm in größerer Treue und Hingabe dienen.

Der Herr wird Seine Ehre aufrechterhalten! Doch welche Beschämung würde das für uns sein.

In Kapitel 2, 2 haben wir gelesen: „Dem Zelte der Zusammenkunft gegenüber sollen sie sich ringsum lagern.“ Hier sehen wir nun die Verbindung des Heeres mit dem Zelt der Zusammenkunft. Dieses Zelt ist der Mittelpunkt. Dieses Zelt war der Ort, wo Gott in der Mitte Seines Volkes wohnte und wohin Er Sein Volk einlud, Ihm seine Opfer darzubringen. Es war auch der Ort, wo Gott mit Mose sprach, um dem Volk Seine Gedanken kundzutun. Welch ein wunderbarer Ort ist das! Kennen wir diesen Ort? Es ist für uns heute der Ort, wo wir uns jeden Sonntag versammeln, sowohl morgens, um Gott unsere Opfer darzubringen, als auch nachmittags, um die Gedanken Gottes kennenzulernen. Inwieweit tragen wir der Tatsache Rechnung, dass der Herr Jesus in diesen Stunden persönlich in unserer Mitte ist? Wenn wir uns dessen bewusst sind, dass der Herr persönlich anwesend ist, denken wir nicht darüber nach, welche Brüder Er gebraucht, um ein Lied vorzuschlagen, um ein Gebet zu sprechen oder auch am Wort zu dienen. Dann sind unsere Herzen erfüllt mit Seiner Herrlichkeit.

Wir haben davon gesungen, dass der Herr Jesus bei uns ist mit Seinem Geist. Ja, Sein Geist ist immer in der Mitte des Volkes Gottes, denn die Versammlung ist das Haus Gottes, in dem Gott, der Heilige Geist, wohnt (1. Kor 3,16). Darüber hinaus wissen wir auch aus 1. Korinther 6,19, dass der Heilige Geist in jedem Gläubigen persönlich wohnt, und zwar in seinem Leib. Der Leib ist der Tempel des Heiligen Geistes.

Das Zelt der Zusammenkunft war der Mittelpunkt des gesamten Kriegsheeres. Wenn das Kriegsheer durch die Wüste zog, wurde die Stiftshütte getragen und von allen Seiten beschirmt. Die Stiftshütte brauchte diesen Schutz nicht, und auch auf uns ist Gott nicht angewiesen, aber es war ein Vorrecht für das Volk, sie tragen zu dürfen. In Kapitel 10, als das Volk ziehen wollte, sehen wir, dass selbst Mose schwach war. Er fragte seinen Schwager, der nicht zum Volk Gottes gehörte, ob er mitziehen würde, um einen Weg für sie zu erkunden. Da sehen wir, dass die Bundeslade aus der Mitte des Lagers heraustritt und drei Tagereisen vor dem Volk herzieht, um „ihnen einen Ruheort zu erkunden“ (V. 33). Gott ist Selbst in der Lage, Seine Ehre aufrechtzuerhalten und zu verteidigen. Der Herr Jesus hat alle Macht im Himmel und auf Erden (Mt 28,18). Er ist Derjenige, der selbst als Mensch, ja, als kleines Kind, das Weltall durch das Wort Seiner Macht trug (Heb 1,3). Doch in Seiner Gnade will Er uns mit Sich einsmachen und uns das Vorrecht schenken, zusammen mit Ihm in dieser Welt ein Zeugnis zu sein, sodass wir auch darin Gemeinschaft mit Seinen Gefühlen haben können und Ihn immer besser kennenlernen. Und schließlich wird Er uns für die Dinge, die wir durch Gnade für Ihn tun dürfen, noch belohnen. Welch eine wunderbare Gnade ist das!

Wenn wir in Kapitel 2 die Kinder Israel in Verbindung mit dem Zelt der Zusammenkunft sehen – ich habe schon darauf hingewiesen –, ist die Reihenfolge der Stämme verändert. Nun wird als erster in Vers 3 Juda genannt. Juda bedeutet „Gegenstand des Preises“ oder, „Er wird gepriesen“. Das weist uns darauf hin, dass es unsere erste und höchste Aufgabe ist, Gott zu preisen, Ihm Opfer des Lobes und des Dankes darzubringen. Gott möchte von uns diese Opfer empfangen, wie wir uns schon erinnert haben: „Meine Opfergabe, meine Speise zu meinen Feueropfern, mir zum lieblichen Geruch, sollt ihr acht haben, mir darzubringen zu ihrer bestimmten Zeit.“ Gott sucht solche, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4). Gott möchte Frucht von dieser Erde haben, Frucht, die Seinen Namen verherrlicht, und zwar in einer Welt, in der Satan herrscht, in einer Welt, die für den Glauben eine Wüste ist und wo Gott nichts anderes sieht als Dornen. Von dieser Welt möchte Er Frucht haben, Opfer, die von dem handeln, was wir in dem Herrn Jesus gefunden haben. Denn die Opfer sind ja alle ein Bild von der Person und dem Werk des Herrn Jesus, das Er hier auf der Erde für Gott vollbracht hat. Das ist der höchste Dienst, den wir hier auf der Erde ausüben können, Gott dafür zu preisen, dass Er Sich in dem Leben und dem Werk des Herrn Jesus geoffenbart und verherrlicht hat.

Das sind die beiden großen Seiten unseres Dienstes bzw. Zeugnisses in dieser Welt: Auf der einen Seite soll die Welt an uns sehen, dass wir Söhne Gottes sind, die die damit verbundenen Vorrechte nicht nur kennen, sondern auch die Sohnschaft praktisch verwirklichen. Andererseits dürfen wir immer wieder an dem Platz zusammenkommen, wo wir um den Herrn Jesus versammelt sind und Ihm und dem Vater Lob und Dank darbringen. Wir tun es als solche, die sowohl ihre Vergangenheit als auch ihre Zukunft kennen. Nachschon ist ja der Führer Judas, der sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft kennt. Ja, welch eine Gnade, dass wir unsere Vergangenheit kennen. Ich kenne die Vergangenheit jedes Gläubigen hier, denn es ist dieselbe Vergangenheit wie meine eigene. Wir waren elende Sünder, Feinde Gottes, völlig kraftlos (Röm 5,6–8). Auch von uns gilt, dass all das Gebilde der Gedanken unserer Herzen böse war den ganzen Tag (vgl. 1. Mo 6,5). Können nicht auch wir mit Mephiboseth sagen: „Was ist dein Knecht, dass du dich zu einem toten Hunde gewandt hast, wie ich einer bin“ (2. Sam 9,8)? Je älter wir werden, um so besser verstehen wir das. Ich weiß noch gut, dass ich als junger Gläubiger dachte, es sei doch wohl etwas übertrieben, einen solchen Ausdruck zu gebrauchen, wenn ich auch völlig überzeugt war, dass es nur Gnade ist, gerettet zu sein. Ich kannte noch nicht die praktische Erfahrung, was ich in mir selbst bin, so dass ich hätte sagen können: Ich bin nichts anderes als ein toter Hund.

Der Fürst Judas ist Nachschon. Dieser Name bedeutet „Wahrsager“. In der positiven Bedeutung heißt das, dass Nachschon nicht nur die Vergangenheit weiß, sondern auch die Zukunft. Wir wissen, dass die, die heimgehen, von den Engeln in das Paradies Gottes getragen werden, wie der Herr Jesus in Lukas 16,22 und 23,43 sagt. Der Herr Jesus kommt bald, um uns alle, die dann noch leben, zu Sich zu holen. Dann werden wir verwandelt werden. Wir erwarten den Herrn Jesus Christus als Heiland, „der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit“ (Phil 3,20.21). Innerlich sind wir Ihm schon jetzt gleichförmig, denn Er ist ja unser Leben. Wir haben durch den Glauben das ewige Leben, und der Herr Jesus Selbst ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben (1. Joh 5,20). Wir werden Ihm gleich sein, „denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2). Das ist unsere Zukunft! Wenn der Herr Jesus kommt, um uns heimzuholen, wird Er uns in das Haus des Vaters bringen, wie Er in Johannes 14 sagt. Und aus 2. Korinther 5,10 wissen wir, dass wir, kurz bevor wir auf diese Erde kommen, vor dem Richterstuhl Christi geoffenbart werden. Dort werden wir unser ganzes Leben sehen, alle Sünden, die wir von Geburt an getan haben, werden erkennen, wie vollkommen böse wir waren, und werden sehen, dass der Herr Jesus alle Sünden getragen hat, dass es vielleicht nicht nur Hundert Millionen waren, sondern sogar Milliarden. Er hat sie alle getragen und mich angenommen, wissend, dass ich diese Sünden tun würde, wissend, was mein Leben sein würde, auch nachdem ich geglaubt hatte. Er hat mich geliebt und ist für mich gestorben. Schließlich wird Er mich für das belohnen, was Er in Seiner Gnade in mir vollbracht hat, aber auch nur für das, worin Er mich als Zeugnis gebrauchen konnte und Frucht für Gott da war.

Dann werden wir, wie uns in Offenbarung 5 gezeigt wird, das neue Lied singen und Ihn als das Lamm anbeten. Wir werden unsre Kronen zu Seinen Füßen niederwerfen und mit Ihm im Tausendjährigen Reich über das Weltall herrschen. Wir werden die Herrlichkeit des neuen Jerusalem haben, das ein Bild der Versammlung ist, wie sie uns in Offenbarung 21,9 – 22,5 beschrieben wird. Und das Höchste ist, dass wir in Ewigkeit als die eigenen Kinder des Vaters im Vaterhaus verkehren werden. Das Vaterhaus ist der ungeschaffene Himmel, getrennt von dieser Schöpfung. Dort werden wir ewig sein in der Atmosphäre der Liebe des Vaters zu Seinem Sohn und auch zu uns als Seinen Söhnen. Dort werden wir all das genießen, was das Teil des dreieinen Gottes von Ewigkeit war. Das ist unsere Zukunft!

Können wir dann anders als freudig bekennen, dass wir „das Volk das willigen Gebers“ (Amminadab) sind? Kann man sich mit all dem beschäftigen, was uns die Gnade Gottes geschenkt hat, ohne darüber zu staunen? Wir sind gesegnet „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo Jesu“ (Eph 1,3). Gibt es Segnungen, die wir nicht empfangen haben? Konnte Gott uns mehr geben als das? Alle geistlichen Segnungen sind unser Teil! Wir werden das Teil des Vaters und das Teil des Sohnes genießen. Was war die Freude des Vaters in der Ewigkeit? War es nicht der Sohn, der in Seinem Schoß war, an Seinem Herzen, an Dem Er all Sein Wohlgefallen hatte (Spr 8)? Was war das Teil des Sohnes in der Ewigkeit? War das Höchste nicht dieses, der Gegenstand all der Liebe des Vaters zu sein? All das ist unser Teil geworden. „Niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will“ (Mt 11,27). Wir dürfen „Abba, Vater“ sagen, so wie der Sohn das auf der Erde tat. Der Herr Jesus sagte den Seinen alles, was der Vater Ihm sagte, sodass sie wussten, wie der Vater mit Seinem eingeborenen Sohn sprach.

In Johannes 17 sehen wir, wie der Sohn zu dem Vater spricht, nicht als Priester zu Gott. Fälschlicherweise wird dieses Kapitel häufig das hohenpriesterliche Gebet genannt. Nein, es ist der Sohn, der zu dem Vater spricht, und zwar so, dass wir es hören können, dass wir Einblicke tun dürfen, wie das Herz des Vaters und das Herz des Sohnes mit uns und unseren Segnungen beschäftigt sind. Können wir darüber nachdenken, ohne dass Dank und Anbetung aus unseren Herzen aufsteigen? Wenn wir wirklich unsere Herzen damit füllen, kann es nicht anders sein, als dass auch die Menschen um uns herum sehen, dass wir etwas haben, das sie nicht kennen, ja, dass wir Kinder des freiwilligen Gebers sind. Er gibt alles: „Denn ihr kennet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet“ (2. Kor 8,9). Wie reich war Er, und wie arm ist Er geworden! Wie reich sind wir durch Ihn geworden, gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo Jesu. Das werden wir vollkommen genießen.

Doch Gott möchte, dass wir schon jetzt ein Zeugnis davon ablegen, und deshalb hat Er auch uns das „Zelt der Zusammenkunft“ als Mittelpunkt für unseren Dienst gegeben. Wir dürfen das Zelt mit uns durch die Wüste führen. Der herrlichste Gegenstand der Stiftshütte war ohne Zweifel die Bundeslade. In 5. Mose 10,8 wird ausdrücklich erwähnt, dass die Leviten die Bundeslade durch die Wüste tragen mussten. Aus 4. Mose 7 wissen wir, dass die Leviten einige Wagen bekamen, um die Gegenstände der Stiftshütte damit zu fahren. Doch die Bundeslade durfte nicht gefahren werden, sondern die Leviten mussten sie mit ihren Händen und Schultern durch die Wüste tragen. Dabei durfte sie nicht beschmutzt und verunreinigt werden durch die Berührung mit dem Sand der Wüste, damit sie nicht durch die Macht Satans und der Welt in Besitz genommen wurde. In all ihrer Herrlichkeit sollte sie durch die Wüste geführt werden und am Ende der Wüstenreise frei von jedem Makel, in vollkommener Reinheit Gott übergeben werden.

Ich glaube nicht, dass es im Alten Testament ein Bild von dem Herrn Jesus gibt, das vielseitiger ist als die Bundeslade. Sie war aus Akazienholz gemacht: ein Bild von dem Herrn Jesus als der „Frucht der Erde“ (Jes 4,2), als dem wahrhaftigen Menschen. Sie war überzogen mit reinem Gold. Gold ist ein Bild der Gerechtigkeit und Herrlichkeit Gottes; reines Gold bei der Stiftshütte weist immer hin auf den Herrn Jesus Selbst. Das Gold der Bundeslade spricht von Ihm als dem ewigen Sohn Gottes. Auf ihr befand sich der Sühnungsdeckel, der ganz aus reinem Gold war und auf den das Blut gesprengt wurde. Die Bundeslade wird auch der Thron Gottes genannt, denn dort thronte Gott zwischen den Cherubim (1. Sam 4,4; 2. Kön 19,15; 1. Chr 13,6). Gott hat dem Herrn Jesus das ganze Gericht übergeben, weil Er eines Menschen Sohn ist (Joh 5,27). Er sitzt auf dem Richterstuhl Gottes, auf dem Regierungsthron, der in Zukunft den Charakter des großen weißen Thrones annehmen wird, vor dem alle gerichtet werden. Gott wird die Welt durch einen Mann richten, den Er dazu verordnet hat (Apg 17,31). Gott hat Zeugnis davon abgelegt, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte.

So sehen wir in der Bundeslade die Herrlichkeit des Herrn Jesus als wahrhaftiger Mensch, als wahrhaftiger Gott, als der Schöpfer Himmels und der Erde, der allein das Gericht ausüben wird und der auch allein der Mittler ist zwischen Gott und Menschen (1. Tim 2,5). Doch durch das Blut, das auf den Versöhnungsdeckel gesprengt ist, ist dieser Regierungsthron nun für uns ein Gnadenthron geworden. Dadurch können Sünder nun zu Gott kommen. So lesen wir in Römer 3: „Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist; welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut“ (V. 23–25). Diese Wahrheit hat Gott uns anvertraut. Er hat uns gleichsam die Ehre Seines Sohnes in die Hände gelegt, damit wir sie unversehrt durch diese Wüste führen und am Ende Gott übergeben können. Die Bundeslade braucht unseren Schutz nicht, wie wir in 4. Mose 10 gesehen haben. Aber es ist Gnade, dass der Vater und der Sohn Selbst die Ehre des Sohnes in unsere Hände gegeben haben als ein Zeugnis für diese Welt. Wenn wir offene Augen und Ohren haben, wissen wir wohl, wie notwendig es ist, dieses Zeugnis zu bewahren, wo die Ehre des Sohnes jetzt von allen Seiten offen angegriffen wird. Menschen, die sich Theologen nennen, d. h. die die Erkenntnis Gottes besitzen wollen, wagen zu sagen, dass Er ein uneheliches Kind von Maria und einem römischen Soldaten sei. Sie leugnen einerseits, dass Er Gott ist, und andererseits, dass er Mensch ist. Sie wollen Ihm alle Ehre rauben. Welch eine Ehre für uns, in solch einer Welt – wo Satan selbst diejenigen, die sich nach dem Namen Christi nennen und Christen sein wollen, dazu verführt, Ihn zu entehren – ein Zeugnis davon abzulegen, dass Er, der am Kreuz den Tod eines Sklaven starb, der verhöhnt und angespien wurde, Er, der scheinbar machtlos war, dass Er Gott, der Sohn, der Schöpfer Himmels und der Erde ist, wahrhaftiger Mensch und wahrhaftiger Gott. Er wurde wahrhaftiger Mensch, weil Er uns retten wollte und weil Er das ganze Weltall, alle Dinge, mit Gott versöhnen wollte (Kol 1,19–21). Welch eine Ehre, dass Gott uns dieses wunderbare Zeugnis anvertraut hat.

Als ich siebzehn Jahre alt war, schenkte mir Gott die Gewissheit, dass meine Sünden vergeben waren, doch hatte ich da noch keinen Frieden. Ich befand mich zu der Zeit in dem Zustand von Römer 7. Als ich dann neunzehn Jahre alt war, bekam ich Frieden mit Gott und lernte kennen, was es heißt, in Christo zu sein, und dass es für solche keine Verdammnis gibt (Röm 8,1). Zum ersten Mal in meinem Leben war ich glücklich und wusste, dass, wenn ich sterben würde, ich nicht in die Hölle käme. Dann zeigte der Herr mir die Notwendigkeit, mich täglich wenigstens eine Stunde lang mit Gottes Wort zu beschäftigen. In Winschoten, wo ich wohnte, war zu der Zeit keine Versammlung. Als ich einundzwanzig Jahre alt war, kamen zwei Brüder, die Baptisten waren, und fragten mich, ob wir nicht zusammen eine Bibelbetrachtung haben könnten. Da die beiden anderen in Gottes Wort noch weniger Bescheid wussten als ich, musste ich der Lehrer sein. Ja, und dann zwang mich der Herr – nicht gegen meinen Willen –, viel die Bibel zu studieren, sodass ich mein anderes Studium aufgab, um mich nur mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Ich erinnere mich noch gut an die wunderbaren Abende, wo ich oft mein Lesen unterbrechen musste, um zuerst zu danken, ja, Gott für die Wahrheiten anzubeten, die so ganz neu und frisch für mich waren. Ich lernte den unendlichen Reichtum kennen, den wir als Gläubige haben, und auch die unendliche Herrlichkeit des Herrn Jesus zu betrachten.

Deshalb möchte ich den jungen Brüdern und Schwestern unter uns zurufen: Lest eifrig betend im Wort Gottes. Lernt eure Reichtümer kennen, lernt die Herrlichkeit des Herrn Jesus kennen, die Herrlichkeit Seiner Gedanken und der Gedanken des Vaters. Dann werdet ihr sehen, weshalb der Herr euch auf der Erde gelassen hat, nämlich um ein Zeugnis von dem zu sein, was ihr durch Seine Gnade geworden seid. Wird Seine Gnade nicht darin verherrlicht, dass die Welt sieht, dass ihr Kinder, ja, Söhne Gottes geworden seid? Wird Er nicht verherrlicht, wenn sie sehen, wie ihr den Herrn lobt und preist (was ja die Bedeutung des Namens Juda ist)? Wird Er nicht verherrlicht, wenn sie sehen, wie glücklich eure Herzen sind, weil ihr den Herrn Jesus kennt und euch in Ihm freut und ihr glücklich seid, einen Ort zu kennen, den ihr immer wieder aufsuchen dürft, in Seiner Gegenwart, wo Er persönlich in der Mitte ist, wo ihr zu Ihm aufblicken könnt, um Ihn mit den Augen des Glaubens zu betrachten? Dann werdet ihr alles empfangen, was nötig ist für euren Weg durch diese Wüste.

Wir danken, treuer Heiland, Dir, dass Du uns nicht gelassen als unversorgte Waisen hier, auf unbekannten Straßen.Bei fremdem Volk, in fremdem Land, wo alle Wege ungebahnt, da sehn wir Deine Tritte.Wir stehen nie verlassen da, Du bist uns allenthalben nah, Du lebst in unsrer Mitte.

Drum danken wir, o Heiland, Dir für Deine Lieb' und Treue. O daß doch jedes Herz schon hier sich Deinem Lob stets weihe!Das ist ja unsre Seligkeit, ist süßer Trost in allem Leid, so lange wir hier wallen.Und wenn wir dort Dein Antlitz sehn und völlig Deine Lieb' verstehn, wird ew'ges Lob erschallen.

Die Berufung der Leviten

(4. Mose 3,5–15)

Das erste Kapitel des 4. Buches Mose zeigt uns, dass alle Männer des Volkes Israel ab zwanzig Jahren und darüber Kämpfer für Gott waren. Es war ihre Aufgabe, die Stiftshütte mit all ihren Geräten gegenüber der Welt zu verteidigen. Das zweite Kapitel zeigt uns, in welcher Anordnung die Stämme bei ihrem Aufenthalt lagern mussten und in welcher Reihenfolge sie wieder aufbrachen. Bei allem war die Stiftshütte der Mittelpunkt, ob sie nun lagerten oder durch die Wüste zogen.

Das dritte Kapitel nun beschäftigt sich mit dem Dienst der Leviten. In Kapitel 1 wird von ihnen gesagt, dass sie nicht gemustert wurden (V. 47–54), und in Kapitel 2 lesen wir, dass ihr Lager in der Mitte der Lager war (V. 17). Aus den beiden ersten Kapiteln könnte man den Schluss ziehen, dass sie nicht zu den Kriegsleuten gehörten. Ich glaube aber nicht, dass dieser Gedanke richtig ist. Auch die Leviten gehörten dazu; doch sie hatten einen besonderen Dienst, der sich nicht in erster Linie auf das Zeugnis im Blick auf die Welt bezog, sondern mehr nach innen auf den Dienst für Jehova, wie wir das nun sehen werden.

Die Leviten gehörten in besonderer Weise Jehova. Er hatte sie Sich anstelle der Erstgeborenen geheiligt. Als Gott in der Nacht des Auszugs der Kinder Israel alle Erstgeburt der Ägypter schlug, hätte Er auch alle Erstgeborenen der Kinder Israel schlagen müssen, wenn sie nicht hinter dem Blut des Lammes Zuflucht gefunden hätten. Die Erstgeborenen werden in Psalm 105,36 die Erstlinge all ihrer Kraft genannt. Gott sieht in dem Erstgeborenen das Haupt der Familie, und somit starb der Erstgeborene repräsentativ für die ganze Familie. Wenn Gott nun die Erstgeborenen des Volkes Israel aufgrund des Blutes des Lammes verschonen konnte, so gab Er dennoch Seine Rechte an sie nicht auf. Hier in 4. Mose 3 sehen wir nun, wie Gott anstelle dieser Erstgeborenen die Leviten für Sich absonderte, damit sie Ihm gehörten (V. 12.13).

Ein zweiter wichtiger Grundsatz in diesem Kapitel ist die Tatsache, dass Gott die Leviten Aaron gab. Vorbildlich erkennen wir darin, dass auch wir in unserem Dienst dem Herrn Jesus gegeben sind. Auf diese Weise wird deutlich, dass unser Dienst als Leviten in besonderer Weise in Verbindung steht mit dem Herrn Jesus. Dieser Grundsatz ist sehr wichtig. Alle Gläubigen sollten Kämpfer Gottes sein, und Gott erwartet das auch von ihnen, sofern sie geistlicherweise älter als zwanzig Jahre sind, d. h. geistlich erwachsen sind. Doch die Leviten sind darüber hinaus in besonderer Weise von Gott berufen, einen Dienst am Hause Gottes zu tun, d. h. Aaron und seinen Söhnen bei der Ausübung des Priesterdienstes zu helfen.

Diese beiden Grundsätze zeigen bereits die Wichtigkeit ihres Dienstes. Und doch waren sie keine Priester. Es ist das dritte Buch Mose, das sich hauptsächlich mit dem Dienst der Priester beschäftigt, und dort können wir nachlesen, welche Anordnungen Gott bezüglich der Darbringung der Opfer und des Eintretens der Priester in das Heiligtum gegeben hat. Alleine Priester durften in das Heiligtum eintreten; das war weder einem Leviten noch einem gemeinen Mann aus dem Volke erlaubt.

Wir haben gesehen, dass alle Gläubigen in unserer Zeit grundsätzlich Kämpfer Gottes sind, aber auch, dass sie grundsätzlich durch ihre Zugehörigkeit zur priesterlichen Familie Priesterdienst ausüben, wie er uns in 3. Mose in den Söhnen Aarons beschrieben wird. Voraussetzung zur praktischen Ausübung des Priesterdienstes ist auch hierbei eine bestimmte geistliche Reife, doch unserer Stellung nach sind wir alle Priester (vgl. 1. Pet 2,5; Off 1,5.6), handelt es sich nun um den jüngsten oder den ältesten Gläubigen.

Es war den Leviten nicht erlaubt, das Heiligtum zu betreten und also auch keinen priesterlichen Dienst auszuüben. Sie waren Aaron als Gehilfen gegeben, und Aaron ist ja ein Vorbild von dem Herrn Jesus als unserem Hohenpriester (Heb 3,1; 7,26; 8,1, usw.), wie Ihn der Hebräerbrief beschreibt. Sein Dienst besteht darin, dass wir Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe (Heb 4,16), damit wir nicht abfallen. Wenn in diesem Brief über Sünde gesprochen wird, so ist das Abfall von Gott, und für einen Abgefallenen gibt es keine Rettung, sondern nur noch Gericht (Heb 10,26–31). Auch wir sind so schwach in uns selbst, dass wir alle abfallen würden, wenn der Herr uns nicht stützte. Wir brauchen immer wieder diese Gnade zur rechtzeitigen Hilfe, und wer Ihm wirklich angehört, wird auch niemals abfallen.

Die Gegenstände im Heiligtum sind Abbilder der himmlischen Dinge (Heb 9,23.24), und so ist auch das Heiligtum ein Bild der Himmel selbst. Wenn wir als Priester in das Heiligtum eintreten, so halten wir uns eigentlich im Himmel, in den himmlischen Örtern auf, wo der Herr Jesus, unser Hoherpriester, bereits jetzt ist. Der Levitendienst hingegen macht uns vorbildlich deutlich, wie der Herr Gläubige hier auf der Erde benutzen will, damit Priesterdienst ausgeübt wird, der Dienst, den Er Selbst als der wahre Aaron tut und wir im Vorbild der Söhne mit Ihm. Wenn der Levitendienst auch kein Priesterdienst ist, so steht er doch in enger Beziehung zu dem Zelt der Zusammenkunft, das wiederum ein Bild des Hauses Gottes, der Versammlung Gottes hier auf Erden ist. Der Herr Jesus als der wahre Aaron, der Hohepriester in der Herrlichkeit, will die Leviten in Seinem Dienst gebrauchen. Das ist es, was den Levitendienst so außerordentlich wichtig macht. Die grundlegende Tatsache ist, dass die Leviten Aaron gehören. Sie waren erstens selbst vor dem Gericht in Ägypten verschont worden und zweitens an die Stelle der Erstgeborenen getreten, die ebenfalls vor dem Gericht in Ägypten verschont geblieben waren. Drittens hatte Gott sie ausdrücklich Aaron und seinen Söhnen gegeben, damit sie ihm dienten. Grundsätzlich sollte in dieser Zeit jeder Gläubige auch ein Levit sein, d. h. also dem Herrn Jesus dienen, und zwar im Hinblick auf den Priesterdienst. Die einzige Autorität über den Diener und den Dienst hat der Herr Jesus, und zwar als der verherrlichte Herr im Himmel, hier in seinem besonderen Charakter als Priester gesehen.

Vorbildlich stand dieser Dienst also in Verbindung mit der Stiftshütte, mit dem Hause Gottes in der Mitte des Volkes, mit allem, was dazugehört. Daraus geht m. E. auch hervor, dass wir in dem Levitendienst nicht so sehr evangelistische Dienste sehen dürfen. Das Evangelisieren steht nur insofern in Verbindung mit dem Haus Gottes, als durch diesen Dienst Menschen aus der Welt diesem Hause hinzugefügt werden. Doch in der engeren Bedeutung des Leviten- dienstes handelt es sich um einen Dienst an dem Volke Gottes zum Nutzen dieses Volkes. Natürlich dürfen wir dabei niemals übersehen, dass es allein der wahre Aaron ist, der Autorität über die Leviten hat. Der Grundsatz für jeden wirklichen Dienst ist, dass er in Gehorsam und Abhängigkeit vom Herrn geschieht. Dann wird der Herr solche gebrauchen, Ihm bei der Ausübung Seines eigenen Priesterdienstes behilflich zu sein, um so Sein Ziel mit den Seinen hier auf der Erde dadurch zu erreichen (wie wir im Hebräerbrief gefunden haben), dass sie Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.

In Vers 15 lesen wir von den Leviten, dass alle Männlichen von einem Monat und darüber gemustert werden sollten. Das ist ein bemerkenswerter Unterschied zu der Musterung der Kämpfer in Kapitel 1, die sich nur auf die Kinder Israel von zwanzig Jahren an und darüber bezog. Wir finden hierin die geistliche Belehrung, dass der Herr Seine Diener von Anfang an kennt und zu einem Levitendienst zubereitet. Dabei denke ich an das, was wir in Galater 1,15 von Paulus lesen, nämlich dass Gott ihn von seiner Mutter Leibe an abgesondert hatte und ihn dann durch Seine Gnade berief, Seinen Sohn in ihm zu offenbaren. Bei seiner Geburt gab der Herr ihm bereits die menschlichen Gaben, die er später für seinen Dienst nötig hatte. Als er sich dann auf dem Weg nach Damaskus bekehrte, gab der Herr ihm zusätzlich die nötigen geistlichen Gaben. Wir erkennen deutlich, wie der Herr Saulus in seinem Leben vor der Bekehrung führte und für seinen späteren Dienst zubereitete. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, wie der Herr auch mich durch meinen Beruf zu dem Dienst heranbildete, den Er mir später gab. Als junger Mann wollte ich durchaus kein Bücherrevisor werden, doch der Herr führte alles so, wie es gut für mich war. Ich erkenne deutlich Parallelen zwischen meiner beruflichen Tätigkeit und dem Dienst, den der Herr mir als Lehrer gegeben hat. So war es auch bei den Leviten. Der Herr wusste von Anfang an, welchen Dienst sie später einmal tun würden. Erst Jahrzehnte später, nachdem sie gemustert waren, übten sie ihren Dienst praktisch aus.

Wie wichtig ist es daher zweitens, dass jeder Dienst in Abhängigkeit von dem Herrn Jesus geschieht. Die Leviten hatten zu tun, was Aaron ihnen gebot. Sie waren ihm persönlich gegeben, um ihm zu dienen. Das ist wirklicher Dienst für den Herrn. Im Licht dieser Wahrheit wird uns klar, wie völlig schriftwidrig jede kirchliche Ordination ist. Das ist eine Abhängigkeit gegenüber der Kirche, aber nicht gegenüber dem Herrn. Die Kirchen ernennen ihre Prediger, und ein Prediger ist der Kirche gegenüber für das verantwortlich, was er predigt. Das steht im Widerspruch zum Worte Gottes. Doch lasst uns nicht übersehen, dass dieselben Gefahren auch in unserer Mitte vorhanden sind. Ist unser Auge allein auf den Herrn Jesus gerichtet, wenn wir einen Dienst tun? Oder schauen wir auf die Geschwister und sprechen so, dass wir möglichst viele Zuhörer haben und sie uns schätzen? Oder fragen wir einzig und allein nach dem Willen des Herrn Jesus, und unterstellen wir uns der Leitung des Heiligen Geistes, so dass Er das durch uns sagen kann, was Er möchte? Ist es nicht allein der Herr, der die Herzen kennt und weiß, was alle nötig haben? Der Herr möchte doch durch das, was wir tun, Seinen Priesterdienst erfüllen.

Aus der Tatsache, dass die Leviten Gott anstelle der Erstgeborenen gehörten, ist ersichtlich, dass der Herr wünscht, dass jeder Gläubige ein Levit ist. Alle Gläubigen sind das Eigentum des Herrn Jesus, weil Er sie durch den Preis Seines Blutes erkauft hat: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlichet nun Gott in eurem Leibe“ (1. Kor 6,20). Alle Gläubigen sind berufen, Levitendienst zu tun! Wir alle gehören zur Versammlung der Erstgeborenen (Heb 12,23). Wir denken bei den Leviten häufig allein an solche, die eine Gabe zu sprechen haben. Selbstverständlich gehört auch das zum Levitendienst, aber Levitendienst geht weiter: Es ist jeder Dienst am Hause Gottes, jeder Dienst, der in Verbindung steht mit der Versammlung Gottes als dem Haus Gottes hier auf der Erde.

Die Dienste der einzelnen sind unterschiedlich. Auch darin unterscheidet sich der Levitendienst grundsätzlich vom Priesterdienst. Ein Sohn Aarons war für jeden Priesterdienst geeignet. Wir finden nirgends eine Aufzählung unterschiedlicher Priesterdienste, die bestimmte Priester ausübten. Eine Ausnahme sind nur die Dienste, die insbesondere Aaron auflagen, also vorbildlich Dienste, die allein der Herr Selbst ausübt. Die Leviten hingegen hatten bestimmte, klar umrissene Dienste. Der eine hatte dies zu tun, der andere jenes, ein dritter wieder etwas anderes. Jeder Levit war verantwortlich für seinen Dienst und nicht den des anderen. Er musste das ihm Aufgetragene in Verantwortung gegenüber Aaron ausüben.

Damit kommen wir zu einem weiteren Grundsatz, nämlich dass jeder Diener dem Herrn verantwortlich ist und sich nicht um den Dienst eines anderen zu kümmern braucht, es sei denn, dass sich Dinge zeigen, in denen er – nicht als Diener, wohl aber als Bruder – unter der Zucht der Versammlung steht. Wie groß die Gabe eines Bruders auch ist und welch gesegneten Dienst er auch ausüben mag, er steht immer unter der Zucht der örtlichen Versammlung. Zwischen ihm und dem einfachsten Bruder besteht in dieser Hinsicht kein Unterschied. Doch was den Dienst betrifft, ist der Diener allein dem Herrn verantwortlich, obwohl selbstverständlich die Versammlung das Recht, ja, sogar die Pflicht hat, diesem Bruder Schweigen aufzuerlegen, falls durch seinen Dienst die Versammlung nicht erbaut wird. Die Versammlung ist dafür verantwortlich, die Dienste, die in ihrer Mitte geschehen, zu beurteilen. Etwas völlig anderes ist es, wenn sie sich einmischt in den Dienst eines Dieners und ihm etwas vorschreiben will. Wenn die Brüder in Winschoten zu mir sagen würden: Dein Dienst ist nicht zur Auferbauung, du schweigst besser in der Versammlung, dann hätte ich zu schweigen. Sie haben das Recht und die Pflicht, das zu tun. Doch wenn sie zu mir sagen würden, dass ich auf der Straße das Evangelium nicht verkündigen dürfe, gingen sie zu weit, denn das ist eine Sache zwischen dem Herrn und mir. Würde ich allerdings mit Fremden zusammen das Evangelium verkündigen, so wäre das wieder eine Sache der Versammlung, denn dadurch, dass ich in Gemeinschaft bin, bringe ich die Versammlung in Verbindung mit diesen Fremden.

So sehen wir, dass auch dieser Abschnitt uns Belehrungen über die Ordnung im Hause Gottes, der Versammlung Gottes hier auf der Erde, gibt. Es geht im vierten Buch Mose nicht um unseren Wandel in den himmlischen Örtern, sondern um unser Verhalten in dieser Welt in Verbindung mit dem Hause Gottes, in dem Gott wohnt und alles so geregelt ist, dass der Herr darin ein Zeugnis für diese Welt hat, dass Er der Herr der Seinen ist. Darin kommen Seine Rechte und Seine Herrlichkeit als Herr zum Ausdruck. Wenn die Welt an uns sehen kann, dass wir die Rechte des Herrn Jesus anerkennen, hat sie ein praktisches Zeugnis der Tatsache, dass es eigentlich die Pflicht jedes Menschen auf Erden ist, Seine Knie vor Ihm zu beugen und zu bekennen, dass Er Herr ist. Einmal werden auch die es tun müssen, die jetzt noch nicht dazu bereit sind (Phil 2,10.11).

Sehen die Menschen dieser Welt in meinem und deinem Verhalten Gehorsam gegenüber dem Herrn? Sehen sie, dass Er in unserer Mitte als Herr anerkannt wird? Sicherlich ist Er nicht der Herr der Versammlung, sondern der Herr eines jeden einzelnen. Welch ein kräftiges Zeugnis ist es für Ungläubige, wenn sie in unserem Leben sehen, dass wir willig aus Liebe und Dankbarkeit unsere Knie vor Ihm beugen und in allem zuerst fragen: Herr, was willst Du, dass ich tue?

Dabei denke ich an 2. Thessalonicher 1,10: „Wenn er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben.“ Wenn der Herr, nachdem Er uns zuvor entrückt hat, mit uns zusammen auf diese Erde zurückkommt, wird Er in allen Gläubigen verherrlicht werden. Dann wird die Welt die Heiligen in der Herrlichkeit sehen, für die der Herr in Johannes 17,22.23 den Vater gebeten hat: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben ...“, und sieht auch, dass der Vater uns geliebt hat, wie Er den Sohn liebte, und dadurch wird der Herr verherrlicht. Aufgrund Seines Werkes hat Er solche, die in 1. Korinther 1 das Unedle der Welt und das Verachtete genannt werden, zu dieser Herrlichkeit gebracht. Doch Er wird auch bewundert in allen denen, die geglaubt haben. Das Geglaubt-haben bezieht sich hier nicht so sehr auf das Annehmen des Evangeliums, sondern auf einen praktischen Wandel im Glauben. Solche wandelten, als sähen sie den Unsichtbaren. Ihr Wandel war ein beredtes Zeugnis ihres Vertrauens auf den Herrn. In solchen wird der Herr einmal bei Seinem Wiederkommen bewundert werden, wenn die Welt sieht, dass die, die sie in ihrem Leben verachteten, in Wirklichkeit ein Glaubensleben mit dem Herrn Jesus führten.

Diesen Grundsatz finden wir auch hier. Wirklicher Dienst für den Herrn geht aus dem Vertrauen auf Ihn hervor. Jeder hat seinen ihm vom Herrn aufgetragenen Dienst. Wir tun den Dienst, den Er uns gibt, wir sind Ihm ja als Diener gegeben, wir sind Sein Eigentum, und wir vertrauen darauf, auch wenn wir nicht alles verstehen im Blick auf unseren Dienst, dass Er keine Fehler macht. Alle Dienste sollen in Abhängigkeit vom Herrn geschehen. Das scheint mit der Hauptgedanke in diesem Kapitel zu sein. Wenn wir in den beiden ersten Kapiteln dieses Buches den Kampf gegenüber der Welt haben, die Verteidigung des Hauses Gottes, so geht es in diesem Kapitel mehr um die innere Ordnung, und daher wird uns der Grundsatz der Autorität des Herrn über Seine Diener besonders vorgestellt. Wie wird

der Herr verherrlicht, wenn wir in jedem Dienst im Blick auf das Haus Gottes, die Versammlung Gottes, Seine Autorität praktisch anerkennen. Möge der Herr uns allen das schenken.

Der Dienst in der Wüste

(4. Mose 3,29–32; Phil 2,5–13; 3,12–21)

Wir finden sowohl im vierten Buch Mose als auch im Brief an die Phi- lipper die Wüstenreise, im Philipperbrief jedoch mehr im Charakter des fünften Buches Mose, wo das Volk zwar noch in der Wüste ist, aber ihre Herzen mit dem Land und den Dingen dort erfüllt sind. Außer in den ersten elf Kapiteln, die einen Rückblick auf die Wüstenreise werfen, handelt das 5. Buch Mose weiterhin nur von dem, was im Land ist. Daran erkennen wir, dass das Herz des Volkes völlig damit erfüllt ist. Das ist geistlicherweise das Ende der Wüstenreise.

Das Volk befindet sich noch in der Wüste, doch in den Ebenen Mo- abs, am Jordan, der die Grenze des Landes bildet. Das ist der Ort, wo auch wir die Kraft finden, die uns in der Wüste aufrechterhalten, ja, uns in Sieg durch die Wüste gehen lassen kann. Diese Kraft finden wir zuerst in der Gesinnung Christi Jesu, als Er hier auf der Erde war, und dann in dem, was Er nun in der Herrlichkeit ist. Philipper 2 beschreibt uns, wie der Herr auf der Erde Seinen Weg ging; Er achtete es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern machte Sich Selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem Er gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze. Die Folge davon war, dass Gott Ihn zum Herrn machte und dass  der Tag kommen wird, wo sich jedes Knie vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist.

In Philipper 3 schreibt Paulus dann von dem Augenblick, wenn der Herr Jesus kommen wird, um uns von dieser Welt wegzunehmen. Er hatte dieses Wissen unmittelbar von dem verherrlichten Herrn im Himmel empfangen, hatte Ihn dort gesehen, und sein praktisches Leben stand damit in Übereinstimmung. Paulus befand sich wirklich in dem Zustand, in dem das Volk in 5. Mose war; zwar noch in der Wüste, aber das Herz mit dem Zukünftigen erfüllt, oder, besser gesagt, mit Dem, der kommt, denn er wartete auf Ihn! Dann betrachtete er den Herrn Jesus nicht, wie Er hier auf der Erde war, sondern wie Er jetzt in der Herrlichkeit ist. Sicherlich ist es so, dass wir niemals vergessen werden, wer der Herr Jesus auf der Erde war und wie Er auf dem Kreuz das wunderbare Werk vollbracht hat. In Offenbarung 5 sehen wir das Lamm wie geschlachtet im Himmel stehen. So werden wir Ihn in alle Ewigkeit als das geschlachtete Lamm sehen.

Doch Er ist jetzt nicht mehr geschlachtet. In Offenbarung 5 sehen wir, dass alles Geschaffene Ihm zujubelt. Nicht nur die vierundzwanzig Ältesten (die Gläubigen des Alten und Neuen Testamentes), sondern auch alle Engel, alles Geschaffene. Die ganze Schöpfung jauchzt Ihm zu, obwohl sie in dem Augenblick noch nicht freigemacht ist, denn was in Offenbarung 5 beschrieben wird, findet kurz nach der Entrückung der Versammlung statt. Doch diejenigen, die im Himmel sind, sehen bereits das vollständige Ergebnis des Werkes des Herrn auf dem Kreuz, und deshalb jubeln sie Ihm zu. Er wird kommen, um die Sünde abzuschaffen (Heb 9,26), und wird die Sünde der Welt wegnehmen (Joh 1,29). Er wird alles zu Gott zurückbringen (Kol 1,19–21). Weil sie das sehen, können sie jubeln, wenn es auch praktisch noch nicht vollkommen erfüllt ist.

Dasselbe sehen wir in Philipper 3. Obwohl der Apostel Paulus noch auf der Erde ist, sieht er die zukünftige Herrlichkeit und das Leben, die sein Teil sein werden. Wie sieht er das? Weil er den Herrn Jesus als den Verherrlichten sieht. Obwohl er in Kapitel 2 sagt: „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war“, und dann das Auge auf Ihn richtet, wie Er hier auf der Erde Seinen Weg in vollkommenem Gehorsam gegenüber dem Vater ging, „indem er gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze“, ist sein Herz mit Dem erfüllt und sein Auge in Wirklichkeit auf Den gerichtet, der einmal hier auf der Erde war, aber jetzt zur Rechten des Vaters in der Herrlichkeit ist und dort bei Ihm wartet, wie Stephanus Ihn in Apostelgeschichte 7,55 sieht: „Als er aber... gen Himmel schaute, sah er... Jesum zur Rechten Gottes stehen.“ Für die Juden galt, was er zu ihnen sagt: „Ich sehe ... den Sohn des Menschen ...