Ausblicke - Andrea Wendeln - E-Book

Ausblicke E-Book

Andrea Wendeln

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Beschreibung

Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die ich im Laufe der Jahre geschrieben habe. Viel zu schade, wie ich finde, sie einfach in der Schublade zu lassen. Für alle, die nicht viel Zeit zum Lesen haben, bei langen Geschichten einfach einschlafen oder einfach nur eine kurzweilige Unterhaltung möchten. Viel Spaß

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Seitenzahl: 106

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Das Buch

Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die ich im Laufe der Jahre geschrieben habe. Viel zu schade, wie ich finde, sie einfach in der Schublade zu lassen.

Für alle, die nicht viel Zeit zum Lesen haben, bei langen Geschichten einfach einschlafen oder einfach nur eine kurzweilige Unterhaltung möchten.

Die Autorin

Andrea Wendeln schreibt seit ihrer Jugend. Wurde 1967 in Oldenburg geboren, wo sie noch heute im Landkreis lebt.

Zahlreiche Gedichte und einige Kurzgeschichten sind in Anthologien erschienen. Dies ist die erste Anthologie ihrer Kurzgeschichten.

Außerdem sind mittlerweile drei Krimis und ein Kinderbuch erschienen. Der vierte Krimi ist in Arbeit…

Inhaltsverzeichnis

1. Die geheimnisvolle Truhe

2. Erkenntnix

3. Männer und der Herbst

4. Eine Maske in London

5. Freiheit

6. Trotz alledem

7. Der Wendepunkt

8. Utopia?

Die geheimnisvolle Truhe

Es war ein herrlich sonniger Frühlingsnachmittag. Nach all den letzten Tagen des Regens, schien nun endlich die Sonne und es herrschte eine angenehme Wärme.

Drei Fenster fluteten den Dachboden mit Licht.

Es war also hell genug für ihr Vorhaben, welches Anna das zweite Mal startete.

Sie wollte endlich alles Unnötige vom Dachboden entfernen, sie brauchte Platz für ihre Staffelei. Denn sie war eine leidenschaftliche Malerin, immer wenn es ihre Zeit zuließ.

Fünf Jahre war es nun her, dass sie das Haus von ihrer Oma geerbt hatte. Doch Maria war ihr, seit ihrem zehnten Lebensjahr, auch eine Mutter gewesen. Seit dem Tag, an dem ein schwerer Autounfall ihr ihre Eltern nahm und Maria die Tochter und den Schwiegersohn.

Das war lange her, aber die Erinnerung daran tat immer noch weh und so versuchte Anna sich auf ihr Vorhaben zu konzentrieren.

Gestern hatte sie schon einiges an Gerümpel aus dem Fenster in den Hof geschmissen, dort hatte sie einen kleinen Container aufstellen lassen. Einige Sachen verpackte sie jedoch sorgsam in Bananenkartons, um sie später auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Sie sah sich um. Wo sollte sie nun weiter machen? Ihr Blick fiel in die Ecke, wo eine riesige Truhe stand und wieder schweiften ihre Gedanken ab.

Wie oft hatte sie sich damals mit ihren Freundinnen, die Kleider daraus angezogen und Modenschau gespielt. Anna hatte sofort die Bilder dazu vor Augen. Auch der große Spiegel stand noch an der einen Wand gelehnt, worin sie sich immer betrachtet hatten. Den Spiegel wollte sie auf jeden Fall behalten, sie würde ihn aber an einer Wand aufhängen, sie müsste nur noch sehen wo.

Ein Lächeln flog durch ihr Gesicht, aber nur einen Augenblick.

Das große Bücherregal an der Wand holte sie zurück, das musste sie auch noch durchsehen, dachte sie.

Sie hatte aber noch keine Ahnung, ob sie die Bücher behalten sollte oder dass ein oder andere auf dem Flohmarkt verkaufen. Ganz oben auf dem Bücherregal stand auch noch immer die kleine geheimnisvolle Truhe.

Sicher, sie war bei weitem nicht so groß wie die Truhe mit den Kleidern, aber das Interesse an ihr war immer größer. Natürlich, denn sie hütete ein Geheimnis. Noch nie hatte sie da reinsehen dürfen.

Anna hatte sich schon als Kind gefragt, was darin wohl verborgen war. Verschlossen war der Inhalt unerreichbar für sie, und sie hatte auch keine Ahnung welcher Schlüssel dazu gehörte. Großmutter wollte ihr nie verraten, was darin war, auf ihre Fragen meinte sie immer `nur altes Zeugs, das ist doch langweilig´.

Oft hatte Anna sich vorstellt, wie sie die Truhe öffnen würde und was sie darin finden könnte. Anna schüttelte den Kopf beim Gedanken daran und lächelte. Ja, diese kleine Truhe hatte ihre Fantasie als Kind sehr angeregt.

Ob sie es je herausbekommen würde? Sollte sie die Truhe jetzt einfach aufbrechen? Ihre Oma war tot, keiner würde sie aufhalten, dachte sie einen Moment.

Doch dann schüttelte sie den Kopf, sie hatte jetzt Wichtigeres zu tun. Anna sortierte fleißig weiter, nun die Bücher, in Kartons für den Flohmarkt und in den Container für den Müll.

Bei einigen Sachen fiel ihr die Entscheidung echt schwer, hingen doch Erinnerungen daran. Aber man konnte nicht alles aufbewahren und wozu brauchte sie noch den alten Puppenwagen oder ausrangierte Lampen?!

Sie wusste nicht einmal, ob die Lampen noch funktionierten, dachte sie und versuchte nicht allzu viel Staub beim Aufräumen hochzuwirbeln.

Ein Glück nur, dass sie die Fenster geöffnet hatte, so zog der Staub gleich nach draußen und die frische Luft war angenehm.

Die Zeit rannte nur so dahin und Anna bemerkte, dass sie Hunger hatte. Nur noch das Bücherregal, dachte sie, und krempelte sich die Ärmel hoch. Als erstes nahm sie die kleine geheimnisvolle Truhe vom Bücherregal und stellte sie auf die Große. „Zu dir komme ich später“, sagte sie und lachte.

Jedes Buch schaute sie sich genau an. Einige waren sehr alt und selten, viele auch neuer, aber auch Massenware und wieder andere hatten Widmungen. Es dauerte ganz schön lange alle durchzusehen, doch sie wollte nicht aus Versehen ein falsches Buch wegwerfen. Anna überlegte gerade, welche sie davon behalten oder ob sie sie einem Fachmann zeigen sollte. Da fiel aus einem besonders alten Exemplar, welches sie sich gerade anschaute, ein kleiner Schlüssel.

“Hoppla“, entfuhr es ihr. Sie hob ihn auf und wollte ihn schon aufs Regal legen, dann hielt sie inne und schaute ihn fragend an. Kleiner als ein Türschlüssel, dachte sie.

“Na, wenn du mal nicht zu der geheimnisvollen Truhe gehörst“. Sie ging zu ihr und probierte vorsichtig den Schlüssel. Dann hörte sie wie innen der Riegel zurück schnappte und die Truhe war plötzlich auf.

Anna war so gespannt, sie holte tief Luft und öffnete dann ganz vorsichtig den Deckel. Die Truhe offenbarte eine Menge Papier. Da waren Fotos, Briefe und sogar ein Tagebuch. Anna setzte sich auf die große Truhe und starrte auf das oberste Foto. Es zeigte ihre Oma Maria als junge Frau in den Armen eines jungen Mannes. Sie schienen um die Wette zu lächeln vor Glück. Doch, das war nicht ihr Großvater. Sie wusste nur zu gut, wie ihre Großeltern früher aussahen, hing doch das Hochzeitsfoto der beiden noch immer im Wohnzimmer. Diesen Mann hatte Anna noch nie gesehen. Sie nahm es vorsichtig und drehte es um. Maria und Tonio, stand da, Sommer 1965. Komisch, dachte Anna, im Herbst 1965 hatten doch Oma und Opa geheiratet.

Anna überlegte kurz ob es richtig war, sich alles anzugucken, immerhin wurde es all die Jahre verschlossen gehalten. Doch dann packte sie alles zusammen wieder in die geheimnisvolle Truhe und nahm sie mit runter in die Küche. Sie wollte sich den Inhalt in Ruhe ansehen, doch erstmal musste sie etwas gegen ihren Hunger tun.

Sie machte sich schnell etwas zum Abendbrot und konnte es kaum erwarten, alles genauer anzusehen. Was für ein Geheimnis steckte in dieser Truhe? Und wer war dieser gutaussehende junge Mann neben ihrer Oma? Sie nahm also ihr Brot, setzte sie sich aufs Sofa und schaute sich den Inhalt der Truhe genauer an. Da war ein Tagebuch, doch das legte sie erstmal beiseite und holte eines nach dem anderen raus. Auf den anderen Fotos war ihre Oma auch mit diesen mysteriösen Tonio abgebildet. Allerdings meist mit einer Gruppe anderer Personen. In der Gruppe entdeckte sie auch ihren Opa. Sie legte die Fotos beiseite, um sich die Briefe etwas näher anzuschauen. Wieder hielt sie inne.

Aber nein, was sollte es, ihre Oma war tot, ebenso wie ihr Opa und sie wollte jetzt endlich wissen, was es mit diesem Tonio auf sich hatte. Was das für Leute auf den Fotos waren und warum Oma immer so ein Geheimnis um diesen Inhalt gemacht hatte.

In der Truhe lag ein Stapel mit Briefen. Sie waren liebevoll mit einem roten Satinband zusammengeschnürt. Anna öffnete die Schleife und stellte fest, dass die Briefe alle nach Datum sortiert waren.

Schon nach kurzer Zeit stellte sie fest, dass die Briefe fast alle von diesem Tonio waren, fast ein Dutzend Briefe.

Doch unter Tonios Namen stand eine Absenderadresse in Italien. Wie passte das mit dem gemeinsamen Foto zusammen?

Anna begann die Briefe zu lesen.

Sie machte immer wieder eine Pause, um das Gelesene erst einmal zu verarbeiten, holte dabei tief Luft. Tonio war ganz offensichtlich hier im Ort als Gastarbeiter tätig. Leider musste er nach drei Jahren wieder zurück in seine Heimat, da seine Mutter schwer erkrankt war. Oma Maria und Tonio waren ganz offensichtlich ein Liebespaar. Die beiden verband eine sehr innige Liebe. Anna wurde heiß und kalt, damit hatte sie nicht gerechnet.

Tonio erwähnte in seinen Briefen immer wieder seine starke Liebe zu Maria und dass er sie unendlich vermisste. Er bat sie immer wieder, doch zu ihm nach Italien zu kommen um seine Frau zu werden. Anna legte die Briefe beiseite und nahm erst einmal einen großen Schluck von ihrem Tee. Davon hatte Oma Maria ihr nie ein Wort gesagt. Aber hätte sie nichts für ihn empfunden, hätte sie die Briefe von ihm doch nicht aufbewahrt und so liebevoll mit dem roten Satinband zusammengebunden. Anna sollte Maria noch verstehen.

Nachdem Anna von ihrem Abendbrot abgebissen und abermals einen Schluck von ihrem Tee genommen hatte, las sie weiter.

In den zehnten und letzten Brief bat Tonio seine Maria, endlich zu antworten. Seine Mutter war gestorben. Ein Wort von Maria und er würde sofort zu ihr nach Deutschland zurückkommen. Immer wieder bat er sie, ihm doch zu antworten, in den letzten Briefen. Ansonsten wäre dieser hier, sein allerletzter Brief, schrieb er. Da er dann annehmen müsste, dass ihre Liebe zu ihm nicht so groß war, wie die seine zu ihr. Dieser letzte Brief war von März 1967.

„Das ist ja wohl ein Hammer“! Entfuhr es Anna.

Da war sie doch schon mit Opa Richard verheiratet und Mama war geboren, dachte Anna.

Plötzlich bemerkte sie, dass das Papier irgendwie anders war, so komisch, so wellig. Dann wurde Anna bewusst, dass dieser Brief nass geworden war. Sollte Maria etwa geweint haben? Anna sah sich das Papier genauer an, ja dachte sie, es sah ganz so aus.

Anna legte den Brief beiseite und nahm noch einen großen Schluck von ihrem Tee. Gedanken schwirrten ihr wild durch den Kopf, ihr war fast ein wenig schwindelig.

Wieso hatte Maria nicht auf die Briefe geantwortet? Denn das hatte sie ja wohl offensichtlich nicht. Oder war dieser Tonio einfach nur aufdringlich, hoffnungslos in Maria verliebt? Ohne Zweifel kannte Maria da schon ihren Richard. Wusste Tonio nichts von Richard oder warum erwähnte er ihn in keinen seiner Briefe? Plötzlich klingelte das Telefon und riss Anna unsanft aus ihren Gedanken. Ihre Freundin Clara wollte wissen, wie weit sie bereits war, ob sie noch rüber kommen sollte zum Helfen.

Clara war ein wahrer Schatz, dachte Anna, eine wahre Freundin. Doch irgendwie wollte Anna jetzt lieber allein sein und überlegte wie sie das ihrer Freundin Clara am besten sagen konnte.

“Ist alles in Ordnung mit dir Anna?“ Wollte Clara wissen, weil Anna am Telefon schwieg.

“Oh, ja ja ich möchte nur ein paar Dinge in Ruhe durchsehen weißt du“? meinte Anna.

Natürlich verstand Clara. „Du weißt ja wo du mich findest“, sagte sie und wünschte Anna noch einen schönen Abend.

Anna wollte sich noch einen Tee machen, bevor sie weiter in der Truhe stöberte, holte sich dann aber eine Flasche Wein und ein Glas. Sie nahm einen Schluck von dem Wein und versuchte sich zu sammeln.

Sie würde nie und unter keinen Umständen das Tagebuch einer Person lesen. Sie war sich jedoch sicher, dass Marias Tagebuch Antworten auf Ihre Fragen hatte.

Sie kämpfte kurz mit sich. Was würde Maria sagen, überlegte sie. Anna raufte sich die Haare. Warum hatte Maria nur so ein Geheimnis um diesen Tonio gemacht? Wusste Richard eigentlich von ihm?

Sie atmete tief durch und nahm das Tagebuch. Sie überflog die ersten Seiten bis im Herbst 1963 das erste Mal der Name Tonio auftauchte.

Maria arbeitete bei einer Polsterfabrik im Büro. Sie lernte Tonio bei einem Betriebsausflug kennen, da er ebenfalls in der Fabrik arbeitete. Antonio, wie er richtig hieß, und Maria verstanden sich ausgesprochen gut. Ja, auch Maria war in Tonio verliebt.

„Du meine Güte“! Entfuhr es ihr.

Anna musste immer wieder eine Pause machen. Anstatt Antworten auf Ihre Fragen zu bekommen, schienen sich immer mehr Fragen auf zu tun, sie seufzte. Dann las sie weiter… eine halbe Stunde… eine ganze Stunde. Tränen liefen ihr plötzlich durchs Gesicht, schnell legte sie das Tagebuch zur Seite und nahm sich ein Taschentuch. Sie hatten sich geliebt, wusste Anna nun, und es war die ganz große Liebe.

Maria und Tonio wollten heiraten. Sie planten schon ganz euphorisch, wollten aber noch ein Jahr warten, damit sie genug Geld für eine Hochzeit hatten. Denn Tonios Familie sollte auch aus Italien dazukommen.



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