Australien anders als gedacht - Anna-Maria Danzeisen - E-Book

Australien anders als gedacht E-Book

Anna-Maria Danzeisen

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Beschreibung

Manchmal kommt es anders als man denkt... Ein Jahr in Down Under - eine Reise voll spannender Begegnungen mit wilden Tieren, australischen Kuriositäten, einzigartigen Naturerlebnissen und gastfreundliche Einheimische. Das ist was man von Australien erwartet. Doch wer hätte gedacht, dass man als Backpacker auch auf schwimmende Homo Sapiens, neugierige Haie, aufdringliche Maus im Auto oder diebische Dingos trifft. Und wozu braucht man eigentlich 3 Autos um den ganzen Kontinent zu bereisen?1 Jahr verläuft eben anders, als geplant. Dieses Buch erzählt auf witzige, unterhaltsame und spannende Art und Weise über das Leben auf Campingplätzen, Arbeiten in fremder Kultur und auch von den vielen Pannen und Missgeschicken des Backpacker-Alltags. Dazu bietet dieser authentische Reisebericht viele hilfreiche Tipps und Tricks von der Wahl des richtigen Visums, den notwendigen Formalitäten zum Autokauf bis hin zur Steuererklärung. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die ihr eigenes Abenteuer auf dem roten Kontinent erleben möchte oder vom Reisen träumen.

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Inhalt

Vorbereitungszeit

Flug nach Singapur als kleiner Zwischenstopp

Ankunft in Adelaide

Tune Up Yourself

Der Erste Richtige Job

Ankunft in Berri – Vom Regen in die Traufe

Die Ersten Erlebnisse auf dem Campingplatz

Der dritte Versuch des Fruit Pickings

So ein Zirkus

Endlich Shark Diving

Wilde Bestien und andere Pannen

Arbeit in Cadell

Ab durch die Mitte

Der Sturm

Das Auge des Orkans

Ungewohnte Wege

Neustart mit Hindernissen

Das Schöne am Reisen

Das Ende der Reise mit viel Adrenalin

Epilog

Tipps von A-Z

Autokauf in den verschiedenen Bundesstaaten Australiens

Danksagung

Vorbereitungszeit

Work and Holiday in Australien sollte es werden. Das war mein Traum. Nach langem Reden konnte ich auch Sando davon überzeugen mitzukommen. Also hieß es drei Jahre lang erst mal sparen, sparen und noch mal sparen, da wir genügend Geldreserven haben wollten. Nach unendlich erscheinenden zweieinhalb Jahren war es bald so weit. Aber wir wussten erst mal nicht so richtig wie man das am besten anstellt. Also suchten wir stunden- und tagelang im Internet nach Tipps und Tricks. Dieser Schwall an Informationen überforderte mich manchmal ganz schön. Die Tatsache, das jeder etwas in dieses Forum schreiben kann, ohne jemals in Australien gewesen zu sein, machte die Sache nicht einfacher. Doch Organisation wollten wir auch keine nehmen. Wir waren der Meinung, dass wir das alles alleine hinbekommen. Eigentlich sollte es ja nicht so schwer sein: Einen Flug buchen, Auslandskrankenversicherung raus suchen, Visum beantragen und dann kann es losgehen. So einfach war es dann doch wieder nicht, denn da hängt noch vieles Andere dran. Man muss eine australische Steuernummer und einen Reisepass beantragen, die Auflösung oder Untervermietung der eigenen Wohnung organisieren und zu guter Letzt die Abschiedsfeier vorbereiten. Natürlich hat man es gut, wenn man noch keine eigene Wohnung hat. Wir hatten dieses Glück nicht.

Nachdem wir die notwendige Hilfe für den Visumsantrag hatten, wollten wir ihn auch gleich ausfüllen. Dabei merkten wir, dass es gar nicht so kompliziert war, wie wir immer dachten. Man gibt ganz normal seinen Namen an, ob man irgendwelche Krankheiten hat oder strafrechtlich verfolgt wurde. Der Antrag ist zwar in Englisch aber man kann dieses ja über das Internet übersetzen lassen. Im Grunde war es einfach nur ein Kreuztest. Also nicht wirklich kompliziert. Nach 30 Minuten war es auch schon geschafft und wir konnten das Formular online abschicken. Nach zwei Tagen voll bangen kam dann die erlösende Nachricht: »Congratulation your VISA has been granted. Die E-Mail war so unscheinbar, dass wir die Tatsache erst beim zweiten Hinschauen realisierten. Die Freude war riesig, denn damit stand uns nichts mehr im Weg. Nun konnten wir auch endlich den Flug buchen. Da wir das günstigste Angebot bekommen wollten, hat auch das einige Stunden in Anspruch genommen. So probierten wir verschiedene Städte wie Frankfurt, München oder Berlin sowie verschiedene Ziele wie Adelaide, Sydney und Melbourne aus. Wir haben auch verschiedene Tage getestet, da dies manchmal einen Unterschied von 100 bis 200 € ausmachen kann. Weil wir nicht wirklich 34 Stunden am Stück fliegen wollten, haben wir uns entschlossen in Singapur eine viertägige Pause einzulegen. Es ist zu empfehlen, dass man einen Flug von Deutschland nach Singapur beziehungsweise Kuala Lumpur oder andere asiatische Städte bucht und dann mit einer der asiatischen Billigairlines weiterfliegt. Wir hatten von Singapur einen Weiterflug nach Adelaide, da diese Zielstadt am günstigsten war. Zwar hatten wir bei dem letzten Flug absolut keinen Luxus, wie Essen oder Unterhaltung. Nicht mal eine Decke zum Schlafen aber wir haben so insgesamt nur etwa 650 € bezahlt.

Als wir endlich den richtigen Flug gefunden hatten und buchen wollten, mussten wir feststellen, dass unser Kreditkartenlimit ja auf 500 € beschränkt war und der Betrag somit nicht für zwei Flugtickets ausreicht. So mussten wir erst mal zur Bank gehen und das Limit erhöhen. Nach ein paar Tagen konnten wir den zweiten Anlauf starten. Dabei sind wieder vier Stunden vergangen, da die Fluglinien ihre Preise jeden Tag ändern.

Nachdem das geschafft war, mussten wir uns für eine Auslandskrankenversicherung entscheiden. Bei dem heutigen Angebot und den Kleinklauseln ist das gar nicht so einfach. Also versuchten wir im Internet passende Versicherungsvergleiche zu finden. Da wir uns den Zeitpunkt unserer Rückkehr offen halten wollten, haben wir eine passende Versicherung für zwei Jahre mit einer Selbstbeteiligung von 50 € abgeschlossen. Trotz dem wir unserem Ziel näher gekommen sind, gab es immer noch so Vieles zu erledigen. Weil wir als Backpacker mit Rucksack unterwegs sein wollten, musste das passende Gepäck erst mal gefunden werden. Oft wird die Frage gestellt, ob ein Tragerucksack oder ein Koffer für so eine Reise besser sei. Dabei müssen wir sagen, dass wir einen Rucksack bevorzugen, da man gut mal einen Tag durch eine Stadt laufen kann und keinen Koffer hinterher ziehen muss. Es kommt auch immer darauf an, wie man reisen will. Wenn man nur mit dem Bus von Hostel zu Hostel fahren will, kann so ein Koffer praktischer sein aber wenn man trampen will, ist ein Rucksack praktischer. Natürlich gibt es auch Rucksäcke mit Rollen dran, doch meistens haben diese nicht so bequeme Tragegurte und sind nicht unbedingt dafür geeignet, stundenlang getragen zu werden. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für uns war klar, dass wir einen ordentlichen Tragerucksack haben wollten. Da wir beide Kinder vom Dorf sind, mussten wir zur nächsten größeren Stadt fahren, um uns einen zu besorgen. Natürlich kann man das im Internet bestellen aber ich habe gemerkt, dass nicht jeder Rucksack für mich passt. Selbst im Fachgeschäft mit Fachverkäufer hat es stundenlang gedauert, bis ich den richtigen gefunden hatte. Daher würden wir von einem Internetkauf abraten. Nachdem auch diese Hürde überwunden war, konnten wir uns endlich auf die bevorstehende Reise vorbereiten. Doch vorher mussten wir noch unsere Sachen einlagern und unsere Wohnung abgeben. Dann konnten wir endlich die Abschiedsparty feiern. Natürlich sind Tränen geflossen und das Herz wurde schwer aber für die Verwandten und Freunde ist es immer schlimmer als für einen selbst, weil man sich auch auf das Abenteuer freut.

Nun war es endlich soweit und der Rucksack wurde ganz stolz gepackt. Aber bei 65 Litern muss man sich ganz genau überlegen was man mitnimmt. Am besten man packt den Rucksack und dann nimmt man die Hälfte weg und packt ihn noch mal neu. Dann hat man kein unnötiges Zeug dabei, das man mit sich rumschleppen muss. Des Weiteren ist es ratsam, dass man wirklich nur praktische Sachen einpackt, also warme und kurze Sachen, alle gleiche Farben und am Besten nicht gerade das Lieblingsoberteil, da man die Sachen aller 14 Tage wäscht und die Sachen dadurch ausbleichen und die Wäsche dabei nicht sehr sauber wird. Daher empfehle ich keine weißen Sachen mitzunehmen und keine Jacke, die nur offen gut aussieht. Aber auch das haben wir gemeistert und nun konnte es endlich los gehen.

Flug nach Singapur als kleiner Zwischenstopp

Nach einer kleinen Verabschiedung von Sandos Familie schaffte uns Oma zum Zug. Dort trafen wir auch kurz noch einmal meine Schwester; zu kurz im Nachhinein. Als wir nach Dresden fuhren, fühlten wir uns wie ein nervöser Kolibri auf Speed. Dort hat uns noch einmal meine Mutter verabschiedet.

Um 23:00 Uhr trennten wir uns von ihr. Langsam stellten wir auch fest, dass die Rucksäcke ganz schön schwer sind und wir eventuell zu viel mitgenommen hatten.

Eine halbe Stunde später kam der Bus nach Frankfurt an. Wir konnten die schweren Rucksäcke verstauen und endlich schlafen, wenn man das so nennen kann in einem Bus.

Nachdem wir die Nacht relativ gut durchschlafen konnten kamen wir in Frankfurt an und frühstückten erst einmal standesgemäß bei Starbucks.

Nun hieß es die Zeit bis zum Abflug herum bringen. Nachdem wir wussten, wie wir am besten zum Flughafen kommen würden, haben wir uns noch etwas die Stadt angesehen. Für mich war es das erste Mal in Frankfurt am Main. Also haben wir uns den Römer, den Dom, die Frankfurter Börse und die europäische Zentralbank angeschaut.

Leider nur von außen, denn erstaunlicherweise war alles erst ab um zehn geöffnet. Eins wussten wir zu dieser Zeit auf jeden Fall: Ja, die Rucksäcke waren zu schwer und ja, wir haben definitiv zu viel mitgenommen. Als nächstes besuchten wir Sandos alte Kollegen um ihnen mit einem breiten Grinsen verkünden, dass wir für eine Weile aussteigen! Ein tolles Gefühl.

Danach haben wir uns entschieden die Rucksäcke erst einmal abzusetzen, statt weiter durch die Stadt zu laufen. Also gönnten wir uns eine Pause an der Uferanlage des Mains.

Nachdem endlich genug Zeit verstrichen war, konnten wir abends am Flughafen einchecken. Dabei haben wir gelernt, dass man keine Kaugummis nach Singapur mitnehmen darf. Diese machen sich nicht so schön auf den blank geputzten Straßen dieser Stadt.

Etwas zerknittert aber glücklich kamen wir bald am Flughafen in Singapur an und haben erst einmal unser Hostel gesucht. Wir wollten die Rucksäcke nun wirklich nicht noch länger tragen. In der Unterkunft angekommen, haben wir erst einmal schön warm geduscht, da wir ja total durchgeschwitzt vom Flug waren. In Singapur waren es angenehme 30 Grad. Nach dem wir erfrischt waren, gingen wir durch die Straßen und bemerkten, dass diese Stadt wirklich sehr sauber war. Die Strafen für das Wegwerfen von Müll betragen bis zu 1000 Singapur – Dollar (SD) und für eine weggeworfene Zigarette sogar 5000 Singapur – Dollar. Echt heftig, aber es hilft. Vielleicht sollten wir das einmal in Deutschland einführen.

Auf dem Weg durch die Stadt sahen wir eine Moschee. Da war ein kleiner Park, aus dem man den Gebetsaufruf hören konnte. Auch wir, die sich ganz klassisch europäisch Pizza geholt hatten, lauschten diesem Aufruf. Dabei mussten wir feststellen, dass es etwas Beruhigendes hatte. Allgemein ist uns aufgefallen, dass in Singapur sehr viele Kulturen und Religionen zusammen leben.

Am nächsten Tag trafen wir eine Freundin, welche ich als Au Pair in den USA kennen gelernt hatte. Gemeinsam wollten wir die Stadt erkunden.

Nach Sushi zum Mittag gingen wir zu einem Hotel, das einem Schiff ähnelte und auf dessen Dach ein Schwimmbecken war, das direkt an der Kante des Gebäudes endete. Wir wollten schauen wie weit man da an diesen Pool ran kann. Oben gab es auch eine Bar an der man für acht Singapur – Dollar, circa vier Euro, ein Glas Wasser bestellen konnte. Darauf haben wir dann doch verzichtet. Wir waren zwar oben und haben auch schöne Fotos gemacht, zum Pool jedoch konnten wir nicht, da dieser nur den Hotelgästen zur Verfügung stand. Nach dieser schönen Aussicht gingen wir zum »Garden of the Bay«. Da gab es total viele Pflanzen und ganz hohe Bäume, die denen im Film »AVATAR« glichen und wir konnten uns eine wundervolle Lichtshow ansehen. Danach haben wir diesmal traditionell asiatisch gegessen, es gab Rochen, Muscheln und chinesische Nudeln. Ich musste an diesem Abend feststellen, dass man meiner Freundin, die Asiatin ist, nicht trauen sollte wenn sie sagt, dass es nur ein bisschen scharf sei. Ich habe mir doch glatt den Hals verbrannt.

Abends mussten wir uns leider schon wieder von meiner Freundin verabschieden, da sie keine Zeit mehr hatte.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Insel Sentosa und legten einen Badetag ein. Dort war es anfänglich wie im Paradies. Doch leider mussten wir feststellen, dass diese Insel ein reiner Vergnügungsort ist, ausgestattet mit vielen Adventureparks, Hotels und ähnlichen Etablissements. Voll entspannen konnte man da nicht wirklich.

Außerdem ist uns aufgefallen, dass die komplette Insel einfach nur künstlich gebaut wurde. Selbst die Steine waren nur aus Beton nachgebaut und der Sandstrand nur aufgeschütteter Sand. Wir haben auch gemerkt, dass wir uns doch besser hätten eincremen sollen. Naja, shit happens. Rot ist ja auch mal eine andere Farbe, als immer nur weiß.

Am Abend aßen wir zur Abwechslung mal indisch. Das Essen war auch sehr scharf und wurde nur auf einen Tablett ohne Teller serviert. Wir bekamen wahrscheinlich auch nur deshalb Besteck, weil wir Europäer sind.

Am nächsten Morgen schlenderten wir durch Chinatown und besuchten einige buddhistische und hinduistische Tempel. Dort konnten wir auch bei den Gebeten zuschauen. Das war sehr interessant anzusehen.

Nach der kulturellen Einlage gingen wir noch zum Hafen und sahen uns den berühmten, Wasser spuckenden Löwen an. Abends fuhren wir dann ganz romantisch mit den Cable Cars von Singapur. Das ist ähnlich wie eine Berggondel, die einmal über den Hafen fährt. Wir hatten sogar in einer Gondel echt schöne Blumen drin. Singapur ist in der Nacht auch einfach wunderschön.

Doch wir wollten ja Australien sehen. Also verließen wir Singapur, um das richtige Abenteuer zu starten.

Ankunft in Adelaide

Wieder voll bepackt, machten wir uns auf den Weg zum Flughafen und da dieser sehr sehenswert ist, checkten wir schon fünf Stunden vorher ein. Der Flughafen ist aber so groß, dass man sich verlaufen kann und natürlich haben wir uns prompt verlaufen. Dadurch haben wir leider eine kostenlose Tour verpasst. Ja richtig gelesen, der Flughafen soll so sehenswert sein, dass man zweistündige Touren machen kann. Stattdessen haben wir uns die Gärten, einen Orchideengarten, einen Sonnenblumengarten und einen Kakteengarten, angesehen. Dabei sind manche Gärten draußen an der Luft, wo man direkt die Flugzeuge sehen konnte. Das war schon echt klasse gemacht. Falls man mit Pflanzen nichts am Hut hatte, konnte man in ein kostenloses Kino gehen, Battle Field 3 oder Play Station spielen, shoppen gehen oder die Kois in den Teichen beobachten. In diesem Flughafen gab es alles, was man so brauchte, um sich die Zeit zu vertreiben. Wir mussten ganz schön aufpassen, dass wir den Flieger nicht verpassen. Deshalb mussten wir leider auch den Schmetterlingsgarten weglassen, da dieser sich auf einem anderen Terminal befand und unsere Zeit zu knapp wurde. An unserem Gate angekommen, wurde es uns irgendwie mulmig zumute, da wir in den Nachrichten gehört hatten, dass ein Flieger auf dem Weg von China nach Kuala Lumpur verschwunden ist. Unser Flieger hatte auch noch Verspätung, was dieses Gefühl auch nicht besser machte. Aber zum Glück sind wir gut angekommen, auch wenn der Unterschied vom Singapurer Flughafen und dem von Kuala Lumpur wie Tag und Nacht war. Gestartet sind wir von einem super modernen Flughafen und umsteigen mussten wir in einem Flughafen, in dem man vom Flugzeug über die Landebahn und, so fühlte es sich jedenfalls an, einmal um den ganzen Flughafen herum zum Terminal laufen musste. Und das alles auch noch ohne Beschilderung und ohne Personal, welches einem den Weg weist. Da hieß es erst einmal dem Herdenprinzip zu folgen: Einfach der Masse nachlaufen. All das ähnelte für mich einer Zeitreise zurück in die siebziger Jahre. Aber gut, zum Umsteigen musste es reichen. In dem Moment bezweifelten wir, dass unser Gepäck auch richtig ankommen würde, wenn man sich da so die » motivierten« Mitarbeiter anschaute, die nur herum saßen und miteinander quatschten.

Zum Glück hat letztendlich doch alles super geklappt.

Nach einer Gesamtflugzeit von acht Stunden sind wir gut in Adelaide angekommen. Leider mussten wir feststellen, dass keine U-Bahn vom Flughafen aus in Richtung Stadt fuhr. So waren wir gezwungen uns irgendwie durchzufragen, um herauszufinden mit welchem Bus wir zu unserem Hostel kommen würden. Zum Glück hatten wir einen super netten Busfahrer, der uns sehr geholfen hat.

Übermüdet, genervt und total hungrig fanden wir endlich das Hostel. Jetzt erst mal richtig was essen gehen! Am Anfang waren wir etwas geschockt, weil der Ort doch sehr den USA ähnelte. Gerade in dem Restaurant gab es ganz viele dicke Menschen, aber das muss wohl an dem Restaurant gelegen haben, denn so dick sind die Australier nicht.

Aber auch der ganze Ort, die kleinen flachen Häuser, die großen neuen Autos und die großen Straßen glichen in vielem der USA.

Da wir dem Jetlag entgegen wirken wollten, haben wir versucht es zu vermeiden schon nach australischer Zeit um 14:00 Uhr ins Bett zu gehen. Das war in Deutschland immerhin 4:30 Uhr Morgens. Deshalb machten wir eine Bootstour mit, bei der man Delphine beobachten konnte. Doch da wir in der Nacht geflogen sind, man im Flugzeug nicht wirklich schlafen konnte und wir zu diesem Zeitpunkt mehr als 24 Stunden wach waren, waren wir leider so übermüdet, dass wir diese Tour nicht wirklich genießen konnten. Wir haben zwar Delphine gesehen aber wir waren mehr damit beschäftigt wach zu bleiben, als uns darüber zu freuen. Nach dieser Tour wollten wir etwas im Supermarkt einkaufen gehen. Die Australier sind so schlau, wenn am Sonntag ein Feiertag ist, den Sonntag einfach auf Montag zu verlegen, damit sie nicht um einen freien Arbeitstag beschissen werden. Also war natürlich alles geschlossen. Wobei wir das System im Nachhinein auch für Deutschland ganz gut fänden! Glück im Unglück: Eine Fast-Food Pizzeria war gleich um die Ecke und hatte sogar Montag als Angebotstag. Ich musste mich danach hinlegen, weil mir ständig die Augen zufielen. Sando hat sich in der Zeit mit anderen Backpackern unterhalten. Die meisten waren ebenfalls aus Deutschland. Also wird erst mal nichts, mit Englisch lernen.

Die nächsten zwei Tage waren mit wichtigen Erledigungen gefüllt: Wir waren einkaufen, haben uns um eine australische Handynummer gekümmert, eine Steuernummer beantragt, Bankkonten eröffnet und den Lebenslauf noch einmal aufgeräumt. Das war irgendwie echt anstrengend, da man nach der Erledigung seiner Aufgaben immer so einen halb angefangen Tag hatte und wir dann nicht wirklich wussten, was wir mit dem Rest des Tages machen sollten. Hier machte nämlich alles schon um 17:00 Uhr zu. Das Hostelleben insgesamt ist eine reine Nervensache. Man muss sich erst daran gewöhnen, dass man in der Küche keinen Platz zum Kochen hat weil acht andere gleichzeitig kochen wollen. Beim Duschen muss man sich mehr oder weniger beeilen, weil schon der nächste an der Tür steht. Oft mussten wir mit angeschaltetem Licht einschlafen, da Mitbewohner in unserem Zimmer es anließen. Und natürlich war nicht immer alles so sauber, wie man es von zu Hause kennt.

Aber gut, man kann sich an alles gewöhnen. Sando möchte anmerken, dass diese Beschwerden hauptsächlich von mir kommen, da die Montage ihn für solche Lebenssituationen doch recht gut vorbereitet hat. Das fehlte uns nach unserer Familie und Freunden am meisten, dass man einfach irgendwo ein bisschen Ruhe und Sauberkeit hat. Aber naja, wir wollten das ja so! Man könnte sich auch einfach ein Hotel buchen oder zu mindest ein privates Zimmer. Bedenkt man jedoch, dass ein privates Einzelzimmer 60 australische Dollar kostet und ein geteiltes Zimmer gerade mal 36 Dollar, dann überlegt man sich das schon genau. Erst recht wenn man nicht mal weiß, wie schnell man einen Job finden kann.

Zum Glück waren die ganzen organisatorischen Dinge bald endlich erledigt und wir konnten den ganzen Tag nutzen, um uns etwas anzuschauen. Auf zu einem Wild Life Park!

Wir mussten allerdings feststellen, dass man hier wirklich ein Auto braucht, denn in Adelaide fahren zwar überall Busse aber da kann auch viel schief gehen. Wenn man zum Beispiel wie wir den falschen gewählt hat, mitten in der Pampa aussteigt und der Busfahrer keine Ahnung hat, dass der Park noch acht Kilometer weit entfernt ist. Das ist dann nicht mehr witzig. Glücklicherweise sind die Leute dort echt nett. Nachdem wir ein bisschen gelaufen sind und uns gegenseitig zustimmten, dass die Straßen für Fußgänger immer gefährlicher wurden, haben wir jemanden nach dem Weg gefragt und dieser hat uns spontan für fünf Dollar hingefahren.

Für die Strecke war das echt günstig und weitaus angenehmer, als weiter in der Pampa umher zu irren. Endlich am Ziel angekommen, konnten wir richtige Koalas sehen und sie sogar anfassen. Die Tierchen sind ja so süß und kuschelig, da will man gleich einen mitnehmen. Ich glaube aber, die mögen das nicht, wenn die im Rucksack rumgeschleppt werden.

Ein weiteres Highlight war es, Kängurus zu füttern. Die haben einem direkt aus der Hand gefressen. Sehr niedlich. Auch die konnte man streicheln und wir hätten sie auch gern mitgenommen, aber ich vermute Kängurus und Koalas vertragen sich nicht mit unserem Kater Stev.

Also mussten wir sie am Ende doch dalassen. Auch wenn sie anfangs süß aussehen wird einem dann auch ganz anders, wenn sich so ein Känguru vor dir aufrichtet. Zum Glück mussten wir auf einen Boxkampf mit einem Känguru verzichten.

Nachdem wir einen tollen Tag mit vielen weiteren Tieren verbracht hatten, wollten wir wieder zu unserem Bus zurück gehen. Leider mussten wir wieder einmal feststellen, dass wir mitten in der Pampa festsitzen, da der letzte Bus gerade in dem Moment abfuhr, als wir den Park verlassen haben. Wer kommt auf die blödsinnige Idee, den letzten Bus um 16:35 Uhr abfahren zu lassen, wenn der Park 17:00 Uhr schließt? Da wir nun wirklich keine Lust auf wandern hatten, fragten wir einen Mann um Hilfe. Wir hofften, dass er in die Richtung der nächsten Bushaltestelle fahren würde, da diese Bushaltestelle nur drei mal am Tag angefahren wird. Er war so nett und wollte uns mitnehmen. Ein unerwartetes Hindernis waren jedoch die zwei kleinen Kinder, welche mit im Auto waren. Das kleine Mädchen hat so laut geschrien als Sando sich zwischen die Kindersitze setzte, dass uns somit das Einsteigen verweigert wurde. Dumm gelaufen. Da wir 16:38 Uhr schon raus sind, war zum Glück der Park noch offen. Also sind wir wieder rein und haben nach einer Taxinummer gefragt. Wieder bewies sich die Freundlichkeit der Australier, denn die Mitarbeiterin fuhr uns zur nächsten Bushaltestelle. Ich glaube die Leute in Deutschland sollten sich echt eine Scheibe von den Australiern abschneiden. Hier sind alle so höflich und hilfsbereit, das ist echt was Schönes.

Am nächsten Tag wollten wir mit wilden Delphinen schwimmen und hofften, dass wir dieses Mal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurechtkommen würden, da wir ja pünktlich 7:20 Uhr am Hafen sein mussten. Da kann man sich vorstellen, wie früh wir aufstehen mussten, wenn der Bus und der Zug 86 Minuten vor sich hin schlichen, auch wenn der Hafen nur circa 20 Minuten entfernt war. Also wieder der Beweis, dass man ein Auto braucht.

Am Hafen angekommen durften wir dann die schönen Taucheranzüge anziehen, wobei dies gar nicht so einfach ist, und noch viel schwerer wenn die Anzüge noch nass sind. Nachdem wir uns irgendwie in die Taucheranzüge hinein gezwängt haben, sind wir dann erst mal raus auf das Meer gefahren. Da wurde mir schon echt mulmig und irgendwie auch bewusst, in welche Gefahr man sich bringt, wenn man da so im offenen Meer an der Wasseroberfläche herum paddelt. Die ersten waren schon im Wasser gewesen, aber hatten leider keine Delphine entdeckt. Also sind wir stundenlang erst einmal herum gefahren, bis welche zu sehen waren. Dann waren wir endlich im Wasser, aber die Delphine waren leider schon wieder weg und wir mussten uns an der Leine zurück zum Boot hangeln. Das war vielleicht Workout, da das Boot schon weiter gefahren war, und ich mit den Strömungen zu kämpfen hatte. Na ja, so habe ich wenigstens ein bisschen was für die Armmuskeln gemacht. Das zweite Mal im Wasser habe ich leider nur ganz kurz einen Delphin an mir vorbei schwimmen sehen.

Enttäuscht bin ich wieder zurück zum Boot und da ging es nicht mehr, ich musste so dringend auf die Toilette, dass ich irgendwie versucht habe, mir diesen hautengen Anzug so schnell wie möglich wieder vom Leib zu reißen. Wobei man sich das eher in Zeitlupe vorstellen konnte und das machte die Situation nicht wirklich besser. Danach habe ich mich wieder angezogen, aber eigentlich wollte ich nicht mehr ins Wasser, da ich genug für die Armmuskeln gemacht hatte und auch Salzwasser durch den Schnorchel geschluckt hatte.

Also ist erst mal nur Sando mit ins Wasser, obwohl er auch schon wenig Lust hatte, da es verdammt kalt war, besonders weil wir die ganze Zeit in den nassen Tauchanzügen auf dem windigen Deck herum gelaufen sind. Doch auf einmal waren da ganz viele Delphine, also sind wir schnell ins Wasser. Wie wir uns so im Wasser an einem Seil festhielten, ausgerüstet mit Taucherbrille und Schnorchel, den Kopf unter Wasser, wurde es mir plötzlich ganz mulmig, als ich da so in die dunkle Tiefe schaute und mir vorstellte, wie ein Hai mit aufgerissenen Maul auf mich zu schwimmt. Glücklicherweise hatte die Crew des Schiffs vorgesorgt und einen Elektroschocker zu unserem Schutz mit ins Wasser gelassen. Dumm nur, wenn man wie Sando am Ende der Schleppleine schwimmt um so viel wie möglich zu sehen, und dabei der Hai-Abwehr zu nahe kommt. Gut, dass er als Elektriker schon abgehärtet ist.

Aber nein, es war kein Hai, es war ein Delphin, der auf mich zu geschwommen kam und mich neugierig anschaute. Und da, da war noch einer und noch einer, und dann waren drei rechts neben uns und vor uns und überall. Die Tiere waren so nah, dass man dachte, man könnte sie anfassen und streicheln, aber natürlich sind die wilden Delphine ja auch nicht dumm und blieben auf Abstand. Nur durch das Wasser kam es uns so vor als waren sie wirklich zum Anfassen nahe. Es war so schön, den Delphinen direkt in die Augen schauen zu können.

Die süßen Tierchen direkt neben einem schwimmen zu sehen und wie so elegant durchs Wasser trieben, löste wahre Glücksgefühle bei uns aus. Wenn man sich jedoch umgedreht hatte, um diese Tiere nicht aus den Augen zu verlieren und dabei rechts neben einem all die strampelnden, zappelnden und unbeholfenen Homo Sapiens sah, war das anmutige Bild irgendwie zerstört. Aber sobald die Delphine einem wieder nah waren, vergaß man alles andere, das war einfach so atemberaubend. Auch wenn sie immer mal wieder verschwanden, wenn sie wieder da waren, wollte man einfach die Zeit stoppen und am liebsten den ganzen Tag mit den Tieren schwimmen und sie streicheln. Nur blöd, dass man zu Hause keine so große Badewanne hat um einen Delphin mitzunehmen. Rückblickend sind wir uns ziemlich sicher, dass sie sowieso nicht in unsere Rucksäcke gepasst hätten. Leider war diese Tour irgendwann auch vorbei und wir mussten wieder an Land. Aber es war einfach ein einmaliges und fast magisches Erlebnis das wir jedem, der die Gelegenheit dazu hat, von ganzem Herzen weiterempfehlen!

Am nächsten Tag haben wir eine Stadtführung durch Adelaide mit einem sogenannten »Greeter« gemacht. Solche Leute zeigen Touristen gern kostenlos die Stadt und wissen auch viel Interessantes über sie. Wir hatten sogar Glück und hatten jemanden, der sehr gut Deutsch gesprochen hat. Er ist in Deutschland geboren aber wanderte mit 19 Jahren aus. Er war jetzt Rentner und wusste so vieles. Das war eine wirklich interessante Führung. In Adelaide kann man auch kostenlos Fahrräder anmieten, sowie viele Museen kostenlos besuchen. Leider war das Wetter nicht so gut, dass es sich gelohnt hätte, ein Fahrrad anzumieten.

Damit hatten wir erst mal genug Geld ausgegeben und mussten uns nun nach einem Job umschauen.

Tune Up Yourself

Jetzt saßen wir schon seit einer Woche im Hostel in Adelaide fest und suchten nach Jobs. Besser gesagt, wir liefen durch die ganze Stadt von Tür zu Tür und fragten uns durch, ob irgendjemand irgendwo einen Job für uns hatte. Und was kam dabei heraus? Nichts, außer zwei neuen Erkenntnissen: Erstens haben wir uns echt doof angestellt und uns mit grottenschlechten Bewerbungen an den falschen Stellen beworben und zweitens: Wir brauchten ein Auto! Denn ohne Auto läuft auf diesem Kontinent einfach nichts. Man kommt einfach nicht zu den Farmen hin beziehungsweise wenn es schief läuft, kommt man auch nicht wieder weg.

Soweit so gut. Leicht frustriert, da wir es uns doch etwas einfacher vorgestellt haben, kümmerten wir uns erst einmal um das Beseitigen der Fehler in unseren Bewerbungen. Ab ging es in die Bibliothek, um eine neue Bewerbung zu schreiben oder wie in Sandos Fall gleich drei, weil einem die ganze Facharbeiterausbildung nichts bringt wenn man in einer Bar arbeiten will. Das Ganze haben wir dann von den wirklich sehr hilfsbereiten Australiern Korrektur lesen lassen und fertig waren die neuen Bewerbungen. Für die mussten wir uns nicht mehr in Grund und Boden schämen.

Dann ging es gleich an das nächste Problem: Gesucht war ein Auto das uns möglichst einmal um den Kontinent fährt, günstig im Unterhalt ist, sich für eine schmale Mark zum Camper umbauen lässt und nicht mehr als 1500 Dollar kostet. Klingt doch machbar oder nicht?

Sogleich haben wir uns im Internet mal umgeschaut und fleißig Autos verglichen. Letztendlich haben wir uns dafür entschieden, dass es ein Van mit Gas werden soll, der noch so lang wie möglich eine gültige Rego haben würde. Eine Rego ist wie die Zulassung in Deutschland nur ohne Technische Überprüfung. Wir haben auch schnell ein paar Exemplare gefunden, die unseren Vorstellungen entsprachen aber nach einigen Telefonaten blieb erst einmal nur einer übrig. Der hörte sich jedoch ganz gut an und die Besitzerin klang auch sehr freundlich am Telefon. Prompt machten wir uns mit den Minifahrrädern des Hostels – es sah echt total lustig aus, wie Sandos Knie an den Ohren anstießen – auf den Weg um uns besagten Van anzuschauen.

Die Besitzerin war eine alte Frau und wollte nicht mehr so ein großes Auto ohne Servo und ABS fahren. Der Van, ein Toyota Tarago, hatte acht Sitze, sechs davon konnten so umgeklappt werden, dass eine Liegefläche entstand. Eigentlich perfekt für uns, da wir so weder ein Zelt noch den Einbau eines Bettes, wie es bei Backpacker Autos üblich ist, benötigen würden um ordentlich schlafen zu können. Der nächste große Vorteil: Der Van hatte eine Gasanlage, die auch einwandfrei funktionierte und sogar noch vor dem Verkauf eine komplette Überprüfung und Feineinstellung erhielt.

Soweit zu den Vorteilen des Vans. Doch es gab auch Nachteile, denn der Preis kommt ja nicht von allein. Er war halt schon etwas älter, ungefähr Baujahr 1983 und hatte dem Alter entsprechend ein paar mehr Kilometer auf der Uhr, was im Klartext so um die 390.000 waren. Das ist in Australien aber durchaus moderat.

Er hatte auch, wie schon gesagt keine große Ausstattung, wie Servo-Lenkung, ABS oder ähnliches. Zudem hatte er keine Airbags oder sonstigen Nippes wie elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung.

Eben ein Auto in Reinform. Toyota ist aber doch super zuverlässig und da wir ihn letzten Endes nach ein paar Verhandlungen für 1150 Dollar bekommen haben, konnten wir einfach nicht nein sagen.

Nun war also auch das zweite Problem gelöst. Aber das konnte natürlich nicht alles an einem Tag gemacht werden und der Kauf zog sich über eine Woche hin. Also haben wir nebenbei auch noch unsere Chancen im Gastronomiegewerbe erhöht und mittels Onlinekurs ein RSA gemacht.

Was ist ein RSA? In Australien muss man einen Test machen der aussagt, dass man in der Lage ist Alkohol zu verkaufen. Man braucht diese RSA Genehmigung um Alkohol auszuschenken. Da wir uns auch bei verschiedenen Bars bewerben wollten, brauchten wir diese Genehmigung.

In Süd-Australien war das nur ein simpler Online Kurs, bei dem die Antworten zum Teil lediglich nur die Überschriften waren. Manche Fragen waren jedoch echt nicht einfach, da die genau wissen wollten, wie welches Gesetz heißt und wann dieses verfasst wurde. Dabei haben wir auch gelernt, dass es in Australien nicht erlaubt ist, bereits Betrunkenen Alkohol auszuschenken.

Nachdem wir insgesamt acht Stunden am PC verbracht hatten – bei mir dauerte das Ganze nur zwei Stunden, da ich nach Sando ja dann die Antworten schon wusste – hielten wir endlich dieses Zertifikat in der Hand.

Langsam dachten wir, wir hätten alles zusammen, um erfolgreich einen Job zu finden und so ging die stundenlange Suche nach Jobs weiter. Leider trotz allem erfolglos.

Ich hatte zwar drei Bewerbungsgespräche absolviert aber leider war keines erfolgreich. Ich habe dann für 12 Dollar die Stunde – bei einem Mindestlohn von 20 Dollar doch recht wenig – Flyer ausgetragen, was bei der Hitze sehr anstrengend war. Zum Teil haben wir auch keinen Job bekommen, weil wir ja noch auf unser Auto warten mussten. Die Vorbesitzerin wollte noch die Überprüfung der Gasanlage durchführen.

Diese zwei Wochen waren echt frustrierend und deprimierend, da wir nur Absagen bekamen und die ganzen Zertifikate und Weiterbildungen aus Deutschland hier überhaupt nichts wert waren. Dadurch fühlte man sich irgendwie wie ein Nichtsnutz. Das Einzige was hier zählte sind australische Erfahrungen.

Die sind echt schwierig zu bekommen, wenn dich keiner zum ersten Mal einstellen will. Unsere einzige Ablenkung waren Strandspaziergänge, ansonsten wurden wir irgendwie immer träger und lustloser. Aber wir gaben nicht auf und suchten weiter.

Dann war endlich das Auto fertig und da wir am Samstag ein Jobangebot bekommen hatten, haben wir die Besitzerin gefragt, ob wir das Auto gleich am Freitag holen könnten. Am Freitagabend bekamen wir endlich einen Anruf, bei dem uns gesagt wurde, dass wir in Mildura Trauben pflücken können. Dabei wurde uns eine stündliche Bezahlung versprochen. Das ist bei Erntehelfern echt selten geworden, da man normalerweise nur nach Bins, Erntekörben, bezahlt wurde. Wir dachten: Echt super, Jackpot! Das einzige Problem war, dass wir ja noch das Auto ummelden mussten aber Samstag schon da sein sollten. Gut, dass die Zulassungsstelle in Adelaide am Samstag geöffnet hatte. So konnten wir um zehn Uhr morgens im Hostel in Port Adelaide auschecken, nach Adelaide fahren, unser Auto innerhalb von Minuten für nur circa 30 Dollar ummelden und nach Mildura durchstarten. Versucht das mal in Deutschland an einem Samstag!

Mildura liegt circa fünf Stunden oder 400 Kilometer von Adelaide entfernt. Wir sind durch echt schöne Landschaften, zum Beispiel an gerodeten Feldern vorbei gefahren, wo wir zum ersten Mal sehen konnten, warum Australien als roter Kontinent bezeichnet wird: Wir sahen nichts als rote Farbenpracht.

Der Boden ist hier wirklich tiefrot und ich dachte, man sagt das nur so wegen dem Uluru aber nein, es liegt an der Erde. Auch an unheimlich schönen Flusslandschaften sind wir vorbei gekommen. Da ging es mit unserer Laune wieder bergauf. Auf dem Weg haben wir dann auch gleich noch unsere neue Errungenschaft auf den Namen »Vicky« getauft und konnten zufrieden feststellen, dass der Van trotz seines Alters und der wenigen Pflege, die er in den letzten Jahren erhalten hatte, doch noch sehr gut in Schuss war!

Der Erste Richtige Job

Angekommen in Mildura oder genauer gesagt bei Grand, einem Vermittler oder auch Contractor, wurden wir zu seinen Eltern geschickt, wo wir auch schlafen sollten. Als wir bei seinen Eltern ankamen, waren wir wirklich etwas verblüfft, da es wirklich mitten in der Pampa war.

Lasst es mich so beschreiben: Es gab das Haus und der Nachbar war einen guten Kilometer entfernt. Drumherum waren nur Trauben- und Orangenfelder. Handyempfang gab es da auch nicht wirklich. Wir mussten auf ein Containerdach steigen, damit wir mühevoll überhaupt irgendwie Empfang hatten. Sah aber echt lustig aus, wie die Backpacker auf dem Dach standen und ihr Handy in die Höhe hielten. Zum Glück gab es in der Zeit keine Unwetter, wir wären schöne Blitzableiter gewesen. Wenn ihr denkt, dies war es schon, was uns so geschockt hat, dann habt ihr euch getäuscht. Nachdem Judi, Grands Mutter, uns unsere Unterkunft gezeigt hatte, die im Grunde nur ein Gartenhäuschen war, welches aus Wellblechplatten gebaut wurde und dessen Teppich einfach auf den mit Kies befestigten Erdboden verlegt worden war, waren wir echt etwas geschockt. Das sollte ein Hostel sein?

Nach dem ersten Schock und genauer Betrachtung, stellten wir aber auch die positiven Dinge fest und machten das Beste daraus. Es war zwar alles sehr klein, aber irgendwie auch sehr gemütlich. Wir mussten uns zwar mit circa zwanzig anderen Backpackern eine kleine enge Küche und mit zehn Leuten ein Bad teilen, aber dafür hatten wir Heizdecken in unseren Betten. Das war aber auch die einzige Beheizung im Hostel. Auch der Sternenhimmel war etwas Positives, weil der einfach unglaublich war. Man schaute in die Weite und man sah nichts außer dem dunklen Himmel der mit funkelnden Sternen übersät war. Wir konnten sogar die Milchstraße klar sehen. Es war einfach nur traumhaft.

Am nächsten Morgen sollten wir eigentlich arbeiten, jedoch hatte der Farmer keinen LKW-Fahrer gefunden, der die Erntekörbe zu einem anderen Ort fährt. Stattdessen haben wir uns mit den anderen Backpackern unterhalten. Am Montag konnten wir dann endlich arbeiten und haben wirklich Trauben gepflückt, wobei die Fliegen echt nervten, da sie einem überall rein kriechen, sogar in den Mund und in die Nase. An dem Tag war Grand sehr sauer geworden, da am Samstag bereits gepflückt worden war aber die Hälfte hängen gelassen wurde. Es hieß manche Backpacker haben einfach die ganze Zeit gequatscht, und wir mussten jetzt nachpflücken. Also sagte man uns auf einmal, dass wir pro Bucket, kleinen Erntekörben, statt nach Stunden bezahlt werden würden. Leider haben wir das nicht gleich mitbekommen, da wir noch mitten im Feld waren. Daher haben wir erst später angefangen und damit weniger Körbe geschafft. Da waren wir echt sauer, weil das ja unser erster Arbeitstag war und wir ausbaden mussten, was andere verbockt hatten. Zum Glück hat Grand dann am nächsten Tag doch zugestimmt, dass wir stündlich bezahlt werden.

Nachdem wir zwei Tage gearbeitet hatten und unsere Hände danach wie nach einem Kampf mit einer Horde Katzen aussahen, gab es wieder Probleme mit dem LKW-Fahrer. Als wir die Ansage bekamen, dass am Mittwoch gar nicht gearbeitet würde, hatten wir schon zwei Stunden gewartet. Also nicht nur umsonst Sprit verfahren, sondern wieder keine Möglichkeit Geld zu verdienen. Auch am Donnerstag konnten wir nicht arbeiten. Doch da haben wir die Zeit genutzt und sind in die 20 km entfernte Stadt gefahren, um in der Bücherei Internet und vollen Handyempfang zu genießen. Ich habe dann auch angefangen im Hostel mit sauber zu machen, damit ich meine Unterkunft nicht bezahlen musste. Das war ein echt undankbarer Job. Da hat man mühevoll alles sauber gemacht und oft war nach fünf Minuten alles wieder hinüber. Aber so ist das Leben. Sando war auch nicht faul, er hat die ersten Arbeiten am Auto gemacht, damit uns Vicky noch lange erhalten bleiben würde.

Freitag durften wir endlich wieder arbeiten und haben die Trauben auf sogenannte Racks geschüttet. Das sind Trockengitter mit mehreren Etagen. Als nächstes wurden die Buckets mit den trockenen Trauben, mit den frischen Trauben ausgetauscht. Das sah eher aus, als ob wir Backpacker Ameisen wären, die wahnsinnig schnell umher wuseln.

Wir waren einfach viel zu viele Leute für diese Arbeit, deshalb war nach vier Stunden auch schon alles erledigt. Für uns kein erfolgreicher Tag oder viel verdientes Geld. Schon komisch, dass man in Australien traurig war, wenn man nicht lange und viel arbeiten kann.

Am Samstag halfen wir Judi, da es wieder Probleme mit dem LKW-Fahrer gab und wir dadurch nicht arbeiten konnten. Wir haben Rasen gemäht, Laub zusammen gekehrt und sauber gemacht. Dafür haben wir ein bisschen Geld bekommen. Abends haben die anderen Backpacker ein BBQ (grillen) organisiert, weil jemand Geburtstag hatte. Das war ein schöner Abend mit viel Alkohol, auch wenn wir uns nur den billigsten Wein namens Goon leisten konnten. Das ist ein berühmtes Alkoholgetränk bei den Backpackern, da es zwei Eigenschaften hat: Es ist am billigsten und es knallt schnell. Schmecken tut es dafür aber scheußlich.

Die anderen Backpacker sind später noch in einem Club in die Stadt gefahren. Wir jedoch sind im Hostel geblieben, da wir Geld sparen wollten. Zum Glück sind auch noch ein paar der anderen dageblieben. Wir haben uns auf das Containerdach gesetzt und Lieder gesungen, was sich nach ein paar Gläsern Goon bestimmt nicht mehr nach Gesang angehört hat, sondern eher wie Grölen.

Leider konnten wir erst Montag wieder arbeiten, doch diesmal haben wir zehneineinhalb Stunden am Stück gearbeitet. Das war ziemlich anstrengend aber gleichzeitig auch beruhigend endlich ein bisschen Geld verdient zu haben. Am nächsten Tag hieß es von Grand, dass wir wieder pro Erntekorb bezahlt werden würden und keiner wusste, wieviel wir dafür bekommen würden. Ich hatte Glück, da ich an den Racks arbeitete und Trauben zum Trocknen verteilte, was bedeutete, dass ich immer noch pro Stunde bezahlt werden würde. Jedoch wissen wir nicht, was Sando pro gepflückten Korb eigentlich bekommen würde. Nach achteinhalb Stunden Arbeit sind wir müde ins Hostel gefahren.