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Noch eine Schiffsreise, und sie muss etwas Besonderes sein, Orte und Länder, die man nur einmal im Leben besucht. Wir waren bereits am Zuckerhut, am Ende der Welt in Feuerland und überall in Nordamerika, von unseren zahlreichen Kreuzfahrten in Europa ganz abgesehen. Diesmal sollte es weiter östlich sein, bis Singapur wir waren schon. Es hat uns gut gefallen, ein schöner Ausgangspunkt. Welche Kreuzfahrten gehen von dort ab? Eine ist uns ins Auge gefallen: die nach Sydney. Australien, das wäre doch was! Allerdings wird diese Kreuzfahrt von der von bevorzugten Reederei nur einmal im Jahr angeboten und die Kabinen sind schnell weg. Also buchten wir lange im Voraus die MS Celebrity Solstice, ein mittelgroßes Megaschiff der gehobenen Klasse. Die Route sollte über Bali entlang der Ostküste Australiens nach Sydney führen, ca. 3.000 Seemeilen in 13 Tagen. Von Sydney aus nach Hause zu fliegen, kam nicht infrage. Wir wollten die Harbour Bridge und das berühmte Opernhaus sehen. Auch von einem Ausflug in die Blue Mountains hatten wir schon Gutes gehört. Eine weitere Idee war es, mit dem Indian-Pacific-Zug quer durch Australien zu fahren, doch das scheiterte an unseren finanziellen Möglichkeiten. Machbar war jedoch die Fahrt von Adelaide nach Melbourne mit dem Overland, und dort paar Tage zu verbringen, wäre auch nicht schlecht. Irgendwann müssen wir ja wieder nach Hause, also zurück nach Singapur und mit einem Tag Zwischenstopp weiter nach Frankfurt. Eine solche Reise wird natürlich von keinem Reiseveranstalter angeboten. Deshalb haben wir alles selbst per Internet gebucht: die Flüge, die Kreuzfahrt, die Zugfahrt, die Hotels und die Ausflüge. Schließlich traten wir die Reise an und fragten uns: War dies die letzte dieser Art?
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Seitenzahl: 65
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Prolog
Flug und Ankunft
Einschiffungstag
Embarkation
Die Tage an Bord
Zu den Tempeln und Göttern auf Bali
In Australien angekommen
Auf dem Kreuzfahrtschiff
Wildlife Habitat und Regenwald
Airlie Beach, der Flug über das Riff
Nicht mehr weit bis Sydney
Herbstliches Sydney
Abschied von Sydney
Die Tage in Adelaide
Mit The Overland durch South Australien und Victoria
Einen Tag in Melbourne
Weg von Australien
Geschafft
Abflug
Epilog
Anhang
Noch eine Schiffsreise, und sie muss etwas Besonderes sein, Orte und Länder, die man nur einmal im Leben besucht. Wir waren bereits am Zuckerhut, am Ende der Welt in Feuerland und überall in Nordamerika. Ganz zu schweigen von unseren zahlreichen Kreuzfahrten in Europa. Diesmal sollte es weiter östlich sein, denn wir waren schon bis Singapur unterwegs. Wir wollten nach Japan, aber die Pandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Immerhin haben wir uns Vietnam angeschaut. Singapur hat uns gut gefallen, das war ein schöner Ausgangspunkt. Welche Kreuzfahrten gehen also von hier aus? Eine ist uns ins Auge gefallen: die nach Sydney. Australien, das wäre doch was!
Allerdings wird diese Kreuzfahrt von der uns bevorzugten Reederei nur einmal im Jahr angeboten und die Kabinen sind schnell weg. Also buchten wir lange im Voraus die MS Celebrity Solstice, ein mittelgroßes Megaschiff der gehobenen Klasse. Die Route sollte über Bali entlang der Ostküste Australiens nach Sydney führen, ca. 3.000 Seemeilen in 13 Tagen. Von Sydney aus nach Hause zu fliegen, kam nicht infrage. Wir wollten die Harbour Bridge und das berühmte Opernhaus sehen. Auch von einem Ausflug in die Blue Mountains hatten wir schon Gutes gehört. Eine weitere Idee war es, mit dem Indian-Pacific-Zug quer durch Australien zu fahren, doch das scheiterte an unseren finanziellen Möglichkeiten. Machbar war jedoch die Zugfahrt von Adelaide nach Melbourne mit dem Overland. Ein paar Tage in Melbourne wären auch nicht schlecht. Irgendwann müssen wir ja wieder nach Hause, also quer durch den australischen Kontinent zurück nach Singapur, und mit einem Tag Zwischenstopp weiter nach Frankfurt. Eine solche Reise wird natürlich von keinem Reiseveranstalter angeboten. Deshalb haben wir alles selbst im Internet gebucht: die Flüge, die Kreuzfahrt, die Zugfahrt, die Hotels und die Ausflüge. Schließlich traten wir die Reise an und fragten uns: Ist dies die letzte dieser Art?
Mir kommt das Lied „Waltzing Matilda”, die zweite Nationalhymne Australiens, in den Sinn. Hier ist der Anfang.
Einst zeltete ein lustiger Vagabund an einem Wasserloch,
im Schatten eines kühlen Eukalyptusbaums.
Er sang und wartete, bis sein Billy kochte.
Du wirst mit mir auf die Walz gehen, Matilda.
Auf die Walz gehen, Matilda, auf die Walz gehen, Matilda,
Du wirst mit mir auf die Walz gehen, Matilda.
Und er sang, während er zusah und wartete, bis sein Billy kochte.
Du wirst mit mir auf die Walz gehen, Matilda.
Ja, gehen wir auf Reisen mit Sack und Pack nach Australien und walzen durch den Kontinent. Den gesamten Liedtext habe ich übersetzt und in den Anhang gestellt.
Wir – das sind meine Frau Eleonore und ich – wohnen in einem kleinen Städtchen am Rhein namens „Die Bunte Stadt“, das im unteren Rheintal liegt. Das obere Rheintal ist Weltkulturerbe und wird mit dem Loreleyfelsen in Verbindung gebracht. Es wird auch besungen, aber ich finde die Aussicht vom Drachenfels bei uns viel schöner. Bevor ich weiter von unserem Wohnort schwärme, muss ich darauf hinweisen, dass es schwierig ist, am Bahnhof einen Parkplatz zu finden. Je nach Tageszeit und Wochentag findet man dort keinen. Warum wir deshalb nie ein Taxi genommen haben, weiß ich auch nicht.
Auch für diese Reise haben wir das Auto benutzt, unsere Koffer eingeladen und sind von der Linzer Höhe zum Bahnhof Linz (Rhein) gefahren. Es war Nachmittag und die Chance, das Auto vor dem Bahnhof zu parken, war groß. Das Glück war uns hold, aber es sollte nicht so bleiben.
Wir mussten zum Flughafen Frankfurt, der eigentlich mit dem Zug gut zu erreichen ist. Mit dem Deutschlandticket meiner Frau darf sie nur den Regionalverkehr benutzen; ich musste eine Fahrkarte kaufen. Mit dem ICE ab Koblenz wären wir schneller und billiger am Ziel gewesen. Ein Kuriosum der Deutschen Bahn. Den RE 2 ab Koblenz hätten wir bekommen, wenn nicht ein Güterzug Vorfahrt gehabt hätte. Die 2 Minuten zum Umsteigen reichten nicht aus; vom Zug sahen wir nur noch die Rücklichter. Wir mussten von Gleis 1 wieder runter zur Info, um eine Alternative zu erfragen, und wieder rauf auf Gleis 4.
Die Alternative kam mit Verspätung, sodass wir in Ingelheim wieder umsteigen mussten. Nach gut dreieinhalb Stunden waren wir endlich am Ziel. Gut, dass wir genügend Zeit eingeplant hatten – bei der DB ein Muss. Und die Freude auf eine ordentliche Toilette war groß.
Dann hieß es, die Koffer aufzugeben. Den Flug nach Singapur hatten wir bereits eingecheckt. Nur wohin damit? Nach der nervenaufreibenden Fahrt mit der Deutschen Bahn durften wir uns über etwas Erfreulicheres freuen. Als wir die Eingangshalle betraten, trafen wir auf eine Flughafen-Lotsin in ihrer unverkennbaren Uniform. „Singapore Airlines ist im Terminal C, Schalter soundso, gleich rechts um die Ecke und über den Aufgang B zum Gate 48.” Was für eine Auskunft! Wir waren recht früh mit unseren Koffern am Schalter. Meine Frau wurde als Erste abgefertigt, denn sie flog Premium Economy, ich nur Economy-Class. Die bereits ausgefüllte Arrival-Card für Singapur wollte niemand sehen, dafür erhielten wir den Aufgabeschein und die Boardingkarte. Letztere hatte ich schon vorher ausgedruckt – na ja, doppelt hält besser.
Nun gingen wir guten Mutes zur Sicherheitskontrolle, wo entgegen meiner Erfahrung wenig los war. Handgepäck und Tascheninhalt wurden gescannt, und ein Drogentest rundete die Flugsicherheit ab. Es ist schon erstaunlich, dass unsere Medikamente nicht angeschlagen haben. Gibt es wohl Drogenjunkies in unserem Alter?
Dann ging es kilometerweit zu den Gates der Überseeflüge. Dort hielten wir uns zwei Stunden bis zum Boarding auf. Mit Blick auf die spätere Verpflegung ließ ich mir eine Thüringer Rostbratwurst schmecken. Spät am Abend war es schließlich soweit: Ich durfte mit meiner Frau im Premiumbereich einsteigen. Aber es machte keinen Unterschied, denn die Maschine war längst nicht ausgebucht. Oder lag es an der Größe des Airbus A380-800 mit dem Aufgang für die First-Class, dem vorderen Bereich für die Business Class und dahinter den Sitzen der Premium Economy-Class, in der meine Frau Platz nahm? Ich saß zwei Abteile weiter in der Economy-Class, auch „Holzklasse” genannt. Immerhin war es nicht weit zu den Toiletten und die Sitze um mich herum waren leer. Nur in der gleichen Reihe hatten junge Eltern mit ihrem Baby Platz genommen. Der Stolz auf ihren Nachwuchs war ihnen anzusehen.
Kaum hatte ich mich angeschnallt, rollte das Flugzeug auch schon los. Die Stewardess hatte ihren Platz mir gegenüber eingenommen und ich konnte sie zwischen den Sitzen beobachten. Sie trug ein fernöstliches Kostüm, das aus einem knöchellangen Rock und einem Oberteil mit rundem Halsausschnitt und Schößchen bestand. Beide Kleidungsstücke hatten ein asiatisches Muster. Ich las später nach, dass dieses Kleidungsstück Sarong Kebaya heißt – ein traditionelles Nyonya-Blusenkleid mit elegantem Batikmuster. Die Flugbegleiterin hatte schwarzes Haar und Mandelaugen. Sie und ihre Kolleginnen trugen die Kleidung sehr körpernah, wodurch ihre weiblichen Formen betont wurden. Ihre männlichen Kollegen unterschieden sich in ihren Anzügen nicht von denen anderer Fluggesellschaften.
Den 12-stündigen Direktflug verbrachte ich meist liegend auf den drei Sitzen meiner Reihe, dösend oder schlafend, nur unterbrochen von den Anschnallzeiten bei Turbulenzen sowie beim Abendessen und Frühstück. Störend war allerdings das ständige Protestgeschrei der Kleinkinder ein paar Reihen hinter mir, die sich über das Anschnallen oder den Schlafentzug beschwerten. Ich konnte mir die Gesichter der entnervten Eltern vorstellen. Immer noch besser, dachte ich, als nachts in den Vereinigten Arabischen Emiraten zwischenzulanden und umzusteigen. Ich spreche da aus Erfahrung.