Ayla und das Tal der Großen Mutter - Jean M. Auel - E-Book
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Ayla und das Tal der Großen Mutter E-Book

Jean M. Auel

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Beschreibung

Band 4 der Steinzeit-Saga von Jean M. Auel

Im vierten Band des spannenden Zyklus «Die Kinder der Erde» reitet die schöne und kluge Ayla mit ihrem Gefährten Jondalar durch das Tal des Großen Mutter Flusses - Jondalars Heimat entgegen. Große Gefahren sind zu überwinden. Sie begegnen treuen Freunden und erbitterten Gegnern, doch beiden sind sie an Fähigkeiten und Erfindungsreichtum überlegen.

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Seitenzahl: 1504

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Das Buch

Von der Küste des Schwarzen Meeres sind die schöne und kluge Ayla und ihr Gefährte Jondalar aufgebrochen. Ihr Ziel ist das Land der Zelandonii – die Dordogne – Jondalars Heimat. Noch stößt man im Tal des Großen Mutter Flusses – der Donau – nur gelegentlich auf Lagerstätten und Höhlensiedlungen; entweder sind es Neandertaler, die »Leute vom Clan«, oder aber die »Anderen«, Menschen vom Cro-Magnon-Typ. Ayla, als Waise unter Neandertalern aufgewachsen, gehört beiden Gruppen an und beherrscht sowohl deren Sprache als auch die jeweilige Heilkunst; sie kennt alle wirksamen Kräuter, versteht sich auf die Zähmung von Tieren und steht den mächtigen Geistern der Natur auf besondere Art nahe. An der Seite ihrer großen Liebe Jondalar begegnet sie auf ihrem gefährlichen und weiten Ritt durch das Tal der Großen Mutter sowohl treuen Freunden wie auch erbitterten Gegnern.

Die Autorin

Jean Marie Auel wurde 1936 in Chicago geboren. Nach ihrer Universitätsausbildung arbeitete sie zunächst als Kreditmanagerin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Ihr erstes Buch war ein sofortiger Erfolg. Inzwischen ist Jean M. Auel eine Spezialistin urzeitlicher Geschichte. Sie nahm an Überlebenstrainings nach dem Vorbild der Urmenschen teil und reiste zu Recherchezwecken an viele prähistorisch bedeutende Orte u. a. in Frankreich, Deutschland und Russland. J. M. Auels Menschheitssaga »Die Kinder der Erde« erreichte bisher eine Weltauflage von über 45 Millionen Exemplaren; ihre Bücher wurden in 22 Sprachen übersetzt. Zum Zyklus »Die Kinder der Erde« gehören folgende Titel (in dieser Reihenfolge):

Ayla und der Clan des Bären, Ayla und das Tal der Pferde, Ayla und die Mammutjäger, Ayla und das Tal der Großen Mutter, Ayla und der Stein des Feuers und Ayla und das Lied der Höhlen.

Große Website unter www.Aylaswelt.de.

Inhaltsverzeichnis

Das BuchDie AutorinWidmung1. KAPITEL2. KAPITELCopyright

Für LENORE,die als Letzte nach Hause kamund in diesem Buch vorkommt,und für MICHAEL,der mit ihr in die Zukunft blickt,und für DUSTIN JOYCE und WENDYin Liebe

1. KAPITEL

Ayla erhaschte durch den Dunstschleier hindurch die Spur einer Bewegung und fragte sich, ob es der Wolf war. Vor einer Weile hatte sie gesehen, dass er vor ihnen hertrottete.

Sie warf einen etwas beunruhigten Blick auf ihren Begleiter, dann versuchte sie abermals, in dem aufgewirbelten Staub den Wolf zu entdecken.

»Jondalar! Sieh doch!«, sagte sie und deutete nach vorn.

Zu ihrer Linken waren in der trockenen, staubgefüllten Luft undeutlich die Umrisse mehrerer kegelförmiger Zelte zu erkennen.

Der Wolf hatte sich an einige zweibeinige Geschöpfe herangepirscht, die aus dem Dunst heraus aufgetaucht waren, mit Speeren bewaffnet, die direkt auf sie gerichtet waren.

»Ich glaube, wir haben den Fluss erreicht, aber mir scheint, wir sind nicht die Einzigen, die hier kampieren wollen«, sagte der Mann und zog den Zügel an, um sein Pferd zum Stehen zu bringen.

Die Frau bedeutete ihrem Pferd, dass es stehen bleiben sollte, indem sie einen Beinmuskel anspannte und damit einen leichten Druck ausübte, eine Bewegung, die so sehr einem Reflex entsprang, dass sie sie überhaupt nicht als Lenken des Tieres empfand.

Ayla hörte ein drohendes Knurren, das tief aus der Kehle des Wolfes kam, und sah, dass er jetzt keine abwehrende Haltung mehr einnahm, sondern zum Angriff bereit war. Sie pfiff. Es war ein scharfer, unverwechselbarer Laut, der dem Ruf eines Vogels ähnelte, eines Vogels allerdings, den noch nie jemand gehört hatte. Der Wolf gab das verstohlene Anschleichen sofort auf und lief zu der auf dem Pferd sitzenden Frau.

»Bleib hier, Wolf!«, sagte sie und unterstrich den Befehl mit einer Handbewegung. Der Wolf trottete neben der falben Stute her, während sich die Frau und der Mann zu Pferde langsam den Leuten näherten, die zwischen ihnen und den Zelten standen.

Ein böiger Wind, der den feinen Lößstaub in der Schwebe hielt, wirbelte um sie herum und verhinderte, dass sie die Speerträger deutlich sehen konnten. Ayla glitt von ihrem Pferd herab. Sie kniete neben dem Wolf nieder, legte einen Arm um seinen Hals und den anderen vor seine Brust, um ihn zu beruhigen und notfalls zurückzuhalten. Sie spürte das Grollen in seiner Kehle und die sprungbereit angespannten Muskeln.

Sie schaute zu Jondalar hinauf. Ein leichter Film aus feinem Staub lag auf den Schultern und dem langen, flachsblonden Haar des hochgewachsenen Mannes und hatte dem Fell seines dunkelbraunen Pferdes die bei dieser ausdauernden Rasse üblichere gelblichbraune Färbung verliehen. Sie und Winnie sahen kaum anders aus. Obwohl es noch Frühsommer war, trockneten starke, von der dicken Eisdecke im Norden kommende Winde bereits jetzt die in einem breiten Gürtel südlich des Eises liegende Steppe aus.

Sie spürte, wie sich der Wolf anspannte und gegen ihren Arm drängte, dann sah sie, wie hinter den Speerträgern noch jemand auftauchte, gekleidet, wie sich Mamut für eine wichtige Zeremonie hätte kleiden können, angetan mit einer Maske mit den Hörnern des Auerochsen und einem mit rätselhaften Symbolen bemalten und geschmückten Gewand.

Der Mamut schwenkte wütend einen Stab vor ihnen und rief: »Verschwindet, böse Geister! Verlasst diesen Ort!«

Ayla hatte den Eindruck, dass es eine Frauenstimme war, die durch die Maske sprach, aber sie war nicht sicher; doch die Worte waren in Mamutoi gesprochen worden. Der Mamut stürzte auf sie zu und schwenkte abermals den Stab, während Ayla den Wolf zurückhielt. Dann begann die kostümierte Gestalt zu singen und zu tanzen, hüpfte stabschwenkend auf sie zu und wich dann wieder zurück, fast so, als versuchte sie ihnen Angst einzujagen und sie zu vertreiben. Auf jeden Fall schaffte sie es, die Pferde zu ängstigen.

Sie war überrascht, dass Wolf so aggressiv war; Wölfe bedrohten nur selten Menschen. Doch als sie sich an Verhaltensweisen erinnerte, die sie beobachtet hatte, glaubte sie zu verstehen. Als Ayla sich das Jagen beibrachte, hatte sie häufig Wölfe beobachtet, und sie wusste, dass sie innerhalb ihres eigenen Rudels treu und fürsorglich waren, aber immer bereit, Eindringlinge aus ihrem Revier zu jagen, und dass sie auch nicht davor zurückscheuten, andere Wölfe zu töten, um das zu schützen, was sie für ihr Eigentum hielten.

Für den winzigen Welpen, den sie gefunden und in die Erdhütte der Mamutoi gebracht hatte, war das Löwen-Lager das Rudel; andere Menschen waren für ihn so etwas wie fremde Wölfe. Er hatte ihm unbekannte Menschen, die zu Besuch gekommen waren, bereits angeknurrt, als er noch nicht einmal halb ausgewachsen war. Jetzt, in einer unbekannten Umgebung, die vielleicht das Revier eines anderen Rudels war, musste es für ihn ganz natürlich sein, dass er sie verteidigen wollte, sobald er Fremde zu Gesicht bekam, insbesondere feindselige Fremde mit Speeren. Warum hatten die Bewohner dieses Lagers ihre Speere gezückt?

Ayla hatte den Eindruck, dass etwas an dem Gesang ihr vertraut war; dann wurde ihr klar, was es war. Die Worte entstammten der geheiligten archaischen Sprache, die nur die Mamutoi beherrschten. Ayla verstand nicht alles – der Mamut des Löwen-Lagers hatte erst kurz vor ihrer Abreise begonnen, sie die Sprache zu lehren –, aber sie begriff trotzdem, dass der laute Gesang im Grunde die gleiche Bedeutung hatte wie die Worte, die er ihnen vorher zugerufen hatte, obwohl er jetzt eher schmeichelnde Ausdrücke gebrauchte. Er flehte die Geister des fremden Wolfes und der Pferdemenschen an, zu verschwinden und sie in Ruhe zu lassen, zurückzukehren in die Welt der Geister, der sie angehörten.

In Zelandonii sprechend, damit die anderen Leute sie nicht verstehen konnten, erklärte Ayla Jondalar, was der Mamut sagte.

»Sie halten uns für Geister? Natürlich!«, sagte er. »Ich hätte es wissen müssen. Sie haben Angst vor uns. Deshalb bedrohen sie uns mit ihren Speeren. Ayla, es ist durchaus möglich, dass es uns jedes Mal so ergeht, wenn wir unterwegs auf Leute stoßen. Wir haben uns inzwischen an die Tiere gewöhnt, aber die meisten Leute denken im Zusammenhang mit Pferden oder Wölfen an nichts anderes als an Fleisch oder Felle.«

»Beim Sommertreffen waren auch die Mamutoi zu Anfang sehr aufgeregt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hatten, dass die Pferde und Wolf bei uns lebten, aber schließlich haben sie sie akzeptiert«, sagte Ayla.

»Als ich in der Höhle in deinem Tal zum ersten Mal die Augen aufschlug und sah, wie du Winnie geholfen hast, Renner zur Welt zu bringen, da dachte ich, der Löwe hätte mich getötet, und ich wäre in der Welt der Geister aufgewacht«, sagte Jolandar. »Vielleicht sollte ich auch absteigen und ihnen zeigen, dass ich ein Mann bin und nicht mit Renner verbunden wie eine Art Mann-Pferd-Geist.«

Jondalar saß ab, behielt jedoch den Zügel in der Hand, der an einem selbst gefertigten Halfter befestigt war. Renner warf den Kopf hoch und versuchte, vor dem Mamut zurückzuweichen, der nach wie vor seinen Stab schwenkte und laut sang. Winnie stand mit gesenktem Kopf; Ayla benutzte weder Zügel noch Halfter, sie lenkte ihr Pferd ausschließlich durch Andrücken der Beine und Bewegung ihres Körpers.

Als der Schamane ein paar Worte der fremden Sprache aufschnappte, die die Geister sprachen, und sah, wie Jondalar absaß, sang er noch lauter, flehte die Geister an, sie zu verlassen, versprach ihnen Zeremonien, versuchte, sie mit dem Angebot von Geschenken zu besänftigen.

»Ich glaube, du solltest ihnen sagen, wer wir sind«, sagte Ayla. »Der Mamut regt sich immer mehr auf.«

Jondalar hielt das Seil kurz am Kopf des Hengstes. Renner war offensichtlich im Begriff zu steigen – der Mamut mit seinem Stab und seinem Geschrei machte ihn unruhig. Sogar Winnie sah aus, als wollte sie gleich scheuen, und sie war im Allgemeinen wesentlich ausgeglichener als ihr leicht erregbarer Sohn.

»Wir sind keine Geister«, rief Jondalar, als der Mamut einen Augenblick innehielt, um Luft zu holen. »Ich bin ein Besucher, unterwegs auf einer Reise, und sie« – er deutete auf Ayla – »ist eine Mamutoi vom Herdfeuer des Mammut.«

Die Leute warfen einander zweifelnde Blicke zu. Der Mamut hörte auf zu singen und tanzen, schwenkte aber immer noch hin und wieder seinen Stab, während er sie musterte. Vielleicht waren sie Geister, die ihnen einen Streich spielten, aber immerhin hatte er sie dazu gebracht, in einer Sprache zu sprechen, die jeder verstehen konnte. Schließlich sprach der Mamut.

»Warum sollten wir euch glauben? Woher sollen wir wissen, dass ihr nicht versucht uns zu überlisten? Du sagst, sie gehört zum Herdfeuer des Mammut, aber wo ist ihr Zeichen? Auf ihrem Gesicht ist keine Tätowierung.«

Ayla meldete sich zu Wort. »Er hat nicht gesagt, dass ich ein Mamut bin. Er hat gesagt, dass ich zum Herdfeuer des Mammut gehöre. Der alte Mamut vom Löwen-Lager hat mich unterwiesen, bevor ich abreiste, aber meine Unterweisung ist noch nicht abgeschlossen.«

Der Mamut beriet sich mit einem Mann und einer Frau, dann drehte er sich wieder um. »Dieser hier« – er deutete mit einem Kopfnicken auf Jondalar – »ist, wie er sagt, ein Besucher. Er spricht zwar recht gut, aber er tut es mit dem Klang einer fremden Zunge. Du behauptest, du wärest eine Mamutoi, aber etwas an der Art, wie du sprichst, ist nicht Mamutoi.«

Jondalar hielt den Atem an und wartete. Ayla hatte eine ungewöhnliche Art zu sprechen. Es gab Laute, die sie nicht ganz richtig hervorbrachte, und auch die Art, wie sie sie aussprach, war ganz und gar einzigartig. Es war völlig eindeutig, was sie meinte, und nicht abstoßend – ihm gefiel es sogar –, aber es war auffällig. Es war nicht ganz dasselbe wie der Akzent einer anderen Sprache; es war mehr als das und zugleich etwas anderes. Dennoch war es genau das – ein Akzent, aber der einer Sprache, die die meisten Leute nie gehört hatten und die sie nicht einmal als Sprache erkennen würden. Ayla sprach mit dem Akzent der gutturalen, nur über einen beschränkten Lautschatz verfügenden Sprache des Volkes, das sie als junge Waise aufgenommen und großgezogen hatte.

»Ich bin nicht bei den Mamutoi geboren«, sagte Ayla. Sie hielt Wolf noch immer zurück, obwohl er jetzt nicht mehr knurrte. »Ich bin vom Herdfeuer des Mammut adoptiert worden, und zwar vom Mamut selbst.«

Es gab eine kurzen Wortwechsel zwischen den Leuten und eine weitere Beratung zwischen dem Mamut und der Frau und dem Mann.

»Wenn ihr nicht zur Welt der Geister gehört, wie habt ihr dann Gewalt über den Wolf und bringt Pferde dazu, euch auf ihrem Rücken zu tragen?«, fragte der Mamut, entschlossen, direkt zur Sache zu kommen.

»Es ist nicht schwer, wenn man sie findet, wenn sie noch jung sind«, sagte Ayla.

»Du sagst das, als ob es ganz einfach wäre. Da muss mehr dahinterstecken.« Die Frau würde keinen Mamut zum Narren halten, der gleichfalls zum Herdfeuer des Mammut gehörte.

»Ich war dabei, als sie das Wolfsjunge in die Hütte brachte«, versuchte Jondalar zu erklären. »Es war so jung, dass es noch saugte, und ich war sicher, dass es sterben würde. Aber sie fütterte es mit kleingeschnittenem Fleisch und Brühe und stand dazu sogar mitten in der Nacht auf, wie man es bei einem Kleinkind tut. Als der Wolf am Leben blieb und zu wachsen begann, waren alle überrascht, aber das war nur der Anfang. Später brachte sie ihm bei, genau das zu tun, was sie wollte – dass er nicht im Innern der Hütte sein Wasser ließ oder sie beschmutzte, dass er nicht nach Kindern schnappte, selbst wenn sie ihm wehtaten. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, hätte ich nie geglaubt, dass man einen Wolf so viel lehren kann oder dass er so viel versteht. Es stimmt, man muss mehr tun, als sie nur jung finden. Sie sorgte für ihn wie für ein Kind. Sie ist dem Tier eine Mutter, deshalb tut es, was sie will.«

»Und was ist mit den Pferden?«, fragte der Mann, der neben dem Schamanen stand. Er hatte den temperamentvollen Hengst gemustert und den hochgewachsenen Mann, der ihn hielt.

»Mit den Pferden ist es nicht anders. Man kann ihnen vieles beibringen, wenn man sie jung findet und für sie sorgt. Es braucht Zeit und Geduld, aber sie lernen.«

Die Leute hatten ihre Speere gesenkt und hörten sehr interessiert zu. Von Geistern war nicht bekannt, dass sie eine ganz normale Sprache benutzten, obwohl all dieses Gerede über Bemuttern von Tieren genau der merkwürdigen Ausdrucksweise entsprach, für die Geister bekannt waren – Worte, die nicht ganz das waren, was sie zu sein schienen.

Dann ergriff die Frau das Wort. »Ich weiß nichts darüber, wie man die Mutter von Tieren sein kann, aber ich weiß, dass das Herdfeuer des Mammut keine Fremden adoptiert und sie zu Mamutoi macht. Es ist kein gewöhnliches Herdfeuer. Es ist Denen gewidmet, Die Der Mutter Dienen. Die Leute wählen das Herdfeuer des Mammut oder werden von ihm erwählt. Ich habe Verwandte im Löwen-Lager. Der Mamut ist sehr alt, vielleicht der älteste lebende Mann. Weshalb hätte er jemanden adoptieren sollen? Und ich glaube nicht, dass Lutie es zugelassen hätte. Was ihr sagt, ist sehr schwer zu glauben, und ich sehe nicht ein, weshalb wir es glauben sollten.«

Ayla spürte etwas Zweideutiges in der Art der Frau zu sprechen, oder vielmehr in den Gesten, die ihre Worte begleiteten: die Versteifung des Rückens, die Anspannung der Schulter, das nervöse Stirnrunzeln. Sie schien auf irgendetwas Unerfreuliches gefasst zu sein. Dann wurde Ayla klar, dass die Frau sich nicht einfach versprochen hatte – sie hatte absichtlich eine Lüge in ihre Rede eingeflochten, einen subtilen Trick. Aber für Ayla mit ihrer einzigartigen Lebensgeschichte lag der Trick offen zutage.

Die Leute, die Ayla aufgezogen hatten und als Flachschädel bezeichnet wurden, sich selbst aber Clan nannten, verständigen sich mit Tiefe und Präzision, wenn auch nicht in erster Linie mit Worten. Nur wenige Leute wussten, dass sie überhaupt eine Sprache besaßen. Ihre Fähigkeit, sich zu artikulieren, war beschränkt, und häufig wurden sie als Wesen geschmäht, die weniger waren als Menschen, als Tiere, die nicht reden konnten. Sie bedienten sich einer Sprache aus Gesten und Zeichen, die jedoch äußerst vielfältig war.

Die verhältnismäßig wenigen Worte, die der Clan sprach – Jondalar vermochte sie kaum wiederzugeben, ebenso wie Ayla es nicht fertigbrachte, bestimmte Laute in Zelandoii oder Mamutoi zu artikulieren –, wurden auf eine ganz eigentümliche Weise ausgesprochen und gewöhnlich benutzt, um etwas Nachdruck zu verleihen, oder für die Namen von Leuten oder Gegenständen. Nuancen wurden mithilfe von Gesten, Haltung und Gesichtsausdruck angezeigt, die der Sprache dieselbe Tiefe und Vielfalt verliehen wie Tonfall und Modulation einer gesprochenen Sprache. Aber bei einer derart offenkundigen Form der Kommunikation war es fast unmöglich, einer Unwahrheit Ausdruck zu geben, ohne die Tatsache zu signalisieren; sie konnten nicht lügen.

Als Ayla lernte mit Zeichen zu sprechen, hatte sie auch gelernt, die subtilen Signale von Körperbewegungen und Gesichtsausdruck wahrzunehmen und zu deuten; das war für ein vollständiges Begreifen unerlässlich. Später, als sie dann von Jondalar erneut lernte, sich mit Worten auszudrücken, und schließlich fließend Mamutoi sprechen konnte, stellte Ayla fest, dass sie selbst bei Leuten, die sich mit Worten ausdrückten, die unwillkürlichen Signale registrierte, die in Form von Gesichtsausdruck und Haltung gegeben wurden, obwohl diese Signale nicht zu ihrer Sprache gehörten.

Sie stellte fest, dass sie mehr verstand als nur die Worte. Anfangs löste das bei ihr einige Verwirrung aus, weil sich die gesprochenen Worte nicht immer mit den Signalen der Körpersprache vereinbaren ließen und Lügen ihr unbekannt waren. Einer Unwahrheit konnte sie sich nur so weit nähern, indem sie etwas ungesagt ließ.

Im Laufe der Zeit lernte sie, dass bestimmte kleine Lügen häufig als Höflichkeit gedacht waren. Doch erst als sie begriffen hatte, was Humor war – der in der Regel darauf beruhte, dass man etwas sagte und etwas anderes meinte –, wurde ihr plötzlich das Wesen der gesprochenen Sprache klar und auch der Charakter der Leute, die sich ihrer bedienten. Von da an verlieh ihre Fähigkeit, unbewusste Signale zu deuten, ihrer sich entwickelnden Sprachkenntnis eine völlig neue unvermutete Dimension, eine fast unheimliche Einsicht in das, was die Leute wirklich meinten. Damit befand sie sich in einem ungewöhnlichen Vorteil. Obwohl selbst nicht zum Lügen imstande, es sei denn durch Schweigen, wusste sie im Allgemeinen sehr genau, ob jemand die Wahrheit sprach oder nicht.

»Als ich im Löwen-Lager war, gab es dort niemanden, der Lutie heißt.« Ayla hatte sich zur Direktheit entschlossen. »Tulie ist die Anführerin und ihr Bruder Talut der Anführer.«

Die Frau nickte kaum wahrnehmbar, und Ayla fuhr fort.

»Ich weiß, es ist üblich, dass sich jemand für das Herdfeuer des Mammut entscheidet und nicht adoptiert wird. Es waren Talut und Nezzi, die mich zu sich nahmen. Talut vergrößerte sogar die Erdhütte, um eine Winterunterkunft für die Pferde zu schaffen. Aber der alte Mamut überraschte jedermann. Während der Zeremonie adoptierte er mich. Er sagte, ich gehörte zum Herdfeuer des Mammut, ich wäre dafür geboren.«

»Wenn du mit den Pferden ins Löwen-Lager gekommen bist, kann ich verstehen, wie der alte Mamut dazu kam, so etwas zu sagen«, erklärte der Mann.

Die Frau warf ihm einen verdrossenen Blick zu und murmelte ein paar Worte. Dann konferierten die drei abermals miteinander. Der Mann war zu dem Schluss gekommen, dass die Fremden allem Anschein nach Menschen waren und keine Geister, die ihnen einen Streich spielten – oder falls doch, jedenfalls keine übelwollenden Geister. Aber er glaubte nicht, dass sie genau das waren, was zu sein sie behaupteten. Die Erklärung, die der hochgewachsene Mann für das Verhalten der Tiere geliefert hatte, war zu einfach; aber er war interessiert. Die Pferde und der Wolf faszinierten ihn. Die Frau dagegen fand, sie sprächen zu eilfertig, wären zu entgegenkommend, und sie war sicher, dass hinter dem, was die beiden gesagt hatten, noch mehr stecken musste. Sie traute ihnen nicht und wollte mit ihnen nichts zu schaffen haben.

Dass der Mamut sie als Menschen akzeptierte, geschah erst, nachdem ihm ein anderer Gedanke gekommen war, der für jemanden, der sich auf solche Dinge verstand, das ungewöhnliche Verhalten der Tiere viel einleuchtender erscheinen ließ. Er war sicher, dass die blonde Frau eine mächtige Ruferin war und dass der alte Mamut gewusst haben musste, dass ihr eine außergewöhnliche Gewalt über Tiere angeboren war. Vielleicht war auch der Mann ein Rufer. Später, wenn ihr Lager beim Sommertreffen angelangt war, würde er sich mit den Leuten vom Löwen-Lager unterhalten; bestimmt hatten sich die Mamutoi über diese beiden ihre eigenen Gedanken gemacht. Es war leichter, an Magie zu glauben als an die absurde Behauptung, man könne Tiere zähmen.

Die drei Personen, die miteinander konferierten, waren uneins. Die Frau fühlte sich unbehaglich, die Fremden beunruhigten sie. Wenn sie darüber nachgedacht hätte, hätte sie vielleicht zugegeben, dass sie Angst hatte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, mit einer derart offensichtlichen Demonstration unerklärlicher Kräfte konfrontiert zu werden, aber sie wurde überstimmt. Der Mann ergriff das Wort.

»Diese Stelle, wo die beiden Flüsse zusammenfließen, ist ein guter Ort für ein Lager. Die Jagd war gut, und eine Herde Riesenhirsche wandert auf uns zu. Sie müsste in ein paar Tagen hier sein. Wir haben nichts dagegen, wenn ihr euer Lager in der Nähe aufschlagt und euch der Jagd anschließt.«

»Wir danken euch für das Angebot«, sagte Jondalar. »Wir werden vielleicht unser Lager für eine Nacht in der Nähe aufschlagen, aber morgen früh müssen wir weiter.«

Es war ein vorsichtiges Angebot, weit entfernt von der Art, auf die er und sein Bruder während ihrer Fußwanderung von Fremden willkommen geheißen worden waren. Die formelle, im Namen der Mutter geäußerte Begrüßung bot mehr als nur Gastfreundschaft. Sie galt als Einladung, sich ihnen anzuschließen, bei ihnen zu bleiben und eine Zeit lang mit ihnen zusammenzuleben. Die wesentlich eingeschränktere Einladung verriet ihre Unsicherheit, aber wenigstens wurden sie jetzt nicht mehr mit Speeren bedroht.

»Dann teilt, im Namen von Mut, zumindest die Abendmahlzeit mit uns und esst auch am Morgen mit uns zusammen.« So weit konnte der Anführer gehen, und Jondalar hatte den Eindruck, dass er ihnen gern ein weitergehendes Angebot gemacht hätte.

»Im Namen der Großen Erdmutter, wir werden heute Abend gern mit euch essen, nachdem wir unser Lager aufgeschlagen haben«, erklärte Jondalar, »aber morgen früh müssen wir zeitig aufbrechen.«

»Wohin wollt ihr denn so eilig?«

Die Unverblümtheit, die typisch war für die Mamutoi, verblüffte Jondalar noch immer, selbst nachdem er so lange bei ihnen gelebt hatte. Die Frage des Anführers wäre von Jondalars Leuten als unhöflich empfunden worden; nicht als grober Verstoß, lediglich als ein Zeichen mangelnder Reife oder fehlenden Verständnisses für die subtile und indirektere Ausdrucksweise erfahrener Erwachsener.

Aber Jondalar hatte begriffen, dass Direktheit und Unverblümtheit bei den Mamutoi als schicklich galten und mangelnde Offenheit Argwohn erregte, obwohl sie keineswegs immer so offen waren, wie es schien. Es gab auch Spitzfindigkeiten. Es kam darauf an, wie man Direktheit formulierte, wie sie aufgenommen wurde und was ungesagt blieb. Aber gegen die offen eingestandene Neugier des Anführers dieses Lagers war, nach den Maßstäben der Mamutoi, nicht das Geringste einzuwenden.

»Ich kehre nach Hause zurück«, sagte Jondalar, »und nehme diese Frau mit.«

»Weshalb sollten da ein oder zwei Tage einen Unterschied machen?«

»Meine Heimat liegt weit von hier entfernt im Westen. Ich habe sie vor« – Jondalar hielt einen Moment inne, um zu überlegen – »vier Jahren verlassen, und wir werden ein weiteres Jahr brauchen, um sie zu erreichen – wenn wir Glück haben. Es gibt ein paar gefährliche Stellen, die wir unterwegs überqueren müssen – Flüsse und Eis –, und ich möchte nicht in der falschen Jahreszeit dort ankommen.«

»Im Westen? Ihr reist doch offenbar nach Süden.«

»Ja. Wir sind unterwegs zum Beran-See und zum Großen Mutter Fluss, dem wir dann stromaufwärts folgen wollen.«

»Vor einigen Jahren ist ein Vetter von mir nach Westen gereist, um Handel zu treiben. Er hat gesagt, dass dort Leute in der Nähe eines Flusses leben, den sie auch Große Mutter nennen«, sagte der Mann. »Er war sicher, dass es derselbe ist. Sie sind von hier aus nach Westen gegangen. Es kommt natürlich darauf an, wie weit stromaufwärts ihr gehen wollt, aber es gibt eine Route südlich des Großen Eises, aber nördlich der Gebirge im Westen. Ihr könntet eure Reise erheblich verkürzen, wenn ihr diesen Weg nehmen würdet.«

»Talut hat mir von der nördlichen Route erzählt, aber niemand scheint ganz sicher zu sein, dass es derselbe Fluss ist. Wenn er es nicht ist, könnte es viel mehr Zeit kosten, den richtigen zu finden. Ich bin auf der südlichen Route gekommen, und die kenne ich. Außerdem habe ich Verwandte unter den Fluss-Leuten. Mein Bruder hatte eine Sharamudoi zur Frau genommen, und ich habe eine Zeit lang bei ihnen gelebt. Ich würde sie gern wiedersehen, denn es ist unwahrscheinlich, dass ich ihnen jemals wieder begegnen werde.«

»Wir handeln mit den Fluss-Leuten. Mir ist, als hätte ich von Fremden gehört, vor ein oder zwei Jahren, die bei einer Gruppe lebten, der sich eine Mamutoi-Frau angeschlossen hatte. Ich glaube, es waren zwei Brüder. Die Sharamudoi haben andere Bräuche als wir, aber so weit ich mich entsinne, wollten sie und ihr Gefährte sich mit einem anderen Paar zusammentun – eine Art Adoption, nehme ich an. Sie schickten einen Boten und luden alle Mamutoi ein, die kommen wollten. Mehrere sind hingereist, und ein oder zwei waren später noch einmal dort.«

»Das war mein Bruder Thonolan«, sagte Jondalar, froh darüber, dass der Bericht seine Geschichte bestätigte, obwohl er den Namen seines toten Bruders noch immer nicht aussprechen konnte, ohne Schmerz zu empfinden. »Er tat sich mit Jetamio zusammen; Markeno und Tholie waren ihr Partnerpaar. Es war Tholie, die mich als Erste die Sprache der Mamutoi lehrte.«

»Tholie ist eine entfernte Base von mir, und du bist der Bruder von einem ihrer Gefährten?« Der Mann wendete sich an seine Schwester. »Thurie, dieser Mann gehört zur Verwandtschaft. Ich finde, wir müssen ihn willkommen heißen.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, sagte er: »Ich bin Rutan, der Anführer des Falken-Lagers. Im Namen von Mut, der Großen Mutter, ihr seid willkommen.«

Die Frau hatte keine andere Wahl. Sie konnte ihren Bruder nicht in Verlegenheit bringen, indem sie sich weigerte, gleichfalls die Willkommensworte zu sprechen, aber sie hatte vor, ihm später unter vier Augen gründlich die Meinung zu sagen. »Ich bin Thurie, Anführerin des Falken-Lagers. Im Namen der Mutter, ihr seid hier willkommen. Im Sommer sind wir das Federgras-Lager.«

Jondalar war andernorts schon herzlicher willkommen geheißen worden. Er registrierte eine offensichtliche Einschränkung. Sie hieß ihn »hier« willkommen, das heißt an diesem speziellen Ort, an dem sie sich jedoch nur vorübergehend aufhielten. Er wusste, dass »Federgras-Lager« die Bezeichnung für alle Orte war, von denen aus die Mamutoi im Sommer jagten. Im Winter waren sie sesshaft, und diese Gruppe lebte, wie die andere auch, in einer dauerhaften Siedlung oder Gemeinschaft, die aus ein oder zwei großen oder mehreren kleineren halb unterirdischen Erdhütten bestand und die sie Falken-Lager nannten. Das hatte sie in ihren Willkommensgruß nicht eingeschlossen.

»Ich bin Jondalar von den Zelandonii. Ich grüße euch im Namen der Großen Erdmutter, die wir Doni nennen.«

»Wir haben noch Schlafplätze im Zelt des Mamuts«, fuhr Thurie fort, »aber was die Tiere angeht …«

»Wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte Jondalar, wenn auch nur aus Höflichkeit, »es wäre für uns bequemer, wenn wir unser eigenes Zelt aufschlagen würden, anstatt in eurem Lager zu schlafen. Wir wissen eure Gastfreundschaft zu würdigen, aber die Pferde müssen fressen, und sie kennen unser Zelt und werden dorthin zurückkehren. In eurem Lager würden sie sich vielleicht nicht recht wohlfühlen.«

»Natürlich«, sagte Thurie erleichtert. Auch sie würde sich nicht recht wohlfühlen, wenn die Pferde im Lager waren.

Ayla war klar, dass auch sie einen Willkommensgruß aussprechen musste. Wolf schien nicht mehr so aggressiv zu sein, und sie lockerte versuchsweise den Griff, mit dem sie ihn hielt. Ich kann nicht die ganze Zeit hier hocken und Wolf festhalten, dachte sie. Als sie sich erhob, wollte er an ihr hochspringen, aber sie bedeutete ihm, unten zu bleiben.

Ohne ihr die Hände entgegenzustrecken oder sie zum Näherkommen aufzufordern, hieß Rutan sie in seinem Lager willkommen. Sie erwiderte den Gruß auf dieselbe zurückhaltende Art. »Ich bin Ayla von den Mamutoi«, sagte sie, dann setzte sie hinzu, »vom Herdfeuer des Mammut. Ich grüße euch im Namen von Mut.«

Auch Thurie gab ihrem Willkommen Ausdruck, jedoch ohne es auf dieses Lager zu beschränken, wie sie es bei Jondalar getan hatte. Ayla erwiderte es formell. Sie hätte sich mehr Herzlichkeit gewünscht, aber wahrscheinlich konnte man ihnen die Zurückhaltung nicht verübeln. Die Idee, dass Tiere bereitwillig mit Menschen umherreisten, konnte beängstigend sein. Ayla begriff, dass nicht jedermann diese unwahrscheinliche Tatsache so bereitwillig akzeptieren würde, wie Talut es getan hatte, und die Erinnerung an die Leute im Löwen-Lager, die sie geliebt und nun verlassen hatte, versetzte ihr einen schmerzlichen Stich.

Ayla wendete sich an Jondalar. »Wolf scheint nicht mehr das Gefühl zu haben, uns beschützen zu müssen. Ich denke, er wird mir jetzt gehorchen, aber ich müsste trotzdem etwas haben, womit ich ihn zurückhalten kann, solange er hier im Lager ist, und auch später, falls wir anderen Leuten begegnen sollten«, sagte sie auf Zelandonii, weil sie das Gefühl hatte, in diesem Mamutoi-Lager nicht offen sprechen zu können, obwohl sie es gern getan hätte. »Vielleicht so etwas wie dieses Halfter, das du für Renner gemacht hast. In einem meiner Packkörbe gibt es eine Menge Seile und Riemen. Ich muss ihm unbedingt beibringen, dass er nicht so wie eben auf Fremde reagieren darf; er muss lernen, da zu bleiben, wo ich ihn haben will.«

Wolf hatte offensichtlich begriffen, dass das Zücken der Speere eine Drohgeste war, und sie konnte ihm kaum einen Vorwurf daraus machen, dass er bereit und willens gewesen war, die Menschen und die Pferde, die sein merkwürdiges Rudel bildeten, zu verteidigen. Von seinem Standpunkt aus war das durchaus verständlich; dennoch durfte sie es nicht zulassen. Er konnte nicht auf alle Leute, denen sie auf der Reise vielleicht begegneten, losgehen, als wären sie fremde Wölfe. Sie würde ihn lehren müssen, sein Verhalten zu ändern, Unbekannten mit mehr Zurückhaltung zu begegnen. Noch während sie darüber nachdachte, fragte sie sich, ob es überhaupt andere Leute gab, die begreifen konnten, dass ein Wolf so handelte, wie eine Frau es wünschte, oder dass ein Pferd einen Menschen auf seinem Rücken reiten ließ.

»Bleib hier bei ihm. Ich hole ein Seil«, sagte Jondalar. Obwohl sich der junge Hengst inzwischen beruhigt hatte, ließ er den Führzügel nicht los, während er in Winnies Packkorb nach einem Seil suchte. Die Feindseligkeit im Lager schien sich weitgehend gelegt zu haben, und die Menschen waren kaum mehr auf der Hut, als sie es normalerweise Fremden gegenüber sein würden. Danach zu urteilen, wie sie sie beobachteten, war Neugier an die Stelle der Angst getreten.

Auch Winnie hatte sich beruhigt. Jondalar kraulte und beklopfte sie und redete liebevoll auf sie ein. Er hatte die stämmige Stute sehr gern, und obwohl er Renners feuriges Temperament genoss, bewunderte er Winnies unerschütterliche Gelassenheit. Sie wirkte immer beruhigend auf den jungen Hengst. Er band Renners Führleine an den Riemen, der die Packkörbe auf dem Rücken der Stute hielt. Jondalar wünschte sich oft, Renner so lenken zu können, wie Ayla Winnie lenkte, ohne Halfter oder Führleine. Beim Reiten hatte er die verblüffende Empfindsamkeit der Haut eines Pferdes entdeckt. Er hatte einen guten Sitz entwickelt und begonnen, Renner mithilfe von Druck und Haltung zu lenken.

Ayla kam mit Wolf an die andere Seite der Stute. Als Jondalar ihr das Seil reichte, sagte er leise: »Wir brauchen nicht hierzubleiben, Ayla. Es ist noch früh. Wir können einen anderen Platz finden, an diesem Fluss oder an einem anderen.«

»Ich glaube, es wäre nicht schlecht, wenn Wolf Gelegenheit hätte, sich an Leute zu gewöhnen, selbst wenn sie Fremde sind und nicht übermäßig freundlich. Ich hätte nichts dagegen, bei ihnen zu Gast zu sein. Es sind Mamutoi, Jondalar, Leute von meinem Volk. Vielleicht sind es die letzten Mamutoi, die ich zu Gesicht bekomme. Ich frage mich, ob sie zum Sommertreffen ziehen werden. Vielleicht könnten wir ihnen eine Botschaft für das Löwen-Lager mitgeben.«

Ayla und Jondalar schlugen ihr Zelt in geringer Entfernung vom Federgras-Lager und etwas weiter stromauf an dem großen Nebenfluss auf. Sie befreiten die Pferde von ihrer Traglast und ließen sie grasen. Ayla verspürte eine leichte Unruhe, als sie fortwanderten und in dem aufgewirbelten Staubdunst verschwanden.

Die Frau und der Mann waren am rechten Ufer des großen Flusses entlanggezogen, aber in einiger Entfernung von ihm. Obwohl sein Lauf nach Süden führte, zog er sich in vielen Biegungen und Wendungen durch die flache Ebene, in die er einen tiefen Graben eingeschnitten hatte. Indem die Wanderer auf der Steppe oberhalb des Flusses blieben, konnten sie einen direkteren Weg nehmen, waren auf diese Weise aber dem unablässig wehenden Wind und den auf offenem Gelände deutlicher spürbaren Kräften von Sonne und Regen ausgesetzt.

»Ist dies der Fluss, von dem Talut gesprochen hat?«, fragte Ayla, während sie ihr Schlaffell ausrollte.

Jondalar holte aus einem der Packkörbe ein ziemlich großes, flaches Stück Mammutzahn mit eingeritzten Markierungen heraus, das ihm als Landkarte diente. Er blickte auf zu dem Abschnitt des dunstigen Himmels, der in einem unerträglich hellen, aber diffusen Licht erglühte, und ließ den Blick dann über die Landschaft wandern. Es war Spätnachmittag, das konnte er erkennen, viel mehr aber nicht.

»Ich weiß es nicht, Ayla«, sagte Jondalar und steckte die Karte wieder in den Korb. »Ich sehe keinerlei Landmarken, und ich bin es nur gewohnt, die Entfernungen abzuschätzen, die ich zu Fuß zurückgelegt habe. Renner bewegt sich in einem anderen Tempo.«

»Wird es wirklich ein volles Jahr dauern, bis wir deine Heimat erreicht haben?«, fragte die Frau.

»Das ist schwer zu sagen. Es hängt davon ab, auf was wir unterwegs stoßen, wie viele Schwierigkeiten wir bewältigen müssen, wie oft wir haltmachen. Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir nächstes Jahr um diese Zeit bei den Zelandonii angekommen sind. Bis jetzt haben wir noch nicht einmal den Beran-See erreicht, in den der Fluss der Großen Mutter mündet, und wir müssen dem Fluss auf ganzer Länge folgen, bis zu dem Gletscher an seiner Quelle und noch ein Stück darüber hinaus«, sagte Jondalar. Seine Augen, von einem ungewöhnlich intensiven und reinen Blau, blickten bekümmert drein, und auf seiner Stirn standen die gewohnten Sorgenfalten.

»Wir müssen einige große Flüsse überqueren, aber was mir am meisten Sorgen macht, ist der Gletscher. Wir müssen ihn überqueren, wenn das Eis fest gefroren ist, was bedeutet, dass wir ihn vor dem Frühjahr erreichen müssen, und selbst dann ist er unberechenbar. In dieser Gegend weht ein starker Südwind, der auch bei stärkster Kälte Wärme bringen und bewirken kann, dass die oberen Eis- und Schneeschichten schmelzen und aufbrechen wie verrottendes Holz. Dabei bilden sich breite Spalten, und die Schneebrücken über ihnen stürzen ein; und sogar Flüsse aus Schmelzwasser ergießen sich über das Eis und verschwinden manchmal in tiefen Löchern. Dann ist der Gletscher äußerst gefährlich, und das alles kann sehr plötzlich passieren. Jetzt haben wir Sommer, und der Winter scheint noch in großer Ferne zu liegen, aber wir haben eine viel längere Reise vor uns, als du dir vorstellen kannst.«

Die Frau nickte. Es hatte wenig Sinn, auch nur darüber nachzudenken, wie lange die Reise dauern würde, oder darüber, was passieren würde, wenn sie angekommen waren. Es war besser, jeden Tag so zu nehmen, wie er kam, und Pläne nur für die nächsten ein oder zwei Tage zu machen. Es war besser, sich keine Gedanken zu machen über Jondalars Leute, anstatt sich zu fragen, ob sie sie als eine der ihren akzeptieren würden, wie die Mamutoi es getan hatten.

»Ich wünschte, der Wind hörte auf zu wehen«, bemerkte sie.

»Ich habe es auch satt, ständig den Mund voll Sand zu haben«, sagte Jondalar. »Warum gehen wir nicht zu unseren Nachbarn hinüber und sehen zu, ob wir etwas zu essen bekommen?«

Sie nahmen Wolf mit, als sie ins Federgras-Lager zurückkehrten, aber Ayla behielt ihn nahe bei sich. Sie schlossen sich einer Gruppe an, die sich an einem Feuer versammelt hatte, über dem an einem Spieß eine große Keule briet. Eine Unterhaltung kam nur langsam in Gang, aber es dauerte nicht lange, bis aus Neugierde aufrichtiges Interesse wurde und die ängstliche Zurückhaltung einem lebhaften Gespräch Platz machte. Die wenigen Menschen, die auf diesen Steppen lebten, hatten nur selten Gelegenheit, neue Gesichter zu sehen, und die Aufregung über diese Zufallsbegegnung würde im Falken-Lager noch lange Diskussionen anheizen und Stoff für Geschichten liefern. Ayla kam mit mehreren Leuten ins Gespräch, insbesondere mit einer jungen Frau, deren Tochter gerade so alt war, dass sie allein sitzen konnte, und die so hellauf lachte, dass sie alle bezauberte, vor allem jedoch Wolf.

Anfangs war die junge Mutter sehr nervös, als das Tier sich für seine freundschaftlichen Aufmerksamkeiten gerade ihr Kind aussuchte; doch als die Kleine bei seinem eifrigen Lecken vor Begeisterung kicherte und Wolf selbst dann ganz sanft blieb, wenn sie mit den Händen in sein Fell griff und daran zog, waren alle überrascht.

Die anderen Kinder drängten herbei, um ihn anzufassen, und es dauerte nicht lange, bis Wolf mit ihnen spielte. Ayla erklärte, dass der Wolf mit den Kindern des Löwen-Lagers zusammen aufgewachsen war und sie vermutlich vermisste. Mit ganz jungen oder schwachen Menschen war er schon immer sehr sanft umgegangen; er schien den Unterschied zu kennen zwischen dem absichtslosen, übereifrigen Kneifen eines Kleinkindes und dem bewussten Zerren eines Größeren an seinem Schwanz oder einem Ohr. Auf Ersteres reagierte er mit geduldiger Nachsicht, auf Letzteres mit einem warnenden Knurren oder einem sanften Zuschnappen, das die Haut nicht verletzte, aber deutlich machte, dass er auch anders konnte.

Jondalar erwähnte, dass sie kürzlich das Sommertreffen verlassen hatten, und Rutan erzählte ihnen, dass sie gleichfalls dort gewesen wären, wenn notwendige Reparaturen an ihrer Erdhütte sie nicht aufgehalten hätten. Er erkundigte sich bei Jondalar nach seinen Reisen und nach Renner, und viele Leute hörten zu. Ayla gegenüber schienen sie wesentlich zurückhaltender zu sein, und von sich aus ergriff sie nur selten das Wort, obwohl der Mamut sie gern zu einem Gespräch über eher esoterische Themen beiseitegenommen hätte; sie zog es vor, bei den anderen zu bleiben. Als die Zeit zur Rückkehr in ihr eigenes Lager gekommen war, gab sich selbst die Anführerin gelöster und freundlicher, und Ayla bat sie, das Löwen-Lager von ihr zu grüßen, wenn sie beim Sommertreffen angekommen waren.

In dieser Nacht lag Ayla wach und dachte nach. Sie war froh darüber, dass sie sich von ihrem natürlichen Widerstreben, dem Lager, das ihnen keinen sonderlich herzlichen Empfang bereitet hatte, einen Besuch abzustatten nicht hatte zurückhalten lassen. Nachdem die Leute Gelegenheit gehabt hatten, ihre Angst vor dem Fremden oder Unbekannten zu überwinden, waren sie interessiert und lernbegierig gewesen. Und auch sie hatte etwas gelernt: dass das Reisen mit so ungewöhnlichen Gefährten dazu angetan war, bei allen Menschen, denen sie unterwegs vielleicht begegnen würden, heftige Reaktionen auszulösen. Sie hatte keine Ahnung, was ihr bevorstand, aber es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass diese Reise eine weitaus größere Herausforderung sein würde, als sie sich vorgestellt hatte.

2. KAPITEL

Am nächsten Morgen drängte Jondalar auf zeitigen Aufbruch, aber Ayla wollte noch einmal ins Federgras-Lager zurückkehren und die Leute besuchen, die sie dort kennengelernt hatte. Während Jondalar ungeduldig wartete, verbrachte Ayla geraume Zeit mit Abschiednehmen. Es war fast Mittag, als sie schließlich aufbrachen.

Das offene Grasland mit sanft rollenden Hügeln und weitem Ausblick, über das sie gereist waren, seit sie das Sommertreffen verlassen hatten, gewann allmählich an Höhe. Die Strömung des in höherem Gelände entsprungenen Nebenflusses war wesentlich stärker als die des vielfach gewundenen Hauptflusses, und das Gewässer hatte in den vom Wind herbeigetragenen Lößboden eine tiefe Rinne mit steilen Ufern gegraben. Obwohl Jondalar nach Süden wollte, waren sie gezwungen, auf der Suche nach einer zum Überqueren geeigneten Stelle erst nach Westen und dann nach Nordwesten zu ziehen.

Je weiter sie von ihrem eigentlichen Kurs abkamen, desto reizbarer und ungeduldiger wurde Jondalar. Er bezweifelte die Richtigkeit seiner Entscheidung, die längere südliche Route zu nehmen anstelle der nordwestlichen, die man ihm – mehr als einmal – nahegelegt hatte; auch schien der Fluss entschlossen, sie dorthin zu dirigieren. Sie war ihm zwar unbekannt, aber wenn sie so viel kürzer war, sollten sie vielleicht doch auf ihr reisen. Wenn er nur sicher sein konnte, dass sie das Gletscherplateau weiter im Westen, wo der Große Mutter Fluss entsprang, vor dem Frühjahr erreichten, dann würde er diese Route wählen.

Das aber hieß, dass er damit auf die letzte Gelegenheit verzichtete, die Sharamudoi wiederzusehen. Aber war das so wichtig? Er musste zugeben, dass ihm viel daran lag; er hatte sich darauf gefreut. Jondalar war sich nicht sicher, ob der Grund für seinen Entschluss, die südliche Route zu nehmen, auf dem Wunsch beruhte, mit Ayla auf dem vertrauten und damit sichereren Weg heimzukehren, oder auf dem, Menschen wiederzubegegnen, mit denen er verwandt war. Er machte sich Sorgen über die Konsequenzen einer falschen Entscheidung.

Ayla brach in seine Gedanken ein. »Jondalar, ich glaube, hier können wir den Fluss durchqueren«, sagte sie. »Es sieht so aus, als könnte man drüben leicht ans Ufer.«

Sie hatten eine Biegung des Flusses erreicht und hielten an, um die Gegebenheiten genau zu betrachten. An der Stelle, an der das rasch fließende Wasser um die Biegung strömte, hatte es die Außenkante, an der sie standen, tief eingeschnitten, und es war ein hohes, steiles Ufer entstanden. Die innere Seite der Biegung dagegen, das jenseitige Ufer, erhob sich allmählich aus dem Wasser und bildete einen schmalen, von Gestrüpp gesäumten Strand aus fester, graubrauner Erde.

»Was meinst du – ob die Pferde dieses Ufer schaffen?«

»Ich denke schon. Der tiefste Teil des Flusses muss in der Nähe dieser Seite sein. Wie tief er ist und ob die Pferde schwimmen müssen, lässt sich kaum sagen. Vielleicht wäre es besser, wenn wir absteigen und gleichfalls schwimmen würden«, sagte Ayla. Dann bemerkte sie, dass dieser Gedanke Jondalar zu widerstreben schien. »Aber wenn es nicht zu tief ist, können wir hinüberreiten. Ich hasse es, wenn meine Kleider nass werden, aber ich habe auch keine Lust, sie zum Hinüberschwimmen auszuziehen.«

Sie drängten die Pferde über den Steilhang. Hufe rutschten aus, glitten über die feinkörnige Erde der Uferböschung und landeten im Wasser. Dann wurden die Tiere von der starken Strömung erfasst und flussabwärts getrieben. Das Wasser war tiefer, als Ayla erwartet hatte. Die Pferde waren einen Augenblick lang in Panik, bis sie sich an das neue Element gewöhnt hatten und gegen den Strom auf das jenseitige Ufer zuschwammen. Als sie die flache Böschung an der Innenkante der Biegung hinaufritten, schaute sich Ayla nach Wolf um und sah, dass er sich immer noch auf der anderen Seite befand und jaulend und winselnd hin und her lief.

»Er hat Angst davor, hineinzuspringen«, sagte Jondalar.

»Komm, Wolf, komm«, rief Ayla. »Du kannst doch schwimmen.« Doch der junge Wolf winselte jämmerlich und klemmte den Schwanz zwischen die Beine.

Sie waren viel zu spät aufgebrochen, waren gezwungen gewesen, einen Umweg nach Norden und Westen zu machen, in eine Richtung, in die sie nicht wollten, und nun wollte Wolf den Fluss nicht überqueren. Jondalar wusste, dass sie eigentlich anhalten und nach dem Eintauchen ins Wasser den Inhalt ihrer Packkörbe überprüfen mussten, auch wenn sie eng geflochten und praktisch wasserdicht waren. Er spürte, wie der Wind kühlte, und wusste, dass sie die Kleidung, die sie trugen, trocknen lassen mussten. Die Sommertage waren warm genug, aber der heulende Nachtwind trug noch immer den kalten Atem des Eises herbei. Die Kälte des riesigen Gletschers, der das Land im Norden unter Eisdecken begraben hatte, die so hoch waren wie Berge, war auf der ganzen Erde zu spüren, aber nirgends stärker als auf den Steppen in der Nähe seiner Ränder.

Wenn es noch früher am Tage gewesen wäre, hätten sie in nassen Kleidern weiterziehen können; Wind und Sonne würden sie beim Reiten trocknen. Jondalar wollte weiter nach Süden, wollte vorankommen – wenn sie nur endlich weiterziehen konnten.

»Dieser Fluss hat eine stärkere Strömung, als er gewohnt ist, und er kann nicht hineinlaufen. Er muss hineinspringen, und das hat er noch nie getan«, sagte Ayla.

»Was willst du tun?«

»Wenn ich ihn nicht dazu bringen kann, dass er springt, muss ich ihn holen«, erwiderte sie.

»Ayla, ich bin ganz sicher, wenn wir einfach weiterreiten, dann springt er und folgt dir. Wenn wir heute überhaupt noch ein Stück hinter uns bringen wollen, müssen wir weiter.«

Der fassungslose Ausdruck von Unglauben und Zorn, der auf ihrem Gesicht erschien, ließ Jondalar wünschen, er könnte seine Worte zurücknehmen. »Wie würde es dir gefallen, wenn man dich zurückließe, nur weil du Angst hast? Er getraut sich nicht, in den Fluss zu springen, weil er so etwas noch nie getan hat. Hast du etwas anderes erwartet?«

»Ich meinte nur – er ist doch nur ein Wolf, Ayla. Wölfe durchschwimmen ständig Flüsse. Wenn er uns nicht nachkommt, können wir immer noch umkehren und ihn holen. Ich meinte nicht, dass wir ihn hier zurücklassen sollen.«

»Du brauchst dir keine Sorgen darüber zu machen, dass wir vielleicht umkehren müssen. Ich hole ihn jetzt gleich«, sagte Ayla, drehte ihm den Rücken zu und lenkte Winnie ins Wasser.

Der junge Wolf jaulte nach wie vor, beschnüffelte den von den Pferdehufen aufgewühlten Boden und schaute hinüber zu den Menschen und Pferden jenseits der Wasserfläche. Als sich ihr Pferd in der Strömung befand, rief Ayla ihn abermals. Ungefähr in der Mitte des Flusses spürte Winnie, dass der Grund unter ihr nachgab. Sie wieherte erschrocken, versuchte, festeren Halt zu finden.

»Wolf? Komm, Wolf! Es ist doch nur Wasser, spring hinein!« Ayla redete dem ängstlichen jungen Tier gut zu, versuchte, es zum Sprung in die wirbelnde Flut zu bewegen. Dann glitt sie von Winnies Rücken – sie war entschlossen, zum Steilufer hinüberzuschwimmen. Endlich nahm Wolf seinen ganzen Mut zusammen und sprang. Er landete im Wasser und schwamm sofort auf sie zu. »Gut gemacht, Wolf!«

Winnie bemühte sich noch immer, festen Boden unter die Hufe zu bekommen, und Ayla, die einen Arm um Wolf gelegt hatte, versuchte sie zu erreichen. Jondalar war bereits bei ihr, stand bis zur Brust im Wasser, half der Stute und schwamm dann Ayla entgegen. Gemeinsam erreichten sie das jenseitige Ufer.

»Wir sollten uns beeilen, wenn wir heute noch ein Stück vorankommen wollen«, sagte Ayla. Ihre Augen verrieten, dass sie immer noch wütend war. Sie wollte sich auf die Stute schwingen, aber Jondalar hielt sie zurück.

»Nein«, sagte er.«Wir reiten nicht weiter, bevor du trockene Kleider angezogen hast. Und ich glaube, wir sollten die Pferde trockenreiben und vielleicht auch Wolf. Für heute reicht es. Wir können hier lagern. Für die Herreise habe ich vier Jahre gebraucht. Und es macht mir nichts aus, wenn ich auch für die Rückreise vier Jahre brauchen sollte. Die Hauptsache ist, dass du heil und gesund ankommst.«

Sie blickte zu ihm auf, und der Ausdruck von Liebe und Fürsorge in seinen blauen Augen ließ den letzten Rest ihres Zornes dahinschmelzen. Sie schlang die Arme um ihn, als er seinen Kopf zu ihr herabneigte, und spürte dieselbe unglaubliche Beglückung, die sie empfunden hatte, als er zum ersten Mal seine Lippen auf die ihren gelegt und ihr gezeigt hatte, was ein Kuss war, und eine unvergleichliche Freude darüber, dass sie mit ihm unterwegs war, mit ihm in seine Heimat reiste.

Er hatte Angst um sie gehabt, als sie in den Fluss zurückgekehrt war, und jetzt drückte er sie an sich, hielt sie fest umschlungen. Bevor er Ayla kennengelernt hatte, hatte er es nicht für möglich gehalten, dass er einen Menschen so sehr würde lieben können. Einmal hatte er sie fast verloren. Er war sicher gewesen, dass sie bei dem dunklen Mann mit den lachenden Augen bleiben würde, und der Gedanke, sie vielleicht wieder zu verlieren, war ihm unerträglich.

Mit zwei Pferden und einem Wolf als Gefährten stand ein Mann mit der Frau, die er liebte, inmitten einer riesigen, kalten Steppe, auf der zahlreiche Tiere lebten, aber nur sehr wenige Menschen, und plante eine Wanderung quer durch einen Kontinent. Dennoch gab es Momente, in denen schon der Gedanke, dass ihr irgendein Leid zustoßen könnte, ihn mit einer derartigen Angst erfüllte, dass es ihm den Atem verschlug. In solchen Momenten wünschte er sich, sie für immer und ewig festhalten zu können.

Jondalar spürte die Wärme ihres Körpers und ihren Mund auf dem seinen, und das Verlangen überkam ihn. Aber das konnte warten. Sie war nass und kalt; sie brauchte trockene Kleidung und ein Feuer. Sie konnten ebenso gut am Ufer dieses Flusses kampieren wie anderswo. Es war zwar für einen Halt noch ein wenig zu früh, aber auf diese Weise hatten sie genügend Zeit, die Kleider trocknen zu lassen, die sie trugen; und sie konnten am Morgen zeitig aufbrechen. »Wolf! Lass los!«, rief Ayla und eilte zu dem jungen Tier, um ihm das lederumhüllte Bündel zu entreißen. »Ich dachte, du hättest inzwischen gelernt, Leder in Ruhe zu lassen.« Als sie versuchte, es ihm wegzunehmen, hielt er es verspielt mit den Zähnen fest, ruckte mit dem Kopf und knurrte. »Loslassen!« , sagte sie scharf. Sie ließ die Hand niederfahren, als wollte sie ihn auf die Nase schlagen, hielt aber kurz über ihr inne. Auf den Befehl und diese Geste hin klemmte Wolf den Schwanz zwischen die Beine, schlich unterwürfig auf sie zu und legte ihr, um Vergebung winselnd, das Bündel vor die Füße.

Jondalar kam, um ihr zu helfen. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Er lässt es fallen, wenn du es ihm befiehlst, aber du kannst ihn schließlich nicht ständig bewachen … Was ist das? Ich wüsste nicht, dass ich es schon einmal gesehen hätte«, sagte er mit einem fragenden Blick auf ein Bündel, das sorgsam in weiches Leder eingeschlagen und fest verschnürt war.

Mit leichtem Erröten nahm ihm Ayla das Bündel schnell aus der Hand. »Das ist nur – etwas, das ich mitgebracht habe – etwas aus dem Löwen-Lager«, sagte sie und verstaute das Bündel in einem ihrer Packkörbe.

Jondalar wusste nicht, was er davon halten sollte. Sie hatten beide ihre Habseligkeiten und ihre Reiseausrüstung auf ein Minimum beschränkt und kaum etwas mitgenommen, das nicht lebensnotwendig war. Das Bündel war nicht groß, aber es war auch nicht gerade klein. Was konnte es sein, das sie unbedingt mitnehmen wollte?

»Wolf! Lass das!«

Jondalar sah, wie Ayla abermals hinter Wolf hereilte, und musste lächeln. Fast schien es so, als stellte Wolf absichtlich Unfug an, als reizte er Ayla, ihm nachzulaufen, mit ihm zu spielen. Er hatte einen ihrer Lagerfußlinge gefunden, eine weiche, mokassinähnliche Fußbekleidung, die sie manchmal trug, wenn sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.

»Ich weiß wirklich nicht, was ich mit ihm machen soll!«, sagte Ayla verärgert, als sie zu Jondalar zurückkehrte. Sie hielt das Objekt seiner neuesten Schandtat in der Hand und blickte streng auf den Missetäter herab. Wolf kroch auf sie zu, offenbar reumütig, und winselte erbärmlich, weil sie böse auf ihn war; aber hinter seiner Unterwürfigkeit lauerte der Übermut. Er wusste, dass sie ihn liebte, und in dem Augenblick, in dem sie sich erweichen ließ, würde er vor Vergnügen herumtoben und kläffen, bereit, das Spiel wieder aufzunehmen.

Obwohl er fast die Größe eines Erwachsenen hatte, war Wolf doch kaum mehr als ein Welpe. Er war im Winter, außerhalb der Saison, von einer Einzelgängerin geboren worden, deren Gefährte gestorben war. Wolfs Fell hatte die übliche gelblichgraue Färbung, aber seine Mutter war schwarz gewesen.

Ihre ungewöhnliche Farbe hatte die Leitwölfin und die anderen Weibchen des Rudels veranlasst, ihr erbarmungslos zuzusetzen, ihr den niedrigsten Rang zuzuweisen und sie schließlich davonzujagen. Sie streifte allein umher, schaffte es, ein paar Monate zwischen den Revieren von Rudeln zu überleben, bis sie schließlich einen anderen Einzelgänger fand, einen alten Rüden, der sein Rudel verlassen hatte, weil er nicht mehr mit ihm Schritt halten konnte. Eine Zeit lang erging es ihnen recht gut. Sie war die kraftvollere Jägerin, aber er hatte mehr Erfahrung, und sie hatten sogar begonnen, ein eigenes kleines Revier abzugrenzen und zu verteidigen. Vielleicht war es die bessere Ernährung, die sich die beiden, gemeinsam arbeitend, beschaffen konnten, vielleicht auch die Gesellschaft und Nähe eines ihr freundlich gesonnenen Rüden, was bewirkte, dass sie zur Unzeit läufig wurde, aber ihr alter Gefährte war darüber nicht unglücklich und, da er keinen Nebenbuhler hatte, willens und auch fähig, zu reagieren.

Leider waren seine steifen alten Knochen nicht imstande, den Unbilden eines weiteren Winters auf der Steppe zu widerstehen. Er starb zu Beginn der kalten Jahreszeit, und sein Tod war ein verheerender Verlust für die schwarze Wölfin, die nun allein ihre Jungen zur Welt bringen musste – mitten im Winter. Tiere, die beträchtlich von der Norm abweichen, haben in ihrer natürlichen Umwelt ein schweres Los. In einer Landschaft aus bräunlichem Gras, gelblicher Erde und vom Wind verwehtem Schnee fällt es umsichtigen Beutetieren nur allzu leicht, eine schwarze Jägerin zu entdecken. Da weder ein Gefährte da war noch Tanten, Onkel, Vettern oder ältere Geschwister, die mithelfen konnten, die säugende Mutter und ihre Jungen zu ernähren, wurde die schwarze Wölfin immer schwächer, und eines ihrer Jungen nach dem anderen starb, bis nur noch eines übrig war.

Ayla kannte sich mit Wölfen aus. Sie hatte sie beobachtet, seit sie zum ersten Mal auf die Jagd gegangen war, aber sie konnte nicht wissen, dass der schwarze Wolf, der versuchte, den Hermelin zu stehlen, den sie mit ihrer Schleuder erlegt hatte, ein halbverhungertes, nährendes Weibchen war; es war nicht die übliche Zeit für Junge. Als sie versuchte, sich das Fell zurückzuholen, und der Wolf sie angriff, tötete sie ihn in Notwehr. Dann sah sie, in welchem Zustand sich das Tier befand, und begriff, dass es ein Einzelgänger gewesen sein musste. Sie empfand eine seltsame Verwandtschaft mit einem Wolf, der aus seinem Rudel ausgestoßen worden war, und war entschlossen, die mutterlosen Welpen zu finden, die keine Familie hatten, die sie adoptieren konnte. Sie folgte der Fährte des Wolfes, entdeckte die Höhle, kroch hinein und fand das letzte Junge, noch nicht entwöhnt und mit noch kaum geöffneten Augen. Sie nahm es mit ins Löwen-Lager.

Alle waren überrascht gewesen, als Ayla ihnen das winzige Wolfsjunge zeigte; aber sie war mit Pferden gekommen, die auf sie hörten. Sie hatten sich an sie gewöhnt und an die Frau, die so gut mit Tieren umgehen konnte, und sie waren neugierig, was aus dem Wolf werden und was sie mit ihm machen würde. Dass sie imstande war, ihn aufzuziehen und zu zähmen, kam vielen wie ein Wunder vor, und die Intelligenz, die das Tier an den Tag legte, verblüffte Jondalar noch immer – eine Intelligenz, die fast mit der eines Menschen zu vergleichen war.

»Ich glaube, er spielt mit dir, Ayla«, sagte der Mann.

Sie blickte auf Wolf herab und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, das ihn veranlasste, den Kopf zu heben und erwartungsvoll mit dem Schwanz auf den Boden zu klopfen. »Du hast vermutlich Recht, aber das ändert nichts daran, dass ich ihn daran hindern muss, auf allen möglichen Dingen herumzukauen.«, sagte sie und betrachtete den zerfetzten Lagerschuh. »Aber den kann ich ihm ebenso gut lassen. Er ist ohnehin nicht mehr zu retten, und vielleicht ist er dann eine Zeit lang nicht so sehr an unseren anderen Sachen interessiert.« Sie warf ihm den Fußling zu, und er sprang hoch und schnappte ihn im Flug; Jondalar hatte das Gefühl, dass er dabei wölfisch grinste.

»Wir sollten zusehen, dass wir mit dem Packen fertig werden«, sagte er, als ihm wieder einfiel, dass sie am Vortag nicht weit nach Süden vorangekommen waren.

Ayla sah sich um und schirmte ihre Augen gegen die helle Sonne ab, die gerade am Himmel emporstieg. Sie entdeckte Winnie und Renner auf der Wiese, die an das mit Gestrüpp bewachsene Landstück in der Biegung des Flusses angrenzte, und rief sie mit einem Pfiff, der dem ähnelte, mit dem sie Wolf zu rufen pflegte. Die falbe Stute hob den Kopf, wieherte und galoppierte dann auf die Frau zu. Der junge Hengst folgte ihr.

Sie brachen ihr Lager ab, bepackten die Pferde und waren fast zum Aufbruch bereit, als Jondalar beschloss, die Zeltstäbe in den einen Korb und seine Speere in den anderen umzupacken, um die Last gleichmäßiger zu verteilen. Während Ayla wartete, lehnte sie sich an Winnie. Das war eine Position, die beiden vertraut und bequem war, eine Art des Kontaktes, die sich herausgebildet hatte, als in dem üppigen, aber einsamen Tal das junge Fohlen ihr einziger Gefährte war.

Sie hatte Winnies Mutter getötet. Damals hatte sie bereits seit Jahren gejagt, aber nur mit ihrer Schleuder. Ayla hatte sich den Umgang mit der leicht zu verbergenden Waffe selbst beigebracht und sich mit der Tatsache, dass sie gegen Tabus des Clans verstieß, ausgesöhnt, indem sie fast ausschließlich Jagd auf Raubtiere machte, die mit den Menschen um Nahrung konkurrierten und manchmal sogar Fleisch von ihnen stahlen. Aber das Pferd war das erste große, fleischliefernde Tier gewesen, das sie getötet hatte, und zum ersten Mal hatte sie sich dazu eines Speers bedient.

Beim Clan hätte dies als ihre erste Tötung gegolten, wenn sie ein Junge gewesen wäre und mit einem Speer hätte jagen dürfen; als Frau hätte man sie, wenn sie mit einem Speer jagte, nicht am Leben gelassen. Das Töten des Pferdes war für das Überleben notwendig gewesen. Aber sie hatte nicht erwartet, dass ausgerechnet ein nährendes Muttertier in ihre Fallgrube stürzen würde. Als sie das Fohlen bemerkte, tat es ihr leid, weil sie wusste, dass es ohne seine Mutter sterben würde, aber der Gedanke, es selbst aufzuziehen, kam ihr überhaupt nicht. Es gab keinerlei Grund, an etwas Derartiges zu denken; schließlich hatte noch nie jemand so etwas getan.

Doch als Hyänen sich an das verängstigte Fohlen heranschlichen, fiel ihr die Hyäne ein, die versucht hatte, Ogas kleinen Sohn wegzuschleppen. Ayla hasste Hyänen, vielleicht wegen der Qualen, die sie hatte ausstehen müssen, als sie diese Hyänen getötet und damit ihr Geheimnis verraten hatte. Sie waren nicht schlechter als andere Raubtiere und Aasfresser auch, aber für Ayla verkörperten sie alles, was grausam, bösartig und falsch war. Sie hatte eine Hyäne getötet, die anderen verscheucht und das hilflose Fohlen gerettet, aber diesmal brachte ihr Handeln ihr keine Qualen, sondern Gesellschaft, die ihr die Einsamkeit erleichterte, und Beglückung über das einzigartige Verhältnis, das sich zwischen ihnen entwickelte.

Ayla liebte den jungen Wolf, wie sie ein intelligentes Kind geliebt hätte; aber ihre Gefühle für das Pferd waren anders. Winnie hatte ihre Einsamkeit geteilt; sie waren einander so nahe gekommen, wie das bei so verschiedenartigen Geschöpfen überhaupt möglich ist. Sie kannten einander, verstanden einander, vertrauten einander. Die falbe Stute war für sie mehr als eine hilfreiche Gefährtin oder sogar ein geliebtes Kind. Winnie war eine Freundin, mehrere Jahre lang das einzige Wesen, das ihr Gesellschaft leistete.

Doch als sich Ayla zum ersten Mal auf ihren Rücken schwang und ritt wie der Wind, war das ein spontaner, sogar irrationaler Akt gewesen. Anfangs hatte sie gar nicht versucht, das Pferd zu lenken, aber sie waren so vertraut miteinander, dass das gegenseitige Verstehen von Ritt zu Ritt wuchs.

Während Ayla darauf wartete, dass Jondalar fertig wurde, beobachtet sie Wolf, der verspielt auf ihrem Lagerfußling herumkaute, und wünschte sich, ihr würde etwas einfallen, womit sie ihm diese zerstörerische Gewohnheit austreiben konnte. Ihr Auge schweifte über die Vegetation der Landzunge, auf der sie übernachtet hatten. Das flache Land auf dieser Seite des Flusses, umrundet vom Steilufer an der anderen Seite der scharfen Biegung, wurde alljährlich überschwemmt und war deshalb mit einer fruchtbaren Lehmerde bedeckt, auf der eine Vielzahl von Pflanzen, Sträuchern und sogar kleinen Bäumen wuchs; dahinter hatte sich üppiges Weideland gebildet. Ayla war es zur zweiten Natur geworden, alles zu registrieren, was um sie herum wuchs, und es mit einem schon fast instinktmäßigen Wissen zu katalogisieren und einzuordnen.

Sie sah eine Bärentraube, einen heidekrautähnlichen, immergrünen Zwergstrauch mit ledrigen, dunkelgrünen Blättern und einer Fülle von kleinen, runden, rosa überhauchten weißen Blüten, die eine reiche Ernte an roten Beeren versprachen. Sie waren zwar sauer und sehr herb, schmeckten aber gut, wenn man sie mit anderem Essen zusammen kochte; doch Ayla wusste, dass sie nicht nur Nahrung boten, sondern auch gegen das Brennen halfen, das beim Wasserlassen auftreten konnte, zumal dann, wenn Blut das Wasser rötlich färbte.

Dicht daneben wuchs eine Meerrettichstaude mit kleinen weißen Blüten, die in Büscheln an Stengeln mit schmalen Blättern saßen, während weiter unten lange, zugespitzte, glänzend dunkelgrüne Blätter aus dem Boden herauswuchsen. Die Wurzel war dick und ziemlich lang, verströmte einen durchdringenden Geruch und schmeckte sehr scharf. In kleinen Mengen gab sie Fleisch ein würziges Aroma, aber Ayla war mehr an ihrer medizinischen Verwendbarkeit interessiert  – sie wirkte förderlich auf den Magen und heilsam auf verletzte und geschwollene Gelenke. Sie überlegte, ob sie ein paar Wurzeln ausgraben sollte, und kam dann zu dem Schluss, dass sie jetzt keine Zeit dazu hatte.