Azteken und Spanier - Peter Sandmaier - E-Book

Azteken und Spanier E-Book

Peter Sandmaier

0,0
18,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte - Amerika, , Sprache: Deutsch, Abstract: Als Hernándo Cortés 1519 in der Bucht von Campeche auf der Halbinsel Yucatan mit seinem kleinen Expeditionskorps landete, konnten sie gleich ihre Überlegenheit beweisen, denn sie mussten ihre Schusswaffen einsetzen. Der Ablauf dieses Ereignisses prägte die Vorstellungen von dem Aufeinandertreffen der Großmacht Spanien mit den verschiedenen Völkern auf dem Gebiet des heutigen Mexikos. Ganz anders dagegen die zweite Landung in der Nähe des heutigen Vera Cruz. Dort wurden sie von einem Gesandten der Azteken empfangen. Hier fand eher eine Begegnung zwischen zwei Großmächten statt, die durch entwickelte Hochkulturen gekennzeichnet waren. Was ereignete sich also in Jahren nach 1519 auf der mexikanischen Hochebene? Die allgemein verbreitete Anschauung, es wäre eine Geschichte der Eroberung durch die völlig überlegenen Spanier gewesen, kann nicht mehr vertreten werden. War es ein gewaltsames Aufeinandertreffen von zwei Großmächten, der katholischen Schutzmacht Spanien mit dem aztekischen Imperium? Auch diese Vorstellung erfasst nicht die Ereignisse in geeigneter Weise. Eine Rolle spielte auch die Begegnung von zwei Hochkulturen, denn in der Zeit des 16. Jahrhunderts wurde in dem genannten Gebiet nicht nur Krieg geführt, sondern es gab lange Friedenszeiten, in denen sich die beiden Kulturen in einer besonderen Weise vermischten. Dabei spielte die spanischen Vorstellungen natürlich eine dominante Rolle, doch die Rahmenbedingungen entfalteten eine besondere Dynamik, die dann zu einer Vermischung führte. Es sind also auf den genannten drei Ebenen differenzierte Überlegungen notwendig. Wir sind heute durch die Forschung und die Archäologie in der Lage, den recht komplexen Prozess angemessen darzustellen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine offenen Fragen mehr gibt. [...]

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2010

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen.
2. Die präkolumbianischen Kulturen in der Hochebene von Mexiko
3. Die spanische Eroberung
4. Die Herrschaft der Spanier in Nueva España
5. Schlussbemerkungen.

Page 1

Page 3

1. Vorbemerkungen

Als Hernándo Cortés 1519 in der Bucht von Campeche auf der Halbinsel Yucatan mit seinem kleinen Expeditionskorps landete, konnten sie gleich ihre Überlegenheit beweisen, denn sie mussten ihre Schusswaffen einsetzen. Der Ablauf dieses Ereignisses prägte die Vorstellungen von dem Aufeinandertreffen der Großmacht Spanien mit den verschiedenen Völkern auf dem Gebiet des heutigen Mexikos. Ganz anders dagegen die zweite Landung in der Nähe des heutigen Vera Cruz. Dort wurden sie von einem Gesandten der Azteken empfangen. Hier fand eher eine Begegnung zwischen zwei Großmächten statt, die durch entwickelte Hochkulturen gekennzeichnet waren. Was ereignete sich also in Jahren nach 1519 auf der mexikanischen Hochebene? Die allgemein verbreitete Anschauung, es wäre eine Geschichte der Eroberung durch die völlig überlegenen Spanier gewesen, kann nicht mehr vertreten werden. War es ein gewaltsames Aufeinandertreffen von zwei Großmächten, der katholischen Schutzmacht Spanien mit dem aztekischen Imperium? Auch diese Vorstellung erfasst nicht die Ereignisse in geeigneter Weise. Eine Rolle spielte auch die Begegnung von zwei Hochkulturen, denn in der Zeit des 16. Jahrhunderts wurde in dem genannten Gebiet nicht nur Krieg geführt, sondern es gab lange Friedenszeiten, in denen sich die beiden Kulturen in einer besonderen Weise vermischten. Dabei spielte die spanischen Vorstellungen natürlich eine dominante Rolle, doch die Rahmenbedingungen entfalteten eine besondere Dynamik, die dann zu einer Vermischung führte.

Es sind also auf den genannten drei Ebenen differenzierte Überlegungen notwendig. Wir sind heute durch die Forschung und die Archäologie in der Lage, den recht komplexen Prozess angemessen darzustellen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine offenen Fragen mehr gibt.

Page 4

Es ist geradezu schmerzlich, dass die Spanier in der Zeit der kriegerischen Eroberung so viele schriftliche Überlieferungen der mesoamerikanischen Kulturen zerstört haben(V 1). Was hat eigentlich die Spanier getrieben, als sie diese Zerstörungen vorgenommen haben? Auch das kann man nicht so einfach beantworten. Den historischen Hintergrund im Mutterland muss man aber woanders nachlesen(V 2). Der lange Prozess des Wiederaufbaus der aztekischen Kerngebiete wird hier in auch in den Grundzügen dargelegt. Dabei werden widersprüchliche Tendenzen aufgezeigt, die dann zu dem spezifischen mexikanischen Resultat geführt haben.

Wenn man die vorliegende Abhandlung gelesen hat, dann sieht man die Ereignisse der spanischen Eroberung völlig anders. Außerdem kann man dann die archäologischen Ausgrabungen in Mexiko in einer neuen Weise würdigen. Das Staunen, das einen auf den großen Pyramiden, z.B. in Teotihuacán erfasst, wird dann noch vertieft. Wer aber nicht nach Mexiko reisen will oder kann, der bekommt einen Eindruck auch im Museo de América in Madrid oder im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem.

Page 5

2. Die präkolumbianischen Kulturen in der Hochebene von Mexiko

Als die Spanier mit Hernando Córtes am 12.3.1519 in der heutigen Campeche Bay im mexikanischen Bundesstaat Campeche landeten, fanden sie hochentwickelte und differenzierte Gesellschaften vor, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt hatten. Heute geht man von einer ersten Besiedlung seit ca.13 000 a. C. aus und man teilt die Geschichte der Einwanderung in mehrere Abschnitte ein, aber erst ab einer Zeit von 1800 a. C. bzw. 700 a. C. (2.1). Für die Zeit davor hat man nur wenige archäologische Funde, die kein geschlossenes Bild ergeben. Wir wissen aber, dass seit ca. 3500 a. C. Menschen sesshaft wurden und die Landwirtschaft mit Mais und Bohnen entwickelten und die Haustiere Hund bzw. Truthahn kannten. Transporte wurden nur von Menschen durchgeführt. Die frühen Kulturen von Mesoamerika verfügten nicht über das Rad. Mit Funden ist es nur für Kinderspielzeug überliefert (2.2). Pietschmann unterscheidet für Mexiko das Präklassikum (ca. 700 a. C. - 400 p. C.) mit der Kultur der Olmeken in Gebieten der Bundesstaaten Campeche, Tabasco und Veracruz, das Klassikum (ca. 400 - 900 p. C.) mit den Hochkulturen der Maya in Palenque, Tikal, Cobán, Uxmal und Chichén Itzá sowie der Zapoteken in Monte Albán und natürlich von Teotihuacán, außerdem das frühe Postklassikum (900 - 1200 p. C.) bzw. das späte Postklassikum (1200 - 1520 p. C.) (2.3).

Alle Völker von Mesoamerika haben gemeinsame Kulturtechniken entwickelt, wie die recht differenzierte Landwirtschaft, eine Schrift, fundierte Kalender- und Zahlensysteme und Religionen mit einem breiten Pantheon. In der weiteren Entwicklung erkennen wir auch gegliederte Gesellschaften mit einer klaren, abgegrenzten Hierarchie. Die genannten Zentren waren immer auch von Krisen betroffen, die zu einem Niedergang und nach einer Übergangzeit zum Verlassen derselben führte. Die Neugründung von Zentren war dann auch die Folge. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist dies zurückzuführen auf „Klimaanomalien, Kriege, Wanderungsbewegungen und Überbevölkerung“ (2.4). Die mexikanische Hochebene war auch immer ein Ziel von einwandernden Ethnien, die sicherlich auch einen Beitrag dieser Dynamik auslösten. Die Gesellschaften waren also von äußeren Faktoren in einem sehr hohen Maße geprägt. Dadurch hat sich eine Vermischung der Kulturen entwickelt. Die Bewahrung von eigenen Identitäten und die Übernahme fremder Kulturtechniken haben sich in einem Rahmen von praktischer Bewährung, von Machtpositionen und spiritueller Überzeugung entwickelt. Dies führte auch zu einer differenzierten Wahrnehmung des Selbstbewusstseins von sesshaften Gesellschaften und Gruppen von Einwanderern. Besonders gefragt war hier die Einschätzung besonderer