Hoffnungsstrahl im Nazisturm - Max Liebster - E-Book

Hoffnungsstrahl im Nazisturm E-Book

Max Liebster

4,8

Beschreibung

Das Buch Hoffnungsstrahl im Nazisturm berichtet mit schonungsloser Eindringlichkeit von Max Liebsters qualvollem Weg durch fünf Konzentrationslager, einschließlich des berüchtigten Auschwitz. Es ist nicht nur ein Überlebensdrama: Es ist eine Geschichte, die von Hoffnung und moralischer Tapferkeit erzählt.

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Widmung

Meinem Vater Bernhard und meiner Mutter Babette

Für Willi Johe

Für Ernst Wauer

Für Otto Becker und Kindinger, die ihr Leben riskierten,

um mich bei einer Typhusepidemie aus dem „Kleinen Lager“ zu retten.

Vorwort

In den ersten beiden Jahrzehnten seines Lebens war Max Liebster die Stadt Auschwitz (Oswiecim) nur als Geburtsort seines Vaters bekannt. Er wuchs in einem streng religiösen Elternhaus in Reichenbach auf, einem kleinen Ort im Odenwald, zog jedoch bereits als Jugendlicher in eine größere Stadt, wo ihm sein geschäftiger Alltag wenig Gelegenheit gab, sich der wachsenden Bedrohung durch den sich zusammenbrauenden „Nazisturm“ bewusst zu werden. Im November 1938 trat durch das Pogrom der „Reichskristallnacht“ eine drastische Wende ein. Max Liebster wurde unvermittelt von einer rasenden Welle des Judenhasses erfasst. Der junge Liebster trat eine schauerliche Reise an, die ihn letztlich zurück zum Geburtsort seines Vaters führen sollte. Im Lager Auschwitz wurde Max Augenzeuge des NS-Vernichtungsprogramms europäischer Juden. Liebster überlebte, größtenteils auf Grund einer Reihe glücklicher Zufälle und durch die Hilfe, die ihn aus unerwarteter Quelle erreichte. Max Liebsters lebensnaher Bericht beschreibt die Erfahrung der meisten deutschen Juden – von der anfänglichen Unfähigkeit, sich die eigentliche Bösartigkeit des nationalsozialistischen Antisemitismus vergegenwärtigen zu können, bis hin zu den Gräueln der Lager. Obwohl Liebsters Sprache nicht darauf abzielt, einen schauerlichen Bericht zu liefern, vermittelt die Schilderung seiner Erfahrungen in fünf verschiedenen Lagern dennoch die grausame Realität, wie er sie sah und die er überlebte.

Auf dem Weg nach Sachsenhausen widerfährt ihm etwas, was seiner Geschichte eine Wendung gibt, die sie in dramatischer Weise von allem Bekannten abweichen lässt. Zufällig begegnet er einem faszinierenden Phänomen – einer Gruppe von Häftlingen, die als „lila Winkel“ bekannt ist. Der „lila Winkel“ wurde von Bibelforschern oder Zeugen Jehovas getragen. Sie waren Häftlinge aus Gewissengründen, kompromisslos dem Prinzip der Nichtanwendung von Gewalt verschrieben, unbeugsam und offen in ihrer Verurteilung des Hitlerregimes. In Neuengamme werden Zeugen Jehovas und Juden zusammengesteckt. Liebster vermittelt uns eine Nahaufnahme von einer Opfergruppe, die in der Historiografie der NS-Ära selten erscheint, eine Gruppe, die sich sogar im Konzentrationslager der nationalsozialistischen Indoktrination verweigerte. Von der ideologischen Auseinandersetzung, die sich vor seinen Augen abspielt, wird Liebster mitgerissen, zumal er beobachtet, dass den Juden vonseiten der Nationalsozialisten niemals die Möglichkeit einer Freilassung in Aussicht gestellt wird, wohingegen sich die Zeugen ihre Freiheit durch Abschwören ihres Glaubens hätten sichern können, etwas, was sich aber die meisten Zeugen zu tun weigerten. Liebster, der später konvertierte, war derart tief von den „lila Winkeln“ beeindruckt, dass er sich bewogen fühlte, für deren ungewöhnlichen Mut im Angesicht des Übels Zeugnis abzulegen. Mit diesem Buch verleiht Max Liebster seiner Entschlossenheit Ausdruck, die kaum bekannte Geschichte der „lila Winkel“ ans Licht zu bringen.

Seit jüngerer Zeit widmet die Fachliteratur den nichtjüdischen Opfern der NS-Ära größere Aufmerksamkeit. Einige wenige Historiker haben begonnen, die historischen Lücken bezüglich der NS-Verfolgung von Jehovas Zeugen zu füllen. Max Liebsters Memoiren liefern ein wichtiges und individualisiertes Kapitel zu einer Geschichte, die es verdient, bekannt zu werden.

Henry Friedlander,

emeritierter Professor des Judaismus,

City University of New York

1

Bleibt vom Juden weg – und wir werden bald

von ihm befreit sein, denn:

wir brauchen keine Juden in Viernheim.

(Viernheimer Volkszeitung, 1936)

Viernheim, 9. November 1938. Der feuchte, graue Novembermorgen war kaum angebrochen. Ich schaute gespannt zu meinem Cousin und Arbeitgeber, Julius Oppenheimer, der sein Töchterchen Doris in Wolldecken gehüllt aus dem Haus trug. Behutsam legte er das schläfrige Kind neben dessen Mutter auf den Rücksitz des Wagens. Frieda bettete den Lockenkopf des Kindes auf ihre zitternden Knie. Doris’ leises Wimmern klang im Wechsel mit Friedas Seufzern wie ein Duett.

Julius’ Bruder Hugo und dessen junge Frau Irma bestiegen den anderen Wagen. Beide Fahrzeuge waren hastig mit einigen Tagesrationen an Vorräten und mit den wichtigsten Dokumenten beladen worden.

Wir sahen uns noch einmal um, ehe wir die Fensterläden schlossen und die Türen verriegelten. Julius wies mich an, den Fahrersitz seines blitzblanken Citroens einzunehmen. In stiller Betroffenheit folgte ich Hugos Wagen durch die Einfahrt hinaus auf die Luisenstraße und bog rechts in die Lorschstraße. Nach der Biegung nahm man im dämmrigen Licht der Straßenlaterne nur noch schwer das Geschäftsschild von Julius und Hugo wahr: Gebrüder Oppenheimer. Würden wir mit dem Leben davonkommen? Würden das Geschäft und das Haus der Oppenheimer unbeschädigt bleiben?

Die Stadt Viernheim verlor sich hinter uns immer mehr in der Ferne, während wir ostwärts in Richtung Odenwald fuhren. An seinen Ausläufern ging es am mittelalterlichen Städtchen Weinheim vorbei, das zwischen abgeernteten Weinbergen lag. Bald erreichten wir den kahlen Wald. Kein einziges Wort brach während der langen Fahrt das Schweigen. Weder die gelassen aussehenden, unbelaubten Bäume noch der frische, erdige Duft des feuchten Waldbodens minderten die Anspannung, die uns ergriffen hatte. Das Kriechtempo, das wir bei der Steigung einschlugen, stand im krassen Gegensatz zu den heftigen Schlägen unserer pochenden Herzen. Was würde aus uns werden und aus dem Geschäft? Die gewundene Straße führte zum nebelverhangenen Gipfel. Wir bogen in eine Nebenstraße, die uns immer weiter in den Hochwald brachte, und drangen tiefer ins düstere Dunkel ein, fernab jeglicher Behausung. Erst dort, weit weg und wo uns kein Auge mehr sah, hielten wir an. Lange saßen wir reglos da und tauchten in die betäubend wirkende Stille ein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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