Babylonien - Alex Gfeller - E-Book

Babylonien E-Book

Alex Gfeller

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Beschreibung

Eine Suite ist ein Divertimento, eine vergnügliche Partie.

Das E-Book Babylonien wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Gitternetze,Grosswildjagd,Kranwagen,Gurkensalat,Crèmeschnitten

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Seitenzahl: 66

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Einzig Babylon liegt uns noch am Herzen, die Weltmetropole, am breiten Fluss von Babylon gelegen, on the River of Babylon, an einer der wichtigsten Lebensadern der damaligen Welt, wo wir uns einst hingesetzt haben, erklären Koni Dick und Toni Dünn, genannt Dick und Dünn, den modischen Ohrwurm laut singend. Doch Babylon gibt es längst nicht mehr, denn schon Herodot hat damals beschlossen, dass es Babylon gar nicht mehr geben soll, indem er es einfach nie mehr erwähnte, nie mehr beschrieb und nie mehr am Fernsehen zeigte, und damit hatte es sich, denn damit war Babylon, die einst größte und wichtigste Stadt der Welt, erledigt, weil Herodot genau wusste, dass all das, was am Fernsehen nie gezeigt wird, gar nicht erst existiert. Ein ganzes, blühendes Zeitalter wurde aus reinen Rachegelüsten einfach ins mediale Klo hinuntergespült, und schwupps! War es weg! Für immer!

Ein glänzendes Zeitalter, ein blendendes Zeitalter voller Verblendungen und Erglänzungen, nota bene. Ein blühendes Zeitalter voller Veränderungen und Ergänzungen, das des Weiteren die Welt von damals komplett umgekrempelt hatte, war somit verschwunden! Endgültig! Einfach weg! Auf Nimmerwiedersehn! Allein durch konsequente Nichterwähnung im mesopotamischen Reiseführer! Was für ein unerhörter Affront im Abendrot! Was für eine Anmaßung im Morgengrauen! Denken Sie nur an die Keilschrift! Die Einführung der Buchhaltung! Der Anfang der Literatur!

Nur ein paar lächerliche, rötliche Sandhaufen sind davon übrig geblieben, und daran können all die Resopaldiagnostiker und Personalapologeten, aber auch all die Rotbrüstchen, die Rotkehlchen und die Rotschwänzchen, aber auch die alten Herrenkrächzer, die servilen Rattenschwänzchen und die aufbrausenden Tigerenten erahnen und erwahnen, was immer sie wollen. Der Theorien gibt es viele; der russische Komponist Chinzgi-Rinzgotlet hat allein darüber die weltberühmte Oper «Wurstsalat mit Ziegenkäse» komponiert, und all die geneigten Zuschauer können dabei zusehen, wie es auch allen andern aufgeregten Zukunftsforschern ergehen wird: Sie werden alle als kleine, wertlose Sandhaufen mitten in der Wüste enden, und das ist alles. Ist das nicht skurril? Ist das nicht putzig? Ist das nicht lebertranig?

Somit bleiben den Herrenschneidern nur noch die Kragen und die Reißverschlüsse und damit die allerletzten Schnipsel der kognitiven Geometrie übrig: Der allerhöchste Ansatz an Absatzmöglichkeiten besteht nur noch auf dem Papier, denn vom Papier kommt alles, und zum Papier geht alles, und alles wird allein durch das Nachdenken darüber nur noch zu papiererner, weil Papier geduldig ist, weil sowieso alles aus Papier ist und weil der tonnengewaltige Nonplusultrakomponist aus Sakristanien bei Kastanien nur noch fades Bier trinkt.

Bier ist Papier, und William Shakesbier aus Stratford-on-Avon ist und bleibt ewig und unsterblich, möge da kommen, was wolle in de Wolle, zusammen mit seinem Freund Gottlieb Wendehals Molière. So sieht es aus. Gewisse Kreise aus der Papierbranche möchten allerdings mit den Mächten der Nächte und den Nächten der Mächte überhaupt nicht mehr in Verbindung gebracht werden, doch das tut heute nichts mehr zur Sache, denn einzig die Dichte der medialen Erwähnung zählt noch etwas Weniges, wenn überhaupt.

Aber die Öffentlichkeit merkt sich, immer eng zusammen mit der Affentlichkeit und der Waffentlichkeit, die Anzahl der namentlichen Erwähnungen in den Massenmedien genau; jede einzelne Erwähnung und Ermahnung wird sorgfältig registriert und katalogisiert und numeriert und positioniert, und sei sie noch so nebensächlich, denn umgekehrt, was erwähnt wird, ist.

Einzig die Anzahl und vor allem die Dichte der Erwähnungen und Ermahnungen, der Erzählungen und Erwählungen lösen noch Befremdungen oder Erhellungen aus, doch das entscheidet heute noch über Sieg oder Niederlage der Ostgoten und der Westgoten über die Zentraltoten und die Postboten. So weit haben wir es gebracht. Der gotische Knoten ist gelüftet, der Knöterich ist zerschlagen, der Wüterich hat abgespeckt und die Kurden können endlich erleichtert aufatmen; niemand wird sie noch jemals belästigen und bedrohen, und niemand wird ihnen noch jemals die Sahnefüllungen von den Kuchenböden klauen; das kann ihnen fortan versichert sein, weil sich die Zeiten wieder einmal geändert haben, wie wir alle inzwischen gemerkt haben sollten.

Gewisse Rücksichten müssen aber immerzu berücksichtigt werden, sonst fallen die Türfallen ins Schloss und die Gerichte ins Gewicht und geben den Bienenvölkern keine Hinweise mehr betr. Flugdichte, Flugabwehrmaßnahmen, Flughunde und Flugwetter. Das wollen die Bienenbevollmächtigten auf keinen Fall mehr durchgehen lassen; zu sehr sind die untergeordneten Bienenvölker damit beschäftigt, die Ankündigungen der übergeordneten Bienenvölker zu bevollmächtigen, zu unterschlagen oder zu betreffen.

Diese ziemlich kostbaren Bevollmächtigungen der bevollmächtigten Bienenbevollmächtigern und Bienenbevollmächtigten bedeuten allerdings nicht, dass die Gewehrsalven der Exekutionskommandos hinter den hohen, grauen Stadtmauern bei der Porte Saint Denis noch überhört werden können; zu sehr sind die leckeren Crèmeschnitten damit beschäftigt, ihre Überzuckerungen in den Griff zu kriegen. Sie pumpen sich Tonnen von Insulin, Globulin, Cortison und Terpentin in die Venen und Gedärme und glauben fest, dass sich dadurch sogar der Reinheitsgrad von Goldplättchen in den Zahnplomben übertreffen lässt. Dabei verstehen sie nicht einmal, dass nur die richtigen, also die echten Glaubensbekenntnisse in dieser Frage dem Volksganzen noch weiterhelfen können, weil auch – die Kamikazepiloten1 müssen es leider zerknirscht zugeben – ausgerechnet die Regen-bogenforellen auf der ganzen Linie versagt haben.

Durch gezielte Umschulung ließe sich vielleicht nachträglich noch etwas bewirken, aber niemand weiß etwas über die Nebenwirkungen der oszillierenden Tauchröhren. Auf Anfrage bestätigen indes die vollzeitbeschäftigten und triebhaften Triebwagenschaffner und die eh schon massiv untervertretenen Schwellenwärter, zusammen mit den Weichenstellern und den Meerrettichrasplern, dass zwischen den gewagten Aussagen der Wortverdreher und den getroffenen Maßnahmen der Wortgläubigen kein wirklicher Zusammenhang, noch ein wesentlicher Unterschied besteht.

Zu viele Ärzte verderben den Kranken den Brei; das wissen auch die Köche und die Störche, die Rochen und die vereinzelten Kerzendochte in Australien. Nur wenige Urlauber sind lebend wieder zurückgekehrt; die meisten sind einfach im Urlaub geblieben, sind dort verendet oder verelendet und haben dazu verständlicherweise beschlossen, nie mehr zurückzukehren.

Soviel zur unverbrüchlichen und unüberbrückbaren Heimatbindung. Auf zwei Radikalversionen kommen in der Regel immer mindestens dreizehn Widersprüche, und auf vier Departemente kommen immer gut und gerne fünfzehn leere Appartemente voller leerer Versprechungen. Diese unverrückbare Metapher ist, so verrückt sie auch klingen mag, eindeutig flämisch, denn weil die Flamen immer zwischen den Beinen der Damen kramen, haben ausgerechnet die läppischen Schamanen und die Karawanen von Anstandsdamen den Flamencos immer viel zu viel zu verzeihen und ausreichend Platz einzureihen.

Dieses eindeutige Axiom bezeichnet nicht nur die relative Gewogenheit der Wallonen und der Bourbonen; sie spiegelt auch den Verlauf der Fressorgien rund um den Kölner Dom und in Ausnahmefällen im Dom selber, der seinerzeit als einziger Bau im Stadtzentrum stehengeblieben ist, völlig verrusst und verkohlt zwar, aber immerhin noch auf den Beinen.

Die Ausgangslage ist somit klar: Eine detektivische Vorsorge bewirkt noch lange keine inkriminatorische Euphorie, und wer heute noch im Ernst annimmt, die akribisch belegte Unverwertbarkeit der Statutenänderungen sei praktisch abendfüllend, sieht sich sofort getäuscht. Nur die Verwerfungslosigkeit der offensichtlichen Widersprüchlichkeit allein bestätigt dem Spitzenreiter den Übergang von Kurzvisiten zu Langzeitverfahren, zumal auch die Bergstürze in Goldau allmählich zu überborden drohen, rein bildlich gesprochen. Und wenn es der Ornithologe genau nimmt, dann nimmt er allerdings an, dass diese praktisch konstant rollenden Überroller der himmlischen Engelschöre nur die Vorboten von noch größeren und gewaltigeren Umschlagsmonstern seien, nämlich von alten Rockenrollern wie Koni und Toni, also von Dick und Dünn, und männiglich stellt sich fortan darauf ein, die längst bereitgestellten portugiesischen Fliesen zu legen, indem die Fluten geflutet werden und zudem auch noch die kaukasischen Sendboten gebeten werden, doch bitte die anderen Boten nicht zu schälen oder anderswie zu quälen, zum Beispiel nicht nur die bereits erwähnten Postboten und die Westgoten, sondern einfach auch die Normannen ausreichend zu entmannen und somit zu zähmen, zu zählen und kurz danach zu vermählen, denn auch kurzzeitige Qualen können die Lage nur noch verschlimmern, auch wenn die wenigen noch übriggebliebenen Bootswerften den Lockerungen äußerst skeptisch entgegensehen und als bestandene Wikinger den unvorhersehbaren Verwerfungen des Schiffsbaumarktes durchaus kritisch gegenüber stehen.