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Backstage - Ein Song für Aimee E-Book

Ophelia London

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Beschreibung

Bühne frei für die heißeste Boyband aller Zeiten!

Sie sind die heißeste Boyband seit One Direction: Die fünf Jungs von Seconds to Juliet sind der Traum eines jeden Fangirls. Und unerreichbar. Doch dann treffen Miles, Ryder, Trevin, Will und Nathan auf fünf Mädchen, die ihre Welt für immer verändern …

Miles Carlisle ist der Traum jeden Mädchens. Er sieht super aus, hat einen süßen, britischen Akzent und seine Boyband Seconds to Juliet ist megaberühmt. Aimee Bingham schwärmt für den besten Freund ihres großen Bruders, seit sie denken kann. Doch Miles hat sie nie wahrgenommen. Bis sie im Sommer drei Wochen mit der Band auf Tour geht. Auf einmal ist Aimee auf Miles' Radar. Haben Miles und Aimee eine Chance, die große Liebe zu entdecken?

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Seitenzahl: 385

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DIE AUTORIN

Foto: © Ophelia London

Die USA Today-Bestsellerautorin Ophelia London wurde in Nordkalifornien geboren und lebt heute in Dallas, Texas. Am liebsten sieht sie sich Arthouse-Filme an und Trash-TV, während sie ihr Leben durch ihre Charaktere in ihren Büchern lebt.

Mehr über cbj/cbt auf Instagram unter @hey_reader

OPHELIA LONDON

BACKSTAGE

Ein Song für Aimee

Aus dem Englischen

von Michaela Link

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2015 by Mary A. Smith

Die Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »Aimee and the Heartthrob. A Backstage Pass Novel« bei Crush, an imprint of Entangled Publishing LLC, Fort Collins, USA.

© 2019 für die deutschsprachige Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Aus dem Englischen von Michaela Link

Umschlaggestaltung: Suse Kopp, Hamburg,

unter Verwendung mehrerer Motive von Getty Images / oxygen; Trevillion Images / Felicia Simion

he · Herstellung: eR

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-21257-5V002

www.cbj-verlag.de

Für Nate und seinen »Piano Song«,

den er nur für mich geschrieben hat.

Miles Carlisle

Alter: Siebzehn

Haarfarbe: Blond

Augenfarbe:Blau

Heimatstadt:Surrey, England

Wahlheimat: Pacific Palisades, Kalifornien

Lieblingssong auf dem Debütalbum:

Just Lucky

Steht auf:Echtes Lächeln und Pferdeschwänze

Sein Traumdate:

Mit einem Mädchen, das ich nach Strich und Faden verwöhnen darf. Das ist der Brite in mir.

Motto:

»If you call me a tiger, then the stage is my cage.«

– LL Cool J

Kapitel 1

Die Stimmen waren kaum noch zu hören, also presste Aimee ihr Ohr an die Tür und wünschte, sie hätte ein Glas Wasser mitgenommen, als ihre Eltern sie in ihr Zimmer verbannt hatten. Das funktionierte sonst immer als Ausrede, wenn sie versuchte zu lauschen.

Obwohl sie die einzelnen Worte nicht ausmachen konnte, erkannte sie am Tonfall, dass irgendetwas Großes im Gange war. Sie wusste, dass ihre Eltern den Einsatz für Ärzte ohne Grenzen einen Monat früher als geplant antreten würden. Kein Ding. Da Grandma mitten im Ozean auf einer Kreuzfahrt steckte, würde Aimee bei Becky schlafen, und sie könnten gemeinsam den Beginn der Sommerferien feiern, zwei beste Freundinnen, die am Pool herumhängen, Jungs auschecken, täglich Updates auf ihrem Vlog posten und nächtelang Teen Wolf gucken würden.

Als die Stimmen ihrer Eltern endgültig zu leise wurden, überlegte Aimee ernsthaft, aus dem Fenster zu steigen und an die Hintertür zu schleichen, damit sie mitbekam, was los war. Aber da ihr Zimmer im ersten Stock lag …

»Ames?« Ihr Dad klopfte an die Tür und Aimee sprang gerade noch zurück und warf sich total lässig auf ihr Bett. »Hey, Kleines.« Er steckte den Kopf ins Zimmer. »Mom und ich müssen mit dir reden.«

Oh, Scheiße. Dieser ernste Tonfall. Das war ungewöhnlich für ihre Eltern, die sonst cooler waren als die meisten anderen Erwachsenen. Wehe, sie sagten ihre Reise ab. Das wäre megaätzend. Sie und Becky hatten die nächsten drei Wochen schon voll durchgeplant.

»Okay«, antwortete sie also und folgte ihm nach unten in die Küche.

Ihre Mom telefonierte und schaute dabei aus dem Fenster über der Spüle. »Vielen Dank. Ich weiß nicht, was wir ohne dich machen würden. Das Timing könnte gar nicht besser sein.« Sie drehte sich um und fing Aimees Blick auf. »Ich rufe dich morgen früh an, wenn wir die Termine festgemacht haben.«

Aimee sah ihren Dad an. Er wirkte nicht besorgt, aber irgendetwas war definitiv los. War er … aufgeregt? Dad schob Aimee einen Stuhl hin, damit sie sich setzen konnte. Das war so förmlich, dass ihr etwas flau im Magen wurde. »Ist alles in Ordnung?«

»Ja.« Ihr Dad räusperte sich und strich sich dabei über sein Ziegenbärtchen. »Aber es hat eine Planänderung gegeben.«

Verdammter Mist. »Schon wieder?«

»Becky hat Pfeiffersches Drüsenfieber, Schatz.«

Aimee zog automatisch ihr Handy aus der Tasche. Sie hatte den ganzen Morgen nichts von Becky gehört. Aber es war ja auch erst zehn Uhr und Sonntag. Sie schlief bestimmt noch.

»Seit wann?«

»Seit ihre Mutter vor einer Stunde angerufen hat«, antwortete Mom. »Du wirst doch nicht bei ihnen wohnen können – du weißt ja, wie ansteckend das ist.«

»Man nennt das auch die Kusskrankheit«, erläuterte ihr Dad prompt.

»Dad, das ist eklig. Es gibt auch noch andere Wege, wie man sich das holen kann.« Aber eigentlich fragte Aimee sich schon, mit welchem heißen Typen aus dem Fußballteam der Pacific Palisades High Becky heimlich rumgemacht haben konnte. Und obwohl es natürlich ätzend war, dass ihre beste Freundin total krank war und so, war es doch wohl noch ätzender, dass so ihre Wahnsinnspläne für den Sommer platzten, bevor es überhaupt hatte losgehen können.

Kein Wunder, dass ihre Eltern so geheimnisvoll taten.

»Dann heißt das, dass ihr nicht vor Juli nach Kambodscha fliegt?«

Ihre Eltern sahen sich an. »Doch, das tun wir, Schätzchen. Wir werden dort wirklich gebraucht, deshalb haben wir für dich etwas anderes organisiert, bis Grandma nach Hause kommt.«

Hm. Seit wann machten ihre Eltern Pläne für sie, ohne vorher mit ihr zu sprechen? Sie waren seit sieben Jahren freiwillig für den MSF unterwegs, und Aimee war daran gewöhnt, den Sommer bei Grams zu verbringen.

»Was anderes?«, wiederholte Aimee.

»Genau.« Mom lächelte. »Ich habe gerade mit Marsha telefoniert. Es ist alles geregelt.«

Marsha? Die einzige Marsha, die Aimee kannte, war …

Oh, Mist. Oh Mist, oh nein, oh bitte bitte nicht.

Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter.

»Du hast es erraten!« Moms Grinsen wurde breiter, weil sie Aimees benommenen Gesichtsausdruck offensichtlich vollkommen anders deutete. »Nick ist den ganzen Sommer mit ihnen unterwegs, also hast du zwar Familie um dich, aber da dein Bruder als Praktikant dort arbeitet, wird er nicht dein offizieller Aufpasser sein. Ich bin die ganze Sache mit Marsha durchgegangen – Mrs Carlisle, meine ich. Du weißt schon, Miles’ Mutter.«

Aimee nickte steif, während ihre Handflächen immer klammer wurden. Konnte sie einen Fall von Pfeifferschem Drüsenfieber vortäuschen? Sie würde lieber drei Wochen im Krankenhaus verbringen als drei Wochen mit …

Und natürlich kannte sie Miles’ Mom. Obwohl sie in den letzten zwei Jahren alles getan hatte, um nicht auch nur eine einzige Nanosekunde lang an irgendetwas zu denken, das mit Miles zusammenhing. Was unter den gegebenen Umständen ziemlich unmöglich war.

Sie lebte schließlich in Amerika.

Und er war Miles Carlisle.

Dad stieß sich vom Tisch ab. »Marsha ist immer mit der Band gereist, weil Miles noch minderjährig ist, und sie hat uns versichert, dass es jede Menge andere Aufsichtspersonen gibt – auch professionelle.« Er sah ihre Mom an und beide lachten. »Das ist also keineswegs der Partytourbus, den wir befürchtet haben.«

Aimee schluckte. »Was wollt ihr …«

»Wir wissen, dass dein Bruder eher Spaß daran hat, mit Musikern herumzuhängen«, erwiderte Mom, »aber glaubst du nicht, dass es schön sein könnte, einige Wochen lang mit einer richtigen Band auf Tour zu gehen?«

Spaß?

Panik stieg in ihr auf. Oder Aufregung? Nein, eindeutig Panik.

Es war eine Sache, dass Nick die Sommertournee von Seconds to Juliet begleiten durfte. Seine Beweggründe waren tatsächlich legitim: Trotz ihres zweijährigen Altersunterschiedes waren er und Miles seit fünf Jahren BFF, und Nick machte an der UCLA seinen Abschluss in Musikproduktion. Also ja, es machte Sinn, dass er mit ihnen auf Tournee ging, aber es machte null Sinn für Aimee, da hinterherzudackeln – als wäre sie wieder elf Jahre alt.

Hinterherdackeln … ihre Wangen wurden heiß. Das hatte sie im Zusammenhang mit Miles viel zu oft gehört.

Ihre Eltern mussten gigantisch in der Klemme stecken, wenn sie diesem Plan zustimmten und ihn sogar gut fanden, wie sie aus Dads komischem Grinsen schloss.

Zwei Jahre lang hatte Aimee alles in ihrer Macht Stehende getan, um zu vergessen, dass Miles Carlisle überhaupt existierte. Sie hatte aufgehört, ihre Lieblingszeitschriften zu kaufen, als sein perfektes Gesicht immer öfter die Titelseiten zierte, hatte aufgehört, Radio zu hören, als seine perfekte Boyband-Stimme immer wieder zu hören war, und sie hatte sogar ihren Tagebuch-Blog geschlossen, außerstande, über irgendetwas anderes zu schreiben als Miles’ perfektes … verdammtes … einfach alles.

Nicks bester Freund war das Objekt ihrer romantischen Obsession gewesen, seit ihr Bruder ihn vor fünf Jahren mit nach Hause gebracht hatte. Miles war so irre süß und schüchtern und er hatte den niedlichsten britischen Akzent.

Er war ein Jahr älter als sie, und die meiste Zeit über hatte er sie nicht anders behandelt, als Nick es tat – wie eine Schwester. Aber es hatte andere Gelegenheiten gegeben, wenn Nick nicht in der Nähe war und sie und Miles rumhingen wie richtige Freunde, zusammen lachten und einander neckten. Und so hatte sie sich wirklich heftig in ihn verliebt.

Dann war dieses blöde Casting gewesen, und dann die bescheuerte Realityshow und dann, fünf Nummer-eins-Hits später … war er fort gewesen, hatte sich ohne Vorwarnung verkrümelt, hatte nicht einmal Tschüs gesagt. Und dann hatte sie erfahren, was Miles Carlisle wirklich über sie dachte, als ihr Bruder sie verraten hatte: Für Miles spielte sie absolut und überhaupt keine Rolle.

»Mom«, begann Aimee, »ihr wollt im Ernst, dass ich den Sommer mit einer Rockband auf Tournee verbringe? Was seid ihr bloß für Eltern?«

Dad lachte. »Es ist ja nicht Black Sabbath.«

»Black was?«

Mom legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Alle fünf Jungs sind unter achtzehn und gehen noch in die Highschool – sie werden jeden Tag von Tutoren unterrichtet, und es gibt eine strikte Vorgabe, wann sie abends zu Hause sein müssen, und nach allem, was Marsha uns erzählt hat, überwacht ihr Manager sie strenger als in einem Schweizer Internat.«

»Krass.« Aimee verdrehte die Augen. »Klingt nach einem super Rave. Kann ich nicht einfach hierbleiben? Bitte? Ich bin sicher, Beckys Drüsenfieber ist nicht so ansteckend.«

»Tut mir leid, Kleines.« Dad klopfte ihr auf den Rücken. »Aber du wirst dich da einfach durchbeißen müssen und für einige Wochen ein Groupie sein. Ich dachte, du magst Miles, Ames. Wenn Nick ihn früher mitgebracht hat, bist du ihm wie ein kleiner Hund hinterhergedackelt. Das war richtig süß.«

Ihre Wangen standen in Flammen. War das etwa so offensichtlich gewesen?

Aus dem Grund hatte sie überhaupt erst ihren Tagebuch-Blog begonnen; damit sie einen Ort hatte, an dem sie ihre Gefühle abladen konnte. Und da handgeschriebene Tagebücher so vorsintflutlich Vor-WordPress waren, hatte sie einen supergeheimen Blog begonnen. Er war nicht kennwortgeschützt gewesen oder so – tatsächlich hatte sie einige Hundert Follower gehabt, vor allem als Seconds to Juliet wirklich groß rauskamen.

Doch außer Becky wusste keiner ihrer Freunde davon. Oh Mann, Aimee hatte sich so richtig blamiert gefühlt damals, auch wenn ihr Blog nur aus Fantasien um Miles bestanden hatte. An dem Tag, an dem sie offiziell beschlossen hatte, über ihn hinwegzukommen, hatte sie aufgehört zu posten und den Blog dichtgemacht.

Es war hart gewesen, aber sie war schließlich darüber hinweggekommen, hatte letztes Jahr sogar einen festen Freund gehabt – der dunkle Haare und Augen hatte und daher überhauptnicht aussah wie Miles Carlisle.

Und jetzt wurde von ihr erwartet, dass sie ausgerechnet mit dem Jungen in einem Tourbus durch die Gegend fuhr, dem sie zwei Jahre lang total aus dem Weg gegangen war? Ihre Eltern konnten so cool und entspannt sein, waren nie überfürsorglich und ließen sie immer ihr eigenes Ding machen. Aber jetzt gerade war diese unelterliche Coolness echt ätzend.

Ganz kurz spielte Aimee dennoch mit dem Gedanken, ob es nicht sogar nett sein könnte, mit S2J rumzuhängen.

Doch dann gewann ihre Abneigung die Oberhand. Nein! Igitt! Auf gar keinen Fall. Sie wollte nicht in der ersten Reihe sitzen und sich ansehen, wie gleichgültig Miles sich ihr gegenüber verhielt.

»Nick kommt morgen auf dem Weg von der UCLA vorbei, um dich abzuholen«, fuhr Mom fort. »Das erste Konzert der Band ist in San Francisco, ihr fahrt also gemeinsam hin.«

Schon so bald? »Klingt, als wäre alles schon fest, das ist mega unfair von euch.« Aimee verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich um altbewährte Teenager-Bockigkeit, während sie eigentlich versuchte, den Zyklon zu beruhigen, der in ihrem Magen herumwirbelte.

Dad kniff sie ins Kinn. »Versuch einfach mal, nicht allzu begeistert über diese einmalige Chance zu wirken.«

Sie setzte ein falsches Lächeln auf, während sie innerlich tausend Tode starb. »Ich werde es versuchen.«

Miles verließ als letzter der fünf Jungs den Presseraum des Hotels, nachdem er der Horde von Journalisten noch einmal zum Abschied zugewinkt hatte. Seine Wangen schmerzten vom ewigen Lächeln.

»Wir haben es geschafft«, rief er Trevin zu und joggte los, um seine Bandkameraden einzuholen. »Alter, das ging voll ab. Das Letzte für heute, ja?«

»Du kannst den Akzent jetzt abschalten«, sagte Ryder, ohne sich umzudrehen. Er hatte schon den ganzen Tag über besonders miese Laune, selbst für seine Verhältnisse als erklärter Bad Boy der Band.

Miles lachte über den alten Scherz. »Ich bin Engländer. Ich kann den Akzent nicht einfach abschalten. So rede ich nun mal.«

»Na klar. Und du machst auch nie einen auf Prinz William für die Kameras?« Ryder fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Anscheinend ließ er es für den »Verranzt und obdachlos«-Look wachsen. Miles machte sich nicht die Mühe, seinem in Leder gekleideten Bandkollegen zu antworten.

»Du hast all ihre Fragen beantwortet«, bemerkte Trevin.

»Warum auch nicht?«

»Vielleicht, weil du bis vor ein paar Wochen entweder jemandem an die Gurgel gegangen oder in Funkstille verfallen bist, wenn er dich nach Paige gefragt hat.«

Miles zuckte nur mit den Schultern. Wenigstens weckte der Name seiner jüngsten Ex nicht länger den Wunsch in ihm, gegen eine Wand zu boxen. Hey, das war ein Fortschritt. Als sie an einem Fenster vorbeikamen, winkte Trev einer kleinen Gruppe von Mädchen zu, die einander weinend umarmten. Miles hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt – an all die weiblichen Fans, die vor Aufregung losheulten.

»Sieht so aus, als wärst du gut drauf«, fügte Trevin hinzu.

»Bin ich auch. Wir starten eine neue Tour, eine richtige diesmal, mit zwanzig Bussen und einem Cateringteam, das ganze verdammte Programm.«

»Und die Sache mit Paige?«

Miles schüttelte den Kopf, immer noch froh darüber, dass es ihm nichts mehr ausmachte. »Das ist Geschichte. Geist über Materie.« Als er ein kleines Kind gewesen war, hatte es einer professionellen Therapie bedurft, mittlerweile kam er allein mit seinen Wutanfällen klar. »Yeah, Paige war ein Albtraum, genau wie Kelly, aber es ist ganz einfach – wenn ich nicht will, dass ein Mädchen mir ein Messer in den Rücken rammt, drücke ich ihr erst gar keins in die Hand. Ich habe die absolute Kontrolle.«

»Wie zenmäßig von dir!«, sagte Trevin mit einem Lachen.

»Kein Drama mehr, Alter. Ich bin jung, gesund und Single.«

»Gesprochen wie ein wahrer Seconds to Juliet-Herzensbrecher.«

Miles wand sich bei dem Spitznamen, den seine Fans ihm verpasst hatten. Der Name war unterirdisch schnarchig und er persönlich sah sich als das genaue Gegenteil eines Justin-Timberlake-Möchtegerns. Aber eigentlich war das kein ernsthaftes Problem. Während der vergangenen zwei Jahre hatten sie sich alle fünf den Arsch aufgerissen, um ihre Träume zu verwirklichen. Schließlich war es eine Making-the-band-Realityshow gewesen, die diese irre Entwicklung angestoßen hatte.

Die ganze Arbeit zahlte sich aus, denn Seconds to Juliet hatte es erst in und dann an die Spitze der Charts geschafft, um die verdammten Charts danach komplett zu sprengen. Nachdem ihre zweite und dritte Single die Konkurrenz vernichtet hatte, waren sie definitiv keine Eintagsfliege mehr. S2J war der größte Hit in der Musikszene und Miles war ein Teil davon.

»Gehst du zurück zum Bus?«, fragte Trevin, als Miles den anderen nicht zum Ausgang folgte.

Den Tourbus verabscheute er. Das war einer der Minuspunkte an dem ansonsten supergeilen Leben. Er vermisste die Strände von L.A. und die Straßen von Pacific Palisades – dem Ort, der sein Zuhause gewesen war, seit er mit zwölf mit seiner Mum aus England hergezogen war. Er vermisste sein eigenes Zimmer und seine Kumpel in der Marschkapelle an der Pali High. Aber das war nur ein kleiner Preis dafür, dass er diesen Traum mit seinen vier Freunden zusammen leben durfte. Den griesgrämigen Ryder eingeschlossen.

»Nö. Ich treffe noch ’n Freund.« Miles nickte zu dem Saal, den die Leute nach der Pressekonferenz verließen. Medientypen und verschiedene Tourmitglieder lungerten dort herum.

»Freund, hm?« Trev grinste und blinzelte mit seinen schmalen braunen Augen. »Blond oder Brünett?«

Miles lachte. »Jetzt klingst du wie einer dieser Reporter. Lass dir von der TMZ nicht deine Meinung über mich verdrehen. Ich halte mir nur ganz gezielt alle Möglichkeiten offen.«

»Gute Antwort, Alter«, sagte Trevin. »Wir sehen uns später.«

Apropos alle Möglichkeiten … Miles entdeckte sie, als er wieder allein war. Sie hatte langes braunes Haar, trug ein leuchtend gelbes Kleid und stand an der Wand, wo sie niemandem im Weg war. Sie war keine Reporterin – zu jung –, aber ihrem Aussehen nach zu urteilen gehörte sie definitiv zur Tour, wahrscheinlich eine Ersatztänzerin, obwohl er sie nicht erkannte. Und warum sollte er auch? Sie hatten einen ganzen Schwarm Leute für diese Show dabei.

Begeistert war Miles davon nicht besonders. Er mochte es lieber, wenn es um die Musik ging, und nicht um die Performance. Tatsächlich war er während des einen Songs, bei dem er die Jungs auf seiner Gitarre begleitete, am glücklichsten. Den Rest der Zeit saßen sie entweder auf Hockern, waren auf der Bühne hinter den Mikros oder in eine ziemlich komplizierte Choreografie verwickelt.

Ihre Größe und ihre langen Beine ließen das Mädchen wie eine Tänzerin wirken. Miles machte zwei entschlossene Schritte in ihre Richtung. Dann blieb er stehen.

Nein, Alter. Lass es. Manchmal übernahm sein Ego das Kommando. Er war nicht ganz immun gegen das, was man online so alles über ihn sagte. War er ein »Herzensbrecher«? Konnte er mit einem Fingerschnippen jedes Mädchen haben, das er wollte?

Er sah wieder zu dem Mädchen rüber. Sie kaute an einem Daumennagel. Verdammt, sie war echt heiß. Er spürte, wie sein Finger zuckte.

Aber dann dachte er an seine letzten beiden Beziehungen. Katastrophal gescheiterte Beziehungen, um genau zu sein. In beiden Fällen waren es Mädchen aus der Branche gewesen. Kelly war Solosängerin – eine ziemlich berühmte. In den wenigen Monaten ihrer Beziehung im vergangenen Jahr hatte er das ganze Drama gehasst, das damit einherging, Teil des ultimativen Teenie-Superpärchens der Popmusik zu sein.

Und mit Paige hatte es noch ganz andere Dramen gegeben. Er würde das niemandem gegenüber zugeben, aber sie war die reinste Lückenbüßerin gewesen, die schnellste und einfachste Möglichkeit, um zu beweisen, dass Kellys Verrat ihn nicht länger schmerzte oder kümmerte. Was nur zu seinem geheimnisvollen Nimbus des Herzensbrechers beigetragen hatte … »DerSpieler«. Und er würde das auch verdammt noch mal ausspielen, um nur ja nie wieder derart verletzt zu werden. Obwohl er wusste, dass er sich den Ärger selbst eingebrockt hatte, als er sich mit einem der Mädchen aus der Vorband eingelassen hatte. Jetzt musste er Paige jeden Tag sehen. Das war in epischem Ausmaß ätzend.

Das Gute daran, mit jemandem aus dem Business zusammen zu sein, war, dass sie wusste, worauf sie sich einließ, und er wusste es ebenfalls. Und genau deswegen war er klug genug, nicht zu erwarten, dass oberflächliche Beziehungen von Dauer waren.

Wenn er sich wirklich verliebte, würde das jedoch anders aussehen.

Wenn das Mädchen in Gelb zur Crew gehörte, wäre es besser, er lernte aus seinen Fehlern und hielt sich zurück. Aber als sie sich das dunkle Haar über die Schultern warf, überholten seine Füße – und andere Organe – sein Gehirn.

»Na du?« Sie war schon fast zu niedlich, wie sie blinzelte und fast an einem Husten erstickte, sobald sie ihn vor sich stehen sah.

»Miles. Hi …« Sie hüstelte immer noch. Er musste sie ehrlich überrascht haben. Er hatte sich an Mädchen gewöhnt, die verstummten oder in Tränen ausbrachen, aber er hatte noch nie einen Atemstillstand ausgelöst.

»Bist du okay?«, fragte er und beugte sich zu ihr hinunter. Viel musste er sich dafür nicht bewegen. Sie war groß.

»Ja«, antwortete sie, nachdem sie sich erneut geräuspert hatte. »Alles bestens. Wie … geht es dir?«

»Hammermäßig.« Er lächelte, weil ihre Wangen sich rosig färbten, aber dann konnte er den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden, von ihrem unwiderstehlichen Mund, ihren großen Augen, die brauner waren als dunkle Schokolade. Es war wahrscheinlich ein Fehler, sie anzubaggern, aber es war ihm ja wohl erlaubt, zu den Mitgliedern der Crew höflich zu sein, oder nicht? »Also, du bist in der Show, richtig?«

Sie blinzelte. »Was?«

»Du gehörst zur Tour. Tut mir leid, ich habe dich bei der Probe gesehen, aber ich glaube nicht, dass wir uns kennengelernt haben.«

Das Mädchen sah ihn lange an, dann öffnete sie die Lippen. Sie trug glänzenden roten Lipgloss, Miles’ Blick hing daran fest, und er fragte sich, welchen Geschmack der Gloss haben mochte. Wenn er so ein Herzensbrecher war, wie J-14 behauptete, würde er den Geschmack längst kennen.

»Miles, ähm … weißt du nicht …?« Ihre Stimme verlor sich und sie strich sich mit langen Fingern das Haar hinters Ohr. »Ähm, ja, ich gehöre zur Tour.«

Er grinste. »Perfekt.« Er wollte gerade gehen, als ihr Telefon piepte. Eine niedliche kleine Sorgenfalte erschien zwischen ihren Augen.

»Ich muss da rangehen.« Sie holte ihr Handy hervor. »Aber vielleicht sieht man sich ja mal.« Das Lächeln, das sie ihm schenkte, raubte ihm den Atem, aber bevor er noch ein anderes Wort sagen konnte, stieß sie sich von der Wand ab und ging davon.

Huch. Das war eine Premiere. Nicht, dass er wirklich ein Aufreißer und daran gewöhnt war, jedes Mädchen zu bekommen, das er wollte. Aber noch nie hatte ihn eins einfach stehen lassen.

Bevor er entscheiden konnte, ob er ihr folgen sollte, rief jemand seinen Namen, und er sah zum anderen Ende des Konferenzraumes hinüber. Er spürte, wie sich ein riesiges Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, als er losrannte. Ein Grund mehr, warum dieser Sommer der absolute Wahnsinn werden würde: Sein bester Freund auf der ganzen verdammten Welt kam ebenfalls mit auf Tour.

»Nick!« Er umarmte seinen Freund, aber nicht kumpelig, wie er das mit allen anderen machte. Nein, er umarmte Nick, als meine er es ernst, denn das tat er. Hätte er Nick Bingham nicht fünf Jahre zuvor kennengelernt, würde er nicht da stehen, wo er heute war, das wusste Miles. Nick hatte ihm buchstäblich das Leben gerettet.

»Du hast es geschafft.« Er versetzte seinem Freund einen Stoß. »Großer Collegestudent.«

Nick lachte, ein Geräusch, an das Miles sich von dem ersten Tag erinnerte, an dem sie sich kennengelernt hatten, als er zwölf gewesen war. »Und vergiss das bloß nicht.«

»Das tue ich nie.«

»Aber Alter, was ist hier los?«, fügte Nick hinzu. »Ich sehe keine Kameras. Bist du nicht berühmt oder so was?«

»Wir packen. Wir haben gerade eine Pressekonferenz hinter uns gebracht.«

»Krass.« Nick zog in gespielter Faszination die Augenbrauen hoch. »Wo muss ich mich anstellen, um ein Autogramm zu bekommen? Kriege ich eins quer über mein Arschgeweih?«

»Leck mich, Alter.« Mann, es war toll, Nick wiederzusehen. Genau das brauchte Miles diesen Sommer. Ganz kurz war dieses Ich-bin-ein-ernsthafter-Promi-Gefühl über ihn gekommen, als er das heiße Mädchen in Gelb angequatscht hatte. Nick dabeizuhaben würde definitiv verhindern, dass sein Ego in die Stratosphäre abhob.

»Ich habe ein paar von den Roadies kennengelernt«, sagte Nick, »und Lester Pearl. Der war ja überhaupt nicht einschüchternd oder so.«

»Du arbeitest mit unserem Manager zusammen?«

»Erst mit den Roadies, dann in ein paar Wochen mit dem Produktionsteam. Mann, mein Terminkalender ist irgendwie zum Kotzen.«

»Willkommen in meiner Welt. Oh, er wird LJ genannt, nicht Lester – er hasst den Namen Lester, also nennen wir ihn natürlich so, wenn wir ihn ärgern wollen.«

»Danke für den Tipp.«

»Hey, hast du die Eintrittskarten bekommen, die ich dir geschickt hatte?«

»Alter, ja.« Nick grinste. »Erste Reihe, Mitte. Jay Z war der Hammer. Tut mir leid, dass ich vergessen habe, mich dafür zu bedanken. Habe ich dir nicht ein Foto gesimst?«

»Hast du«, antwortete Miles und versuchte, nicht zu lachen. »Tu das nie wieder. Deine Selfies werden viel zu persönlich, wenn du besoffen bist.«

»Ich musste das tun. Weil ich unter einundzwanzig bin, haben die Anwälte des Colleges mich gezwungen, so an die fünfzig Verpflichtungserklärungen zu unterschreiben, dass ich keinen Alkohol trinke und keine Drogen nehme, bevor sie dieses Praktikum bewilligt haben. Aber ich nehme an, du weißt, wie man da drum rummanövriert?«

»Oh ja, ich werde dir alles erzählen. Aber sorry, ich selbst lasse die Finger von dem Zeug. Muss auf die Goldgrube aufpassen.« Er streichelte seine Kehle.

»Nein – klar, ich weiß«, sagte Nick, dessen Miene jäh ernst wurde. »Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich weiß, dass du nichts von alledem machst. Und das ist natürlich cool.«

Die Wahrheit war, dass Miles seit Langem nichts getrunken oder geraucht hatte, was irgendwie ätzend war, da er der Einzige war, der das nicht tat. Aber noch ätzender war die Tatsache, dass er mit dreizehn Jahren bereits genug von diesem Scheiß gemacht hatte, dass es für ein ganzes Leben reichte.

Nick wusste das alles. Er hatte sogar mit angesehen, wie Miles damals, bevor er gelernt hatte, sein Temperament zu zügeln, oft genug gegen Wände geschlagen hatte. Sie tauschten einen Blick, ein stummes Gespräch, in dem fünf Jahre gemeinsamer Geschichte und gegenseitigen Verstehens mitschwangen, wie es das nur zwischen besten Freunden geben konnte. Dass er mit etwas Vitamin B Nick dieses Praktikum verschafft hatte, war nicht der Rede wert; Miles würde absolut alles für ihn tun.

Er legte Nick eine Hand auf die Schulter. »Hast du schon deinen Bus gefunden?«

»Du meinst diesen Camper da hinten? Alter, wie viele Busse und Sattelschlepper brauchst du, um auf der Bühne zu stehen und in Jeans und T-Shirt ein Liebeslied zu singen?«

»Sehr witzig.«

Nick gluckste. »Ach Quatsch. Dieses Set-up ist wahnsinnig beeindruckend. Wir sind gerade erst angekommen und haben unsere Sachen abgeladen und Aimee hat sich auf die Suche nach deiner Mom gemacht.«

Miles’ Mum hatte gestern erwähnt, dass Nicks kleine Schwester mit ihm kommen würde. Er hatte gelacht, weil es so typisch für die kleine Aimee Bingham war, hinter Nick herzudackeln. Daheim in Pacific Pali, bevor er nach Florida gezogen war, um bei Rockstars Live dabei zu sein, hatte sie das ständig getan, war ihnen auf Schritt und Tritt gefolgt, wann immer Miles bei Nick herumhing. Er hatte sie seit seinem Abschied von zu Hause nicht wiedergesehen. War sie immer noch so ein Zwerg mit Zahnspange, und hatte sie immer noch dieses lockige Haar, das ihn stets an einen Teddybären erinnert hatte?

»Mum ist in dem Betreuer-Bus. Hast du ihr schon Hallo gesagt?«

»Ich wollte dich zuerst in Aktion sehen«, antwortete Nick. »Aber ich bin immer noch verwirrt. Wo sind all die heißen Mädchen? Ich habe erwartet, hier einen Mob vorzufinden. Dass euch die Kleider vom Leib gerissen werden und ihr um euer Leben rennen müsst. Ich bin ernsthaft enttäuscht, Alter.«

»Ah, das hast du knapp verpasst.« Er schnippte mit den Fingern und grinste. Dann entdeckte er das Mädchen in Gelb. Sie stand in der Nähe des gegenüberliegenden Ausgangs und sprach in ihr Telefon. Nick gab Miles niemals das Gefühl, ein Loser zu sein, wenn er die ganzen Partys ausließ. Aber Miles hatte doch eine Fähigkeit, mit der er angeben konnte. »Tatsächlich wollte ich, zehn Sekunden bevor du aufgetaucht bist, das Ding klarmachen.«

»Hast du gerade gesagt, ›das Ding klarmachen‹?«

»Yep.« Miles konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und zog für seinen Kumpel die komplette Aufreißer-Show ab. »Ich habe legendäre Moves drauf, die mich noch nie im Stich gelassen haben, kein Mädchen kann da widerstehen.«

»Ich erinnere mich an ein oder zwei Gelegenheiten daheim, als du deine legendären Moves eingesetzt hast – und auf dem Santa Monica Boulevard eine Spur gebrochener Herzen zurückgelassen hast. Es scheint, dass einige Dinge sich nicht geändert haben.«

»Dieser Player hier muss ja auch irgendwie seine überschüssige Energie abbauen.« Miles kotzte innerlich über seine eigenen Worte. Ein Player muss spielen? What the fuck.

»Also, was ist passiert, Player? Ist deine neueste Beute wie Aschenputtel davongelaufen, bevor du das Ding klarmachen konntest?«

»Zu meinem Glück ist sie nicht weit gelaufen.« Miles nickte in Richtung des Mädchens in dem gelben Kleid. Er war ein wenig überrascht, als sie quer durch den Raum Blickkontakt zu ihm herstellte, denn an diesem Punkt sollte sie anfangen zu kreischen oder zu weinen oder sich abzuwenden, weil sie zu verlegen war, um zu sprechen.

Aber nein. Sie hielt nicht nur den Blickkontakt aufrecht, sie lächelte ihn wie zuvor an und ließ sein Herz kräftiger schlagen. Das war neu – und nett.

Abgesehen von seinem hämmernden Herzen wurde sein Mund trocken, als das Mädchen ihr Telefon sinken ließ und sich quer durch die Lobby auf den Weg machte. Verdammt, sie kam direkt auf ihn zu. Ohne dass er auch nur mit einem Finger geschnippt hatte. Oh, es war einfach zu perfekt. Er würde Nick zeigen, was für ein Player er war – oder was für ein Player er zu sein vorgab.

»Schau jetzt nicht hin, aber da kommt sie«, sagte Miles und fühlte sich wie ein peinlicher Platzhirsch, aber auch wie ein Herzensbrecher, der das große Los gezogen hatte, als die Kleine näher kam. »Du bekommst gleich eine private Demonstration, mein Freund. Beobachte und lerne.«

»Miles. Hey. Player!«

Miles zuckte zusammen, als Nick ihn plötzlich an der Schulter packte und ihm mörderische Blicke zuwarf.

»Du bist mein bester Freund«, erklärte Nick, »was bedeutet, dass ich dich viel zu gut kenne. Also glaub ja nicht, dass ich dir je erlauben würde, irgendwelche deiner Tricks an Aimee zu demonstrieren.«

»Aimee?« Miles lachte beinahe. »Deine kleine Schwester? Alter, glaub mir, auf keinen Fall würde ich jemals …« Er brach ab und folgte Nicks Blick, als dieser auf das Mädchen in Gelb zeigte.

Kapitel 2

Es war auf der einen Seite demütigend und auf der anderen verschaffte es ihr Genugtuung. Genugtuung, weil Miles mit ihr geflirtet hatte, oder zumindest dachte Aimee, dass er geflirtet hatte. Aber es war außerdem offensichtlich, dass er keine Ahnung gehabt hatte, wer sie war. In seinen Augen war keinerlei Funke des Wiedererkennens gewesen. In den letzten zwei Jahren hatte sich viel verändert. Sie war in die Höhe geschossen wie Unkraut (wie Dad es ausdrückte), und alles andere – wie ihr Haar und ihre Körbchengröße – war glücklicherweise gefolgt, sodass sie unter all ihren Freundinnen hervorstach. Daher war es verständlich, dass Miles sie nicht sofort erkannt hatte.

Die Demütigung kam von derselben Erkenntnis. Er hatte nicht gewusst, wer sie war. Der Junge, von dem sie all die Jahre geträumt hatte; er hatte keinen Schimmer, wer da vor ihm stand.

Die Bestätigung dieses Gedankens bekam sie aus der Art, wie Miles sie quer durch den Raum anlächelte. Nick stand jetzt bei ihm, was dazu führte, dass Aimee sich sofort daran erinnerte, was ihr Bruder ihr erzählt hatte, einige Monate nachdem Miles mit S2J von zu Hause weggegangen war: Miles halte Aimee für ein lästiges kleines Kind, das immer im Weg war, und sie bedeute ihm gar nichts.

Bitterkeit und verletzte Gefühle zementierten diese Überzeugungen, während sie auf die beiden Jungen zuging. Miles glotzte sie an, sein perfektes Lächeln rutschte ab, und er schaute nun richtig schockiert.

Also wusste er jetzt Bescheid.

»Aimee.« Seine himmelblauen Augen waren aufgerissen. »Heilige Scheiße.«

Verflucht. Dieser blöde, entzückende Akzent. Als er damals von England nach L.A. gezogen war, hatte man den Akzent deutlicher gehört, aber er verschwand niemals ganz, erst recht nicht, wenn er nervös oder aufgeregt war.

Aimee hasste es, dass sie das über Miles wusste und es bemerkte, als er jetzt mit ihr sprach. Warum sollte er aufgeregt sein, sie zu sehen? Oder nervös?

»Hey«, sagte sie, weil sie nicht unhöflich zu dem Jungen sein wollte, obwohl sie jedes Recht dazu hatte.

»Also. Das vorhin war ja witzig.« Er deutete mit dem Kopf auf die Stelle, an der sie zuvor gestanden hatten, und fuhr sich mit der Hand durch seine blonden Haare.

Solange sie denken konnte, hatte er seine Haare auf die gleiche Weise getragen, kurz an den Seiten, länger oben und stachelig vorn. Er nannte es seinen »versehentlichen Haarschnitt«, weil er ihn dem Friseur im Einkaufszentrum anders beschrieben hatte. Jetzt war es sein Markenzeichen, das man auf jedem Cover von Twist sehen konnte.

Aimee hatte viel zu viele Mädchen von Miles Carlisles Haar schwärmen hören. Sie musste zugeben, es war ziemlich perfekt – gestylt und doch gezielt verstrubbelt. Es hatte genauso ausgesehen, wenn sie ihm samstagmorgens in der Küche begegnet war, nachdem er bei ihnen zu Hause übernachtet hatte. Wie viele professionelle Stylisten waren nötig, um ihm jetzt diesen Look zu verpassen, als hätte er sich gerade eben aus dem Bett gewälzt?

»Was war witzig?«, fragte sie.

»Dass ich nicht begriffen habe, dass du es bist. Du hast dich wirklich verändert, ich meine, wirklich.« Als das Grinsen länger als zwei Sekunden auf seinem perfekten Mund blieb, stieß Nick Miles tatsächlich einen Ellbogen in die Rippen, worauf sein Lächeln sofort erstarb. Dann fasste Nick Aimee scharf ins Auge.

Mann. Konnte ihr Bruder noch demonstrativer sein? Er hatte ihr während ihrer Fahrt von L.A. hierher bereits ein Ohr abgekaut und Aimee gewarnt, dass sie auf sich aufpassen und sich nicht auf Miles einschießen solle, nur weil er nett zu ihr war. Es war demütigend; Aimee brauchte keine Erinnerung daran, dass sie in Miles’ Augen eine Null war.

»Ähm, ich meine …«, sagte Miles und fuhr sich mit der anderen Hand durch die Haare. »Es ist lange her.«

»Zwei Jahre und fünf Monate.« Argh. Warum ließ sie durchblicken, dass sie tatsächlich nachgerechnet hatte? »Aber es ist nicht so, als hätte ich darum gebeten, hierherzukommen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

»In dem Fall muss ich zusehen, dass es für dich eine einzige große Party wird – ich meine …« Er sah Nick an. »Wir werden das tun. Ähm, also, hast du meine Mum schon gesehen?«

Aimee schüttelte den Kopf. Mrs Carlisle war ziemlich cool, und sie hatte immer witzige Geschichten über das Leben in England und ihre Reisen durch Europa – nach ihrem Highschoolabschluss – auf Lager. Sie musste direkt danach geheiratet haben, denn sie sah niemals alt genug aus, um einen siebzehnjährigen Sohn zu haben. Geschweige denn einen berühmten Sänger als Sohn.

Insgeheim musste Aimee zugeben, dass sie sich darauf freute, Seconds to Juliet zu hören. Live und leibhaftig. Ihre Songs waren temperamentvoll und ansteckend, die reinste zuckersüße Popwonne. Trotz ihrer verletzten Gefühle, weil Miles mit Stollenschuhen auf ihrem Herzen herumgetrampelt war, konnte sie nicht anders: Sie liebte ihre Musik, vor allem wenn Miles der Leadsänger war. Seine träumerische Stimme schaffte es immer, Aimee am ganzen Körper eine Gänsehaut zu bescheren. Seine Songs malten die Art von Liebesgeschichte aus, von der sie immer geträumt hatte.

Ätzend war nur, dass Miles in diesen Träumen manchmal die Hauptrolle spielte.

»Lasst sie uns suchen, bevor es zu voll wird«, sagte Miles. »Ich bin mir sicher, dass Mum genauso begeistert sein wird wie ich, dich hierzuhaben.«

»Nein, Mann.« Nick legte Miles eine Hand auf die Schulter, und für eine Sekunde war es so, als führten die beiden Jungs ein stummes Gespräch. »Ich bin mir sicher, du musst noch dringend irgendwo anders hin, also lass dich von uns nicht aufhalten. Wir finden uns allein zurecht.«

Aimee wollte lachen. Nick hatte in letzter Zeit beinahe den Beschützerinstinkt eines Höhlenmenschen an den Tag gelegt. Vielleicht lag es daran, dass er jetzt auf dem College war, oder vielleicht daran, dass er im letzten Sommer von seinem ersten Studienjahr zurückgekehrt war und Aimee gerade ihren Wachstumsschub gehabt und ihre bunten Jeans und Kätzchenpullover gegen Taylor-Swift-mäßige Kleider eingetauscht hatte, die ihr das Gefühl gaben, sexy und erwachsen zu sein.

Anscheinend zu erwachsen für ihren großen Bruder.

Sobald die drei aus dem Hotel traten, erstarrte Aimee und riss die Augen weit auf. Der ganze hintere Parkplatz war mit Seilen abgesperrt, um Platz für fünf riesige Tourbusse zu machen, die im Halbkreis um den Eingang parkten und eine zusätzliche Barrikade schufen. Der nächststehende Bus war schwarz mit getönten Fenstern und hatte ein Foto auf der Seite. Oh verdammt, war das …

»Yeah.« Miles lachte leise, als Aimee stehen blieb, um zu starren. »Wir, ähm, wussten nichts davon.«

»Alter.« Nick grinste und schlug Miles auf den Rücken. »Das bist du da oben.«

»Ich weiß«, erwiderte Miles.

»Und du bist nackt.«

Miles versetzte ihm einen Stoß. »Nein, bin ich nicht. Ich habe nur kein Hemd an. Und ich bin nicht der Einzige. Die ganze Band ist oben ohne.«

»Und das macht es besser, dass du neben vier Typen ohne Hemden stehst?« Nick lachte jetzt aus vollem Hals.

Aimee versuchte ebenfalls zu lachen, aber der überlebensgroße Anblick eines halb nackten Miles, der so unglaublich hinreißend aussah, ließ ihre Gedanken wild durcheinanderrasen. Sie sollte nicht mehr scharf auf ihn sein. Trotzdem musste sie einfach um den Bus herumgehen, um das Bild besser sehen zu können. Zweimal verdammt … fünf der heißesten Jungs, die je erschaffen worden waren. Obwohl Miles mit Abstand der heißeste war.

»Aimee, hör auf zu glotzen«, zischte Nick, der plötzlich neben ihr stand. Sie blinzelte und riss den Blick von dem Bild los. Sie kam sich vor wie ein überwältigter, besessener Fan. Obwohl sie auf keinen Fall das erste Mädchen sein konnte, das wegen dieses Busses eine Nackenstarre vom Gaffen bekam.

»Es ist peinlich, ich weiß«, sagte Miles. Seine Wangen waren rosa, aber im Ernst, der Junge hatte nichts, wofür er sich schämen musste. »Mum hasst es.«

»Warum?« Sie musste einfach fragen.

Er schaute verlegen weg. »Ich denke, sie sieht es nicht gern, wenn ihr kleiner Junge so zur Schau gestellt wird.«

»Aber es ist wunderschön.«

Miles grinste und zog eine Augenbraue hoch. »Echt?«

Oh, verflucht. Hatte sie das eben wirklich laut ausgesprochen?

»Nein, ich meine, es ist … wirklich gut gemacht – künstlerisch gesehen. Sehr professionell und detailliert.« Sie deutete auf das gut drei Meter große Foto in HD-Qualität. »Man kann die, ähm, Dellen in deinem Sixpack sehen.« Obwohl sie es eigentlich gar nicht wollte, schaute sie von dem Bus zu Miles und ließ ihren Blick auf seine flachen Bauchmuskeln fallen, während sie sich fragte, ob das, was auf dem Bus abgebildet war, genauso aussah wie im echten Leben.

»Künstlerisch, ja.« Miles strich sich mit einer Hand über sein Shirt. Er hatte bemerkt, dass sie ihn beäugte, was in Aimee den Wunsch weckte, irgendwo weit, weit weg zu sein.

Glücklicherweise kam in diesem Augenblick Mrs Carlisle dazu. Sie trug zwei Taschen über der Schulter, die sie fallen ließ, als sie Aimee sah. »Aimee!«

Aimee gestattete sich endlich ein aufrichtiges Lächeln, als Miles’ Mutter sie fest an sich drückte. Es war mehr als ein Jahr vergangen, seit sie sich gesehen hatten. Das war damals Teil ihres Plans gewesen; sich von allem fernzuhalten, das mit Miles zu tun hatte. Was ziemlich schwierig war, da Marsha Carlisle und ihre Mom befreundet waren. Es war schon schwer genug, täglich an irgendwelchen Nachrichten über S2J vorbeizuzappen, ohne dass seine Mutter noch Infos mitteilte. Oder Nick, was das betraf.

»Wie geht es dir, mein Mädchen?«, fragte Marsha.

»Gut«, antwortete Aimee. »Und es ist toll, Sie wiederzusehen.« Das war nicht ganz die Wahrheit, aber was sonst konnte sie zu der Frau sagen, die sie vor dem Bild ihres halb nackten Sohnes umarmte?

Wenn sie nicht aufhören konnte, so zu denken, sobald sie in seiner Nähe war, und diese Anwandlung nicht ganz tief in sich begrub, würden dies drei lange und sehr einsame Wochen werden.

Miles trat einen Schritt zurück, während seine Mum und Aimee sich rasch auf den neuesten Stand brachten. Aimee war fast genauso groß wie sie, was bedeutete, dass sie fast genauso groß war wie er. Das war ihm schon aufgefallen, als er sie das erste Mal aus der Nähe gesehen hatte.

Verdammt, Aimee Bingham war erwachsen geworden. Sie sah aus … ihm fiel einfach kein anderes Wort ein, wie eine Frau. Zweimal verdammt. Sie war groß und selbstsicher, ganz und gar nicht wie diese kleine Göre, die er in Erinnerung hatte. Obwohl er sie immer gemocht hatte – auf eine brüderliche Art und Weise.

Nach den Blicken zu urteilen, die Nick ihm immer wieder zuwarf, sollte er diese Gedanken wohl besser mal begraben. Nick war sein bester Kumpel; er würde niemals etwas tun, das ihn sauer machte oder ihre Freundschaft ruinierte. Er würde Aimee einfach als eine Art Schwester betrachten müssen.

Sicher, Kinderspiel.

Aber als sie über etwas lachte, das seine Mum sagte, und ihr langes dunkles Haar zurückwarf, waren seine Gedanken für einen Bruder ziemlich pervers.

»Hey, sind das Roadies?«, erkundigte Nick sich und zeigte auf eine Gruppe von Männern, die einen Lastwagen ausluden.

»Einige von ihnen, ja. Ich glaube, du musst nach Justin Ausschau halten.« Miles entdeckte den Roadie, der das Sagen hatte, und rief ihn herbei. »Das sind Nick und meine Schwester Aimee.« Miles erstarrte. »Ich meine, seine Schwester.«

Alle lachten, aber Miles bemerkte das winzige Zucken auf Aimees Gesicht. Warum sollte sein Ausrutscher sie verärgern?

»Schön, dich kennenzulernen«, sagte Aimee zu Justin.

»Lass dich bloß nicht von diesem Kerl einwickeln«, riet Justin ihr. »Sie nennen ihn nicht umsonst ›den Herzensbrecher‹, bei dem alle Herzen höherschlagen.«

Aimees Gesicht wurde rot. »Keine Sorge, das werde ich nicht.« Dann warf sie Miles einen unauffälligen, aber gezielten Blick zu. Es schien, als hätte sie bei Nick Unterricht genommen. »Miles ist wie ein Bruder für mich. Ist er immer gewesen. Stimmt’s, Miles?«

Sein Mund wurde ganz trocken, als sie das Wort direkt an ihn richtete. Ihre großen braunen Augen waren hypnotisch und auch ein klein wenig feindselig. Daran erinnerte er sich nicht aus ihrer Kindheit. »Natürlich«, antwortete Miles. »Du wirst für mich immer das kleine Mädchen mit den Zöpfen sein.« Aus einem Impuls heraus beugte er sich vor und zog an einer ihrer Haarsträhnen. Er hatte ihr Haar noch nie zuvor berührt und es sollte eine spielerische, brüderliche Geste sein. Aber ihr Haar war seidig und dick und es war vorn in kleinen Zöpfen nach hinten geflochten. Und es roch wahnsinnig gut. Er hatte große Mühe, es wieder loszulassen.

»Hör auf damit«, sagte Aimee und schlug seine Hand weg.

Justin lachte. »Sieht so aus, als hättest du zwei große Brüder, die dich ärgern. War Miles zu Hause auch schon so?«

»Noch schlimmer.« Aimee verschränkte die Arme vor der Brust. »Es war übel genug, einen einzigen Bruder zu haben, der seine Schuhe und Bücher überall im Haus hat rumliegen lassen oder nie angeklopft hat, bevor er in mein Zimmer gestürmt ist.«

»Wann bin ich je in dein Zimmer gestürmt?«, fragte Miles.

»Dauernd, wenn ihr Jungs das iPad haben wolltet, das ich benutzt habe.«

»Okay, ich mag einige Hundert Male wegen des iPads reingeplatzt sein, aber ich dachte, es hätte Nick gehört.«

»Hat es auch«, warf Nick ein.

Aimee verdrehte die Augen. »Ach, komm. Das ist ja genau wie früher und ich bin erst seit fünfzehn Minuten hier.« Sie wandte den Blick ab und murmelte leise vor sich hin. »Das hier ist echt ätzend.«

Ihre Reaktion weckte in Miles den Wunsch zu lachen. Sie wirkte aufrichtig unglücklich darüber, hier zu sein. Und ernsthaft, wie realistisch war das? Sie ging mit einer berühmten Band auf Tournee – darüber konnte sie wirklich nicht verärgert sein. Aber wenn es sie so sehr nervte, würde er seine »brüderlichen Neckereien« auf ein Minimum beschränken.

»Sieht so aus, als müsste ich gehen«, bemerkte Nick. »Ich treffe mich mit dem Rest der technischen Crew. Sie lassen mich in der ersten Woche Achtzehn-Stunden-Schichten arbeiten, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht mitbekomme, was vor sich geht. Ich sehe alles.« Er warf Miles einen weiteren warnenden Blick zu. »Aimee und ich snapchatten die ganze Zeit, also werde ich wissen, was sie tut.«

»Seit wann snapchatten wir?«, fragte Aimee, aber Nicks Warnung war offensichtlich nicht für sie bestimmt gewesen.

»Wenn du mal einen Moment Zeit hast zu chillen, Alter«, sagte Miles, »melde dich. Mach dir keine Sorgen.«

»Nein, ich mache mir keine Sorgen«, entgegnete Nick. »Und du.« Er wandte sich an Aimee. »Vergiss nicht, was ich im Wagen gesagt habe. Sei nicht die ganze Zeit, du weißt schon, so anhänglich« – er hielt inne und richtete den Blick auf Miles – »was die Band angeht. Die haben viel zu tun – das hier ist ihr Job.«

»Als würde ich das machen. Manno. Und wie alt bist du?«

»Lass es einfach«, sagte Nick. Aimee verdrehte die Augen, worauf Nicks harter Gesichtsausdruck schließlich weicher wurde und Miles aufatmete, weil er während des ganzen Gesprächs die Luft angehalten hatte. »Ich sehe euch später.« Nick verabschiedete sich von Mrs Carlisle, verwuschelte Aimees Haar und ging.

»Ähm, was zum Teufel war das?«, fragte Aimee, während sie Nick hinterherschauten.

»Klang wie eine Warnung … an uns beide.«

»Warum?«

Miles zuckte mit den Schultern. Yup, sein Kumpel meinte es ernst. Aber ehrlich, Nick hatte keinen Grund zur Sorge. Miles würde nichts mit Aimee anfangen. Auf keinen Fall.

Ja, sie war heiß (obwohl es immer noch ein wenig komisch war, so über die kleine Aimee Bingham zu denken), daher würde er einfach zusehen, dass er nie mit ihr allein war. So einfach war das. Dann würde es null Versuchung geben zu …

»Ich muss mich sputen, Liebes«, sagte seine Mum und schaute auf ihre Armbanduhr. »Einige der Betreuer sehen noch mal nach, ob die Snacks vor der Show bereit sind. Du willst deine üblichen Circus Cookies und warme Milch?«

Miles spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. »Mum …«

»Keine Sorge.« Sie tätschelte seine Wange. »Ich weiß, was mein süßer Junge braucht.« Wunderbar. Danke, Mum. »Oh, ich habe ganz vergessen, es dir zu sagen, ich habe das Management des Fanklubs übernommen.«

»Was ist mit Stella passiert?«, fragte Miles.

Mum presste die Lippen aufeinander. »Lange Geschichte, Schätzchen, und nichts, worüber du dir den Kopf zu zerbrechen brauchst, aber es bedeutet, dass ich nicht so viel Zeit habe, wie ich es gedacht hatte, bis wir einen vernünftigen Ersatz eingestellt haben. Aimee, ich hoffe, du bist so erwachsen und unabhängig, wie deine Eltern es von dir sagen, denn du wirst vielleicht ziemlich oft auf dich selbst gestellt sein.«

»Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen, wenn Sie arbeiten müssen, Marsha. Das ist kein Problem. Ich werde schon nicht in Schwierigkeiten geraten.«