Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wir alle wünschen uns, dass Verbindungen zu Freunden, Familie, Kollegen oder zum Partner stabil, ehrlich und liebevoll sind. Doch der Alltag ist oft von Konflikten geprägt. Frauke und Tobias Teichen haben einen ungewöhnlichen Ansatz: Konflikte werden dabei nicht als Bedrohung gesehen, sondern als Weg zu außergewöhnlichen Beziehungen. Sie stellen göttliches Beziehungs-Knowhow vor und zeigen, dass biblische Prinzipien das Fundament für funktionierende Freundschaften sind.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 257
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22918-9 (E-Book)ISBN 978-3-417-26857-7 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth
© 2018 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-brockhaus.de | E-Mail: [email protected]
Die Bibelverse wurden, soweit nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen
Weiter wurden verwendet: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen. (ELB) Hoffnung für alle® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel. (HFA) Bibeltext der Schlachter Bibelübersetzung, Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (SCHL)
Co-Autorin: Claudia Elsen, München Bildmaterial: gesamtes Bildmaterial darf mit Lizenz von Michael Géréon verwendet werden Gesamtgestaltung: Sophia Langner, Michael Géréon, München
»Der Zeitgeist vermittelt uns: Wenn es dir mit jemandem zu anstrengend wird, dann such dir einen neuen Freund, einen neuen Ehepartner, eine neue Arbeitsstelle. Aber Gott sagt das nicht! Er sagt: ›Such mich! Ich helfe dir in deinem Beziehungsleben.‹ Wie das praktisch funktioniert, zeigen Tobias und Frauke Teichen eindrücklich in diesem Buch. Ich kann euch nur empfehlen: Legt die Klatschblätter zur Seite, schaltet den Fernseher aus, denn dieses Buch zeigt auf eine zeitgemäße Art und Weise, wie wir auch heutzutage Gottes Beziehungs-Know-how anwenden können.«
Artur Siegert Leitender Pastor der Kirche für Oberberg und Gründer des K5-Leitertrainings
» ›Ja, mit Gottes Hilfe!‹ Eine Floskel vor dem Traualtar? Nein. Denn mit Gottes Hilfe können Beziehungen gelingen, ein Leben lang! Davon sind Frauke und Tobias Teichen überzeugt. Ehrlich und offen erzählen sie auch von eigenen Krisen und wie sie erlebt haben, dass Gott ihnen in schwierigen Zeiten immer zur Seite stand. Bibelbezogen, mit dem Blick für Konfliktfallen und hilfreichen Tipps: So wird dieses Buch zu einem Beispiel dafür, dass Gottes Ideen für unsere menschlichen Verbindungen immer noch aktuell und relevant sind.«
Christoph Stiba Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) in Deutschland K. d. ö. R.
»Ich habe wunderbare, begabte und liebenswerte Leute kennengelernt, die es kaum schaffen, Konflikte gut anzugehen und zu klären. Konflikte markieren ihre persönliche Wachstumsgrenze. Dieses Buch ist weit mehr als ein weiterer Ratgeber. Es ist ehrlich, persönlich, biblisch fundiert und deswegen hilfreich. Lesen und Umsetzen ist angesagt.«
Ansgar Hörsting Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden
EINE FORMEL FÜR BEZIEHUNGEN
JETZT GEHT’S UM DICH
DU UND GOTT
DU, GOTT UND DIE ANDEREN
DU UND DEINE VERANTWORTLICHKEIT
RUNTER VOM SOFA – FANG DIREKT AN UND WARTE NICHT
ÜBUNG 1 – DIE WAHRHEIT IN LIEBE SAGEN
ÜBUNG 2 – VERGEBEN
ÜBUNG 3 – DIE KOMMUNIKATION
Tobias und Frauke Teichen sind Senior Pastoren und Gründer des ICF München, einer Kirche mit drei Locations und knapp 2000 Besuchern pro Sonntag. 2005 starteten die beiden als Teil des ICF Movement eine überkonfessionelle und zeitgemäße Kirche in der bayrischen Hauptstadt. Damit verwirklichten sie ihren Traum, ein Zuhause zu schaffen, in dem Menschen Jesus kennenlernen und in ihrer Beziehung zu Gott wachsen. Die beiden haben einen Sohn. www.icf-muenchen.de
»Wer ist schon einmal von anderen Menschen enttäuscht worden?«, frage ich gerne am Anfang einer Predigt, in der es um Beziehungsfragen geht. Und alle Arme gehen nach oben. Woher kommt das? Weil wir tief in uns drin und unterbewusst immer noch an den perfekten Menschen glauben: Maik Mustermann! Den Vorzeigechristen mit der perfekten Frau: Maike Musterfrau. Sie haben zwei liebenswürdige Kinder, Mirko und Mareike Musterkind. Jeden Sonntag geht die Musterfamilie in ihre vorbildliche Kirchengemeinde. Alle helfen sich untereinander und sind jederzeit füreinander da. Die Mustermanns führen gemeinsam und in Harmonie mit ihren liebenswerten und total trendigen Musterfreunden in ihrer mustergültigen Vorstadtvilla ein christlich vorbildliches Leben bis ans Ende ihrer Tage! Toll, oder?
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich persönlich kenne keine Mustermanns, auch wenn es auf Facebook oder Instagram manchmal so aussieht, als würde es sie geben. Denn da wimmelt es nur so von glücklichen Familienfotos und coolen Bildern, die jemand grad bei seinem Extremsport-Hobby schießt.
Gerne kommen einem dann die Gedanken in den Kopf: »Mann, bei denen ist alles ›Happy Clappy‹! Bei mir nicht! Um mich herum sind nur Vollpfosten, die mich ärgern und verletzen.« Aber ganz ehrlich, man braucht schon viel Faith, um zu glauben, was auf Facebook steht. Ich poste auch nicht mein verbranntes Essen, sondern lieber das Gourmetgericht, das mir meine Frau gezaubert hat. Kommt besser an: »Oh, Mann, die Teichens, was hat es der Tobi gut, dass seine Frauke so liebevoll für ihn kocht!« (Psst … Geheimnis – Es gibt auch Tage, da muss ich mir mein Butterbrot selber schmieren – aber die olle Stulle poste ich natürlich nicht.) Übrigens, falls du keine Kinder hast, solltest du noch eines wissen, bevor du dir bei Instagram wieder so ein fröhliches Familienfoto ansiehst. Ich kenne kein Foto, das nicht durch Bestechung entstanden ist. Das läuft dann etwa so: »Komm, Kai-Uwe schau doch kurz freundlich, dann bekommst du auch was Schönes!«
Was ich damit sagen will: Beim Nachbarn ist das Gras nicht grüner, und es gibt keinen perfekten Menschen, auch wenn das manchmal so wirkt. Jeder ist normal, bis du ihn kennenlernst. Egal ob in Freundschaften, bei der Arbeit oder in deiner Kirche. Also ist es normal und nur eine Frage der Zeit, bis du von diesen unperfekten Menschen um dich herum enttäuscht wirst und sich daraus Konflikte entwickeln. Das ist ein Fakt! Die Frage, die du dir stellen solltest, ist, wie du damit umgehst. Stellst du dich den Konflikten? Auf eine konstruktive Art und Weise? Rennst du lieber weg? Oder haust du drauf? Damals in meiner Arbeit als Lehrer habe ich festgestellt, dass viele meiner Schüler bei dem kleinsten Problem in ihren Beziehungen davongerannt sind. Durchhalten, an der Beziehung arbeiten, das stand nicht auf dem Stundenplan:
Da ging in der ersten Pause Marvin mit Yvonne und in der zweiten Pause schon mit Jasmin. Auf meine Frage nach dem Warum kamen dann Antworten wie: »Die wollte nicht mit mir in die Raucherecke – da habe ich keinen Bock drauf und deshalb Schluss gemacht!« Auch wenn das jetzt ein überspitztes Beispiel ist, meine Meinung ist, dass in unserer Gesellschaft oft nach den folgenden Schritten Beziehungen geführt werden:
FINDE DIE RICHTIGE PERSON
VERLIEBE DICH IN SIE
PROJIZIERE ALLE DEINE ERWARTUNGEN UND WÜNSCHE AUF SIE: SIE HAT SIE ZU ERFÜLLEN.
WENN DAS NICHT FUNKTIONIERT, DANN LASS ES SEIN UND WIEDERHOLE SCHRITT 1, 2 UND 3.
(Diese Schritte übertragen viele auch auf ihre Freundschaften, Kirchen und Jobs.)
Frauke und ich wollten unsere Beziehung nicht so führen. Und glaub mir, wir waren in unserer Ehe schon in einigen Sackgassen, und es gab genug Momente, in denen wir gerne Schritt 1 bis 3 wiederholt hätten. Aber wir haben damals tief in uns drin gewusst, dass das nicht die Lösung sein kann. Egal wie verfahren die Situation war. Meistens ist es ja so, dass es nicht die großen Dinge sind, aus denen sich ein Streit entwickelt. Es sind die Kleinigkeiten, die zum Konflikt führen: Die offene Zahnpastatube, die Socken unterm Sofa oder die Schuhe des Partners, die den gemeinsamen Schuhschrank vollmüllen. Dass man sich grundsätzlich treu ist, sich gegenseitig hilft und arbeiten geht, also die wirklich wichtigen Dinge, vergisst man dann gerne.
Zu unseren Aufgaben als Pastoren gehört auch, dass wir Ehecoaching anbieten. Bei den Paaren, die zu uns kommen, und auch in unserer Ehe sind es zu neunzig Prozent die Kleinigkeiten, die der Auslöser für richtig heftige Konflikte waren und die dann letztendlich zur großen Distanz zwischen den Partnern führen. Deshalb möchten wir dir mal so ein typisches Alltagsbeispiel aus unserem Leben erzählen. Da ich das Buch nicht alleine schreibe, gebe ich hier mal ab an meine Frau:
Ein großer Streitpunkt in den ersten Jahren unserer Ehe war Tobis Unordnung (oder Fraukes perfektionistischer Ordnungssinn). Ich mag es einfach nicht, wenn die Dinge überall herumfliegen. Wir hatten folgende Arbeitsteilung bei der Wäsche: Ich habe sie gewaschen und zusammengelegt und Tobis Stapel dann vor den Kleiderschrank auf einen Stuhl abgelegt. Tobis Fächer waren die obersten im Schrank, zu denen ich ohne Stuhl nicht hinkam. Seine Aufgabe war also: Seine Wäsche einfach reinlegen! Konnte ja nicht so schwer sein, oder? Zumindest durch meine damalige Brille gesehen. Aber als der Stapel immer größer wurde, schließlich umkippte und alles chaotisch auf dem Boden lag, sind meine Sicherungen durchgebrannt und ich bin ausgeflippt!
Ich habe ja verstanden, dass Frauke die Wäsche auf dem Boden doof fand, aber ich fühlte mich ungerecht behandelt! »Mann, Frauke weiß doch, wie ich bin! Ich sehe so was nicht!« Ich bin nämlich eine Person, die keinen Sinn für Details hat und solche Dinge einfach übersieht – aber nicht aus Bösartigkeit.
Gehen Frauke und ich spazieren und tauschen uns danach darüber aus, was wir gesehen haben, werden unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten deutlich: Frauke sieht die schöne Blume am Weg. Sie freut sich, weil sie vielleicht sogar einen Frosch beobachtet hat, der über einen Grashalm gesprungen ist. Ich sehe das nicht. Mir fallen die Berge und die Wolken auf. Ich schau einfach in die Weite.
Weil ich so bin, habe ich mich damals von Frauke ungerecht behandelt gefühlt. »Dass sie mich jetzt so anmotzt, nur weil ich die Wäsche nicht weggeräumt habe! Die muss mich doch kennen, sie ist doch meine Frau!«, schimpfte ich innerlich.
Aber da sind wir schon beim ersten Problem: Sie ist eine Frau, ich ein Mann. Wir sind komplett unterschiedlich. Zwei völlig konträre Typen mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen. Natürlich zog sich dieser Konflikt über einige Zeit hin, aber wir waren uns in einer Sache einig: Wir wollten natürlich nicht rausgehen und uns einen anderen Partner suchen, der besser passt! (Ich weiß außerdem nicht, ob es so gut gewesen wäre, wenn ich mir eine unordentlichere Frau als Frauke gesucht hätte …)
Wir wollten etwas ändern. Wenigstens in diesem Punkt waren wir uns einig.
Meine Mutter ist Familientherapeutin, und von ihr habe ich viel gelernt. Unter anderem: »Hör dem anderen zu! Versteh seine Sicht auf die Dinge!« Also versuchte ich das und hörte Tobi zu, warum er die Wäsche übersah. Das fiel mir echt schwer. »Gut«, dachte ich, »Tobi sagt, dass er die Wäsche nicht sieht.« So wie ich ticke, kann ich das erst mal nicht verstehen. »Das gibt es doch nicht! Das muss man doch sehen!«, schoss es mir durch den Kopf. Und sofort hat die Lunte angefangen zu brennen. Genau dieses Denken musste ich ausstellen. Ich musste lernen, zu denken: »Doch, Frauke – das gibt es! Ich darf nicht von mir auf andere schließen! Tobi ist anders als ich!« Mich in den anderen hineinzuversetzen und seine Sicht auf die Dinge zu verstehen, war eine große Herausforderung für mich. Ich habe mich bewusst entschieden, Tobi zu glauben. Er ist anders. Als Person denkt und funktioniert er eben ganz anders als ich.
Umgekehrt habe ich versucht, zu verstehen, wie wichtig Ordnung für Frauke ist. Ihr Persönlichkeitstyp fühlt sich unwohl, wenn alles unordentlich herumliegt. Wie haben wir nun eine Lösung gefunden? In diesem Fall sind wir selber darauf gekommen.
Ich hatte die Idee, dass ich Tobi die Wäsche aufs Kopfkissen lege, denn da muss er sie sehen, wenn er ins Bett geht.
Und ich habe mich entschlossen, mich nicht über die Wäsche auf dem Kissen zu ärgern, sondern die Erinnerungshilfe von Frauke an mich positiv zu werten. Das funktioniert gut. Frauke hilft mir, die Wäsche zu sehen und die Ordnung zu halten, die mir eigentlich auch gefällt. Ich helfe ihr, ihre Ordnung zu bekommen, und erinnere sie aber auch daran, sich nicht zu sehr in den Details zu verlieren. Denn das kann auch stressig sein.
Unsere Geschichte über den Streitpunkt Ordnung zeigt: Je mehr Pixel man von einem Bild hat, in dem Fall von seinem Gegenüber, desto klarer sieht man das große Ganze. Man wird zum Team und begreift die Andersartigkeit des anderen nicht mehr als Nachteil, sondern als Vorteil. Ich bin heute in vielen Punkten dankbar, dass Frauke anders ist als ich. Denn ich kann und konnte viel von ihr lernen, und das hat mein Leben bereichert. In unserer Beziehung habe ich unter anderem gelernt, konstruktiv zu streiten. Mit der Zeit habe ich so das Gute in Konflikten entdeckt. Dass ich sie heute sogar mag, hätte ich vor zehn Jahren niemals gesagt. Damals habe ich mich vor den meisten Aussprachen gedrückt und zu allem Ja und Amen gesagt. Vor allem dann, wenn ich Konfrontationen mit Menschen hatte, die mir sehr nahe waren. Unbewusst spürte ich die Angst, dass der Streit eskalieren und der andere sich danach von mir abwenden könnte. Meinem Mathelehrer konnte ich die Meinung sagen. Das fiel mir leicht. Wäre er aus meinem Leben verschwunden, wäre es kein Verlust gewesen. Aber bei Freunden oder Verwandten habe ich lieber die Klappe gehalten und innerlich gelitten. Streit mit Freunden oder innerhalb der Familie empfand ich als etwas Bedrohliches.
Als Frauke mit einem »BÄM« in mein Leben trat, habe ich mich nicht nur schlagartig in sie verliebt, sondern durch ihre konfliktfreudige Persönlichkeit eine ganz andere Art kennengelernt, wie Beziehungen trotz Meinungsverschiedenheiten gelingen können.
Meinungsverschiedenheiten sind für mich grundsätzlich erst mal etwas Positives! Als bedrohlich empfinde ich sie nicht. Warum? Wie ein Gewitter reinigen sie die Luft. Ich habe im Laufe meines Lebens erfahren, dass die Beziehung zum Gegenüber nach einem Konflikt oft besser und tiefer war. Man hat sozusagen einmal Großputz gemacht: Der ganze Dreck ist endlich draußen und es ist wieder herrlich sauber. Man fühlt sich wieder wohl in seinem Lebenshaus und im Miteinander. Aber auch wenn es mir persönlich leichtfällt, ein Problem offen anzusprechen, musste ich über die Jahre einiges lernen. Wenn mich etwas nervte, habe ich es früher einfach schnell und emotional »rausgehauen«. Danach war für mich die Sache erledigt, doch für meine Konfliktpartner eben nicht unbedingt. Tobi z. B. hat sich nach einem Streit gerne in sich zurückgezogen. Er hat länger gebraucht, meinen Vulkanausbruch zu verdauen. Darüber habe ich mich gewundert, denn für mich war das Problem ja ausgesprochen und damit geklärt.
Aus meiner Familie kannte ich dieses Rückzugsverhalten einfach nicht. Vor allem meine Mutter und ich diskutieren alles aus. Nach dem Motto: Wenn man ein Problem mit dem anderen hat, dann spricht man es an. Dann kommt es vielleicht zu hitzigen Diskussionen, aber danach ist es vom Tisch. Umgekehrt gab es aber auch in meiner Familie das ungeschriebene Gesetz: »Sagt man nichts, dann ist auch nichts.« Ich fand das immer sehr entlastend. Doch ich musste lernen, dass diese Streitkultur nicht für alle gilt. Es gibt Menschen, die sich aufgrund diverser Umstände und Erlebnisse scheuen, die Sache beim Namen zu nennen und unangenehme Wahrheiten auszusprechen.
Tobi hat ja schon zwei Bücher geschrieben, und als er mit dem Vorschlag kam: »Frauke, wollen wir das nächste Buch gemeinsam schreiben«, reagierte ich erst etwas zurückhaltend. Aber als er mir erzählte, dass er über das Thema »Wie gute Beziehungen möglich sind und wie man Konflikte mit göttlichen Prinzipien lösen kann« schreiben will, habe ich doch noch mal darüber nachgedacht, denn das Thema ist mir schon immer sehr wichtig gewesen. Ich habe mich also entschlossen, mitzumachen. In den letzten Jahren habe ich viel in diesem Bereich erlebt, eigene Erfahrungen gesammelt und Seminare besucht. Auch in meiner Arbeit in unserer Kirche1, überhaupt mit Menschen, bin ich oft mit dem Thema in Berührung gekommen. Ein Bereich liegt mir dabei besonders auf dem Herzen: Oft erlebe ich, dass Menschen Konflikte nicht angehen, Dinge unter den Teppich kehren und nicht ehrlich miteinander sind. Es ist heute leider normal, lieber hinter dem Rücken übereinander zu reden, statt klar und liebevoll die Dinge anzusprechen, die einem nicht gefallen. Ein direktes Feedback ist mir persönlich meist relativ leichtgefallen. Vielleicht ist es mir deshalb auch aufgefallen, dass es in unserer Gesellschaft oft anders läuft und es an der Tagesordnung ist, lieber übereinander statt miteinander zu reden.
Ich erinnere mich da an eine Geschichte aus meinem Berufsleben. Damals habe ich noch nicht in der Kirche, sondern in einem Unternehmen gearbeitet. Es gab dort eine Frau, die zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen war. Sie präsentierte sich grandios. Sie war eloquent, fachlich bestens ausgebildet und sehr sympathisch. Aber sie hat den Job trotzdem nicht bekommen, denn sie roch extrem nach Schweiß. Mit einem unpersönlichen Brief bekam sie die Absage. Ich fand das so unfair! Woher sollte denn die Bewerberin wissen, was falsch gelaufen war? Ich habe mir vorgestellt, wie sie zu Hause sitzt, sich über die Absage wundert und vielleicht denkt: »Ich bin anscheinend nicht qualifiziert genug.« Dabei war das gar nicht der Grund. Man hat ihr mit dieser unpersönlichen Absage die Chance genommen, an ihrem Problem zu arbeiten, denn vielleicht war es ihr gar nicht bewusst. Ich bin der festen Überzeugung, dass es auch in solchen Situationen möglich ist, einer Person liebevoll die Wahrheit zu sagen: Ihr die Chance zur Veränderung durch ein ehrliches, aber wohlmeinendes Feedback zu geben. Wäre ich in der Personalabteilung gewesen, hätte ich ihr gesagt, dass sie fachlich überzeugt, aber dass wir ihr ehrlich mit auf den Weg geben möchten, dass uns ihr starker Körpergeruch aufgefallen ist. Ähnlich wie in der Situation mit der Bewerberin ist es auch in Beziehungen, Freundschaften und in der Kirche. Lästern wir, sind nicht ehrlich zueinander und geben uns kein liebevolles Feedback, dann treten wir auf der Stelle und nehmen uns die Möglichkeit, unsere Probleme anzugehen.
Wir wünschen uns, dass dieses Buch für dich ein Ideengeber ist, der dir hilft und Mut macht, dich dem Thema »Wie lebe ich Beziehungen mit Gottes Hilfe und wie gehe ich mit Konflikten auf eine göttliche Art und Weise um« anzunähern. Es gibt aber zu jedem Bereich, den wir ansehen, noch so viel mehr zu entdecken. Viele Facetten, die wir im Rahmen dieses Buches gar nicht betrachten können oder sogar selber noch nicht kennen, denn auch wir sind immer noch auf dem Weg, haben unsere Herausforderungen, besuchen Seminare und lernen stets dazu. Wenn dich also eine Idee anspricht, dann empfehlen wir dir, tiefer zu graben. Es gibt so viel zu diesem Thema zu erforschen.
Wir haben und hatten so einige Baustellen in unserer Ehe. Wir sind nicht Frauke und Tobias Mustermann, und das ist auch gut so. Denn ich bin der Meinung, dass Gott diese Andersartigkeit zwischen uns bewusst mit eingeplant hat, damit wir voneinander lernen und uns dadurch gegenseitig weiterentwickeln können. Oft haben wir das nicht allein geschafft, deshalb sind wir schon in den ersten Ehejahren zum Ehecoaching gegangen. Nicht, weil wir kurz vor der Scheidung standen, sondern weil meine Schwiegereltern uns dazu inspiriert haben. Sie sind der Meinung, dass man sein Auto ja auch regelmäßig zum Service bringt – warum sollte man das dann nicht auch mit der Ehe machen? Fraukes Eltern schenkten uns also Ehewochenenden. Einer der Kurse, die wir besuchten, war ein christliches Ehecoaching bei Manfred Engelis LiSa-Eheatelier2. Als Psychologe und Psychotherapeut widmet Manfred sich der christlichen Eheseelsorge und gibt Kurse dazu. Er hat uns erlaubt, seine Forschungsergebnisse, Ideen und Bilder3 in diesem Buch zu nutzen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. In seinem Kurs wurde uns unter anderem deutlich gemacht, was es bedeutet, wenn Mann und Frau sich vor dem Traualtar das Eheversprechen »Ja, mit Gottes Hilfe!« geben. Ich hatte schon vor unserer Hochzeit eine lebendige Gottesbeziehung, habe im Dialog gebetet4 und versucht nach göttlichen Prinzipien zu leben. Aber dass man Gott mit in die Ehe nehmen kann und damit sozusagen eine Ehe zu dritt führt, klang für mich damals erst mal komisch. Mittlerweile weiß ich, dass Gott eine große Rolle spielt – auch in meiner Ehe. Er sagt ja nicht: »Ach Tobias, für deine Ehe und deine Sexualität interessiere ich mich nicht. Ich kümmere mich nur um deine Einsätze in der Kirche, und vielleicht bin ich auch mal da, wenn du krank bist.«
Nein, Gott interessiert sich für jeden unserer Lebensbereiche und kümmert sich auch um unsere Ehe, unsere Freundschaften und unsere Konflikte. Er ist ein Beziehungswesen und hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen.5 Er ist daher der größte Fachmann für gelungene, aufblühende Beziehungen. Wir müssen ihn aber dazu einladen, mit in unsere Beziehungen zu kommen. Diese Erkenntnis aus den Ehekursen war für mich revolutionär.
Ich versuche heute aktiv, Gott in jeden Lebensbereich einzuladen. In diesem Buch werden Frauke und ich dir auch verraten, was genau seine Rolle in unseren Beziehungen ist.
Meine Eltern haben mir vorgelebt, was es heißt, zusammen mit Gott Ehe zu führen. Das war für mich normal. Aus diesem Grund habe ich schon gewusst, was es bedeutet, wenn ich vor dem Traualtar vor Gott »Ja« zu Tobi sage. Aber es vorgelebt zu bekommen und es dann selber zu leben, sind doch zwei Paar Schuhe. Ich erinnere mich an eine Situation, in der diese Tatsache richtig in meinem Herzen angekommen ist. Tobi und ich hatten einen schweren Streit, die Fetzen flogen, und unsere Herzen waren kilometerweit voneinander entfernt. Ganz ehrlich: Es war keine Liebe mehr füreinander da. Wir waren ziemlich am Ende.
Da hatte ich die Idee, zu beten und Gott zu fragen, was wir machen könnten, und bekam folgende Antwort in Form eines Blitzgedankens: »Erzählt euch gegenseitig, in welche Eigenschaften des anderen ihr euch damals verliebt habt!« In diesem Moment war das seltsam, denn es passte gar nicht zu unserer angespannten Situation. Fünf Minuten zuvor hatten wir uns noch angeschrien. Es kostete einiges an Überwindung, aber dann erzählten wir uns, warum wir uns damals ineinander verliebt hatten. Auch wenn es etwas knarzig begann, war es die richtige Medizin. Uns wurde wieder bewusst, was wir aneinander hatten und liebten. Gott hat uns wachgerüttelt, und es kam wieder zum Vorschein, was tief in uns verborgen war. Das bedeutet zum Beispiel »Ja, mit Gottes Hilfe!« für mich. Denn alleine wäre ich wohl nicht darauf gekommen.
Gott kennt unsere Herausforderungen. Wenn du in Beziehungsproblemen steckst, können wir dich nur ermutigen, nah an Gott zu bleiben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass er uns in unserer Ehe nie im Stich lässt. Immer, wenn wir nicht mehr weitergewusst haben und ihn um Hilfe gerufen haben, hat er uns geholfen. Wir dürfen das annehmen und für uns in Anspruch nehmen. Es ist sogar ein göttlicher Wunsch, dass wir Menschen in Gemeinschaft sind und bleiben. Jesus sagt dazu ganz deutlich:
Jetzt verlasse ich die Welt; ich lasse sie (uns Menschen) zurück in der Welt und komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind, so wie wir eins sind.
Johannes 17,11
Jesus sind Beziehungen sehr wichtig. So wichtig, dass er sogar dafür betet, kurz bevor er diese Welt verlässt. Er ist ein Mensch gewesen und hat selbst erlebt, wie schwer es den Menschen fällt, miteinander zurechtzukommen. Er weiß, dass auf dieser Welt keine Mustermanns leben. Er kennt unsere Sorgen, Nöte und Herausforderungen, die wir in unseren Beziehungen haben. Aus diesem Grund ist ihm bewusst, dass es für uns nicht einfach ist, dauerhaft in Gemeinschaft zu bleiben. (Du erinnerst dich an Marvin und Jasmin … Ach nee, warte mal – mittlerweile ist er mit Alexa zusammen.)
Seid stattdessen freundlich und mitfühlend zueinander und vergebt euch gegenseitig, wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
Epheser 4,32
Damit dauerhafte Beziehungen möglich sind, nennt er uns in der Bibel zahlreiche göttliche Ideen wie Vergebung, Ehrlichkeit oder das richtige Timing zur Konfliktlösung, die ich dir, zusammen mit vielen anderen Prinzipien, noch vorstellen werde.
Alle Prinzipien, die wir dir in diesem Buch vorstellen, kannst du immer auf alle Arten von Beziehungen anwenden.
Die Tipps, die wir dir geben, kannst du ebenfalls auf alle Konfliktebenen anwenden. Viele Punkte, wie zum Beispiel Vergebung, tauchen immer wieder auf, werden aber auch immer weiter vertieft. Wir wünschen uns, dass du das Buch nicht linear verstehst – nach dem Motto: Vergeben kann ich nur anderen Menschen. Lektion verstanden, Vergebung abgehakt. Nein, du kannst auch dir und sogar Gott vergeben. Manchmal musst du auch demselben Menschen mehrmals das Gleiche vergeben. Sieh die Tipps besser als Spirale, je öfter du sie anwendest und je mehr du an der (Beziehungs-)Spirale drehst, desto tiefer geht sie in den Boden und desto fester sitzt sie.
So schön das Leben der Mustermanns auf den ersten Blick auch scheint, eigentlich ist es ganz schön langweilig. Stell dir vor, du bist im Kino und schaust dir folgendes Mustermovie an:
Johny und Jenny lernen sich kennen. Sie verlieben sich sofort. Die Eltern auf beiden Seiten sind begeistert von der Verbindung. Das junge Paar heiratet. (Und das Ganze über 90 Minuten erzählt.)
Spannend, oder? Würdest du dafür Geld bezahlen? Was für eine langweilige Kiste! ÖDEEEEEEE
Würde dir der Film hier besser gefallen?
Johny lernt Jenny kennen. Es ist beidseitig Liebe auf den ersten Blick. Doch Johny ist der Sohn eines verfeindeten Familienclans von Jennys Sippe. Eine richtige Romeo-und-Julia-Story beginnt. Die Eltern versuchen alles, damit die beiden nicht zueinander finden. Sie sperren Jenny ein, doch Johny findet einen Weg, mit ihr zu sprechen. Sie verabreden eine gemeinsame Flucht. Die gelingt. Die Eltern bemerken ihren Fehler und gestehen ihn ein. Sie suchen und finden die beiden und geben ihren Segen. Und Juhuuu: Das ersehnte Happy End ist da.
Besser, oder? Das bedeutet für mich: Ein Film ohne Konflikte funktioniert nicht, denn sie gehören zur Reise des Helden dazu. Er muss sich der Herausforderung stellen und Schwierigkeiten überwinden. Er muss Rückschläge einstecken, damit er ein höheres Level erreicht oder zum Happy End kommt. In den meisten Liebesfilmen ist dieses Happy End die Hochzeit. Warum endet die Handlung eigentlich meistens an diesem Ereignis? Wird es dann langweilig? Ich denke nicht. Meiner Meinung nach wird es nach der Hochzeit erst interessant.
Denn eine lebenslange Beziehung zu führen, ist die eigentliche Herausforderung und nicht, dass Marvin endlich mit Ute zusammenkommt, in die er schon seit Jahren verliebt ist, die er aber nie haben konnte, weil sie mit seinem besten Kumpel Peter liiert war. Nein, spannend für mich ist: Bleiben Marvin und Ute zusammen? Und wenn ja, wie schaffen sie das?
Eins habe ich im Laufe meiner Ehe, aber auch in Freundschaften und im Berufsleben gelernt: Ohne Gottes Prinzipien kommen wir in Beziehungen aller Art und in Konflikten schnell ans Limit. Doch um die Prinzipien zu kennen und anzuwenden, reicht es leider nicht, nur ein Buch zu lesen. Tut mir leid! Du solltest sie aktiv in deinem Beziehungsleben anwenden, dann kannst du dich und deine Beziehung auf ein höheres Level bringen. Wie das praktisch funktioniert, möchten wir dir mit diesem Buch zeigen.
Beginnen wir aber im nächsten Kapitel erst mal mit den typischen Konfliktfallen. Vielleicht kennst du sie ja und hast sie in deiner Partnerschaft oder auch in Gemeinschaft mit anderen Menschen schon erlebt.
Gott, warum hast du mir diese Frau gegeben? – »Hammer, wir gehören zusammen« – weißt du noch?
Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gibt es in jeder Beziehung. Doch anstatt uns konstruktiv miteinander auseinanderzusetzen, tappen viele von uns immer wieder in dieselben Verhaltensfallen. Ich möchte dir mal einen Wortwechsel zeigen, wie er überall in Beziehungen vorkommen kann. Du kannst ihn in WGs, im Job, in Freundschaften oder wie im folgenden Beispiel in der Ehe finden:
Da sagt die Frau zu ihrem Mann: »Gestern hast du wieder nicht den Müll rausgebracht und letzte Woche das Treppenhaus auch nicht geputzt! Mann, das nervt! Das ist doch dein Job!«
»Entschuldige bitte«, erwidert der Mann. »Du hast aber doch auch nicht die Blumen gegossen, und deine Post liegt hier immer noch rum!«
Das lässt der weibliche Part dieser Beziehung nicht auf sich sitzen, prompt erwidert die Frau: »Seit drei Wochen willst du dir mein Computer-Problem ansehen. Und was ist passiert? Nichts! Du bist schuld, dass ich nicht richtig arbeiten kann.«
Dieser Dialog erinnert mich an eine Waage. Einer wirft Vorwürfe in die Waagschale, und der andere legt auf der anderen Seite nach, sodass die Waage immer hin- und herwippt. Das kann endlos so gehen, sodass die Waage nie ausgeglichen ist, weil immer wieder nachgelegt wird. Das ist sehr anstrengend für beide Seiten, denn dieses Hin und Her führt nur in Sackgassen.
Botschaften wie »Du redest immer nur mit anderen und nie mit mir, wenn wir auf Partys sind!« sind meistens ein Appell oder Vorwurf an dein Gegenüber. Dein Gesprächspartner wird sehr wahrscheinlich negativ darauf reagieren, weil er sich in die Ecke gedrängt fühlt und sich verteidigen will.
Besser ist es, Ich-Botschaften zu formulieren, wie zum Beispiel: »Ich war beim letzten Fest etwas eifersüchtig. Ich wollte dich aber auch nicht im Gespräch stören, aber hätte mir mehr Zuwendung gewünscht.«
Vorsicht Falle! Es passiert leicht, dass man eine Du-Botschaft in eine Ich-Botschaft verkleidet. Sagst du: »Ich finde, dass du bei der Party so oberflächlich warst,« dann hast du zwar »Ich finde« gesagt, aber gleichzeitig eine Du-Botschaft formuliert.
– Sie offenbaren deine eigenen Gefühle, die sich auf das Verhalten des anderen beziehen.
– Sie beschreiben den Auslöser der Gefühle und sind somit sachlich.
– Sie zeigen dem anderen die Auswirkungen seines Verhalten und beinhalten gegebenenfalls Bitten oder Wünsche.
Wenn deine Ich-Botschaft diese Komponenten hat, fühlt sich dein Gegenüber nicht angegriffen. Die Kunst dabei ist, dass du dir deiner eigenen Gefühle bewusst wirst, bevor du sie äußerst und auf das Verhalten des anderen beziehst.6
Die »Beziehungswaage« kann aber noch weiter ausschlagen, wenn es nicht mehr ums Aufrechnen geht, sondern nur noch ums Heimzahlen: »Wie du mir, so ich dir.« Schauen wir doch noch mal bei unserem fiktiven Paar vorbei. Nachdem er mal wieder vergessen hat, ihr etwas zum Geburtstag zu schenken, ist ihr Reflex zu sagen:
»Weißt du was, wenn du mir nie etwas zum Geburtstag schenkst, dann bekommst du von mir auch nichts mehr! Basta!«
Auch im Berufsleben gibt es diese Reaktionen. Ein Kollege denkt vielleicht über den anderen:
»Wenn du hinter meinem Rücken zum Chef rennst, dann mache ich das auch!«
Das sind zwei plakative Beispiele für die Verhaltensfalle »Wie du mir, so ich dir!«
Allgemein funktioniert dieses Modell nach dem Motto: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Weil der andere so handelt, handele ich genauso und zahle es ihm mit gleicher Münze heim.