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Betreten der Baustelle GEBOTEN. Das ist die goldene Regel, um Pfusch und unerwartete Mehrkosten zu vermeiden. Nachdem sich das erste Buch »Bau keinen Scheiß - so planst und baust du dein Traumhaus« vor allem um die Vorbereitung auf den zukünftigen Hausbau drehte, geht es endlich an die Praxis: die Bagger rollen, die Handwerker kommen, die Baustelle ist eröffnet! Der Bausachverständige und TV-Experte Tobias Beuler begleitet Sie als angehende Bauherren von der Baugrube bis zur Schlüsselübergabe auf Ihrem Weg zum Traumhaus. Dabei folgt er einem chronologischen Baustellenablaufplan und behandelt Gewerk für Gewerk und Handwerker für Handwerker. Sie lernen alles über die häufigsten unerwarteten Mehrkosten, die Bauherren immer wieder überraschend treffen und zu teuren Nachfinanzierungen führen. Egal ob Stein oder Holz, Fertighaus oder Massivhaus – mit diesem Buch erhalten Sie unzählige Tipps, die jede Baustelle besser machen. So behalten Sie die Kontrolle auf Ihrer Baustelle und machen aus Ihrem Traumhaus Realität! Die wichtigsten Kapitel: -Der große Tag: Wie Sie sich auf das Bauanlaufgespräch vorbereiten -Tipps gegen unerwartete Mehrkosten: Wie Sie sich vor einer Kostenexplosion schützen -Der Bauleiter - Freund oder Feind? -Ciao Jahresurlaub -Eine vermeidbare Horrorstory -Kostenfallen -Sparpotenziale -Baustellenablaufplan Fertighaus -Baustellenablaufplan Massivhaus
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Seitenzahl: 329
Veröffentlichungsjahr: 2025
Tobias Beuler
BAU
KEINEN
SCHEISS
JETZT KOMMEN
DIE HANDWERKER
So wird deinTraumhaus Wirklichkeit
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
Für Fragen und [email protected]
Wichtiger Hinweis
Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
Originalausgabe1. Auflage 2025© 2025 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH Türkenstraße 89 80799 MünchenTel.: 089 651285-0
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Redaktion: Ulrich WilleUmschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer, Sabrina PronoldUmschlagabbildung: Adobe StockAutorenfoto: Steffen RothSatz: Daniel FörstereBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-833-1ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-612-0
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
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Für Laura
Wir bauen ein Haus!
1.7:30 Uhr, die Handwerker kommen
Der Tag des Baubeginns
2.Der große Tag: Das Bauanlaufgespräch
Anfänger entwickeln ihren Plan am besten mit erfahrener Unterstützung
Ein Bausachverständiger ist eine große Hilfe, aber Sie brauchen ihn gar nicht so oft
Zwei große Sorgen von Bauherren
3.Konkretes Beispiel: Wie ein eigener Plan zur Keimzelle des sorgenfreien Hausbaus wird
Kaufe zweimal, spare Geld
Ein eigener Plan macht das Bauen einfacher und günstiger
Der unabhängige Architektenplan macht Sie bei Planungsgesprächen selbstbewusst
Der Architektenplan ist auch eine Checkliste für die Bauphase
Bauherren können manche Aufgaben klug selbst beauftragen
4.Tipps gegen unerwartete Mehrkosten
Mehrkosten entstehen fast immer dort, wo keiner hingeschaut hat
Erdbeben, Erdbeben!
Informationen und Fragen zur rechten Zeit
Sieben klassische Mehrkosten beim Hausbau
Vier weitere typische Mehrkosten
Diese Mehrkosten funktionieren beispielhaft für viele mögliche Kostenfallen
Viele Bauleiter verderben den Bau?
»Alles aus einer Hand« ist nicht immer gut
Versteckte Mehrkosten in der Absprache der verschiedenen Firmen vermeiden
Auch der Kellerbau taugt als Basis der Salamitaktik
5.Die Handwerker und andere Partner der Baustelle
Der Bauleiter – Freund oder Feind?
Kennen Sie Ihren Bauleiter!
Überschätzen Sie Ihren Bauleiter nicht
Sprechen Sie Dinge richtig an
Der Bauleiter sitzt zwischen den Stühlen
Baggerfahrer Bernd
Die Erdarbeiten – eine größere Aufgabe als gedacht
Sparpotenzial bei den Erdarbeiten und im Tiefbau
Sparpotenzial bei den Erdarbeiten nutzen, Fehler vermeiden
Kenne dein Bauland und du kennst deinen Erdbauer
Der Kellerbauer berät zu den Erdarbeiten
Was kostet ein Loch?
Abfuhr von Boden
Städtische Anschlüsse
Das gleiche Theaterstück, wechselnde Akteure
Mehr Risiko durch mehr Partner?
Nicht zu viel selbst beauftragen
Ciao, Jahresurlaub!
6.Das Grüne-Wiese-Gespräch sollten Bauherren ernst nehmen
Das Grüne-Wiese-Gesprächsprotokoll kann einige Lücken des Angebots aufdecken
Was auf der grünen Wiese noch an Aufgaben dazukommen kann
Ein Tag ohne Überraschungen
Wie ein Protokoll aussehen kann
Eine vermeidbare Horrorstory
Ist das Grundstück auf die Baustelle vorbereitet?
Noch was zu besprechen auf der grünen Wiese?
7.Die Verantwortung als Bauherr kann zur Chance werden
Vorsicht vor der Fremdvergabe – weil man alles übertreiben kann
Auf der Baustelle geht es weiter
Kein Anschluss unter dieser Nummer?
Keller oder Bodenplatte
Die Kellerabnahme
Die Komplexität wächst mit dem Haus
8.Wichtige Meilensteine im Projekt Hausbau
Wenn ein Euro zwei Euros spart
Das Haus wird gebaut
Long Story Short: Fertighaus oder Massivhaus
Die Rohbauabnahme
Ninja-Techniken für Bauherren
Zeit und Bau
Vorsicht, Bauherr!
Buenos dias
Der Gang über die Baustelle – wann ist die beste Zeit?
9.Der Ausbau des Hauses
Die einzelnen Gewerke des Ausbaus
Der Elektriker
Der Estrichleger
Der Fliesenleger
Der Fußbodenleger
Der Treppenbauer
Der Heizungsbauer/der Sanitärinstallateur, erste Runde
Der Photovoltaik-Installateur
Der Heizungsbauer/der Sanitärinstallateur, zweite Runde
Der Küchenbauer – er plant die Kernzone jeder guten Party
Der Maler und der Putzer – Make-up fürs Traumhaus
Was Bauherren wirklich selbst kontrollieren können und sollten
10.Wie Bauherren und Sachverständige eine Baustelle kontrollieren
Die Kontrolle der Baustelle in Eigeninitiative bleibt schwer
Ein paar Tricks für die eigene Bauprüfung
Der Teufel steckt im Detail
Fehler, die keine sind
Die Fehlerparade
Wehret dem Baustopp!
Die Begehung vor Hausübergabe
Die Baufeinreinigung lässt Mängel leichter erkennen
Wann Sie keinen Bausachverständigen benötigen
Geld oder Arbeit
11.Die glückliche Bauherrenfamilie
12.Bonus: Der konkrete Ablaufplan
Der Baustellenablaufplan
Der Baustellenablaufplan zeigt Zeit und Aufgaben
Machen Sie den Plan größer
Fertighaus oder Massivhaus – Hauptsache mit Plan!
Der Baustellenablaufplan beim Fertighaus
Der Baustellenablaufplan beim Massivhaus
Machen Sie aus einem Plan Ihren Plan – mit Sicherheit
Geschafft!
Ressourcen zum Buch
Haben Sie an die Gummistiefel gedacht? Ich nehme Sie nämlich heute mit auf ein Baugrundstück, auf dem gleich mit dem Bau eines Hauses begonnen wird. Und dann schauen wir Schritt für Schritt, wie das Haus entsteht und was den Bauherren dabei so begegnet an Aufgaben, Herausforderungen und großen Momenten! Wir treffen dort Menschen und vor allem Handwerker und lernen diese kennen. Kommen Sie mit, das wird spannend!
Schon um kurz vor sieben hat eine kleine Familie ihr Auto am Baustellenschild geparkt. »Betreten der Baustelle verboten. Eltern haften für ihre Kinder …« Sie kennen das.
Heute ist für diese kleine Bauherrenfamilie ein ganz besonders aufregender Tag.
Ein prickelnder Gefühlscocktail aus Nervosität, Spannung und einer freudigen Ungewissheit sorgt dafür, dass trotz der frühen Zeit alle schon hellwach und auf den Beinen sind – sogar ohne Wecker!
Ein bisschen Unsicherheit ist auch dabei. Denn eigentlich könnte auf dem Schild genauso stehen:
»Betreten der Baustelle geboten. Bauherren haften für ihre Fehler«.
Noch deutet am Ort des Geschehens nichts auf große Taten hin. Dicker Nebel wabert über die Wiese und hüllt alles in ein dumpfes Grau. Die Feuchtigkeit, die sich auf das Gras unter den Gummistiefeln gelegt hat, siegt noch über die ersten Sonnenstrahlen dieses Tages und bricht diese wie Millionen kleiner Prismen. Sogar die frühen Vögel scheinen sich zu überlegen, ob sie beim ersten Wurm heute mal den anderen den Vortritt lassen wollen.
Es herrscht eine gespenstische Ruhe, die nur manchmal vom fernen Jaulen einer Kreissäge, dem Manövrieren eines Krans sowie ein paar kaum verständlichen Rufen aus dem Nebel durchbrochen wird. Irgendwer ruft: »… passt nicht!« Ein anderer: »Quatsch, wird passend gemacht!«
Es ist das Grundrauschen eines Neubaugebiets.
Noch ahnt man es kaum, aber diese Ruhe wird bald jäh unterbrochen werden, wenn der große Bagger mit scheppernden Ketten auf die Wiese fährt und die ersten Handwerkerbullis vorfahren, schnell entladen werden und dann geschäftiges Treiben aufgenommen wird. Das ist auf jeden Fall die Vorstellung unserer kleinen Familie: Heute rollt endlich der Bagger! Heute geht es los auf der eigenen Baustelle.
Durch den Nebel stapft – schemenhaft erkennbar – eine Figur auf die kleine Gruppe motivierter Bauherren zu, die sich hier schon versammelt hat. Je näher die Person kommt, desto mehr Details lassen sich erkennen. Eine Aktentasche unter dem rechten Arm und einige große Papierrollen unter dem linken Arm werden als Insignien eines Mannes sichtbar, der heute einen Plan umsetzen will.
»Ah, wir kennen uns. Guten Morgen!« Es ist der Bauleiter der Hausbaufirma.
Und der Familie ist dabei gar nicht so richtig klar, dass es durchaus etwas Besonderes ist, dass sie den Bauleiter schon kennen. Das ist zum Glück so, weil sie sich vorab darum gekümmert haben, mit ihm früh ins Gespräch zu kommen. Sie wissen nicht, dass andere Bauherren ihren Bauleiter bei einem solchen Termin häufig das allererste Mal sprechen und schon dabei so manche Überraschung erleben.
Die kleine Familie hat da also etwas richtig gemacht und kann deshalb guter Dinge sein.
Eine kurze, aber herzliche Begrüßung folgt und gemeinsam wartet man auf die anderen Personen, die sich angekündigt haben.
Der Bauleiter von der Baufirma schaut beim Warten mehrfach auf die Uhr, vielleicht hat er später noch mehr Termine. »Wollen wir mal hoffen, dass gleich alle da sind!«
Gewartet wird auf einen weiteren Bauleiter jener Firma, die sich um den Kellerbau kümmern wird. Und hoffentlich kommt auch jemand von der Stadt, der die Anschlüsse des Hauses an die öffentliche Versorgung besprechen will. Die Leute von der Kommune waren telefonisch so schwer zu erreichen bisher, haben den Termin aber zugesagt. Wird schon alles!
Jetzt wird vor allem alles konkret. Die bisherigen Besuche der Familie bei Architekten und Hausbaufirmen, die Verhandlungen und Unterschriften, welche sie in den letzten Monaten reichlich beschäftigt haben – all das waren Momente, die in der Erinnerung der Bauherren geblieben, aber nun endgültig abgeschlossen sind.
Wichtig is’ jetzt. Wichtig is’ auf’m Bauplatz!
Die Bauherren haben ein Grundstück gefunden und dann, nachdem sie drei Baufirmen verglichen und sich für einen nachhaltigen und ökologischen Hausbau entschieden haben, eine Baufirma ausgewählt und beauftragt. Sie haben ihr Haus »bemustert«, also geklärt, welche Ausstattungsdetails sie für dieses wünschen. Sie haben den Bauantrag für ihr Zuhause erfolgreich gestellt.
Die Bauherren wissen jetzt schon, welche anderen Dienstleister später auf der Baustelle vorbeischauen.
Sie haben ihr Bestes getan, damit all das zu einem tollen Ergebnis kommt, und warten jetzt voller Vorfreude. Wer fehlt hier eigentlich noch?
Ach, natürlich, der wichtigste Mann für heute, zumindest im Sinne der Vorfreude auf den Start: Der Tiefbauer kommt gleich, der mit seinem Bagger einen übergroßen ersten »Spatenstich« für das Haus der Bauherren erledigen wird. Ein großer Moment!
Auf den freuen sich nicht nur die Kinder.
Die Bauherren, der Bauleiter der Hausbaufirma, der Bauleiter für den Keller, jemand von der Kommune und jetzt auch endlich der Tiefbauer – dann ist sie schon komplett, die illustre Runde dieses Tages. Um halb acht – oder kurz nach halb acht – trifft man sich also und bespricht, was eh schon längst Teil eines großen Plans ist.
Die Verantwortlichen vom Bau wollen sich das Okay zum Baubeginn in Form eines Protokolls mit obligatorischer Unterschrift holen: das unterschriebene »Protokoll zum Bauanlaufgespräch«, so heißt das.
Die Familie will ein Nest bauen. So träumt sich das.
Sie sind jetzt offiziell »Bauherren«!
Wer dabei als ebenfalls zukünftiger Bauherr bewundernd mit einem »Das will ich auch!« auf die fast schon aufreizende Zuversicht der kleinen Familie schaut, der muss den Vorlauf dieses Tages kurz betrachten, um es ihnen gleichzutun.
Die frischgebackenen Bauherren haben in der Vorbereitung auf diesen Tag Hilfe in Form eines Profis für entspannte Bauvorhaben engagiert. Sie haben einen Bausachverständigen in ihre Planungen mit einbezogen, der aber heute nicht da ist.
Es gilt noch zu schauen, warum gerade der sich heute rarmacht. Und warum das sogar gut und richtig so ist. Für jetzt kann festgehalten werden: Wenn ein solcher Experte nicht ständig eingebunden werden muss, dann spart das auch Geld, oder?
Die Bauherren haben mit ihrem unabhängigen Sachverständigen alle wichtigen Schritte besprochen, sowohl in der Planung des Projekts, bei den Verhandlungen und Verträgen als auch bei der Vorbereitung der eigentlichen Baustelle, und sie haben ihr größtes Ziel damit verfolgt: zu wissen, was auf sie zukommt.
Der unabhängige Bauexperte hat Angebote und Verträge mit den Bauherren geprüft und mit ihnen dafür gesorgt, dass diese Papiere den Plan der Bauherren widerspiegeln. Und er hat geholfen, dass die Bauherrenfamilie heute auch für die Bauphase mit einem ganz eigenen Ablaufplan und einigen Checklisten sowie den richtigen Partnern auf der »grünen Wiese« antreten kann. Die Bauherren haben dafür gesorgt, dass sie für das heutige »Bauanlaufgespräch« mit hilfreichen Dokumenten ausgestattet werden, die ihre Übersicht unterstützen.
Deutsch – Baustelle, Baustelle – Deutsch
Das offiziell immer als »Bauanlaufgespräch« titulierte Treffen, das hier und heute den Bau einläutet, wird in der Baubranche oft als »Grüne-Wiese-Gespräch« bezeichnet. Auf dem Bau wird eben gerne etwas anders geredet. Und das ist noch ein harmloses Beispiel …
Der unabhängige Experte hat den Bauherren einige Tipps mit auf den Weg gegeben, die das vorliegende Buch auch für die Leser ausrollt. Denn schon mit Blick auf ihr Budget an Geld, Zeit und Nerven wollten die Bauherren immer alles früh wissen und mit den Baupartnern bitteschön verbindlich geklärt haben.
Wie sagt der beratende Bausachverständige immer:
»Überraschungen auf der Baustelle sind schnell teuer und folgenschwer.«
Wenn ab dem Tag des Bauanlaufgesprächs auf der grünen Wiese etwas …
•noch auffällt, das nicht gut geplant worden ist, oder das …
•plötzlich als wichtige Entscheidung ganz neu auf den Tisch kommt oder …
•teurer wird als zunächst besprochen oder …
•durch Fehlplanung den zeitlichen Ablauf gefährdet, …
… dann wurden solche Stolperfallen für Bauherren fast immer zu spät besprochen und erkannt!
Daher ist ein erfahrener Blick – von jemandem, der all das nicht zum ersten Mal tut und sieht – auf die Abläufe und Herausforderungen einer (zukünftigen) Baustelle und die richtigen Antworten der Bauherren in den Verhandlungen und Verträgen die beste Absicherung gegen spätere böse Überraschungen. Denn viele Überraschungen haben eine Geschichte, die sie für Profis deutlich früher erkennbar macht. Die riechen den Braten oft, bevor frühe Fehlentscheidungen später auf der Baustelle Realität werden.
Mit seiner gründlichen Vorbereitung hat der Sachverständige auch begründet, warum er bei diesem Bauanlaufgespräch, zu dem man sich jetzt auf der grünen Wiese im Morgennebel versammelt, eigentlich nicht zwingend erscheinen muss. Es wurde nämlich schon einmal alles richtig gut besprochen und geklärt.
Ohnehin ist die Buchung eines Bausachverständigen ja keine Pflicht oder gar Vorschrift für Bauherren, sondern eigentlich nur so etwas wie ein Pfadfinder oder Leuchtturm. Er kann ein sicherer Bezugspunkt sein, der den Bauherren als unbedarften Anfängern in diesem Projekt helfen soll, die richtigen Wege und manche Abkürzung zu finden.
Unsere Bauherren haben ihn zu einigen Beratungen im Vorfeld der Bauarbeiten gebucht und werden ihn später noch zu ausgewählten Terminen mit auf die Baustelle nehmen. Denn neben der Beratung für die Gespräche mit den Baufirmen und Architekten kann er in der zweiten großen Phase eines Bauprojekts – wenn die Handwerker kommen – eben auch ein Profi-Auge darauf haben, dass auf der Baustelle alles seinen rechten Gang geht.
Heute verzichten die Bauherren dennoch bewusst auf seine Anwesenheit, auch da sind sie ziemlich effizient unterwegs: »Der Bausachverständige soll gar nicht so oft helfen, lieber nur dann, wenn es wichtig wird.«
Wann das ist? Schauen wir uns an.
Vorbeugen statt Zurücklehnen
Viele wichtige Schritte zur idealen Vorbereitung des eigenen Hausbaus sind im ersten Buch der Bau-keinen-Scheiß-Reihe zusammengefasst. Um meine treuen Leser nicht zu langweilen, werde ich sie nicht wiederholen, wo es nicht nötig ist. Wir gehen jetzt lieber auf die Baustelle und schauen den Handwerkern auf die Finger – auch da nur, wo das nötig ist!
Den Teil bis zur Vertragsunterschrift hat das erste Buch aus der Bau-keinen-Scheiß-Reihe intensiv beleuchtet und dafür gesorgt, dass ein guter Vertrag und ein gutes Bauchgefühl den Bauherren zu viel Sicherheit verhelfen konnten.
Bis zum Tag auf der grünen Wiese müssen Bauherren etliche, vor allem kaufmännische und gestalterische Fragen betrachten und sich an der einen oder anderen Stelle dort Wissen und Erfahrung einholen: Was kostet ein Haus am Ende wirklich? Wo lassen sich echte Sparpotenziale nutzen, die die Baufirmen kaum verraten werden? Mit welchen Tricks arbeiten manche Hausanbieter, um ihren Plan vom Traumhaus besser zu »verkaufen«, und wie umgeht man diese? Wie können Bauherren stattdessen bestmöglich den eigenen Plan Wirklichkeit werden lassen und – am wichtigsten – in welcher Reihenfolge werden die einzelnen Schritte bis zur finalen Unterschrift unter einem Vertrag ideal gestaltet? Wer als angehender Bauherr noch in dieser Phase ist und darüber mehr lernen will, dem sei das erste Buch der Bau-keinen-Scheiß-Reihe empfohlen.
Sowieso ist für unsere Bauherren eine gute Planung bis hierher mehr als die halbe Miete gewesen, wenn es nun darum gehen soll, endlich überhaupt keine Miete mehr zahlen zu müssen.
In der eigentlichen Bauphase, gleich ab Mittag, geht es ihnen »nur noch« darum, dafür zu sorgen, dass der ganze schöne Plan auch eingehalten und in ihrem Sinne umgesetzt wird.
Aber ob der Bagger nun heute auf der Baustelle linksherum oder rechtsherum fährt, kann der Familie mit Plan in entspannender Weise egal sein. Auch das trägt zu ihrer Gelassenheit bei, die jedem Zen-Meister Hochachtung abnötigen würde.
Erst später, wenn das Haus erste Formen annimmt und bestimmte wichtige Bauabschnitte und Fortschritte anstehen, die die Bauherren kontrollieren wollen und freigeben sollen, werden sie sich wieder auf einzelne Fragen konzentrieren und Entscheidungen treffen müssen. Dann müssen sie schauen, ob auch gebaut wird, was geplant war. Vielleicht wird es da noch einmal stressiger, auf jeden Fall noch einmal wichtig.
Ob mit oder ohne Unterstützung: Es soll definitiv gewährleistet sein, dass alles gut klappt! Wobei das in der Bauphase noch einmal auf eine andere Art komplex wird:
Einen Plan für ein Haus zu lesen und zu verstehen, ob das der Traum vom Eigenheim werden kann, ist eine Sache. Einen Vertrag zu verstehen und in allen Konsequenzen zu begreifen, ist auch nicht so einfach.
Ab jetzt einem Keller, einem Rohbau oder einem fertig gebauten Haus in jedem Detail anzusehen, ob dort wirklich fach- und sachgerecht gearbeitet und der Traum vom Haus in allen Details umgesetzt wurde, ist eine ganz andere Sache und wird eine große Aufgabe. Einfach gesagt: Jede Fuge, jede Verbindung und jede Ausstattung darauf zu prüfen, ob sie preiswert, langlebig und der Funktion entsprechend ausgeführt wurde, ist eher etwas für Fachleute.
Speziell für Menschen, die noch nie gebaut haben, folgt nun die Nagelprobe auf die eigenen Entscheidungen. Auch da sind die allermeisten Bauherren ja blutige Anfänger …
Bauherren müssen einen eigenen Plan haben, wie ihr Haus gebaut wird. Sie müssen wissen, was sie wie kontrollieren, aber auch, was nicht. Sie wollen sichergehen, dass auf der Baustelle keine Fehler gemacht werden, die später teuer werden. Und wenn doch, dann müssen sie diese entdecken, gegenüber der Baufirma thematisieren und lösen, bevor diese sagen kann: Das ist jetzt nicht mehr unser Problem.
An die nun immer klarer werdende Aufgabe geknüpft, waren bei den Bauherren ganz viele tolle Vorstellungen und Träume – aber trotzdem auch zwei große Sorgen, die ihre Konsequenzen weit in die Zeit der Bauphase hineintragen können.
Die erste große Sorge lag und liegt in der Befürchtung, am Anfang motiviert und einigermaßen frei von Ahnung echte und folgenschwere Fehler zu machen. Einfach weil irgendwann Entscheidungen getroffen werden müssen, wenn ein Haus geplant und dafür unterschrieben werden soll.
Das kennen wahrscheinlich die meisten angehenden Bauherren. Spätestens wenn die Handwerker kommen und die ersten Elemente des Hauses gestellt werden, der Keller oder die Bodenplatte errichtet und später das Haus ausgebaut wird, wird all das, was vorher geplant wurde, ziemlich unerbittlich Wirklichkeit. Die Vorstellung, dann etwas falsch entschieden oder Fehler anderer übersehen zu haben und keine (berechtigte) Nachbesserung einfordern zu können – gruselig.
Bauherren, die mir von ihren Erlebnissen berichten, wenn sie aus einer solchen Herausforderung heraus Hilfe suchen, nutzen fast immer mit traumwandlerischer Sicherheit das Wort »Horrorstory«, um solche Erlebnisse zu beschreiben.
Es ist aber ziemlich schwierig, vorher vorm leeren Blatt Papier in der reinen Theorie zu imaginieren, wie die eigenen Entscheidungen und Ideen später in der Realität aussehen werden und welche Konsequenzen sie nach sich ziehen. Ob das alles gut wird? Wurde an alles gedacht? Haben wir etwas übersehen? Wurden wir besch… eiden beraten? Die Wahrheit liegt auf der Baustelle …
Ein Strich auf einem Blatt Papier, der eine Wand darstellt, lässt sich radieren, die echte Wand später allerdings nicht so leicht verschieben, wenn ein Kinderzimmer mehr hermuss oder das Gästezimmer eigentlich doch eine dumme Idee war. Weil eh nie Gäste kommen … Und wenn, dann ist es doch wie bei Fischen. Ab dem dritten Tag fangen sie anzustinken.
So werden Fragen in der Theorie durchdacht, die in der Praxis ein ganzes Zuhause werden sollen. Erst mal für immer!
Reicht ein Grundstück von 500 Quadratmetern oder wird man sich sein Leben lang ärgern, dass man sich dort kaum rühren kann? Ist ein großes Wohn-Ess-Zimmer wirklich der zentrale Raum des eigenen Hauses, wie erträumt? Oder werden sich später immer alle in der viel zu klein geplanten, aber sehr gemütlichen Küche treffen, weil es da einfach netter ist?
Und wer sich lieber mit Details beschäftigt, mag sich fragen: Ertrage ich diese Fliese oder jene Armatur aus dem wunderschön fotografierten Katalog von der Baufirma auch in 20 Jahren noch in meinem Haus, wenn sie vielleicht nicht mehr angesagt ist? Oder »guckt sich das dann weg«?
Eigene Fehler in der Planung sind aber nur die eine Sorge. Es besteht die zweite Sorge, für den Bau die falschen Partner zu wählen. Oder eine Leistung oder einen Bauabschnitt später freizugeben, der in Wahrheit mit versteckten Mängeln behaftet ist. Es wird etwas aufgeschwatzt, schöngeredet, von schludrigen Monteuren fix überbaut, gepfuscht und durch Beweislastumkehr elegant zum Problem der Bauherren gewandelt … Auch da lauert ein Potenzial für Horrorstorys.
So etwas dann auf der Baustelle auch noch blindlings durchzuwinken, weil man keine Ahnung hat, die Symptome des Fehlers nicht als solche erkennt oder gar nicht weiß, wo man gucken muss – wäre wahrscheinlich einer der größten denkbaren Fehler, die die Bauherren selbst zu verantworten hätten.
Es gibt Fehler, die in der Planungsphase bis zur grünen Wiese entstehen und dort auffallen müssen. Und es gibt Fehler, die danach entstehen, wenn die Handwerker kommen, und die in dieser Phase auffallen müssen.
Die zweite große Sorge ist also leider auch, dass der ein oder andere Partner am Bau die Unwissenheit oder Naivität der Bauherren ausnutzen könnte, um seinen eigenen Vorteil zu maximieren. Wer will schon gerne über den Tisch gezogen werden, wenn einmal so richtig groß investiert wird?
Es ist die Sorge davor, dass die Handwerker auf der Baustelle mehr wissen als die Bauherren und daraus ihren Profit ziehen. Es ist die Sorge, Fehler zu übersehen, die vertuscht werden oder einfach nicht auffallen, um dann später erkennen zu müssen, dass man als Bauherr falsch kontrolliert und reagiert hat. Wenn alle anderen auf der Baustelle mehr Erfahrung haben als die Bauherren, wie sollen diese dann möglichst fair und sicher ihre Ziele durchsetzen?
Bauherr wird man eben nicht von heute auf morgen. Es fehlen Erfahrung, Routine und Sicherheit.
Es ist eine bewusste Entscheidung, diese größte Einmalinvestition im eigenen Leben irgendwann zu tätigen. Entsprechend groß ist die Verantwortung und manchmal auch die Ehrfurcht vor diesem Schritt. Und irgendwie steht man in Gummistiefeln auf der grünen Wiese und soll ab dann eine Baustelle beaufsichtigen.
Die gute Nachricht: Das eigene Haus zu bauen ist eine großartige Entscheidung, die so viel Freude machen kann, dass man sie unbedingt mit Elan und Zuversicht verfolgen sollte. Dann muss es eben darum gehen, nicht übermotiviert oder zu gutgläubig in eine Stolperfalle zu tappen, die man sich selbst stellt oder bei anderen übersieht.
Fragen Sie sich nur: Was sind die klassischen Phasen einer Baustelle und welche Aufgaben müssen Bauherren wirklich entschlossen übernehmen, wenn sie hier stets die gute Laune behalten wollen?
Um die beiden Sorgen aus der Welt zu schaffen, gestatte ich mir noch einmal eine kleine Zeitreise in die Planungsphase des Hauses. Wo wir eh grad noch auf die letzten Handwerker auf der grünen Wiese warten …
Die Reise führt in die Zeit, in der das Haus so weit geplant ist, dass die Angebote verschiedener Anbieter geprüft werden können und schließlich eine Baufirma ausgewählt werden kann.
Baufirmen, die nach reiflicher Überlegung von einem Interessenten beauftragt werden, bieten selbstverständlich irgendwann in der Konkretisierung des Bauvorhabens für ihre Kunden die Dienstleistungen eines Architekten an. Das ist unabdingbar, denn die Planung des Hauses muss sowieso von einem Architekten ausgeführt und berechnet werden.
Alle zu konkretisierenden Wünsche der angehenden Bauherren müssen in eine Form gebracht werden, mit der ein Bauantrag für das geplante Haus erstellt und eingereicht werden kann und nach der dann alle Handwerker gemeinsam später ein Haus bauen. Die Baufirma wird darauf nie verzichten und ein Architekt legt in ihrem Auftrag Hand an.
Selbst wenn Bauherren auf ein scheinbar komplett fertig geplantes Haus im Prospekt der Firma tippen würden, jede dort vorgeschlagene Ausstattung eins zu eins akzeptieren und keine eigenen Vorstellungen in die Planung einbringen würden, müsste ein Architekt das Haus trotzdem noch einmal planen, berechnen und zeichnen. Er müsste einen Bauantrag im Auftrag der Bauherren abgeben und trotzdem noch Anpassungen am »Musterhaus« vornehmen.
Kein Haus ist wie das andere, auch nicht aus dem Katalog
Übrigens müssen Häuser immer schon deshalb einmal gezeichnet und geplant werden, weil das Grundstück und die Bauordnung, die Vorgaben der Gemeinde und die örtlichen Gegebenheiten für den Bau des »Kataloghauses« in der Baustellenrealität eines ganz konkreten Bauplatzes garantiert von mancher Theorie abweichen würden. Noch nie wurde ein Haus genau so gebaut, wie im Katalog abgedruckt.
Neben dem Kontakt mit dem Verkäufer sind die Bauherren dann im Prozess auch darauf angewiesen, dem Architekten der Hausbaufirma Vertrauen zu schenken und sich auf seinen Rat zu verlassen. Das ist auch grundsätzlich okay, die Architekten sind gut in dem, was sie tun.
Doch der skeptische oder unsichere Bauherr stellt sich an dieser Stelle eine wichtige Frage:
Erfüllt der Architekt, den die Baufirma zu diesem Zweck ausgewählt hat, das Kriterium der Unabhängigkeit?
Schließlich wird er durch die Baufirma bezahlt und mag sich in der Situation wohlfühlen, sich seine Kunden nie selbst suchen zu müssen. Womöglich ist er gar angestellt und schon deshalb weisungsgebunden.
Der beißt vielleicht nicht in die Hand, die ihn füttert, und dient deshalb eher den Zielen der Hausbaufirma als denen der Bauherrenfamilie?!
Das ist eine berechtigte Überlegung für Bauherren, die stets die beste Lösung suchen und dabei fair bezahlen wollen, was sie sich wünschen – und nichts anderes. Natürlich wäre es falsch, dem Architekten der Baufirma hier eine pauschale Parteinahme zu unterstellen.
Im Idealfall wird er seine Aufgabe zur Zufriedenheit aller Partner in dieser gerade neu geschaffenen Dreiecksbeziehung erfüllen. Und er sitzt vielleicht doch ein wenig zwischen den Stühlen.
Er versucht die Bauherren zufriedenzustellen, sie dadurch an die Firma zu binden und ihre Wünsche umzusetzen. Und er muss natürlich darauf Rücksicht nehmen, was im ureigenen Interesse der Baufirma liegt. Er muss schauen, was diese bauen kann und bauen will. Er muss auf ihre Personalressourcen und ihr Angebot Rücksicht nehmen und ist in der Verantwortung, zwischen Bauherren und Baufirma zu vermitteln.
Bauherren sollten ganz pragmatisch die eigenen Chancen in dieser Dreiecksbeziehung berechnen. Sie wollen, dass ihre Ziele zu 100 Prozent umgesetzt werden. Aber ist es dann immer richtig, das mit Partnern zu planen, die zu 50 Prozent den Bauherren und zu 50 Prozent der Baufirma verpflichtet sind?
Mathematisch geht diese Gleichung nicht auf. Und in der Realität der Dienstleistungen beim eigenen Hausbauprojekt geht sie eben manchmal auch nicht auf. Dann kann der Architekt der Hausbaufirma nicht zu 100 Prozent die Ziele der Bauherren planen, und folglich werden diese auch nicht zu 100 Prozent umgesetzt. So ist es unter Umständen angeraten, das anders zu lösen.
Übrigens: Auch wenn Sie schon ein Haus von einem Architekten (einer Hausbaufirma) haben planen lassen, sollte dieses Beispiel Sie weiter interessieren. Denn es ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie man einzelne Aufgaben aus der späteren Bauphase betrachten sollte: nämlich auf die Chancen hin, in einer bestimmten Konstellation die eigenen Interessen zu wahren.
Dazu jetzt exemplarisch meine Lösung für das konkrete Beispiel der Hausplanung mit dem Architekten, bevor wir auf die Baustelle zurückkehren und auf die anderen Partner im jeweiligen Bauabschnitt schauen:
Durch die Bauherren wird in der Planungsphase ihres Hauses alternativ zum Plan der Baufirma ein eigener Architekt beauftragt, der unabhängig von der Baufirma tätig ist und zu 100 Prozent für die Pläne der Bauherren und ausdrücklich auf eigene Rechnung arbeitet.
Das klingt zunächst nicht nach einem klugen Tipp, wenn es darum geht, Zeit, Nerven und Geld zu sparen: Zweimal zum Architekten gehen? Zweimal das gleiche Haus planen? Zweimal für die Leistungen eines Architekten bezahlen? Das ist also der erste Spartipp gegen Mehrkosten vom Tobi?
Genau.
Dieser Tipp brachte unsere angehenden Bauherren nämlich auch schneller und viel selbstsicherer auf die grüne Wiese zum Gespräch, heute um 7:30 Uhr.
Sie sind nicht der Hausbaufirma auf den Leim gegangen, die ihnen ein schlechtes Gewissen einreden wollte. Sie hätten doch bei der Firma eine kostenlose Planung mit im Preis inbegriffen gehabt – wären sie nur gleich zu ihnen und nicht zu einem eigenen Architekten gegangen!
Sie wussten, dass auch diese Firma den Architekten beauftragt und natürlich bezahlt. Dessen Leistung ist also nicht kostenlos, sondern nur »mischkalkuliert«. Seine Arbeitsleistung wird bei anderen Leistungen untergemischt oder von anderen Bauherren mitbezahlt.
Mehr noch: Wer bei dieser Firma beauftragt, der zahlt die Planungen jener Familien mit, die nur das großzügige Angebot der kostenlosen Vorplanung in Anspruch nehmen und dann weiterziehen.
Bei der Beauftragung eines unabhängigen Architekten für die Planung des eigenen Traums ist es genau richtig, das noch einmal extra und damit gefühlt »doppelt« zu tun, obwohl die Baufirma die Architektendienstleistung aus einer Hand mit anbietet und kaum dazu raten wird, dafür doppelt zu zahlen.
Denn nur ein unabhängiger Architekt löst die Aufgabe der möglichst idealen Planung der Ziele der Bauherren – nicht der Baufirma – aus der Dreiecksbeziehung zwischen Hausbaufirma und Bauherren heraus. Zum idealen Zeitpunkt der Planung mit einem eigenen Architekten haben die Bauherren nämlich noch keine Baufirma ausgewählt und wollen die eigenen Ziele erst einmal konkretisieren. Sie wollen schauen, ob und wie sich alles bauen ließe, was sie sich so vorstellen und wünschen. Sie wollen jemanden, der all dem ganz in ihrem Sinne Gestalt gibt.
Und schon deshalb sollten Sie Ihren Architekten zu diesem Zeitpunkt mit niemandem teilen.
Ein eigener Architekt wird beauftragt, wenn das Projekt »Haus« konkret geplant werden soll, aber bevor mit den Baufirmen im Detail verhandelt oder eine Firma ausgesucht wird. Genau dann ist es sinnvoll, eine kleinere Summe in diese Leistung zu stecken.
Ein unabhängiger Architekt kann die vielfältigen und kreativen Ideen der Bauherren mit ihnen zusammen sichten und verdichten. Er kann sie dahingehend beraten, welche Anforderungen an das eigene Haus ihren wirklichen Zielen dienen, ohne Rücksicht auf die Vorlieben und Ziele einer Baufirma nehmen zu müssen.
Architekt oder Verkäufer
Angehende Bauherren können sich auch fragen, ob sie die schönsten Ideen zum Eigenheim lieber mit einem unabhängigen und motivierten Architekten besprechen, der diesen Job mal gewählt hat, weil er genau das tun wollte, und den sie sich ausgesucht haben. Oder ob sie die eigenen Ideen und Überlegungen mit dem bestimmt nicht so unabhängigen Verkäufer einer Hausbaufirma besprechen wollen. Das ist nämlich im Musterhaus oder bei den Firmen lange der einzige Ansprechpartner, den die Interessenten bekommen. Den Architekten treffen sie kaum oder nie. Da wüsste ich schon, was ich wähle … Es gibt aber natürlich auch die guten Verkäufer, die anders agieren.
Wenn all das in eine eigene Architektenplanung gegossen wird, dann wird damit erst die ideale Grundlage geschaffen, um eine Auswahl von Baufirmen anzusprechen und deren Angebote perfekt vergleichbar zu machen.
Die Verkäufer von der Baufirma sollen dann ein Angebot machen für das, was die Bauherren nach Plan bauen lassen wollen. Nicht deren Architekt soll zeichnen, was die Baufirma den Bauherren schmackhaft machen konnte.
Wer noch einen Architekten sucht
… findet bei der zuständigen Architektenkammer eine gute Anlaufstelle. Ich empfehle außerdem die Plattform »a better place«. Die unabhängigen Architekten stellen sich dort persönlich in Videos vor und zeigen bereits geplante Häuser und Referenzen. Erfahrung haben die alle – aber Sie als Bauherr können jetzt auch gucken, wer nicht nur gut ist, sondern auch gut zu Ihnen passt. Schließlich muss die Chemie stimmen, damit Ihnen der Planer nicht nur zuhört, sondern auch versteht, was Sie wollen.
Die Dienstleistung und das großartige kreative Potenzial eines unabhängigen Architekten sehr ernst zu nehmen und in den Planungsprozess zu holen, ist ein unschätzbarer Vorteil für Bauherren mit Plan.
Schließlich ist es bei der unüberschaubaren Vielzahl von Ausstattungsmöglichkeiten, Bauformen und Angeboten ansonsten überhaupt nicht möglich, die verschiedenen Häuser und Angebote von verschiedenen Baufirmen miteinander ins Verhältnis zu setzen. Der Wandaufbau, die ökologische Bauweise, die technische Ausstattung und die von Hausanbieter zu Hausanbieter ganz individuelle Definition des »gehobenen Standards«, der für die Ausstattung angeboten wird, erschlagen sonst leicht jeden Interessenten. Insbesondere, wenn er all das zum ersten Mal für sich erkundet.
Es ist aber sehr wohl möglich, einem unabhängigen Berater gegenüber die eigenen Ziele zu formulieren und nach diesen ein Haus von ihm planen zu lassen. Es ist möglich, von einem unabhängigen Architekten zu erfahren, was »state of the art« im Hausbau ist und welche Möglichkeiten Bauherren heutzutage haben, unabhängig von Herstellern und Baufirmen. Es ist sehr gut möglich, das volle kreative Potenzial eines motivierten, unabhängigen Architekten voll auszuschöpfen, wenn man ihn nur selbst bezahlt und beauftragt.
Das möchte ich einmal mit einem Prozess vergleichen, den die meisten schnell nachvollziehen können: Sie gehen in zwei verschiedene Geschäfte und sagen: »Ich hätte gerne eine Bratpfanne. Was können Sie mir empfehlen?« Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, die beste Pfanne für Ihre Bedürfnisse zu bekommen? Im exklusiven Ladengeschäft eines Markenherstellers bekommen Sie die beste Pfanne, die dieser Hersteller bietet. Aber nicht unbedingt die beste Pfanne überhaupt. Oder Sie gehen in den Laden, der mehrere Anbieter führt und Sie unabhängig zu Ihren Bedürfnissen beraten kann. Da sind Sie viel schneller beim wirklich besten Angebot für Ihre Bedürfnisse.
Je weniger eigene Orientierung die Interessenten für ein Haus zu den ersten Gesprächen mitbringen, desto anfälliger werden sie dafür sein, dass ihnen das Angebot der Baufirmen schmackhaft gemacht wird. Und dabei können die eigenen Vorstellungen unterschwellig verloren gehen.
Tipp: Die eigene Orientierung steckt aber vor allem sicher und verbindlich irgendwann im eigenen unabhängigen Architektenplan. Vergleichbar und transparent!
Musterhäuser und verschiedene Katalogangebote können durch die Baufirmen gekonnt wortgewaltig erklärt werden und bilden schon bei einem oder zwei Anbietern einen Dschungel an Optionen, den die Bauherren schnell nicht mehr durchdringen. Da machen sich Bauherren besser keine Illusionen: Die Baufirmen wissen schon, was sie wollen.
Weil die Interessenten aber meist nicht so genau wissen, was sie planen, können sie die verschiedenen Angebote verschiedener Firmen auch nicht in Relation zu ihrem eigenen Wunschhaus setzen und sind schlechter orientiert.
Also wird stattdessen ganz früh im Prozess jemand gesucht, der die eigenen Ideen der Bauherren mit Erfahrung zu einem Plan der Bauherren macht und sie genau berät, wie all ihre Wünsche und Möglichkeiten »unter ein Dach« zu bringen sind.
Das macht das Leben für die Bauherren zunächst einmal leichter, weil der eigene Plan vom Haus näher rückt. Es schafft Übersicht und mehr Selbstvertrauen, zu wissen, was überhaupt möglich ist und was für ein Haus man will. Manche Entscheidungen bei der Auswahl des besten Anbieters werden mit dem eigenen Architektenplan dann ganz binär: Kann diese Baufirma ein Holzhaus bauen, wie wir es wünschen? Ja oder nein? Kann sie diesen Energiestandard realisieren, den wir haben wollen? Ja oder nein? Kann sie diese Form der Heizung einbauen, diese Art des Wandaufbaus realisieren und diesen Standard für ökologisches Bauen anbieten? Ja oder nein?
Und es ist auch einer der überragenden Momente beim Hausbau, die eigenen Ideen endlich in einer Zeichnung vom Architekten zu sehen oder sich von ihm kreativ inspirieren zu lassen, ohne Rücksicht auf die Baufirmen. Und dann an einem großen Tag zum ersten Mal beim Architekten am Tisch zu sitzen, an dem die Zeichnungen und Entwürfe vom eigenen Haus ausgerollt werden.
Unbezahlbar!
Es macht das Bauen natürlich noch nicht günstiger, wenn einfach zwei Architekten bezahlt werden. Dieser Effekt tritt erst so richtig ein, wenn nun auf Basis klarer Anforderungen und Vorstellungen die Angebote der Baufirmen plötzlich wie beschrieben transparenter und besser vergleichbar werden.
Bauherren fragen nämlich jetzt im Musterhauspark nicht mehr: »Was können Sie uns bauen? Was haben Sie im Angebot? Was gefällt uns hier im Musterhauspark?«, nur um dann von einem Angebot der Baufirma zu erfahren, das im schlimmsten Fall noch mit einem einzigen Pauschalpreis hinterlegt ist.
Das alles sind sehr unspezifische Fragen, die Tür und Tor für eigene Fehler und Beeinflussung durch Dritte aufstoßen.
Vorbereitete Bauherren fragen vielmehr: »Was kostet denn bei Ihnen der KfW-Standard 40plus mehr gegenüber dem Standard 40? Der soll es nämlich nach unabhängiger Beratung auf jeden Fall sein!« Das ist doch mal eine schöne konkrete Aufgabe, die der Hausbaufirma gestellt wird. Und die Bauherren können ihm so lange gelassen in die Augen schauen, bis er mit einer einzigen konkreten Zahl antwortet. Ohne Bla-bla, ohne Nebelkerzen aus dem verkäuferischen Giftschrank. Bietet die Baufirma das an? Was kostet es genau?
»Was kosten bodentiefe Fenster mehr als normale, wir brauchen zwölf Stück – laut unserem eigenen Plan für ein lichtdurchflutetes Haus mit großartiger Atmosphäre?! Können Sie die von uns gewünschte ökologische Bauweise mit den beschriebenen Parametern umsetzen? Was kostet das bei Ihnen?«
So zu fragen und anhand des eigenen Plans zu vergleichen, spart – und zwar zunächst einmal Zeit und Nerven. Und dann auch Geld, weil die angefragten Baufirmen präzise aufführen müssen, wofür sie überhaupt wie viel Geld verlangen werden und was sie bauen können – nicht, was sie wollen. Die Bauherren sollten darauf bestehen, diese Angebote transparent und detailliert aufgelistet und mit klaren Kosten hinterlegt zu bekommen: Bauherren können diese für sich so viel besser ins Verhältnis setzen und verhandeln. Sie bekommen Übersicht.
Die Angebote vergleichbar zu machen, hilft dann auch dabei, schnell etliche Angebote herauszufiltern, die gar nicht hilfreich sein werden. Dieser oder jener Standard kann überhaupt nicht gebaut werden oder ist viel teurer als beim Wettbewerb, bei gleichen Parametern. Dann heißt es: Vielen Dank, tschüss!
Wenn nach Beratung mit dem eigenen Architekten also beispielsweise klar wurde, dass ein Holzhaus mit diffusionsoffenem Wandaufbau in ökologischer Bauweise, einer bestimmten Bauform und Größe, mit Keller und einigen wohlgewählten Ausstattungsdetails die Ziele der Bauherren ideal abbildet, dann sollte nun nur noch eine Firma gesucht werden, die sich genau darauf spezialisiert hat, die diese Bauform und die Ausstattungsdetails kalkuliert, im Vergleich zum Wettbewerb preiswert baut und bei der auch die anderen wichtigen Parameter stimmen.
Damit fallen Dutzende von Angeboten zuvor kaum unterscheidbarer Baufirmen sofort raus und nur jene bleiben interessant, die die übergeordneten Ziele der Bauherren erfüllen können.
»Übergeordnete Ziele« der Bauherren, die diese nun auch besser kennen, wären dabei übrigens beispielsweise eine schnelle Bauzeit oder die vergleichsweise günstige Umsetzung hoher Energieeffizienz.
Wird ohne viel Vorberatung irgendeine Baufirma zufällig angefragt, die vielleicht besonders viel Werbung macht oder zufällig ein Musterhaus ganz in der Nähe hat, so wird diese die Gunst der Stunde nutzen können und die Bauherren ausführlich zu dem beraten, was sie selbst gerne und lukrativ baut. Vielleicht gerade leider kein Holzhaus? Vielleicht gerade nicht den hohen Energiestandard in ökologischer Bauweise?
Und dann wird ein solcher Anbieter im Zweifel Argumente gegen alles finden, das er nicht bauen will oder kann, routiniert und überzeugend. »Fertighaus? Das ist doch nix! Bauen Sie lieber massiv! Das ist so viel … massiver!« »Ökologische Bauweise, das ist nur was für Leute mit Sandalen. Und auch viel zu teuer!« Eigentlich kann es diese Baufirma aber bloß nicht umsetzen …
Man stelle sich vor: Der unabhängige Architekt gießt die Vorstellungen der Bauherren in ein Konzept eines lichtdurchfluteten Wohnzimmers mit großer Hebeschiebetür. Diese ist wirklich außergewöhnlich groß und ein Highlight des Entwurfs, in den sich die Bauherren sofort verlieben. Sie wissen durch einen Hinweis vom Architekten, dass das statisch etwas herausfordernd, aber durchaus sehr gut umsetzbar ist.
Bei der Baufirma der ersten Wahl wird ihnen dann erklärt, dass man »so etwas« nicht baut, weil es statisch zu schwierig und für das Raumgefühl nicht nötig sei. Dann wird womöglich wortgewaltig davon abgeraten, nur weil die Baufirma das nicht bauen kann. Es wird mit Fachbegriffen wie »Licht- und Sichtachsen«, »Statik« und »Raumgefühl« belegt, was eigentlich trotzdem ganz anders sein kann.
Die Bauherren wissen das jetzt besser, weil sie sich von ihrem (!) Architekten in Bezug auf die Licht- und Sichtachsen des zukünftigen Hauses schon intensiv haben beraten lassen und genau wissen, dass die große Tür der zentrale Punkt ihres Traums sein muss!
Sie können nun durch die Reaktion des Verkäufers auch einschätzen, dass die Baufirma am anderen Ende des Beratungstisches das vielleicht gar nicht bauen kann oder will und wahrscheinlich daher so argumentiert, wie sie argumentiert.
»Das ist statisch schwierig, da spielt der Architekt nicht mit …« – »Doch, unserer schon! Können Sie das jetzt oder nicht?«