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Das bayerische Bier hat ihren Ursprung in Sachsen, wie auch unsere thüringische Königin Theresie von Bayern auch eine Verbindung zum Sachsen hatte. Wir teilen miteinander das Brot und genießen unsere Biere neben der lokalen bayerischen Platte. Die Bayern laden zur Geselligkeit fern von den Apps. Hier werden die Traditionen beschrieben, die man wissen sollte vor dem nächsten Oktoberfest oder für den eigenen Bayerischen Event, egal wo in der Welt.
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Seitenzahl: 74
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Paul Riedel
Mit einer kleinen Ziege fing es an
Vorwort
Bayern
Der erste Eindruck
Unser Lieblingskönig Ludwig I.
Der Trachtenboom
Der Anfang
So sieht das Land aktuell aus
Die Biergartenkultur
Küchenallerlei zum Bier
Aber Salz war der Anfang
Brot und Brotzeiten
Original Obazda zum Selbermachen
Zubereitung
Bier
Pils
Helles
Dunkles
Weißbier
Kellerbier
Bock und Doppelbock
Starkbier
Gruitbier
Die Weisheit der Frauen
Möglichkeiten des Brauens
Die Bierverkostung daheim
Ein Künstler zu sein ist nicht nur ein Beruf, sondern auch ein ständiger Kampf gegen die Ströme der Gesellschaft. Das habe ich bereits in meinen ersten Karrierejahren mitbekommen.
In meinen politischen Ansichten war protestieren gegen die Unterdrückung der Homosexuellen mein ständiger Begleiter. Ebenso wichtig waren Tierrechte und Umweltschutz. Je mehr man aus der Geschichte lernt, desto mehr will man in dem einen kurzen Lebenszeitraum, den man zur Verfügung hat, korrigieren. Der Pfad zur Erfüllung meiner Ziele, führte mich dazu, den Sinn für Genuss zu wecken und die Gesellschaft vom negativen Marketing und der Übermacht der Monopolisten der Bier-Welt zu befreien. Als Biersommelier stelle ich mir die Frage, wie weit darf ich mit gutem Gewissen Alkohol an Dritte anbieten und konsumieren. Alkoholismus ist eine klar definierte Krankheit nach der ICD10, aber wie geht man mit dem Sozial trinken um?
Fragen wie diese beschäftigten mich, während ich meinen Weg des Genusses gestaltete. Bei meinen Stadtführungen sehe ich es als meine Mission, dies an meine Gäste zu vermitteln.
Ich habe eine Ausbildung als Sommelier abgeschlossen, um einen professionellen Hintergrund zu dieser Frage sicherzustellen. Die Ausbildung war umfangreicher, als ich erwartete und bestärkte mich in meinen Ansichten. Mein Konzept erarbeitete ich in Brüssel im Jahr 2006. Ich erkannte den schlechten Ruf, den das Bier begleitet. Biertrinker waren gesellschaftlich weniger angesehen als Wein oder sogar Scotch Trinker. Biertrinkende Frauen leiden sogar noch mehr als Männer an übler Nachrede.
Bier enthält weniger Alkohol, weniger Zucker und hat sogar Vitamine und andere positive Eigenschaften, im Vergleich zu Wein und Scotch. Aber keinen interessiert es.
Ich habe das Bier genau angeschaut. Dabei wurde mir klar: Das Bier hat eine lange und spannende Geschichte. So begingen meine Mission und Begeisterung für dieses Getränk und ich entdeckte den gesunden Genuss.
Nicht selten empfing ich in meinen Stadtführungen Gäste, welche bereits angetrunken waren, oder prahlten, noch einen Kater vom Tag davor zu haben. Gerade solche Personen können den Wert meiner Touren kaum schätzen. Umso mehr vermisste ich ein Konzept für die Bierpräsentation, dass auch den Biertrinker, zu einer neuen Perspektive des Erlebnisses motivieren soll.
Jedoch ein professioneller Sommelier trinkt nicht während der Arbeitszeit, er probiert nur in kleinen Schlucken.
Mein Ziel ist jedem zu helfen, das Beste aus dem Moment und dem Genuss zu gewinnen, um unvergessliche Augenblicke zu erleben.
In meiner Präsentation spreche ich alle Sinne an, denn wer mit dem Tag zufrieden ist, wird ihn so schnell nicht vergessen, oder?
Testen Sie meine Methode und haben Sie dabei mehr Genuss in Ihrem Leben.
Mythologie hat mich immer fasziniert. Schon als Kind begleiteten mich viele Helden und Götter aus der Mythologie, wie zum Beispiel Thor. Der Hauptzeitvertreib dieses Gottes fressen und saufen. In meiner Generation galt man nur als Mann, wenn man sich ebenso verhielt. Hier hatte ich schlechte Karten, weil ich dem nicht entsprach.
Der Erzählung nach hatte der Gott Thor eine Ziege namens Heidrun. Sie gab Bier und Met aus ihren Zitzen ohne Ende. In anderen Quellen brachte sie Met auch für gefallene Helden, aber egal wie, sie sorgte für Spaß und Genuss.
Der Gott Thor wurde von zwei Böcken gezogen und die liebe Heidrun war stets dabei. Sie fraß aus dem Larad Baum, einem Verwandten von Yggdrasil und daraus produzierte sie dann ihr Bier und Met.
Ich wählte Heidrun als meine Begleiterin in diesem Buch aus. Denn Tiere haben etwas, das man in unserer Gesellschaft vermisst: Mäßigung. Gerade beim Thema Bier, ist das kein Luxus, sondern erstrebenswert.
Ob beim Essen, Trinken, Telefonieren oder dem Ausbeuten des Planeten, haben wir jegliches Maß verloren und kämpfen mit den Konsequenzen.
Heidrun gewährleistete uneingeschränkten Zugang zu Met und Bier. Die beiden Böcke wurden von Thor als Abendessen verspeist und anschließend mit deren Felle abgedeckt, wodurch sie sich regenerierten. Dieses Wunschdenken wiederholt sich in vielen Märchen und Sagen, wie zum Beispiel in der griechischen Sage der Jason und der Goldenen Vlies, das Schlaraffenland oder Tischlein deck dich.
In der Antike waren viel Essen und Trinken, ein Vorrecht der Götter. Sie erkannten die Sonderstellung an. Der moderne Mensch will sich wie ein Gott fühlen, aber wir sehen an den Problemen der Zeit, dass der Überfluss uns nur krank macht. Wir sind nun mal keine Götter und unser Essen und Trinken regeneriert sich nicht durch wundersame Haustiere.
Ihr seht, Heidrun passt hier perfekt als meine Begleiterin. Sie gibt besondere Hinweise, Kommentare und Rezepte. Darum meine Bitte an die Leser: Seid mäßig und respektiert alle Lebewesen, sogar die Menschen.
Auf dem Weg nach Kanada landete ich in München wegen eines Jobs. Begeistert von der lokalen Geschichte und Tradition blieb ich hier und widmete mich der wertvollen bayerischen Kultur.
Es war also ein Zufall, dass ich im Jahr 1984 nach Bayern kam, aber ein Glück, dass ich meine zweite Heimat hier fand.
Damals träumte ich von einer Zukunft in Toronto und Bier war von mir weit entfernt.
In den Achtzigerjahren war Whisky en vogue und in Discos war es wichtig bunte Cocktails in Händen zu halten. Auf diese Drinks mit Schirmchen und Gedöns komme ich später. Am Anfang der Achtziger waren wir cool. Man kann es sich kaum vorstellen warum, aber auch darum schreibe ich dieses Buch, oder?
In unserer aktuellen Welt der elektronischen Medien, Social Media und der oberflächlichen Kontaktbörsen schaut man erst auf ein Profilbild. Schnell wird nach links oder rechts gewischt und nach dem nächsten Profil gesucht. Meistens ohne zu wissen, dass man dabei die besten Partnerkandidaten weggewischt hat. Unser Hofnarr Prangl (Am Karlstor), als Liebesbote, wäre dabei schirr geworden.
Damals besaßen wir kein Profilbild. Mit unseren Frisuren und schrägen Klamotten hätten wir auf einem Foto eher einen Platz in einer Freak-Show bekommen als eine Einladung auf ein Date. Dafür haben wir mit unserem Haarspray jedoch einiges zum Ozonloch beigetragen. Dies werden uns die Wissenschaftler irgendwann mal vorrechnen.
Wir identifizierten uns durch unsere Drinks. Teure Drinks signalisierten „ich bin zu fein und ein zu teures Date für Dich“. Bunte Drinks mit Dekor und riesigen Gläser waren Mauerblümchen, sie zeigten, entweder „Ich bin lustig und keiner weiß es“ oder „Hilfe, ich bin wieder allein“. Um solche Burschen machte ich meistens einen Bogen. Gä, die waren nicht mein Ding.
Die wirklich coolen Typen tranken Johnny Walker Black. Und das Beste dabei war, dass wir davon nicht betrunken werden konnten, weil das so teuer war, dass wir uns zu Karrierebeginn höchstens einen Drink pro Abend leisten konnten. Mit diesem in der Hand stolzierten wir dann lange herum und das Dating funktionierte hervorragend.
Ich will nicht als Petze gelten, aber einige meiner Bekannten holten sich ein, von Fremden hinterlassenes Glas, und versuchten, den ganzen Abend den misstrauischen Kellnern zu entwischen.
Ich will nicht nur über die alten Zeiten berichten. Aber es verdeutlicht, warum ich dieses Land und die Küche so zu lieben lernte. Ich gebe hier eine Sammlung von meinen Sprachkenntnissen, lokalem Aberglauben, Bier-Partys zu organisieren und wie man mit jedem kulturellen Hintergrund Bayern verstehen und lieben kann. Sei es für private oder geschäftliche Zwecke.
Reichsdeputationshauptschluss heißt die größte Veränderung auf der europäischen Landkarte, die der Korse Napoleon Bonaparte durchführte.
Im August 1802 trat eine Kommission zusammen, welche den Frieden von Lunéville herbeiführen sollte.
Lange Verhandlungen folgten und wie immer in der Geschichte, nach den zahlreichen Kriegen, saßen Männer zusammen, um das Geld zu zählen. Siebenundvierzig Reichsstädte wurden im Nu, zu Bayern, Baden und Württemberg zusammengefasst.
Wie Borgs (im Star Trek), hat die Kommission alle assimiliert. Sprachen und Kulturen wurden dabei ignoriert und so entstand die bunte Mischung des heutigen Bayerns.
Noch dazu trat Napoleon Bonaparte der Kirche auf die Füße. Mit der Säkularisation einverleibte er die von Bischöfen beherrschten Hochstifte. Hier kamen Städte wie Regensburg und Salzburg zu Bayern. Später schenkten wir Salzburg zwar wieder Österreich, aber das ist ein anderes Kapitel. Napoleon bildete dabei einen Bund mit den drei neuen Ländern gegen die Familie Habsburg.
Kaiser Franz II. von Habsburg legte dann seine Krone im Jahr 1806 nieder und das war das Ende von fast neun Jahrhunderten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nationen. Somit der Beginn des bayerischen Königreichs unter Maximilian I.
Wir werben mit Vielfalt, denn überall in Bayern spricht man anders und pflegt seine eigenen Trachten und Traditionen. Bis 1806 war auch Bayern selbst weit entfernt eine gemeinsame Identität zu finden, und jetzt sind sie sogar dabei diese wieder zu verlieren.