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Da gibt es Leon: groß, stark, selbstbewusst. Ein Einsneunzig-Top zum Niederknien.
Und da gibt es Timo: klein, schlank, schüchtern. Die Beute, die sich gerne hingibt.
Beide passen zusammen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Timos Selbstbewusstsein ist mehr als angeschlagen. Erst in Leons Nähe blüht er auf.
Und für Leon gibt es nichts Geileres, als jemanden wie Timo beim Sex sanft zu dominieren.
Und das ist alles? Nein! Denn irgendeinen Haken muss die Sache ja haben. Und dieser Haken heißt Max. Der Ex von Leon.
Max denkt, er hätte ältere Rechte; auch wenn er es war, der Leon vor einigen Monaten verlassen hat. Doch er kommt zu spät. Leon und Timo sind ineinander verliebt … und zwar heftig.
Eine Tatsache, die jemand wie Max unter keinen Umständen duldet.
Er mag hübsch, zierlich und nett erscheinen, doch hinter dieser Fassade verbirgt er sein wahres Gesicht.
„Dieses Buch ist von der Handlung her in sich abgeschlossen. Es sind keine BDSM-Szenen enthalten. Doch dafür wird es ziemlich spannend! Viel Spaß!“ I. Tame (i-tame.com)
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Inhalt
I. Tame
Be Brave
Impressum
Be Brave
I. Tame
Copyright: © 2015 I. Tame
Bildnutzung: Panther Media GmbH (Prometeus)
Alle Rechte sind vorbehalten. Dieses Buch ist ausschließlich für den Käufer lizensiert. Eine Vervielfältigung oder Weitergabe in jeder Form ist illegal und stellt eine Verletzung des Internationalen Copyright-Rechtes dar. Somit werden diese Tatbestände strafrechtlich verfolgt und bei Verurteilung mit Geld- und/oder Haftstrafen geahndet. Dieses eBook kann nicht legal verliehen oder an andere weitergegeben werden. Kein Teil dieses Werkes darf ohne die ausdrückliche Genehmigung des Autors Dritten zugänglich gemacht oder reproduziert werden.
Dies ist eine frei erfundene Geschichte. Namen, Figuren, Plätze und Vorfälle obliegen der Fantasie des Autors bzw. sind reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Firmen, Ereignissen oder Schauplätzen sind vollkommen zufällig.
Die Abbildung auf dem Innentitel und der 1. Umschlagseite dient nur darstellerischen Zwecken. Die abgebildete Person ist ein Model.
BE BRAVE
Da gibt es Leon: groß, stark, selbstbewusst. Ein Einsneunzig-Top zum Niederknien. Und da gibt es Timo: klein, schlank, schüchtern. Die Beute, die sich gerne hingibt. Beide passen zusammen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Timos Selbstbewusstsein ist mehr als angeschlagen. Erst in Leons Nähe blüht er auf.
Und für Leon gibt es nichts Geileres, als jemanden wie Timo beim Sex sanft zu dominieren.
Und das ist alles? Nein! Denn irgendeinen Haken muss die Sache ja haben. Und dieser Haken heißt Max. Der Ex von Leon.
Max denkt, er hätte ältere Rechte; auch wenn er es war, der Leon vor einigen Monaten verlassen hat. Doch er kommt zu spät. Leon und Timo sind ineinander verliebt … und zwar heftig.
Eine Tatsache, die jemand wie Max unter keinen Umständen duldet. Er mag hübsch, zierlich und nett erscheinen, doch hinter dieser Fassade verbirgt er sein wahres Gesicht.
„Dieses Buch ist von der Handlung her in sich abgeschlossen. Es sind keine BDSM-Szenen enthalten. Doch dafür wird es ziemlich spannend! Viel Spaß!“
I. Tame (i-tame.com)
Manchmal inspiriert man ohne es zu wollen;
ohne es zu wissen!
Einfach, weil man sich meldet!
Danke, kleine Mika!
*
Leber, duck‘ dich! denkt Leon ironisch als er sein nächstes Glas Tequila an die Lippen setzt und mit einem großen Schluck den goldgelben Inhalt vernichtet. Wunderbar! Einen Moment lang hält er inne, legt den Kopf leicht in den Nacken und schmeckt mit geschlossenen Augen dem unverwechselbaren Aroma nach. Einfach fantastisch! Langsam senkt er seine Hand mit dem leeren Glas und stellt es geradezu übervorsichtig auf die Theke.
Der einzige Grund, um diesen Laden hier zu besuchen. Na ja, vielleicht noch wegen dem süßen kleinen Barkeeper. Der meint wohl, ich würde nicht bemerken, dass er mich jedes Mal aus den Augenwinkeln beobachtet.
Versonnen lächelt Leon in sich hinein. Der Junge fällt genau in sein Beuteschema. Und anscheinend sieht es der blonde Wuschelkopf genauso.
Leon seufzt unhörbar, stützt sich mit dem linken Unterarm auf die Holztheke, greift gedankenversunken mit der Rechten nach dem Glas und zeichnet kleine Kreismuster in die Feuchtigkeit des Tresens.
Scheiße! Lieber nicht! resümiert er und schiebt die Unterlippe vor, um noch den letzten Tequila-Partikeln nachzuspüren. Jetzt bloß keine Affäre. Ich bin viel zu oft in dem Laden, um so ein Ding unkompliziert durchzuziehen. Und ich liebe diesen verfickt teuren Tequila, den sie hier als einzige Bar in der Stadt anbieten. Wäre doch zu schade, wenn ich wegen einem austickenden Fuck-Buddy auf meinen Drink verzichten müsste.
Seine Aufmerksamkeit zielt erneut Richtung Barkeeper. Da, schon wieder. Leon fängt dessen verstohlenen Blick auf.
„Noch einen, Süßer!“, raunt er mit tiefer Stimme. „Willst du auch was? Komm, ich geb‘ einen aus!“
Gleichzeitig tadelt er sich kopfschüttelnd in Gedanken. Echt, super konsequent! Ich verdiene ‘ne absolute Eins im Fach ‚Zurückhaltung‘.
Doch die Bar ist recht leer. Bis auf Leon sitzen lediglich vier andere Leute in den bequemen schummrigen Nischen. Der Süße langweilt sich bestimmt zu Tode. Und Leon hat heute was zu feiern. Sein kleiner Tattoo-Laden, die ‚Löwengrube‘, wird Anfang nächster Woche endlich eröffnet. Es gab viel vorzubereiten. Die ganze Renovierung dauerte länger als angenommen. Darum gönnt er sich heute ein kleines Privatbesäufnis.
Jetzt wedelt Leon leicht mit dem leeren Glas und hebt auffordernd die Augenbrauen.
Sofort wird seine Lieblingsflasche aus dem Regal gezogen und der Drink nachgefüllt.
„Timo!“ ergänzt der Keeper, während er die Flasche verschließt und zurückstellt.
„Hm?“, brummt Leon fragend.
„Ich heiß‘ Timo! Das solltest du inzwischen eigentlich wissen“, ergänzt der Junge, lehnt sich mit der Hüfte gegen die Arbeitsfläche und verschränkt schmunzelnd die Arme. Doch das kaum hörbare Vibrieren seiner Stimme entgeht einem Jäger wie Leon natürlich nicht. Über sein Gesicht zieht automatisch sein Lieblingsgrinsen; wölfisch, gepaart mit unterschwelliger Herausforderung.
„T-i-m-o“, zieht er den Namen genüsslich in die Länge. Endlich hat dieses Bübchen einen Namen. „Na, sieh‘ mal einer an. Und ich dachte du heißt ‚Tequila, den üblichen!‘“
Timo grinst und blickt dabei angestrengt auf seine durchgelatschten Turnschuhe.
Er beißt sich kurz vor Verlegenheit auf die Unterlippe.
„Na, auf jeden Fall heiß‘ ich nicht ‚Süßer‘“, erwidert er und linst durch seinen wirren Pony in Leons Richtung. Sein rechtes Bein wippt, als würde er einem besonders flotten Hit lauschen, den nur er hören kann.
„Also, Timo!“, setzt Leon an und greift nach seinem Glas. Der goldene Inhalt strahlt ihn verführerisch an. „Trinkst du was mit mir?“
Timo lächelt und endlich fallen Leon die unglaublich niedlichen Lachfältchen in den Augenwinkeln des hübschen Keepers auf, die seine Bemerkung dort hingezaubert hat.
„Ich trinke nur mit Leuten, deren Namen ich kenne!“
Er ziert sich? Kann doch wohl kaum sein. Wenn das so ist … Leon legt den Kopf schief. Nein! Da geht kein Weg dran vorbei! wird ihm klar. Den muss ich haben! Scheiß auf späteren Stress oder Palaver!
„Ich heiße Leon … obwohl viele Männer statt meines Namens später nur noch ‚Oh, mein Gott‘ jammern“, ergänzt er süffisant.
Timo lacht laut auf und eine leichte Röte legt sich auf seine feinen Gesichtszüge. Um davon abzulenken, dreht er sich schnell um und greift nach seinem Wasserglas. Er prostet Leon zu.
„Tut mir leid, Leon. Ich darf bei der Arbeit keinen Alkohol trinken. Trotzdem! Lass dir deinen Tequila schmecken!“
„Darfst du überhaupt schon Alkohol trinken?“, ärgert ihn Leon. Er will unbedingt noch ein wenig die schamroten Wangen des kleinen Barkeepers genießen. „Wie alt bist du?“
„22“, nuschelt Timo in sein Glas, bevor er einen Schluck nimmt.
*
Das wurde dann noch ein richtig netter Abend. Timo gefiel Leon immer besser. Er ist überzeugt, dass der Junge seine ruhige, höfliche Art nicht nur bei der Arbeit zur Schau trägt. Das macht Leon mehr an als er einem Unbeteiligten erklären könnte. Leon ist ein Top und das wird nicht nur durch seine körperlichen Merkmale deutlich. Klar, an seinen 1,90 kann keiner so schnell vorbeisehen. Und die Muskeln an den richtigen Stellen hat er sich mit jahrelangem Training verdient. An seinem bisherigen Wohnort hatte er zusätzlich gelegentlich geboxt.
Doch es gibt auch Männer mit geringerer Körpergröße, die diese natürliche Dominanz ausstrahlen, die Leon nun einmal wie eine zweite Haut umgibt. Er steht nicht auf Schläge und Erniedrigung. Nun ja, wenn einer drauf besteht, dann versohlt er ihm auch mal den Hintern. Aber ansonsten … nein, das ist überhaupt nicht Leons Ding. Er ist einfach was er ist: dominant, überlegen, cool. Und weil er das beim Sex mit unglaublicher Zartheit und Einfühlungsvermögen mischt, laufen ihm devote Männer gern in Scharen hinterher. In dieser Stadt jedoch kennt er bisher kaum jemand. Alles ist noch neu und unpersönlich, seit er vor zwei Monaten hergezogen ist.
Aufatmend schließt er in der noch kühlen Frühlingsnacht seine Lederjacke. Wow, der Tequila zeigt was er kann. Leon kämmt sich die halblangen dunkelblonden Haare aus der Stirn. Muss mal wieder die Haare schneiden schießt es durch seine irgendwie wattigen Gedanken. Doch schon denkt er wieder an das Objekt seiner Begierde. Timo also! Während ihres restlichen Geplauders kam Leon nicht umhin, sich ab und zu kurz mit der Hand über seinen halbharten Schwanz zu streichen. Dieser Timo war genau sein Ding. Schüchtern, aber nicht komplett auf den Mund gefallen. Höflich, aber nicht steif wie Brokkoli. Und wahnsinnig sexy. Zweiundzwanzig bei einer Körpergröße von höchstens 1,70. Allein diese Tatsache lässt zusätzliches Blut in Leons Unterleib fließen. Dann noch diese exquisite schmale Figur. Er hatte Timo genau beobachtet, als dieser zu einem der Tische ging, um eine Bestellung zu servieren. Schlanke, aber nicht zu dünne Proportionen und ein Arsch zum niederknien.
Und ab heute wird er wohl von diesem Lächeln träumen.
Ich hab‘ noch nie geseh’n wie ein Lächeln ein Gesicht dermaßen verändern kann stellt Leon lallend in Gedanken fest, während er die Hände in die Jackentaschen stopft und nach einem Taxi Ausschau hält. Sein Mund. Allein wenn diese volle Unterlippe vor Erregung zittert, spritz‘ ich bestimmt schon ab. Und diese Augen. Bei dem schummrigen Licht war ihre Farbe nicht zu erkennen, doch ich könnte wetten, dass sie blau sind. Am liebsten hätte ich eben schon meine Hände in seinem blonden Wuschelkopf vergraben. Diese hellblonden Strähnen … wie so ein sonnenverwöhnter Surferboy. Einfach lecker. Wie konnte ich nur die letzten Wochen an ihm vorbeisehen, ich Idiot!
Zum Abschied hatte Leon eine seiner neu gedruckten Visitenkarten auf den Tresen geschnippt.
„Ruf‘ mich doch einfach mal an, wenn du frei hast und wir gemeinsam einen trinken können“, hatte er ihm zugeraunt. „Ich würde dich wirklich gerne näher kennen lernen.“
Und tatsächlich war Leon ein Lächeln gelungen … frei von Wolf oder Löwe … frei von Trieb und Gier. Einfach ein Lächeln. Ein abschließender Blick in Timos Augen reichte und Leon wusste: Ich hab‘ ihn!
Am nächsten Vormittag – einem Freitag – wacht Leon lediglich mit leichtem Kopfdruck auf. Das ist der Vorteil, wenn man dem wirklich guten teuren Alkohol zuspricht; und sich natürlich nicht besinnungslos volllaufen lässt. Ächzend streckt er sich in seinem 2 x 2 Meter Bett. Er liebt es, in einem Bett zu schlafen, das seinen Gliedern kaum Grenzen setzt. Ein zu kleines Bett wäre ein absolutes ‚No Go‘.
Ein heftiger Hopser und Leon stöhnt laut auf als eine massige kleine Gestalt auf seinem Unterleib landet.
„Aaauu, Angie, verdammt! Willst du mich mit Gewalt kastrieren?“
Doch schon lacht Leon und wälzt sich knurrend und spielend mit seinem gestromten Mini-Bullterrier in den Laken.
„Du kleiner Drecksköter!“, flötet er verliebt und vergräbt seine Hände massierend in den gestromten Hautfalten seines Kampfschmusers. „Wie kann ein so kleiner Hund wie du bloß so schwer sein?“, brummt er, bevor er Angie einen dicken Schmatzer verpasst. Sie schüttelt sich vehement.
„Hast du schön alles bewacht als ich gestern weg war? Guuter Hund! Ganz feines Schweinehunde-Mausi!“, schmust Leon weiter, während er Angie einen dicken Kuss auf die krumme Nase drückt. Schließlich hält er den gebogenen Kopf mit den großen Ohren in beiden Händen.
„Hast du etwa Hunger?“, fragt er langsam und lauernd. „Willst du was …“ Er zögert das Zauberwort hinaus. „… Leckeres?“
Jetzt hält Angie nichts mehr. Das L-Wort ist zu viel für ihr Nervenkostüm. Sie zerrt ihren Kopf aus Leons großen Händen, hüpft mit einem Satz vom Bett und bleibt schwer hechelnd davor stehen. Immer wieder entfährt ihr ein leises ungeduldiges Grollen, während die Füßchen hin und her trippeln.
Auch Leon schwingt sich aus den Laken. „Das war’s wohl. Nix mit Ausschlafen. Alte Nervensäge!“, knurrt er und schnippt im Vorbeigehen spielerisch nach einem Angie-Ohr.
Auf dem Weg in die Küche fällt sein Blick auf die Eingangstüre. Na, toll! mault er mit sich selbst. Zwei Sicherheitsriegel. Sehr sinnvoll, wenn man im besoffenen Kopf nicht daran denkt, sie auch zu schließen. Mann, ich werd‘ alt.
Der Hund schmatzt und mampft genüsslich vor sich hin, während Leon seinen ersten Morgenkaffee trinkt. Zuerst wird er eine Runde mit Angie drehen. Vielleicht treffen sie ja Mark. Dessen Dackel heißt ebenfalls Angie und mausert sich zum absoluten Liebling seines Mädchens. Bei Dackel-Angie handelt es sich um einen kurzhaarigen Kaninchendackel. Super klein und super eigenwillig; genau wie sein eigenes Hunde-Weib.
Anfänglich hatte Leon es kaum glauben können. „Also echt, Angie … ein Dackel?“, hatte er seinem Hund erstaunt und fast ein wenig vorwurfsvoll zugeraunt.
Sie hatten soeben ihre erste Begegnung mit dem pechschwarzen Mini-Dackel inklusive Mark hinter sich. Beide Männer beobachteten fasziniert die fast zärtlichen Liebesbekundungen beider Hunde.
„Zwei kesse Väter, ganz klar!“, hatte Mark ihm hinter vorgehaltener Hand zugeraunt. Sie hatten sich mächtig amüsiert. Seit diesem Tag treffen sich Leon und Mark sehr oft; nicht nur zum Spaziergang. Mark wohnt vier Häuser weiter auf der anderen Straßenseite dieses unscheinbaren Vorortes.
Und – wer hätte das gedacht – er ist schwul und der Begriff ‚dominant‘ wurde wohl extra für ihn erfunden.
So zurückhaltend sich Leon verhält, so maßlos und in vollen Zügen genießt Mark sein Sexualleben.
„Ich kann nichts dafür!“, spielte er vor zwei Tagen sein Verhalten herunter. „Sie kleben an mir wie die Schmeißfliegen. Manchmal schon echt nervig!“ Doch dann grinste er und zeigte dabei sein makelloses Gebiss. „Aach, ich liebe diese kleinen anschmiegsamen Jungs einfach. Ich kann wirklich nichts dafür!“ Dabei zog er unschuldig die Augenbrauen hoch und legte die flache Rechte wie zum Schwur auf seine Brust.
„Und die große Liebe?“, fragte ihn Leon nachdenklich. „Nie dabei gewesen?“
„Nie!!“, schwor Mark nun und bekräftigte seine Aussage indem er mit der linken Hand mit Zeige- und Mittelfinger ein ‚V‘ bildete. „Aber es gibt auch zu viele von ihnen!“, flüsterte er verschwörerisch, als ob sie jemand belauschen könnte. „Die wollen alle verwöhnt werden!“
Leon hatte amüsiert gelacht. Mit Mark kann er über dieses Thema einfach nicht ernsthaft reden. Sie sind gleichaltrig, 26 Jahre. Sein Nachbar ist zwar nicht ganz so groß wie Leon und hat ein paar Muskeln weniger aufzuweisen. Doch seine ganze Art und sein Aussehen garantieren ihm immerwährenden Jagderfolg. Dunkle kurze Haare, eine ansprechende männliche Gesichts-Physiognomie und braune Augen, mit denen er – wenn er es drauf anlegt – wie ein Hundewelpe schmachten kann. Kein Wunder, dass die Twinks ihn nicht in Ruhe lassen.
Ob ich ihm von Timo erzähle? überlegt Leon und bemerkt sehr wohl wie allein der Gedanke an den Namen des Barkeepers einen heißen Stich durch seinen Unterleib schickt. Mist! murrt er hinterher. Ich will mich nicht verknallen! Auf keinen Fall! Zeitgleich sieht er vor seinem geistigen Auge wie er sein Gesicht in diese blonden Haare versenkt. Wie er wohl riecht? Und wie er erst schmeckt? Oh, fuck! Auf keinen Fall! Leon steht entschlossen auf. Nicht schon wieder! Er will sich unter keinen Umständen erneut von seinen Gefühlen einwickeln lassen. Seine Nerven brauchen Abstand zu jedweden intensiven Emotionen. Das führt sowieso zu nichts Gutem. Ficken? Okay. Aber mehr?
*
Am frühen Abend steht Mark unerwartet vor Leons Türe. Gut gelaunt und völlig unter Strom. Sein Dackel scharwenzelt genauso ungeduldig um die Füße seines Herrn wie dieser vor der Haustüre herumzappelt. Als Leon öffnet, schießt Dackel-Angie ohne eine Geste der Begrüßung an ihm vorbei, um Bulli-Angie zu finden.
Leon schmunzelt. „Sehr unhöflich dein Hund. Hat er das von dir?“
Er winkt Mark in seinen schmalen Flur. Seine Einliegerwohnung bietet ihm zwar ein wenig Eigenheim-Ambiente, doch bei 70 qm bleibt nicht allzu viel Platz für den Eingangsbereich.
„Sie ist eben eine kleine Schlampe, die zu ihrer Geliebten will!“, feixt Mark und schlendert voraus in Leons Wohnzimmer. Mit gekonntem Schwung landet sein Rucksack neben der Couch.
„Pass auf, Alter! Ich hab‘ was gefunden! Du tickst aus!“, legt er los und steht mit ausgebreiteten Armen mitten im Raum. In einer Hand hält er eine DVD.
„Was hältst du von folgender Idee? Wir läuten gepflegt das Wochenende ein, bestellen ‘ne fette Familienpizza mit allem Drum und Dran, setzen die Köter nebenan vor den Kinderkanal und ziehen uns dieses Meisterwerk der Pornografie rein. Sowas hast du noch nicht geseh’n. Da wird ein süßer, unschuldiger … aach … ich will nicht zu viel verraten. Nur so viel: der eine Top sieht aus wie du. Hah!! Und der Bottom … ein Traum. Er schreit und jammert. Oh, verdammt. Ich krieg‘ jetzt schon ‘nen Ständer.“
Wie zum Beweis schiebt er seine Hüfte vor und reibt mit schmerzverzerrtem Gesicht und freier flacher Hand über sein Gemächt.
„Ich hab‘ heute aufgeräumt!“, fährt er mit normaler Stimmlage fort. Zack, landet die DVD auf dem Couchtisch. „Dabei ist mir dieses Juwel der männlichen Paarung in die Hand gefallen. Ich wusste gar nicht, dass ich den immer noch habe. Ist schon Jahre her, dass ich ihn mir mal reingezogen hab‘. Also, was ist?“
Leon sieht ihn verdutzt an. „Du willst dir tatsächlich mit mir hier einen runterholen?“
Mark starrt verständnislos mit großen Augen zurück. „Na und? Seit wann so prüde, großer Mann?“
Leon zieht langsam die Schultern hoch. „Ich weiß echt nicht ob ich geil werde, wenn du grunzend und wichsend neben mir sitzt.“
Mark stemmt empört die Hände in die Hüften. „Ach! Aber letztes Wochenende im Darkroom, da war’s dir egal, dass ich quasi neben dir stand.“
„Jaa“, gibt Leon widerwillig zu. „Aber das ist doch was anderes. Hier sitz‘ ich, trink Kaffee, guck‘ die Nachrichten und den einen oder anderen Krimi. Da werd‘ ich ab heute nur noch nach Spritzern von dir suchen.“
„Waas?!“ Mark verzieht empört sein Gesicht. Doch inzwischen kennt Leon ihn schon besser. Und prompt lässt sich sein Nachbar lachend auf das Sofa fallen.
„Zuviel der Ehre, mein Großer. Übrigens, sollte ich vergessen haben, meinen Freund Johnnie zu erwähnen? Er leistet uns Gesellschaft. Und er wird dir sicherlich gerne über die eine oder andere Hürde helfen, du alte Klemmschwester.“
Bei diesen Worten bückt er sich vor, greift nach seinem abgewetzten Rucksack und zieht eine Flasche mit bernsteinfarbenem Inhalt hervor. Johnnie Walker!
Leon kratzt sich überlegend am Hals. Aber nur pro forma.
„Okay“, lenkt er schnell ein. „Ich bestell‘ die Pizza. Gläser sind im Wohnzimmerschrank. Mister Walker ist ein alter Freund der Familie.“
„Nicht nur in deiner!“, bestätigt Mark schmunzelnd.
Als die Pizza geliefert wird, haben die beiden bereits jeder zwei bis vier – oder fünf – vielleicht auch sechs große Schlucke Whisky intus. Der Johnnie schmeichelt ihren Gaumen und jeder weitere Schluck gibt sich geschmeidiger, noch freundlicher und unheimlich vielversprechend.
„Was eine geile Idee von dir, Mark-mit-K“, lobt Leon seinen Freund und klappt eine weitere Pizza-Ecke zusammen, um sie sich genüsslich in den Mund zu stopfen.
„Danke, Leon-mit-Eon“, erwidert Mark ihr inzwischen liebgewonnenes Wortspiel.
„Der Johnnie darf öfters mal vorbeischauen!“
„Joh!“ Mark schmeißt angewidert ein letztes Stück Pizza in den Karton zurück. „Bereit?“, fragt er schon leicht nuschelnd.
„Moment!“ Leon wuchtet sich hoch und eiert in die Küche. Mit zwei Handtüchern kommt er zurück.
„Hier!“ Eines davon landet in Marks Gesicht. „Tu‘ mir den Gefallen und bewahre mich vor einer stundenlangen Putzorgie.“
Mark verdreht gespielt genervt die Augen. „Oh, Mann! Soll ich vielleicht noch ‘nen Burkini anziehen, damit nicht das eine oder andere Schamhaar dein Wohnzimmer besudelt?“
Sie kichern beide bei der Vorstellung, wie Mark in so einem Ding wohl aussehen würde. Zur noch besseren Darstellung legt sich dieser das Handtuch wie ein eng anliegendes Kopftuch um und vollführt mit der freien Hand eine übertriebene Onanierbewegung. Leon kriegt sich dabei fast nicht mehr ein.
„Geil! Du siehst aus wie ET beim Luft-Wichsen!“, gackert er lautstark. Mark sinkt vor Atemlosigkeit immer mehr in sich zusammen. Nebenbei startet er den Film. Natürlich geht das Albern erst einmal deftig weiter.
„MEINER!!“, brüllen sie gemeinsam, als der schmalgliedrige Hauptdarsteller auftaucht.
Und tatsächlich sieht einer der anderen Schauspieler Leon verdammt ähnlich.
Der winkt großspurig ab. „Aach!! Das war damals; ist schon Jahre her! Ich war jung und brauchte das Geld!“
Mark grinst mit glitzernden Augen zu ihm rüber. „Warum ist MIR so was noch nicht eingefallen? Da muss ich echt mal scharf drüber nachdenken. OOH!! Jetzt, Leon, jetzt geht der Kleine ab!“
Aufgeregt deutet er mit ausgestrecktem Arm auf den Bildschirm, nur um sich anschließend mit einer fließenden Handbewegung die Jeans zu öffnen.
„Aah! Ja, so ist das schon viel besser!“ Ohne weiter auf Leon zu achten, lehnt er sich stöhnend zurück, zieht seinen Schwanz aus der Hose und legt leicht massierend eine Hand um den Schaft.
Nicht lange und auch Leon macht es sich auf diese Weise bequem.
„Der sieht aus wie 16“, keucht er nach einer Weile.
„Der hat schon mehr Schwänze in seinem Arsch gehabt als du dir vorstellen kannst.“, ertönt Marks inzwischen vor Geilheit belegte Stimme. „Gleich kommt die beste Szene, Alter, da schnallst du ab.“
Leon traut seinen Augen nicht als besagter Filmausschnitt läuft. Drei Muskelmänner und der Twink. Einer liegt unter dem Kleinen. Auf den hat dieser sich gesetzt, um ihn genüsslich zu reiten. Der zweite kniet sich breitbeinig in Schulterhöhe des Liegenden vor den Jungen und lässt sich oral von diesem befriedigen. Dann kommt der dritte Typ ins Spiel. Er kniet sich hinter den leicht vorgebeugten Sub und …
„Oh, fuck“, flucht Leon und vergisst für einen Moment sich zu reiben. „Der wird doch wohl nicht!“
Doch er wird. Langsam – und in Großaufnahme – schiebt der dritte Typ seinen massigen Schwanz zusätzlich in das bereits ziemlich geweitete Loch des Jungen. Dessen Aufschreie dürften authentisch sein.
Fahrig greift Leon nach dem Handtuch neben sich.
„Ooh, Scheiße!“, flucht er während er keuchend abspritzt. Auch Mark lässt nicht lange auf sich warten und kommt lautstark.
„Was ein geiles Stück, dieser Typ!“, gibt Leon unumwunden zu.
„Ich glaub, jetzt bin ich doch verliebt!“, keucht Mark lachend.
*
Wie nicht anders zu erwarten schlachten sie zu zweit fast die ganze Flasche Johnnie. Und wie genauso wenig zu erwarten wird ihnen vor der Flimmerkiste langweilig und sie beschließen noch ‚ein Stündchen‘ unter die Leute zu gehen.
Das „Heaven“ wollen sie antesten. Ein neuer Laden vorwiegend für schwules Publikum. Doch auch ausgeflippte Heten sollen sich da rumtreiben.
„Wer wird denn voreingenommen sein?!“, grinst Mark, während er vergeblich versucht, im Stehen seine Schuhe anzuziehen. Fluchend gibt er nach und setzt sich schließlich doch dabei hin.
Mehr torkelnd als aufrecht gehend drehen sie eine kleine Runde mit den Hunden, bevor sie sich kurz aufhübschen. Also, eine Ladung Wasser ins Gesicht und einmal mit Wachs durch die Haare gefahren.
„So’n Scheißdreck!“, flucht Leon vor dem Badezimmerspiegel. „Ich seh‘ aus als hätte ich mit nassen Fingern in ‘ne Steckdose gepackt.“
„Quatsch!“, protestiert Mark und zupft helfend an den widerspenstigen Haarsträhnen seines Freundes herum. „Das steht dir gut, wenn die ein bisschen länger sind.“
„Ein bisschen“, murrt er weiter.
„Ja, dann siehst du aus wie gerade aus dem Bett gefallen. Da steh’n die Jungs drauf, glaub‘ mir!“
Kritisch runzelt Leon die Stirn. Echt? denkt er skeptisch. Der verarscht mich doch.
„Ich verarsch‘ dich nicht!“ Mark schien seine Gedanken gelesen zu haben. „Los jetzt! Komm! Ruf mal das Taxi!“
Während sie im Flur die Jacken überstreifen, überprüfen sie, ob sie im besoffenen Kopf auch an alles gedacht haben. Leon fragt ab:
„Geld?“ – „Check!“ – Mark klopft auf seine vordere Hosentasche. Leon wiederholt die Geste.
„Ausweis?“ – „Check!“ – Gesäßtasche.
„Schlüssel?“ – „Check!“ – Andere Hosentasche.
„Kondome?“ – „Check!“ – Zweite Gesäßtasche.
„Hunde gewässert?“ – „Check!“ – Ein kontrollierender Blick in die Küche.
“Keks gegeben, um sie gütig zu stimmen?“ – „Check!“ – Ein überflüssiger kontrollierender Blick ins Wohnzimmer, aus dem kauende und knackende Geräusche ertönen.
Als das Taxi vorfährt, rufen sie ermahnend im Chor „Und schön brav sein, Angie!“, bevor sich die Haustüre mit einem Knall schließt.
Der Taxifahrer ist ein lustiger Typ, der natürlich sofort bemerkt, dass die beiden ziemlich abgefüllt sind.
„Warum wollt ihr denn noch ausgeh’n?“, lacht er amüsiert.
Mark sitzt vorne und dreht sich bei seiner Antwort zwinkernd zu Leon um.
„Wir haben lediglich vorgeglüht. Jetzt sind wir genau richtig drauf, um uns anbaggern und anbeten zu lassen.“
Der Mann grinst. „Die Mädels müssen aber ganz schön kräftig sein, um euch im Notfall stützen zu können.“
„Mädels!“, erwidert Mark abschätzig. „Frauen ficken ist was für Schwule!“, erklärt er nachsichtig. „Aber wir sind richtige Männer!“
Leon bricht auf der Rückbank fast zusammen. Sie lachen und geiern, bis sie am „Heaven“ vorfahren.
Ja! Dröhnende Musik empfängt die beiden. Flackernde Lichter, zappelnde Körper auf einer recht großen Tanzfläche ziehen die mit Mister Walker befreundeten Männer in ihren Bann. Tatsächlich tummeln sich einige echt schrille Frauen im Publikum. Das gefällt Leon. Gegen fantasievolle Weiber hat er noch nie was gehabt. Er betrachtet sie wie exotische edle Tiere, die ihn vor allem für seine Tattoo-Entwürfe inspirieren.
Ebenso wie Mark bleibt er erst mal stehen und überblickt die Aufteilung des Ladens. Eigentlich nichts Besonderes. Links und rechts an den Seiten befinden sich zwei Thekenbereiche. Allerdings wurden sie erhöht gebaut. Man muss eine Schräge hinauf, um sich ein Getränk zu holen. Das hat den Vorteil, dass sich Durstige und Tanzwütige nicht in die Quere kommen. Die Anlage des DJs liegt am anderen Ende des Raumes und wurde auf die gleiche Weise erhöht.
Unterhalb der Schrägen beider Theken wurden massive Bänke aufgebaut.
Coole Idee, denkt Leon. Wenn die Füße qualmen kann man hier mal ausruh‘n.
Auch den fehlenden Darkroom findet Leon nicht so schlimm. Muss ja nicht alles nach ‚Schema F‘ laufen. Obwohl ihm bewusst ist, dass ein Teil des schwulen Publikums aus diesem Grund vielleicht die Konkurrenz bevorzugt.
Am Rand der Tanzfläche bleibt noch genügend Platz, um sich in Position zu bringen und die zuckende Menge zu beobachten.
Leon und Mark sehen sich an. Mark zieht die Augenbrauen fragend hoch. „Ganz okay, oder?“, ruft er fragend. Leon nickt zustimmend. Netter Laden.
Da Mark bereits den Johnnie spendiert hat, organisiert Leon nun die Getränke. Für sich ein Wasser, für Mark – Leon besteht nicht drauf, Mark morgen zu erleben – einen Whisky-Cola. Leon kennt seine Grenzen. Der Alkohol tobt noch mächtig in seiner Blutbahn. Wenn er jetzt weitersäuft, ist er morgen tot. Und übermorgen wahrscheinlich noch angeschlagen. Am Montag macht er den Laden auf. Da will er auf jeden Fall fit sein.
Trotzdem amüsieren sich beide prächtig. Sie stellen sich an die Tanzfläche und wippen zur anheizenden Musik. Keine zehn Minuten später ergeben sie sich den stampfenden Rhythmen. Geil! Leon hat schon lange nicht mehr so ausgelassen getanzt. Ihm war nicht danach gewesen. So viel Scheiß ging ihm ständig durch den Kopf! Und so viel Schmerz trug er im Herzen! Massiv unterdrückt er die aufwallenden Gefühle. Nicht jetzt, befiehlt er sich selbst. Gott sei Dank wird er im gleichen Augenblick abgelenkt: Timo! Der Grund, warum es ihm seit heute besser geht.
Es trifft ihn wie ein elektrischer Schlag. Das ist er doch, oder? Ja, tatsächlich. Mit der Überraschung wird Leon schlagartig nüchtern. Ein Wunder der Natur. Wohin schwindet der Alkohol in solchen Fällen? Gerade noch reitet er perfekt auf der Walker-Welle und innerhalb eines Fingerschnippens scheint sein Kopf klar zu sein. Zumindest empfindet es Leon so.
Timo sieht zum Anbeißen aus. Der wuschelige Blondschopf, die enge Jeans, das knappe Shirt, das seine schlanke Figur betont. Er bewegt sich genau so sexy wie Leon sich das vorgestellt hätte, hätten seine Gedanken bis zur Vorstellung eines tanzenden Timo gereicht. Bisher waren sie an seinen Haaren, seinen Augen und seinen unbeschreiblichen Lippen hängen geblieben. Er tanzt mit geschlossenen Augen, scheint nichts um sich herum wahrzunehmen. Dafür schnallt Leon sofort, dass der Typ hinter Timo augenscheinlich zu ihm gehört. Gehören will, korrigiert er sich knurrend in Gedanken. Eifersüchtig bewacht der Mann den tanzenden Jungen, damit auch bloß kein anderer seine Eroberung anquatscht.
Leon grinst wölfisch. Er hat schon immer die Herausforderung geliebt. Wäre ja sonst auch zu langweilig. Und so bescheuert wie der Typ da um diesen Engel herumwackelt, wird er ihn leicht aus dem Rennen jagen. Der tanzt noch nicht mal mit dem kleinen Keeper. Wie doof muss man sein, nicht richtig ranzugehen, wenn so ein niedlicher Hintern vor einem rumwackelt?!
Langsam drängelt sich Leon von der Tanzfläche. Am Rand schiebt er sich durch die Menge, zu der auch Mark gehört, der gerade einen attraktiven Bottom anquatscht. Leon hört noch seinen Standardspruch „Ich heiß‘ Mark … mit K und du, mein Süßer?“
Grinsend schlängelt sich Leon weiter Richtung Timo. Dieser hat sich erfreulicherweise zwischenzeitlich ebenfalls an den Rand gestellt und pustet die verschwitzten – und dadurch leicht gelockten – Haarsträhnen aus der Stirn. Er leert eine Bierflasche und sein aufmerksamer Begleiter eilt sofort los, um ein neues Getränk zu holen. Meine Chance, erfasst Leon die Situation sofort und zögert nicht lange.
Er schiebt sich hinter den Jungen, legt beide Hände auf Timos Schultern, streichelt mit den Daumen über dessen Genick und raunt ihm zu. „Ach, deshalb meldest du dich nicht.“
Timo zuckt erschrocken zusammen und fährt herum; die Augen weit aufgerissen.
Leon lächelt ihn an. „Hey!“, grüßt er freundlich.
„Oh … ooh“, ist alles was Timo im ersten Moment einfällt. Doch dann … ja, dann scheint Timo Feuer zu fangen, denn solch eine Reaktion auf sein Erscheinen hat Leon noch nie erlebt. Timos Augen strahlen von einem Moment zum anderen. Wie zwei Edelsteine glitzern sie; anscheinend schießen ihm vor Freude Tränen in die Augen. Anders kann sich Leon dieses Funkeln nicht erklären.
„Leon, hallo!“, ruft Timo, als hätte er einen alten Freund getroffen, den er seit Jahren nicht gesehen hat. „Ich musste … ich konnte nicht anders … tut mir echt leid … aber ich hatte es schon so lange versprochen. Ich hätte mich viel lieber mit dir getroffen, ehrlich.“
Obwohl sein Gegenüber lediglich gestammelte Satzbrocken von sich gibt, ist Leon ziemlich schnell klar, warum Timo ihn nicht angerufen hat. Er kann einfach schlecht ‚Nein‘ sagen, wenn jemand ihn auf die richtige Art belabert. Sehr bezeichnend für so schüchterne Charaktere.
„Ist das dein Freund?“, stellt er frontal seine dringlichste Frage.
„Wer?“, fragt Timo verblüfft. „Ach … ER?“ Als stünde er neben ihm, zeigt Timo mit dem Daumen in die Richtung, in der sein Begleiter vorhin noch stand.
„NEIN!!“ Es scheint ihm wichtig, das zu betonen. Nachdrücklich schüttelt er seinen Kopf und hebt abwehrend beide Hände.
Leon schiebt sich noch näher an den Kleinen. So nah, dass dessen flache Hände automatisch auf seinem breiten Brustkorb landen. Er beugt sich vor und raunt ihm zu.
„Gut zu wissen!“
Ihre Gesichter berühren sich an den Nasenspitzen. Ihre Blicke verfangen sich ineinander und verschmelzen. Zärtlich drückt Leon Timos Kinn ein Stückchen empor, so dass dieser seine einladend vollen Lippen darbietet.
Ihr Kuss widerspricht total der sie umgebenden Situation. Ihre erste Berührung blendet alles um sie herum aus. Die rastlose Musik, die zappelnden Menschen, das Gegröle, das Lachen. Ruhig, als würde die Zeit stehen bleiben, versinken sie in der Zärtlichkeit, mit der sich ihre Lippen das erste Mal berühren. Weich, so weich, schwirrt es planlos durch Leons Kopf.
Er küsst Timo gefühlte tausend Mal, bevor seine Zunge sich behutsam vortastet. Und so wie er es liebt, lässt dieser süße Junge sich erobern. Nur leicht – ganz allmählich – öffnet Timo seinen Mund. Leon dringt ein; nimmt sich was er will, ohne dass der Kleine sich ihm an den Hals schmeißt.
Oh, Mann, er ist einfach perfekt, stöhnt er innerlich. Ich muss aufpassen. Ich muss verdammt aufpassen!
„EYY!!“, keift ihn eine Männerstimme von der Seite an. „Spinnst du?! ICH bin mit ihm hier.“
Verärgert? Nein!
Wütend? Nein!
Gott sei Dank einfach nur genervt, weil irgendein Spasti es wagt, diesen magischen Moment zu stören, blickt Leon kalt in dessen Richtung. Seine rechte Hand fährt aufreizend langsam an Timos Seite herab, um sich auf dessen Hüfte zu legen.
„Ich fürchte, dass du leider ohne ihn wieder gehen wirst“, donnert Leons Bass dieser für ihn halben Portion entgegen.
„Ach ja?!!“, zickt der Typ, weil er seine Niederlage nicht sofort eingestehen will.
„Überzeug‘ mich doch vom Gegenteil!“, fordert ihn Leon heraus. Ein müdes Grinsen lässt seine Mundwinkel zucken.
„Hör‘ mal, tut mir echt leid, aber das mit uns beiden wäre doch sowieso nichts geworden!“, schaltet sich Timo ein. Seine tatsächlich mitleidige Stimme berührt Leon dermaßen, dass er fast ebenfalls Mitleid mit dem Konkurrenten empfindet; aber nur fast.
Er zuckt mit den Schultern.
„Nichts für ungut, aber du hast es gehört! Sein Wille ist Gesetz!“ Nach diesem letzten Satz schmiegt sich Timo noch näher an ihn.
Er liebt es, beschützt zu werden. Kein Wunder! Man MUSS ihn einfach beschützen wollen.
Angepisst drückt der Typ Timo beide Bierflaschen in die Hände und dreht sich mit einem „Ach, fick‘ dich doch!“ um, bevor er Richtung Ausgang eilt.
Timo starrt erst auf die feuchten Flaschen, bevor er an Leon empor sieht.
„Auch ein Bier?“, fragt er schulterzuckend.
Beide lachen in sich hinein, bevor Leon erwidert.
„Eher verdurste ich in der Wüste, als von einem Konkurrenten ein Bier anzunehmen!“, erklärt er ernst und streicht dabei sanft über Timos Wange.
Dieser grinst verschmitzt. „Aber das war doch keine Konkurrenz für dich!“, antwortet er gedehnt.
Diese Erwiderung gefällt Leon. „Hah!!“, lacht er auf, greift nach einer Flasche und nimmt einen tiefen Schluck.
*
Aus dem einen Bier wurden dann noch eine Handvoll weitere. Angeschlagen, aber dennoch recht beschwingt erreichen Timo und Leon dessen Wohnung gegen vier Uhr morgens. Da er weitaus weniger Alkohol getrunken hat, schließt Timo auf und schiebt sich vor Leon in den Flur.
Ein tiefes Grollen ertönt aus Richtung Wohnzimmer. Langsam, mit gefletschten Zähnen, schleicht ihnen geduckt ein ziemlich angepisster – wenn auch kleiner – Bullterrier entgegen. Doch wer auch nur einen Funken Ahnung von der Beißkraft dieser Hunde hat, tritt spätestens in diesem Moment den Rückzug an. Timo bleibt wie zur Salzsäule erstarrt stehen.
„Leon, Leon“, flüstert er hektisch.
„Angie, ist gut!“, brummt Leon auch schon hinter ihm, schiebt seinen erschrockenen Gast zur Seite und betritt vor ihm den kleinen Eingangsbereich.
Sofort entspannt sich der Hund als er die Anwesenheit seines Herrn wahrnimmt. Und jetzt stürzt auch Marks Dackel hinzu. Aber er dreht und windet sich aus purer Freude. Abwechselnd springt er an Leons und Timos Beinen empor.
„Hey, du!“, spricht Timo ihn erfreut an. „Du bist ja süß. Komm‘ mal her! Halt doch mal still, sonst kann ich dich ja gar nicht streicheln.“ Er sinkt auf die Knie, um Dackel-Angie besser zu erreichen. Und prompt drängelt sich deren etwas größere Freundin dazwischen. Sie beugt den Kopf und reibt ihn heftig gegen Timos Oberschenkel.
Leon schmunzelt. „Jetzt schleimt sie dich an. Du kannst sie jetzt anfassen, wenn du willst. Angie wird dir nichts tun. – Ach so, sie heißen übrigens beide Angie.“
Er zuckt fast entschuldigend mit den Achseln. „Der Dackel gehört meinem Freund Mark. Ist ein purer Namenszufall.“
Leon gähnt und schmeißt seine Jeansjacke auf den nächsten Garderobenhaken.
„Möchtest du was trinken? Einen Kaffee oder ein Wasser?“
Timo kann sich kaum von den schmusenden Hunden trennen.
„Nein, danke!“, erwidert er beim Aufstehen.
Leon öffnet die Terrassentüre im Wohnzimmer und lässt die Hunde in seinen kleinen Garten, damit sie sich erleichtern können. Danach schlendert er in die Küche, um ein wenig Trockenfutter für die beiden vorzubereiten.
„Sonst kriegen wir keine Minute Schlaf“, grinst er Timo an, als dieser nach ihm die Küche betritt.
Voller Begeisterung stürzen sich die Tiere auf das Futter.
Ein wenig verloren blickt sich Timo in der ihm fremden Umgebung um. Leon lehnt sich gegen die Küchenzeile und verschränkt die Arme vor der Brust. Er unterdrückt ein erneutes Gähnen und streckt schließlich eine Hand nach Timo aus.
„Komm‘ doch mal her“, bittet er leise. Etwas zögerlich kommt Timo seiner Bitte nach.
Leon greift dessen Hand und zieht ihn zu sich. Seine starken Arme legen sich um ihn und machen ein Zurückweichen unmöglich.
„Hast du das ganze Wochenende Zeit?“ fragt er, während er endlich das tut, was er von Anfang an wollte. Er beugt sich vor und versenkt seine Nase in Timos blondem Haarschopf. Leon schnuppert. Timo riecht nach Schweiß, ein wenig Rauch und nach irgendetwas anderem, das Leon nicht identifizieren kann. Aber guut!
„Ein paar Stunden muss ich morgen Abend in der Bar aushelfen. Aber nur von sieben bis elf. Ein Kollege ist krank. Aber ich kann den ganzen Tag über und am Sonntag auch.“
Leon schmunzelt erfreut. „Das ist toll. Ich hatte mir gewünscht, dass du das Wochenende über Zeit hast. Ich mag dich nämlich nicht gehen lassen.“
Timo lehnt seinen Kopf zurück und blickt an Leon empor.
„Ich wollte dich wirklich anrufen. Das war super scheiße, dass du mich mit Karsten gesehen hast. Er nervt mich schon so lange, mit ihm auszugehen. Das heutige Treffen hatte ich ihm bereits vor zwei Wochen …“
„Schsch“, unterbricht Leon ihn und legt einen Zeigefinger auf Timos Lippen.
„Du musst dich bei mir nicht entschuldigen. Keiner von uns beiden hat irgendwelche Verpflichtungen dem anderen gegenüber.“ Noch nicht, ergänzt er selbstgefällig in Gedanken.
Jetzt glänzt Timos Blick wieder. „Du glaubst ja gar nicht wie sehr ich mich gefreut hab‘, als du plötzlich vor mir stand’st.“ Seine Hände wandern vorsichtig über Leons Brust. Warm reiben sie immer wieder über die gleiche Stelle; seine Brustwarzen. Genüsslich seufzt er auf, lockert seine Umarmung und lässt die eigenen Hände über Timos Rücken bis zu dessen Pobacken wandern. Oh, verflucht, diese kleinen Arschbacken sind ja so was von geil, keucht er in Gedanken. Doch er reißt sich zusammen und lässt Timo vollends los.
„Pass auf, Timo. Ich will ehrlich sein.“, beginnt er mit seiner Erklärung. „Und ich möchte auf keinen Fall, dass du denkst, ich wäre nicht scharf auf dich. Ich BIN scharf auf dich!“ Mehr als für mich gut ist.
„Aber genau deshalb möchte ich keinen billigen One-Night-Schnellfick mit dir und ich hoffe, dass du das genauso siehst. Darum … würde ich mich jetzt gerne ausziehen, dich in meine Arme nehmen und gründlich ausschlafen. Wir haben noch das ganze Wochenende für uns. Und ich hab‘ echt keinen Bock dich lediglich versoffen und verpennt durchzurammeln und morgen nur noch die Hälfte davon zu wissen.“
Gespannt starrt er Timo an, um dessen Reaktion abzuschätzen. Dieser lächelt befreit.
„Das seh‘ ich genauso!“, erwidert Timo und wirkt auf einmal nur noch halb so angespannt.
Hat er etwa Schiss gehabt? wundert sich Leon kurz. Hmm, könnte schon sein. So wie sich manche Typen benehmen ... Ich weiß noch so wenig von ihm. So unsicher wie er sich gibt, könnte er glatt Jungfrau sein.
*
Timo schielt verstohlen erneut Richtung Uhr am Ende der Bar. Nur noch eine Stunde!! Sein Herz schlägt automatisch schneller. Leon holt ihn gegen 23:00 Uhr ab. Und dann … ja, dann fahren wir zu ihm und … Selbst in Gedanken stottert er. Er ist dermaßen nervös. Doch er ist gleichzeitig so geil auf Leon, dass er sich in seiner Fantasie bereits mehrmals nackt mit gespreizten Beinen präsentiert hat.
Goott, wenn das so weitergeht, muss ich mir noch schnell einen runter holen, bevor Leon reinschneit.
Er greift nach einem Handtuch und beginnt Gläser zu polieren, um sich abzulenken. Was natürlich Quatsch ist. Ablenkung! Pfff!
Lächelnd denkt Timo zurück. Er hatte sich bereits in den ersten Minuten, in denen er Leon wahrnahm – hier in dieser verpennten Bar – in ihn verknallt. Wie er reingeschlendert kam, sich völlig selbstverständlich wie ein Cowboy auf einen Barhocker niederließ und stirnrunzelnd die Flaschen studierte. Sein männliches kantiges Gesicht hochkonzentriert; die Stirn langsam runzelnd. Schließlich gab er seine Suche auf und blickte fragend in Timos Richtung.
„Hallo“, grüßte er freundlich und fast hätte Timo sich auf den Arsch gesetzt, so dermaßen traf ihn Leons dunkle vibrierende Stimme im Solarplexus. „Kannst du mir helfen?“
„Klar“, kiekste Timo zurück und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um nicht auf den zwei Metern zum neuen Gast zu stolpern. Nebenbei fuhr er fahrig mit dem Handtuch über die Chrombecken und wischte unsichtbare Flecken weg.
Ein schnelles Räuspern und seine Stimme klang wieder klar.
„Was kann ich Ihnen bringen?“
„Hmm“, setzte Leon grübelnd an und ignorierte, dass er gesiezt wurde. „Habt ihr einen richtig guten Tequila? Also, nicht so ein gepanschtes Gesöff, zu dem man Salz und Zitrone nehmen muss, um es überhaupt trinken zu können? Sondern einen … richtig guten!“ Bei den letzten beiden Worten kniff er leicht die Augen zusammen, um sein Anliegen noch zu betonen. Doch sofort strahlte Timo das Blau aus Leons Augen bis in sein Innerstes.
Er versank in diesen dunkelblauen Sternen. Verdammt, in dem Blick könnte ich mich verlieren. Nicht auszudenken dieser Riesentyp fixiert einen damit, während er sich nimmt was er haben will.
Derweil schmunzelte Leon bereits. „Natürlich nur, wenn du nichts Dringenderes vor hast!“
„Hmm?“, fragte Timo und schreckte aus seinem abendlichen Tagtraum auf.
„Tja, ich weiß nicht. Vielleicht willst du erst die Theke zu Ende wienern!“ Jetzt ließ er ein ziemliches Raubtiergrinsen folgen.
„Oh … ich … sorry. Nein!“
Timo riss sich am Riemen. Seine Körperhaltung straffte sich.
„Ich glaube, ich habe genau den Richtigen!“, erklärte er schnell, bevor er sich umdrehte und zielsicher die Rückwand der Theke abging, um an einer Stelle nach einer Flasche mit goldgelbem Inhalt zu greifen. Er stellte ein leeres Glas vor Leon und schüttete vorsichtig ein.
Timo war selbst gespannt, wie dieser Tequila dem Gast schmecken würde. Sein Chef hatte ihn empfohlen bekommen und extra eine Kiste aus Mexiko einfliegen lassen.
Leon griff nach dem Glas, schnupperte und trank mit einem großen Schluck aus.
Andere Gäste riefen nach Timo, doch er wollte unbedingt wissen, wie das flüssige Gold bei Leon ankam.
„Und?“, fragte er neugierig.
Leon hielt die Augen immer noch geschlossen. Nur langsam öffneten sie sich und sein Blick fand den Weg zu Timo.
„Wow, noch einen!“, erwiderte Leon fast andächtig.
Lächelnd schenkte Timo nach, bevor er sich dann doch erst mal um die anderen Gäste kümmern musste.
Das gleiche Lächeln spielt jetzt wieder um seine Mundwinkel. Nach diesem Abend kam Leon häufiger vorbei. Und es stimmte, er setzte sich an die Theke und raunte lediglich „Tequila, den üblichen“ in Timos Richtung. Ansonsten war er sehr maulfaul und brach nach ein bis zwei Drinks wieder auf.
Timo war von Anfang an sicher, dass Leon ebenfalls schwul ist. Und sein Radar hatte ihn ja letztlich nicht getäuscht. Gott – im verfickten Himmel – sei Dank, jubelt er auch jetzt noch innerlich. Ein Blick zur Uhr. Erst zehn Minuten vergangen. Aaach, shit! Wieder driftet er mit seinen Gedanken zurück.
Sie hatten ziemlich lange geschlafen und wenn die Hunde nicht gewesen wären … lägen sie wahrscheinlich jetzt noch in den Federn. Nach einem Liter Kaffee und einem langen – ziemlich schweigsamen – Spaziergang mit den beiden, brachte Leon Dackel-Angie nach Hause und sie legten sich noch mal aufs Ohr. Die durchsoffene Nacht hatte vor allem bei Leon ziemliche Spuren hinterlassen. Doch auch Timo war müde. Die ganze Woche hatte er zwei Schichten in der Bar übernommen, um seine Haushaltskasse noch ein wenig aufzupeppen.
Eine Gänsehaut zieht über Timos Rücken, als er an die Nacht in Leons Armen zurückdenkt. Das war so was von … beeindruckend gewesen. Dieser Wahnsinnskörper drückte sich gegen Timos Rücken, gab ihm Wärme und Sicherheit. Timo lag mit dem Kopf auf Leons rechtem Oberarm, während dieser ihn wie ein Schmusetier umarmte und an sich drückte. Manch einer würde da Platzangst kriegen, doch Timo hätte die ganze Zeit schnurren, maunzen oder wahlweise „Schööön“ seufzen können.
Er steht drauf, er braucht das, und wenn er es ohne sexuelle Forderungen bekommt, ist das für sein Gefühlsleben wie ein Sechser im Lotto. Timo hat in der Tat noch wenig Erfahrung mit anderen Männern. Klar hat er sich bereits ficken lassen; sonst wüsste er ja nicht, dass er drauf steht, dominiert zu werden. Doch von den paar Typen, mit denen er geschlafen hatte, war er mehr oder weniger benutzt worden. Sie hatten ihn nach einer schnellen Nummer fallen lassen. So läuft das nun mal sehr oft bei Schwulen. Gefühle müssen ja auch nicht zwingend dabei sein. Pech für Timo, bei dem immer Gefühle im Spiel sind.
So eine richtig feste Beziehung zu einem Mann hat er noch nicht gehabt. Und wenn, dann wollte Timo jemanden kennenlernen, der ihm den Atem raubt. Auf einen Typen wie Leon hat er schon immer gewartet. Ein Mann, der weiß was er will und der vor allem weiß, was Timo will. Ein richtig harter Kerl mit weichem Kern. Er ist jetzt 22. Und er findet, dass es endlich an der Zeit ist, Mister Perfect in sein Leben zu lassen. Die Tatsache, dass andere mit Fünfzig oder älter noch nach dem richtigen Menschen suchen, ist ihm nicht bewusst; er ist eben ein Twen.
„Hallo Timo! Bringst du mir ein Bier?“, fragt eine allzu bekannte Stimme. Karsten!
Oh, nein, denkt Timo, bevor er sich leise seufzend umdreht.
„Klar!“, erwidert er so neutral wie möglich. Leider ist auch noch voll die Flaute und nur zwei weitere Gäste lümmeln halb besoffen und in ein Gespräch vertieft in einer lauschigen Ecke.
Er weiß welches Bier Karsten bevorzugt, öffnet die Flasche und stellt sie vor ihm auf den Tresen.
Mit einem kurzangebundenen „Bitte!“, will er sich bereits wegdrehen, als Karsten ihn aufhält.
„Ach komm, Timo! Ich bin nicht mehr sauer wegen gestern. Dann sei du jetzt auch nicht eingeschnappt. Du hast doch gar keinen Grund dazu.“
Da hat er natürlich Recht. Wenn einer beleidigt sein dürfte, dann Karsten. Schließlich war Timo sein Date gewesen.
Timo zuckt ergeben mit einer Schulter. „Stimmt! Tut mir leid, wegen gestern. War nicht fair von mir, dir den Eindruck zu vermitteln …“ Erneut zuckt er mit den Achseln; diesmal weil ihm die Worte fehlen.
„Mensch, Timo! Du kennst mich doch schon eine Weile. Eigentlich solltest du mich besser einschätzen können. Klar war ich gestern sauer … in dem Moment … doch deswegen lasse ich dich als Freund doch nicht fallen. Wie lange wart ihr denn noch da?“
Und so entspinnt sich doch noch ein lockeres Gespräch. Timo ist erleichtert, dass Karsten – der recht oft zu Gast ist – nicht nachtragend herumzickt. Schließlich albern und kichern sie über eine Geschichte, die Karsten vom Stapel lässt, bis ein tiefes Räuspern sie unterbricht.
Oh, mein Gott, Leon! schrillt es durch Timos sämtliche Hirnwindungen. Wie lange steht er schon da? Was mag er jetzt nur von mir denken? Als würde ich Karsten anmachen! Scheiße!
Doch Leon grinst sie beide breit an.
„Hey, Süßer!“, flirtet er in Timos Richtung. „Hallo … ich weiß deinen Namen gar nicht. Ich bin Leon.“
„Karsten!“, erwidert dieser und prostet Leon freundlich zu.
„Karsten also. Tut mir Leid wegen gestern. Ist irgendwie dumm gelaufen.“
Während er einen weiteren Schluck nimmt, winkt Karsten ab. „Schon vergessen“, lenkt er ein und setzt seine Flasche ab.
„Hast du noch eins für mich, Timo?“, fragt er nach.
„Da muss ich mal eben … ins Lager … sorry!“, antwortet dieser leicht stotternd und eilt los.
„Und ich bin mal eben …“ Leon zuckt mit den Augenbrauen und deutet in die gleiche Richtung.
„Jetzt musst du den Laden im Auge behalten“, scherzt er und folgt Timo.
Der Gang führt an den Toiletten vorbei und endet mit einer massiven Stahltüre. Leon ignoriert das Herren-WC, schlendert geradeaus und stößt die Türe ins Lager auf. Timo steht in der Mitte des recht vollgestapelten Raumes und scheint sich zu orientieren, wo genau das gesuchte Flaschenbier zu finden ist. Als die Türe hinter ihm zufällt, dreht er sich erschrocken um.
„Hey“, lächelt er nervös. „Bin sofort …“ wieder zurück, wollte er noch ergänzen, doch Leons selbstbewusstes Erscheinen raubt ihm die Sprache. Lediglich ein heiseres Ächzen komplettiert seine Antwort.
Leon lächelt ebenfalls … dabei jedoch keine Spur nervös. Er tritt auf Timo zu, packt ihn und schiebt ihn gegen einen Mauervorsprung, an dem keine Kisten gestapelt sind.. Lässig drückt er Timos Handgelenke mit festem Griff über dessen Kopf gegen die Wand. Die andere Hand legt sich sanft um die Kehle seines Opfers. Ein leises Knurren entfährt ihm, während er besitzergreifend seinen Mund auf Timos Lippen drückt. Seine Zunge dringt rücksichtslos ein und bricht den ihm entgegen zuckenden Widerstand. Timo stöhnt auf. Leons Direktheit scheint ihm zu gefallen.
„Das gefällt dir also!“, stellt Leon prompt fest.
„Ja … aber Leon … ich muss zurück!“, haucht sein süßer Barkeeper erregt.
„Oh, nein!“, widerspricht Leon, als müsste er ein bockiges Kind überzeugen. „Doch nicht gerade jetzt.“
Timo blickt verunsichert zu Leon empor. So schnell, dass er es kaum realisiert, wirbelt sein neuer Schwarm ihn herum und drückt nun seine Handflächen gegen die kahle Mauer.
„Ja, streck‘ artig deinen Hintern raus. Sehr schön. Jetzt will ich mal dafür sorgen … dass du ein wenig Druck abbaust.“
Zwei-drei schnelle Griffe und Timos Gürtel baumelt geöffnet zur Seite. Warme Finger knöpfen an seiner Jeans herum und fahren anschließend suchend in seinen Schritt.
„Hmm, da tut sich ja schon was!“, ärgert ihn Leon. „Dann will ich dir mal behilflich sein.“
Er behält Timos Schwanz in der Hand und zieht ihn aus der Jeans. Langsam beginnt er den sich windenden Jungen zu massieren.
„Nein!“, hechelt Timo und beginnt doch gleichzeitig mit seinem Unterleib in die große warme Faust zu stoßen. „Mein Boss … oooh, Leon!“, haucht er aufgegeilt, denn zu ganzen Sätzen ist Timo bereits nicht mehr fähig.
Mein Boss! Wenn der jetzt nach mir sucht. Ich flieg‘ achtkantig hier raus. Doch … Leon … er hört nicht auf mich. Er macht … was er will … mit mir … aahh …
Ergeben lässt Timo den Kopf zwischen seinen ausgestreckten Armen baumeln.
„Karsten ist doch da und passt auf“, brummt Leon ihm ins Ohr. „Willst du an Karsten denken, wenn du gleich kommst?“, fragt er ketzerisch.
„NEIN!“, kratzt es empört aus Timos Kehle. Der … der ist mir doch … scheißegal …mhmmmm.
„Ich weiß! Ich weiß doch!“, murmelt Leon beruhigend. „Komm! Gib mir deinen süßen Mund!“
Sofort legt Timo den Kopf in den Nacken und öffnet einladend die Lippen. Nass und aufheizend knutschen sie, während Leon weiter reibt.
„Also kommst du gleich für mich, mein Hübscher. Ja?“ Inzwischen kann auch Leon seine Erregung nicht länger unterdrücken.
„Jaa“, haucht der Kleine in Leons Mund.
Leon presst Timos Oberkörper noch fester gegen sich, damit dieser seinen knallharten Ständer spürt.
„Gleich fahren wir zu mir. Und da wirst du als erstes vor mir auf die Knie gehen und mir einen blasen. Ich werde lange und tief deinen Mund benutzen. Und dann werd‘ ich dich die restliche Nacht durchficken, dass dir Hören und Sehen vergeht. Verstehst du?“ Leons aufgegeiltes Keuchen an seinem Ohr gibt Timo den Rest. Er ist nicht mehr in der Lage zu antworten. Seine Atmung wird immer flacher und schneller.
„Dann nehm‘ ich dich im Bett und vielleicht noch auf der Couch … was meinst du? Meine viel zu kleine Dusche benutzen wir zum Schluss und womöglich machst du auch noch mit dem Küchentisch Bekanntschaft. Mal sehen. Du solltest wissen … das ich ein wirklich großes Stehvermögen habe.“
Timos Zittern bestätigt Leons Annahme. Ich kann hier angeben so viel ich will. Der Kleine glaubt mir jedes Wort. Das ist ja sowas von … geeiiil.
Jetzt lacht er leise, bevor er Timos Ohr zärtlich ausleckt. Im Gegensatz zu dieser lasziven Geste nimmt die Bewegung seiner Faust an Geschwindigkeit zu.
Timo wimmert hilflos unter dieser Behandlung.
„Ich werd‘ dich so hart ficken, dass du mich um Gnade anflehst. Und nur wenn du das richtig gut machst, lasse ich dich in Ruhe. Und genau das … wirst du gleich Karsten erzählen, wenn du zurück hinter deinen Tresen gehst!“
„W..Was?“, stößt Timo erschrocken hervor.
„Du wirst ihm erzählen was ich gerade gesagt hab‘, Timo! Das tust du doch, oder? Natürlich wirst du es tun! Du bist doch so …“
Timo unterbricht ihn durch sein immer lauter werdendes Stöhnen.
„Spritz‘ ab, Kleiner! Komm‘ jetzt für mich. Los!!“, feuert Leon ihn an. „Küss mich!“, haucht er hinterher.
Als Timo zuckend abspritzt, nimmt Leon ihn erneut mit seiner fordernden Zunge in Besitz. Timos Stöhnen verendet in seiner Kehle. Abschließend entweichen seiner Brust Geräusche als würde er weinen. Doch sein Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln.
„Verdammt, Leon! Was machst du mit mir?“, keucht er atemlos und sein Herz scheint immer noch durch seine Brust zu galoppieren.
Leon lacht auf und lässt den ziemlich derangierten Timo los.
„Ich geh‘ mir mal die Hände waschen“, feixt er, spitzt die Lippen und zieht süffisant eine Augenbraue hoch, während er einige Schritte rückwärts geht.
Was für ein göttlicher Anblick! Bei diesem Gedanken saugt er die sich ihm bietende Szene auf. Timo steht immer noch tief atmend neben der freien Wand. Die Haare zerzaust und verschwitzt. Die Wangen gerötet. Sein Shirt ist völlig verrutscht und lässt den Blick auf einen Streifen nackte Haut frei. Die Jeans ist noch geöffnet und eine Hand legt sich schützend über seinen entblößten Penis. Abwesend fährt sich Timo mit dem Handrücken der anderen Hand über die wundgeknutschten Lippen.
Ein Bild – wie gemacht für einen erotischen Kalender. Eindeutig ein August-Foto. Hochsommer! Heiß!! Leon könnte sich sofort auf ihn stürzen und wie ein Zuchtbulle losrammeln.
Doch er reißt sich zusammen und verlässt endgültig den Lagerraum, sucht das WC auf und wäscht sich anschließend die Hände. Vorfreude lässt seinen Schwanz anschwellen. Das wird eine heiße Nacht!
Zurück in der Bar sinkt er auf einen Hocker und überlegt, ob er sich ein Glas von diesem famosen Tequila gönnen soll. Lieber nicht! Das war gestern ein ziemliches Besäufnis. Mark sah ebenfalls aus wie ein wandelnder Zombie als er Angie nach Hause gebracht hat. Leon erinnert sich grinsend.
„Oh, du warst schon spazieren? Danke!!“, seufzte sein Freund inbrünstig auf. „Ich bin so was von fertig! Hab‘ gestern eine Granate von Typ abgeschleppt und vorher noch gut im „Heaven“ getankt. Mann …“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch die struppigen Haare. „… ich weiß gar nicht mehr wie ich die Nacht überlebt hab‘. Und wie war’s bei dir?“
Leon winkte ab. „Erzähl‘ ich dir ein anderes Mal. Ich hab‘ noch Besuch.“
„Oooh“, flötete Mark süffisant. „was soll ich denn davon halten?!“
Leon lachte leise auf. „Ich bin nicht wie du, Alter. Manchmal lohnt sich etwas mehr Initiative.“
„Halt mich auf dem Laufenden!“, gähnte sein Freund, als er abwinkte und bereits die Türe schloss.
Leons Aufmerksamkeit wird ruckartig ins Jetzt gezogen, als er aus dem Augenwinkel heraus bemerkt, wie Karsten einen Schein auf die Theke klatscht und mit einem angepissten „Dann viel Spaß noch“ den Laden verlässt.
Leon blickt verwundert in Timos Richtung.
„Hast du das etwa gemacht?“, fragt er erstaunt.
Jetzt blickt Timo fassungslos zurück. Er reißt die Augen auf. Sein Mund öffnet sich langsam wie von selbst, bevor er es schafft, seine Antwort zu formulieren.
„Ja, klar!“, erwidert er mit belegter Stimme. „Das wolltest du doch, oder?“
Leon lacht auf. „Du hast tatsächlich … komm‘ mal her!“, unterbricht er sich selbst. Timo schiebt sich zu ihm.
„Näher!“, raunt Leon und sein anbetungswürdiger Blondschopf beugt sich über die Theke.
„Was hast du gesagt?“
Nervös atmet Timo ein und rattert dann schnell seine Erklärung herunter.
„Ich hab‘ gesagt: Gleich bei Leon werd‘ ich ihm einen blasen und dann vögelt er mich die ganze Nacht; in jedem Zimmer … hat er mir versprochen.“
„Du hast gesagt, dass ich dir das ‚versprochen‘ hätte?“ Leon starrt Timo an und dessen unsicherer Gesichtsausdruck gibt ihm den Rest.
„Hab‘ ich was Falsches gesagt?“ Jetzt wird Timo langsam mulmig zumute.
Leons Blick saugt sich an ihm fest.
„Oh nein, ganz bestimmt nicht!“, lacht er erneut auf. „Ich hätte nur nicht erwartet, dass du ihm das wirklich sagst.“
Ein intensives Kichern bahnt sich den Weg aus Leons Kehle.
„Sein blödes Gesicht, hahahaaa.“ Ihm stehen vor Lachen die Tränen in den Augen und er klopft sich begeistert auf die Schenkel. „Ehrlich, Timo! Du kannst ganz schön abgewichst sein!“
Ungeachtet dieses Lobs starrt der Angesprochene Leon entgeistert an. „Aber du hast doch gesagt …“, setzt er leise an und fasst es nicht, dass sich Leon derart amüsiert. Schließlich knallt er sein Handtuch auf die Arbeitsfläche und keift sauer: „Das find‘ ich voll blöd von dir. Erst befiehlst du mir so einen Scheiß und jetzt lachst du mich aus, als wäre ich irgendein Idiot.“
Leon reißt sich zusammen und unterdrückt sein Gelächter. Was ist denn jetzt los?! Wieso ist Timo plötzlich so sauer? Das war doch eine geniale Abfuhr für diesen anhänglichen Typen, über die er sich einfach tierisch amüsiert.
„Ich lach‘ dich nicht aus!“, beteuert er und muss seine Gesichtsmuskeln zwingen, nicht gegensätzlich zu reagieren. „Ehrlich! Das war einfach … genial!“
„Dann lach‘ nicht so bescheuert!“, ranzt Timo hilflos mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf. Dabei zieht er eine Schnute, die ein Foto wert wäre.
„Timo! Du kannst jetzt Feierabend machen!“, ruft sein Chef aus der angrenzenden kleinen Küche. „Bis nächste Woche dann!“
Timo sitzt stumm auf Leons Sofa. Auf dem Weg von der Bar zu seinem Wagen hat Leon ihm versöhnlich den Arm um die Schulter gelegt und ihn an sich gezogen. Ein bemühtes Lächeln war der Dank. Auf der Heimfahrt ging ihre Konversation nicht über höfliches Geplauder hinaus. Und jetzt – wo sie endlich zu Hause sind und eigentlich übereinander herfallen sollten – sitzt Timo wie eine Gouvernante – ganz brav und steif – auf dem Sofa herum und betrachtet alles, nur nicht Leon. Was für eine Drama-Queen! Leon schüttelt innerlich den Kopf.
„Möchtest du dir erst mal den Kneipenmief abduschen, Timo?“, fragt er freundlich und lässt sich neben seinem Gast auf das Sofa fallen.
„Mhmm!“, erwidert dieser und da ist es wieder: das verkniffene Lächeln. Sein Fuß wippt vorwurfsvoll vor sich hin.
Leon seufzt und wendet sich auf dem Sofa dem Trotzkopf zu.
„Pass auf, Timo“, setzt er versöhnlich an. „Mir ist nicht ganz klar warum, aber du bist anscheinend immer noch sauer auf mich. Ich entschuldige mich bei dir, okay? Mir war nicht bewusst, dass du solche Spielchen so ernst nimmst. Aber davon mal abgesehen fand ich es einfach …“
Jetzt muss er doch wieder grinsen, weil automatisch Karstens angesäuerte Miene vor seinem inneren Auge auftaucht. „Es war …“ Endlich sieht ihn Timo an. Oh, Mann, ist der angepisst. Leon übergeht Timos herausfordernden Blick und redet weiter. „… Ich fand‘ es einfach super sexy, dass du das für mich getan hast. Ich fühle mich geschmeichelt, weil ich geschnallt habe, was für eine Überwindung dich das gekostet hat. Und gelacht hab‘ ich wirklich nur über diesen blöden Typen, der einfach nicht locker lässt und so richtig einen von dir vor den Bug bekommen hat.“
Leon legt vorsichtig eine Hand auf Timos Wange und streicht ihm mit dem Daumen über den Mund. Diese Lippen! Mein Gott! Soll er sich nun wünschen, dass der Typ bis zum Morgengrauen weiter schmollt, nur um diese Lippen anzubeten?
Timos Blick starrt abwärts. „Trotzdem …“, erfolgt prompt die kleinlaute Erwiderung. Sonst nichts. Nur dieses kindliche Nicht-Argument. Leon ist klar, dass er jetzt anders reagieren muss.
„Okay“, seufzt er und zieht seine Hand zurück. Er steht auf und streckt sich kurz, bevor er den Raum verlässt. Mit den Autoschlüsseln in der Hand kehrt er zurück.
„Na komm“, fordert er Timo ernst auf. „Dann fahr‘ ich dich wohl besser nach Hause. Wir können ja irgendwann in der nächsten Zeit mal telefonieren.“
„Nein!“ Wie von der Tarantel gestochen springt Timo hoch und stürzt auf Leon zu. Seine Hände fahren hektisch über dessen Brust, während er bettelnd emporblickt. Wo ist denn der Kloß im Hals abgeblieben? Gott sei Dank überrumpelt Timos Schrecken seine Schüchternheit, die ihn in solchen Situationen üblicherweise überfällt.
„Tut mir leid. Ich will nicht weg, Leon, ehrlich nicht! Ich bin bloß … ach, scheiße! Tut mir einfach leid. Ich bin schon mal ein wenig stur. Dann verrenn‘ ich mich selbst in meiner … ich weiß auch nicht … meiner Unsicherheit.“
Er reckt verlangend sein Gesicht. „Bitte, bitte, schick‘ mich nicht weg. Ich will bei dir bleiben, bitte!“
So intensiv seine Schmollphase auch war, so heftig bettelt Timo nun um Absolution. Leon fährt mit seinem Blick alle Konturen dieses hübschen Gesichtes ab. Er hat gar keine blauen Augen. Eher eine Mischung aus braun und grün. Hab‘ ich noch nie geseh’n. – Wir kennen uns kaum. Wir haben beide unsere Macken. Mit deinen kann ich – denke ich – ganz gut leben. Ein Lächeln breitet sich auf Leons Gesicht aus; so liebevoll, dass es ihn auf eine Weise erhellt, die Timo verstummen lässt.
Und endlich verschmelzen ihre Münder miteinander … zärtlich lecken ihre Zungen, vorsichtig knabbern ihre Zähne an weichen Lippen.
„Ich liebe es, wenn du schmollst!“, keucht Leon in ihr immer wilder werdendes Geknutsche.
Timo lacht leise auf. Doch weitere Erklärungen sind nicht drin; beim besten Willen nicht.
„Zieh‘ dich aus!“, fordert Leon knapp. Beide lassen voneinander ab und reißen sich förmlich die Klamotten vom Leib.
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