Be Useful - Arnold Schwarzenegger - E-Book

Be Useful E-Book

Arnold Schwarzenegger

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Beschreibung

Der größte Bodybuilder der Welt. Der bestbezahlte Schauspieler Hollywoods. Gouverneur der fünftgrößten Volkswirtschaft weltweit. Wie ist diese unglaubliche Serie an Erfolgen möglich? Wie konnte sich Arnold Schwarzenegger immer wieder neu erfinden und richtungsweisende Veränderungen in allen Bereichen schaffen, in denen er tätig wurde? In diesem Buch enthüllt Schwarzenegger seine sieben Erfolgsregeln. Entlang einschneidender persönlicher Erlebnisse zeigt er, wie er durch eine klare Vision, harte Arbeit, Zuversicht und Demut seine Träume verwirklichte. Seine Hauptbotschaft: Sei nützlich. So machst du die Welt zu einem besseren Ort und dich selbst zu einem glücklichen Menschen.

Be Useful nimmt den Leser mit auf eine inspirierende Reise durch ein fesselndes Leben, es zeigt anhand persönlicher Geschichten des Schauspielers, Bodybuilders und Politikers, wie die hier beschriebenen Werkzeuge in die Praxis umgesetzt werden können - egal, welche Träume man verfolgt.

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Seitenzahl: 288

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumEINLEITUNGBE USEFUL1. DAS WICHTIGSTE: EINE KLARE VISION2. DENK NIEMALS KLEIN3. REISS DIR DEN ARSCH AUF4. SELL, SELL, SELL5. SCHALT UM6. SCHLIESS DEINEN MUND, ÖFFNE DEINEN GEIST7. ZERSCHLAG DEINE SPIEGELZUM SCHLUSS EIN DANKESCHÖN

Über dieses Buch

Mehr denn je brauchen Menschen heute Hoffnung. Sie brauchen Träume und Vorbilder, die ihnen zeigen, dass auch in schwierigen Zeiten alles möglich ist. Arnold Schwarzenegger ist so ein Vorbild. Mit 200 Dollar in einer Sporttasche kam er Ende der Sechziger in die USA – heute ist er einer der erfolgreichsten Menschen der Welt: Weltmeister, Filmstar, Politiker, Geschäftsmann. Hier enthüllt er seine sieben Erfolgsregeln und veranschaulicht anhand einschneidender Erlebnisse, wie er es durch Ehrgeiz, Zuversicht, Entschlossenheit und Demut ganz nach oben schaffte. Seine Hauptbotschaft: Sei nützlich. So machst du die Welt zu einem besseren Ort und dich selbst zu einem glücklichen Menschen.

Über den Autor

Arnold Schwarzenegger, 1947 in der Steiermark geboren, hat es vom Weltmeister im Bodybuilding zum Filmstar, Unternehmer, Politiker gebracht. In den Sechzigern wurde er zum besten Bodybuilder seiner Zeit. Danach emigrierte er in die USA und eroberte mit Blockbustern wie TERMINATOR und TOTAL RECALL Hollywood. Von 2003 bis 2011 war er Gouverneur Kaliforniens. Seither ist er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Kampf für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

ARNOLDSCHWARZENEGGER

BE USEFUL

SIEBEN EINFACHE REGELNFÜR EIN BESSERES LEBEN

Übersetzt aus dem Amerikanischen von Bernhard Josef und Ariane Böckler

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Be Useful. Seven Tools for Life«

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2023 by Fitness Publications, Inc.

Published by arrangement with Penguin Press.

An Imprint of Penguin Random House LLC.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2023 by Fitness Publications, Inc. und

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Umschlaggestaltung: Massimo Peter-Bille nach einem Entwurf von© Darren Haggar | Umschlagmotiv: John Russo/Getty Images

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-4874-2

luebbe.de

lesejury.de

EINLEITUNG

Einige Monate nach meinem Abschied als Gouverneur 2011 brach meine ganze Welt über mir ein.

Nicht, dass in den Jahren davor alles so toll gelaufen wäre. Zwar hatte man mich mit einer überwältigenden Mehrheit von 57 Prozent in eine zweite Amtszeit gewählt, zwar hatten wir eine weltweit vorbildliche Umweltpolitik verabschiedet und mehr denn je in die Infrastruktur Kaliforniens investiert, was den Autofahrern, Studenten und Landwirten dort noch lange nach mir zugutekommen wird, aber die letzten zweieinhalb Jahre im Kapitol, inmitten der weltweiten Finanzkrise, kam ich mir vor wie in einem Trommeltrockner, zusammen mit einer Ladung Kies. Es hagelte nur so Schläge aus allen Richtungen.

Als 2008 der große Crash kam, war das gerade so, als würden eben noch die ersten Leute ihre Häuser verlieren – und im nächsten Augenblick schon steckten wir in der schlimmsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, und das nur, weil ein Haufen gieriger Banker das globale Finanzsystem gegen die Wand gefahren hatte. Da feierte Kaliforniens Haushalt eben noch ein unerwartetes Rekordergebnis, das mir die Einrichtung eines Schlechtwetterfonds ermöglicht hatte; und tags darauf schon hatten wir, da der kalifornische Haushalt zu eng mit der Wall Street verbandelt ist, ein Defizit von zwanzig Milliarden Dollar und standen kurz vor der Insolvenz. Bei all den Nächten, die ich mit den Chefs beider Parteien in einem Raum verbrachte, um Kalifornien vorm Abgrund zu retten, hätte nur ein Haar gefehlt, und wir hätten vor dem Gesetz als Lebenspartner gegolten.

Aber davon wollten die Leute nichts hören. Sie wussten nur, wir würden ihre Leistungen kürzen und die Steuern erhöhen. Da kann man noch so oft erklären, dass man als Gouverneur keinen Einfluss auf eine weltweite Finanzkatastrophe hat – Fakt ist nun mal, dass man Anerkennung einheimst, wenn es mit der Wirtschaft bergauf geht, auch wenn man recht wenig damit zu tun hat, also ist es nur fair, dass man eins aufs Dach kriegt, wenn es dann abwärts geht. Aber schön ist das trotzdem nicht.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Wir haben eine Menge geschafft. Wir haben ein System zum Teufel gejagt, das politischen Parteien praktisch ein Vetorecht mit Blick auf das Wohl der Bürger einräumte und unsere Politiker zu untätigen Losern machte. Wir haben die Ölkonzerne besiegt, die unsere Fortschritte im Umweltschutz zu torpedieren versuchten, und sind sogar noch viel weiter gegangen – wir haben den Staat mit Solar- und anderen erneuerbaren Energien überzogen und in historischen Dimensionen investiert, um in Sachen saubere Technologien weltweit führend zu sein.

Aber wenn ich in den ausgehenden Zehnerjahren etwas gelernt habe, dann ist das Folgendes: Man kann mit die innovativsten, wegweisendsten Maßnahmen verabschieden, die je ein US-Bundesstaat auf den Weg gebracht hat, und sich trotzdem wie ein totaler Versager vorkommen, wenn einen ein Wähler fragt, warum wir nicht dafür gesorgt haben, dass er in seinem Haus bleiben darf, wenn Eltern fragen, warum das Bildungsbudget für ihre Kinder gekürzt wurde, oder wenn ein Arbeitnehmer wissen will, warum er seine Stelle verloren hat.

Nicht, dass das meine erste öffentliche Schlappe gewesen wäre. Natürlich nicht. Ich musste in meiner Karriere als Bodybuilder spektakuläre Niederlagen wegstecken, ich habe als Schauspieler totale Flops gelandet, und es war nicht das erste Mal, dass ich mitansehen musste, wie meine Umfragewerte in den Keller gingen wie der Dow Jones.

Aber der Tiefpunkt war noch nicht mal in Sicht.

Und es war nicht etwa die Rezession, die meine Welt zum Einsturz brachte.

Das habe ich mir schon selbst angetan.

Ich habe meine Familie zerdeppert. Und in diesem Punkt zu versagen war schmerzlicher als irgendein Misserfolg.

Ich möchte diese Geschichte hier nicht noch mal aufwärmen. Ich habe sie bereits an anderer Stelle erzählt, und auch andere haben sie schon x-mal erzählt. Ihr alle kennt sie. Wenn nicht, dann habt ihr sicher schon mal von Google gehört und wisst, wie ihr sie finden könnt. Ich habe meine Familie zur Genüge verletzt, und es war ein hartes Stück Arbeit, diese Beziehungen wieder zu kitten; ich möchte nicht, dass sie noch mal zum Futter für die Klatschpresse wird.

Was ich sagen will: Am Ende jenes Jahres sah ich mich an einem Punkt, der mir zugleich vertraut und fremd war. Ich war am Boden, und das nicht zum ersten Mal. Aber diesmal lag ich mit dem Gesicht im Dreck, in einem finsteren Loch, und ich musste mich entscheiden, ob es sich rentierte, mir das Gesicht abzuwischen und mich da rauszuarbeiten, oder ob ich einfach liegen bleiben und aufgeben sollte.

Die Filmprojekte, an denen ich seit meinem Auszug aus Sacramento gearbeitet hatte, gingen in Rauch auf. Der frei nach meinem Leben gemachte Zeichentrickfilm, von dem ich so begeistert war? Bye-bye. Die Medien schrieben mich ab – ihnen zufolge würde bei meiner Geschichte nach drei Akten der Vorhang fallen: Bodybuilder, Schauspieler, Gouverneur. Wer sieht eine Geschichte nicht gern in einer Tragödie enden, schon gar, wenn es die Stolzen und Mächtigen trifft.

Wer je was über mich gelesen hat, der weiß wahrscheinlich schon, dass ich nicht aufgegeben habe. Ich ging vielmehr auf in der Herausforderung, mich wieder hocharbeiten zu müssen. Es ist die Anstrengung, die einem den Erfolg, hat man ihn erst mal erreicht, so angenehm macht.

Mein vierter Akt erwies sich als Fusion der drei vorhergehenden, deren vereinte Kraft es mir heute erlaubt, mich so nützlich wie nur möglich zu machen – mit einem kleinen Gupf obenauf, den ich nicht erwartet hatte. So setze ich heute meinen Bodybuilding- und Fitness-Kreuzzug mit einer täglichen Fitness-E-Mail an Hunderttausende von eifrigen Fans und meinen Arnold Sports Festivals auf der ganzen Welt fort. Auch meine politische Arbeit geht weiter: mit den After-School All-Stars, die hunderttausend Kindern in vierzig amerikanischen Städten helfen; mit dem USC Schwarzenegger Institute for State and Global Policy, wo wir uns für die Umsetzung unserer politischen Reformen in anderen Bundesstaaten stark machen; und schließlich im Rahmen der Schwarzenegger Climate Initiative, die unsere Umweltpolitik in der ganzen Welt verkauft. Und meine Karriere in der Entertainmentbranche? Nun, damit wird das alles bezahlt. Nach meinem Ausstieg aus Hollywoods Tretmühle, in der ich einen Film nach dem anderen gemacht hatte, meldete ich mich mit einer Fernsehserie zurück – für mich ein neues kreatives Medium, das zu meistern eine Riesengaudi war.

Ich habe gewusst, dass ich keine dieser Karrieren aufgeben würde. Ich hab’s euch oft genug gesagt: »I’ll be back.« Ich hätte allerdings nie erwartet, dass aus mir, sozusagen als Nebenprodukt von Scheitern, Wiedergutmachung und Neuerfindung, ein Selbsthilfe-Typ werden würde.

Plötzlich zahlte man mir das Gleiche wie Ex-Präsidenten, um als Motivationsredner Kunden und Mitarbeiter zu inspirieren. Jemand zeichnete diese Reden auf und stellte sie auf YouTube und in den sozialen Medien ein, wo sie viral gingen. Dann begann die Zahl der Follower meiner eigenen Social-Media-Kanäle nach oben zu schnellen. Wann immer ich sie nutzte, um meine Weisheiten zu dringenden aktuellen Angelegenheiten unter die Leute zu bringen oder als ruhender Pol inmitten des Chaos zu wirken, gingen die betreffenden Clips durchs Dach.

Die Leute schienen tatsächlich von dem zu profitieren, was sie bei mir lernten – so wie ich zu Beginn meiner Karriere davon profitiert habe, etwas über meine Vorbilder zu lesen und sie persönlich kennenzulernen. Ich werde euch im Folgenden so einige von ihnen vorstellen. Also habe ich das intensiver gemacht. Ich begann, mehr und mehr Positives in die Welt hinauszutragen. Und je mehr ich mich öffentlich äußerte, desto mehr Leute sprachen mich im Fitnessstudio an, um mir zu sagen, dass ich ihnen durch eine finstere Zeit geholfen hatte. Menschen, die den Krebs überlebt, Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren hatten, Menschen, die in die nächste Phase ihrer Karriere eintraten. Ich hörte von Männern und Frauen, Jungen und Mädchen, Highschool-Kids und Rentnern, Reichen und Armen, Menschen jeder Hautfarbe, jedes Glaubens und jeder Orientierung im Regenbogen der Menschheit.

Es war fantastisch – und eine Überraschung obendrein. Ich hätte nicht so recht sagen können, wie es dazu gekommen war. Also machte ich, was ich immer mache, wenn es etwas zu verstehen gibt. Ich setzte mich hin und analysierte die Situation. Was mir auffiel, als ich einen Schritt zurücktrat, war das Maß an Negativität, Pessimismus und Selbstmitleid überall auf der Welt. Außerdem fiel mir auf, wie viele von uns wirklich unglücklich sind, obwohl Experten uns immer wieder einreden wollen, dass der Mensch es noch nie so gut gehabt hat wie jetzt. Noch nie in der Geschichte der zivilisierten Menschheit gab es weniger Krieg, weniger Krankheit, weniger Armut, weniger Unterdrückung als jetzt. Das sagen die Daten. Es ist also objektiv wahr.

Aber es gibt da noch einen anderen, eher subjektiven Datensatz, der schwieriger zu messen, aber für jeden zu sehen, zu hören ist. Wir brauchen dazu nur die Nachrichten zu schauen, Talkradio zu hören oder durch die sozialen Medien zu scrollen. So viele Menschen sprechen davon, dass sie sich unwichtig vorkommen, unsichtbar oder dass es ihnen an Hoffnung fehlt. Junge Mädchen und Frauen sagen, dass sie nicht gut genug oder hübsch genug sind. Junge Männer sagen, dass sie sich wertlos oder machtlos fühlen. Die Zahl der Selbstmorde und Suchtkrankheiten nimmt zu.

Insbesondere im Gefolge der COVID-19-Pandemie erleben wir eine Epidemie solcher Gefühle über praktisch alle Teile unserer Gesellschaft hinweg. Depressionen und Angstzustände haben seit 2020 weltweit um fünfundzwanzig Prozent zugenommen. In einer Studie der Boston University School of Public Health vom September 2020 stellten Forscher fest, dass sich das Auftreten von Depressionen unter erwachsenen Amerikanern zwischen 2018 und dem Frühjahr 2020 verdreifacht hat, also nur ein paar Monate nach Beginn der Lockdowns. Hatten zuvor noch fünfundsiebzig Prozent der amerikanischen Erwachsenen angegeben, keine Symptome von Depression zu verspüren, war diese Zahl bis April 2020 auf unter fünfzig Prozent gesunken. Das ist ein gewaltiger Sprung!

Aber das Problem geht über COVID-19 hinaus. Es gibt da draußen Interessengruppen – ganze Institutionen und Industrien, wenn wir mal ehrlich sind –, die das Elend der Leute ausnutzen, ihnen Unsinn verkaufen, sie noch wütender machen, sie mit Lügen füttern und ihre Unzufriedenheit schüren. Und das allein um des Profits willen und um politisch zu punkten. Diese Kräfte haben ihr ganz spezielles Interesse daran, die Leute unglücklich und hilflos zu halten. Sie wollen verschleiern, wie einfach es doch sein sollte, sich mit simplen Werkzeugen – wie Nützlichkeit und persönlicher Autarkie – zu beschäftigen, den wichtigsten Waffen im Kampf gegen Elend, Unzufriedenheit und Apathie.

Meiner Ansicht nach ist das der Grund, warum Millionen Menschen auf der ganzen Welt Podcasts, Substacks und Newsletter wie den meinen nutzen, um Antworten zu bekommen, die für sie Hand und Fuß haben. Unsere Kultur ist ganz allgemein so problematisch geworden, dass die Leute zu jemandem kommen, dem sie vertrauen können, jemandem, der sich weigert, all die depperten Spielchen mitzuspielen, jemandem, der schonungslos positiv zu sein versucht, wo alle anderen unerbittlich negativ sind.

Das sind die Leute, die mir jeden Tag im Fitnessstudio begegneten. Und ich fühlte mich mit ihnen verwandt, weil sie eine Menge von den Gefühlen zum Ausdruck brachten, die ich selbst empfand, nachdem ich 2011 aus dem Amt ausgeschieden war und alles um mich zerbrach. Außerdem merkte ich, dass ich aus einem recht vertrauten Werkzeugkasten schöpfte, wenn ich ihnen Ratschläge und Zuspruch gab, wenn ich versuchte, sie zu inspirieren, zu beruhigen und ihnen Mut zu machen.

Es war der Werkzeugkasten, den ich im Laufe von sechs Jahrzehnten entwickelt und auf meinem Weg durch die drei ersten Akte meines Lebens erfolgreich eingesetzt hatte. Es waren dieselben Werkzeuge, auf die ich gut zehn Jahre zuvor zurückgegriffen hatte, als ich in einem schwarzen Loch steckte und beschloss, mich wieder nach oben zu arbeiten. Dieser Werkzeugkasten ist alles andere als revolutionär. Wenn überhaupt, dann ist er zeitlos. Diese Werkzeuge haben schon immer funktioniert. Und sie werden immer funktionieren. Ich betrachte sie als Elemente eines Entwurfs, oder besser, eines Leitfadens für ein glückliches, erfolgreiches und nützliches Leben – was immer das für dich bedeuten mag.

Dazu gehört, dass man weiß, wohin man will und wie man da hinkommt, und dass man bereit ist, sich dafür ins Zeug zu legen und den Menschen, die einem wichtig sind, zu vermitteln, dass der Weg, auf den man sie bringen will, die Mühe wert ist. Dazu gehört auch die Fähigkeit, einen anderen Gang einzulegen, wenn man unterwegs auf Hindernisse stößt, und die Fähigkeit, offen zu bleiben und von seiner Umgebung zu lernen, um neue Wege zu finden. Und dazu gehört auch, und das ist das Wichtigste, dass man sich nach Erreichen seines Ziels zu all der Hilfe bekennt, die man unterwegs erhalten hat, und sich dann entsprechend revanchiert.

Dieses Buch trägt den Titel Be Useful – »Mach dich nützlich«, denn das ist der beste Ratschlag, den mir mein Vater jemals gegeben hat, ein Rat, der sich in meinem Hirn festgesetzt und mich nie wieder losgelassen hat. So hoffe ich denn auch, dass die Ratschläge, die ich euch auf den folgenden Seiten gebe, die gleiche Wirkung haben. Mich nützlich zu machen war auch die treibende Kraft hinter all meinen Entscheidungen und die organisierende Kraft hinter den Werkzeugen, mithilfe derer ich diese traf. Bodybuilding-Champion, millionenschwerer Geschäftsmann, Staatsdiener – das alles wollte ich sein, das waren meine Ziele, aber es war nicht das, was mich motivierte.

Jahrelang konnte mein Vater so gar nichts anfangen mit meiner Auffassung von Nützlichkeit, und so geht es mir womöglich letzten Endes auch mit der euren. Aber das ist weder Sinn noch Zweck eines guten Rats. Es geht nicht darum, euch zu sagen, was ihr bauen sollt, sondern darum, euch zu zeigen, wie ihr bauen sollt und warum das wichtig ist. Mein Vater ist im selben Alter gestorben, in dem ich war, als meine Welt über mir zusammenbrach. Ich hatte nie die Gelegenheit, ihn zu fragen, was ich machen sollte, aber ich kann mir gut vorstellen, was er mir gesagt hätte: »Mach dich nützlich, Arnold.«

Ich habe dieses Buch diesen Worten zu Ehren geschrieben und um seinen Rat weiterzugeben. Ich habe es in Würdigung der Jahre geschrieben, die er nicht hatte, die ich aber nutzen konnte, um etwas wiedergutzumachen, um wieder hochzukommen, von ganz unten, und den vierten Akt meines Lebens zu gestalten. Ich habe dieses Buch in der Überzeugung geschrieben, dass jeder von den Werkzeugen profitieren kann, die ich in jeder Phase meines Lebens eingesetzt habe, und dass wir alle einen zuverlässigen Leitfaden brauchen, um das Leben zu führen, das uns vorschwebt.

Aber vor allem habe ich es geschrieben, weil jeder sich nützlich zu machen hat.

BE USEFUL

KAPITEL 1

DAS WICHTIGSTE: EINE KLARE VISION

So viele unserer Besten wissen nicht mehr weiter.

So viele von den Guten wissen mit ihrem Leben nichts anzufangen. Sie sind kränklich. Sie sind unglücklich. Siebzig Prozent von ihnen hassen ihren Job. Ihre Beziehungen sind unbefriedigend. Sie lächeln nicht. Sie lachen nicht. Ihnen fehlt es an Energie. Sie kommen sich nutzlos und hilflos vor, als fühlten sie sich vom Leben aufs Abstellgleis geschoben.

Wenn du weißt, wonach du suchen musst, siehst du diese Menschen überall. Womöglich sogar beim Blick in den Spiegel. Das ist durchaus okay. Du bist nicht kaputt. Ebenso wenig wie die anderen. So ergeht es einem eben, wenn man keine klare Vision für sein Leben hat und sich entweder mit dem zufrieden gibt, was man kriegen kann, oder mit dem, was man verdient zu haben glaubt.

Das lässt sich ändern. Denn alles Gute, jede große Veränderung, beginnt mit einer klaren Vision.

Eine Vision ist das Wichtigste. Eine Vision gibt Sinn und Bedeutung. Eine klare Vision zu haben bedeutet, ein Bild davon zu haben, wie dein Leben deiner Vorstellung nach aussehen soll, und einen Plan, wie du das erreichst. Menschen, die nicht mehr weiterwissen, haben weder das eine noch das andere. Sie haben weder das Bild noch den Plan. Sie schauen in den Spiegel und fragen sich: »Wie zum Teufel konnte es so weit kommen?« Aber sie haben keine Antwort darauf. Sie haben so viele Entscheidungen getroffen und so viele Maßnahmen ergriffen, die sie an diesen Punkt gebracht haben, und doch haben sie keine Ahnung, welche das waren. Sie legen sich sogar mit einem an: »Ich hasse das hier, warum hätte ich mich dafür entscheiden sollen?« Aber niemand hat sie gezwungen, sich diesen Ring an den Finger zu stecken, oder ihnen den zweiten Cheeseburger in die Hand gedrückt. Niemand hat sie mit Gewalt in diesen aussichtslosen Job gesteckt. Niemand hat sie gezwungen, die Schule zu schwänzen, das Training zu verpassen oder nicht mehr zur Kirche zu gehen. Niemand hat sie gezwungen, Nacht für Nacht bis in die Puppen vor der Glotze zu daddeln, anstatt ihre acht Stunden Schlaf zu bekommen. Niemand hat sie gezwungen, noch ein Bier zu trinken oder ihren letzten Dollar auf den Kopf zu hauen.

Und doch glauben sie, was sie da sagen. Felsenfest. Und ich glaube, dass sie es glauben. Sie haben das Gefühl, dass ihnen das Leben irgendwie passiert ist. Einfach so. Sie glauben wirklich, sie hätten keine andere Wahl, kein Mitspracherecht an ihrem Leben gehabt.

Und wisst ihr was? Zum Teil haben sie sogar recht.

Keiner von uns kann sich aussuchen, woher er kommt. Ich bin in einem kleinen Kaff in Österreich aufgewachsen, zu Beginn des Kalten Krieges. Meine Mutter war voller Liebe. Mein Vater war streng und konnte auch schon mal gewalttätig werden, aber ich hatte ihn furchtbar gern. Es war kompliziert. Ich bin sicher, eure Geschichte ist auch kompliziert. Ich wette, eure Kindheit war schwieriger, als die Leute um euch herum glauben. Wir können diese Geschichten nicht ändern, aber wir können entscheiden, wie es weitergeht.

Es gibt Gründe und Erklärungen für alles, was uns bis heute passiert ist, das Gute wie das Schlechte. Aber in den meisten Fällen lag es nicht daran, dass wir keine Wahl gehabt hätten. Wir haben immer eine Wahl. Was wir nicht immer haben – es sei denn, wir sorgen dafür –, ist ein Maßstab, an dem wir unsere Entscheidungen messen können.

Genau das ist es, was du durch eine klare Vision bekommst: eine Möglichkeit, dir ein Urteil darüber zu bilden, ob eine Entscheidung die richtige oder die falsche für dich ist – je nachdem, ob sie dich deinem Wunschleben näher bringt oder ob sie dich davon entfernt. Wird das Bild von deiner idealen Zukunft in deinem Kopf durch das, wofür du dich entschieden hast, unschärfer oder schärfer?

Unsere Glücklichsten und Erfolgreichsten tun alles in ihrer Macht Stehende, um falsche Entscheidungen zu vermeiden, Entscheidungen, die für Unklarheit sorgen und sie von ihren Zielen abbringen. Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, Entscheidungen zu treffen, die ihre Vision klarer hervortreten lassen und sie ihrem Ziel näherbringen. Es spielt keine Rolle, ob es bei ihren Erwägungen um eine Kleinigkeit oder um was ganz Großes geht, der Entscheidungsprozess ist immer derselbe.

Der einzige Unterschied zwischen ihnen und uns, zwischen mir und dir, egal zwischen wem, ist die Klarheit des Bildes, das wir von unserer Zukunft haben, die Stärke unseres Plans, um dieses Bild zu verwirklichen, und ob wir akzeptiert haben, dass die Entscheidung, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, bei uns liegt und nur bei uns.

Aber wie stellen wir das an? Wie lässt sich eine klare Vision von Grund auf entwickeln? Meiner Meinung nach haben wir dafür zwei Möglichkeiten. Wir können klein anfangen und darauf aufbauen, bis wir ein großes, klares Bild vor uns sehen. Oder man kann breit anfangen, sozusagen in der Totalen, und sich dann, wie mit einem Objektiv, reinzoomen, bis plötzlich ein scharfes und klares Bild entsteht. So jedenfalls war das bei mir.

VONDERTOTALENZURNAHAUFNAHME

Die früheste Vision, die ich für mein Leben hatte, war recht breit angelegt. Es ging um Amerika. Konkreter war das nicht. Ich war zehn Jahre alt. Ich war eben an die Hauptschule in Graz gewechselt, der großen Stadt östlich von Thal, wo ich aufgewachsen war. Es schien mir gerade so, als ob ich damals rund um mich herum die erstaunlichsten Sachen über Amerika sah. Im Unterricht, auf den Titelseiten von Illustrierten, in den Wochenschauen, die es vor dem Hauptfilm im Kino gab.

Ich sah Bilder von der Golden Gate Bridge und Cadillacs mit großen Heckflossen auf riesigen sechsspurigen Autobahnen. Ich sah Filme, die in Hollywood gedreht waren, und Rock-’n’-Roll-Stars in New Yorker Talkshows. Ich sah das Chrysler Building und das Empire State Building, neben dem sich selbst das höchste Gebäude Österreichs wie ein Schuppen ausnahm. Ich sah palmengesäumte Straßen und schöne Mädchen am Muscle Beach.

Es war Amerika in Surround Sound. Alles war groß und strahlend hell. Diese Bilder wirkten wie Viagra auf die Träume eines formbaren kleinen Buben wie mich. Und sie hätten mit einem Warnhinweis kommen sollen, denn die Visionen vom Leben in Amerika, die sie weckten, waren nicht nach vier Stunden wieder weg.

Ich wusste: Da gehöre ich hin.

Was ich dort machen sollte? Keine Ahnung. Wie schon gesagt, es war eine breit angelegte Vision. Eine Aufnahme aus der Totalen mit völlig unscharfem Bild. Ich war jung. Was wusste ich schon? Ich sollte jedoch lernen, dass einige der stärksten Visionen auf diese Weise entstehen. Aus den Obsessionen unserer Jugend, bevor unsere Ansichten über sie unter den Urteilen anderer Schaden nehmen. Der berühmte Big-Wave-Surfer Garrett McNamara hat mal zum Thema Unzufriedenheit im Leben gesagt, man solle sich »zurückversetzen ins dritte Lebensjahr, herausfinden, was man besonders gern gemacht hat, überlegen, wie man das zu seinem Leben machen kann, dann eine Route aufzeichnen und ihr folgen«. Er beschrieb damit den Prozess für die Entwicklung einer Vision, und für meine Begriffe liegt er damit genau richtig. Ganz so leicht ist das natürlich nicht, aber von der Idee her so einfach, und es kann damit beginnen, dass man in die Vergangenheit zurückblickt und ganz allgemein darüber nachdenkt, woran einem früher besonders viel lag. Deine Obsessionen sind ein Hinweis auf deine früheste Vision von dir selbst – hättest du der nur von Anfang an Beachtung geschenkt.

Man schaue sich nur jemanden wie Tiger Woods an – der führte seine Putting-Fähigkeiten als Zweijähriger in der Mike Douglas Show vor. Oder die Williams-Schwestern. Kaum einer weiß das, aber ihr Vater Richard hat seine fünf Kinder alle schon in jungen Jahren auf den Tennisplatz gestellt, und sie hatten alle Talent. Aber nur Venus und Serena zeigten Leidenschaft für den Sport. Nur ihnen wurde er zur Obsession. Und so bestimmte Tennis die Art und Weise, wie sie aufwuchsen und wie sie sich selbst sahen.

Genauso war das bei Steven Spielberg. Der war als kleiner Junge kein großer Filmfan. Er sah lieber fern. Irgendwann bekam dann sein Vater zum Vatertag eine kleine 8-mm-Kamera zum Aufzeichnen der Familienausflüge, und mit der begann Steven herumzuspielen. Damit entdeckte er das Filmemachen etwa im selben Alter, in dem ich Amerika zu entdecken begann. Mit zwölf drehte er seinen ersten Film. Mit dreizehn machte er bei den Pfadfindern mit einem Film sein Verdienstabzeichen für Fotografie. Er nahm die Kamera sogar auf die Ausflüge der Pfadfinder mit. Nachdem er gerade mit seiner Familie quer über den Kontinent von New Jersey nach Arizona gezogen war, gab die Filmerei seinem Leben zum ersten Mal einen gewissen Sinn.

Es ging nicht darum, nach Hollywood zu gehen. Es ging nicht um einen Oscar für den besten Film oder die beste Regie. Es ging nicht darum, reich und berühmt zu werden oder mit glamourösen Filmstars zu drehen. Diese speziellen Ambitionen sollten sich erst später einstellen. Nein, am Anfang bestand seine Vision einfach darin, Filme zu machen. Sie war damit groß und breit gefasst – wie bei Tiger (Golf), Venus und Serena (Tennis) und mir (Amerika).

Das ist völlig normal. Die meisten von uns brauchen das sogar. Fangen wir detaillierter an, wird die Geschichte zu schnell zu kompliziert. Eins nach dem anderen heißt hier die Devise. Wir übersehen sonst schnell mal die eine oder andere wichtige Etappe auf unserer Karte. Die breitangelegte Vision gibt einem da einen einfacheren und leichter zugänglichen Ausgangspunkt bei unserer Überlegung, wie und wann wir uns reinzoomen und ins Detail gehen sollen.

Das muss unsere Vision nicht unbedingt einschränken, es präzisiert sie vielmehr. Das Bild wird schärfer. Das ist, als würde man sich bei der Planung einer Reiseroute auf eine Weltkarte einzoomen. Die Welt setzt sich aus Kontinenten zusammen. Innerhalb der Kontinente liegen Länder, innerhalb der Länder Bundesstaaten oder Provinzen, innerhalb der Provinzen Bezirke und innerhalb der Bezirke Städte und Ortschaften. Und so kann man dann weitermachen. In Städten gibt es Viertel, und in Vierteln finden wir den einen oder andern Block. Blocks sind wiederum durch Straßen miteinander verbunden. Wenn du als Tourist einfach nur die Welt sehen willst, kannst du von Land zu Land oder von Stadt zu Stadt springen, da spielt das keine Rolle. Da brauchst du nicht auf Details zu achten. Aber wenn du einen Ort wirklich kennenlernen und das Beste aus dieser Erfahrung machen willst, wenn du diesen Ort vielleicht sogar eines Tages dein Zuhause nennen möchtest, dann solltest du dort auf die Straße gehen, mit den Einheimischen reden, jede Gasse erkunden, die Bräuche lernen und Neues ausprobieren. Erst dann wird die Reiseroute oder der Plan, den du zu erstellen versuchst, um deine Vision zu verwirklichen, wirklich Gestalt annehmen.

Was meinen eigenen Plan anbelangt, so begann dieser rund um das Bodybuilding Gestalt anzunehmen, als ich zum ersten Mal, von einem Augenblick auf den anderen, ein klares Bild von meiner Zukunft vor Augen hatte. Ich war noch ein Teenager und sah den damaligen Mr. Universum, den großen Reg Park, auf dem Cover von einem von Joe Weiders Muskelmagazinen. Ich hatte ihn in dem Sommer gerade in dem Sandalenfilm Herkuleserobert Atlantis gesehen. Der Artikel schilderte, wie Reg als Kind armer Leute in einer englischen Arbeiterstadt das Bodybuilding entdeckte und nach dem Sieg beim Mr.-Universum-Wettbewerb zur Schauspielerei überwechselte. Mir war auf der Stelle klar: Das war mein Weg, so käme ich nach Amerika.

Dein Weg wird anders aussehen, und auch das Ziel. Da geht es vielleicht um eine Berufswahl und einen Tapetenwechsel. Vielleicht geht es um ein Hobby, das du zum Lifestyle machen willst, vielleicht auch etwas, das zur Lebensaufgabe werden soll. Es gibt da eigentlich keine falsche Antwort, solange sie nur den Fokus deiner Vision schärft und die einzelnen zur Realisierung deiner Vision nötigen Schritte klarer hervortreten lässt.

Trotzdem kann dieser Teil für den einen oder anderen ausgesprochen schwierig sein, sogar für die, deren Vision besonders breit angelegt ist. Wenn ich heute ins Fitnessstudio gehe, sehe ich zum Beispiel immer wieder mal jemanden wie einen Schmetterling von Gerät zu Gerät flattern, und es ist sofort klar, dass hier der Trainingsplan fehlt. Ich gehe dann auf diese Person zu, und wir unterhalten uns. Ich habe das schon oft gemacht, und es läuft immer auf die gleiche Weise.

»Mit welchem Ziel kommst du denn ins Studio?«, frage ich.

»Ich möchte in Form kommen«, bekomme ich dann üblicherweise zu hören.

»Ja, super, fantastisch, aber in Form für was?«, hake ich nach. Das ist eine wichtige Frage, denn es gibt verschiedene Arten von »in Form«. Die »Form« eines Bodybuilders wird einem Bergsteiger oder Freikletterer nicht groß helfen. Wenn überhaupt, kann es eher schaden, wenn man all die zusätzliche Muskelmasse mit sich rumschleppen muss. Genauso nutzlos ist die Form eines Langstreckenläufers für einen Ringer, der sowohl schiere Kraft als auch explosive Schnelligkeit braucht.

Darauf kommen sie dann ins Stocken, suchen stotternd nach einer Antwort, von der sie glauben, dass ich sie hören will. Aber ich halte den Mund; ich lasse sie nicht vom Haken. Schließlich bekomme ich dann von den meisten eine ehrliche Antwort.

»Na ja, mein Arzt meint, ich soll zehn Kilo abnehmen und meinen Blutdruck in den Griff kriegen.«

»Ich möchte einfach am Strand gut aussehen.«

»Ich habe kleine Kinder und möchte mit denen rumtollen und ringen können.«

Das sind alles tolle Antworten. Ich kann mit jeder davon was anfangen. Dieses Heranzoomen gibt dir eine bestimmte Richtung, die dir hilft, dich auf die Übungen zu konzentrieren, mit denen du dein Ziel am besten erreichst.

Beim Bodybuilding dreht sich alles um dieses Ranzoomen. Nicht nur auf das, was genau man als Bodybuilder erreichen möchte, sondern auch auf die einzelnen Schritte, die im Fitnessstudio nötig sind, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Als ich im Herbst 1968 als Einundzwanzigjähriger nach Amerika kam, um im Gold’s Gym in Venice Beach unter dem großen Joe Weider zu trainieren, hatte ich bereits eine Reihe von Titeln gewonnen, darunter auch den Mr. Universum etwas früher im Jahr, was zugleich mein erster Auftritt als Profi war. Diese Titel waren Schritte auf dem Weg, der mir Joes Aufmerksamkeit einbrachte, und die wiederum hatte mich schließlich nach Amerika gebracht. Aber es waren dies nicht die letzten Schritte. Joe hatte mir die Reise nach Amerika nicht bezahlt, weil ich bereits ein Champion war. Er investierte in mich, weil er dachte, dass ich mehr als nur ein Champion sein könnte. Für einen Bodybuilder war ich noch recht jung. Außerdem hatte ich einen unglaublichen Hunger danach, hart zu arbeiten, und ein irrsinniges Verlangen, was ganz Großes zu sein. All das sah Joe in mir, und er war davon überzeugt, dass ich eine echte Chance hätte, der größte Bodybuilder der Welt zu werden, wenn nicht sogar aller Zeiten. Und er wollte mir dabei helfen, mich da noch genauer ranzuzoomen, um herauszufinden, was zu tun war, um der Größte aller Zeiten zu werden.

Ich war in Amerika, ich war Mr. Universum, und die Arbeit hatte gerade erst begonnen.

SCHAFFDIRRAUMUNDZEIT

Natürlich entwickelt nicht jeder schon mit fünfzehn eine Vorstellung davon, was er mit seinem Leben anfangen will, so wie ich. Ich hatte Glück. Ich wuchs in einem kleinen Dorf mit ungeteerten Straßen auf, in einem Haus ohne fließendes Wasser und sanitäre Einrichtungen. Ich hatte nichts als Zeit und Raum, um in den Tag hineinzuträumen, und ließ meiner Fantasie dabei freien Lauf. Ich war ein unbeschriebenes Blatt. Alles und jedes konnte Eindruck auf mich machen. Und das tat es auch.

Bilder von Amerika. Gladiatorenspiele mit meinen Freunden im Park. Eines Tages las ich für die Schule einen Artikel über einen Kraftdreikämpfer, der eben einen Rekord im Bankdrücken aufgestellt hatte: Mr. Austria, Kurt Marnul. Wie sich herausstellte, war einer meiner Freunde mit ihm bekannt, und wie der Zufall es wollte, trainierte er in nächster Nähe, in Graz. Als ich Herkules erobert Atlantis sah, erfuhr ich, dass Herkules von Mr. Universum gespielt wurde und dass Steve Reeves, der Schauspieler, der vor ihm den Herkules gespielt hatte, ebenfalls Mr. Universum gewesen war. Dann kam mir eines von Joe Weiders Muskelmagazinen mit Reg Park auf dem Cover unter, und ich erfuhr, dass Reg auch aus einer kleinen Arbeiterstadt stammte, genau wie ich.

All das waren Augenblicke der Inspiration, die sich mir einprägten. Sie trugen nicht nur zur Entwicklung meiner allerersten Vision bei, sie ließen diese auch klarer hervortreten und schärften sie, was mir etwas Konkretes gab, auf das sich die nächsten zwanzig Jahre über hinarbeiten ließ.

Für viele ist die Suche nach einer solchen Vision ein langwieriger Entdeckungsprozess, der sich über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zieht. Manche kommen nie ans Ziel. Sie leben ohne Vision. Sie haben nicht mal Erinnerungen an eine Obsession aus Kindertagen, die ihnen jetzt – im Erwachsenenalter – zu einer Vision werden könnte. Abgelenkt von all den Maschinen und Gerätschaften um sie herum, haben sie diese Erinnerungen und das Potenzial, das sie in sich tragen, verdrängt. Sie wurden ausgelöscht durch all das, was die Leute sich so hilflos vorkommen lässt – als wäre das Leben ihnen eben nur so passiert.

Das ist tragisch, aber absolut inakzeptabel ist es, einfach nur dazusitzen und nichts dagegen zu tun. Sozusagen das Opfer zu spielen. Nur du kannst dir dein Wunschleben selbst gestalten – niemand wird das für dich tun. Wenn du aus irgendeinem Grund noch nicht wissen solltest, wie dieses Leben aussehen soll, ist das in Ordnung. Aber jetzt ist dein Augenblick gekommen. Die Entscheidungen, die du von jetzt an triffst, sind das, was zählt. Und gerade deshalb solltest du jetzt zweierlei tun.

Erstens: Setz dir kleine Ziele. Kümmere dich vorerst mal nicht ums große Ganze. Geh einen Tag nach dem anderen an, und konzentriere dich darauf, dich jeden Tag zu verbessern und einen Erfolg zu verbuchen. Das können Trainings- oder auch Ernährungsziele sein. Es kann sich um Networking handeln oder darum, ein Buch zu lesen, oder einfach nur darum, Ordnung in dein Zuhause zu bringen. Fang mit etwas an, das du gern machst oder worauf du stolz sein kannst, wenn es geschafft ist. Mach das jeden Tag mit einem kleinen Ziel vor Augen, und achte dann darauf, wie deine Aufmerksamkeit sich dadurch verändert. Plötzlich wirst du feststellen, dass du alles mit anderen Augen siehst.