Be Your Own F*cking Hero - Tijen Onaran - E-Book

Be Your Own F*cking Hero E-Book

Tijen Onaran

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Beschreibung

Hallo Selbstbestimmung!

Mut bedeutet, du selbst zu sein. Doch oft verlässt er uns in den entscheidenden Momenten: in Verhandlungen, bei der Kleiderwahl, im Privaten. Wer Mut hat, eckt an. Mut zu haben, bedeutet immer auch, die Person zu sein, die anders ist – der Alien im Raum. Genau dieses Gefühl kennt Tijen Onaran. Sie ist Aufsteigerin, erfolgreiche Unternehmerin und eine der prominentesten Stimmen der deutschen Wirtschaft. Als Kind türkischer Eltern baute sie sich aus dem Nichts alles selbst auf. Immer wieder wurde sie damit konfrontiert, sie sei zu laut, zu leise, zu sexy, zu langweilig. Bis ihr klar wurde: Ich bin genau richtig!

In Be Your Own F*cking Hero erzählt Tijen, wie sie trotz oder gerade aufgrund ihrer sozialen Herkunft den Mut gefunden hat, ihren eigenen Weg zu gehen, eigene Unternehmen aufzubauen, zu sich selbst und zu ihrer Meinung zu stehen. Mit ihrer Geschichte motiviert sie alle, ihr privates und berufliches Glück selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und die eigene Stimme zu nutzen: »Sei Autor:in deiner ganz eigenen Geschichte und werde zur Heldin deines Lebens. Be your own f*cking hero!«

+++ Tijen Onaran wird Jurorin in der 14. Staffel der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Zuletzt wurde sie mit dem Deutschen Lesepreis der Stiftung Lesen ausgezeichnet +++

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Buch

Mut bedeutet, man selbst zu sein. Doch oft verlässt er uns in den entscheidenden Momenten: in Verhandlungen, bei der Kleiderwahl, im Privaten. Wer Mut hat, eckt an. Mut zu haben bedeutet immer auch, die Person zu sein, die anders ist – der Alien im Raum. Genau dieses Gefühl kennt Tijen Onaran. Sie ist Aufsteigerin, erfolgreiche Unternehmerin und eine der prominentesten Stimmen der deutschen Wirtschaft. Als Kind türkischer Eltern baute sie sich aus dem Nichts alles selbst auf. Immer wieder wurde sie damit konfrontiert, sie sei zu laut, zu leise, zu sexy, zu langweilig. Bis ihr klar wurde: Ich bin genau richtig!

In Be Your Own F*cking Hero erzählt Tijen, wie sie trotz oder gerade aufgrund ihrer sozialen Herkunft den Mut gefunden hat, ihren eigenen Weg zu gehen, eigene Unternehmen aufzubauen, zu sich selbst und zu ihrer Meinung zu stehen. Mit ihrer Geschichte motiviert sie alle, ihr privates und berufliches Glück selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und die eigene Stimme zu nutzen: »Sei Autor:in deiner ganz eigenen Geschichte und werde zur Heldin deines Lebens. Be your own f*cking hero!«

Autorinnen

Tijen Onaran, geboren 1985, ist Unternehmerin, Investorin, Autorin und eine der wichtigsten Meinungsmacherinnen Deutschlands, wenn es um Aufstieg, Diversität und Female Empowerment geht, sowie eine der prominentesten Stimmen der deutschen Wirtschaft. Sie wurde vom Manager Magazin zu den 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft gewählt, sie ist LinkedIn Top Voice und mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Lesepreis der Stiftung Lesen. Zuletzt erschien von ihr bei Goldmann der Spiegel-Bestseller Nur wer sichtbar ist, findet auch statt. Ihr Motto: »Trau Dich, weil Du es kannst«

Dagmar Zimmermann, Jahrgang 1982, ist Journalistin und Autorin. Sie betreut zudem Persönlichkeiten und Unternehmen in ihrer Medienarbeit und produziert für namhafte Firmen u.a. Corporate-Magazine. Zuvor war sie in leitenden Positionen bei Medienunternehmen wie Hubert Burda Media, Bauer Media Group und der Funke Mediengruppe tätig.

Außerdem von Tijen Onaran im ProgrammNur wer sichtbar ist, findet auch statt

TIJEN ONARAN mit Dagmar Zimmermann

BE YOUR OWN F*CKING HERO

Trau dich – weil du es kannst.

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von den Autorinnen und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorinnen beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Originalausgabe Oktober 2023

Copyright © 2023: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Covergestaltung: Heyde Design

Covermotiv: Daniel Sommer

Redaktion: Nina Schnackenbeck

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

EB ∙ CF

978-3-641-30922-0www.goldmann-verlag.de

INHALT

Vorwort

Kapitel 1 Jenny from the block

Vom Mut, zur eigenen Herkunft zu stehen

Kapitel 2 Der rote Lippenstift und ich

Mut zur Weiblichkeit

Kapitel 3 Mein Haus, mein Auto, mein Leben

Mut zur finanziellen Unabhängigkeit

Kapitel 4 Ich danke mir!

Vom Mut, selbst sein größter Fan zu sein

Kapitel 5 Ich warte nicht, ich frage

Mut zur Macht

Kapitel 6 Wer klein denkt, bleibt auch klein

Vom Mut, groß zu denken

Kapitel 7 I proudly present: Das bin ich!

Vom Mut, sichtbar zu sein

Kapitel 8 Everybody’s Darling is Everybody’s Depp

Vom Mut, gegen den Strom zu schwimmen

Kapitel 9 Fuck off!

Vom Mut, unperfekt zu sein

Kapitel 10 No toxic people!

Vom Mut, sich von den falschen Menschen zu trennen

Kapitel 11 Sprich. Es. Aus.

Vom Mut, die richtigen Worte zu finden

Kapitel 12 Wer nicht fragt, hat schon ein Nein kassiert

Vom Mut, Forderungen zu stellen

Kapitel 13 Ich muss gar nichts!

Mut zur Selbstbestimmung

Kapitel 14 Ich bin eine Emanze

Mut zum Feminismus

Kapitel 15 Von der Freiheit, Frau zu sein

Vom Mut, anders zu sein

Bildteil

Für mein jüngeres IchDanke, dass du nie aufgegeben hast und immer wieder den Mut hattest, für dich auf- und einzustehen.

VORWORT

Hi, ich bin Tijen,

ich bin:

zu fordernd,

zu direkt,

zu auffällig,

zu kritisch,

zu provokant,

generell einfach zu viel.

In jedem Fall wurde ich so schon oft bezeichnet. Bis ich irgendwann festgestellt habe: Ich bin genau richtig. Und – Preview – du bist es auch.

Meine Geschichte beginnt in einer kleinen Mietwohnung in Karlsruhe. Obwohl bei meinen Eltern jede*r willkommen war, drückte ich mich davor, Freundinnen einzuladen. Wir hatten nicht viel Platz, und meinen Eltern fehlte das Geld, unsere Wohnung schön einzurichten. Ich schämte mich.

Später dann: Ein Auslandssemester als Schülerin? Fehlanzeige!

Familienurlaube – statt Saint-Tropez nur Türkei, die Heimat meiner Eltern. Heißt konkret: von Couch zu Couch, von einer Tante zum nächsten Onkel.

Was ich in meiner Kindheit erlebte, setzte sich in meinem späteren Leben fort. Im Studium, bei meinen ersten Schritten in der Politik und im Beruf merkte man mir meine soziale Herkunft zwar nicht direkt an, sie prägte aber mich und meinen Lebensweg. Um aufzusteigen und Karriere zu machen, konnten mir meine Eltern kein Verhalten, keinen Habitus und keine Tonalität mitgeben – so gern sie es sicher getan hätten.

In den kommenden Jahren sagte mir ständig jemand, wie ich zu sein hätte, was ich zu sagen hätte und was ich zu tun hätte – egal, wie ich mich fühlte. Dabei stellte ich fest: Den Mut aufzubringen, ich selbst zu sein, ist die größte Lebensaufgabe überhaupt. Aber ich verspreche dir: Mit Mut kannst du im Leben viel erreichen. Und das Beste: Mutig zu sein, kannst du lernen. Egal, ob es darum geht, das Kleidungsstück zu kaufen, das du schon immer tragen wolltest, den Job zu machen, von dem du träumst, oder darum, in einem entscheidenden Moment für dich einzustehen. Denn oft ist es doch so, dass einen genau dann dieser Mut verlässt: vor dem Kleiderschrank, in der Verhandlung, im Privaten. Es ist Zeit, das zu ändern!

Wer Mut zeigt, eckt an. Mut zu haben, bedeutet auch für mich immer, die Person zu sein, die anders ist: der Alien im Raum.

Heute bin ich Unternehmerin, eine der prominentesten Stimmen der deutschen Wirtschaft und Jurymitglied bei einem der bekanntesten TV-Formate Deutschlands. Als Kind türkischer Eltern baute ich mir aus dem Nichts als Aufsteigerin alles selbst auf – ohne Tennisplatz-Netzwerk und Golfclub-Connections.

Dir alles selbst zu erschaffen ist möglich. Aber es braucht länger. Und es braucht Mut. Diesen Mut habe ich mir hart erarbeitet, auch wenn Leute mir bis heute absprechen wollen, ich selbst zu sein.

In diesem Buch sage ich dir, wie ich trotz oder gerade aufgrund meiner sozialen Herkunft den Mut gefunden habe, meinen eigenen Weg zu gehen, mehrere Unternehmen aufzubauen und zu mir, meiner Herkunft und meiner Meinung zu stehen. Meine Geschichte soll dich motivieren – für dich auf- und einzustehen, dein privates und berufliches Glück mutig und selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und deine Stimme zu nutzen.

Sei Autor*in deiner ganz persönlichen Geschichte und werde Held*in deines Lebens: Be your own f *cking hero.

Ich bin:

zu laut,

zu leise,

zu sexy,

zu langweilig.

Und was bist du?

Deine Tijen

KAPITEL 1 Jenny from the block

Vom Mut, zur eigenen Herkunft zu stehen

Für die einen ist es nur eine Tür, für mich ist es der Ort, an dem alles angefangen hat. Der Eingang zu unserer ehemaligen Wohnung. Das Tor voller Graffiti, die Klingelschilder zugeklebt, die ausgedrückten Kippen davor: Willkommen an der Tür zu meinem alten Zuhause!

Jedes Mal, wenn ich in meiner Heimatstadt Karlsruhe bin, laufe ich hier vorbei, weil die Straße vom Bahnhof auch zur neuen Wohnung meiner Eltern führt. Und ich erinnere mich, wie ich hier groß geworden bin. Jenny from the block – aus Karlsruhe!

»Ausfahrt freihalten« steht auf einem Schild – so als hätte mir das Schicksal schon damals sagen wollen: Du findest deinen Weg, egal über welche Hindernisse du stolperst.

From zero to hero! Dass ich das geschafft habe, wurde mir Weihnachten 2022 so richtig bewusst, weil ich Zeit hatte, in Ruhe zu reflektieren. Denn kurze Zeit später würde ich mit Douglas meinen eigenen Lippenstift »Red Tijen« auf den Markt bringen. Die ersten Kapitel für mein neues, dieses Buch waren getextet. Und mit meinem Unternehmen Global Digital Women standen wir kurz vor der Veröffentlichung spannender Diversity-Studien. Dazu endlich die Möglichkeit, andere Menschen finanziell durch meine Investments oder auch durch mein Netzwerk zu unterstützen.

I mean: Alles Dinge, die ich mir als kleines Mädchen stark gewünscht hatte. Als Kind war ich oft traurig, weil wir es uns nicht leisten konnten, Feste zu feiern. Ich schwor mir damals, dass ich – wenn ich es mir eines Tages leisten könnte – selbst Menschen an meinem Tisch platzieren und Feste feiern würde. Genau das tat ich – und erledigte in Gedanken die Bestellung für unsere Silvesterparty.

An besagtem Weihnachten liefen auf der Spotify-Playlist Christmas-Songs rauf und runter, und mein Ehemann Marco und ich spielten UNO. Während ich die eine oder andere Regel großzügig und zu meinen Gunsten auslegte (sorry, Marco!), kam mir eine Metapher in den Sinn, die perfekt passte.

Das Leben gleicht einem klassischen Kartenspiel. Wenn wir geboren werden, werden die Karten gemischt und ausgeteilt.

Asse und Könige sind das perfekte Blatt. Harter Tobak, wenn man wie ich von Anfang an weder das eine noch das andere in den Händen hält.

Die eigene soziale Herkunft nicht als Manko, sondern als Chance zu sehen – das erfordert viel Mut und ließ mich oft verzweifeln. Es ist wohl auch deshalb für mich zu einem Ritual geworden, zum Eingang unserer ehemaligen Wohnung zu gehen, wenn ich in Karlsruhe bin, weil meine Entwicklung nicht selbstverständlich ist.

Es steckt sehr viel Arbeit dahinter, es von ganz unten nach ganz oben zu schaffen. Die Erste in der Familie zu sein. Die Erste, die studiert. Die Erste, die ein Netzwerk aufbaut. Die Erste, die ein Unternehmen gründet.

Es braucht viel dazu – viel Durchhaltevermögen, viel Selbstvertrauen. Es geht nicht ohne Tränen, Wut, schlaflose Nächte.

Wie jemand aufgewachsen ist, wie hart jemand dafür gearbeitet und gekämpft hat, um sich Dinge leisten zu können, das sieht niemand.

Soziale Herkunft ist nicht sichtbar, wenn man es erst einmal geschafft hat. Aber es ist eben auch nichts, wofür man sich schämen muss, das würde ich der kleinen Tijen gern zurufen. Dass man mit wenig bis null Spielsachen auskommen kann und dass es okay ist, keine Markenklamotten zu tragen.

23,8 Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte lebten 2022 in Deutschland. Ich bin eine von ihnen. Was uns alle eint, sind die erschwerten Jobchancen, weil der Name nicht deutsch genug klingt, weil man Tijen und nicht Thomas heißt. Dass der Name und damit die Herkunft starken Einfluss darauf haben, ob Bewerber*innen positive Rückmeldungen erhalten, bestätigen zahlreiche Studien wie die des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.

Andere Studien fanden heraus: Menschen mit türkischem Namen müssen 40 Prozent mehr Bewerbungen schreiben als Menschen mit deutsch klingendem Namen. 40 Prozent!

Während 7,4 von 10 Kindern mit studierten Eltern selbst ein Studium beginnen, sind es bei Kindern mit nicht studierten Eltern nur 2,1.

Für mich ist das Grund genug, mich für Diversity einzusetzen. Der erste Schritt, den auch du mitgehen kannst:

Laut werden und aufmerksam darauf machen, dass Diversity Vielfalt bedeutet. Nicht nur im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch beim Thema Herkunft, Alter, Bildung und und und.

Heute bin ich CEO von vier Unternehmen, weil ich vor sechs Jahren an einem echten Tiefpunkt in meinem Leben war. Ich kündigte meinen damaligen Angestelltenjob, ohne etwas Neues zu haben. Ich hatte nicht wirklich etwas angespart, sodass ich eigentlich schnell wieder eine neue Arbeit finden musste. Ich nahm Gelegenheitsjobs an, um mich überhaupt zu finanzieren und über Wasser zu halten.

Das Einzige, das mir Kraft gab, waren meine Frauennetzwerk-Treffen, die ich damals schon organisierte und aus denen später meine Firma Global Digital Women entstanden ist.

Um es gleich vorwegzunehmen: Das hier soll sicher nicht in einen überromantischen Tenor einstimmen, dass du alles schaffen kannst, was du willst, wenn du es nur wirklich willst.

Aber wenn ich es mit meiner Story schaffe, soziale Herkunft etwas mehr zu enttabuisieren und nur eine Person empowere, dann bin ich happy.

Ob ich den Biss und die Ausdauer hätte, wäre ich in einem anderen Umfeld groß geworden? I don’t know.

Was ich aber weiß: Ich möchte mit meiner Geschichte Mut machen. Dass es auch ohne großes finanzielles Back-up geht. Ich bin mein eigenes Back-up, das ist anstrengend, aber macht mich stark und mutig. Immer noch und immer wieder.

»Weißt du, mein Schatz«, schrieb meine Mama vor einigen Monaten in einer WhatsApp. »Alles, was du gemacht hast, hast du ganz allein geschafft mit deinem Mann. Es hat dir niemand geholfen. Ich bin so was von stolz darauf, dass ich so tolle Kinder habe. Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel Erfolg, Glück, Kraft, Gesundheit, ich liebe euch.«

Auch wenn ich heute für mich selbst sorgen kann, sind solche Nachrichten unbezahlbar. Inzwischen teile ich die Worte meiner Mutter stolz in den sozialen Medien, vor ein paar Jahren dachte ich noch, ich müsse es vermeiden, über meine Herkunft zu sprechen. Sie nach außen hin zu zeigen? Unvorstellbar! Mit null Glitzer, null Glamour, wäre sie nicht cool genug, dachte ich.

Das trieb mich besonders um, als ich mich vor einigen Jahren selbstständig gemacht habe. Während ich nach einer Finanzierung für mein Unternehmen Global Digital Women schaute, las ich überall: »Gründerin XY hat wieder Millionen eingesammelt.« Ich wäre schon glücklich gewesen, hätte ich überhaupt Geld zur Gründung aufgetrieben.

Mein Vater steckte mir 50 Euro zur Unternehmensgründung zu. Natürlich zu wenig, um ein Business aufzubauen, aber dennoch genug, um mir zu zeigen, dass meine Eltern hinter mir standen.

Ich war bei der Bank, die mir natürlich keinen Kredit gewähren wollte. Durch einen Gründungszuschuss konnte ich die Anfänge finanzieren, zudem pumpten wir uns Geld von Marcos Mutter. Wäre das nicht gewesen: Ciao!

Heute bin ich dankbar, dass ich meiner Familie einiges zurückgeben kann – zum Beispiel, wenn es darum geht, dass ich ihnen Dinge kaufen kann, die sie sich immer gewünscht haben, oder dass wir als Familie ohne Stress und auf die Uhr schauen zu müssen, Zeit miteinander verbringen können.

Zeit war früher Mangelware. Konspirative Gespräche mit viel Tiefgang? Keine Chance! Meine Eltern, beide berufstätig, waren platt, als sie nach Feierabend nach Hause kamen. Stattdessen gab es »Silent disco« für mich. Ja, das trifft es ganz gut.

In unserer Familie gab es nichts im Überfluss, sieht man von Liebe ab. Das beste »Investment«, das meine Eltern mir und meinem jüngeren Bruder Cem mitgaben, ist genau diese Liebe, Urvertrauen und Humor. Und meine Mutter tut noch heute alles dafür, ein möglichst schönes Zuhause zu schaffen. Das sehe ich heute.

Immer aus allem das Beste machen, an sich selbst glauben, egal wie beschissen die Situation ist. Das habe ich mir von meiner Mama abgeschaut. Irgendwann kommt nach vielen Neins auch plötzlich ein Ja.

Jemand, der an dich glaubt.

Jemand, der dich weiterbringt.

Jemand, der dich empowered.

Als meine Mama vor einigen Jahren für eine Doku über mich spontan ein paar Worte in die Kamera sagte, war ich sehr stolz. Ich weiß, wie aufgeregt sie war, wie viel Mut sie aufbringen musste, aber sie hat es großartig gemacht – und sie war einfach sie selbst.

»Erst hat sie von mir gelernt, dann ich von ihr«, sagte meine Mama zu den Reportern. I’m not crying, you are crying …

Meine Mama war es auch, die mir beigebracht hat, anderen Menschen nichts zu neiden. Sondern es als Ansporn zu sehen, selbst große Dinge zu erreichen. Wie oft beobachte ich sie dabei, wie sie fremden Leuten auf der Straße Komplimente macht – weil sie wunderschöne Haare haben oder freundlich lächeln. Das ist für mich wahre Stärke und echtes Empowerment, für das jede*r von uns den Mut aufbringen kann!

Sosehr ich es liebe, Zeit mit meinen Eltern zu verbringen, so sehr genieße ich es, mir ein Hotel leisten zu können, wenn ich in Karlsruhe bin. Klar könnte ich über Nacht bei meinen Eltern schlafen, aber ich würde mich eingeengt fühlen, weil es mich zu sehr an früher erinnert.

Platz hatten wir nie viel. Vier Personen, drei Zimmer. Das war eins zu wenig. Mein Bruder Cem und ich teilten uns lange ein Zimmer. Nicht gerade das, was man sich als Teenie so vorstellt … Von unserem ganzen Zeug, das in die Mini-Wohnung passen musste, mal ganz abgesehen. Meine Freundinnen lebten in großen Häusern und noch größeren Gärten, in denen man herumrennen konnte.

Wenn ich könnte, würde ich heute in einer Halle leben. Ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett, fertig!

Das Budget meiner Eltern ging für den Alltag drauf – und für das private katholische Mädchen-Gymnasium, auf das sie mich schickten. Sie mussten sich sicher einiges dafür absparen, dass ich diese Schule besuchen konnte.

Obwohl beide nur das Beste für mich wollten, fiel mir dort die Schere besonders auf.

Zwischen Religionsunterricht und Ethik.

Zwischen Arm und Reich.

Zwischen mir und den anderen.

Ein Lehrer schrieb sogar ins Abschlussheft, dass er stolz sei, dass er die einzige Muslima an der Schule unterrichtet habe. Ich würde mich selbst nie als Muslima bezeichnen, es zeigt aber, in welchem Setting meine Schulzeit stattfand.

Mit meiner Quasselei wickelte ich die Lehrer*innen dennoch um den Finger, ich war bei ihnen beliebt. Mitarbeit »sehr gut« – Mathe »ungenügend«, um es herunterzubrechen. Kaum zu glauben, dass ich später so größenwahnsinnig war, Volkswirtschaft zu studieren.

Früher lebte ich praktisch in der Bibliothek. Für mich die einzige Möglichkeit, in eine Welt einzutauchen, die ich sonst nicht erleben konnte. Märchen, Romane, Detektiv-Geschichten, je mehr, desto besser! Ich erinnere mich, dass wir zwischen all den Dingen in unserer Wohnung nicht viel Sachen zum Spielen besaßen, aber Bücher auszuleihen, das war möglich.

Als ich Anfang 2023 den Deutschen Lesepreis in der Kategorie »Sonderpreis für prominentes Engagement« bekam, wäre ich fast ausgeflippt. Dieser Preis ist wirklich etwas Besonderes. Denn egal, wie erfolgreich man ist: Die Schritte, die einen bis zum Erfolg geführt haben, vergisst man nicht. In Zeiten, in denen vielen Mädchen und Frauen Bildung verwehrt wird, bedeutet mir der Deutsche Lesepreis besonders viel.

Bildung und damit auch Zugang zu bestimmten Kreisen ist oft immer noch abhängig von der Sozialisation. Auch mir konnte zu Hause niemand den Habitus lehren, was sich in einem bestimmten Umfeld gehört. Sich alles selbst beizubringen, zu erarbeiten, lässt dich jedes einzelne Mal über deine Komfortzone hinausgehen.

Wohl auch deshalb war die erste Netzwerkveranstaltung, an der ich teilnahm, der reinste Horror. Ich kam mir so fehl am Platz vor, weil sich alle anderen kannten. Sie schwärmten von gemeinsamen Erlebnissen und sprachen über Menschen, die sie verbanden.

Improvisation war zu der Zeit meine Königsdisziplin. Daraus wuchs meine Kreativität, Agilität und Flexibilität. Also alles, was rund um die (neue) Arbeitswelt in vielen schlauen Runden immerzu besprochen wird.

Auch wenn mich meine Eltern nicht in die Sphären des politischen Frühschoppens einführen konnten oder Visitenkarten vorgedruckt hatten, taten sie doch eins: Sie brachten den Mut auf, mit mir gemeinsam zu wachsen. Auch in den kleinen Dingen. Meine Mutter hat bei den Promis im Fernsehen gesehen, dass man immer eine Hand in die Tasche steckt oder in der Hüfte abstützt – Taille und so. Mein Vater hält wie Politiker*innen immer den Daumen in die Kamera, sobald wir Fotos machen.

Die Politik war für mich, was Kommunikation und Netzwerke betrifft, ohnehin die beste Schule.

Wie sind die Spielregeln?

Wer kennt wen?

Wo platziere ich meine Anliegen?

Heute weiß ich vieles besser als früher und möchte dennoch manchmal wegrennen, weil mich in manchen Momenten das Hochstapler-Syndrom begleitet. Es lässt Selbstzweifel in mir wachsen, und immer wieder komme ich in die Situation, mich nicht gut zu fühlen, weil meine Herkunft eine andere ist.

Wenn sich auf Events die Hitparade der deutschen Wirtschaft trifft, dann weiß ich im Grunde meines Herzens, dass ich vom Level her mitspielen kann, und trotzdem kommen auch bei mir noch Unsicherheiten auf.

Mein Weg – mein Learning:

Wenn es keine Alternative gibt, kein Netzwerk, kein Kapital, dann kannst du deinen Weg auch allein gehen, wenn du mutig genug bist.

Ich möchte andere inspirieren, mit meiner Sichtbarkeit und meinen Erfahrungen. Auch deshalb gehe ich immer wieder an meinem alten Zuhause vorbei.

Diese Tür, die ich jedes Mal, wenn ich in Karlsruhe bin, sehe, kennen viele. Doch egal, wie sie für dich aussieht: Du musst sie aufmachen und hindurchgehen.

Hast du den Mut mitzukommen?...Ende der Leseprobe