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Jamie McGuire

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Beschreibung

Heirate mich! Als Abby diese Worte spricht, ahnt Travis nicht, dass mehr dahinter steckt als ihre unbändige Liebe für ihn. Mehr als die Freude, endlich wieder vereint zu sein. Mehr als die Erleichterung, dem Unglück gerade noch entkommen zu sein. Denn der Beziehung der beiden steht die nächste schwere Prüfung bevor. Aber Abby hat einen Plan …

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.deFür Deana und SelenaÜbersetzung aus dem Amerikanischen vonHenriette ZeltnerVollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe1. Auflage 2014In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt. ISBN 978-3-492-96707-5© 2013 Jamie McGuireTitel der amerikanischen Originalausgabe:»A Beautiful Wedding«, Simon and Schuster, London 2013Deutschsprachige Ausgabe:© 2014 Piper Verlag GmbH, MünchenUmschlaggestaltung: Mona Kashani-FarUmschlagabbildung: megainarmy (Schmetterling), Picsfive (Schatulle), Marilyn Volan und ilolab (Hintergrund)/alle ShutterstockDatenkonvertierung: Uhl + Massopust, AalenAlle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

If I was drowning you would part the seaAnd risk your own life to rescue me …

BON JOVI »THANK YOU FOR LOVING ME«

1. KapitelAlibi

Abby

Ich spürte es kommen: ein wachsendes, beharrliches Unbehagen, das mir unter die Haut kroch. Je mehr Mühe ich mir gab, es zu ignorieren, desto unerträglicher wurde es. Wie eine juckende Stelle, an der man sich kratzen muss, oder ein Schrei, der einem auf den Lippen liegt. Mein Vater hat mal gesagt, bei dem dringenden Bedürfnis wegzulaufen, kurz bevor etwas schiefgeht, handle es sich um so eine Art Tick, einen Selbstverteidigungsmechanismus, der den Abernathys angeboren sei. Ich hatte mich, unmittelbar bevor das Feuer ausbrach, so gefühlt, und jetzt fühlte ich mich genauso.

Nur wenige Stunden nach dem Brand saß ich in Travis’ Zimmer, mein Herz raste, und meine Muskeln verkrampften sich. Mein Bauchgefühl drängte mich zur Tür. Ich sollte weglaufen, irgendwohin, nur fort von hier. Aber zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich nicht allein gehen. Ich vermochte kaum, mich auf die Stimme zu konzentrieren, die ich so liebte und die mir schilderte, welche Angst sie um mich gehabt hatte und wie nah sie der Rettung war, als sie die entgegengesetzte Richtung einschlug – die, die zu mir führte. So viele Menschen waren gestorben, manche waren von der State, und daher kannte ich sie nicht, andere waren mir aus der Cafeteria, aus dem Unterricht oder von früheren Kämpfen vertraut.

Irgendwie hatten wir überlebt, und jetzt saßen wir allein in seiner Wohnung, wo wir versuchten, alles zu verarbeiten. Ich fürchtete mich und hatte Schuldgefühle … denen gegenüber, die nicht mehr rausgekommen waren. Meine Lungen fühlten sich an, als seien sie voller Spinnweben und Flammen. Den widerlichen Geruch verschmorter Haut wurde ich nicht los. Er dominierte alles, obwohl ich ewig geduscht hatte. Er vermischte sich mit dem Minze- und Lavendelduft der Seife, mit der ich versucht hatte, ihn mir vom Leib zu scheuern. Genauso unauslöschlich waren die Geräusche. Die Sirenen, das Jammern und Klagen, die in Sorge und Panik gewechselten Worte, die Entsetzensschreie der Menschen, die an den Ort des Geschehens kamen und erfuhren, dass ein Freund noch da drin war. Alle sahen gleich aus, rußbedeckt, mit dem gleichen Ausdruck von Schrecken und Verzweiflung im Gesicht. Ein Albtraum.

Ich nahm alles wie durch Watte wahr, aber ich bekam mit, wie er sagte: »Das Einzige, wovor ich mich wirklich fürchte, ist ein Leben ohne dich, Täubchen.«

Wir hatten immer solches Glück gehabt. Selbst in einer finsteren Ecke von Vegas, als Bennys Gorillas uns angriffen, hatten wir irgendwie die Oberhand behalten. Travis war unbesiegbar. Aber er war Mitglied des Circle und hatte geholfen, einen Kampf unter so gefährlichen Bedingungen zu organisieren. Und am Ende waren so viele Collegestudenten tot … Diesen Kampf konnte nicht einmal Travis Maddox gewinnen. Unsere Beziehung hatte so vielem standgehalten, aber nun drohte Travis wirklich der Knast. Auch wenn ihm das vielleicht noch nicht klar war, aber dieses Hindernis konnte uns tatsächlich trennen. Darüber hatten wir keinerlei Kontrolle.

»Du hast nichts zu befürchten«, sagte ich. »Das mit uns währt ewig.«

Er seufzte und presste dann seine Lippen auf mein Haar. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, für einen einzigen Menschen so viel zu empfinden. Er hatte mich beschützt. Jetzt war es an mir, ihn zu beschützen.

»Das ist es«, flüsterte er.

»Was?«

»Ich wusste in der Sekunde, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, dass du etwas an dir hattest, das ich brauchte. Aber es war gar nichts an dir. Es warst du selbst.«

Ich schmolz dahin. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn und musste alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu beschützen. Was auch immer es kostete, wie verrückt es auch sein mochte. Ich musste ihn nur davon überzeugen.

Ich lehnte mich an ihn und schmiegte meine Wange an seine Brust. »Das sind wir, Trav. Nichts ergibt einen Sinn, wenn wir nicht zusammen sind. Hast du das schon bemerkt?«

»Bemerkt? Das erzähle ich dir doch schon seit einem Jahr! Ganz offiziell: Weibergeschichten, Kämpfe, Trennung, Parker, Vegas … sogar Feuer … unserer Beziehung kann nichts etwas anhaben.«

»Vegas?«, fragte ich.

In diesem Moment nahm der verrückteste Plan überhaupt in meinem Kopf Gestalt an. Doch die Idee ergab Sinn, wenn ich so in seine warmen braunen Augen schaute. Diese Augen bewirkten, dass einfach alles einen Sinn ergab. In seinem Gesicht und an seinem Hals waren immer noch Rußspuren. Eine mahnende Erinnerung daran, wie dicht davor wir gewesen waren, alles zu verlieren.

Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Wir würden nur das Nötigste brauchen und konnten in fünf Minuten zur Tür hinaus sein. Klamotten konnten wir uns dort kaufen. Je schneller wir aufbrächen, desto besser. Niemand würde glauben, dass zwei Menschen nach einer so schrecklichen Tragödie sofort in ein Flugzeug steigen würden. Das ergab keinen Sinn, also sollten wir es aus genau diesem Grund tun.

Ich musste Travis aus einem triftigen Grund weit genug von hier fortschaffen. Mit irgendetwas Glaubwürdigem, selbst wenn es verrückt war. Zum Glück war verrückt für Travis und mich nichts Ungewöhnliches. Und es war möglich, dass die Ermittler die Aussagen der Dutzenden Zeugen, die Travis diese Nacht im Kellergeschoss von Keaton Hall hatten kämpfen sehen, im Nachhinein anzweifeln würden – wenn erwiesen war, dass wir wenige Stunden später in Vegas geheiratet hatten. Das war absoluter Irrsinn, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Mir blieb auch keine Zeit, mir einen besseren Plan zu überlegen. Wir hätten schon weg sein sollen.

Travis schaute mich erwartungsvoll an, bereit, bedingungslos zu akzeptieren, was auch immer Verrücktes aus meinem Mund käme. Ich liebte ihn. Verdammt, ich liebte ihn, und ich konnte ihn doch jetzt nicht verlieren, nicht nach allem, was wir durchgestanden hatten, um es bis hierher zu schaffen. Nach jeglichem Maßstab waren wir zu jung zum Heiraten, zu unberechenbar. Wie oft hatten wir einander schon verletzt? Uns angebrüllt, um eine Minuten später zusammen im Bett zu landen? Aber wir hatten auch gerade gesehen, wie zerbrechlich das Leben war.

Wer wusste schon, wann das Schicksal zuschlagen und einen von uns mit sich fortreißen würde? Ich sah ihn entschlossen an. Er gehörte mir und ich ihm. Und wenn ich eines wusste, dann dass nur das wirklich zählte.

Er runzelte die Stirn. »Ja?«

»Hast du schon mal dran gedacht, ein weiteres Mal hinzufliegen?«

Er riss die Augen auf. »Ich glaube, für mich wäre das keine gute Idee.«

Erst vor Wochen hatte ich ihm das Herz gebrochen. Ich sah ihn noch vor mir, wie er hinter Americas Auto hergerannt war, als ihm klar wurde, dass ich Schluss gemacht hatte. Er hatte damals in Vegas für Benny kämpfen wollen, und ich weigerte mich, dorthin zurückzukehren. Nicht einmal ihm zuliebe. Während wir getrennt gewesen waren, war er durch die Hölle gegangen. Er hatte mich auf Knien angefleht zurückzukommen, und ich war so entschlossen gewesen, nie mehr zu meinem Leben in Nevada zurückzukehren, dass ich ihn verlassen hatte. Ich musste das letzte Miststück sein, wenn ich ihm jetzt vorschlug, dorthin zu fliegen. Halb rechnete ich damit, dass er mich hochkant rauswerfen würde, weil ich es überhaupt erwähnt hatte, aber es war nun mal der einzige Plan, den ich hatte, und ich war total verzweifelt.

»Und wenn wir nur für eine Nacht hinflögen?« Mehr als eine Nacht brauchte ich nicht. Wir mussten doch nur irgendwo anders sein.

Er ließ den Blick durch sein Zimmer schweifen, als würde er in der Dunkelheit nach dem suchen, was ich wohl hören wollte. So wollte ich gar nicht sein: heimlich tun und ein riesiges dummes Missverständnis verursachen. Aber ich konnte Travis nicht den wahren Grund dafür nennen, warum ich ihm gerade diesen Vorschlag gemacht hatte. Er hätte sich nie darauf eingelassen.

»Für eine Nacht?« Er hatte eindeutig keinen Schimmer, wie er antworten sollte. Wahrscheinlich hielt er es für einen Test, dabei wünschte ich mir doch nur, dass er Ja sagte.

»Heirate mich«, stieß ich hervor.

Er öffnete den Mund und schnappte stumm nach Luft. Ich wartete eine Ewigkeit, bis seine Mundwinkel sich nach oben bewegten und er seine Lippen auf meine presste. Sein Kuss löste tausend verschiedene Gefühle bei mir aus. Mein Gehirn schien zum Platzen gefüllt mit widerstreitenden Gedanken – Erleichterung und Panik. Es würde funktionieren. Wir würden heiraten, Travis hätte ein Alibi, und alles würde gut ausgehen.

O mein Gott.

Verdammte, heilige Scheiße.

Ich würde heiraten.

Travis

Abby Abernathy war für eine Sache berüchtigt: Sie verriet sich durch rein gar nichts. Sie konnte das Gesetz brechen und dazu lächeln, als wäre es einfach nur ein schöner Tag, und lügen, ohne dabei auch nur zu blinzeln. Nur ein einziger Mensch auf der Welt hatte eine geringe Chance, herauszufinden, womit sie sich verriet. Und genau das musste dieser eine Mensch auch tun, wenn er auch nur die geringste Chance mit ihr haben wollte.

Dieser eine Mensch war ich.

Abby hatte keine Kindheit gehabt, ich hatte meine Mom verloren – für zwei Leute, die auf dieselbe Wellenlänge kommen wollen, brachten wir also keine schlechten Voraussetzungen mit. Das verschaffte mir einen gewissen Vorteil, und nachdem ich dieses Ziel schon seit Monaten verfolgte, gelangte ich endlich zu einer Antwort:

Abby verriet sich durch – rein gar nichts. Für die meisten Leute mochte das keinen Sinn ergeben, für mich absolut. Das Fehlen irgendwelcher Anzeichen verriet sie. Ihr friedvoller Blick, ihr sanftes Lächeln, ihre entspannten Schultern warnten mich, dass etwas nicht stimmte.

Hätte ich sie nicht so gut gekannt, hätte ich denken können, dies sei eben unser Happy End. Aber sie heckte irgendwas aus. Während wir so am Terminal saßen und darauf warteten, das Flugzeug nach Vegas zu besteigen, während Abby sich eng an mich schmiegte, wäre es leicht gewesen, zu versuchen, es zu ignorieren. Sie hob immer wieder ihre Hand, betrachtete den Ring, den ich ihr schon längst gekauft hatte, und seufzte. Die Frau mittleren Alters, die uns gegenübersaß, beobachtete meine Frischverlobte und lächelte. Wahrscheinlich erinnerte sie sich an die Zeit, als sie selbst noch ihr ganzes Leben vor sich hatte. Sie wusste natürlich nicht, was diese Seufzer wirklich bedeuteten, aber ich hatte da so eine Ahnung.

Es war schwer, sich über das zu freuen, was wir vorhatten, wenn so viele Tote wie eine dunkle Wolke über uns hingen. In diesem Fall war das sogar wörtlich zu verstehen, denn ein großer Fernseher an der Wand sendete gerade die Lokalnachrichten. Bilder vom Feuer und den letzten Entwicklungen waren zu sehen. Man interviewte Josh Farney. Er war rußbedeckt und sah schrecklich aus, aber ich war froh zu sehen, dass er es überhaupt geschafft hatte. Er war ziemlich dicht gewesen, als ich ihm vor dem Kampf begegnet war. Aber die meisten Leute, die zum Circle kamen, waren entweder schon betrunken oder gaben sich ordentlich die Kante, während sie darauf warteten, dass ich und mein Gegner die Fäuste schwangen. Doch als die Flammen sich in dem Keller ausgebreitet hatten, war bestimmt jedem so viel Adrenalin in die Adern geschossen, dass auch die Besoffensten auf einen Schlag wieder stocknüchtern gewesen waren.

Ich wünschte mir so sehr, es wäre nicht passiert. So viele hatten ihr Leben verloren, und das war nicht gerade das, was man sich als Vorgeschichte der eigenen Hochzeit wünschte. Aus bitterer Erfahrung wusste ich, wie deplatziert die Erinnerung an eine Tragödie sein konnte. Dieses Datum mit etwas zu verknüpfen, das wir Jahr für Jahr feiern würden, hielt es im Zentrum unserer Erinnerung fest. Verdammt, die trugen weiterhin Leichen raus, und ich machte mir Gedanken wie über ein lästiges Ärgernis. Dabei gab es da draußen Eltern, die noch nicht mal wussten, dass sie ihre Kinder nie wiedersehen würden.

Meine selbstsüchtigen Überlegungen führten zu Schuldgefühlen und die wiederum zu einer Lüge. Es war sowieso schon das reinste Wunder, dass wir jetzt heiraten würden. Aber ich wollte nicht, dass Abby dachte, ich wäre irgendwas anderes als superaufgekratzt wegen der Hochzeit. Schließlich kannte ich sie und wusste, sie würde es missverstehen und ihre Meinung ändern. Also konzentrierte ich mich ganz auf sie und unser Vorhaben. Ich wollte ein normaler Ich-bin-so-nervös-dass-ich-kotzen-könnte-Bräutigam sein, denn weniger hatte sie nicht verdient. Es war ja auch nicht das erste Mal, dass ich so tun würde, als kümmere mich etwas nicht, das mich in Wahrheit permanent beschäftigte. Das lebende Beispiel dafür saß an mich gekuschelt neben mir.

Auf dem Bildschirm stand jetzt die Reporterin vor Keaton Hall, hielt das Mikrofon mit beiden Händen umklammert und hatte eine tiefe Falte zwischen den Augenbrauen: »… was die Familien der Opfer fragen werden: Wer trägt die Schuld daran? – Und damit zurück ins Studio, Kent.«

Plötzlich wurde mir wirklich übel. Bei so vielen Toten würde man natürlich jemanden zur Verantwortung ziehen. War es Adams Schuld? Würde er in den Knast wandern? Oder ich? Ich zog Abby noch enger an mich und küsste sie aufs Haar. Eine Frau hinter einem Schalter nahm ein Mikrofon zur Hand und begann zu sprechen. Da fing eines meiner Knie unkontrollierbar zu hüpfen an. Wenn wir nicht bald einsteigen konnten, würde ich mir Abby schnappen und nach Vegas rennen. Es fühlte sich an, als würde ich schneller dort sein als der Flieger. Die Flugbegleiterin informierte uns über das Boarding. Dabei hob und senkte sie die Stimme, wie sie es bei dieser vorschriftsmäßigen Ankündigung sicher schon eine Million Mal getan hatte. Sie klang wie die Lehrerin bei den Peanuts: gelangweilt, monoton und unmöglich zu verstehen.

Das Einzige, was einen Sinn ergab, waren die Gedanken, die sich in meinem Kopf ständig wiederholten: Ich war drauf und dran, der Ehemann der zweiten Frau zu werden, die ich je geliebt hatte.

Es war fast so weit. Verdammt. Scheiße, ja! Fuck, ja!

Ich würde heiraten!

2. KapitelAuf dem Weg

Abby

Ich schaute auf den glitzernden Klunker an meinem Finger und seufzte wieder. Aber es war nicht der lässige Seufzer eines jungen, frisch verlobten Mädchens, das gerade seinen ziemlich großen Diamanten betrachtet. Nein, es war ein sehr nachdenklicher Seufzer. Ein schwieriger Gedanke, der zu noch schwierigeren Gedanken führte. Aber es waren keine zweifelnden Gedanken. Wir konnten nicht ohne einander sein. Was wir vorhatten, war unvermeidlich, und Travis Maddox liebte mich auf eine Art und Weise, von der die meisten nur träumen konnten. Das Seufzen war erfüllt von Sorge um und Hoffnung auf meinen dummen Plan. Ich wollte so sehr, dass Travis nichts passierte. Es war fast schon mit bloßen Händen zu greifen.

»Lass das, Täubchen«, sagte Travis da. »Du machst mich nervös.«

»Er ist einfach … zu groß.«

»Er passt genau«, sagte er und lehnte sich zurück. Wir saßen eingekeilt zwischen einem Geschäftsmann, der leise in sein Handy sprach, und einem älteren Paar. Eine Mitarbeiterin der Fluglinie stand hinter dem Schalter am Gate und sprach in etwas, das wie ein Funkgerät aussah. Ich fragte mich, warum sie wohl kein gewöhnliches Mikrofon benutzte. Sie rief ein paar Namen auf und hängte dann das Gerät irgendwo hinter dem Schalter ein.

»Muss ausgebucht sein«, sagte Travis. Sein linker Arm ruhte oben auf meinem Sitz, sein Daumen massierte zärtlich meine Schulter. Er versuchte, entspannt zu wirken, aber sein hüpfendes Knie verriet ihn.

»Der Diamant ist riesig. Ich komme mir vor, als müsste ich jeden Moment überfallen werden«, sagte ich.

Travis lachte. »Zuallererst einmal wird dich verdammt noch mal keiner anrühren. Zweitens wurde dieser Ring dafür gemacht, auf deinem Finger zu stecken. Das wusste ich in dem Moment, als ich ihn sah –«

»Das ist eine Durchsage für die Passagiere des Flugs 2477 American Airlines nach Las Vegas. Wir suchen drei Passagiere, die bereit sind, einen späteren Flug zu nehmen. Wir bieten Ihnen Reisegutscheine, die von heute an ein Jahr lang gültig sind.«

Travis schaute mich an.

»Nein.«

»Hast du es eilig?«, fragte er schelmisch grinsend.

Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn. »In der Tat. Ja.« Dann wischte ich ihm mit meinem Zeigefinger ein winziges Rußteilchen aus der Augenbraue, das er beim Duschen nicht erwischt hatte.

»Danke, Baby«, sagte er und drückte mich an sich. Mit gerecktem Kinn und strahlenden Augen schaute er um sich. Er war so guter Laune, wie ich ihn zuletzt an dem Abend erlebt hatte, als er unsere Wette gewonnen hatte. Ich musste lächeln. Vernünftig oder nicht, es fühlte sich einfach gut an, so geliebt zu werden, und ich beschloss, auf der Stelle damit aufzuhören, mich dafür zu entschuldigen. Es gab schließlich Schlimmeres, als seinen Seelenverwandten zu früh im Leben zu finden. Und was hieß überhaupt »zu früh«?

»Ich habe mich einmal mit meiner Mutter über dich unterhalten«, sagte Travis und schaute dabei aus den großen Fenstern zu unserer Linken. Es war immer noch dunkel. Was auch immer er dort sah, befand sich nicht jenseits davon.

»Über mich? Ist das nicht irgendwie … unmöglich?«

»Nicht unbedingt. Es war an dem Tag, als sie starb.«

Adrenalin schoss durch meinen Körper und schien sich in meinen Finger- und Zehenspitzen zu sammeln. Travis hatte mir nie von seiner Mutter erzählt. Ich hatte ihn schon oft nach ihr fragen wollen, aber jedes Mal erinnerte ich mich daran, wie elend mir zumute wurde, sobald jemand mich nach meiner Mutter fragte, also ließ ich es bleiben.

Er fuhr fort. »Sie bat mich, mir ein Mädchen zu suchen, um das es sich zu kämpfen lohnt. Eines, das nicht leicht zu haben ist.«

Ich wurde ein wenig verlegen, weil ich mich fragte, ob das bedeutete, wie kompliziert ich sei. Denn das war ich schließlich auch, aber darum ging es gar nicht.

»Sie hat gesagt, ich dürfe niemals aufhören zu kämpfen, und das habe ich auch nicht. Sie hatte recht.« Er holte tief Luft und schien dabei diesen Gedanken in sein Bewusstsein sinken zu lassen.

Die Vorstellung, dass Travis mich für die Frau hielt, von der seine Mutter gesprochen hatte, dass sie mich gutgeheißen hätte, sorgte dafür, dass ich mich so angenommen fühlte wie noch nie. Diane, die vor knapp siebzehn Jahren gestorben war, vermittelte mir stärker das Gefühl, geliebt zu werden, als meine eigene Mutter es je vermocht hatte.

»Ich mag deine Mom«, sagte ich und lehnte mich an Travis’ Brust. Er schaute auf mich hinab und küsste einen Augenblick später mein Haar. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich hörte seiner Stimme an, wie bewegt er war. »Sie hätte dich auch gemocht. Da bin ich mir absolut sicher.«

Ende der Leseprobe