From Here to You - Jamie McGuire - E-Book
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Jamie McGuire

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Beschreibung

Die brandheiße Serie der Autorin des internationalen Bestsellers »Beautiful Disaster«: eine herzzerreißende Liebesgeschichte über eine Frau, die für einen Neuanfang kämpft, und einen Mann, der sie um jeden Preis beschützen will. »Diese Liebesgeschichte ist echt und einzigartig, und sie gibt jeder Frau Hoffnung auf das Unmögliche. Nichts ist wertvoller als das. Gut gemacht, McGuire!« (Audrey Carlan, Bestsellerautorin von »Calendar Girl« und »Trinity«) Was Leserinnen über »From Here to You« sagen: »Absolut süchtig machend!« »O Gott! Ich habe gerade Travis Maddox betrogen!« »Das beste Buch, das Jamie je geschrieben hat!« »Sexy und süß, aufrichtig und heiß, emotional und spannend.« Als Darby Dixon an ihrem Hochzeitstag in einem winzigen Bad in einer Kirche in Texas sitzt und einen positiven Schwangerschaftstest in Händen hält, wird ihr klar, dass eine Ehe mit ihrem gewalttätigen Verlobten die schlechteste Entscheidung ihres Lebens wäre. Sie war zwar noch nie sehr gut darin, auf sich selbst aufzupassen, aber jetzt geht es verdammt nochmal um die Zukunft ihres Babys. Also flieht sie mit wenig Geld und einer großen Portion Mut, um mit neuem Namen ein besseres Leben zu beginnen. Als Elitesoldat hat es Scott »Trex« Trexler in die gefährlichsten und korruptesten Krisengebiete der Welt verschlagen. Mit seinem neuesten, strenggeheimen Auftrag kehrt er nun endlich an den Ort zurück, an dem er sich das letzte Mal wirklich wohl gefühlt hat: Colorado Springs. In dem Moment, als Trex das Hotel betritt, in dem Darby inzwischen arbeitet, weiß sie, dass er gefährlich für sie ist. Er gibt zwar vor, nur einer der vielen heißen Feuerwehrmänner zu sein, die gegen den nahegelegenen Waldbrand kämpfen, aber Darby ahnt, dass etwas stimmt nicht. Auf keinen Fall wird sie sich wieder auf einen Mann einlassen, dem sie nicht völlig vertrauen kann – und Trex erzählt ihr offensichtlich nicht alles. Aber schon bald fällt es Darby trotzdem immer schwerer, ihr Herz davor zu schützen, doch Feuer zu fangen … »Jamie McGuire schreibt ohne Kompromisse. Einfach echt und süchtig machend.« USA heute

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Inhalt

Cover & Impressum

Kapitel 1

Darby

Kapitel 2

Trex

Kapitel 3

Darby

Kapitel 4

Trex

Kapitel 5

Darby

Kapitel 6

Trex

Kapitel 7

Trex

Kapitel 8

Darby

Kapitel 9

Trex

Kapitel 10

Darby

Kapitel 11

Trex

Kapitel 12

Darby

Kapitel 13

Trex

Kapitel 14

Darby

Kapitel 15

Trex

Kapitel 16

Darby

Kapitel 17

Trex

Kapitel 18

Darby

Kapitel 19

Darby

Kapitel 20

Trex

Kapitel 21

Darby

Kapitel 22

Darby

Kapitel 23

Trex

Kapitel 24

Trex

Kapitel 25

Darby

Kapitel 26

Trex

Kapitel 27

Darby

Kapitel 28

Trex

Kapitel 29

Darby

Dank

Kapitel 3

Darby

Der Kellner des mexikanischen Restaurants, das ich mir ausgesucht hatte, führte mich an einen der Holztische auf der Terrasse. Der Zementboden war klebrig, aber Glaswände draußen schützten immerhin vor dem fürchterlichen Wind und dem Rauch eines Feuers, das offenbar nicht weit von der Stadt entfernt loderte. Außerdem wurden in dem Lokal kostenlos Salsa und Zeitungen angeboten.

In einem Secondhandladen hatte ich mir eine Hose, ein Button-down-Shirt, einen BH, einen Baumwollslip und Ballerinas gekauft und alles gleich angezogen, zudem einen Rucksack, in dem sich ein marineblauer Kapuzenpulli sowie eine gemütliche lilagraue Schlabberhose befanden. Aber ich brauchte auch noch Kleidung für Vorstellungsgespräche, und die etwas schickeren Klamotten für Frauen waren in dem Geschäft gerade fünfzig Prozent herabgesetzt gewesen. Mein Hochzeitskleid hing mittlerweile in einem Pfandleihhaus nördlich der Innenstadt von Colorado Springs. Vierhundert Dollar hatte ich dafür bekommen. Das war nur die Hälfte dessen, was das Kleid noch vor weniger als sechs Monaten gekostet hatte, und das fand ich ausgesprochen schmerzhaft. Den Verlobungsring behielt ich für den Fall, dass ich später vielleicht einen Notgroschen benötigte, und versuchte, über das Ganze nicht allzu viel nachzudenken. Jede Gelegenheit, schnell an Geld zu kommen, war mir recht.

Mein wippendes Knie schlug immer wieder gegen die Tischplatte, und ein paar kleine Kinder in der Nähe schauten zu mir herüber. Doch ich konnte meine Nervosität nicht abstellen. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment würde Shawn in seinem blöden Pick-up auftauchen und mich an den Haaren zurück nach Texas zerren. Ich war zwar frei, hatte aber immer Angst, und das machte mich wütend. Der Kellner hatte einen Stift neben die Rechnung gelegt, wohl damit ich später den Kreditkartenbeleg unterschreiben konnte. Er konnte ja nicht ahnen, dass ich die acht Dollar fünfzig für das späte Mittagessen, bestehend aus einer Käsetortilla und einer Flasche Dr Pepper, bar bezahlen würde. Nun saß ich vor dem leeren Teller und kritzelte mit dem Kugelschreiber am Rand der Zeitungsartikel herum und markierte in den Stellenanzeigen alles von Sekretärin in einer Anwaltskanzlei bis zur Rezeptionistin für die Nachtschicht am Empfang eines Hotels. In Fort Hood hatte ich als Kellnerin gearbeitet und war dann die Freundin eines eifersüchtigen, überfürsorglichen, herrischen Mannes geworden, der nicht riskieren wollte, dass ich mit Leuten arbeitete, die mir vielleicht verrückte Ideen in den Kopf setzten – oder mit Männern, die mich zu lange anstarrten und glauben ließen, ich sei klüger, lustiger oder schöner, als Shawn fand.

»Das ist ziemlich gut«, meinte der Kellner und hielt eine Sekunde inne, um meine Zeichnung anzuschauen. »Was ist das?«

»Eine Palme … und ein Hulamädchen«, antwortete ich und versuchte, die breiten Linien und kleinen Details mit seinen Augen zu sehen. Ja, die Zeichnung war ziemlich gut. Schade, dass niemand den Job einer Kritzlerin zu vergeben hatte.

»Sind Sie zur Bibelarbeit hier?«

»Oh«, sagte ich und warf einen Blick auf Carlys Bibel neben mir. »Nein.«

»Hawaii, cool«, meinte er nickend und verschwand dann wieder.

Ich war noch nie auf Hawaii gewesen. Ich war noch nie irgendwo gewesen. Irgendwie hatte ich immer angenommen, ich würde mich gemeinsam mit Shawn aus Fort Hood wegbewegen und reisen. Jetzt befand ich mich zwölf Autostunden von dort entfernt und war allein. Doch als ich meine zusammengekauerte Körperhaltung bemerkte, mein zögerliches Verhalten, jemandem in die Augen zu schauen, wusste ich, Shawn war immer noch da, stand immer noch über dem sich ängstlich duckenden, getretenen Welpen, zu dem ich mich entwickelt hatte.

Ich hob vorsichtig einen meiner schwarzen Schuhe vom klebrigen Boden, um die Sitzposition zu ändern, und bemerkte das unangenehme Geräusch, das das machte. Ich musste mir immer wieder bewusst machen, dass niemand außer mir wusste, wo ich war, trotzdem warf ich alle paar Sekunden einen Blick auf den Parkplatz, um mich zu vergewissern, dass keine mir bekannten Fahrzeuge dort anhielten.

»Es geht dir gut«, flüsterte ich, während ich mehr Details in das lange, dunkle Haar des Hulamädchens zeichnete. Sie lächelte und war sorglos, etwas, das ich seit sehr langer Zeit nicht empfunden hatte. Im Bus dachte ich noch, sobald ich mein Reiseziel erreichen hätte, würde ich auf magische Weise wieder ganz die Alte sein – ohne Nervosität, ohne Sorgen, ohne überwältigende Angst. Die Zeit verging, und ich veränderte mich nicht, sondern meine Hoffnung wurde von etwas noch viel Dunklerem ersetzt. Ich wollte nicht zulassen, dass Shawn die Kontrolle über mich hatte, aber da saß ich nun und fürchtete mich mehr denn je vor ihm.

Das Colorado Springs Hotel befand sich nur wenige Meilen den Highway hoch, direkt hinter dem Red Rock Canyon. Ich fragte mich, ob das Hotel Mitarbeitern wohl Rabatte auf die Zimmerpreise gewährte. Das wäre die zwölf Dollar pro Stunde wert, die sie für den Job anboten. Ich verstaute die Bibel in meinem Rucksack, legte zwei Fünfdollarscheine auf den Tisch und ging zum Empfangstresen des Restaurants. Die Zeitung hielt ich in der Hand, und alles, was ich besaß, hing an meiner Schulter. Ich war um halb acht morgens in Colorado Springs angekommen. Nachdem ich in meinem Hochzeitskleid in Secondhandshops gestöbert, den Pfandleiher gefunden und einen Laden in der Innenstadt aufgesucht hatte, der normale Baumwollunterwäsche und Toilettenartikel verkaufte, konnte man den Tag als ziemlich produktiv bezeichnen. Nur leider hatte ich die ganze Zeit über Feuergeruch in der Nase.

»Entschuldigung«, sagte ich zu dem Mann am Empfang. »Dürfte ich bitte kurz Ihr Telefon benutzen?«

Er schüttelte den Kopf. »Wir haben kein Telefon.«

»Kein Telefon?«, wiederholte ich. Er schwindelte. Natürlich gab es hier ein Telefon, nur nicht für die Gäste. Ich seufzte. Ich betete, mich noch bewerben zu dürfen, wenn ich im Hotel ankam. Bis ich dort eintraf, wäre es schon zu dunkel, um noch etwas anderes zu finden, und ich würde verdammt viel Geld für ein Zimmer ausgeben müssen. Immerhin hätte ich dann ein Dach über dem Kopf.

Ich setzte den Rucksack auf, zurrte die Riemen fest und verließ das Restaurant. Dann lief ich über den Parkplatz zur Straße und dort in Richtung Süden. Die Sonne steckte hinter einem dicken, dunstigen Schleier und wirkte eher wie eine rosafarben leuchtende Kugel. Ich überlegte, ob es hier schneller dunkel wurde als in Texas. Auf der Straße herrschte reger Berufsverkehr, und manche wollten wohl noch vor Sonnenuntergang den Garden of the Gods und den Red Rock Canyon verlassen. Die Auspuffgase und der Rauch des Feuers brannten bei jedem Atemzug in der Kehle, also begann ich, schneller zu gehen, damit ich das Hotel bald erreichte. Rechts von mir krochen Autos, und links befand sich ein provisorischer Unterschlupf. Ein Mann hockte auf der Erde neben einem Einkaufswagen voll mit seinen Besitztümern. Er hatte ein schmutziges, verlebtes Gesicht, das von Kampf und Misserfolg erzählte. Eine dünne Blechwand schütze ihn vor dem Wind, und sein Leben schien mir wie eine große offene Wunde, die schon derart lange stark blutete, dass er selbst gar nicht mehr bemerkte, was nicht stimmte.

Ich blieb bei dem Mann stehen und reichte ihm einen Zwanzigdollarschein. Während er verwirrt auf seine Hand starrte, ging ich weiter und wollte unbedingt dafür sorgen, heute Nacht echte Wände, fließendes Wasser und ein Bett zu haben.

Am Midland Expressway gab es keinen Gehweg, und zum Teil war nur wenig Platz zwischen roten Klippenwänden und dem Straßenrand. Als ich endlich vor dem Hotel ankam, öffneten sich zwei automatische Glastüren, und ich roch billiges Raumparfüm und frisch gebrühten Kaffee, während mir die Klimaanlagenluft ins Gesicht wehte. Die Lobby war in Beigetönen gehalten und mit künstlichen Pflanzen dekoriert. Alles wirkte farblos, und auch hier kam wie in den meisten Hotels kein gemütliches Gefühl auf. An der hinteren Wand befand sich die Bar, wo neben dem letzten Hocker ein Schild aufgestellt war:

 

WILLKOMMEN, FEUERWEHR! BIER UND SNACKS ZUM HALBEN PREIS!

 

Hinter der Bar wischte ein Mann mit einem weißen Lappen den Tresen. Sein dunkles Haar war streng zurückgegelt, und seine breiten, sehr gepflegten Augenbrauen zogen sich zusammen, als er mich bemerkte.

»Kommen Sie rüber, Sonnenschein«, sagte er und bot mir einen Barhocker an. Ich wusste, wann Männer mit mir flirteten, denn, um ehrlich zu sein, die meisten hatten es versucht. Ich war oft genug angemacht worden, sodass ich wusste, was sie wollten, und manchmal wollten auch die Männer angemacht werden. Aber der Ton des Barkeepers hatte nichts mit Verführung zu tun, sondern klang eher, als würde er mit seiner kleinen Schwester sprechen.

Ich durchquerte die Lobby und kam an einer Gruppe von Typen vorbei, die es sich auf zwei Sofas und einem Sessel vor einem großen Flachbildfernseher gemütlich gemacht hatten. Die Bar befand sich gegenüber der Rezeption und grenzte an den Vorraum zu den Aufzügen.

»Wollen Sie einchecken?«, fragte der Barkeeper nun. Auf seinem Namensschild stand Stavros. Als er mich anlächelte, erschienen kleine Fältchen um die Augen, die gut zu den drei Falten auf der Stirn passten. Er war vielleicht zehn Jahre älter als ich, und Stavros hatte wahrscheinlich schon Hunderte von hübschen Frauen durch seine Bar schlendern sehen – ich war nur eine von vielen. Aber er machte einen anständigen Eindruck. Nicht wie die Typen, die ausstrahlten, dass sie mit jeder ins Bett hüpfen wollen.

Ich nahm auf einem Barhocker Platz und schaute zu der verwaisten Rezeption hinüber. »Ich würde gern mit jemandem von der Geschäftsführung sprechen.«

»Warum?«

»Ich habe die Stellenanzeige in der Zeitung gelesen.«

Stavros grinste. »Oh, der Job. Die Rezeptionistin sollte jede Minute zurück sein. Darf ich Ihnen was anbieten?«

Ich zuckte die Schultern. »Nur ein Wasser, bitte.«

Er nickte. »Stimmt, Sie sehen durstig aus.«

Ich lachte unweigerlich auf. »Ja, was denn sonst? Ich bin hierher gelaufen. Es würde mich überraschen, wenn ich keinen völlig verschwitzen Eindruck machen würde.«

»Hierher gelaufen?«, fragte er, ließ von einer Schaufel Eiswürfel in ein Glas gleiten und füllte dann das Wasser ein. »Von wo aus?«

»Von einem mexikanischen Restaurant unten an der Straße.«

Er runzelte die Stirn. »Süße, das ist nicht unten an der Straße. Das sind mindestens vier Meilen von hier. Sie müssen den Job ja wirklich wollen.«

»Richtig. Und ich wollte mir ein Zimmer für die Nacht nehmen. Vielleicht auch für ein paar Nächte.«

»Sind Sie gerade erst in der Stadt angekommen?«

Ich nickte. »Heute Morgen.«

Er deutete auf meinen Rucksack. »Was ist da drin?«

»Meine Sachen. Alle meine Sachen.«

Er starrte mich ungläubig an. »Sie wirken nicht wie eine Landstreicherin.«

»Bin ich auch nicht.«

»Glauben Sie mir, es gibt hier viele Vagabunden aus Texas.«

»Ich bin nicht aus …« Es hatte keinen Sinn. Er wusste vom ersten Ton an, woher ich stammte.

Er blickte mich eindringlich an. »Warum bist du … sind Sie wirklich hier?«

»Schon okay, wir können uns gern duzen. Ich heiße Darby und sehe mir einfach die Welt an.«

Er grinste wieder. »Lüg nicht. Ich kann dir jetzt schon sagen, dass du das nicht gut kannst.«

Ich rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich will nicht wirklich …«

»Du hast ihn aber nicht umgelegt, oder?«, fragte er weniger ängstlich als fasziniert. »Den Typen.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Ich verstehe. Wie lautet dein vollständiger Name?«

»Darby … Cooke.«

»Oh-oh«, meinte er. »Glaubst du echt, bei einem Vornamen wie Darby hilft dir ein falscher Nachname weiter?«

Ich sackte auf dem Hocker zusammen.

»Na gut, dann eben Cooke. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.« Stavros schaute zum Check-in. Eine ältere Frau war aus dem Aufzug getreten, kaute noch den letzten Bissen ihrer Mahlzeit und rieb sich die Hände. Dann begab sie sich zur Rezeption und vor den Computer.

Stavros rollte mit den Augen. »Das ist Tilde.«

»Sie scheint nett zu sein«, sagte ich und beobachtete, wie sie etwas in den Computer tippte. Sie trug blauen Lidschatten bis zu den gemalten Augenbrauen und einen leuchtend rosafarbenen Lippenstift. Sie war so breit wie hoch, und gelegentlich lächelte sie, auch wenn es niemand Speziellem galt.

»Ja, meistens. Sie arbeitet in der zweiten Schicht, von drei bis elf, und wenn sie dich irgendwann mag, zeigt sie dir ihre launische Seite, und du darfst nachts arbeiten. Sie wird dich einarbeiten, und damit das klappt, macht sie Doppelschichten, also kann sie ziemlich gereizt sein.«

»Wenn ich den Job überhaupt kriege.«

»Du hast den Job«, sagte er.

»Was macht dich da so sicher?«

»Weil mir das Hotel gehört.«

»Oh«, sagte ich verblüfft und sah, wie Stavros zu Tilde ging. Sie sprachen leise miteinander, und dann winkte er mich dazu.

»Tilde besorgt dir ein Zimmer und kümmert sich um den Papierkram. Mitarbeiter bekommen Zimmer für zwanzig Dollar pro Nacht. Wenn wir ausgebucht sind, wird der Preis auf die Hälfte des normalen Zimmerpreises erhöht. Sauber machen musst du selbst. Kannst du sofort anfangen?«

Erstaunt schossen meine Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hinauf, und ich blinzelte nervös. »Jetzt sofort? Klar. Natürlich.«

»Gut. Dann hol deine Sachen. Dein Zimmer liegt gleich da den Flur runter.« Er sah Tilde an. »Einhundert.«

Tilde nickte, wandte sich dem Computer zu und klickte mit der Maus.

»Dann komme ich wieder hierher zurück? Sind meine Klamotten okay?«

Stavros scheuchte mich freundlich weg. »Du siehst umwerfend aus. Aber es wäre gut, wenn du irgendwann eine weiße Bluse und eine schwarze Hose besitzen würdest, das ist die hier übliche Kleidung.«

Nun näherte sich uns Tilde mit einer Schlüsselkarte, und ich sah Stavros erleichtert an. »Du hast keine Ahnung, wie dankbar ich dir bin. Ich danke dir vielmals.«

Er nickte und ging zurück zur Bar. »Wir werden gleich jede Menge zu tun haben. Hotshots von überall sind zu Gast. Versuch einfach … dranzubleiben.«

Als er sich umdrehte, sah ich zu Tilde. »Hotshots?«

»Das sind Feuerwehrleute«, sagte sie und führte mich in Richtung Aufzüge. »Sie sind hier, um die Feuer vor der Stadt in den Griff zu bekommen. Schau mir einfach zu und lächele die Gäste an. Du wirst nicht alles an einem Abend lernen.«

Eigentlich erwartete ich, dass Tilde den Aufzugknopf drückte, aber sie ging weiter den Flur entlang und hielt vor einer Tür mit der Aufschrift einhundert, die sich direkt neben einem Raum mit dem Türschild LAGER befand.

Tilde wollte, dass ich die Schlüsselkarte gleich ausprobierte. Als ich sie gegen das schwarze Kunststoffquadrat über der Klinke hielt, war ein Piepton zu hören, und ein kleines grünes Licht blinkte. Das Schloss öffnete sich, und ich lächelte Tilde an.

»Danke«, sagte ich und schob die Tür auf.

»Kannst du in einer halben Stunde wieder am Check-in sein?«

»Ja. Ich mache mich nur kurz frisch und komme gleich.«

Die Zimmertür knallte hinter mir zu, und ich blickte in den dunklen Raum. Nur wenig Sonnenlicht fiel durch die beiden Vorhänge. Ich tastete neben der Tür nach dem Lichtschalter, und als es im Raum hell war, griff ich nach oben, um den silberfarbenen Türriegel zu schließen. Im Badezimmer sprang die Lüftung an, als ich den Lichtschalter betätigte. Um das Einzelwaschbecken war bestimmt ein halber Meter Ablagefläche. Ein cremefarbener Duschvorhang verbarg eine Dusche und eine Wanne. Der große Spiegel war makellos. Für einen kurzen Moment wünschte ich mir, dass Zimmerservice in meinem Tarif eingeschlossen wäre, aber das wäre einfach zu gut, um wahr zu sein.

Der kleine Flur führte zu einem zwanzig Quadratmeter großen Raum, und auf jeder Seite des Doppelbetts standen Nachttische. Gegenüber, auf einer Holzkommode mit sechs Schubladen, befand sich ein Fernseher. Dann waren da noch ein Schreibtisch, ein Schreibtischstuhl, ein Polstersessel, der zum grün-blauen Teppichmuster passen sollte, was aber nicht ganz gelang, und Klimaanlage sowie Heizung unter dem Fenster.

Ich zog eine Schublade auf und bemerkte, dass die eine Seite der Kommode ein leerer, ziemlich großer Kühlschrank war. In die Wand zwischen Schlafzimmer und Bad war ein Regal eingepasst. Dort befanden sich eine Mikrowelle und eine Kaffeemaschine, daneben sogar ein Zweiflammenherd mit Dunstabzug. Ich kann mir hier etwas kochen! Ich ließ mich aufs Bett plumpsen. Bequem. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Unser Glück. Danke, lieber Gott.

Ich strich über meinen Bauch, die Mitte zwischen meinen Hüftknochen – ich vermutete bloß, dass es die richtige Stelle war. »Es kommt alles in Ordnung …« War das Baby ein Mädchen? Ein Junge? Bei der Vorstellung, das Baby vorläufig es zu nennen, verzog ich angewidert das Gesicht. Es würde noch lange dauern, bis ich es wusste, wenn überhaupt, nämlich bis er oder sie auf die Welt kam. Mein Baby war jetzt wahrscheinlich so groß wie eine Bohne. Bean. Baby Bean Dixon. »Es kommt alles wieder in Ordnung, Bean.«

Ich sprach die Worte laut aus, mehr für mich selbst als für irgendwen anders. Ich machte mir Gedanken, wie ich ein Baby aufziehen sollte, wo wir leben würden, und ich machte mir jetzt schon Sorgen über die Kosten von Windeln und Kinderbetreuung. Ich war für den Job dankbarer als für den Gehaltsscheck. Täglich etwas zu tun zu haben würde meinen Geist beschäftigen und mich von der überwältigenden Angst ablenken. Ich war eine alleinerziehende Mutter. Ich lächelte. Wenigstens war ich frei.

Ich konnte gar nicht aufhören zu grinsen und wühlte in meinem Rucksack nach der Zahnpasta, der Zahnbürste, der Haarbürste und dem Deodorant. Dann eilte ich ins Bad, stellte die wenigen Toilettenartikel, die ich besaß, an ihren Platz und drückte etwas Zahncreme auf die Bürste. Putzen und spucken. Putzen und spucken. Spülen. Ich klopfte die Zahnbürste am Rand des Waschbeckens aus und stellte sie dann in das Zahnputzglas. Nur noch Deo, einmal über die Haare gebürstet, und schon griff ich mir die Schlüsselkarte und meine Geldbörse. Danach rannte ich zur Tür hinaus und den Flur entlang.

Im nächsten Moment prallte ich gegen einen großen Mann, sodass ich einen Satz nach hinten machte und das Gleichgewicht verlor.

»O Gott! Tut mir sehr leid!«, brachte ich hervor, »ich habe nicht nach vorn geschaut.«

Er packte mich, damit ich nicht hinfiel, und sah mich besorgt an. »Alles okay?«

»Ja. Ja, es geht mir gut«, murmelte ich und strich über sein T-Shirt, als hätte ich darauf Flecken hinterlassen.

»Sie haben mich ziemlich heftig erwischt«, erklärte er.

»Tut mir leid. Sind Sie verletzt?«

Er lachte auf, und ich schaute ihn mir genauer an. Er war anderthalb Köpfe größer als ich, und die Ärmel seines Shirts spannten über seinen vollständig tätowierten Oberarmen, das Kunstwerk reichte bis zu beiden Handgelenken. Der Mann wirkte wie ein Leibwächter, und ich fühlte mich sofort eingeschüchtert.

»Wovor rennen Sie denn weg?«, fragte er.

»Ich? Vor nichts«, bekräftigte ich, aber mein Tonfall war etwas zu defensiv.

Er hob eine Augenbraue.

»Oh! Sie meinen …« Ich deutete mit dem Daumen hinter mich. »Ich bin auf dem Weg zur Arbeit.« Und damit zeigte ich zu Tilde an der Rezeption.

»Hier? Du arbeitest hier?«, fragte er. »Ich habe dich hier noch nie gesehen.«

»Heute ist mein erster Tag«, meinte ich und hoffte, dass mein Lächeln weniger peinlich war, als ich es empfand. »Ich sollte jetzt wahrscheinlich …«

»Na klar.«

»Nochmals sorry.« Ich ging rasch weiter, bevor er noch etwas sagen konnte. Ich hatte schon lange nicht mehr einfach so mit anderen Männern als Shawn gesprochen. Jedenfalls nicht, wenn Shawn in der Nähe gewesen war. Unter den Leuten der Militärbasis verbreiteten sich Nachrichten schnell, und kaum etwas brachte Shawn mehr auf, als zu hören, dass mir ein anderer Mann Aufmerksamkeit schenkte.

Tilde grinste, als ich bei ihr ankam, und ihre Brillenkette baumelte an den Ohren hin und her. »Alles in Ordnung?«

»Es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich hätte nicht so schnell laufen sollen. Ich war bloß so aufgeregt.«

»Machst du Witze? Das war sagenhaft. Außerdem kann dem nichts etwas anhaben.« Tilde hustete, um sich zu räuspern. Der gleiche kurze, knackige Raucherhusten wie bei meiner Mutter.

»Du kennst ihn?«

»Er gehört zu den Feuerwehrleuten.« Ich blinzelte verwirrt, und Tilde fuhr fort: »Zu den Hotshots. Der mit den vielen Tattoos ist heute angekommen. Maddox. Er hat noch einen Zwillingsbruder, und ich kann die beiden nicht auseinanderhalten, aber ich bin sicher, dass er während des Aufenthalts hier mindestens einmal ein Mädchen auf seinem Zimmer haben wird. Du wirst im Laufe der Zeit immer besser darin werden, Menschen einzuschätzen. Zum Beispiel verheiratete Ehepaare. Verheiratete Paare, die hier übernachten, aber nicht miteinander verheiratet sind. Diejenigen, die beruflich in der Stadt sind, die Stammgäste, die erschöpften Eltern mit fünf Kindern. Die jungen Paare, die für die Kinder Hunde angeschafft haben. Die älteren Paare, die, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, Hunde angeschafft haben. Die Trucker. Die Drogenabhängigen. Die Studenten. Die Vagabunden. Du wirst sie alle kennenlernen.«