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Jamie McGuire

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Beschreibung

Travis ist hart im Nehmen. Aufgewachsen in einer Familie von Männern, weiß er sich durchzuschlagen. Er ist bekannt als Weiberheld und Kämpfer. Alle Jungs möchten an seiner Stelle sein, alle Mädchen an seiner Seite. Doch Abby ist anders. Sie schenkt ihm keine Bewunderung und schmachtet ihn nicht aus ihren großen, grauen Augen an. Sie wirkt unschuldig und zerbrechlich, aber Travis spürt, dass sie ein dunkles Geheimnis verbirgt. Er ist fasziniert von ihr, und er macht sich daran, das zu tun, was er seiner Mutter versprochen hat: Er kämpft für seine Liebe. Unaufhaltsam.

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Seitenzahl: 615

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Für Jeff, mein ganz persönliches

BEAUTIFUL

Disaster

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Henriette Zeltner

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-492-96453-1

© 2011 Jamie McGuire Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Walking Disaster«, Simon and Schuster, London 2013 Deutschsprachige Ausgabe: © 2013 Piper Verlag GmbH, München Umschlaggestaltung: Mona Kashani-Far Umschlagabbildung: DLW-Designs (Schmetterling); Picsfive (Zettel); Filipchuk Oleg, Marilyn Volan, Triff (Hintergrund) / alle Shutterstock Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Prolog

Obwohl ihr der Schweiß auf der Stirn stand und sie keuchend atmete, wirkte sie nicht krank. Ihre Haut hatte nicht den pfirsichfarbenen Schimmer, den ich so liebte, und ihre Augen strahlten nicht wie sonst, trotzdem war sie immer noch wunderschön. Die schönste Frau, die ich je zu Gesicht bekommen hatte.

Ihre Hand rutschte vom Bett, und die Finger verkrampften sich. Mein Blick wanderte von den brüchigen, gelblichen Nägeln den dünnen Arm hinauf bis zu ihrer mageren Schulter und traf schließlich ihre Augen. Sie schaute zu mir hinunter, die Augen gerade so weit geöffnet, dass ich wusste, sie hatte mich bemerkt. Genau das liebte ich an ihr. Wenn sie mich ansah, nahm sie mich wirklich wahr. Sie schaute nicht an mir vorbei auf all die anderen Dinge, die sie an diesem Tag noch zu erledigen hatte, oder überhörte meine albernen Geschichten. Sie hörte mir zu, und es machte sie tatsächlich glücklich. Alle anderen schienen bloß zu nicken, ohne hinzuhören, doch sie nicht. Niemals.

»Travis«, sagte sie mit ihrer rauen Stimme. Sie räusperte sich, und ihre Mundwinkel bewegten sich nach oben. »Komm her, Baby. Ist schon gut. Komm zu mir.«

Dad legte seine Hand an meinen Nacken und schob mich in ihre Richtung, während er der Krankenschwester zuhörte. Dad nannte sie Becky. Vor ein paar Tagen war sie zum ersten Mal ins Haus gekommen. Sie sprach mit sanfter Stimme und hatte zwar einen ziemlich freundlichen Blick, aber ich mochte Becky trotzdem nicht. Ich hätte es nicht erklären können, aber allein die Tatsache, dass sie da war, machte mir Angst. Ich wusste, dass sie vermutlich hier war, um zu helfen, aber das war keine gute Sache, obwohl Dad damit einverstanden war.

Sein sanfter Schubser brachte mich ein paar Schritte nach vorn, nah genug, sodass Mom mich berühren konnte. Sie streckte ihre langen, schmalen Hände aus und strich über meinen Arm. »Ist schon gut, Travis«, flüsterte sie. »Mommy will dir was sagen.«

Ich steckte einen Finger in den Mund und lutschte nervös daran. Sobald ich nickte, wurde ihr Lächeln breiter, deshalb bewegte ich meinen Kopf heftig, während ich mich ihrem Gesicht näherte.

Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, um sich noch ein Stück in meine Richtung zu bewegen, dann holte sie tief Luft. »Worum ich dich jetzt bitten werde, das wird sehr schwer, mein Sohn. Aber ich weiß, du kannst das schaffen, weil du schon ein großer Junge bist.«

Ich nickte erneut und lächelte, so wie sie, obwohl mir gar nicht danach zumute war. Zu lächeln, obwohl sie so erschöpft und unwohl aussah, das kam mir nicht richtig vor, aber wenn ich tapfer war, machte sie das froh. Also war ich tapfer.

»Travis, du musst gut zuhören, wenn ich dir jetzt etwas sage, und noch wichtiger ist, dass du es nicht vergisst. Es wird sehr schwer für dich sein. Ich habe versucht, mich daran zu erinnern, wie es war, als ich drei war, und ich …« Sie verstummte, weil der Schmerz sie kurz übermannte.

»Sind die Schmerzen zu stark, Diane?«, fragte Becky und drehte Moms Infusion weiter auf.

Einige Augenblicke später entspannte Mom sich wieder. Sie holte tief Luft und setzte erneut an.

»Kannst du das für Mommy tun? Wirst du dir merken, was ich dir gleich sagen werde?« Ich nickte wieder und sie hob eine Hand an meine Wange. Ihre Haut fühlte sich nicht besonders warm an, und sie konnte ihre Hand nur ein paar Sekunden heben, bevor sie zu zittern begann und wieder aufs Bett fiel. »Erstens ist es okay, traurig zu sein. Es ist okay, so zu fühlen. Vergiss das nicht. Zweitens, sei, solange es geht, ein Kind. Spiel, Travis. Sei albern« – ihre Augen schwammen in Tränen –, »und du und deine Brüder, passt ihr aufeinander auf und auch auf euren Vater. Selbst wenn ihr einmal groß seid und auszieht, ist es wichtig, immer wieder nach Hause zurückzukommen. Okay?«

Ich nickte heftig, verzweifelt, um ihr einen Gefallen zu tun.

»Eines Tages wirst du dich verlieben, mein Sohn. Gib dich nicht mit irgendjemandem zufrieden. Such dir ein Mädchen aus, das nicht leicht zu haben ist, sondern um das du kämpfen musst, und dann hör niemals auf zu kämpfen. Niemals« – sie holte tief Luft – »darfst du aufhören, um das zu kämpfen, was du dir wünschst. Und niemals« – sie runzelte die Stirn – »darfst du vergessen, dass Mommy dich lieb hat. Selbst wenn du mich nicht mehr sehen kannst.« Eine Träne rollte über ihre Wange. »Ich werde dich immer, immer lieben.«

Sie rang keuchend nach Atem, dann hustete sie.

»Okay«, sagte Betty und steckte sich irgendwas Komisches in die Ohren. Das andere Ende davon drückte sie auf Mommys Brust. »Zeit, sich auszuruhen.«

»Mir bleibt keine Zeit mehr«, flüsterte Mommy.

Becky sah meinen Dad an. »Es geht zu Ende, Mr.Maddox. Sie sollten jetzt besser die anderen Jungs holen, damit sie sich verabschieden.«

Dad presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht bereit.«

»Sie werden nie bereit sein, ihre Frau zu verlieren, Jim. Aber Sie wollen sie doch nicht gehen lassen, ohne dass die Jungs sich verabschieden konnten.«

Dad überlegte kurz, dann wischte er sich mit dem Ärmel über die Nase und nickte. Er stampfte aus dem Zimmer, als sei er wütend.

Ich beobachtete Mom, sah, wie sie versuchte, Luft zu holen, und wie Becky die Zahlen an einem Gerät neben ihr kontrollierte. Ich berührte Mommys Hand. In Beckys Blick konnte ich sehen, dass sie etwas wusste, das ich nicht wusste. Mir wurde übel.

»Weißt du, Travis«, sagte sie und beugte sich zu mir hinunter, um mir in die Augen zu schauen, »die Medizin, die ich deiner Mommy jetzt gebe, macht sie schläfrig, aber sie kann dich trotzdem noch hören. Du kannst ihr immer noch sagen, dass du sie lieb hast und vermissen wirst, und sie wird alles hören, was du sagst.«

Ich schaute Mommy an und schüttelte rasch den Kopf. »Ich will sie aber nicht vermissen.«

Becky legte ihre weiche, warme Hand auf meine Schulter, genau wie Mommy es immer getan hatte, wenn ich traurig war. »Deine Mommy möchte ja gerne hier bei dir sein. Das wünscht sie sich so sehr. Aber Jesus möchte sie jetzt bei sich haben.«

Ich machte ein finsteres Gesicht. »Ich brauche sie doch mehr als Jesus.«

Becky lächelte, dann drückte sie einen Kuss auf meine Haare.

Dad klopfte an die Tür und kam herein. Meine Brüder drängten sich auf dem Flur um ihn. Becky nahm mich bei der Hand und führte mich zu ihnen.

Trenton ließ Moms Bett keine Sekunde aus den Augen. Taylor und Tyler schauten überallhin, nur nicht auf das Bett. Irgendwie gab es mir ein besseres Gefühl, dass sie alle genauso verängstigt aussahen, wie ich mich fühlte.

Thomas stand direkt neben mir, nur ein bisschen weiter vorn, als beschützte er mich, so wie an dem Tag, als wir im Garten vor dem Haus spielten und die Nachbarsjungen versuchten, eine Rauferei mit Tyler anzufangen. »Sie sieht nicht gut aus«, sagte Thomas.

Dad räusperte sich. »Mom ist schon lange sehr schwer krank, Jungs, und jetzt ist es Zeit für sie … es ist an der Zeit, dass sie …« Seine Stimme erstarb.

Becky schenkte uns ein schwaches, mitfühlendes Lächeln. »Eure Mom hat nichts mehr gegessen und getrunken. Ihr Körper lässt sie im Stich. Das wird jetzt sehr schwer werden, aber es ist der richtige Moment, um eurer Mom zu sagen, wie lieb ihr sie habt und dass ihr sie vermissen werdet und dass es in Ordnung ist, wenn sie euch jetzt verlässt. Sie muss wissen, dass das okay ist.«

Meine Brüder nickten alle gleichzeitig. Alle außer mir. Es war nicht okay. Ich wollte nicht, dass sie uns verlässt. Es war mir egal, ob Jesus sie bei sich haben wollte. Sie war meine Mommy. Er konnte doch eine alte Mommy nehmen. Eine, die keine kleinen Jungs hatte, um die sie sich kümmern musste. Ich versuchte, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was sie mir gesagt hatte. Ich versuchte, es innen in meinem Kopf festzukleben: Spielen. Daddy besuchen. Um jemanden kämpfen, den ich liebe. Diese letzte Sache machte mir Kopfzerbrechen. Ich liebte meine Mommy, aber ich wusste nicht, wie ich um sie kämpfen sollte.

Becky beugte sich zu meinem Dad und flüsterte ihm etwas zu. Er schüttelte den Kopf, schließlich nickte er meinen Brüdern zu. »Okay, Jungs. Wir wollen uns verabschieden, und dann musst du deine Brüder ins Bett bringen, Thomas. Bei dem, was noch kommt, brauchen sie nicht dabei sein.«

»Ja, Sir«, gab Thomas zurück. Ich wusste, dass seine tapfere Miene nur gespielt war. Sein Blick war genauso traurig wie meiner.

Thomas sagte als Erster etwas zu ihr, nach ihm flüsterten Taylor und Tyler ihr gleichzeitig jeder etwas in ein Ohr. Trenton weinte und umarmte sie am längsten. Alle versicherten ihr, es sei okay, wenn sie uns jetzt verlassen würde. Alle außer mir. Mommy antwortete nicht mehr.

Thomas zog an meiner Hand und führte mich aus ihrem Schlafzimmer. Ich ging rückwärts, bis wir auf dem Flur standen. Ich versuchte mir einzureden, sie würde nur schlafen, aber in meinem Kopf drehte sich alles. Thomas nahm mich auf den Arm und trug mich die Treppe hinauf. Als Dad so laut aufheulte, dass es durch das ganze Haus hallte, beschleunigte er seine Schritte.

»Was hat sie dir gesagt?«, fragte Thomas und drehte den Hahn an der Badewanne auf.

Ich antwortete nicht. Ich hörte ihn fragen und ich erinnerte mich daran, was sie zu mir gesagt hatte, aber ich konnte nicht antworten und auch nicht weinen.

Thomas zog mir das schmutzige T-Shirt über den Kopf, die kurze Hose aus und auch die Unterhose mit dem MickeyMouse-Aufdruck.

»Zeit für die Badewanne, Kleiner.« Er hob mich hoch und setzte mich ins warme Wasser, tauchte den Waschlappen ein und wrang ihn über meinem Kopf aus. Ich blinzelte nicht. Ich machte nicht einmal Anstalten, mir das Wasser vom Gesicht zu wischen, obwohl ich das eigentlich hasste.

»Gestern hat Mom mir aufgetragen, mich um dich und die Zwillinge zu kümmern und auch auf Dad aufzupassen.« Thomas stützte die Hände auf den Badewannenrand, legte sein Kinn darauf und sah mich an. »Das werde ich also machen, Trav, ja? Ich werde mich um dich kümmern. Mach dir darum keine Sorgen. Wir werden Mom alle zusammen vermissen, aber hab keine Angst. Ich werde dafür sorgen, dass alles in Ordnung ist. Das verspreche ich dir.«

Ich wollte nicken oder ihn umarmen, aber nichts ging. Obwohl ich doch eigentlich um sie hätte kämpfen sollen, saß ich hier oben in der Badewanne und konnte mich überhaupt nicht rühren. Ich hatte sie schon im Stich gelassen. In Gedanken versprach ich ihr, all das zu machen, worum sie mich gebeten hatte, sobald mein Körper wieder funktionierte. Sobald die Traurigkeit nachließ, würde ich immer spielen. Und kämpfen. So gut ich konnte.

1. KAPITEL

Täubchen

Verdammte Geier. Die konnten stundenlang auf dich lauern. Tagelang. Auch nachts. Starrten einfach durch dich hindurch, als überlegten sie, welche Teile sie als Erstes von dir runterhacken würden, was am süßesten schmecken würde, am zartesten oder auch, welche Stelle am bequemsten zu erreichen wäre.

Was sie allerdings nicht wussten und nie vermutet hätten, war, dass die Beute nur so tat als ob. Insofern hat man mit den Geiern leichtes Spiel. Gerade wenn sie glauben, sie bräuchten nichts als ein bisschen Geduld, genau dann schlägst du zu. Anschließend bringst du deine Geheimwaffe zum Einsatz: totale Missachtung des Status Quo, die Weigerung, dich mit den Gegebenheiten abzufinden.

Dann schockierst du sie damit, dass es dir scheißegal ist.

Egal ob bei einem Gegner im Kampf, bei irgendeinem Vollidioten, der dich mit Beleidigungen bloßstellen will, oder bei einem Mädchen, das dich haben möchte – es funktioniert einfach immer.

Schon von klein auf habe ich sehr sorgsam darauf geachtet, mein Leben so zu leben. Diese sentimentalen Arschlöcher, die ihr Herz sofort an jede berechnende Sirene verschenken, die ihnen einmal zugelächelt hat, sahen ja selbst, wie weit sie damit kamen. Aber irgendwie war ich der Einzige, der gegen den Strom schwamm. Der Außenseiter. Aber wenn ihr mich fragt, war die Methode der anderen die viel schwierigere. Gefühle außen vor zu lassen und sie durch Taubheit oder Wut zu ersetzen – die sich auch viel leichter kontrollieren lassen –, das war einfach. Wer sich Gefühle erlaubt, der wird verletzlich. So oft ich diesen Fehler meinen Brüdern, Cousins oder Freunden auch zu erklären versuchte, immer stieß ich auf Skepsis. Wie oft hatte ich sie heulen oder sich schlaflos die Nächte um die Ohren schlagen sehen wegen irgendeiner blöden Schlampe in Fuck-me-Schuhen, die sich sowieso einen Dreck um sie scherte. Ich begriff das einfach nicht. Frauen, die solchen Liebeskummer wert waren, würden sich nicht so leicht erbeuten lassen. Sie würden sich nicht am ersten Abend ins Bett kriegen lassen – nicht mal am zehnten.

Meine Theorien wurden ignoriert, weil es eben anders funktionierte. Attraktivität, Sex, Verliebtheit, große Liebe und ein gebrochenes Herz. So lautete die logische Reihenfolge. Und zwar immer.

Nur für mich nicht. Das kam verdammt noch mal überhaupt nicht in Frage.

Ich hatte schon lange für mich beschlossen, dass ich die Geier füttern würde, bis eine Taube dahergeflogen käme. Ein Täubchen. Mit einem Charakter, der niemand leiden ließ. Jemand, der sich hauptsächlich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte und versuchte, anderen nicht mit seinen Bedürfnissen und seinem Egoismus das Leben schwer zu machen. Mutig. Kommunikativ. Intelligent. Hübsch. Mit einer leisen Art. Ein Geschöpf, dass sich – wenn, dann nur fürs ganze Leben bindet. Unerreichbar, bis sie Grund hat, dir zu vertrauen.

Während ich an der offenen Tür meiner Wohnung stand und die Asche von meiner Zigarette schnippte, kam mir plötzlich das Mädchen in der blutbespritzten pinkfarbenen Strickjacke bei meinem letzten Kampf in den Sinn. Ohne zu überlegen hatte ich sie Täubchen genannt. Nichts als ein dummer Spitzname, um sie noch verlegener zu machen als sie es ohnehin schon war. Mit den Blutspritzern im Gesicht und den weit aufgerissenen Augen wirkte sie ziemlich harmlos, aber ich sah ihr an, dass das nur an ihrem Outfit lag. Ich schob die Erinnerung an sie beiseite und schaute teilnahmslos ins Wohnzimmer.

Megan lag träge auf meiner Couch und sah fern. Sie schien sich zu langweilen, und ich fragte mich, was sie immer noch in meiner Wohnung machte. Normalerweise suchte sie sofort ihr Zeug zusammen und ging, nachdem ich sie gevögelt hatte.

Die Tür knarrte, als ich sie ein Stückchen weiter aufschob.Ich räusperte mich und griff nach meinem Rucksack. »Megan. Ich bin dann weg.«

Sie setzte sich auf, streckte sich und hängte sich den Riemen ihrer riesengroßen Handtasche über die Schulter. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie überhaupt genug Sachen besaß, um das Ding voll zu machen. Megan erhob sich, schlüpfte in ihre Keilabsatztreter und stöckelte zur Tür hinaus.

»Schick mir eine SMS, wenn du dich das nächste Mal langweilst«, sagte sie, ohne mich auch nur anzusehen. Dann setzte sie ihre überdimensionale Sonnenbrille auf, ging die Treppe hinunter, völlig ungerührt von meinem Rauswurf. Und genau wegen dieser Gelassenheit war Megan eine meiner wenigen Vielfliegerinnen. Sie heulte mir nichts von verbindlicher Beziehung vor und bekam auch keine Wutanfälle. Sie akzeptierte unser Arrangement so, wie es war, und lebte ansonsten einfach ihr Leben.

Meine Harley glitzerte in der herbstlichen Morgensonne. Ich wartete, bis Megan vom Parkplatz der Wohnanlage gefahren war, dann lief ich die Stufen hinunter und schloss dabei den Reißverschluss meiner Jacke. Philosophie bei Dr.Rueser fing in einer halben Stunde an, aber der regte sich nicht auf, wenn man zu spät kam. Und weil das so war, sah ich keinen Grund, mein Leben zu riskieren, um pünktlich dort zu sein.

»Warte mal!«, rief mir eine Stimme nach.

Mein Cousin Shepley stand in der Tür zu unserer gemeinsamen Wohnung, mit nacktem Oberkörper und auf einem Bein, während er versuchte, sich eine Socke über den anderen Fuß zu ziehen. »Das wollte ich dich gestern Abend schon fragen. Was hast du eigentlich zu Marek gesagt? Du hast ihm doch irgendwas ins Ohr geflüstert. Danach sah er aus, als habe er seine eigene Zunge verschluckt.«

»Ich habe mich bei ihm dafür bedankt, dass er vor ein paar Wochenenden mal weggefahren ist, weil seine Mutter sich als eine richtige Wildkatze erwiesen hat.«

Shepley musterte mich zweifelnd. »Idiot. Das hast du nicht gesagt.«

»Nein, ich hatte von Cami gehört, dass sie ihn wegen des Besitzes von Alkohol als Minderjähriger in Jones County drangekriegt haben.«

Er schüttelte den Kopf, dann deutete er in Richtung Couch. »Hast du Megan diesmal übernachten lassen?«

»Nicht doch, Shep. So gut solltest du mich kennen.«

»Sie hat also nur auf eine kleine morgendliche Nummer vor dem Unterricht vorbeigeschaut? Eine interessante Methode, um sich für den Tag fit zu machen.«

»Meinst du, mehr ist da nicht dahinter?«

»Sentimentale Anwandlungen haben nur andere Leute.« Shepley zuckte mit den Schultern. »Aber das ist Megan. Na ja, wer weiß. Hör mal, ich muss America zum Campus bringen, willst du mitfahren?«

»Wir sehen uns später«, sagte ich und setzte meine Oakley-Sonnenbrille auf. »Ich kann Mare aber auch mitnehmen, wenn du willst.«

Shepley verzog das Gesicht. »Äh … nein.«

Belustigt von seiner Reaktion stieg ich auf meine Harley und ließ den Motor geräuschvoll an. Trotz meiner schlechten Angewohnheit, die Freundinnen seiner Freundinnen anzumachen, gab es selbst für mich eine Grenze, America gehörte zu ihm, und sobald er auch nur Interesse an einem Mädchen zeigte, verschwand es von meinem Radar und kam auch nie mehr in Betracht. Er wusste das. Es machte ihm nur Spaß, mich hochzunehmen.

Ich traf Adam hinter dem Verbindungshaus von Sig Tau. Er managte den Circle. Nach der nächtlichen Auszahlung beim ersten Kampf hatte ich ihn am nächsten Tag die Außenstände eintreiben lassen und ihm dann einen Anteil für seine Mühe gegeben. Er kümmerte sich darum, dass wir nicht aufflogen, ich kümmerte mich ums Gewinnen. Unser Verhältnis war rein geschäftlich, und wir hatten es beide am liebsten unkompliziert. Solange er mich auszahlte, blieb ich ihm vom Leib, und solange er nichts auf die Fresse kriegen wollte, tat er das Gleiche bei mir.

Ich lief quer über den Campus zur Cafeteria. Kurz bevor ich die metallene Doppeltür erreicht hatte, versperrten Lexie und Ashley mir den Weg.

»Hey, Trav«, sagte Lexie und warf sich vor mir in Pose. Perfekt gebräunte, silikongepolsterte Titten quollen aus ihrem pinkfarbenen T-Shirt. Diese unwiderstehlichen, hüpfenden Hügelchen hatten mich als Erstes davon überzeugt, sie zu vögeln. Aber einmal reichte auch. Ihre Stimme erinnerte mich an das Geräusch, wenn man langsam die Luft aus einem Luftballon lässt. Nathan Squalor nahm sie sich direkt einen Abend nach mir vor.

»Hey, Lex.«

Ich streifte die Glut von meiner Zigarette und warf die Kippe in den Mülleimer, bevor ich rasch an ihr vorbei und durch die Tür ging. Nicht dass ich so scharf darauf gewesen wäre, das Buffet mit seinem labbrigen Gemüse, dem trockenen Fleisch und dem überreifen Obst zu plündern. Meine Güte. Ihre Stimme brachte echt Hunde zum Heulen. Kinder schauten sich wahrscheinlich nach ihr um, weil sie wissen wollten, welche Cartoonfigur da wohl zum Leben erwacht war.

Trotz meiner abweisenden Reaktion folgten mir beide Mädchen.

»Shep.« Ich nickte ihm zu. Er saß neben America und lachte mit den anderen rund herum. Die Taube von meinem letzten Kampf stocherte ihm gegenüber mit einer Plastikgabel in ihrem Essen. Meine Stimme schien ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ich spürte, wie mir der Blick ihrer großen Augen folgte, während ich ans Ende des Tisches ging und dort mein Tablett hinknallte.

Ich hörte Lexie kichern und musste mich zwingen, den Widerwillen, den ich in mir wachsen spürte, unter Kontrolle zu halten. Sobald ich mich hingesetzt hatte, benutzte sie mein Knie als Sitzgelegenheit.

Einige der Jungs aus dem Footballteam, die am Tisch saßen, glotzten ehrfürchtig, als sei es ihr unerreichbares Ziel, von zwei Flittchen verfolgt zu werden, die kaum einen geraden Satz zustande bringen.

Lexie ließ ihre Hand unter dem Tisch verschwinden und strich dann mit den Fingerspitzen am Innensaum meiner Jeans entlang. Ich machte die Beine noch ein bisschen breiter und wartete ab, wie weit sie gehen würde.

Kurz bevor sie die entscheidende Stelle erreicht hatte, drang eine halblaut gemurmelte Bemerkung Americas bis ans Tischende.

»Ich glaube, mir ist gerade ein bisschen was hochgekommen.«

Lexie wandte sich um und saß auf einmal stocksteif. »Das hab ich gehört, du Schlampe.«

Ein trockenes Brötchen flog knapp an Lexies Gesicht vorbei und landete auf dem Boden. Shepley und ich sahen uns an, dann zog ich mein Knie weg.

Lexie knallte mit dem Hintern auf den Fliesenboden. Ich gebe zu, dass das Geräusch mich ein bisschen anturnte.

Sie beklagte sich kaum, bevor sie abzog. Shepley schien meine Geste zu goutieren, und das war mir nur recht. Meine Geduld mit Mädchen wie Lexie war eben begrenzt. Ich hatte einen Grundsatz: Respekt. Für mich, meine Familie und für meine Freunde. Zum Teufel, sogar einige meiner Gegner verdienten Respekt. Ich sah keinen Anlass, mich länger als nötig mit Leuten abzugeben, die diese Lektion nicht gelernt hatten. Das mag gegenüber den Frauen, die schon durch meine Wohnungstür gegangen sind, scheinheilig klingen, aber wenn sie Respekt vor sich selbst haben, kriegen sie den auch von mir.

Ich zwinkerte America zu, die zufrieden zu sein schien, nickte Shepley zu und nahm noch einen Bissen von dem undefinierbaren Zeug auf meinem Teller.

»Guter Job gestern Abend, Mad Dog«, sagte Jenks und schnippte ein Crouton über den Tisch.

»Halt’s Maul, du Vollidiot«, konterte Brazil mit der für ihn typischen leisen Stimme. »Adam wird dich nie mehr reinlassen, wenn er mitkriegt, dass du quatschst.«

»Oh. Na gut«, ließ Jenks sich achselzuckend vernehmen.

Ich trug mein Tablett zum Mülleimer und kam mit finsterer Miene an meinen Platz zurück. »Und nenn mich gefälligst nicht so.«

»Wie? Mad Dog?«

»Genau.«

»Wieso denn nicht? Ich dachte, das wäre dein Name beim Circle. So was wie dein Strippername.«

Meine Augen nahmen Jenks ins Visier. »Warum hältst du nicht einfach die Klappe und gibst dem Loch in deinem Gesicht Gelegenheit zuzuheilen?«

Ich hatte diesen Wurm noch nie gemocht.

»Klar, Travis. Wie du meinst.« Er kicherte nervös, bevor er seine Sachen zusammensammelte und verschwand.

Es dauerte nicht lange, und der Speisesaal war so gut wie leer. Ich schaute den Tisch hinunter, wo Shepley und America immer noch saßen und sich mit ihrer Freundin unterhielten. Sie hatte langes, lockiges Haar, und ihre Haut war von den Sommerferien noch gebräunt. Sie hatte nicht gerade die größten Titten, die ich je gesehen habe, aber ihre Augen … die waren ganz eigenartig grau. Irgendwie vertraut.

Ich konnte ihr auf keinen Fall schon mal begegnet sein, aber irgendwas an ihrem Gesicht erinnerte mich an etwas, das ich allerdings nicht genau benennen konnte.

Ich stand auf und ging zu ihr. Sie hatte eine Mähne wie ein Pornostar und dazu das Gesicht eines Engels. Ihre Augen waren mandelförmig und von einzigartiger Schönheit. In diesem Moment sah ich es: Hinter der Schönheit und der gespielten Unschuld gab es noch etwas, das kalt und berechnend war. Selbst wenn sie lächelte, konnte ich erkennen, dass etwas Sündhaftes so tief in ihr verwurzelt war, dass keine Strickjacke es zu verbergen vermochte. Ihre Nase war winzig, die Gesichtszüge waren gleichmäßig. Nach außen hin mochte sie makellos und naiv wirken, doch dieses Mädchen verbarg irgendwas. Ich bemerkte das nur, weil die gleiche Sündhaftigkeit schon mein Leben lang in mir steckte. Der Unterschied war nur, dass sie sie tief in ihrem Inneren versteckte und ich meiner in regelmäßigen Abständen freien Lauf ließ.

Ich musterte Shepley, bis er merkte, wie ich ihn anstarrte. Sobald er zu mir schaute, deutete ich mit dem Kopf in Richtung Taube.

Wer ist das?, fragte ich stumm.

Shepley reagierte nur mit einem Stirnrunzeln.

Sie, formte ich mit meinem Mund.

Shepley verzog die Mundwinkel zu diesem ärgerlichen Scheißkerl-Grinsen, das er immer aufsetzt, wenn er mich gleich in die Pfanne haut.

»Ja?«, fragte Shepley viel lauter als nötig.

Ich konnte sehen, dass das Mädchen merkte, dass wir über sie sprachen, denn sie hielt ihren Kopf weiter gesenkt und tat, als höre sie nichts.

Nach sechzig Sekunden in Täubchens Gegenwart wusste ich zwei Dinge: Erstens, sie redete nicht viel, zweitens, wenn sie es tat, war sie ziemlich sarkastisch. Aber ich weiß nicht … irgendwie hatte ich damit schon gerechnet. Sie mauerte einfach, um sich Typen wie mich vom Hals zu halten, aber das reizte mich umso mehr.

Zum dritten oder vierten Mal rollte sie jetzt mit den Augen. Mädchen begegneten mir normalerweise nicht mit unverhohlenem Widerwillen, selbst wenn ich sie abblitzen ließ.

Nachdem selbst mein schönstes Lächeln nicht gefruchtet hatte, legte ich noch eins drauf.

»Hast du Zuckungen?«

»Habe ich was?«, fragte sie.

»Zuckungen. Deine Augen verdrehen sich dauernd so komisch.« Wenn Blicke töten könnten, wäre ich in dem Moment schon am Boden verblutet. Ich musste einfach lachen. Sie war ein schlaues Kerlchen und rotzfrech. Von Sekunde zu Sekunde gefiel sie mir besser.

Ich beugte mich noch näher an ihr Gesicht. »Tolle Augen übrigens. Was für eine Farbe ist das eigentlich? Grau?«

Sofort senkte sie den Kopf und ließ die Haare vor ihr Gesicht fallen. Treffer. Ich hatte sei an einer empfindlichen Stelle getroffen, und das bedeutete, dass ich einen gewissen Eindruck auf sie machte.

America eilte sofort herbei, um mich wegzuscheuchen. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Schließlich hatte sie die endlose Reihe der Mädchen gesehen, die schon durch mein Apartment gezogen waren. Ich wollte America nicht auf den Zeiger gehen, aber sie sah gar nicht sauer aus, eher amüsiert.

»Du bist nicht ihr Typ«, sagte sie.

In gespieltem Erstaunen riss ich den Mund auf. »Ich bin der Typ jeder Frau!«

Das Täubchen schielte zu mir her und lächelte. Ein warmes Gefühl – wahrscheinlich einfach das verrückte Verlangen, dieses Mädchen auf meine Couch zu kriegen – durchfuhr mich. Sie war anders, und das wirkte erfrischend.

»Ah! Ein Lächeln.« Es bloß ein Lächeln zu nennen, kam mir falsch vor, wo es doch das Schönste war, das ich je gesehen hatte. Aber ich wollte mir auch nicht alles gleich wieder kaputtmachen, nachdem ich eben erst gepunktet hatte. »Dann bin ich wohl doch kein elender Bastard. Es war nett, dich kennenzulernen, Täubchen.«

Ich ging um den Tisch herum und beugte mich zu Americas Ohr. »Hilf mir doch ein bisschen, ja? Ich schwöre dir, ich werde mich gut benehmen.«

Eine Pommes frites flog in mein Gesicht.

»Nimm deine Zunge aus dem Ohr meiner Süßen, Trav!«, rief Shepley.

Mit erhobenen Händen und Unschuldsmiene wich ich zurück. »Netzwerken! Ich bin nur beim Netzwerken!« Rückwärts ging ich die paar Schritte bis zur Tür, wo ich eine Gruppe von Mädchen bemerkte. Ich öffnete die Tür und wie eine Herde Wasserbüffel stürmten sie an mir vorbei.

Es war schon lange her, dass ich vor einer echten Herausforderung gestanden hatte. Das Seltsame daran war, dass ich sie gar nicht flachlegen wollte. Es nervte mich, dass sie mich für einen Dreckskerl halten mochte, und noch mehr nervte mich, dass mir genau das etwas ausmachte. Wie auch immer, zum ersten Mal seit Langem benahm sich jemand unberechenbar. Täubchen war das totale Gegenteil der Mädchen, die mir bis jetzt an der Eastern begegnet waren, und ich musste herausfinden, warum.

Chaneys Kurs war voll. Zwei Stufen auf einmal nehmend, stieg ich die Treppe zu meinem Platz hoch und schob mich zwischen die nackten Beine, die sich auf meinem Tisch drängelten.

Ich nickte knapp. »Ladies.«

Die Antwort war ein mehrstimmiges Summen und Seufzen.

Geier. Die Hälfte von ihnen hatte ich in meinem ersten Jahr als Freshman gehabt, die andere Hälfte hatte noch lange vor den Herbstferien meine Couch ausprobiert. Bis auf das Mädchen am Ende des Tisches. Sophia schenkte mir ein schiefes Lächeln. Es sah aus, als habe ihr Gesicht Feuer gefangen und jemand habe versucht, es mit einer Gabel zu löschen. Ein paar meiner Kumpel aus der Fraternity hatten schon was mit ihr gehabt. Weil ich deren Erfolgsbilanz kannte und auch schon von ihrer nachlässigen Einstellung in puncto Safer Sex gehört hatte, betrachtete ich sie als unnötiges Risiko. Auch wenn ich selbst aus purer Gewohnheit in dieser Hinsicht vorsichtig war.

Sie lehnte sich auf ihre Ellbogen gestützt nach vorn, um besseren Blickkontakt zu bekommen. Ich konnte das Verlangen, mich vor lauter Widerwillen zu schütteln, gerade noch unterdrücken. Nein. Die war es definitiv nicht wert.

Die Brünette direkt vor mir drehte sich um und klimperte mit ihren Wimpern. »Hey, Travis, ich habe gehört, dass es demnächst eine Date Party bei Sig Tau geben soll.«

»Nein«, erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen.

Schmollend schob sie die Unterlippe vor. »Aber … Als du mir davon erzählt hast, dachte ich, du würdest vielleicht hingehen wollen.«

Ich lachte kurz auf. »Ich habe nur darüber gelästert. Das ist was anderes.«

Die Blondine neben mir beugte sich vor. »Jedes Kind weiß, dass Travis Maddox nicht auf Date Partys geht. Da bellst du den falschen Baum an, Chrissy.«

»Ach ja? Dich hat jedenfalls niemand nach deiner Meinung gefragt«, antwortete Chrissy mit finsterer Miene.

Während die Mädchen rumzankten, bemerkte ich, dass Abby hereingeeilt kam. Sie ließ sich in eine der vorderen Bänke fallen, als es bereits läutete.

Ohne auch nur eine Sekunde lang darüber nachzudenken, schnappte ich mir mein Papier, steckte den Stift in den Mund, sprang die Stufen hinunter und rutschte auf den Platz direkt neben ihr.

Abbys Gesichtsausdruck war mehr als amüsiert, und aus für mich unerklärlichen Gründen gab mir das einen Adrenalinschub, wie ich ihn sonst nur kurz vor einem Kampf erlebte.

»Gut. Du kannst für mich mitschreiben.«

Sie war höchst angewidert, und das machte mir noch mehr Spaß. Die meisten Mädchen langweilen mich zu Tode, aber dieses hier war faszinierend. Richtig unterhaltsam. Ich brachte sie nicht aus der Fassung, zumindest nicht im positiven Sinne. Meine bloße Anwesenheit schien sie zum Kotzen zu finden, und das wiederum fand ich seltsamerweise reizvoll.

Ich wollte unbedingt herausfinden, ob sie mich wirklich hasste oder einfach nur ein richtig harter Brocken war. Ich beugte mich nah zu ihr. »Entschuldige … Sag mal, hab ich dich mit irgendwas beleidigt?«

Ihr Blick wurde sanft, bevor sie den Kopf schüttelte. Sie hasste mich also nicht. Sie wollte mich nur hassen. Ich war ihr um einiges voraus. Wenn sie Spielchen spielen wollte, konnte ich auch das.

»Und was ist dann dein Problem?«

Was sie als Nächstes sagte, schien ihr peinlich zu sein. »Ich werde nicht mit dir schlafen. Also solltest du besser gleich aufgeben.«

Oh ja! Das versprach lustig zu werden. »Ich hab dich gar nicht gefragt, ob du mit mir schlafen willst … Oder hab ich das?« Ich ließ meine Augen an die Decke wandern, als müsse ich darüber nachdenken. »Warum kommst du heute Abend nicht zusammen mit America vorbei?«

Abby kräuselte die Lippen, als habe sie irgendeinen Gestank gerochen.

»Ich werde nicht mal mit dir flirten, großes Ehrenwort.«

»Ich denk drüber nach.«

Ich versuchte, nicht zu sehr zu lächeln und mich so zu verraten. Sie würde sich bestimmt nicht auf den Rücken legen wie die Geier hinter uns. Ich spähte kurz nach hinten, und sie starrten alle böse auf Abbys Hinterkopf. Sie wussten so gut wie ich, dass Abby anders war und dass ich mich bei ihr würde anstrengen müssen. Dieses eine Mal.

Drei Skizzen für potenzielle Tattoos und zwei Dutzend Quader später war der Kurs zu Ende. Ich war auf dem Flur, bevor irgendjemand mich aufhalten konnte. Obwohl ich gut vorankam, schaffte es Abby irgendwie, vor mir im Freien zu sein, noch dazu mit ein paar Metern Vorsprung.

Verdammt. Sie versuchte, mir aus dem Weg zu gehen. Ich beschleunigte meine Schritte, bis ich neben ihr war. »Hast du es dir überlegt?«

»Hey, Travis«, rief ein Mädchen, das mit ihren Haaren spielte. Abby ging einfach weiter, aber ich musste stehen bleiben, und mir dieses irritierende Gequassel anhören.

»Sorry, äh …«

»Heather.«

»Sorry, Heather … Ich bin … Ich muss los.«

Sie schlang ihre Arme um mich. Ich klopfte ihr schnell auf den Rücken, entwand mich ihrem Griff und lief weiter, während ich mich noch fragte, wer das gewesen war.

Bevor ich draufkam, woher ich Heather kannte, entdeckte ich Abbys lange, braune Beine in der Ferne. Ich steckte mir eine Marlboro zwischen die Lippen und joggte hinter ihr her, bis ich sie wieder eingeholt hatte. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja … du hast überlegt.«

»Wovon redest du da?«

»Hast du dir überlegt, ob du vorbeikommst?«

»Wenn ich jetzt Ja sage, hörst du dann auf, mich zu verfolgen?«

Ich gab vor nachzudenken, schließlich nickte ich. »Ja.«

»Ich komme vorbei.«

Verdammt. Sie war eine wirklich harte Nuss. »Wann?«

»Heute Abend. Ich werde heute Abend vorbeikommen.«

Abrupt blieb ich stehen. Sie heckte irgendwas aus. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie derart in die Offensive gehen würde. »Schön«, sagte ich und versuchte, mein Erstaunen zu überspielen. »Dann sehen wir uns später, Täubchen.«

Ohne sich noch mal umzusehen, marschierte sie weiter und schien von unserer Unterhaltung völlig ungerührt. Dann verschwand sie in einer Gruppe Studenten, die ebenfalls zum Unterricht gingen.

Shepleys weißes Cap der Eastern U tauchte auf. Anscheinend hatte er es nicht eilig, zu unserem Computerkurs zu kommen. Ich runzelte ebenfalls die Stirn. Ich hasste diesen Kurs genauso. Als ob inzwischen nicht jeder wusste, wie so ein Scheißding funktionierte.

Ich schloss mich Shepley und America an, die gerade in den Strom der Studenten auf dem Hauptweg eintauchten. Sie kicherte und sah mit glitzernden Augen zu, wie wir herumfrotzelten. America war kein Geier. Sie war eine heiße Frau, das durchaus, aber man konnte sich mit ihr unterhalten, ohne dass sie nach jedem Wort »irgendwie« sagte, und manchmal war sie auch ziemlich witzig. Am besten gefiel mir an ihr, dass sie nach dem ersten Date noch einige Wochen lang nicht mit in unsere Wohnung kam, und selbst nachdem sie sich dort aneinandergekuschelt einen Film angesehen hatten, kehrte sie zum Schlafen in ihr Zimmer im Studentenwohnheim zurück.

Allerdings hatte ich den Eindruck, die Bewährungsfrist, bevor Shepley sie ins Bett kriegte, würde bald ablaufen.

»Hey, Mare.« Ich nickte ihr zu.

»Wie läuft’s, Trav?«, fragte sie. Sie schenkte mir ein freundliches Lächeln, doch dann hatte sie wieder nur Augen für Shepley.

Er war wirklich ein Glückspilz. Solche Mädchen liefen einem nicht sehr oft über den Weg.

»Ich muss hier lang«, meinte America und deutete in Richtung des Wohnheims. Sie schlang Shepley die Arme um den Hals und küsste ihn. Er packte ihr Shirt mit beiden Händen und drückte sie fest an sich, bevor er sie gehen ließ.

America winkte uns noch mal zu, dann gesellte sie sich am Eingang zu ihrem Freund Finch.

»Du hast dich ganz schön verknallt, was?«, fragte ich und boxte Shepley gegen den Arm.

Er stieß mich weg. »Geht dich gar nichts an, Blödmann.«

»Hat sie eine Schwester?«

»Sie ist ein Einzelkind. Und lass bloß die Finger von ihren Freundinnen, Trav. Ich warne dich.«

Shepleys letzter Satz war überflüssig. Seine Augen waren meist eine Art Plakatwand seiner Gefühle und Gedanken. Er meinte es eindeutig ernst – vielleicht war er sogar ein bisschen verzweifelt. Er hatte sich nicht bloß verknallt, sondern richtig verliebt.

»Du meinst Abby.«

Er blickte finster drein. »Ich meine alle ihre Freunde. Sogar Finch. Halt dich von denen einfach fern.«

»Ach, Cousin!«, tönte ich und nahm ihn in den Schwitzkasten. »Hast du dich etwa verliebt? Mir kommen vor Rührung gleich die Tränen!«

»Halt die Klappe«, brummte Shepley. »Versprich mir einfach, dass du die Finger von ihren Freunden lässt.«

»Ich verspreche gar nichts«, erwiderte ich grinsend.

2. KAPITEL

Fehlzündung

»Was machst du da?«, fragte Shepley. Er stand mitten im Zimmer, ein Paar Sneakers in der einen und schmutzige Unterwäsche in der anderen Hand.

»Äh, aufräumen?«, fragte ich zurück und packte als Nächstes einen Haufen Schnapsgläser in die Spülmaschine.

»Das seh ich. Aber … warum?«

Ich lächelte und drehte ihm den Rücken zu. Shepley würde mir den Kopf abreißen. »Ich erwarte Besuch.«

»Ach ja?«

»Die Taube.«

»Hä?«

»Abby, Shep. Ich habe Abby eingeladen.«

»Nein, du Vollidiot. Nein! Vergeig mir das nicht, Mann. Bitte nicht.«

Ich drehte mich wieder zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hab ich versucht, Shep. Ehrlich. Aber ich weiß nicht, wie.« Ich zuckte mit den Schultern. »Sie hat einfach irgendwas. Ich konnte nicht anders.«

Ich sah, wie Shepleys Kiefer mahlten, dann stapfte er in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

Ich räumte das restliche Geschirr in die Spülmaschine und umkreiste dann die Couch auf der Suche nach irgendwelchen leeren Kondompackungen. Die waren immer blöd zu erklären.

Die Tatsache, dass ich eine Menge Kommilitoninnen von der Eastern flachlegte, war kein Geheimnis, aber ich brauchte sie schließlich nicht daran zu erinnern, wenn sie mit in meine Wohnung kamen. Alles eine Frage der Präsentation.

Täubchen allerdings war ein anderes Kaliber. Da würde viel mehr nötig sein als irreführende Werbung, um sie auf meine Couch zu kriegen. Im Moment war meine Strategie, sie Schritt für Schritt zu erobern. Wenn ich zu sehr auf das Endziel dieser Aktion fixiert war, konnte ich alles ruinieren. Sie registrierte alles. Und sie war wohl noch weniger naiv als ich. Dieses Unterfangen war echt gewagt.

Ich sortierte gerade Schmutzwäsche in meinem Zimmer, als ich die Wohnungstür aufgehen hörte. Shepley lauschte eigentlich immer darauf, wann America ihr Auto parkte, um sie schon an der Tür begrüßen zu können, das Weichei.

Ich hörte Stimmengemurmel, dann ging Shepleys Zimmertür zu, und das war mein Signal. Ich ging ins Wohnzimmer, und da saß sie: mit Brille, alle Haare zu einem Knoten oben auf dem Kopf getürmt und in einer Art Pyjama. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie den ganz unten aus dem Korb mit ihrer Schmutzwäsche gezogen hätte.

Es fiel mir schwer, nicht loszulachen. Noch nie hatte ein weibliches Wesen in so einem Outfit meine Wohnung betreten. Unsere Wohnungstür hatte schon Jeansröcke, Kleider und sogar einen durchsichtigen Schlauch über einem Stringtanga gesehen. Gelegentlich auch zu viel Make-up und Glitzerlotion, aber noch nie einen Pyjama.

Ihr Aussehen machte sofort klar, warum sie sich so schnell bereiterklärt hatte, herzukommen. Wenn sie nicht trotzdem total sexy ausgesehen hätte, dann wäre ihr Plan vielleicht sogar aufgegangen, doch ihre Haut war makellos, und das fehlende Make-up und die Brille betonten ihre Augenfarbe nur noch mehr.

»Das wurde ja auch Zeit, dass du aufkreuzt«, sagte ich und ließ mich auf die Couch fallen.

Zunächst schien sie noch ganz stolz auf ihre Idee zu sein, doch als wir uns unterhielten und ich davon unbeeindruckt blieb, war klar, dass auch sie merkte, dass ihr Plan gescheitert war. Je seltener sie lächelte, desto schwerer fiel es mir, nicht von einem Ohr zum anderen zu grinsen. Sie war dermaßen unterhaltsam, dass ich mich fast nicht einkriegte.

Zehn Minuten später stießen Shepley und America wieder zu uns. Abby schien nervös, und ich war beinah übermütig. Wir hatten schon alles Mögliche angesprochen: ihre Zweifel daran, ob ich eine simple Hausarbeit schreiben könne, und ihre Frage nach meinem Faible fürs Kämpfen. Es gefiel mir irgendwie, mit ihr über ganz normale Dinge zu reden. Das war deutlich angenehmer als die lästige Bitte, doch endlich zu gehen, nachdem ich sie gevögelt hätte. Sie schien aus mir nicht schlau zu werden, und irgendwie wünschte ich mir aber genau das, obwohl es ihr ja anscheinend mächtig auf die Nerven ging.

»Wer bist du, Karate Kid? Wo hast du das überhaupt gelernt?«, fragte sie mich.

Shepley und America schien es unangenehm zu sein. Ich weiß gar nicht, warum, denn mir machte es definitiv nichts aus. Nur weil ich kaum von meiner Kindheit erzählte, bedeutete das noch nicht, dass ich mich dafür schämte. »Ich hatte einen jähzornigen Vater mit einem Alkoholproblem und vier ältere Brüder mit dem Arschlochgen.«

»Oh«, erwiderte sie bloß. Sie errötete, und genau in diesem Moment verspürte ich einen Schmerz in der Brust. Ich war mir nicht sicher, was das war, aber es irritierte mich. »Das braucht dir nicht peinlich sein, Täubchen. Dad hat inzwischen mit dem Trinken aufgehört. Die Brüder sind erwachsen und friedlich geworden.«

»Ist mir auch nicht peinlich.« Ihre Körpersprache widersprach ihren Worten. Angestrengt suchte ich nach einem anderen Thema, und dann fiel mir ihr sexy Gammellook ein. Ihre Verlegenheit wich einer gewissen Gereiztheit, und die war mir bedeutend lieber.

America schlug vor, gemeinsam fernzusehen. Doch das Letzte, wonach mir zumute gewesen wäre, war, mich mit Abby in einem Raum zu befinden und nicht mit ihr reden zu können. Ich stand auf. »Hast du Hunger, Täubchen?«

»Hab schon gegessen.«

America zog die Augenbrauen hoch. »Hast du nicht. Oh … äh … stimmt. Ich hatte vergessen, dass du dir im Weggehen noch … ein Stück … Pizza? … genommen hast. Bevor wir losgefahren sind.«

Abby geriet schon wieder in Verlegenheit, aber ihre Wut kaschierte das rasch. Es dauerte nicht lange, um zu durchschauen, wie sie tickte.

Ich öffnete die Wohnungstür und bemühte mich um einen lässigen Tonfall. Noch nie war ich so scharf darauf gewesen, mit einem Mädchen allein zu sein – vor allem um nicht mit ihr zu schlafen. »Komm schon. Dann musst du doch hungrig sein.«

Ihre Schultern entspannten sich ein wenig. »Wo willst du denn hin?«

»Wo immer du hin möchtest. Wir können in eine Pizzeria gehen.« Alles in mir zog sich zusammen. Das konnte ein bisschen zu drängend geklungen haben.

Sie sah an sich herunter. »Dafür bin ich nicht angezogen.«

Sie hatte keine Ahnung davon, wie hübsch sie trotzdem war. Das machte sie nur noch attraktiver. »Du siehst toll aus. Los jetzt, ich bin am Verhungern.«

Als sie hinter mir auf meiner Harley saß, konnte ich endlich wieder einigermaßen klar denken. Auf dem Bike war ich sowieso immer entspannter. Abbys Beine umklammerten mich wie ein Schraubstock, aber das wirkte seltsamerweise auch beruhigend. Fast wie eine Erleichterung.

Dieses eigenartige Gefühl in ihrer Nähe brachte mich aus dem Konzept. Es missfiel mir einerseits, aber gleichzeitig erinnerte es mich daran, dass sie da war, folglich war es ebenso tröstlich wie beunruhigend. Ich nahm mir vor, mich zusammenzureißen. Abby mochte ein Täubchen sein, doch sie war auch nur ein verdammtes Mädchen. Kein Grund, mir in die Hosen zu pissen.

Noch dazu verbarg sich irgendwas hinter ihrer Fassade des braven Mädchens. Sie hasste mich aufgrund meiner äußeren Erscheinung, weil sie anscheinend von jemandem, der diesem Klischee entsprach, verletzt worden sein musste. Aber sie war mit Sicherheit keine Schlampe. Nicht einmal eine von der geläuterten Sorte. Denn die erkannte ich zehn Meilen gegen den Wind. Mein Pokerface löste sich langsam in nichts auf. Endlich hatte ich ein Mädchen gefunden, das interessant genug war, um es besser kennenzulernen, und einer von meiner Sorte hatte ihr offenbar schon wehgetan.

Obwohl wir uns gerade erst getroffen hatten, machte mich der Gedanke an irgendein Arschloch, das dieses Täubchen verletzt hatte, rasend. Und dass Abby mich mit jemandem assoziierte, der ihr ein Leid antat, war sogar noch schlimmer. Ich würgte den Motor ab, nachdem wir auf den Parkplatz von Pizza Shack eingebogen waren. Die Fahrt war nicht lang genug gewesen, um das Chaos in meinem Kopf zu sortieren.

Über mein Tempo hatte ich überhaupt nicht nachgedacht, sodass ich einfach loslachte, nachdem Abby von der Maschine gesprungen war und loskeifte.

»Ich hab die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten.«

»Ja, wenn wir auf einer Autobahn unterwegs gewesen wären!« Sie löste den strubbeligen Knoten auf ihrem Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die langen Haare.

Ich konnte gar nicht anders, als sie anzustarren, während sie ihr Haar wieder aufdrehte und zusammenband. So musste sie wohl morgens aussehen, stellte ich mir vor. Und dann musste ich an die Anfangssequenz von Der Soldat James Ryan denken, damit mein Schwanz nicht hart wurde. Blut, Geschrei, raushängende Gedärme, Granaten, Gewehrfeuer, noch mehr Blut.

Ich hielt ihr die Tür auf. »Ich würde doch nicht wollen, dass dir irgendwas zustößt, Täubchen.«

Wütend stürmte sie an mir vorbei ins Lokal und schien meine Geste zu ignorieren. Was für eine Schande, dabei war sie das erste Mädchen, dem ich je die Tür aufhalten wollte. Ich hatte mich auf diesen Moment gefreut, aber sie bemerkte ihn nicht mal.

Nachdem ich ihr gefolgt war, steuerte ich die Ecknische an, die ich sonst immer bevorzugte. Die Fußballmannschaft hockte an mehreren, in der Mitte des Raumes zusammengeschobenen Tischen. Sie johlten schon, als sie sahen, dass ich in weiblicher Begleitung kam. Ich biss die Zähne zusammen. Ich wollte nicht, dass Abby etwas davon mitbekam.

Zum ersten Mal überhaupt schämte ich mich für mein übliches Beuteschema. Doch das hielt nicht lange an. Abby mir gegenüber sitzen zu sehen, unleidlich und sauer, munterte mich sofort wieder auf.

Ich bestellte zwei Bier. Der Ausdruck von Ekel auf Abbys Gesicht traf mich unvorbereitet. Die Kellnerin flirtete unverhohlen mit mir, und Abby war unzufrieden. Anscheinend konnte ich sie vollkommen mühelos gegen mich aufbringen.

»Bist wohl öfter hier?«, meinte sie schnippisch und mit Blick auf die Bedienung.

Verdammt noch mal, ja. Sie war also eifersüchtig. Moment mal. Vielleicht turnte es sie ab, wie andere Frauen mit mir umgingen. Das hätte mich auch nicht überrascht. Dieses Mädchen war wirklich nicht leicht zu begreifen.

Ich stützte mich mit den Ellbogen auf den Tisch, entschlossen, mir nichts anmerken zu lassen. »Was ist das für eine Geschichte bei dir, Täubchen? Bist du grundsätzlich Männerhasserin, oder hasst du nur mich?«

»Ich glaube, nur dich.«

Da musste ich lachen. »Ich werde aus dir nicht schlau. Du bist das erste Mädchen, das mich noch vor dem Sex verabscheut. Du wirst nicht total verlegen, wenn du mit mir sprichst, und du versuchst nicht, meine Aufmerksamkeit zu erregen.«

»Das ist keine Masche. Ich mag dich einfach nicht.«

Autsch. »Du wärst nicht hier, wenn du mich nicht mögen würdest.«

Meine Beharrlichkeit machte sich bezahlt. Ihre gerunzelte Stirn glättete sich, und die Fältchen um ihre Augen verschwanden.

»Ich habe ja nicht gesagt, dass du ein schlechter Mensch bist. Ich mag es nur nicht, dass für dich von vorneherein feststeht, wie die Sache läuft, nur weil ich eine Vagina habe.«

Ich weiß nicht, was dann über mich kam, aber ich konnte einfach nicht mehr an mich halten. Vergeblich versuchte ich, mir das Lachen zu verkneifen, aber es brach einfach aus mir heraus. Sie hielt mich also gar nicht für einen Idioten. Sie mochte nur meine Herangehensweise nicht. Das ließ sich ja leicht regeln. Vor Erleichterung fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, und ich lachte heftiger, als ich es seit Jahren – wenn nicht sogar jemals – getan hatte.

»Oh mein Gott! Du machst mich fertig! Wie du das sagst! Wir müssen Freunde werden. Ein Nein lasse ich nicht gelten.«

»Ich habe nichts gegen Freundschaft, solange das nicht bedeutet, dass du alle fünf Sekunden versuchst, in mein Höschen zu kommen.«

»Du wirst nicht mit mir schlafen. Hab ich verstanden.«

Geschafft. Sie lächelte, und in diesem Moment eröffnete sich eine ganze Welt von Möglichkeiten. Durch mein Gehirn blitzte Täubchen-Sex, als würde man durch diverse Sender zappen, dann ein Systemcrash und am Ende ein Infomercial über Edelmut und den Wunsch, diese seltsame Freundschaft, die wir gerade geschlossen hatten, nicht aufs Spiel zu setzen.

Ich lächelte zurück. »Du hast mein Wort. Ich werde nicht mal an dein Höschen denken … außer du möchtest es.«

Sie stützte ihre zarten Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. Natürlich wanderte mein Blick sofort zu ihren Brüsten, die sie nun gegen die Tischkante presste.

»Da das nicht passieren wird, können wir Freunde sein.«

Herausforderung angenommen.

»Also, wie lautet deine Geschichte?«, fragte Abby. »Warst du schon immer Travis ›Mad Dog‹ Maddox, oder bist du das erst, seit du hier bist?« Sie benutzte zwei Finger jeder Hand, um diesen gottverdammten Spitznamen in Anführungszeichen zu setzen.

Ich wand mich vor Unbehagen. »Nein. Damit hat Adam nach meinem ersten Kampf angefangen.« Ich hasste diesen Namen, aber er blieb mir trotzdem. Allen anderen schien er zu gefallen, also blieb Adam dabei.

Nach einem verlegenen Schweigen ergriff Abby endlich wieder das Wort. »Das ist alles? Mehr willst du mir nicht über dich erzählen?«

Ihr schien der Spitzname nichts auszumachen oder sie akzeptierte ihn einfach als Vorgeschichte. Ich wusste nicht einzuschätzen, wann sie gekränkt war oder ausflippen würde und wann sie vernünftig reagierte und cool blieb. Heilige Scheiße, ich bekam trotzdem nicht genug von ihr.

»Was möchtest du denn wissen?«

Abby zuckte mit den Schultern. »Das Übliche. Woher du kommst, was du werden wolltest, als du noch klein warst … solche Sachen.«

Ich hatte Mühe, meine Schultern nicht zu verkrampfen. Über mich selbst – vor allem über meine Vergangenheit – zu reden, das löste bei mir für gewöhnlich Unbehagen aus. Ich gab ihr ein paar vage Antworten und beließ es dabei, doch dann hörte ich, wie einer der Fußballer einen blöden Witz riss. Das hätte mich im Prinzip nicht gestört, wenn ich nicht den Augenblick gefürchtet hätte, in dem Abby klar wurde, worüber die Jungs grölten. Okay, das war gelogen. Es hätte mich in jedem Fall angepisst.

Sie wollte mehr über meine Familie und mein Studium wissen, während ich mich zusammenriss, um nicht aufzuspringen und die ganze Bande nach draußen zu jagen. Meine Wut kochte immer höher, und es fiel mir zunehmend schwer, mich auf unsere Unterhaltung zu konzentrieren.

»Worüber lachen die?«, fragte sie schließlich und deutete auf die lärmende Runde.

Ich schüttelte nur den Kopf.

»Erzähl’s mir«, beharrte sie.

Ich presste die Lippen zusammen. Wenn sie jetzt aufstand und ging, wäre das wohl meine erste und letzte Chance gewesen. Und dann hätten diese bescheuerten Idioten noch mehr zu lachen.

Sie sah mich erwartungsvoll an.

Scheißegal. »Sie lachen darüber, dass ich dich erst noch zum Abendessen einladen muss. Das ist normalerweise … nicht mein Ding.«

»Erst noch?«

Nachdem sie begriffen hatte, erstarrte ihr Gesicht. Es kränkte sie, hier mit mir zu sitzen.

Ich zog den Kopf ein und war gefasst darauf, dass sie gleich davonstürmen würde.

Doch dann ließ sie entspannt die Schultern fallen. »Und ich dachte schon, die lachen darüber, dass du dich mit mir sehen lässt, so, wie ich gerade rumlaufe, und glauben, ich würde mit dir schlafen«, brummte sie.

Moment mal. Was war das? »Warum sollte ich mich denn nicht mit dir sehen lassen?«

Abbys Wangen röteten sich, und sie schaute auf die Tischplatte. »Wovon sprachen wir gerade?«

Ich seufzte. Sie machte sich Sorgen um mich. Sie dachte, die lachten darüber, wie sie aussah. Das Täubchen war also gar nicht so hartgesotten. Ich beschloss, schnell eine weitere Frage zu stellen, bevor sie es sich anders überlegte.

»Von dir. Was machst du im Hauptfach?«

»Ach, äh … Studium generale vorläufig. Ich bin noch unentschlossen, aber ich tendiere zu Rechnungswesen.«

»Du bist aber nicht von hier. Ein ausländisches Gewächs.«

»Aus Wichita. Genau wie America.«

»Wie kommt ihr aus Kansas ausgerechnet hierher?«

»Wir mussten einfach weg.«

»Von was?«

»Meinen Eltern.«

Sie war auf der Flucht. Es kam mir vor, als wären die Strickjacke und die Perlenohrringe, die sie an dem Abend getragen hatte, als wir uns das erste Mal sahen, nur Fassade gewesen. Aber um was zu kaschieren? Sie wurde bei persönlichen Fragen ziemlich rasch nervös, aber bevor ich das Thema wechseln konnte, riss Kyle aus der Fußballmannschaft das Maul zu weit auf.

Ich nickte gerade und sagte: »Und warum ausgerechnet die Eastern?«

Abby konterte mit einer schnippischen Gegenfrage, aber die bekam ich schon nicht mehr mit. Das Gelächter und die verdammten Kommentare der Fußballer übertönten alles.

»Junge, du willst wohl eher den Vogel abschießen als das Vögelchen vögeln, was?«

Jetzt hielt ich es definitiv nicht mehr aus. Die machten sich nicht nur über mich lustig, sondern zogen auch über Abby her. Ich stand auf, ging ein paar Schritte in ihre Richtung, und schon begannen sie, zu drängeln und einander zur Tür rauszuschubsen.

Ich spürte Abbys Blick in meinem Rücken, was mich zur Räson brachte. Ich setzte mich wieder in unsere Nische. Sie hob nur eine Augenbraue, und sofort waren mein Frust und Zorn wie weggeblasen.

»Du wolltest gerade erzählen, warum du dir die Eastern ausgesucht hast«, sagte ich. So zu tun, als habe es diesen kleinen Zwischenfall gar nicht gegeben, war wahrscheinlich das Beste.

»Schwer zu sagen«, meinte sie achselzuckend. »Ich schätze, ich hatte einfach das Gefühl, dass es passt.«

Wenn man meine Gefühlslage in diesem Moment mit einem Satz hätte zusammenfassen sollen, dann wäre es dieser gewesen. Ich wusste verdammt noch mal gar nicht, was ich da machte oder warum, aber ihr in dieser Nische so gegenüber zu sitzen, das erzeugte eine seltsame Ruhe in mir. Und das, obwohl ich gerade noch total wütend gewesen war.

Ich lächelte und schlug die Speisekarte auf. »Ich weiß genau, was du meinst.«

3. KAPITEL

Weißer Ritter

Shepley stand wie ein liebeskranker Trottel in der Tür und winkte America nach, die gerade vom Parkplatz fuhr. Er schloss die Tür und ließ sich mit dem albernsten Grinsen im Gesicht in den Sessel fallen.

»Du bist bescheuert«, stellte ich fest.

»Ich? Du hättest dich selbst gerade sehen sollen. Abby konnte ja gar nicht schnell genug von hier wegkommen.«

Ich verzog das Gesicht. Mir war sie nicht gehetzt vorgekommen, aber nachdem Shepley das gerade gesagt hatte, erinnerte ich mich auch daran, dass sie ziemlich still gewesen war, nachdem wir vom Essen hergekommen waren. »Meinst du?«

Shepley lachte nur, lehnte sich nach hinten und zog die Fußstütze unter dem Sessel heraus. »Sie hasst dich. Gib’s auf.«

»Sie hasst mich nicht. Ich hab sie auf dieses Date festgenagelt – okay, auf ein Abendessen.«

Shepleys Brauen schossen nach oben. »Date? Trav, was tust du da? Denn wenn das für dich nur ein Spiel ist und du die Sache für mich vermasselst, dann bring ich dich im Schlaf um.«

Ich plumpste auf die Couch und schnappte mir die Fernbedienung. »Ich habe zwar keine Ahnung, was ich da tue, aber ein Spiel ist es nicht.«

Shepley sah verwirrt aus. Aber ich würde mir nicht anmerken lassen, dass es mir genauso ging.

»Ich meine das ernst«, stellte er klar. Mich so gar nicht in meinem Element zu fühlen, nervte mich schon genug, aber jetzt hatte ich auch noch dieses verliebte Pepé-Stinktier am Hals, der mich mit dem Tod bedrohte. Wenn Shepley flirtete, war es schon ein Ärgernis, aber verliebt hielt man ihn kaum aus.

»Erinnerst du dich noch an Anya?«

»Das hier ist was anderes«, beeilte Shepley sich, mir zu versichern. »Mit Mare ist es ganz anders. Sie ist die Richtige.«

»Und das weißt du nach ein paar Monaten?«, fragte ich zweifelnd.

»Das wusste ich, als ich sie das erste Mal sah.«

Ich schüttelte den Kopf. Ich hasste das, wenn er so war. Wenn Einhörner und Schmetterlinge aus all seinen Körperöffnungen kamen und durch den Raum schwebten. Am Ende hatte er immer ein gebrochenes Herz, und dann musste ich mindestens sechs Monate lang durchgehend aufpassen, dass er sich nicht zu Tode soff. America schien ihn allerdings wirklich zu mögen.

Aber wie auch immer. Mich konnte jedenfalls keine Frau zum Flennen bringen oder dazu, dass ich mich um den Verstand soff, nur weil ich sie verloren hatte. Wenn sie nicht blieben, waren sie es sowieso nicht wert gewesen.

Shepley stand auf, reckte sich und trollte sich in sein Zimmer.

»Du redest totalen Mist, Shep.«

»Woher willst ausgerechnet du das wissen?«, fragte er mich.

Und er hatte recht. Ich war nie verliebt gewesen, aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass mich das so fundamental verändern würde.

Ich beschloss, auch schlafen zu gehen. Kaum hatte ich mich ausgezogen, ließ ich mich seufzend auf meine Matratze fallen. Kaum hatte mein Kopf das Kissen berührt, dachte ich an Abby. Wortwörtlich spulte ich unsere Unterhaltung in meinem Kopf ab. Ein paar Mal hatte sie eine Spur Interesse gezeigt. Sie hasste mich nicht durch und durch, und das allein half mir schon, mich zu entspannen. Ich rechtfertigte mich nicht für meinen Ruf, aber das schien sie irgendwie auch nicht zu erwarten. Frauen machten mich nicht nervös. Abby bewirkte, dass ich mich gleichzeitig abgelenkt und konzentriert fühlte. Aufgebracht und lässig. Total genervt und fast schon albern. So wenig hatte ich mich mit mir selbst noch nie ausgekannt. Irgendetwas daran bewirkte, dass ich mehr Zeit in ihrer Nähe verbringen wollte.

Nachdem ich zwei Stunden lang an die Zimmerdecke gestarrt hatte, während ich mich fragte, ob ich sie am kommenden Tag sehen würde, beschloss ich, noch mal aufzustehen und an die Flasche Jack Daniel’s in der Küche zu gehen.

Die Gläser standen sauber in der Spülmaschine. Ich nahm eines heraus und füllte es bis zum Rand. Kaum ausgetrunken füllte ich es erneut. Auch diesen Drink kippte ich auf einmal, stellte das Glas in die Spüle und drehte mich um. Shepley stand grinsend in der Tür seines Zimmers.

»So fängt es an.«

»An dem Tag, als du im Stammbaum unserer Familie aufgetaucht bist, wollte ich ihn fällen.«

Shepley lachte nur kurz auf und schloss seine Tür.

Ich tappte zurück in mein Bett und war sauer, weil mir die Argumente fehlten.

Die Vormittagskurse dauerten ewig, und ich ärgerte mich ein bisschen über mich selbst, weil ich regelrecht in die Cafeteria gerannt war. Dabei wusste ich nicht mal, ob Abby dort sein würde.

Doch das war sie.

Brazil saß ihr direkt gegenüber und plauderte mit Shepley. Ich musste grinsen und seufzen – einerseits vor Erleichterung, andererseits, weil ich offenbar zu spät gekommen war.

Die Dame hinter der Theke klatschte mir irgendwas auf den Teller, dann ging ich mit dem Tablett an den Tisch und blieb genau gegenüber von Abby stehen.

»Du sitzt auf meinem Platz, Brazil.«

»Ach, ist sie eins von deinen Mädels, Trav?«

Abby schüttelte den Kopf. »Sicher nicht.«

Ich wartete, und schließlich gab Brazil nach. Er trug sein Tablett zu einem leeren Stuhl am Ende des langen Tisches.

»Was ist los, Täubchen?«, fragte ich, gefasst auf eine giftige Bemerkung. Doch zu meiner großen Überraschung schien sie nicht im Geringsten verärgert.

»Was ist das denn?« Sie starrte auf mein Tablett.

Ich schaute auf die dampfende Masse. Sie machte also lockere Konversation. Noch ein gutes Zeichen. »Die Buffetdamen machen mir Angst. Ich würde es nie wagen, ihre Kochkünste zu kritisieren.«

Abby sah mir zu, wie ich mit meiner Gabel nach etwas Essbarem stocherte, und dann schien sie vom Gemurmel der anderen abgelenkt. Garantiert war es meinen Kommilitonen neu, dass ich so ein Theater machte, um gegenüber von jemandem zu sitzen. Ich hätte nicht einmal selbst zu sagen gewusst, warum ich das tat.

»Bäh … diese Bioarbeit steht nach dem Mittagessen an«, stöhnte America.

»Hast du gelernt?«, fragte Abby.

America verzog das Gesicht. »Mein Gott, nein. Ich habe den Abend damit verbracht, meinen Freund davon zu überzeugen, dass du nicht mit Travis schlafen wirst.«

Shepley machte bei der Erwähnung der abendlichen Diskussion sofort ein beleidigtes Gesicht.

Die Footballspieler am Tischende verstummten, um mitzuhören, und Abby versank in ihrem Stuhl, nachdem sie America noch böse angefunkelt hatte.

Sie genierte sich. Warum auch immer machte jegliche Aufmerksamkeit sie offenbar verlegen.

America ignorierte Abby und stupste Shepley mit der Schulter an, doch dessen Miene hellte sich nicht auf.

»Meine Güte, Shep. Echt so schlimm?« Ich warf ein Ketchuptütchen nach ihm, um ihn wieder aufzumuntern. Die anderen Studenten reckten die Hälse und musterten jetzt America und Shepley.

Mein Cousin reagierte zwar nicht, aber Abbys graue Augen schielten kurz zu mir hinüber, und ich registrierte ein kleines Lächeln. Heute war anscheinend mein Tag. Sie konnte mich nicht hassen, selbst wenn sie es versuchte. Ich wusste gar nicht, worüber ich mir solche Sorgen machte. Ich wollte sie gar nicht daten oder so. Sie erschien mir nur wie das perfekte platonische Experiment. Im Prinzip war sie ein braves – wenn auch leicht aufbrausendes – Mädchen, und ihr lag nicht das Geringste daran, dass ich ihren Fünfjahresplan durcheinanderbrachte. Falls sie überhaupt einen hatte.

America strich Shepley über den Rücken. »Er wird es schon schaffen. Aber er braucht einfach noch ein Weilchen, bis er wirklich glaubt, dass Abby deinem Charme widerstehen kann.«

»Ich habe meinen Charme gar nicht spielen lassen«, sagte ich. America versenkte mein Schlachtschiff, während ich einfach nur in der Sache vorankam. »Sie ist einfach eine Freundin.«

Abby nahm Shepley ins Visier. »Das hab ich dir doch gesagt. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen.«

Shepley fing Abbys Blick auf und schaute schon sanfter drein. Krise abgewendet. Abby hatte den Tag gerettet.