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Das neue Buch von Stephan Da Re enthält zahlreiche Predigten, Andachten und Kurzansprachen aus dem Gemeindealltag. Die Anlässe sind sehr unterschiedlich, so dass die Texte auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten eingesetzt werden können, auch wenn sie z.T. sehr persönlich sind. Somit bietet die vorliegende Publikation viele gute Anregungen und Impulse zum Weiterdenken und Weiterschreiben.
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Seitenzahl: 180
Veröffentlichungsjahr: 2014
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„Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht;
und was euch gesagt wird in das Ohr,
das predigt auf den Dächern.“
(Matthäus 10,27)
Zum Geleit
Texte aus der Reihe „Auf ein Wort“ der Mainzer Allgemeinen Zeitung
Vom Reisen
Schulbeginn
Mauerfall
Erste Hilfe für die Seele
Politik und Religion
Fußball-Weltmeisterschaft 2010
Das Senfkorn
Weihnachten
Rundfunkandachten aus der Reihe „Bibel heute“ des Evangeliumsrundfunks (ERF)
Vom Zorn Gottes (Jeremia 25,15–31)
Auf Gott vertrauen, auch in schwierigen Zeiten (2. Timotheus 3,1–9)
Wir sind Schwestern und Brüder des Herrn! (Matthäus 12,46–50)
Von der Sorge um das eigene Leben (Lukas 12,22–34)
Rundfunkandachten aus der Reihe „SWR 4-Sonntagsgedanken“
Hoffnung haben
Burnout – Ausgebrannt sein
Wenn aus Angst und Trauer Freude und Zuversicht wird – Wie das Pfingstfest unser Leben verändert
Hannah – Jugendliche sind besser als ihr Ruf
Die kostbare Perle
Selber schuld!
Rundfunkandachten aus der Reihe „SWR 4-Abendgedanken“
Sehnsucht nach echten, authentischen Personen
Philipp Melanchthon – der Mann hinter Luther
Der vergessene Unterschied zwischen Leistung und Fruchtbarkeit
Das Kreuz mit dem Kreuz
Über sich selbst hinauswachsen – Was ein Kletterwald uns lehren kann
„Alles hat seine Zeit“ – Vom Kampf gegen die Zeit
Die Lust auf Veränderung und Umkehr – Buß- und Bettag
Ein feste Burg ist unser Gott
Vom Umgang mit dem Tod – Toten- bzw. Ewigkeitssonntag
Weihnachten – Gott wird Mensch. Wir sind nicht mehr allein.
Songandacht – „Auf uns“ von Andreas Bourani
Christvesper 2010 – SWR-4 Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
Grußworte und Kurzansprachen aus dem Gemeindealltag
20 Jahre Jugendfeuerwehr
50 Jahre Feuerwehrkapelle
Einweihung eines Dorfplatzes
50 Jahre Ev. Kirchenchor (Grußwort / Vorwort Festschrift)
Gottesdienste und Predigten
In Bewegung bleiben (3. Sonntag vor der Passionszeit; Matthäus 9,9–13)
Wer ist Gott? (2. Sonntag der Passionszeit; Johannes 8,26–30)
Abschied und Neubeginn (Apostelgeschichte 17,16–34)
Gute-Nacht-Kirche auf dem Jugendkirchentag der EKHN 2014
Speisung mit Wachteln und Manna – Ein Bibliolog zu 2. Mose 16
Grüne Wiese und finsteres Tal – Ein Bibliolog mit Sculpting zu Psalm 23
Gottesdienstentwurf zum Thema „Nachfolgen – Aufbrechen“ (Sonntag Okuli 2008, Reformationskirche Bad Schwalbach)
Der Ablauf des Gottesdienstes – Die Liturgie
Der Ablauf des Gottesdienstes – Die Predigt
Epilog
Predigten, Reden, Ansprachen, Andachten, Grußworte und andere gesprochene und gedruckte Texte sind ein wesentlicher Bestandteil pfarramtlicher Tätigkeit. Alle diese Texte dienen der Kommunikation des Evangeliums. Sie tragen die Botschaft von der liebenden und freimachenden Gnade Gottes weiter. In einer Zeit, in der dem gesprochenen wie auch dem geschriebenen Wort immer weniger Aufmerksamkeit zukommt, sind sie wie ein Garant der christlichen Tradition, wie eine Oase inmitten der sprachlichen Beliebigkeit. Solche Texte sind sehr persönlich. Sie übertragen ein biblisches Wort in unsere Zeit. Sie vermitteln zwischen ursprünglichem Sprecher (oder Schreiber), seinen Adressaten von damals und den Hörern von heute. Dabei bleibt der Prediger nicht außen vor. Er selbst steht mit seinem Leben und seiner Autorität ein für das Gesagte. Er muss authentisch, glaubwürdig sein, will er etwas dazu beitragen, dass das Gesagte seine Absicht nicht verfehlt. Die Herausforderung, dies bei all den anderen Aufgaben und Pflichten im pfarramtlichen Gemeindealltag immer wieder aufs Neue zu tun, ist groß. Die Flut der Texte, die tagein tagaus produziert werden müssen, ebenso. Leidenschaft und Liebe zu den Texten, auch Liebe zur biblischen Botschaft, sind wichtige Voraussetzungen, damit das Vorhaben gelingt.
Die in diesem Band versammelten Texte entstanden in den Jahren 2007 bis 2014. Bei ihnen handelt es sich um Grußworte, Rundfunkandachten, Kurzansprachen und Predigten.
Der Leserin und dem Leser wünsche ich viele gute Anregungen und Impulse zum Weiterdenken und Weiterschreiben!
Wiesbaden, 31. Oktober 2014
Stephan Da Re
Bald beginnt die Ferienzeit. Für viele Menschen ist das die schönste Zeit des Jahres. Sie nutzen die Gelegenheit, um wegzufahren und Neues zu entdecken. Sicher kennen Sie das Sprichwort: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ Das merke auch ich immer wieder, wenn ich aus einem Urlaub zurückkehre. Von einem Urlaub erwarte ich, dass der Alltag abgeblockt und ausgeblendet wird. Dass ich mich erholen kann und wohl fühle. Dass ich Neues entdecke und mich auf Fremdes einlasse. Und dass Seiten an mir zum Vorschein kommen, die im Alltag oft verschüttet sind.
Übrigens: Die Kirchen gehören zu den größten Reiseveranstaltern. Das ist sicher kein Zufall, denn das Unterwegssein fasziniert, Reisen steigert das Lebensgefühl. Darüber hinaus ist das Reisen auch ein theologisches Thema. Denn Begegnungen und Gemeinschaft, Glück, Weg und Reise, Heimat und Fremdheit, Gastfreundschaft, Sehnsucht nach Fülle, Rituale und Fest, Paradies, gelingendes Leben, der Wunsch nach Verwandlung, Angst und Geborgenheit sind existentielle Themen, die jeder von uns kennt.
Auch die Bibel kennt das Reisen. Sie ist voll von Geschichten, in denen Menschen auf Reisen gehen: Von Abraham, der auf eine Reise geschickt wird, über die Josefsgeschichte bis hin zur Exodusund Exilsliteratur weiß die Bibel viel zu diesem Thema zu sagen. Vom wandernden Gottessohn, zu dem sich seine Jünger als dem „Weg“ bekannten, über den unentwegt das Mittelmeer bereisenden Missionar Paulus bis hin zum himmlischen Reiseziel, der Stadt Jerusalem, wo Gott selbst unter den Menschen wohnen wird, ist Reisen ein roter Faden zum Verständnis christlicher Existenz und christlichen Lebens. Und der Prophet Jona ist das Paradebeispiel für einen Menschen, der, weil ihm seine Verantwortung zu groß geworden ist und ihn überfordert, davon läuft und in der Fremde – auf einem Schiff – alles hinter sich lassen will.
Wenn Sie die bevorstehenden Sommermonate nutzen, um auf Reisen zu gehen, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie im Urlaub etwas von dem finden, wonach Sie suchen und wonach Sie sich sehnen. Ich wünsche Ihnen, dass Gott Ihr Reiseleiter ist, der auf Ihrer Reise an Ihrer Seite ist, Sie begleitet und beschützt – so wie die Menschen, von denen die Bibel spricht.
Für manche Menschen bietet der Urlaub die Gelegenheit, an den Urlaubsorten (wieder) in Kontakt mit der Kirche zu kommen. Nach ihrer Rückkehr sind wir als Kirchengemeinden dann gerne Ihre Ansprechpartner in Fragen des Lebens und des Glaubens. Es erwartet sie eine gastfreundliche Kirche, die nicht nur im Urlaub, sondern auch im Alltag für die Menschen da sein will.
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„Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten“
„Die Schule beginnt.“ So lesen wir es in diesen Tagen wieder auf vielen Autoaufklebern. Für die einen bedeutet das das Ende der schönsten Zeit des Jahres – den Sommerferien. Für die anderen ist der Schulbeginn mit großer Aufregung und Nervosität verbunden.
Ich denke zum Beispiel an alle Kinder, die in diesem Jahr eingeschult werden und nun die 1. Klasse besuchen. Oder an die, die einen Schulwechsel hinter sich haben und sich erst einmal an die neuen Mitschülerinnen und Mitschüler, an die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch an den neuen Schulweg und die neuen Räumlichkeiten gewöhnen müssen.
Am vergangenen Dienstag wurde auch meine Nichte eingeschult. Mit ihrer großen Schultüte, ihrem Ranzen und allerlei anderen Kleinigkeiten war sie voller Vorfreude und gespannt, was sie an diesem Tag wohl erwarten würde. Voller Stolz zeigte sie mir die essbare Brezel, die sie von ihrer Klassenlehrerin geschenkt bekommen hat. Und mit ihrem Klassenraum ist sie auch sehr zufrieden. Es ist erstaunlich, wie problemlos der Übergang vom Kindergarten in die Schule funktioniert, und wie selbstverständlich meine Nichte mit der neuen Situation klar kommt.
Ihr und allen anderen Kindern, die in diesem Jahr eingeschult werden, wünsche ich, dass sie in der Schule viele neue Freunde finden und auf Menschen treffen, die es gut mit ihnen meinen. Ich wünsche ihnen, dass sie bei allem, was sie tun, behütet und beschützt werden: von ihren Eltern, ihren (alten und neuen) Freundinnen und Freunden, den Lehrerinnen und Lehrern, auf die sie treffen werden, und von Gott. Von ihm heißt es in Psalm 91: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“
Schirm und Schatten, Zuversicht und Burg – für all das steht Gott. Gott ist da, wenn wir ihn brauchen. Das gilt für uns, die Erwachsenen, und das gilt genauso für die Kinder – die Erstklässler, diejenigen, die eine Schule gewechselt haben, und alle anderen, die auf seinen Segen angewiesen sind.
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Als am 13. August 1961 die Berliner Mauer errichtet wurde, war meine Mutter 12 Jahre alt. Aufgewachsen ist sie im Ostteil der Stadt und hat dort ihre Kindheit verbracht. Ihr Leben war auch schon vor dem Mauerbau ein Leben mit so manchen Entbehrungen. Wenn es etwa darum ging, den Religionsunterricht zu besuchen oder in die Kirche zu gehen, dann wurde man beargwöhnt, manchmal auch benachteiligt und dafür bestraft. Wenige Tage vor dem Mauerbau gelang ihr zusammen mit meiner Urgroßmutter die Flucht in den Westteil der Stadt und von dort aus in die Bundesrepublik. Viele andere – wie z.B. ihre eigenen Eltern, meine Großeltern – hatten nicht so viel Glück. Stacheldraht, Schießanlagen und Minen prägten in der Folge das Bild eines Staates, der sich die Gleichbehandlung aller Bürgerinnen und Bürger auf die Fahne geschrieben hatte, die Unbequemen unter ihnen aber gängelte und drangsalierte, wo es nur ging.
Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, jenes Bollwerk, das Familien trennte, Freundschaften abrupt beendete, und verhinderte, dass Schüler ihre Schule im anderen Stadtteil besuchen oder Menschen in gewohnter Weise ihrer Arbeit nachgehen konnten. Der Fall der Berliner Mauer machte den Weg frei zur Deutschen Einheit, die wir alljährlich am 3. Oktober begehen. Es waren bedeutende Tage im Herbst 1989 und 1990, denn damals hatte ein neues Kapitel begonnen. Die Tür zu einem Leben in Frieden und Freiheit war aufgestoßen. Menschen, die sich beinahe drei Jahrzehnte nicht mehr gesehen hatten, lagen sich in den Armen und konnten es noch kaum fassen. Alle, die heute die Wiedervereinigung beklagen – im Ostteil wie auch im Westteil des Landes! –, sind an die Zeit von Schießbefehl und Unterdrückung sowie an den Geist der Menschenverachtung, der damals vorherrschte, zu erinnern. Nur so können wir ermessen, was uns Demokratie und Freiheit bedeuten, für die wir immer wieder einzutreten und zu kämpfen haben.
Ich bin froh und dankbar, dass wir den morgigen Tag wie auch den 9. November in Frieden und Freiheit feiern können. Diese beiden Tage erinnern uns an das friedliche Aufbegehren vieler Bürgerinnen und Bürger in der damaligen DDR, die damit das Tor in eine neue Zeit öffneten. Die Christen unter ihnen mögen vielleicht an einen Satz aus Psalm 18 gedacht haben, in dem es heißt: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (Vers 30). Und in einer gewissen Weise scheint sich das – Gott sei Dank! – bewahrheitet zu haben…
Foto: Stephan Da Re
„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“
In der vergangenen Woche fand in unserer Kirchengemeinde ein Abend rund um die Arbeit der Notfallseelsorge statt, der unter der Überschrift „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ stand. Wenn man diesen Satz des Apostels Paulus an die Galater in unsere Sprache übersetzt und ihn in eine Frage kleidet, dann könnte sie heißen: `Wer hilft mir?´ `Wer ist zur Stelle, wenn ich ihn brauche?´
Es ging an diesem Abend um Helferinnen und Helfer, die immer zur Stelle sind, wenn sie gerufen werden, ob als Rettungssanitäter, Polizist, Feuerwehrmann oder Notfallseelsorger. Wer deren Arbeit ein wenig kennt oder wer als Helfer zu schweren Einsätzen gerufen wird, der weiß, wie belastend solche Einsätze sein können, und der weiß auch, wie zerbrechlich menschliches Leben ist. Wir sind irdene Gefäße, zerbrechlich wie Tontöpfe, und in der Arbeit dieser Menschen wird das besonders deutlich. Die Retter stoßen in solchen Momenten oft an ihre eigenen Grenzen, werden mit ihrer eigenen Begrenztheit und Verletzbarkeit konfrontiert – und auch mit den Grenzen ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Hilfe. Als Menschen sind wir empfindlich und sensibel gegenüber äußeren Einflüssen, wir zeigen Risse und Absplitterungen bei Erschütterungen, und wir können zerbrechen. Das hat mit unserer begrenzten Kraft, unserer begrenzten Einsicht, unseren begrenzten Fähigkeiten und Möglichkeiten zu tun. Wir sind eben Geschöpfe, und deshalb ist unser Leben begrenzt. Wir können und müssen nicht alles ertragen, was uns z.B. im Rahmen eines Einsatzes zugemutet wird.
Ich habe Hochachtung vor der Arbeit der Helfer. Es handelt sich um eine Aufgabe, zu der es keine Alternative gibt. Es braucht Menschen, die sich um andere kümmern, die Verletzten helfen und Tote bergen; die ihnen damit einen Dienst erweisen. Damit geben sie ein Stück von der Liebe und der Gegenwart Gottes weiter, die uns Christen vorbehaltlos und grenzenlos zugesagt ist. Im Helfen, im Mitleiden und im Trösten erfahren wir Lebenssinn, weil wir uns unseren Mitmenschen zuwenden und sie uns nicht egal sind. Und auf diese Weise werden die Helferinnen und Helfer, die Retterinnen und Retter dem gerecht, was der Apostel Paulus an die Galater schreibt: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
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Am 17. Januar 1562 wurde das Toleranzedikt von St. Germain erlassen. Es gewährte den französischen Protestanten eine eingeschränkte Glaubensfreiheit im ansonsten katholisch orientierten Königreich. Es sollte Frieden und Ordnung im Staat gewährleisten, bildete aber zugleich den Auftakt blutiger Verfolgungen. Die sogenannten Hugenottenkriege der Folgejahre erreichten ihren Höhepunkt in der Bartholomäusnacht vom 24. August 1572, in der Tausende Hugenotten ermordet wurden. 1598 wurde ihnen im Edikt von Nantes zwar Rechtssicherheit garantiert, die damit verbundene Religionsfreiheit wurde aber 1685 unter Ludwig XIV. endgültig aufgehoben. Die Folge war eine Emigration von etwa 200.000 Hugenotten in die europäischen Nachbarländer, insbesondere nach Hessen und nach Preußen. Seitdem sind die Hugenotten ein wichtiger Bestandteil auch des deutschen Protestantismus. Das Schicksal der französischen Hugenotten mahnt uns als Kirche, immer da die Stimme zu erheben, wo Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Nicht nur in fernen Ländern des asiatischen oder afrikanischen Kontinents, sondern auch in Europa wird die Religionsfreiheit bisweilen mit Füßen getreten, jedenfalls wenn es um Christen geht. Und auch deutsche Politiker profilieren sich gelegentlich auf Kosten der Christen und der Kirche. Politische Machthaber, die Christen schikanieren und drangsalieren, gibt es in unserer Welt viele. Gleichzeitig möchte ich aber nicht die Hoffnung aufgeben, dass die Regierenden im In- und Ausland, die mit Christen und der Kirche nicht allzu viel anzufangen glauben, sich verändern lassen. Dafür sollten wir als Christen kämpfen und darum sollten wir beten.
Fast zwei Monate liegt die Fußball-Weltmeisterschaft nun schon hinter uns. Südafrika hat sich als ein guter Gastgeber erwiesen. Und die Spiele der deutschen Mannschaft konnten sich sehen lassen. Die Atmosphäre dieser Tage ist uns wohl allen noch in guter Erinnerung. Was aber bleibt von der WM? Es ist die Begeisterung, die wir auch in unseren Alltag mitnehmen können. Die Begeisterung für einen Sport, der Millionen Menschen beim public viewing oder vor dem Fernseher versammelt. So vollkommen und faszinierend wie der Fußball ist auch Gott. Mehr noch: Er ist der Schöpfer und Grund von allem, was lebt (Psalm 104). Er umspannt alles und alle, „er hält die ganze Welt in seiner Hand“, wie es in einem bekannten Kirchenlied heißt. Der Apostel Paulus hat es in einer seiner Missionspredigten so ausgedrückt: „In Gott leben, weben und sind wir“ (Apostelgeschichte 17,28). Seine Perspektive gipfelt in dem Satz: „Gott wird sein alles in allem“ (1. Korinther 15,28). Auch wenn ich mir kein Bild von Gott machen kann und darf: In unserem Leben könnte der Fußball so etwas wie ein Hinweis auf Gott sein, der im Gegensatz zu allem, was lebt, vollkommen ist und uns deshalb fasziniert.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen diese Einsicht des Glaubens in allen Situationen, die das Leben für uns bereit hält, weiterhilft, dass sie Ihnen Kraft und Hilfe zur rechten Zeit sein mag, und Sie stärkt in dem, was vor Ihnen liegt!
Immer wieder werde ich gefragt, wie das denn mit dem Glauben sei. Ich antworte dann, dass man keinem Menschen in den Kopf oder in das Herz schauen und daher nicht sagen könne, ob jemand glaubt oder nicht. Das kann nur Gott allein. Gleichzeitig weiß ich um die Kraft des Glaubens. Man braucht nur Menschen zu befragen, die im Laufe ihres Lebens Schreckliches erlebt haben. Oft hört man dann, dass ihnen ihr Glaube auch und gerade in solchen Situationen eine wertvolle Hilfe gewesen ist. Gerade dann, wenn es mir nicht gut geht, kann mein Glaube mir helfen, diese Zeiten besser zu überstehen.
Jesus vergleicht den Glauben mit einem Senfkorn. Senf ist ein unscheinbar blühendes Wildkraut, das im Mittelmeerraum beheimatet ist. Dort wird es schon seit der Antike angebaut. Senf gibt Speisen ihre würzige Note; ohne ihn würde so manche Speise einfach nur fad schmecken.
Das Senfkorn ist nur ein kleiner Same, aus dem sich aber Großes entwickeln kann. Eine Senfstaude ist größer als alle anderen Gartenpflanzen. Jesus sagt: „Es [= das Samenkorn] wird ein richtiger Baum, in dem die Vögel ihre Nester bauen können“ (Matthäus 13,31). Und in Matthäus 17,20 heißt es, dass der Glaube sogar Berge versetzen könne: „Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zu diesem Berg sagen: `Geh dahin oder dorthin´ und er wird es tun. Dann wird euch nichts mehr unmöglich sein.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder aufs Neue die belebende Kraft und die Freiheit des Glaubens entdecken und erkennen können. Möge er Sie stärken und Ihnen zu allen Zeiten eine Hilfe sein! Der Senf, den wir essen, ist ein Zeichen dafür!
Meine Frau und ich feiern in diesem Jahr Weihnachten anders als sonst. Unsere Krippe ist leer. Denn unsere Zwillinge, die wir an Weihnachten in den Armen halten wollten, sind bereits Ende August in der 23. SSW zur Welt gekommen und haben nur wenige Tage gelebt. Heute, am Heiligen Abend, schmerzt es noch mehr als sonst. Aber es ist da auch viel Dankbarkeit bei uns. Dankbarkeit, dass wir sie hatten und eine kurze Zeit begleiten durften. Für einen kurzen Moment haben sie uns zu glücklichen Eltern gemacht. Natürlich fragen wir uns auch, warum uns das passieren musste – und all den anderen, die solches erleben. Aber wir haben keine Antwort darauf; damit müssen wir leben. In dieser Situation höre ich die Weihnachtsgeschichte. Ich höre von den Hirten auf den Feldern von Bethlehem und von dem Engel, der ihnen und allem Volk große Freude verheißt. So richtig freuen kann ich mich nicht. Aber die Sehnsucht nach Frieden auf Erden und in meinem eigenen Leben, die kenne ich auch. Auf eine ganz eigentümliche Weise wird mein Leben Teil der Geschichte. Ja, Gott, das wünsche ich mir: dass Du weitermachst mit mir und mich herausholst aus Tod und Trauer. Dass Du für mich da bist, wenn ich Dich brauche. Dass ich eine Zukunft habe - und Wege, die ich gehen kann.
Meine Frau und ich feiern auch in diesem Jahr Weihnachten – trotz allem. Und wir tun es gemeinsam mit unseren verstorbenen Kindern. Wir schneiden zwei Äste aus unserem Weihnachtsbaum und legen sie auf ihr Grab. Auf diese Weise kommt Weihnachten auch zu ihnen. Und auf diese Weise wird – zumindest in diesem Augenblick – aus Angst und Trauer Zuversicht und Freude. Die Dunkelheiten, die an Weihnachten deutlicher zu Tage treten als sonst, werden erhellt vom Licht von Weihnachten. Für uns ist Weihnachten deshalb auch ein Hoffnungsfest: Hoffnung zu haben, dass uns Gott aus der Traurigkeit herausführt; Hoffnung zu haben, dass er für unsere toten Kinder – und für alle anderen, die gestorben sind – sorgt; und Hoffnung zu haben, dass wir zurück finden ins Leben und in eine Zukunft, die offen ist.
Gott kommt in die Welt und begleitet uns auf unserem Lebensweg – überall, an allen Orten und zu allen Zeiten, ob jung oder alt, ob Kind oder Greis. Das ist Weihnachten. Und das wollen wir feiern!
Ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest! Möge die Botschaft von Weihnachten Ihre Herzen erhellen und Ihnen Kraft und Lebensmut schenken!
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15 Denn so sprach zu mir der HERR, der Gott Israels: Nimm diesen Becher mit dem Wein meines Zorns aus meiner Hand und lass daraus trinken alle Völker, zu denen ich dich sende, 16 dass sie trinken, taumeln und toll werden vor dem Schwert, das ich unter sie schicken will.