Bengel Besenstiel - Pit Washington - E-Book

Bengel Besenstiel E-Book

Pit Washington

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Beschreibung

Der kleine Bengel Besenstiel, der mit seiner Mami aus Deutschland nach Amerika ausgewandert war, erlebt jeden Tag viele neue spannende Abenteuer. Und er lernt dieses schöne Land dabei so richtig kennen. Ob er nun nach Nashville reist, mit einem Doppeldecker fliegt oder in New York an einer Kindermodenschau teilnimmt – es ist eben alles möglich. Doch Bengel erlebt noch viel mehr und wenn ihr mitkommt, dann könnt ihr das auch alles zusammen mit Bengel erleben. Viel Glück.

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Seitenzahl: 180

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der Doppeldecker

Der Chor (1)

Der Chor (2)

Das Wunderbad

Kaltes Buffet

Das Glück (1)

Das Glück (2)

Das Geheimnis

Das Attentat

Modenschau

Totenmaske

Die Jacke

In Nashville

Im Netz

Graue Haare

Der Internetbetrüger

Der Schlüsselanhänger

Pillen

Ein kleines Lied für Jim

Purzelbäume

Der Zauberring

Krieg der Tomaten

Kennt Ihr den kleinen Bengel?

Ja, er heißt tatsächlich so:

Bengel Besenstiel!

Bengel stammt eigentlich aus Deutschland, aus dem winzigen Dorfe Hinterbrunnenbach.

Weil sein Papa vor einigen Jahren starb, versprach seine Mami am Grab des Papas, dass sie mit ihrem Sohn nach Amerika gehen würde.

So, wie es der Papa einst mit der gesamten Familie tun wollte.

Im fernen Amerika erlebt Bengel die verrücktesten Abenteuer, die man sich nur vorzustellen vermag. Kommt doch einfach mit und lacht, weint und erlebt die tollsten Abenteuer zusammen mit Bengel. Viel Glück!

Der Doppeldecker

Der kleine Bengel aus Hollywood hatte einen Nebenjob. Er wollte sich etwas dazuverdienen, weil er der Ansicht war, das er nicht genügend Taschengeld von seiner Mami bekam. Und so verdingte er sich in einem kleinen Café in der Nähe des Flughafens von Los Angeles.

An jedem Mittwoch sollte er nun für jeweils zwei Stunden in dem winzigen Café die Kaffeetassen abwaschen und erhielt dafür wöchentlich dreißig Dollar. Es war vollkommen klar, dass der ideenreiche Bengel sofort sein gesamtes Leben umstellen wollte. Schließlich hatte er nun richtig Geld und platzte beinahe vor verrückten Einfällen.

Seine Mami jedoch sah das alles mit großer Sorge. Denn sie befürchtete, dass ihr manchmal etwas zu aufgeweckter kleiner Sohn die Schule zu sehr vernachlässigen könnte und am Ende schlechte Zensuren von Mrs. Silberfisch erhielt. Die besagte Lehrerin jedoch winkte nur ab. Sie meinte, dass es schon nicht schlecht sei und dem sonst recht guten Schüler recht guttun könnte, wenn er schon früh an den wahren Ernst des Lebens herangeführt würde und sein eigenes Geld verdiente.

Bengel interessierte das alles nicht! Er war nur heilfroh, endlich Geld verdienen zu können und er sann bereits über ein Extra Konto bei der Bank in Los Angeles nach - bis zu jenem Tage, an dem sich alles verändern sollte.

Es regnete in Strömen und Bengel wurde von seiner Mami zu dem kleinen Café gebracht, wo er arbeitete. An diesem Nachmittag war nicht sehr viel los und so hatte auch der fleißige Junge nicht viele Kaffeetassen abzuwaschen. Deswegen stand er gelangweilt am Hinterausgang und beobachtete die vielen Flugzeuge, die über dem benachbarten Flughafen kreisten. Und auf einmal hatte er einen ziemlich verwegenen Einfall.

Wenn er eh so viel Zeit hatte, könnte er doch zum Airport hinüberlaufen und die vielen Flugzeuge aus nächster Nähe beobachten. Kurzentschlossen meldete er sich beim Chef des Cafés ab und lief schnurstracks zum Airport. Glücklicherweise hatte der Regen ein wenig nachgelassen, doch aufgehört hatte er nicht. Es war schon faszinierend, wie die riesigen Maschinen wie übergroße Hummeln laut summend von den langen breiten Trassen abhoben, um wenig später in den wolkenverhangenen Himmel einzutauchen, wo er sie nicht mehr sehen konnte. Andere Flugzeuge kreisten kurz über dem Rollfeld, um wenig später mit quietschenden Reifen zu landen, lang ausrollten und schließlich stehenblieben.

Ach, wenn er doch auch mal wieder fliegen könnte, dachte sich der kleine Junge und träumte seinen Gedanken hinterher. Allerdings war ihm auch klar, dass ihm seine Mami einen solchen Flug niemals bezahlen würde. Und im Café verdiente er nicht so viel, dass er sich einen Rundflug hätte leisten können. Vielleicht sollte er einfach ganztägig abwaschen? Aber das ging nicht, immerhin musste er ja in die Schule und würde fürchterlichen Ärger bekommen, wenn er einfach nicht mehr hinginge.

So trottete er traurig und mit hängendem Kopf die verlassene Straße entlang. Aber sollte er jetzt wirklich zum Café zurück? Da bemerkte er auf einem einsam gelegenen Platz ein sonderbares Fluggerät. Es war nicht sehr groß und hatte zwei Tragflächen übereinander. War das nicht ein Doppeldecker, von dem damals sein Papa so viel erzählt hatte? Offenbar gehörte das Flugzeug niemandem, denn es hatte keine Aufschrift und auch keine US-Flagge am Leitwerk. Bengels Neugierde war geweckt und er wollte sich das kleine Flugzeug unbedingt von der Nähe betrachten.

Langsam strich er um die Maschine herum und schaute immer wieder, ob vielleicht doch jemand käme, dem er vielleicht Löcher in den Bauch fragen könnte. Aber es kam niemand und so wollte der kleine Junge schon wieder gehen. Irgendetwas jedoch hielt ihn auf und lenkte ihn magisch zu einer kleinen Leiter, die verlassen neben der Maschine lag. Bengel kratzte sich am Kopf … Was wäre, wenn er einfach mal … nein, aber das durfte er doch nicht!

Neben der Leiter lag eine dunkelbraune Lederjacke. Wem die wohl gehörte? Eine halbe Stunde kroch Bengel um das Flugzeug herum und dann hielt ihn nichts mehr. Weil keiner kam und er so furchtbar neugierig war ergriff er die Leiter und stellte sie einfach auf. Dann nahm er die Lederjacke, die ihm eigentlich viel zu groß war und zog sie sich über. Es war eine alte Fliegerjacke der Air-Force und hatte etliche metallene Abzeichen am Kragen. Jetzt fühlte sich der kleine Bengel wie ein richtiger Pilot - es fehlte nur noch die Maschine dazu! Und weil er schon einmal die Leiter aufgestellt hatte, kletterte er zur Pilotenkanzel, öffnete die kleine Tür und stieg in das enge Cockpit. Von hier oben aus sah der Flughafen und die Welt überhaupt ganz anders aus. Die vielen Instrumente vor ihm interessierten ihn sehr und er drückte und drehte an allen Hebeln und Knöpfen herum.

Plötzlich knackte es laut und es schien, als ob die alte Maschine laut stöhnte. Zunächst grollte sie nur, um wenig später laut brummend den Propeller an der Vorderseite in schnelle Drehbewegungen zu versetzen. Auf dem Armaturenbrett hing eine goldene Sonnenbrille mit riesigen dunkelbraunen Gläsern. Bengel nahm sie und setzte sie auf. Als er die restlichen Knöpfe drückte setzte sich das kleine Flugzeug in Bewegung.

Ganz langsam rollte es los und noch immer war niemand da, um den wahnwitzigen Jungen zu stoppen. Bengel allerdings fühlte sich großartig, beinahe so, wie er sich seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Was bedeutete in diesem Augenblick noch der langweilige Nebenjob im Café oder die ätzende Schule bei Mrs. Silberfisch? Nicht einmal seine bisherigen Abenteuer interessierten ihn noch. Er wollte nur noch eines: fliegen!

Immer schneller rollte die alte Maschine über die schmale Bahn und Bengel wurde es nun doch etwas Angst, denn er wusste ja gar nicht, wie er das Flugzeug steuern sollte. Vor sich entdeckte er einen langen Stab. Kräftig zog er daran und augenblicklich erhob sich das Flugzeug in die Luft. Zwar knackte und quietschte es ziemlich laut dabei, aber es flog, und es flog sogar immer höher und immer schneller.

„Juhu!“, stieß Bengel vor lauter Begeisterung hervor und kreiste alsbald wie ein Vogel über dem Flughafen von L.A.! Schon bald jedoch hatte er auch dieses Areal verlassen und näherte sich dem Ozean. Sollte er es vielleicht wagen und in die weite Welt hinausfliegen? Schon träumte er von Hawaii und von dem sagenumwobenen Bermuda-Dreieck. Plötzlich zerriss ein entsetzlicher Pfeifton seine Gedanken!

Eine rote Warnleuchte blinkte hell auf, während dieser sirenenhafte Ton das Brummen der Maschine wie ein scharfes Messer zerteilte! Was war das nur, worauf wies der Alarm-Ton nur hin? Als er die Instrumente genauer betrachtete, glaubte er, dass es sich bei dem Ton um den eindringlichen Hinweis auf den Kraftstofftank handelte. Denn die Nadel, die über dem Symbol der Zapfsäule kreiste, stand auf „Null“!

„Auch das noch!“, schimpfte Bengel vor sich hin. Wie sollte er nur so schnell landen, und vor allem wo? Unter ihm erstreckte sich der riesige Ozean und die Küste war schon ziemlich weit entfernt.

Plötzlich vernahm er eine leise Stimme hinter sich. Erschrocken fuhr er herum und entdeckte hinter dem wackeligen Sitz einen alten Mann! Wie kam der nur hier herein, hatte er ihn vielleicht beim Einsteigen nicht bemerkt, weil er vielleicht in der Maschine geschlafen hatte? Der Alte grinste frech und sagte dann: „Na Jungchen, jetzt hast du wohl die Hosen voll, wie?“

Bengel konnte das nicht leugnen, wenngleich die Hose noch trocken schien, aber er hatte tatsächlich mächtige Angst. Sie kroch wie ein Wurm durch seinen Magen und verursachte dort ein heftiges Stechen. Aufgeregt erkundigte er sich, wie er die Maschine fliegen sollte. Der Alte, der sich Joe nannte, grinste wieder so komisch, als er sagte: „Na dann rutsch mal ´n Stückchen. Ich übernehme!“

Und wie selbstverständlich stieg er hinter dem Sitz hervor und ließ sich neben Bengel in den nicht sonderlich bequemen Ledersitz plumpsen. Dann nahm er den Steuerknüppel in die Hand und drückte zielsicher auf den Knöpfen herum. Die leicht tänzelnde Maschine stabilisierte sich schnell wieder und die Küste, die eben noch so weit entfernt schien, kam rasch näher.

Bengel staunte und wollte plötzlich alles wissen, fragte Joe Löcher in den Bauch. Joe erklärte dem neugierigen Jungen sämtliche Knöpfe und Hebel und dann erzählte er, wie er die Maschine einst geflogen hatte. Die Lederjacke gehörte ihm und er hatte sie damals bei der Air-Force immer getragen. Und er berichtete dem staunenden Bengel, dass ihm der Sprit ziemlich oft ausgegangen war. Aber das war nie ein Problem für ihn, und ein Beinbruch schon gar nicht. „Musst halt immer sehen, wie du es einrichtest, dann wird’s schon werden!“

Bengel schaute in das ruhige, unglaublich ausgeglichene Gesicht des alten Mannes und fühlte sich auf einmal so sicher wie noch niemals zuvor. Er wusste genau, dass ihm mit Joe nichts passieren würde und er schaute ihm aufmerksam zu, wie er die alte Maschine sicher zu dem kleinen Platz zurücksteuerte, wo sie hergekommen waren. In diesem magischen Moment fühlte Bengel eine unglaubliche Leichtigkeit und er wäre so gern noch viel länger mit dem alten Air-Force-Veteran geflogen.

Es schien schon einer Trauerveranstaltung zu gleichen, als sie sicher landeten und ganz langsam ausrollten.

„Siehst du“, rief Joe vergnügt, „der Sprit hat noch gereicht!“

Und Bengel starrte fassungslos auf die Nadel an der Tankanzeige, die lange schon auf NULL stand und musste ebenfalls grinsen. Und diesmal glich sein Grinsen dem von Joe, denn er wollte ebenso sein wie er, fühlte sich wie ein richtiger Pilot, wie ein echter Flieger. Und in seinen Gedanken war er schon Pilot bei der Air-Force, saß in einem silbernen Düsenflugzeug, das durch die Lüfte sauste wie ein Pfeil. Verzückt schloss Bengel seine Augen und spürte, wie ihn die Lust am Fliegen packte und nicht mehr loslassen wollte. Als er die Augen wieder öffnete, war Joe nicht mehr da. Immer wieder rief Bengel nach ihm, doch er fand ihn nirgends mehr. Auch auf dem Platz, wo sie gelandet waren, konnte er ihn nicht mehr sehen.

Dafür hatte er die Lederjacke noch über seinen Schultern und es war, als wenn er Joes Hand auf seiner Schulter spürte, und es schien, als wenn er Joe sagen hörte: „Wird schon werden Junge, wirst es sehen!“

Als er an dem kleinen Gebäude vorüberkam, welches gleich neben dem Platz stand, kam ihm ein Mann entgegengelaufen.

„Na Jungchen, was suchst du denn hier? Hast dich wohl verlaufen, was?“

Bengel nahm seine große Sonnenbrille ab und schaute dem fremden Mann mitten ins Gesicht.

„Ich suche Joe, der hat gerade diesen Doppeldecker geflogen. War schon ganz toll mit ihm. Wissen sie, wo er hingegangen ist, ich wollte mich bei ihm bedanken.“

Der fremde Mann rieb sich die Augen und dann schaute er zu dem alten Flugzeug hinüber, während er nachdenklich sagte: „Ach ja, der alte Joe. Wir nannten ihn immer Air-Force-Joe, einer von den ganz alten Hasen! Das war unser bester, wirklich der Allerbeste! Wieso fragst du denn nach ihm?“

Bengel verstand die Frage nicht, wollte er doch nur, dass Joe wieder bei ihm sein könnte, damit er ihn nach den Flugzeugen ausfragen könnte. Ach, er hatte ja noch so viele Fragen. Nervös kramte er in den Taschen der Lederjacke und zog plötzlich ein zerknittertes Foto hervor. Erstaunt betrachtete er das vergilbte Bild und entdeckte darauf Joe mit diesem fremden Mann. Die beiden standen vor dem Doppeldecker und grinsten ziemlich frech. „Siehst du, das ist Joe“, sagte er dann, „Mit dem bin ich eben geflogen. Wo ist er denn?“

Der fremde Mann schaute auf das Foto, wischte sich dann über die Augen, als ob er Tränen wegwischen wollte und meinte dann mit leiser Stimme: „Joe, ja … aber der kann nicht mehr fliegen. Er starb vor drei Jahren bei einem Autounfall. Ausgerechnet im Auto, verstehst du? Der konnte fliegen wie kein anderer! Ist echt traurig.“

Bengel konnte nicht glauben, was er da hörte, doch es war genauso, wie ihm der Fremde gesagt hatte. Joe war nicht mehr da, sein Grab befand sich auf einem Friedhof bei L.A. Bengel musste weinen und mit bebender Stimme erkundigte er sich, ob er wenigstens die Sonnenbrille als Andenken behalten durfte. Der fremde Mann nickte und meinte dann, dass er auch die Lederjacke behalten dürfte. Joe hatte keine Angehörigen und somit wäre die Jacke wenigstens in guten Händen.

Die beiden verabschiedeten sich und Bengel versprach, schon bald zu Joes Grab zu fahren, um Blumen hinzubringen. Ziemlich müde geworden rief er seine Mami an, um abgeholt zu werden. Auf dem Weg nach Hause erzählte er nur von Joe und dem verrückten Flug mit dem alten Doppeldecker.

Seine Mami schaute ihn immer wieder recht merkwürdig an, glaubte ihm vermutlich kein einziges Wort. Nicht einmal die alte Lederjacke und die große goldene Sonnenbrille schienen sie zu überzeugen. Für Bengel allerdings war dieser Nachmittag der schönste und aufregendste seit langer Zeit. Und er wusste plötzlich ganz genau, was er später einmal werden wollte: Flieger!

Den Job im Café wollte er erst einmal nicht weiterführen, denn er brauchte die Zeit, um in der Schule wieder besser zu lernen und immer gut aufpassen, damit er diesen tollen Pilotenberuf auch erreichen konnte.

Als er am Abend in seinem Bettchen lag, schaute er noch lange durch das offen stehende Fenster in den dunklen Nachthimmel hinauf. Und auf einmal hörte er Joes Stimme, die leise zu ihm sprach:

„Musst halt immer sehen,

wie du es einrichtest,

dann wird’s schon werden!

Wirst es sehen!“

Der Chor 1. Der kleine Koala

Und wieder stand ein Jubiläum an: die Schule des kleinen Bengel aus Hollywood hatte Geburtstag. Sie wurde genau dreißig Jahre alt und Mrs. Silberfisch hatte sich ausgedacht, dass es zu diesem runden Jubiläum etwas ganz Besonderes sein sollte. Nur leider kam sie auf keinen einzigen Einfall.

Weil sie einfach keine richtige Idee hatte, beauftragte sie die Schüler, sich etwas ganz verrücktes einfallen zu lassen. Allerdings sollte es schon so einzigartig sein, dass es wirklich außergewöhnlich war und von allen Leuten bestaunt werden konnte. Ein ganz klein wenig dachte sie dabei wohl einmal wieder an ihre Karriere und an ihre eigene Publicity. Immerhin wollte sie mal wieder in allen Medien genannt und gelobt werden, weil sie eine solche traditionsbewusste und berühmte Schule leitete.

Leider gab es zunächst keinerlei Anlass für diesen Medienzauber, denn auch die Schüler schienen irgendwie antriebs- und einfallslos zu sein. Deswegen musste nun der kleine Bengel ran! Weil die Zeit langsam knapp wurde, sollte sich der sonst recht kecke und aufgeschlossene Junge einen seiner berühmten Gedankenblitze kommen lassen. Und so kitzelte Mrs. Silberfisch den ideenreichen Schüler an seiner Ehre und schickte ihn in Anbetracht der Kürze der Zeit jeden Tag eine Stunde eher nach Hause. Irgendwie musste es ja möglich sein, eine einzigartige Jubiläumsfeier in Hollywood starten zu können.

Bengel jedoch ließ nur seinen Kopf hängen und wie er mal wieder traurig über den Hollywoodboulevard lief, entdeckte er hinter einem Papierkorb etwas Graues. Dieses ET-WAS schien sich sogar zu bewegen und als Bengel näher kam, lag da zwischen all dem alten Papier und den weggeworfenen Kaffeebechern ein kleiner Bär, genauer, ein kleiner Koala-Bär.

Neugierig blieb Bengel stehen und bückte sich. Der kleine Koala schien aus Plüsch, wie konnte er sich da bewegen? Eigentlich war das ja nicht möglich, aber Bengel hatte ja schon so viele Wunder in Hollywood erlebt, dass ihn das zwar erstaunen ließ aber nicht sonderlich verwunderte. Vielmehr setzte er sich neben den kleinen Bären und streichelte ihn. Da schlug der Koala seine schwarzen Knopfäugelein auf und schaute Bengel traurig an. Schließlich stand er auf und schob das alte Papier beiseite. Bengel half ihm und dann sprach der Koala: „Ach, danke, dass du mir hilfst. Aber mich wollten die Kinder nicht und haben mich einfach weggeworfen. Jetzt muss ich hier unter dem Papierkorb warten, bis mich jemand findet. Wie steht´s bei dir? Willst du mich als neuen Freund haben?“

Bengel wusste natürlich sofort, was er antworten sollte und er lachte, nahm den kleinen Bärten und drückte ihn fest an sich.

„Na sicher behalte ich dich! Du bist ab jetzt mein neuer Freund! Ich heiße Bengel und du?“

Der Koala musste weinen und dann flüsterte er Bengel ins Ohr, dass er Bo, wie der Hund des Präsidenten, hieß. Bengel und Bo liefen sofort los, nur weg von diesem schrecklichen Papierkorb, wo es ganz bestimmt nicht schön war.

Unterwegs unterhielten sich die beiden, und jeder erzählte dem anderen, was er so für Sorgen hatte. Bo sagte, dass er einst in einem Spielzeugladen in Pasadena lag und dann von einer Familie mit drei Kindern gekauft wurde. Leider schafften die sich dann einen richtigen Bären an und da war Bo überflüssig. Bengel fand das schon ziemlich schlimm, aber dann dachte er an das Schuljubiläum und erzählte Bo alles, was ihn bewegte und wie schnell er sich etwas ganz Originelles einfallen lassen musste. Bo dachte lange nach, hatte aber auch keine zündende Idee, und dann liefen die beiden in eine Seitenstraße, um gemeinsam nach einer Lösung des Problems zu suchen.

Auf einer kleinen Wiese, die etwas abgelegen vor einem unbewohnten Hause lag, setzten sie sich auf herumstehende Holzkisten und kratzen sich hinter den Ohren. Und auf einmal schien es so, als wenn Bo eine Idee hätte. Natürlich wollte Bengel sofort wissen, was es war.

„Dazu müssen wir bis Mitternacht warten“, raunte Bo geheimnisvoll, „Zunächst fliegen wir zum Präsidenten nach Washington und fragen ihn, ob er und sein Hund Bo mitkommen. Warum ich von Bo spreche? Na, weil ich ihn kenne! Er weiß nämlich von einem Zauberspruch, mit dem er die Hollywoodsterne auf dem „Walk-of-Fame“ in Hollywood zum Leben erwecken kann. Das weiß ich, weil ich ihn in Washington selbst kennengelernt hatte, als die Familie mit den drei Kindern mal dort Besuch war. Zufällig kam der Präsident und als Bo, sein Hund mich dann erblickte, kam er plötzlich angerannt. Tja, und da haben wir miteinander sprechen können und uns sofort verstanden, nicht nur, weil wir den gleichen Namen trugen.“

Bengel fand das Ganze schon ziemlich abenteuerlich, immerhin, auch er war ja schon mal beim Präsidenten und seinen Hund hatte er ja auch schon mal gesehen. Aber das der allen Ernstes die Hollywoodsterne zum Leben erwecken konnte, na, ob das wirklich stimmte? Bo schien Bengels Bedenken zu ahnen und meinte, dass alles ganz einfach sei, nur der Flug nach Washington wäre etwas schwierig, weil sie ja kein Flugzeug besaßen. Natürlich dachte Bengel sofort an seinen Papa in der Silberwolke. Wenn der um Mitternacht zu ihm käme, dann könnte er ihm ja alles erzählen. Der Papa würde ganz sicher wieder nach Washington fliegen. Und das sagte er dann auch und Bo war glücklich. Er musste wieder weinen und so liefen die beiden zu Bengel nach Hause, verbarrikadierten sich in dessen Zimmer, wo sie sich noch lange recht angeregt unterhielten.

Irgendwann aber musste Bengel zum Abendessen und dann in seine Bettchen, denn die Mami war sehr darauf bedacht, dass ihr keiner Sohn am nächsten Tage ausgeschlafen in der Schule erschien.

Bengel erzählte nichts von seinem und von Bos Vorhaben. Die Mami durfte sich ja keine Sorgen um ihren keinen Sohnemann machen, dennoch hatte er ein schlechtes Gewissen, immerhin hatte ihm die Mami schon so oft aus der Patsche geholfen. Aber diesmal konnte er wirklich nichts sagen, denn er musste für die Schule und für Mrs. Silberfisch etwas ganz Außergewöhnliches finden, und die Sache mit den Hollywoodsternen schien wirklich ganz verrückt zu sein. So tat er so, als wenn er abends schnell einschlief und wartete in Wirklich nur ab, bis es Mitternacht war.

Als die Uhr zur Mitternacht schlug, stand Bo neben seinem Bettchen und die beiden schauten sehnsuchtsvoll zum Fenster hinaus, hofften, dass schon bald eine gewisse Silberwolke am Firmament erschien.

Und es kam auch so – aus dem nachtschwarzen Himmel löste sich plötzlich ein kleiner Lichtpunkt, der rasch näher kam, und alsbald schwebte die Silberwolke des Papas vor dem Fenster auf und ab. Als sich Papa und Sohn begrüßt hatten, stellte sich auch der kleine Koala Bo vor. Als er dann erzählte, dass sie nach Washington fliegen wollten, war der Papa sofort einverstanden. Zu gern erfüllte er die Wünsche seines kleinen Sohnes und rief: „Los, alles einsteigen! Ab geht die Post, ab nach Washington, zum Präsidenten!“

Ganz langsam erhob sich die Silberwolke und driftete lautlos und für niemanden sichtbar in den dunklen Nachthimmel, wo sie wie ein Silberpfeil in Richtung Osten davonbrauste! Lange dauerte die Reise nicht, denn die silberne Wolke war ja eine Zauberwolke und Zauberwolken fliegen nun einmal so schnell wie das Licht. Über dem „Weißen Haus“ aber wurde die Zauberwolke wieder langsamer und landete schließlich sanft und leise im Garten des Regierungssitzes der Vereinigten Staaten.