Washington DC - Pit Washington - E-Book

Washington DC E-Book

Pit Washington

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Beschreibung

Immer wieder berichten Menschen von unerklärbaren Erlebnissen. Meist passen diese Ereignisse nicht in das alltägliche Bild dieser Welt. Und es bleiben Fragen: Sind diese Berichte wahr? Kann so etwas tatsächlich möglich sein? Woher kommen diese vermeintlichen Geschehnisse? Zurück bleibt ein sonderbar fades Gefühl, eine Unklarheit, die schnell von alltäglichen Geschehnissen verdrängt wird. Dann versinken diese Berichte oft im Nebel der Mythen und Sagen. Dennoch werden sie gesammelt – irgendwo in der amerikanischen Hauptstadt Washington DC. Wie wertet man dort diese Dinge? Geht man solchen Vorfällen auf den Grund? Die Antwort ist darauf könnte sich jeder selbst geben. Und wer weiß – vielleicht bergen all diese merkwürdigen Phänomene Wege in sich, die der Menschheit eines Tages von erheblichem Nutzen sein können?

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Inhaltsverzeichnis

Story 1

Story 2

Story 3

Story 4

Story 5

Story 6

Story 7

Story 8

Story 9

Story 10

Story 11

Story 12

Story 13

Story 14

Story 15

Story 16

Story 17

Story 18

Story 19

Story 20

Story 21

Story 22

Story 23

DC – Story 1

Toni war schwer an Krebs erkrankt. Er wusste, dass er nicht mehr sehr lange zu leben hatte. So sann er jeden Tag darüber nach, wie es wohl sein würde, wenn er sterben müsste. Doch so oft er auch darüber nachdachte, er konnte es sich einfach nicht vorstellen. Obwohl er große Angst vorm Sterben und vor dem Tod hatte, fand er sich irgendwann mehr oder weniger mit seinem unverrückbaren Schicksal ab.

Er wollte noch einmal leben und brach sogar die wenig aussichtsreiche Chemotherapie ab, bei welcher er das Gefühl nicht loswurde, dass diese ihn immer mehr schwächte. Und er krempelte sein Leben, das ihm noch blieb, vollkommen um. Alles, was er nicht unmittelbar brauchte, verkaufte er und behielt am Ende nur noch sein kleines Auto und seine Kleidung, die er auf dem Leibe trug. Leuten, mit denen er sich unterwegs unterhielt, sagte er nur, dass er sich auf dem Weg befände. Und er fühlte sich gut dabei. Es gab nichts mehr, dass er regeln musste und es gab auch nichts mehr, dass ihn an irgendeinen Ort fesselte. Er war frei wie ein Vogel, nur der Tod lauerte überall, wo er sich befand.

Toni wusste sehr genau, dass der Tod nur auf seine schwächste Sekunde wartete, um dann gnadenlos zuzuschlagen. Doch bevor es soweit war, wollte er all das kennenlernen, was er damals in seinem alten Leben, als er sich noch so vielen Zwängen und Ängsten aussetzte, versäumt hatte.

Weit kam er herum und eines Abends traf er in einem kleinen Restaurant in einem noch kleineren Ort eine wunderschöne junge Frau. Sie war so makellos, dass es ihm Spaß machte, sie zu erobern. Er wollte sich noch einmal beweisen, dass er solch eine wunderschöne Frau für sich gewinnen konnte. Und es schien, als würden sich all seine Bemühungen, dieser Frau den Hof zu machen, lohnen – sie setzte sich zu ihm an den Tisch.

Die folgende Unterhaltung jedoch verlief recht merkwürdig. Obwohl Toni alles gab, um die junge Schöne zu unterhalten, schien es ihm doch, als würde sie ihm nicht zuhören. Sie lächelte zwar, doch es war, als umgäbe eine seltsame Kühle diese rätselhafte Frau. Irgendwann gab er es auf, ihr mit seinen coolen Sprüchen imponieren zu wollen. Vielmehr hatte er das Bedürfnis, ihr die Wahrheit zu sagen. Und es war ganz seltsam, als er begann, ihr seine Geschichte zu erzählen, wich ihre Kühle einem starken Interesse. Sie sprach nun auch über sich und die beiden verlebten einen wunderschönen Abend. Er erfuhr sogar, dass sie Lia hieß und angeblich weit draußen in der Einsamkeit lebte.

Als das Lokal schloss, wollte Lia noch ein wenig spazieren gehen. Stundenlang liefen die beiden durch die wunderschöne Gegend. Schließlich setzten sie sich auf eine Bank im Park, um ein wenig zu träumen. Toni holte eine Kerze aus der Jackentasche und zündete sie an. Lia fand das schön und sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange.

Als die nahe Kirchturmuhr Zwölf schlug meinte Lia plötzlich, dass es nun Zeit wäre zu gehen. Doch sie wollte, dass sie Toni noch ein wenig begleitete. Gern erfüllte er ihren Wunsch und lief einige Schritte mit ihr mit. Doch er wunderte sich sehr, denn offenbar lebte sie nicht am Rande des kleinen Ortes, wie er es anfangs vermutete. Zielgerichtet und geradewegs lief sie auf ein angrenzendes Waldstück zu. Hatte sie sich verlaufen oder wollte sie doch noch ein Stück spazieren gehen? Aber wieso dann im Wald? Toni, der nicht so recht wusste, ob er sie danach fragen sollte, begleitete sie und ihre Spuren verloren sich irgendwo zwischen den dichten Bäumen.

Tage später wurde der Wagen, den Toni auf einem Parkplatz vor dem Restaurant abgestellt hatte, von der Polizei sichergestellt. Tonis Schwester, zu welcher er eigentlich kein so gutes Verhältnis pflegte, hatte nach ihm fahnden lassen. Sie war wohl der Annahme, dass Toni irgendwo ein Konto besäße, welches sie eventuell leerräumen könnte. Denn als er sich lange Zeit nicht mehr gemeldet hatte, wollte sie wissen, was mit ihm war. Doch obwohl man den Wagen und seine darin befindlichen Sachen fand, fehlte von Toni weiterhin jede Spur.

Eines Tages meldete sich eine junge schöne Frau bei der Polizei, die vorgab, zu wissen, wo sich Toni befand. Sie sagte: „Sie brauchen nicht mehr weiter nach ihm zu suchen. Toni ist jetzt am Ziel seines Lebens angekommen. Es geht ihm gut und er bat mich, Ihnen diesen Brief zu übergeben.“

Mit diesen Worten verschwand die Schöne und konnte nicht mehr gefunden werden. Sie ließ einen Brief auf dem Tisch des Polizeibeamten, der sie verhörte, zurück. Handschriftlich stand da geschrieben, dass er nun dort wäre, wo er über kurz oder lang ohnehin hingekommen wäre. Man sollte nicht mehr nach ihm suchen. Er sei jetzt am Ort seiner schönsten Träume und er sei endlich glücklich.

Die spätere Untersuchung des Briefes ergab, dass es sich um Tonis Handschrift handelte. Irgendwann wurde auch die Suche nach ihm abgebrochen. Die junge schöne Frau, die sich Lia nannte, lief auf den Wald zu, in welchem sie einst mit Toni verschwand. Und ihre Spur verlor sich in einer leuchtenden Nebelwolke, irgendwo im Nirgendwo…

DC – Story 2

Willi liebte es mit einem Fallschirm abzuspringen. Wenn sich das Flugzeug in die Lüfte erhob und er von dort oben in die gähnende Tiefe hinunterschaute, spürte er in seinem Inneren ein merkwürdiges Hochgefühl. Er musste sich dann einfach in diese endlose Weite, diese unfassbare Leere fallenlassen. Dabei schien es ihm, als ob alles, was ihn sonst so sehr belastete, von ihm abfiel. Er ließ sich einfach nur fallen und fiel und fiel und fiel. Das war es, was er sich immer gewünscht hatte, einfach ins Bodenlose zu fallen.

Und er konnte es nicht mehr lassen. Es schien wie eine Sucht. Zu jeder freien Stunde begab er sich auf den kleinen, nicht weit entfernten Flugplatz, um zusammen mit seinem besten Freund, der Pilot eines Motorflugzeuges war, in den schier unendlichen Himmel abzuheben. Es kam sogar soweit, dass er an kleinen Wettbewerben teilnahm. Weil er so gut dabei abschnitt, wurde er ein erfolgreicher Fallschirmspringer.

Bis zu jenem Tag, an dem er glaubte, sein Leben würde ein jähes Ende nehmen. Das Wetter an diesem warmen Julitag des Jahres 1986 war wunderbar. Schon am Vormittag hatte es dutzende Trainingssprünge gegeben, die allesamt gut verliefen. Viele Leute waren zum Flugplatz gekommen und warteten auf das Schauspiel, welches gleich beginnen sollte. Sie warteten auf den Moment, wenn sich das dickbauchige Flugzeug in die Luft erheben würde, um die Fallschirmspringer in die Luft zu bringen, welche dann mit bunten Fallschirmen zurück zur Erde glitten.

Auch Willi spürte diese Anspannung. Es war wie Lampenfieber, die Aufregung vor dem großen Auftritt, welches er in seinem Herzen fühlte. Und er konnte es kaum erwarten, endlich zu starten, um sich dann in diese Unendlichkeit fallen zu lassen. Dabei verschwammen für ihn die Grenzen, die er auf der Erde an jedem Platz, an welchem er sich aufhielt, spürte. Denn dort oben gab es keine Grenzen.

Der Wettkampf begann und das Flugzeug erhob sich in die Lüfte. Zehn Fallschirmspringer befanden sich an Bord und warteten auf ihre große Stunde, auf ihren Absprung in die Tiefe. Auch die Zuschauer hielten den Atem an. Sie sahen zum Himmel, zu der Maschine, die sicher schon bald ihre Last freigeben würde. Gleich würde man sie sehen, die mutigen Springer, die an ihren bunten Schirmen gen Erde trieben. Einige Leute unterhielten sich und so mancher hatte einen Angehörigen im Flugzeug, der sich alsbald als kühner Fallschirmspringer aus der Maschine stürzte.

Als die erforderliche Flughöhe erreicht war, begann das einzigartige Schauspiel. Ein Fallschirmspringer nach dem anderen wurde ausgesetzt und auch Willi befand sich unter den winzigen Punkten am Himmel. Er tauchte ein in dieses Meer aus Luft und aus grenzenlosem Abenteuer. Und wieder spürte er diese Macht, die die Natur auf ihn ausübte, diese Ergebenheit, die er als Mensch dieser Schöpfung entgegenzubringen vermochte. Hier oben war er nur ein kleiner Mensch, der mit seinen Träumen und Sehnsüchten, seiner Hoffnung und seinem unbändigen Willen diesen Mächten ausgeliefert war. So wach wie in diesem einen Moment fühlte er sich nur dort oben. Und er genoss diesen einzigartigen Blick auf alles Irdische dort unten.

Als er den Auslösegriff zog, wartete er schon auf den magischen Ruck, der ihn davon abhielt, wie ein Stein auf die Erde zu stürzen. Doch er kam nicht. Mehrmals zog er am Griff, doch der Schirm öffnete sich nicht. Auch der Reserveschirm schien blockiert zu sein. Nichts funktionierte mehr. Hatte er seine Ausrüstung vielleicht nicht richtig kontrolliert? Aber unten war ihm doch nichts aufgefallen. Alles schien in Ordnung. Was war nur geschehen? Er wusste, wenn sich die Schirme nicht öffneten, würde er auf dem Boden dort unten zerschellen. Es wäre wohl sein letzter Sprung.

Und plötzlich verwandelte sich die Erde dort unten in einen riesigen Friedhofsacker. Plötzlich verwandelte sich sein Mut, seine Entschlossenheit in lähmende, unabwendbare Angst. Er spürte, wie die Kälte der Luft in ihn eindrang und drohte, ihn zu erfrieren. Er schnappte nach Luft, und alles tanzte vor seinen Augen hin und her.

Auch am Boden hatte man den Vorgang verfolgen können. Seine Frau Anne hielt sich die Hand vors Gesicht. Sie rechnete bereits mit dem Schlimmsten. Schützend hielt sie mit der anderen Hand ihren kleinen Sohn Peter fest. Sie sagte ihm jedoch nicht, dass irgendetwas nicht stimmte.

Sie wollte Peter nicht verängstigen. Doch Peter hatte längst selbst bemerkt, dass sein Vater dort oben am Himmel in Not zu sein schien. Er hielt die Hand seiner Mutter ganz fest und hoffte, dass nichts Böses geschehen möge.

Willi hatte es unterdessen aufgegeben, irgendetwas zu unternehmen, was den Fallschirm doch noch öffnen konnte. Vor seinem inneren Auge lief sein Leben in kurzen Bildern ab. Er sah Anne und er sah seinen geliebten Sohn Peter, der wohl den Tod des Vaters nie verwinden würde. Und wie von selbst entwichen die Worte eines Gebetes aus seinem Munde.

Doch er kam nicht mehr dazu, das „Amen“ am Schluss zu sprechen, als es plötzlich einen heftigen Ruck gab. Schon glaubte Willi, er sei auf dem harten Boden aufgekommen und müsste gleich sterben, als er ein letztes Mal nach oben zum Himmel blickte. Da sah er, wie ein Fallschirmspringer dicht hinter ihm war und irgendetwas an seinem defekten Schirm tat. Der Springer trug die Nummer „7“ und lächelte ihn an. Wie gut, dass doch noch jemandem gelungen war, bis zu ihm vorzudringen.

Der Fremde winkte Willi aufmunternd zu und trennte sich schließlich wieder von ihm. Er verschwand im Nichts und Willi bemerkte, dass sich plötzlich sein Fallschirm laut rumorend öffnete. Auch die Zuschauer sahen, wie sich der knallrote Schirm über Willi ausbreitete und er selbst sicher zur Erde schwebte.

Anne hatte Tränen in den Augen, denn ihr Mann war gerettet. Als er gelandet war, rannten sie und Peter zu ihm und umarmten ihn erleichtert. Weinend lagen sich die Drei in den Armen. Als Willi schließlich erfuhr, dass er immerhin dritter geworden war, freute er sich riesig. Voller Freude berichtete er den anderen Springern, wie es ihm dort oben, als sich der Schirm nicht öffnen wollte, ergangen war. Zwar wunderte sich Willi, dass keiner am Boden diesen Springer hinter ihm gesehen hatte, doch die Freude darüber, dass er ihm den Fallschirm in der Luft reparierte, war so groß, dass nur einer der Schiedsrichter der Veranstaltung nachfragte, wer das war.

Als Willi berichtete, dass der Springer die Nummer „7“ auf dem Dress trug, wurde der Schiedsrichter sehr nachdenklich. Mit ernster Miene sagte er dann: „Die Nummer 7 wird bei unseren Wettkämpfen nicht mehr vergeben. Denn vor zwanzig Jahren hatten wir einen sehr erfolgreichen Springer, der diese Nummer trug. Es war Johnny Hanson. Er kam ums Leben, nachdem sich sein Fallschirm bei einem Wettkampf nicht öffnete…“

DC – Story 3

Agatha Higgins hatte gerade erst ihren geliebten Ehemann zu Grabe getragen. Es war ein schwerer Abschied und sie ging danach sehr oft auf den Friedhof.

Eines Tages aber machte sie eine seltsame Beobachtung. Aus einem der Gräber trat dunkler Rauch hervor. Zunächst glaubte sie, irgendetwas auf dem Grab sei in Brand geraten und trat näher an den Stein. Doch dieser stechende Qualm musste aus der Erde kommen. Sie wusste sich einfach nicht anders zu helfen, als einem Friedhofsmitarbeiter Bescheid zu sagen. Als sie in der kleinen Kapelle, nicht weit vom Grab, einen Mitarbeiter fand, schilderte sie ihm ihre äußerst merkwürdige Beobachtung.

Der Mann zog ein beängstigendes Gesicht und sagte dann mit düsterer Stimme: „Das ist das Böse. Es sucht neuerdings unseren Friedhof heim. Schon mehrere Besucher haben von solch einer Beobachtung berichtet. Leider konnten wir nicht herausfinden, woher der Qualm wirklich kam. Eine alte Dame meinte schließlich, dass sie eine schwarze Gestalt in dem Rauch gesehen hätte. Doch sie war die einzige, die diese Erscheinung hatte.“

Agatha gab sich vorerst mit dieser Erklärung zufrieden. Doch in der darauffolgenden Nacht konnte sie einfach nicht einschlafen. Immerzu musste sie an die gespenstische Erscheinung denken. Was, wenn es sich tatsächlich um das Böse handelte? Und was ist, wenn es irgendwann auch die Grabstelle ihres geliebten Mannes heimsuchte? Irgendetwas musste sie tun, nur was? Todmüde schlief sie schließlich doch noch ein.

Am nächsten Tag regnete es in Strömen. Doch das hielt sie nicht ab, wieder zum Friedhof zu gehen. Diesmal jedoch lief sie nicht geradewegs zum Grab ihres Mannes, sondern lief über das ganze Friedhofsgelände. Sie lief bis zur hinteren Friedhofsmauer, wo sich mehrere eingeebnete Grabstellen befanden, auf denen nur noch Reste alter Grabsteine herumlagen. Vielleicht fand sie ja irgendwo einen Hinweis auf den merkwürdigen schwarzen Rauch?

Aus der Ferne vernahm sie die vertrauten Stimmen der Friedhofsarbeiter. Das gab ihr die Sicherheit, dass trotz des schlechten Wetters irgendjemand in der Nähe war.

Vorsichtig schlich sie sich durchs Unterholz und betrachtete sämtliche Grabstellen. Doch so sehr sie sich auch mühte, sie konnte einfach keine beunruhigenden Hinweise auf die seltsame Raucherscheinung finden.

Aber plötzlich, wie schon einmal, glaubte sie, dass aus einem Grab, welches sich unmittelbar vor ihr befand, dunkler Nebel hervortrat.

Schnell versteckte sie sich hinter einer dicken Eiche und beobachtete das Geschehen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und die Luft wurde ihr knapp. Was, wenn es ein bösartiger Geist war oder sogar noch etwas viel Schlimmeres? Der Nebel, der aus Erde auf der Grabstelle trat wurde immer stärker.

Plötzlich wurde der pechschwarze Rauch so stark, dass er den Grabstein vollständig einhüllte. Agatha traute kaum, sich zu rühren, stand wie versteinert hinter dem rettenden Baum. Auch der Regen wurde immer heftiger, und obwohl es so stark regnete, hielt sich der schwarze Rauch und schwebte über dem Grab wie ein böses Omen. Agatha verfluchte ihr Alter, weswegen sie sich nie ein Handy zugelegt hatte. Sie meinte, dass das nur jüngeren Leuten vorbehalten sei und bereute nun ihren Irrglauben zutiefst. Zu gern hätte sie in diesem Augenblick jemand von der Friedhofsverwaltung dabeigehabt, dem sie all das zeigen könnte.

Unterdessen hatte sich der schwarze Rauch wie eine Säule über der Grabstelle aufgerichtet. Agatha, die von Natur aus sehr forsch und kein Mensch langer Worte war, musste handeln. Sie war der Ansicht, dass man nicht auf andere warten sollte, wenn man etwas ändern wollte. Und so fasste sie sich ein Herz und trat mutig und entschlossen aus ihrem Versteck hinter der Eiche hervor. Laut rief sie: „Zeig Dich, böser Geist oder was immer Du auch sein willst, los!“

Doch es geschah genau das, womit sie eigentlich gar nicht rechnete: urplötzlich und wie eine erschrockene Schnecke zog sich der Nebel zusammen und verschwand in der Erde. Nichts blieb mehr von dem Rauch zurück und Agatha starrte hilflos auf die Grabstelle. Wirre Gedanken gingen ihr durch den Kopf und Fragen drängten sich ihr auf. Sollte sie noch einmal einen Friedhofsmitarbeiter ansprechen? Sollte sie ihn vielleicht sogar ans Grab holen? Doch was war, wenn sich der Rauch nicht mehr zeigte? Sie konnte doch nichts beweisen. Man würde sie sicher verlachen und als „wirre Alte“ abstempeln.