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Klaus-Rainer Martin

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Beschreibung

Wenn von "Farben des Lebens – die Farbe Rot" gesprochen wird, dann fällt mir immer Benjamin und seine Verbindungslinien zu den "Rotlichtvierteln" in Berlin und Hamburg ein.   Zu Beginn des Jahres 1978 kam der zehnjährige Benjamin aus West-Berlin in unsere Einrichtung. Er lebte seine ersten zehn Lebensjahre in einem Berliner Kinderheim, da seine Mutter, die in Berlin als Prostituierte lebte, ihn schon im Säuglingsaltert weggenommen bekommen hatte. Denn zur damaligen Zeit war es üblich, Prostituierten die Kinder unmittelbar nach der Geburt durch das Jugendamt wegzunehmen, ihnen durch das Vormundschaftsgericht das Sorgerecht zu entziehen und dem örtlich zuständigen Jugendamt zu übertragen. Das wurde in allen deutschen Jugendämtern so gehandhabt.   Benjamins Leben gestaltete sich so ungewöhnlich, dass es erzählt werden muss.

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Klaus-Rainer Martin

Benjamin

und die Rotlichtviertel in Berlin und Hamburg

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Benjamin

-und die Rotlichtviertel in Berlin und Hamburg

 

 

Wenn von "Farben des Lebens – die Farbe Rot" gesprochen wird, dann fällt mir immer Benjamin und seine Verbindungslinien zu den „Rotlichtvierteln“ in Berlin und Hamburg ein.

 

Zu Beginn des Jahres 1978 kam der zehnjährige Benjamin aus West-Berlin in unsere Einrichtung. Er lebte seine ersten zehn Lebensjahre in einem Berliner Kinderheim, da man seiner Mutter, die in Berlin als Prostituierte lebte, ihn schon im Säuglingsalter weggenommen hatte. und er in ein Berliner Kinderheim gekommen war. Dort war Benjamin mit seinem Verhalten untragbar geworden. Deshalb entschied das für ihn als Vormund zuständige Jugendamt Berlin-Tiergarten, er müsse weit weg von der Großstadt Berlin in einem Heim in Schleswig-Holstein in ländlicher Umgebung aufwachsen.

 

Zur damaligen Zeit war es üblich, Prostituierten die Kinder unmittelbar nach der Geburt durch das Jugendamt wegzunehmen, den Müttern durch das Vormundschaftsgericht das Sorgerecht zu entziehen und dem örtlich zuständigen Jugendamt zu übertragen. Das wurde in allen deutschen Jugendämtern so gehandhabt. – Die Akte der Mutter wurde mit dem Kürzel „hwG“ (häufig wechselnder Geschlechtsverkehr) vermerkt. So wusste jeder Sachbearbeiter, der die Akte zur Hand nahm, dass es sich hier um eine Prostituierte handelte.

 

Die Vormundschaftsgerichte entschieden sich in solchen Fällen immer für eine Sorgerechtsentziehung. Das änderte sich allmählich mit einer toleranteren Sichtweise zur Prostitution in der Gesellschaft und erlangte erst am 1. Juli 1998 mit dem Inkrafttreten des Kindschaftsrechtsreformgesetzes eine neue gesetzliche Grundlage. Auch ein Leben in einer Pflegefamilie kam bis dahin in den meisten Fällen für Kinder von Prostituierten für viele Jugendämter nicht infrage. Das bedeutete für viele Kinder, dass sie ihre gesamte Kindheit und Jugendzeit in Heimen verbringen mussten, ohne in diesen Jahren jemals zu ihren Müttern beurlaubt zu werden. Der Amtsvormund musste für alle Entscheidungen, wie z.B. Impfungen oder Zustimmung zur Mitgliedschaft in einem Sportverein, seine Zustimmung erteilen. Der Heimleiter durfte nur Klassenarbeiten und Zeugnisse unterschreiben.

 

Unter diesen Voraussetzungen kam Benjamin in unsere Einrichtung in Schleswig-Holstein. Unser Ziel war es, ihm trotz dieser Einschränkungen einen nochmaligen Heimwechsel zu ersparen und ihm trotz allem eine unbeschwerte Kindheit und Jugendzeit in unserer Einrichtung zu ermöglichen. Wir erlebten Benjamin nicht als besonders schwierig, sondern nur als besonders temperamentvoll, aber anhänglich und an allem in seiner Umgebung interessiert. So erkundigte er sich beispielsweise an jedem Morgen, bevor er zur Schule ging, in der Küche, was es denn an diesem Tag zum Mittagessen geben wird. Zwar aßen wir nicht mehr gemeinsam in einem großen Speisesaal, sondern jede Gruppe aß für sich im jeweiligen Gruppenwohnzimmer. Aber gekocht wurde noch zentral in der großen Küche.

 

Da ich mit meiner Familie zwar in einer eigenen Wohnung, aber doch auf dem Gelände des Kinderheimes wohnte, standen meine Frau, meine drei Töchter und ich unter besonderer Beobachtung von Benjamin. Als ich uns ein neues Auto gekauft hatte, kam es mit Benjamin zu folgendem Dialog:

 

Benjamin: „Woher haben Sie das Auto?“

Ich: „Das habe ich gekauft.“