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Klaus-Rainer Martin

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Beschreibung

Mein Vater war am Ende des Zweiten Weltkrieges Hauptmann. Ein Leben lang hat mich die Frage bewegt, ob mein Vater in Jugoslawien persönlich bzw. seine Kompanie an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Doch erst nachdem ich selbst mehrmals in Bosnien-Herzegowina war und neben den Spuren des Balkankrieges 1993 bis 1995 auch immer wieder auf Spuren des 2. Weltkrieges gestoßen bin, im Jahre 2003, also 58 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, habe ich es gewagt, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

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Seitenzahl: 23

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Klaus-Rainer Martin

Zur Rolle meines Vaters als Soldat im zweiten Weltkrieg

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorbemerkungen

 

Mein Vater war am Ende des zweiten Weltkrieges Hauptmann. Ein Leben lang hat mich die Frage bewegt, ob mein Vater in Jugoslawien persönlich bzw. seine Kompanie an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Doch erst nachdem ich selbst mehrmals in Bosnien war und neben den Spuren des Balkankrieges 1993 bis 1995 auch immer wieder auf Spuren des 2. Weltkrieges gestoßen bin, im Jahre 2003, also 58 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, habe ich es gewagt, dieser Frage auf den Grund zu gehen. An Hand des Soldbuches meines Vaters war es mir möglich, bei folgenden Stellen Auskünfte darüber einzuholen, wo das Infanterie-Regiment 414, welchem mein Vater 1939 und 1940 angehörte, und das Infanterie-Regiment 724, welchem mein Vater von 1941 an angehörte, eingesetzt waren, bevor das Infanterie-Regiment 724 an den Kämpfen auf dem Balkan beteiligt war, und über die Rolle der deutschen Gebirgsjäger während des zweiten Weltkrieges auf dem Balkan:

 

Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in LudwigsburgBundesarchiv-Zentralnachweisstelle AachenKrankenbuchlager BerlinMilitärgeschichtliches Forschungsamt PotsdamInstitut für Zeitgeschichte MünchenForschungsstelle für Zeitgeschichte HamburBundesarchiv-Militärarchiv KoblenzBundesarchiv-Militärarchiv Freiburgsowie das Internet des Bundesarchivs

 

Daneben habe ich viel über den 2. Weltkrieg gelesen und mich speziell über die Rolle der Gebirgsjäger kundig gemacht. Insbesondere die Bücher „Die deutsche Gebirgstruppe 1935 – 1945“, geschrieben von dem Historiker Roland Kaltenegger und „Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht“ des Historikers Georg Tessin rundeten das Bild ab. Aus diesen Quellen und meinen eigenen Erinnerungen aus den Kindheitstagen lässt sich das folgende Bild rekonstruieren.

 

Dennoch ist es nicht leicht, Aufschluss über alle Tatbestände zu erhalten. Über die 12. Armee befinden sich im Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg 19,0 laufende Meter Unterlagen, davon betreffen allein 3,2 laufende Meter Unterlagen die Jäger-Division 104, der mein Vater angehörte (Kriegstagebücher, Tagesmeldungen, Akten mit Befehlen, Luftwaffenaufklärungsmeldungen, Minenpläne und schließlich Unterlagen über die Kapitulationsverhandlungen der 12. Armee u.s.w.) von Januar 1940 bis Mai 1945, welche teilweise noch gar nicht restlos ausgewertet worden sind. – Es ist erstaunlich, wie bürokratisch die Nazis über jede Kriegshandlung bis zur Kapitulation Buch geführt haben. – Es muss wohl nachfolgenden Generationen überlassen bleiben, dieses Material zu sichten, um noch Genaueres in Erfahrung zu bringen.

 

Will man alle auf diese Weise erhaltenen Informationen richtig verstehen und einordnen, muss man sich zwangsläufig erst ein wenig mit den Organisations- und Führungsstrukturen der deutschen Wehrmacht in der Hitlerzeit befassen.

 

Zur Struktur der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg

Grob vereinfacht, hatte die deutsche Wehrmacht folgende, allerdings sich in den Kriegsjahren ständig verändernde Struktur:

 

In der Vorkriegszeit war die gesamte deutsche Wehrmacht im Deutschen Reich in 17 verschiedene Wehrkreis-Kommandos (W.Kdo. bzw. WK) unterteilt. Und diese waren wiederum in Wehrbezirkskommandos aufgegliedert. Nach der Annexion der Tschechoslowakei kamen noch das WK Generalgouvernemet sowie das WK Böhmen und Mähren hinzu.

 

Im Krieg war die gesamte Wehrmacht im Polenfeldzug im September 1939 in die Heeresgruppen Nord und Süd, im Westfeldzug Mai/Juni 1940 in die Heeresgruppen A (Mitte), B (Nord) und C (Süd) und ab Juli 1940 in die Heeresgruppen A – H gegliedert.

 

Diese wiederum bestanden aus einer oder mehreren Armeen. Insgesamt bestand die deutsche Wehrmacht ursprünglich aus 20 Armeen. In den Jahren 1944 und 1945 wurden noch weitere 5 Armeen gebildet, teilweise aus zerschlagenen Armeen, teilweise durch Rekrutierung von Jugendlichen oder älteren Männern. Auf dem Balkan agierten die Heeresgruppen E und F (Südost), deren Führungsstäbe (OKH) zu Beginn des Krieges in Komotov (im heutigen Tschechien) und später in Saloniki in Griechenland (E) bzw. in Belgrad (F) saßen. Oberkommandierender einer Heeresgruppe war i.d.R. ein Generalmajor oder ein Generaloberst.