Bergkristall - Folge 256 - Rosi Wallner - E-Book

Bergkristall - Folge 256 E-Book

Rosi Wallner

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Angespannt lauscht Thomas Arnegger dem Gespräch am Nebentisch, und unwillkürlich hält er den Atem an. Vom reichen Aichner-Hof reden sie, vom Großknecht, der dort verunglückt ist, und von der jungen Bäuerin, die jetzt allein die Verantwortung für alles tragen muss.

Thomas' Herz schlägt schneller. Ein großer Hof und eine alleinstehende Frau? Kann das nicht die Erfüllung all seiner Träume bedeuten? Bauer auf eigenem Land sein - das ist doch von jeher sein einziges Lebensziel!

Thomas strafft sich. Er wird mit allen Mitteln um diese Barbara Aichner werben. Er wird Herr auf dem stolzen Hof sein, auch wenn er Liebe heucheln muss, die er nicht empfindet! Alles will er tun, um ans Ziel seiner Träume zu gelangen. Thomas ahnt nicht, welchen Preis er für sein Glück zahlen muss ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 101

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Was Tag und Nacht mein Herz erfüllt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Anne von Sarosdy

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2813-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Was Tag und Nacht mein Herz erfüllt

Ein junger Bauer im Banne einer gefährlichen Liebschaft

Von Rosi Wallner

Angespannt lauscht Thomas Arnegger dem Gespräch am Nebentisch, und unwillkürlich hält er den Atem an. Vom reichen Aichner-Hof reden sie, vom Großknecht, der dort verunglückt ist, und von der jungen Bäuerin, die jetzt allein die Verantwortung für alles tragen muss.

Thomas’ Herz schlägt schneller. Ein großer Hof und eine alleinstehende Frau? Kann das nicht die Erfüllung all seiner Träume bedeuten? Bauer auf eigenem Land sein – das ist doch von jeher sein einziges Lebensziel!

Thomas strafft sich. Er wird mit allen Mitteln um diese Barbara Aichner werben. Er wird Herr auf dem stolzen Hof sein, auch wenn er Liebe heucheln muss, die er nicht empfindet! Alles will er tun, um ans Ziel seiner Träume zu gelangen. Thomas ahnt nicht, welchen Preis er für sein Glück zahlen muss …

„Das hast du dir ja fein ausgedacht! Nix bist du und nix hast du mit deinen fast dreißig Jahren! Auf keinem Hof hast du es lang ausgehalten, dankbar müsstest du mir sein, dass ich dich überhaupt in Dienst genommen hab! Und jetzt willst du gleich einheiraten? Aber ohne mich, Arnegger!“

Linus Wiesner hielt inne, um Atem zu schöpfen, und sein Gesicht war bedrohlich gerötet. Gehässig maß er den hochgewachsenen jungen Mann, der ihm mit unbewegter Miene gegenüberstand.

„Willst du net mal deine Tochter fragen, was sie davon hält? Schließlich geht sie das wohl auch etwas an!“, unterbrach ihn Thomas Arnegger in ruhigem Ton.

Insgeheim musste Wiesner zugeben, dass er nur zu gut verstehen konnte, dass sich seine Tochter diesen Mann in den Kopf gesetzt hatte, und das steigerte seinen Ingrimm nur noch. Mit den markant geschnittenen Zügen, den Augen, in denen oft ein eigentümliches Licht aufglomm, und der sehnigen Gestalt war Arnegger ein ausnehmend gut aussehender Mann.

„Die hat nix zu sagen! Die Ursel ist noch net mal volljährig. Aber wenn du es so haben willst – Ursel!“, schrie Wiesner wütend. „Komm her, aber sofort!“

Die Tür öffnete sich, und Ursula Wiesner trat ein, gefolgt von ihrer Mutter, einer Frau mit scharfen Linien um den schmalen Mund. Ursulas Gesicht war verweint und verquollen, ihre wenig frauliche Gestalt erschien in dem blauen Hauskittel noch magerer.

Unvermittelt ging es Thomas durch den Sinn, dass sie jetzt schon auf erschreckende Weise ihrer Mutter ähnelte, obgleich sie wenigstens nicht die boshafte Spitzzüngigkeit der Wiesnerin geerbt hatte.

Als ihr Vater eine Bewegung in Ursulas Richtung machte, duckte sie sich, als ob sie befürchtete, von ihm geschlagen zu werden. Es war offensichtlich, dass Ursula große Angst vor ihren Eltern hatte.

Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und vergrub den Kopf in den Armen, die sie auf die Tischplatte gestützt hatte. Ihre eckigen Schultern zuckten vor verhaltenem Weinen.

„Hör auf mit dem Geheul!“, befahl ihr Vater grob und musterte sie abschätzig. „Damit du es weißt, mit deinem Gspusi ist es aus! Der Arnegger verlässt heut noch den Hof. Hast du mich verstanden?“

Das Mädchen gab keine Antwort.

„Ursula!“, sagte Thomas beschwörend.

Beim Klang seiner Stimme hob sie den Kopf, in ihren Augen stand solche Verzweiflung geschrieben, dass Arnegger wusste, dass er verloren hatte.

„Wir wollten doch zusammenbleiben, das hatten wir uns versprochen!“, erinnerte er dennoch.

„Das würde dir wohl so passen! Den Hof meinst du, net die Ursula!“, begann die Wiesnerin erbittert zu zetern. Und dann, an ihre Tochter gewandt: „Du kannst ihn ja heiraten, wenn du volljährig bist – aber ohne unseren Segen! Den Hof bekommst du net, den erbt dann mein Neffe. Du kannst ja mit deinem Hungerleider von Dorf zu Dorf ziehen, bei uns hast du nix mehr verloren mit so einem! Wie würde dir das gefallen?“

Ursula reagierte nicht darauf, sie machte einen völlig hilflosen und eingeschüchterten Eindruck.

„Ich geh jetzt, Ursula“, sagte Thomas eindringlich.

Das Mädchen schien ihn nicht zu hören, es wagte noch nicht einmal, zu ihm hochzublicken.

„Ja, pack dein Bündel, Arnegger, aber schnell! Und lass dich hier in der Gegend nie wieder blicken! Auf solche wie dich können wir hier verzichten!“, fuhr Wiesner seinen Knecht an.

Als Arnegger wortlos die Tür hinter sich zuschlug, weinte Ursula laut auf. Es klang wie der Schmerzenslaut eines verwundeten Tieres, und Thomas glaubte ihr Weinen immer noch zu hören, als er schon die Tür seiner Kammer hinter sich geschlossen hatte.

Thomas Arnegger verzog abschätzig den Mund, als er sich in dem engen Raum umblickte, der eigentlich mehr ein Verschlag war. Die Wiesners waren so reich, doch es langte nicht einmal für ordentliche Unterkünfte für die Hofleute!

Der Bursch sammelte seine wenigen Habseligkeiten zusammen und brachte sie in einem Sack unter, den er sich über die Schulter warf. Bevor er das Haus verließ, stattete er noch dem Küchenpersonal einen Besuch ab.

„Du gehst vom Hof weg?“

Lena war bei seinem Eintritt herumgefahren und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Thomas sah das schon etwas verblüht wirkende Mädchen kalt an.

„Wundert dich das?“, fragte er abweisend.

Sie antwortete nicht, fleckige Röte begann ihre Wangen zu bedecken.

Thomas Arnegger war davon überzeugt, dass Lena der Wiesner-Bäuerin, in deren Vertrauen sie sich geschmeichelt hatte, hinterbracht hatte, dass zwischen ihm und Ursula eine Beziehung bestand. Lena hatte Thomas gleich zu Anfang zu verstehen gegeben, dass er ihr gefiel, doch Thomas war ihr ausgewichen. Von da an hatte sie ihn unablässig belauert und wohl trotz aller Vorsichtsmaßnahmen entdeckt, dass ein Einverständnis zwischen Thomas und der jungen Hoferbin herrschte.

Das junge Paar hatte erst Ursulas Volljährigkeit abwarten wollen, ehe die Wiesners von ihren Heiratsabsichten erfahren sollten, doch jetzt war alles zunichte gemacht.

„Was tust du denn da?“, rief Lena, als Thomas die Speisekammer öffnete und geräuschvoll darin herumkramte.

„Soll ich denn verhungern unterwegs? Ich bin sicher, du wirst der Wiesnerin schon erklären, wie das abhandengekommen ist. Du verstehst dich ja sonst auch so gut mit ihr!“

Thomas winkte ihr höhnisch zu, als er sich zum Gehen wandte, und sie blieb mit herabhängenden Armen in der Mitte der Küche zurück. Dann schlug die Haustür zu.

„Komm, Prinz!“

Der Hofhund bellte freudig auf, als ihn Thomas kraulte. Es war eine der Eigenheiten in Arneggers widersprüchlicher Persönlichkeit, dass er Tiere liebte. Nichts konnte ihn mehr aufbringen, als wenn jemand Tiere schlecht behandelte.

„Ich hab was für dich, Prinz. Wer weiß, ob du jemals wieder etwas so Feines zwischen die Zähne bekommst!“ Er warf dem Hund eine Wurst hin, die er in der Speisekammer erbeutet hatte. „Du bist nun einmal auch so ein armer Hund wie ich.“

Ein spöttisches Lächeln zuckte um seinen Mund, dann schulterte er den Sack mit seinen Habseligkeiten und schritt, ohne sich umzusehen, voran. Erst als er eine kleine Anhöhe erreicht hatte, blieb er stehen und drehte sich um.

Der Wiesner-Hof lag in einer kleinen Talmulde, umgeben von fruchtbaren Feldern. Ein stattliches Anwesen, auf das die Wiesners mit Recht stolz sein konnten.

Zorn und Enttäuschung spiegelten sich in Arneggers Augen; in seinen Träumen hatte er sich schon als Hofbauer gesehen.

Es hatte ihn nicht gestört, dass Ursula reizlos und recht töricht war. Für ihn hatte allein gezählt, dass sie als einzige Tochter der Wiesners einmal diesen Hof erbte. Sie wäre eine gefügige Ehefrau geworden und hätte ihn schalten und walten lassen – doch leider war sie auch eine gefügige Tochter und hatte ihren Eltern nichts entgegenzusetzen gehabt.

„Aber ich werde es schaffen, einmal muss es mir doch gelingen!“, murmelte Thomas vor sich hin.

Dann riss er sich gewaltsam vom Anblick des Wiesner-Hofes los und setzte seinen Weg fort.

***

Thomas Arnegger ließ gedankenvoll seine Blicke über die Besucher des Dorfwirtshauses schweifen, das sich in nichts von anderen Gasthäusern unterschied, die er auf seiner langen Wanderschaft kennengelernt hatte.

Dichte Rauchschwaden durchzogen den niedrigen, aber weitläufigen Raum mit dem dunkel gebeizten Gebälk und den Geweihen an der Wand, die beinahe die Köpfe der unter ihnen Sitzenden streiften. Hin und wieder klang lautes Gelächter am Stammtisch auf, wo die Honoratioren des Dorfes Tarock spielten, Scherzworte flogen hin und her oder die träge Kellnerin wurde von dem Ruf nach einer Maß Bier aufgescheucht.

Thomas hatte sich seit ein paar Tagen eine bescheidene Dachkammer in dem Gasthaus gemietet, er besaß einige Ersparnisse und konnte sich in aller Ruhe nach einer Anstellung umsehen. Die Gegend gefiel ihm; die Bauernhöfe kündeten von Wohlstand, auf den saftigen Weiden standen gut genährte Tiere.

Obwohl er durchaus darauf hoffen konnte, dass ihn einer der Bauern in Dienst nahm, hatte sich eine große Niedergeschlagenheit seiner bemächtigt. Noch war er jung, und seine Arbeitskraft war ungebrochen, doch der Tag würde kommen, an dem er auf einen sicheren Platz in der Gemeinschaft angewiesen sein würde. Sollte er sein Leben lang in Abhängigkeit und Unterordnung verbringen, ohne die Aussicht, seine Fähigkeiten zu beweisen? Das war eine Vorstellung, die ihm umso unerträglicher erschien, je älter er wurde.

Schon als Heranwachsender war er ehrgeizig gewesen, früh hatte er erkannt, dass er nur durch eine bessere Ausbildung der häuslichen Armut entkommen konnte. Er hatte seinen Vater angefleht, ihn auf eine Schule in der Stadt zu schicken, doch sein Vater – ein verbitterter Einödbauer – hatte kein Einsehen mit ihm gehabt.

Er hatte seinen Sohn erbarmungslos mit dem Ochsenziemer verprügelt, um ihm die Flausen ein für allemal auszutreiben.

Thomas, noch ein halbes Kind, war in Dienst gegangen, hatte hart und verbissen gearbeitet und jeden Cent von seinem kärglichen Lohn gespart. Doch der frühe Tod seines Vaters hatte seine Pläne vereitelt, sich die Grundlage für eine eigenständige Existenz zu schaffen. Er hatte seine Mutter und die zahlreichen jüngeren Geschwister unterstützen müssen, und seine Ersparnisse waren zerronnen.

Doch seinen Traum, einmal Hofbauer zu werden, hatte er niemals aufgegeben. Als er sich der Tatsache bewusst geworden war, dass er Eindruck auf Frauen machte, hatten seine Überlegungen eine neue Richtung angenommen.

Wie viele Gebirgler sah Thomas in der Ehe eine Zweckgemeinschaft, daher empfand er sein Vorhaben, in eine reiche Bauernfamilie einzuheiraten, nicht als ehrenrührig oder verwerflich. Schließlich würde er seine ganze Tatkraft einbringen, sodass ihm niemand nachsagen könnte, er wäre der alleinige Nutznießer einer solchen Verbindung.

Thomas Arnegger hatte noch nie eine Frau wirklich geliebt, er hielt dergleichen Empfindungen für die Einbildung überspannter Naturen. In seiner kühlen, berechnenden Art verspürte er sogar eine gewisse Verachtung angesichts der Tränen und Gefühlsausbrüche der Frauen, die er bisher gekannt hatte.

Ein lautstark geführtes Gespräch am Nebentisch riss ihn unvermittelt aus seinen Gedanken.

„Dass dem Lukas aber auch so etwas passieren muss! Der war doch immer ein fleißiger Arbeiter, wie man sie heute kaum noch antrifft. Woher soll die Aichnerin jetzt so schnell jemanden finden? Der Lukas soll ja durch den Unfall mit dem Traktor innere Verletzungen haben! Wer weiß, wie lange das dauert?“

Der Sprecher, ein gedrungener, rotgesichtiger Bauer, nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas und wischte sich dann mit dem Ärmel den Schaum von seinem borstigen Schnauzbart ab.

„Vielleicht wird er gar net mehr gesund! Die Arzte wissen ja mal wieder nix Genaues!“, warf ein anderer ein.

„Mal den Teufel net an die Wand! Das wäre schlimm. In ein paar Wochen fängt die Heumahd an!“, wehrte der Bauer mit dem Schnurrbart erschrocken ab.

Die Gespräche der Bauern wandten sich wieder anderen Themen zu, denen Thomas keine Beachtung mehr schenkte. Das eben Gehörte stimmte ihn hoffnungsfroh, offensichtlich bestand Aussicht, sich auf dem Aichner-Hof um eine Stelle zu bewerben. Vorher würde er sich jedoch nach den Zuständen, die auf dem Hof herrschten, erkundigen.

Auch als die letzten Gäste im Aufbruch begriffen waren, verharrte Arnegger immer noch an seinem Platz, und – wie er vorausgesehen hatte – setzte sich Anna, die Kellnerin, zu ihm an den Tisch.

Thomas wusste nur zu gut, dass jemand wie Anna über alles, was im Dorf vor sich ging, Auskunft geben konnte. Nicht umsonst hörte sie jeden Tag den Klatsch und Tratsch im Wirtshaus, und das wollte er sich zunutze machen.

Missmutig starrte Anna den Dörflern nach, die lärmend den Gastraum verließen. Sie war ein plumpes Mädchen mit unschönem Gesicht und langsamen Bewegungen, und sie ließ sich nur zu deutlich anmerken, dass ihr die Arbeit nicht das mindeste Vergnügen bereitete.