Berlin, meine Verheißung - Tobias Gürtler - E-Book

Berlin, meine Verheißung E-Book

Tobias Gürtler

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Beschreibung

"Berlin ist eine Hure – aber irgendwann heiratet man." Das las ich auf einer Postkarte im Tacheles, dem ehemals besetzten Künstlerhaus in der Oranienburger Straße in Mitte. Wie kann man so etwas sagen? Berlin mag zwar eine Hure sein, ein Moloch, aber Berlin ist auch eine Muse und Quelle der Inspiration. Nicht nur für mich! Und viele Menschen bleiben hier, sind nicht nur auf eine schnelle Nummer aus, verlieben sich in diese Stadt und bleiben ihr treu. Außerdem kann man auch eine Hure heiraten... Bei der Erkundung seines neuen Lebensumfeldes macht der Künstler Tobias Gürtler kleine und große Entdeckungen im Berliner Stadtleben, in das er im Jahr 2009 aus der Bielefelder Provinz kommend erwartungsvoll eintaucht. (Jakob Adamek)

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Tobias Gürtler, Jakob Adamek

Berlin, meine Verheißung

Eine malerisch-literarische Erkundung

Mein Dank geht an Professor Jochen Geilen für die - nach reibungsvollen Studienjahren - sehr wohlwollende und leichtgängige Betreuung meines Diploms an der FH Bielefeld zum Sommersemester 2009. Vor allem aber danke ich der großartigen Stadt Berlin mit all ihren menschlichen und tierischen Einwohnern für den guten Start, den ich hier hatte, und der wundervollen Vorsehung, die mich hierher geführt hat. Hallelujah!BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Berlin, meine Verheißung

„Berlin ist eine Hure – aber irgendwann heiratet man.“

 

 

Das las ich auf einer Postkarte im Tacheles, dem ehemals besetzten Künstlerhaus in der Oranienburger Straße in Mitte. Wie kann man so etwas sagen? Berlin mag zwar eine Hure sein, ein Moloch, aber Berlin ist auch eine Muse und Quelle der Inspiration. Nicht nur für mich! Und viele Menschen bleiben hier, sind nicht nur auf eine schnelle Nummer aus, verlieben sich in diese Stadt und bleiben ihr treu. Außerdem kann man auch eine Hure heiraten...

 

Ich war schon oft in meinem Leben in Berlin, als 10jähriger vor der Wende das erste Mal, später, kurz nach der Wende bei einer Abschlussfahrt 1990 im Gymnasium, 10. Klasse. Wieder später, als Mittzwanziger, während etwas turbulenterer Jahre voller seelischer Krisen, in denen ich reichlich orientierungslos durch die Welt trudelte, und auch als sich diese Turbulenzen wieder etwas gelegt hatten, war ich das ein oder andere Mal in Berlin. Doch richtig erwischt hat es mich erst 2004, zu Beginn meines Studiums an der Fachhochschule in Bielefeld, als ich im Sommer für eine Woche bei meiner Schwester wohnte und mir unter anderem die Kunsthochschulen der Stadt ansah. Ich erkannte: diese Stadt ist einmalig! Der Funke schlug über. Ich hatte etwas vom Zauber dieser Stadt entdeckt. Zunächst war ich nämlich immer noch in Richtung Hamburg orientiert, wo ich meine Kindheit verbracht hatte, doch schon ein paar Wochen vorher träumte ich eines Nachts von einer Stimme, die mich fragte „Und, wie wär’s mit Berlin?“

 

Berlin. Geteilte Stadt. Vereinte Stadt. Verwundete Stadt. Traurige Stadt. Trostlose Stadt. Sonnige Stadt. Arme Stadt. Sexy Stadt. Brutale Stadt. Historische Stadt. Einzigartige Stadt. Bunte Stadt. Mythische Stadt. Verwegene Stadt. Freche Stadt. Vielseitige Stadt. Grüne Stadt. Goldene Stadt!

Berlin ist eine Konkrete Utopie. Hier war 40 Jahre lang das verdichtete Zentrum einer gespaltenen Welt, schizophren geteilt zwischen Gut und Böse, Ost und West, Kommunismus und Kapitalismus. Bis zum Zusammenbruch des Systems der einen Hälfte. Die andere Hälfte, der Kapitalismus, schien als Sieger aus diesem Konflikt hervorgegangen. Heute sieht man, nach der großen Finanzkrise des letzten Jahres, dass auch Kapitalismus Krise bedeutet. Vielleicht wächst die Stadt, die von ihrer inneren Weltzerrissenheit traumatisiert wurde, nun wirklich zusammen, da sich das Verhältnis von Sieger und Besiegtem noch einmal, auf eine ganz andere Weise, relativieren kann. Und möglicherweise ist Berlin dabei eine Art exemplarisches Phänomen für eine Weltgesellschaft, die immer mehr zusammenwächst…

 

Berlin. Hier bin ich erst jetzt, im Frühjahr 2009, in Vorbereitung auf mein Diplom, gelandet. Schon oft hatte ich gehofft, den Wechsel an die Spree vorzunehmen, aber irgendwie war die Zeit noch nicht reif. Umso mehr wuchs Berlin für mich geradezu zu einem Ort der Verheißung heran. Berlin, das war mein Spiegelbild. Die geschundene, geteilte Stadt, die zusammenwächst und ich, der ich nach chaotischen Jahren schwerer Lebenskrisen endlich wieder fußgefasst hatte. Hier gehöre ich einfach hin. Auch, wenn das jetzt ein wenig pathetisch klingt.