Bernsteinzauber 05 - Lila die Verzweiflung - Susanne Gerdom - E-Book

Bernsteinzauber 05 - Lila die Verzweiflung E-Book

Susanne Gerdom

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Beschreibung

Juli ist von der ersten Sekunde an von Ronan fasziniert. Ihre Ferien auf einer Insel mitten im Meer werden ihr durch Schwimmausflüge mit dem attraktiven Jungen deutlich versüßt. Doch als die beiden sich näher kommen, merkt Julie, dass etwas nicht stimmt. Wieso stößt er sie immer wieder von sich, nur um dann zu ihr zurückzukehren? Als Juli schließlich herausfindet, was Ronan wirklich ist, ist es fast zu spät. Muss er ins Meer zu seinem Volk zurückkehren, oder finden sie gemeinsam einen Weg, die Zukunft an Land zu verbringen? Wird die Liebe siegen? Eine fantastische Liebesgeschichte in sechs Teilen.

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Seitenzahl: 75

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DIE AUTORIN

Foto: © Susanne Gerdom

Susanne Gerdom lebt und arbeitet als freie Autorin und Schreibcoach mit ihrer Familie und fünf Katzen am Niederrhein. Sie schreibt seit mehr als einem Jahrzehnt Fantasy und Romane für Jugendliche und Erwachsene.

Alle Teile von »Bernsteinzauber« auf einen Blick:

Grün die Erwartung, Teil 1 (19400)

Rot die Liebe, Teil 2 (19401)

Gelb die Eifersucht, Teil 3 (19402)

Blau die Tiefe, Teil 4 (19403)

Lila die Verzweiflung, Teil 5 (19404)

Golden das Glück, Teil 6 (19405)

Susanne Gerdom

Bernsteinzauber

Lila die Verzweiflung

Teil 5

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2016 cbt Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Carolin Liepins, unter Verwendung eines Fotos von © Shutterstock (Aleshyn_Andrei, Somchai Som)

mg · Herstellung: TG

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-19404-8V001

www.cbt-buecher.de

Even when I lose I’m winning

Neunzehn

Beim Frühstück war ich allein, obwohl ich für meine Verhältnisse total spät aufgestanden war. Draußen stürmte es kräftig, es war richtig tolles Nordseewetter, Sonne, Wind, gegen das Ufer krachende Wellen mit Schaumkronen. Am Strand türmte sich jetzt bestimmt die feste, weiße Gischt zu Bergen wie die Reste eines üppigen Schaumbads, nachdem das Wasser in der Badewanne abgelaufen war, und der starke Wind riss Stücke davon ab und trieb sie über den Sand.

Ich stützte den Kopf in die Hand, rührte geistesabwesend in meinem Kaffee herum und dachte nach. Die Geschehnisse der Nacht erschienen mir im hellen Licht des Tages wie wirre Traumbilder. Ich hatte doch nicht wirklich eine drohende Monsterwelle über meinem Kopf hängen sehen, die sich dann in einen wilden Strudel verwandelte, um Ronan zu verschlucken. So etwas passierte in Filmen, in deren Titel Worte wie »Armageddon«, »Doomsday«, »Hölle« und »Final« vorkamen, aber nicht im wirklichen Leben.

Ich schob den Becher über den Tisch und holte die Muschel hervor. Wenn ich sie nicht am Morgen auf meinem Nachttisch gefunden hätte, dann hätte ich alles als eine Folge von bösen Träumen abgetan. Aber diese Muschel hatte Ronan mir gegeben, und deshalb musste wohl oder übel auch alles andere wirklich passiert sein.

Ich drehte das zarte Gebilde zwischen den Fingern und fing das matte Sonnenlicht damit ein. Die Muschel schillerte in unzähligen Pastelltönen zwischen cremigem Weiß, Katzennasenrosa und schiefrigem Grau. Das Farbenspiel war betörend schön und weckte Erinnerungen, die mein Herz gleichzeitig schwer machten und singen ließen. Ich musste etwas tun, und zwar genau jetzt.

Mit einer entschlossenen Bewegung steckte ich die Muschel ein, berührte den Bernsteinanhänger beschwörend mit den Fingerspitzen und tat den lautlosen Schwur, Ronan zu finden und zu befreien, koste es, was es wolle.

Ein vorsichtiger Blick in Leos Zimmer zeigte mir einen tief unter die Decke vergrabenen Körper, von dem nur ein paar struppige schwarze Strähnen Haar zu sehen waren. Aus Boys Zimmer drang leises Schnarchen. Ich legte einen Zettel auf die Küchenspüle neben die Kaffeemaschine: »Bin im Dorf, wartet nicht auf mich«.

Ich hatte mich für einen längeren Weg gewappnet, trug meine Laufschuhe, eine Jogginghose und ein Sweatshirt, darüber meine Windjacke und den bunten Loop, den Boy mir zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.

Wäre ich nicht so in Sorge gewesen, hätte ich das stürmische Wetter genossen. Ich liebe es, wenn mir der Wind kräftig um die Ohren bläst, meine Haare peitscht, mir den Atem von den Lippen frisst wie ein hungriges Raubtier und mich ungeduldig vor sich her treibt.

Auf dem Weg zum Dorf hatte ich den Sturm im Rücken. Ich ließ mich schieben und sah den Wolken zu, die wie Stofffetzen über den Himmel gehetzt wurden. Das hohe Schilf und der Strandhafer lagen beinahe flach am Boden, die Schafe, die sonst gemächlich über die Wiesen schlichen, lagen eng zusammengedrängt im Windschatten von Hecken und Schafhütten.

Über den Häusern des Dorfes pfiff der Wind in den Satellitenschüsseln und ließ Fensterläden klappern und Dachstühle ächzen. Ich öffnete die Tür zum Café und musste mir von einem Insulaner helfen lassen, sie wieder zu schließen, weil der Sturm sie mir beinahe aus den Händen riss.

Ich grüßte die drei skatspielenden Stammgäste, die anscheinend immer hier waren, ganz gleich, ob draußen die Welt unterging, und setzte mich dann auf einen der hohen Hocker an der Theke. Akke polierte Gläser und starrte dabei mit düsterer Miene in das trübe Seifenwasser der Spüle.

»Kann ich einen Cappuccino haben?«, fragte ich und schlang ein paar Windungen des Loops von meinem Hals.

Akke zuckte zusammen und ließ das Trockentuch ins Wasser fallen. »Juli«, sagte sie atemlos, »hast du mich erschreckt!«

Ich zuckte mit den Schultern. Akke versuchte ein Lächeln, das ihr danebengeriet, und bediente die Kaffeemaschine. Es zischte und dampfte, dann stand ein großer Becher mit duftendem Kaffee vor mir. »Hast du Hunger?«, fragte Akke automatisch. Ich schüttelte den Kopf und löffelte den Milchschaum, nachdem ich den braunen Zucker darauf hatte schmelzen lassen.

»Wo sind die anderen?« Akke fischte ein trockenes Geschirrtuch aus dem Spülschrank und fuhr in ihrer Arbeit fort.

»Die schlafen noch.« Ich beugte mich vor, stützte die Ellbogen auf die Theke und sagte gedämpft: »Ich muss mit dir reden. Über Ronan.«

Über Akkes Gesicht ging ein Zucken, aber sie nickte knapp und schenkte sich auch einen Becher voll. Dann warf sie einen Blick zu den drei Kartenspielern, rief: »Braucht ihr noch was?«, und zog sich neben mir einen Hocker heran.

Wir sahen uns schweigend an, während ich nach einem Anfang suchte. Akke wartete, nippte an ihrem Becher, tippte nervös mit dem Zeigefingernagel gegen den Henkel.

»Ich glaube, dass Ronit ihn gestern geholt hat«, sagte ich. Das war ziemlich unvermittelt, aber mir war inzwischen klar geworden, dass Akke viel mehr über Ronan und seine Familie wusste, als ich je vermutet hatte.

Akke runzelte die Stirn. Die Falten um ihren Mund wurden tiefer. »Dann sei froh«, sagte sie schroff. »Es ist besser so. Mag sein, dass Ronit euch euer kleines Schauspiel abgekauft hat, aber ich kenne dich. Mich habt ihr nicht getäuscht.«

Ich schlang fröstelnd die Arme um mich. »Warum?«, fragte ich leise. »Warum seid ihr so sehr darauf bedacht, uns zu trennen?«

Akke seufzte leise und beugte sich über die Theke, schenkte sich ein kleines Glas mit einer bräunlichen Flüssigkeit ein und murmelte: »Ausnahmsweise, sonst überstehe ich das hier nicht.« Sie sah mich an, hob eine Braue und fragte: »Du auch?« Sie hob die Flasche und zeigte mir das Etikett.

Ich schüttelte den Kopf. »Danke, ich mag das Zeug nicht.«

»Kluges Kind.« Akke trank einen Schluck, atmete tief durch und nickte mir zu. »Also, was willst du wissen?«

»Warum hast du versucht, Ronan und mich auseinanderzubringen?« Ich wollte den Faden von vorne aufrollen, denn es gab zu vieles, was ich nicht begriff.

Akke stützte den Kopf in die Hand. »Du weißt, was er ist?«

Ich schüttelte den Kopf. »Eine Art Meermensch?«

Akke lächelte schmal. »Sein Volk sind die Meerleute, ja. Jeder hier auf der Insel weiß darüber Bescheid, aber wir behalten es für uns. Du kannst dir sicher vorstellen, was los wäre, wenn diese Geschichte nach außen dringt.«

Ich nickte zögernd. »Fernsehen, Rummel, Aufmerksamkeit.«

Akke lachte trocken. »Ärzte und Gesundheitsbehörden, die uns unter Quarantäne stellen und alle Insulaner auf Halluzinationen, Massenpsychose, Drogenmissbrauch, Sektenwahnsinn untersuchen.«

Ich schluckte. »Ja, klar«, sagte ich. »Kein Mensch würde die Geschichte glauben.«

Akke nickte. »Die Meerleute und Lütje Bant sind schon sehr lange miteinander verbunden.« Ihr Lächeln war wehmütig. »Und immer wieder passieren Liebeleien zwischen Insulanern und Meerleuten.« Sie griff nach meiner Hand, drückte sie fest. »Es geht immer tragisch aus«, fuhr sie eindringlich fort. »Mädchen von der Insel haben sich ertränkt, um für immer bei ihren Liebsten sein zu können. Meerleute haben alles aufgegeben, ihre Familie, die ihnen heilig ist, ihre Langlebigkeit, um hier als Mensch bei ihren Geliebten leben zu können. Es sind immer Geschichten von Schmerz, Bitterkeit und Verlust.«

Ich verdaute ihre Worte. »Langlebigkeit?«, fragte ich.

Akke presste die Lippen zusammen. Sie leerte ihr Glas und schenkte sich nach. »Gut«, sagte sie schroff, »kommen wir zu den unangenehmen Tatsachen. Ronans und Ronits Eltern starben bei einem der Kriege zwischen zwei rivalisierenden Familien. Das passierte vor dem Ersten Weltkrieg.«

Ich blinzelte, einen Moment lang weigerte sich mein Gehirn, eine Jahreszahl auszuspucken. Dann schnappte ich nach Luft: »Du meinst, sie starben Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts?«