Besser als du denkst - Thomas Brezina - E-Book

Besser als du denkst E-Book

Thomas Brezina

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Beschreibung

Das Leben ist wie ein Segelboot. Manche jammern über Wellen und Sturm. Andere sind dankbar für die Freiheit und die Entdeckungen. Nick springt von einem Hochhaus. Auf halbem Weg wird er in der Luft von einem rätselhaften Wesen gestoppt. Es verwickelt Nick in ein Gespräch über die Kraft der Zuversicht. Und Nick muss sich fragen: Wie ist es möglich, die Welt und sich selbst mit neuen Augen zu sehen?

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Seitenzahl: 68

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Thomas Brezina:Besser als du denkst

Alle Rechte vorbehalten

© 2022 edition a, Wienwww.edition-a.at

Lektorat: Maximilian HauptmannIllustrationen: Feli ThunSatz: Lucas Reisigl

Gesetzt in der ProformaGedruckt in Deutschland

1  2  3  4  5  —  26  25  24  23  22

ISBN 978-3-99001-575-9eISBN 978-3-99001-391-5

THOMASBREZINA

Besserals dudenkst

Eine Erzählung überdie Zuversicht

Mit Illustrationenvon Feli Thun

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

FÜNF JAHRE SPÄTER

Über den Autor

1

Sein letzter Schritt war gesetzt.Nick raste in die Tiefe. In seinemKopf blitzte der schlimmsteGedanke auf, der einem Menschenin diesem Moment kommenkonnte: ›Ich will zurück!‹

Während er im Bus saß und an dem Hochhaus vorbeifuhr, hatte Nick oft überlegt, wie es sein musste, von dort oben herunterzuspringen. Im Internet hatte er nachgesehen, wie lange der Fall dauern würde. Er fand einen Rechner dafür. Das Ergebnis lautete: Vom 15. Stockwerk bis zum Aufprall würde er sich knapp drei Sekunden lang im freien Fall befinden.

Immer schneller raste er nun dem Asphalt entgegen. Hilflos ruderte er mit den Armen, als könnte er in der Luft Halt finden. Die innere Erleichterung, die er erwartet hatte, trat nicht ein.

Nick hatte viele Fehler in seinem Leben begangen, doch der Sprung sollte nun sein schlimmster und letzter gewesen sein.

Die Erkenntnis überdie Endgültigkeit seinesEntschlusses traf ihn härterals alle Angst.

Härter auch als alle Verzweiflung und Qual, die ihn dazu getrieben hatten, sein Leben zu beenden. Das Rauschen in seinen Ohren verwandelte sich in ein tiefes Dröhnen. Er wurde immer schneller, während er an den blau spiegelnden Fensterscheiben des Hochhauses vorbei nach unten stürzte.

Schlagartig riss alles ab.

2

Den endgültigen Entschluss, seinejämmerliche Existenz zu beenden,hatte Nick gefasst, als ihn derPersonalchef seiner Firma amAbend angerufen und für dennächsten Tag um 9.00 Uhr in seinBüro bestellt hatte. Minutenspäter klingelte es an seinerWohnungstür.

Nick sah auf dem kleinen Bildschirm der Gegensprechanlage einen Mann auf der Straße stehen, der eine Polizeimarke in die Kamera hielt. Nick meldete sich nicht. Der Polizeibeamte klingelte noch zweimal und ging dann wieder.

Nick war eine Weile im dunklen Wohnzimmer auf dem Sofa gesessen und hatte vor sich hin gestarrt. Er war am Ende angelangt. Eine Mauer hatte sich vor ihm aufgebaut, die nicht mehr zu überwinden war. Er würde für Jahre im Gefängnis landen und nach seiner Entlassung ein aussichtsloses Dasein fristen. Die Vorstellung war quälend, die Abscheu vor sich selbst aber für Nick das Schrecklichste. Er war ein einsamer Verlierer und Betrüger.

Schließlich hatte er seine Lederjacke vom Haken genommen und das Haus verlassen.

Bis zum nächsten Morgen wanderte er ziellos durch die Straßen, vorbei an Bars, aus denen lachende Menschen traten, und an Läden, in deren Schaufenstern Ermäßigungen und Rabatte angepriesen wurden.

Es war kurz nach sechs Uhr, als er beim Haupteingang des Hochhauses ankam. Über seinen letzten Schritt hatte er seit Wochen nachgedacht. Zuerst war es nur ein Gedankenspiel gewesen, das ihm das Gefühl eines Auswegs gegeben hatte. Jeden Tag, wenn er mit dem Bus an dem Hochhaus vorbeifuhr, hatte sich Nick vorgestellt, von der Dachterrasse zu springen. Er kannte sie von einer Feier seiner Firma, die dort oben stattgefunden hatte. Der Sprung würde ihn von den Sorgen und Ängsten befreien, die ihn niederdrückten und ihm alle Freude genommen hatten.

Nick fand heraus, dass er eine Schlüsselkarte benötigte, um die Glastür zu öffnen, die zur Dachterrasse führte. Es war wie ein Wink des Schicksals, als er in der Halle eine Putzfrau beobachtete, die den Steinboden reinigte. Sie trug eine Universalkarte an einem Band um den Hals. Da sie das Baumeln der Karte beim Aufwischen störte, nahm sie das Band ab und hängte es an den Wagen mit Eimern und Putzmitteln. Im Vorbeigehen griff Nick nach dem Band und steckte die Karte heimlich ein.

Obwohl es noch früh war, eilten schon zahlreiche Menschen durch den Eingangsbereich des Hochhauses. In den unteren Stockwerken befanden sich Büros, in den oberen Hotelzimmer. Nick betrat die weitläufige Halle, in der sich die Hotelrezeption und ein Café befanden. Er trat zu der Nische mit den Liften. Eine Frau schob schnell die Hand zwischen die Lifttüren, die sich gerade schlossen, damit Nick noch einsteigen konnte.

Sie lächelte ihm freundlich zu.

Er aber schüttelte nur den Kopf und ging weiter zu einer Tür, hinter der sich das Treppenhaus befand.

Stockwerk für Stockwerk stieg er nach oben. Die Zahlen an den Wänden liefen an ihm vorbei wie ein verkehrter Countdown. Als er Etage Nummer 15 erreichte, war er fast am Ziel.

Nick war sehr schnell gegangen und außer Atem. Vor seinen Augen tanzten weiße Punkte. Er öffnete die Feuerschutztür und trat in einen breiten Gang. Als er die Hand in die Hosentasche gleiten ließ, spürte er die Kanten der Plastikkarte. Sie hatte sich im Stoff verfangen und er musste sie einige Male drehen, um sie zu befreien.

Als würde ihn eine unsichtbare Hand anschieben, steuerte er auf die Glastür zu. Nick hielt die Plastikkarte an ein Sensorfeld. Ein kurzes Surren ertönte, Nick drückte die Tür mit der Schulter auf und trat ins Freie. Kalte Morgenluft schlug ihm entgegen und ließ seine Augen tränen.

Irgendwie erschien Nick die Terrasse seltsam. Er wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht, um klarer sehen zu können.

Er zögerte.

Nein, es gab keinen Weg zurück. Nick ging auf das Geländer der gläsernen Brüstung zu und kletterte darüber. Zwei Schritte weiter stieg er auf das leicht erhöhte Sims. Für einen Moment verharrte er dort. Von unten drang das Brummen des Morgenverkehrs zu ihm herauf. Nick holte Luft, wie vor einem Sprung ins Wasser, schwang den rechten Fuß nach vorne und ließ sich fallen.

Im selben Moment tönte der Gedanke wie ein Schrei durch seinen Kopf.

»Ich will zurück!«

3

Schlagartig Stille.Leere.Nichts.Kein Ton.Er war aufgeprallt.Er war tot.Kein Schmerz.Alles war dunkel.Das Leben zu Ende.Da fühlte Nick Kühle anseinen Nasenlöchern.Er atmete.

Sein Atem ging heftig. Die Luft verursachte ein kaltes Gefühl auf der Haut.

Atmete man im Tod weiter?

Nick hob die rechte Hand vor sein Gesicht. Er sah seine Finger und konnte sie auch bewegen.

Was war geschehen?

Alles um ihn herum stand still, er aber konnte sich trotzdem bewegen. Da sah er sich selbst.

Vor ihm stand ein anderer Nick in derselben abgewetzten Lederjacke, wie er sie trug, und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Der Nick vor ihm war blau gefärbt.

Nick beugte sich vor.

Der blaue Nick beugte sich ihm entgegen. Seine Augen öffneten sich immer weiter. Als Nick den Kopf nach links und rechts legte, tat das auch sein Gegenüber.

Nick erkannte, dass es sich um sein Spiegelbild handelte. Vor ihm erhob sich die Fassade des Hochhauses wie ein riesiger blauer Spiegel. Nick blickte nach oben und konnte das Sims sehen, von dem er sich gerade noch hatte fallen lassen.

In der Brust hämmerte sein Herz.

Lebte er?

Nick bemerkte, wie sich sein ganzer Körper langsam um die eigene Achse drehte. In der Ferne war die lange Hügelkette zu erkennen, die sich am Stadtrand erstreckte. Dunst lag über ihr.

Vorsichtig bewegte Nick die Füße, die keinen Boden unter sich hatten. Es war ein hilfloses Strampeln im Leeren.

Sein Herz raste jetzt noch schneller, seinen Atem konnte er kaum noch kontrollieren.

Sein Sturz schien auf halbem Weg gestoppt worden zu sein. Nick schwebte unbewegt zwischen Himmel und Erde und das widersprach allen Gesetzen der Physik.

Vielleicht hing er an einem Seil, in das er sich verfangen hatte? Er tastete mit der Hand seinen Körper ab, bekam aber nichts zu greifen.

Er streckte die Arme aus, um sich an der Fassade des Hotels festzuhalten. Hoffentlich entdeckte ihn jemand und schickte Hilfe. Doch so sehr Nick sich auch anstrengte, seine Hände bekamen nichts zu fassen. Er war zu weit von dem Hochhaus entfernt.

»Hallo, Nick!«, rief jemand hinter ihm.

4

Ein Lichtpunkt kam über dieHügelkette in großerGeschwindigkeit auf ihn zu.Er wurde größer und entpupptesich als leuchtende Kugel,