Betrayed by Sanctity - Francyne M. Foster - E-Book
NEUHEIT

Betrayed by Sanctity E-Book

Francyne M. Foster

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Beschreibung

Sieh an! Du hast die erste Runde geschafft. Herzlichen Glückwunsch! Wie bitte? Du bist noch nicht verwirrt genug und willst dich lieber tiefer in mein Spiegelkabinett begeben? Mutig. Ja, wirklich! Tja, dann reich mir dein Händchen und lass dir deine Gehirnwindungen von Mia, Blaisen, Colin und Payne ordentlich verknoten! Sie können tolle Schleifchen zaubern. Aber Obacht: verbrenn dir nicht die Finger, versuche nicht, dir Namen zu merken, Schlussfolgerungen zu ziehen oder zu erahnen, wohin dich der Weg führen wird. Du wirst nie erraten können, welche Geheimnisse auf dich warten oder welche Gefahren im Dunkeln lauern. Oder solltest du lieber den hellen und leuchtenden Ecken zwischen den Spiegeln misstrauen? Du wurdest bereits geblendet und nun wird dich die Heiligkeit verraten! Oh, und wie sie das wird. Sei auf der Hut! Viel Glück, wir sehen uns an der nächsten Station! PS: Die Notausgänge sind ab sofort verriegelt! (Ha, Notausgänge ... als ob es die gäbe)

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Beliebtheit




Trigger-Warnung

Noch immer hier?

Tja, somit hast du entweder den Notausgang nicht gefunden oder du wolltest nicht verschwinden. Dann solltest du jetzt allerdings noch einmal einen Blick auf das Cover werfen und dir wird auffallen, dass es dunkler geworden ist. Und das ist in diesem Band Programm! Du tauchst tiefer in die scheußlichen Vergangenheiten ein. Themen wie Missbrauch, häusliche Gewalt oder Feindseligkeit gegenüber dem Anderssein werden angeschnitten und mal mehr, mal weniger debattiert.

Es wird explizit, es gibt einige pikante Szenen, die nicht überblättert, sondern eingeatmet werden wollen.

War dir Blinded by Sanctity zu soft, dann lass dich von der Heiligkeit verraten.

Wenn nicht: Schlag dieses Buch wieder zu und leg es weg.

Bedenke bitte, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt!

X

Denk nicht, dass du in Sicherheit wärst. Du wirst früher oder später zurückkommen müssen und wer beschützt dich dann, Hermia Hayworths?

Inhaltsverzeichnis

Trigger-Warnung

X

Kapitel 1: Sünden unter der Soutane

Blaisen

Kapitel 2: Die Wochen waren verdammt lang

Colin

Blaisen

Payne

Colin

Kapitel 3: Und nun schlaf...

Blaisen

Colin

Kapitel 4: Kopfschussl

Blaisen

Payne

Kapitel 5: Alles, was du willst

Payne

Blaisen

Colin

Kapitel 6: Win gegen den Rest den Wett

Mia

Kapitel 7: Niemand bekam hier seinen Willen!

Payne

Blaisen

Colin

Kapitel 8: Dämonen und Instant - Kaffee

Blaisen

Payne

Mia

Kapitel 9: Ich bin Keine Notlösung!

Payne

Colin

Mia

Payne

Kapitel 10: Silber Gold oder P'latin?

Blaisen

Payne

Kapitel 11: Verderben und Versprechen

Colin

Mia

Payne

Kapitel 12: Im Tückischen Fluss der Endorphine

Blaisen

Payne

Kapitel 13: Liebe Kann alles überwinden oder?

Payne

Colin

Parcs

Kapitel 14: Gesegnet und verdammt zugleich

Payne

X

Payne

Mia

Kapitel 15: Verwöhnter Adel

Parcs

Gal

X

Gal

Kapitel 16: Twinkle, Twinkle, Little Star

Colin

Gal

Mia

Fortsetzung folgt

Über die Autorin …

Blaisen

Zwei Wochen waren seit dem Winterball vergangen. Zwei Wochen, in denen ich, nun selbst durch meine gebrochene Hand gehandicapt, damit beschäftigt war, herauszufinden, ob wirklich Melissa hinter diesem Überfall – ja, fast schon Attentat – steckte. Nur bisher fehlte mir die Verbindung zwischen ihr und dem College. Es stand außer Frage, dass ihr jemand geholfen haben musste. Es gab einen wichtigen Aspekt, der das bestärkte: Sie war schwanger und das bereits im sechsten Monat und zudem eine Verflossene von Payne. Oder soll ich bei dem Namen Watson bleiben, bis der Moment gekommen ist, an dem das Geheimnis um unsere Personen gelüftet wird, hm? Wobei Payne natürlich etwas rauer klingt und wahrscheinlich eher zu seinem Naturell passt als die Vorstellung eines untersetzten Militärarztes aus dem 19. Jahrhundert. Gut, der Zusammenhang zum Militär war bei ihm zwar gegeben, aber mehr hatten er und Dr. Watson nicht gemeinsam. Da entsprach ich wohl eher einem Sherlock Holmes, auch wenn ich keine dominante Adlernase besaß. Aber der Gedanke, dass Mia mich so sah, hatte doch was für sich. Ich hatte ihr am Ende übel mitgespielt, aber Watson und ich waren aus einem bestimmten Grund an diesem eigenartigen College, der uns im schlimmsten Fall alle in Gefahr bringen könnte, und nach allem, was sie bereits durchstehen musste, wollte und konnte ich sie nicht noch mehr in etwas hineinziehen, von dem sie erstens keine Ahnung hatte und uns zweitens als Schwachstelle im Weg sein könnte. Und für Watson war sie das mittlerweile. Vielleicht bestand zwischen Melissa und unserem eigentlichen Anliegen kein Zusammenhang, aber er dachte bereits jetzt nicht mehr rational, wenn es um Mia ging. Wären wir schon einen Schritt weiter in unseren Investigationen, könnten wir dieses scheußliche College hinter uns lassen und auch sie, aber so? So konnte ich nur hoffen, dass sie noch eine Weile fernbleiben würde und dass Watson sie sich langsam aus dem Kopf schlug. Momentan war ein Mädchen an seiner Seite undenkbar und nur hinderlich. Ja, das mag hart klingen, aber es hatte seinen Grund, dass wir uns mit falschen Identitäten in dieses College geschlichen haben. Mein Plan war allerdings aufgegangen und Mia ging davon aus, dass Watson ihr seine Freundin unterschlagen hatte. Sie würde ihm deswegen also ohnehin aus dem Weg gehen, sobald sie zurück war. Ich tat das nicht, weil ich es ihnen nicht gönnte, sondern einzig aus dem Grund, dass ich mit Sorge in die Zukunft blickte, die noch viel zu sehr im Trüben lag. Wir waren in unseren Bemühungen immer noch kein Stück weitergekommen und nach fast vier Monaten fragte ich mich, ob an dem Hinweis, den man uns hatte zukommen lassen, überhaupt etwas dran war. Wir hatten herausgefunden, dass dieser Pater Vaughn eine recht interessante Vergangenheit besaß, die ihn in ziemliche Bedrängnis bringen dürfte, wenn jemand davon erfuhr. Genau an diesem Punkt wollte ich nun ansetzen. Der sogenannte Geistliche würde doch sicherlich so einige Geheimnisse kennen, die er hoffentlich sehr gern mit mir teilen würde. Mein Weg wurde jedoch durch Watson und Colin durchkreuzt, die mir vor Drake’s House in Sportkleidung unter ihren Mänteln entgegenkamen. Immer, wirklich immer grinste Watson mich vielsagend an, wenn Colin in der Nähe war. Ich kam nicht umhin, mir eingestehen zu müssen, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Nur fiel es mir bereits sehr schwer, diesen Gedanken in meinem Kopf zuzulassen. In der Tat hatte ich wenig mit Frauen zu tun. Anfangs dachte ich, dass Mia eine Art Begierde in mir geweckt hatte, aber dem war nicht so. Ich empfand zwar eine gewisse Zuneigung für sie, jedoch lag diese wohl eher auf einer platonischen Ebene. Mitunter war Colin daran schuld, der wirklich etwas an sich hatte, was mich in meinem Inneren erregte. Das war mir neu, da ich mittlerweile so weit in meiner Meinung festhing, asexuell zu sein. Mit Watson hatte ich darüber nie gesprochen, mit Gwen … würde ich das niemals. Sie war mir in vielen Dingen zu plump, zu banal und teils auch zu vulgär. Ich war zudem der Meinung, dass mein Sexualverhalten niemanden etwas anging außer mich selbst. Es überraschte mich, dass ich dennoch für die Damenwelt so interessant war, obwohl ich nicht so … offensiv wie Watson unterwegs war. Im Gegenteil, das Wort ›Flirten‹ war zwar in meinem Wortschatz vorhanden, aber damit etwas anfangen konnte ich dennoch nicht. Zumindest nicht, wenn ich es nicht musste. Gwen oder Watson übernahmen in solchen Fällen die Rollen.

»Du brauchst immer noch …« Ich brachte Watson zum Schweigen, indem ich sofort eine Hand hob. Es bedarf keiner erneuten Erinnerung daran, was ich, seiner Meinung nach, brauchte. Er gluckste vergnügt, obwohl er das die meiste Zeit des Tages aktuell nicht war. Stattdessen suhlte er sich in seinem Herzschmerz. Ich habe ihm nicht verraten, was ich Mia erzählt hatte, was vielleicht auch unerheblich war, da sie ihm mit Sicherheit nicht glauben oder zuhören würde, wenn er versuchen würde, es aufzuklären. Gwenyfer war zudem ein sehr besitzergreifendes Weib, das niemanden an Watsons Seite akzeptieren würde. Die Beziehung der beiden war nicht nur toxisch, sondern von ihrer Seite aus auch krank. Ein Zwist untereinander, in dem Mia letztlich die Leidtragende sein würde, war inakzeptabel. Und wenn ich ihr sonst was für Lügen dafür auftischen müsste. Nein, Watson konnte sich keine Ablenkung erlauben.

»Ja, vielen Dank«, sagte ich knapp und wollte eigentlich meinen Weg fortsetzen. Colins Nähe verwirrte mich, je länger ich ihr ausgesetzt war. Dabei wäre ich nie davon ausgegangen, dass ein Mann wie Colin, der so sehr nach klischeehaftem Goodlooking aussah, mich ansprechen könnte. Aber ich verfing mich andauernd in seinen blauen Augen, den Grübchen, wenn er lächelte, und mein Körper reagierte ungewohnt auf sein breites Kreuz, die wiederum schmale Taille und die trainierten Beine.

»Was macht die Hand?«, fragte er mich dann aus heiterem Himmel. Ich sah auf den Gips, den ich eigentlich nicht gebrauchen konnte. Aber nun, vier Wochen würde ich ihn noch behalten dürfen. Da brachte Jammern nicht viel.

»Ist vorhanden.« Das zu meinem Status. Watson verdrehte die Augen und Colin nickte etwas mühselig.

»Muss ich euch irgendwo einsperren, bis ihr …« Ich sah Watson warnend an, sodass er lieber den Mund hielt. Seine Bemerkungen störten mich zunehmend und nicht eine davon wollte ich erneut hören müssen. »Jaja … schon klar. Wo willst du hin?«

»Ich habe etwas zu erledigen.«

Damit ging ich nun wirklich und strebte die Chapel an. Der Winter hatte Nordengland fest im Griff und bisher hatten die eisigen Temperaturen bereits ein Todesopfer gefordert. Tagsüber waren es immer noch fünf Grad unter null. Die gestrige Nacht war mit 20 Grad minus bisher die kälteste in diesem Jahr. Wäre nun der Zwischenfall mit Mia passiert, wäre sie oben erfroren.

Ein imaginiertes Szenario von einem Grab, das für sie ausgehoben worden wäre, erinnerte mich daran, warum ich zum Pater unterwegs war und auch, was uns im schlimmsten Fall passieren könnte. Ich erreichte die Chapel, bei den Flügeltüren wurde ich vorsichtig und gleichzeitig an das Geräusch meiner brechenden Knochen erinnert. Mit einem Zorn, den ich nicht gebrauchen konnte, öffnete ich die breite Pforte und fühlte keinerlei Ehrfurcht, wie man sie häufig in Gotteshäusern vernehmen konnte. Die Kirche hatte jahrhundertelang für diesen Effekt, diese unterschwellige Angst gesorgt und das, obwohl Gott ganz gewiss nie in diesen alten Gemäuern anwesend gewesen war. Ich horchte im Inneren, Geräusche vernahm man hier drinnen sehr gut, aber es blieb still. Also konnte ich davon ausgehen, dass niemand anwesend war. Ich schritt den Gang zwischen den Reihen entlang zum Altar, verspürte beim Anblick des gekreuzigten Jesus nichts als Unglaube über die Naivität derjenigen, die an etwas glaubten, das schlichtweg nicht sein konnte. An etwas zu glauben, das einem Halt gab, war nicht verkehrt, nicht verrückt oder anstößig. Genau diese Furcht, den Glauben, die Hoffnung dennoch auszunutzen, war es, das mich abstieß, das Wut in mir aufkeimen und mich mit Spott einem Gottesmann gegenübertreten ließ. Denn nichts anderes hatten sie verdient. Beata nobis gloria. Ruhm uns Gesegneten. Gesegnet? Von einem Geistlichen, der Studentinnen missbrauchte? Es damit rechtfertigte, ihnen die Sünden auszutreiben? Sünden, die sie erst durch ihn begangen haben? Wenn ich auf solche für mich schizophrenen Unmöglichkeiten traf, fragte ich mich, ob ich derjenige mit einer Wahrnehmungsstörung war. Es war doch vollkommen unverständlich, oder nicht? Was sollte das für ein Gott sein, der solche Absurditäten zuließ und erst hervorbrachte? Was würde ein Geistlicher wie Pater Vaughn in einem bürgerlichen Umfeld tun, wenn er kein Mann Gottes wäre? Bei Madame Suzette Tee ausschenken? Nein, er würde sich im Dunkeln herumtreiben, ebenso junge Frauen in seine Schatten locken und irgendwann mit einem Erkennungsfoto in den Nachrichten landen, weil er als Sexualstraftäter bekannt geworden war. Er würde nichts in seiner Vita hervorheben können – nichts, was sein Leben auf Erden rechtfertigte. Nichts als Sünden, die selbst der Teufel persönlich nicht absegnen würde. Ich blieb vor dem Altar stehen, schüttelte den Kopf, wenn ich an den sonntäglichen Gottesdienst dachte, wenn hier ein goldener Kerzenleuchter und ein ebenso reichverzierter Kelch stehen würden. Ich blickte nach rechts zur einfach gehaltenen Holztür, die runter in die Krypta führte. Sie existierte noch, auch wenn sie es offiziell nicht mehr tat. Als anfänglicher Stipendiat hatte kaum jemand auf mich geachtet – bis auf Mia –, so hatte ich über den Campus streifen können und mehr sehen dürfen als die meisten. Mehr sehen müssen. Watson wusste davon nichts, denn wie seine Reaktion ausgesehen hätte … Wir hätten wohl bereits einen neuen Pater, wenn er mit ihm fertig gewesen wäre. Mia kannte nur die Seite, die wir ihr freiwillig gezeigt haben, und diese entsprach nicht im Ansatz der Wahrheit. Ich nahm die Wendeltreppe nach unten, sparte mir dabei, das Licht an meinem Telefon einzuschalten, denn bis nach unten waren es exakt dreizehn Stufen. Welch heilige Zahl! Saß Jesu doch mit seinen zwölf Aposteln beim Abendmahl. Der Gang unten verlief geradewegs in die Wohnung des Paters, aber das war nicht mein Ziel. Denn dieses lag hinter der ersten Tür links. Schon als ich das erste Mal hier runtergekommen war, ließ mir diese alte Tür keine Ruhe, da sie direkt in die Richtung unter den Altar führte. Vielleicht steckte in mir ein kleiner Abenteurer, der viel zu neugierig war und bereits in seiner Kindheit von einem Leben als Schatzjäger geträumt hatte. Nur hatte ich Schätze nie gefunden, vieles andere, aber kaum etwas, das ich mir in eine hübsche Vitrine hätte stellen können. Hinter der Tür lag zunächst nichts Spannendes, sondern nur ein schmaler Gang, bei dem Watson mit seiner Breite Probleme hätte. Ich hatte mir einen Ersatzschlüssel anfertigen lassen. Wie? Oh, das bleibt mein Geheimnis. Besonders vorsichtig musste ich nicht sein, da ich wusste, dass der Pater jetzt nicht in der Krypta sein würde, erst in einigen Minuten. Das Überraschungsmoment sollte schließlich auf meiner Seite liegen. Auch in diesem Gang brauchte ich kein Licht, ich verschloss die Tür, sparte mir aber das Abschließen. Ich besaß einen leichten Hang zur Dramatik und fand die Idee ganz erfrischend, dass er innerlich panisch den Gang durchschreiten würde, mit der Frage im Kopf, wer oder was in der Krypta auf ihn warten könnte. Allerdings … es war doch sehr leichtsinnig von ihm, nur die vordere Tür abzuriegeln, aber nicht die, die tatsächlich in die Krypta führte, oder?

Wie erwartet, war es dunkel, nachdem ich die zweite Tür hinter mir gelassen hatte. Ich hatte mir von Watson ein Feuerzeug ausgeborgt und entzündete damit die unzähligen Kerzen. Ihm würde kaum auffallen, dass eins fehlte, auch wenn er nun wieder häufiger zur Zigarettenschachtel griff. Die Krypta war recht einfach aufgebaut und angeblich beherbergte sie die sterblichen Überreste von Sir Francis Drake, das war natürlich Unsinn. Ich hatte ehrlicherweise keine Ahnung, wer in dem steinernen Sarg in der Mitte lag. Allerdings wusste ich, was der Pater darauf so trieb und vor allem mit wem. Auch wenn ich diese unzähligen ›Gerätschaften‹ wie Gerten, Peitschen bereits häufig an der Wand gesehen hatte, betrachtete ich sie heute erneut. Oh, eine neunschwänzige Katze war dazugekommen. Interessant. Makaber, ja, aber interessant. Der Haken, an dem sein Bußgürtel normalerweise hing, war leer.

Was das ist? Es gibt kleinere Verbindungen innerhalb der Kirche, die es unterstützen, wenn Gottesdiener sich täglich dazu durchringen, Buße zu tun, indem sie diesen Gürtel umlegen, der mit seinen gegliederten und vor allem spitzen Kettenenden um Bauch oder Oberschenkel getragen wird. Je enger der Gürtel auf der nackten Haut aufliegt, desto mehr schneiden die Metallspitzen ins Fleisch. Dass der Pater täglich zu diesem Gürtel griff, war für mich nachvollziehbar, aber reinwaschen würde es seine Taten nicht. Er besaß ebenfalls ein langes Unterhemd, das er unter seiner Soutane trug, und in das Schafshaar eingewebt worden war. Das kratzte ungemein auf der Haut und sollte auch hier den Geistlichen an die täglichen Sünden erinnern. Verrückte Welt, nicht? Ich ließ diese Folterinstrumente hinter mich, betrachtete die Oberfläche des Steinsargs und legte den Kopf schief. Hmmm. Hier würde ein Spurensicherungsteam Tage verbringen können. Auf einem kleinen klapprigen Tisch fand ich Nadeln, noch steril eingepackt oder bereits verbraucht.

Mmh, freiwillig kam hier niemand rein, bis auf den Pater vermutlich. Ebendieser schlich nun in den Raum, sah sich suchend um und blieb dann mit den Augen überrascht bei mir hängen.

»Mr. Blaisen!« Ich lächelte gönnerhaft.

»Hallo Pater Vaughn.« Er schluckte mit offenem Mund und starrte mich mit schreckgeweiteten Augen an. Wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken. Und das würde er …

Colin

Ich hatte mir am zweiten Wochenende im Februar eine Ausnahmegenehmigung besorgt und war die vier Stunden hoch zu Mia nach Edinburgh gefahren. Nicht ganz uneigennützig übrigens. Ich musste aus dem College raus, konnte am Sanctity einfach nicht mehr denken. Der Winter war sowieso nicht meine Jahreszeit, aber an diesem College schien die Depression der dunklen Monate immer noch schwerer zu wiegen als anderswo auf der Welt. Die Atmosphäre hatte seit dem Vorfall mit Mia eine drückende Dynamik freigesetzt, die ich nicht mehr ertragen konnte. Meine Eltern versperrten mir noch immer mein Elternhaus und solange ich keine Verlobte aus dem Hut zauberte, die ihnen adäquat genug war, würde sich das nicht ändern.

Mein Kreditkartenlimit war rapide gesenkt worden, sodass ich mir Ausflüge ins Down Under nicht mehr leisten konnte. Ich hatte seit Silvester keinen Sex mehr und das… schaffte mich wirklich. Ich war es nicht gewohnt zu leben wie ein… Mönch. Erst recht nicht, wenn Blaisen mir täglich vor die Flinte lief und ich allein bei seinen grünen Augen bereits einen Halbharten bekam, der bei seiner eisigen Art mir gegenüber aber recht schnell wieder abflaute. Mia hatte mir jeden Tag mehr gefehlt. Ihre Stimme fehlte mir. Ihr Duft. Alles. Obgleich wir irgendwie auf einer sehr vertrauten Ebene befreundet waren, konnte ich, seitdem ich hier bei ihr war, nur an Sex denken. Mia… Gott, dieses Mädchen fickte mich immer noch. Und heute tat sie es auf genau die Weise, die es bei uns eigentlich nicht mehr gab. Sie hörte wieder, wenn man etwas langsam sagte. Aber das war nicht der springende Punkt. Der war, dass sie zugenommen hatte. Wie, war mir schleierhaft, aber ich starrte bei jeder Gelegenheit auf ihren perfekten Knackpo, der auch noch in schwarzen Leggings steckte und von dem lockeren Kapuzenpulli kaum verdeckt wurde. Sie versuchte, mir irgendwas in Rechnungswesen zu erklären, während ich ihr auf dem Bett gegenübersaß und ihr gedanklich gerade den Hintern entjungferte. Ich hing an ihren Lippen, für die ich Geld bezahlen würde, um sie um meinen Schwanz zu spüren.

»Colin?« Sie klimperte erwartungsvoll mit ihren langen Wimpern. Ich hatte keine Ahnung, was sie wollte, und solange es nicht der Befehl war, sie in den Himmel zu ficken, interessierte es mich, ehrlich gesagt, auch gerade gar nicht. »Hörst du mir zu?« Fuck, nein, Baby, kein bisschen.

»Klar«, hauchte ich neben der Spur. Sie runzelte nun die Stirn.

»Willst du eine Pause machen?« Ich schluckte und nickte.

»Sicher.« Ich überließ meinem Schwanz das Handeln und schickte meinen Verstand in die Ferien, zog mir meinen Pullover über den Kopf und warf mich auf sie. Sie landete mit einem erstickten Laut rücklings in ihren Kissen und verstand die Welt nicht mehr. Ich löste ihre Fragezeichen mit dem ersten Kuss und stöhnte genüsslich auf. »Verdammt, Mia-Baby, ich habe deine Lippen vermisst!« Ich ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken und erst recht nicht, um mich zu unterbrechen, sondern rutschte runter, zerrte ihren lockeren Pulli hoch, schnappte mir ihre linke Brust, befreite sie von der schwarzen Spitze und hätte schon beim Anblick ihrer kleinen Knospe kommen können.

Ich flog mit rasanter Geschwindigkeit in den Himmel, als meine Lippen sie umschlossen und ich seit Ewigkeiten einen stöhnenden Laut von ihr hörte.

Das heizte mich noch mehr an und ich verlor mich komplett, bearbeitete irgendwann auch die andere Brust mit Zähnen, Zunge und Lippen, musste mir nebenbei die Hose aufknöpfen, weil es unangenehm mit meinem harten Schwanz wurde.

»Colin…«, kam es heiser von ihr, als meine Hand auf ihrem Hintern gerade ihre Leggings runterschob. Ich brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen und genoss, wie alles in mir kribbelte. Als ich ihr soeben ihren Pulli auszog und mich sogleich wieder auf sie stürzen wollte, hielt sie mich mit ausgestreckten Armen gegen meine Brust zurück. »Verdammt, St. Patrick! Was ist denn in dich gefahren?« Ich war fern von Sinn und Verstand, weswegen ich mich aufrichtete und meinen strammen Penis auspackte. Als ich ihn in die Hand nahm und meine Gier auf sie meine Augen halb schloss, biss sie sich auf ihre Unterlippe und ließ ihren Blick über mich fahren, bevor er letztlich direkt auf meiner Mitte liegen blieb. »Habe ich nicht irgendwie das falsche Geschlecht?« Ich schüttelte benebelt den Kopf.

»Du niemals, Mia-Baby.« Und das stimmte, vielleicht war ich wirklich bisexuell oder eher nur wegen ihr. Andere Frauen interessierten mich kein bisschen mehr, aber sie… sie setzte ständig irgendwas in meinem Kopf außer Kraft und ließ mich einen Hunger empfinden, den ich bei niemandem sonst wahrnahm.

Außerdem wusste ich ja, was für ein höllisch heißes Luder in ihr steckte. Ich beugte mich über sie, stützte eine Hand neben ihren Kopf, nahm mit der anderen eine Hand von ihr und legte sie um meine Härte. Sie atmete zittrig aus und erkundete mich zum zweiten Mal neu. Wie ein Ring lagen ihre Finger um ihn und ließen mich immer wieder vor- und zurückfahren.

»Es gibt da nur ein kleines Problem…«, sang sie. War mir egal, ich umfasste ihr Kinn und tobte mich an ihrem Hals aus. »Colin!« Ich nickte beiläufig.

Gleich, Baby. Vorher wurde ich ihren BH los. Sie nahm ihre Hand von meiner Härte und sah dann mit bockigem Blick zu mir auf. »Ich habe meine Tage!«

Ich grinste schief, sie verstand nicht wieso.

»Das wird mich auch nicht aufhalten, dir temporäre O-Beine zu verpassen.«

Ich stand auf, zog sie mit aus dem Bett, verfrachtete sie auf meine Hüfte und trug sie rüber ins Badezimmer. »Dann treiben wir es eben in der Dusche.«

Ihre halbherzige Gegenwehr erstickte ich mit meinen Lippen, bevor sie sie aussprechen konnte. Die würde ohnehin nichts bringen…

Ich erwachte morgens nackt in ihrem Bett. Sie lag mit fast ihrem gesamten Körper auf mir und schlief selig mit dem Kopf auf meiner Brust. Ich horchte in mich, war zunächst satt und zufrieden, bemerkte aber ein leichtes Ziehen im Bauch. Fuck, ich würde die Woche Muskelkater ohne Ende haben. Meine Augen bekam ich kaum auf, wurde dann aber schlagartig hellwach, weil wir nicht allein in ihrem Zimmer waren. Ihr Bruder stand direkt neben dem Bett, hatte die Arme verschränkt und leckte sich soeben über die Lippen, während seine Augen meinen nackten Schwanz taxierten, den Mia mit einer leichten Bewegung ihrer Beine offenlegte. Ich konnte mit seiner Geste bis eben nichts anfangen, dann fiel mir allerdings ein, dass er ebenso bi war wie ich nun definitiv auch. Er grinste schief, als er meinen Blick bemerkte. Einen Wimpernschlag drehte sich alles und ich bekam einen trockenen Mund. Fuck, ich hatte seine nackte Schwester auf mir liegen, die ich stundenlang wund gevögelt hatte und heiser… sie würde verdammt heiser sein. Es hatte irgendwann keine Rolle mehr gespielt, dass sie ihren Kram hatte. Okay, auf Oral hatte ich zumindest verzichtet, sie dafür nicht und bei Gott, Blowjobs waren absolut ihr Ding und zimperlich war ich bei meinen dicken Eiern nicht gewesen. Gefühlt hatte ich mindestens einen Liter Sperma in ihren Schwanenhals gepumpt. Die Erinnerung schob ich sofort aus meinem Kopf, als ich mich an Liam erinnerte, der mich seltsam ansah… so, als ob… Shit, das konnte nicht sein Ernst sein? Doch, war es und das sah ich nun auch, denn die Beule in seiner Hose kam nicht von ungefähr. Aber ich konnte doch nicht! Ich hatte seine Schwester gevögelt, da konnte ich jetzt nicht mit ihm… dann deutete er zur Tür und ging mit einem weiteren verheißungsvollen Blick auf meinen nicht mehr so satten Schwanz davon. Ich schloss die Augen, überlegte hin und her, stritt mit mir selbst in Gedanken und verlor gegen meine Lust, herauszufinden, wie er sich anfühlen würde. Ich mogelte mich unter Mia weg, verschwand kurz im Bad zum Duschen, putzte eilig meine Zähne, als würde ich sonst den Zug verpassen, und zog mir mein Shirt von gestern und meine Shorts über. Zum Glück wusste ich, wo sein Zimmer war, und es war gut, dass es am anderen Ende des Flurs lag. Unterwegs steigerte ich mich so in den Gedanken herein, es mir von ihm besorgen zu lassen, dass ich bereits mit einer dicken Latte an seiner Tür ankam. Liam war optisch das komplette Gegenteil von Mia, nicht weniger hot als seine süße Schwester, aber aus ihm sprach zusätzlich eine Dominanz, die mich reizte. In ihm steckte eine Menge an Energie und vor allem Kraft, die kaum seinem sportlichen Körperbau entsprach. Er war nicht so breit wie ich, aber wenigstens nicht ganz so zart wie Blake. Ich blickte nochmal den Flur runter. Gummis würde er wohl haben, oder? Egal. Die Tür war nur angelehnt, ich stieß sie auf, er kam gerade aus dem Badezimmer und trug nur ein Handtuch um die Hüften. Mir blieb bei seinem Lächeln die Luft weg und bei seinem nackten Oberkörper erst recht.

Holy shit! Ich hatte keine Ahnung, dass unter seinen Klamotten so ein Kraftpaket steckte. Er nahm das Handtuch von seinen Hüften, nun hing mein Blick auf seinem Schwanz, während er sich die braunen Locken abtrocknete.

»Mit wie vielen Männer hast du bereits gefickt?« In meinem Schädel lief bereits ein krasser Film und ich reagierte nur langsam auf seine Frage.

»Ähm, drei.« Glaubte ich zumindest. Er hob die Brauen.

»Gleichzeitig?«

»Was?«, schoss es überrascht aus mir raus. Er warf das Handtuch auf einen Stuhl und kam auf mich zu. Verdammt, bei seinem Lächeln wurde selbst mir ganz anders. Das hatte er richtig gut drauf und das Einzige, was ich noch im Kopf hatte, war Sex. Und dass es ihm nicht anders ging, zeigten mir seine lodernden blauen Augen, bei denen ich wacklige Knie bekam und die mich gleichzeitig dazu zwangen, mir mein Shirt runterzureißen. Kaum hatte ich das getan, stand Liam dicht vor mir. So dicht, dass ich seine Haut bereits auf meiner spüren konnte. Er fuhr mit dem Mund über meine Wange zu meinem Ohr.

»Aktiv oder passiv?«, raunte er und seine Hand verschwand in meinen Shorts, umfasste bestimmend meine Härte und ließ mich ergeben seufzen.

»Beides«, entfuhr es mir stockend und benommen. Ich hielt mich an seiner Hüfte fest und konnte kaum noch stehen.

»Perfekt… ich habe nämlich wirklich Bock, mir deinen Hintern vorzunehmen.« Aber bevor er das tat, sank er auf die Knie, zog meine Shorts mit runter und leckte über meine Eichel. Ich beobachtete, wie seine Zunge mit meinem Schwanz spielte, und fühlte mich wie betäubt, wie auf Drogen, geistig eingeschränkt und hatte keine Ahnung, wie er das anstellte. Im nächsten Augenblick kneteten seine Hände meinen Hintern durch, spreizten ganz leicht immer wieder meine Pobacken, während mein Schwanz immer mehr in seinem Mund versank. Ich atmete laut durch den Mund, immer mehr Seufzer und Stöhnen kamen hinzu. Ich legte den Kopf in den Nacken und wurde von ihm animiert, mich tiefer in seinen Hals vorzuarbeiten. Ich legte meine Hand auf seinen Hinterkopf und stieß in seinen Rachen. Ich bildete mir ein, dass ich ihn fickte, aber es war genau andersherum. Ich kam überraschend schnell und konnte die angenehme Schwere, die sich auf meine Muskeln legte, kaum genießen, denn er stand sogleich auf und donnerte mir seine Lippen auf den Mund. Ich war überfordert, von seiner forschen Zunge, seiner Härte, die gegen mich drückte, und stöhnte noch immer meinem Orgasmus hinterher.

Aber er ließ mir keine Wahl, keine Pause, sondern zog mich mit einem Grinsen in sein Bett, auf dem ich ungeahnt zuerst landete und er rittlings auf mir.

Fuck… Ich kam kaum hinterher, als er plötzlich Gleitgel in der Hand hatte und ich schlagartig auf der Seite lag. Ich hatte nicht mal mitbekommen, wie er sich hinter mir positioniert hatte!

»Hast du dich oft in den Arsch ficken lassen?«

»Nein«, stöhnte ich, weil er bereits meinen Anus massierte. Ich krallte mich ins Laken, schloss die Augen und keuchte überrascht, als sich Finger durch meine Schließmuskeln schoben, tiefer und meine Prostata fanden. Alles kippte über, als er begann, sie zu massieren, und nicht mehr aufhörte. Mein Schwanz stand bereits wieder aufrecht. Ich wollte es mir so dringend selbst besorgen, aber er beugte sich über mich und pinnte meine Hand auf dem Laken fest. Also nahm ich meine zweite, aber mit einer Kraft, der ich gerade nichts entgegenzusetzen hatte, nahm er mir auch diese und hielt nun beide fest, während er nicht aufhörte, mich innerlich zu massieren. Meine Erregung steigerte sich immer mehr und ich wusste nicht, wie mir geschah, als ich plötzlich Sperma aus mir rausfließen spürte, dabei war ich zwar gekommen und doch wieder nicht. Er löste seinen Griff um meine Handgelenke. Ich hörte ein schmunzelndes »Artig« hinter mir und verstand gar nichts mehr. Seine Finger verschwanden aus mir, ich stöhnte frustriert, wurde dann wieder gierig, als ich erneut Druck zwischen meinen Pobacken fühlte, der stetig zunahm, weil er sich mit seinem Penis in mich schob. Ich hörte ihn ein lautes »Fuck« stöhnen, während ich eigentlich restlos erledigt war und trotzdem nach diesem Fick lechzte, der mich hoffentlich von dieser kaum auszuhaltenden Erregung erlöste. Seine Hand hielt erneut meine fest umschlossen und wieder kochte ich halb über. Ich hatte mich beim Sex noch nie so enttäuscht und gleichzeitig so geil gefühlt. Er fickte mich hart und genau so, wie ich es brauchte, aber dennoch betete ich, dass er bereits so weit war, dass er mich nicht nochmal so fallenlassen würde, aber er tat es dennoch.

Ich ejakulierte ein weiteres Mal, er wurde langsamer, penetrierte meine Prostata nicht mehr so derb. Ich fuhr runter und doch wieder nicht.

»Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, dass ich ein kleiner Sadist bin«, kam es frech von ihm. Mhm, nur war ich eigentlich kein Masochist! »Schaffst du noch eine Runde? Vielleicht erlöse ich dich dieses Mal…« Ich sah nicht auf, das konnte ich nicht. Die Demütigung saß bereits zu tief. Und doch stöhnte ich lauter als zuvor, als er sich wieder in Bewegung setzte und mich härter als eben fickte, so hart, dass es die Grenze schnitt, die ich noch als akzeptabel empfand. Meine Erregungslevel erreichte ich trotzdem sofort und kaum hatte er meine Hände freigegeben, lag eine davon umgehend um meinen Schwanz.

»Beeil dich. Wenn ich komme, nehme ich dir die Hände wieder weg«, kam es stockend von ihm und er war eindeutig bereits weiter als ich. Zu meiner explosiven Erregung mischte sich Panik und ich vergaß sogar, mir in die Hände zu spucken, aber selbst das war mir gerade egal, dann stoppte er abrupt und ich öffnete panisch die Augen. »Ohne Gleitmittel wird das verdammt schmerzhaft, meinst du nicht?«

»Was?«, stammelte ich, hörte, wie er eine Tube öffnete, und seufzte, als er Gel auf meinen hochsensiblen Penis verteilte, ich hielt seine Hand fest und wollte sie einfach missbrauchen, aber mit einem Lachen nahm er sie weg, stützte sich auf meiner Hüfte ab und stieß in mich und das in einem rasanten Tempo. Ich begann also nochmal. Fuck, ja, mit Gleitgel war es viel besser… Aber dann fiel mir ein, dass ich mich beeilen musste und Panik flammte in mir auf.

»Beeil… dich…«, stieß er aus, dabei tat ich nichts anderes, nur schwang immer diese Angst mit, dass er mich wieder nicht kommen lassen würde, und setzte mich damit zusätzlich unter Druck. Mein Arm krampfte, ich heizte mich selbst durch mein Stöhnen an, sog seins in mich auf, vergaß das wieder, als er kam, und mein Blutdruck schoss in dramatische Höhe, ehe mein Orgasmus so brachial freigesetzt wurde, dass ich über nichts mehr Kontrolle hatte. Ich stöhnte noch immer, als er sich bereits aus mir zurückzog. Schon lag ich auf dem Rücken, er zwischen meinen Beinen und schob mir grob seine Zunge in den Mund. Fuck, ich war restlos erledigt und würde vermutlich tagelang niemanden mehr ficken können und erst recht nicht mich ficken lassen. Nur halbherzig erwiderte ich seine Küsse, weil ich schon fast am Schlafen war.

»Das wiederholen wir«, legte er mit seinem frechen Lächeln fest und kletterte von mir runter. Ich hörte, wie er das Gummi abzog.

»Klar.«

»Du solltest zu meiner Schwester zurück, ehe sie aufwacht und sich fragt, wo du bist.« Oh Scheiße, Mia! Die hatte ich voll vergessen. Ich hievte mich hoch, der Begriff ›durchgefickt‹ reichte nicht mal im Ansatz, um meinen Zustand zu beschreiben. Ich fiel fast auf die Seite, als ich mich anzog und ohne einen weiteren Kommentar auf den Flur stolperte, um in ihr Zimmer zurückzutaumeln. Sie schlief zum Glück noch, ich zog mir die Klamotten wieder aus und fiel halbschlafend in ihr Bett.

Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, als ich allein aufwachte. Fuck, mir gings genauso übel wie nach der Silvester-Party in dem Bumskeller. Ich brauchte einige Anläufe, um mich aufzusetzen. Mein Kopf dröhnte, mein Wichsarm zwiebelte und ich hatte Hunger. Wahnsinnigen Hunger. Die Zimmertür ging auf und Mia – Gott, ich hatte mit ihrem Bruder gefickt! – kam ins Zimmer gehüpft und blieb wie angewurzelt stehen, als sie mich Elend sah.

»Huch! Ich weiß, du hast dich die Nacht wahrlich angestrengt, aber du siehst echt beschissen aus, St. Patrick.« Nicht nur die Nacht, Baby. Ich lächelte gespielt und mir schwante Böses, als sie mit lodernden Augen zu mir kam. Shit, nein! Sex war jetzt absolut nicht drin. Sie setzte sich trotzdem rittlings auf meinen Schoß, legte ihre Arme auf meine Schultern und musterte mich forschend. »Wieso warst du heute Morgen duschen?« Ich bekam nur mit Mühe meine Arme um ihre Taille und spielte erstmal auf Zeit, bis ich mir eine Ausrede im Kopf zusammengelegt hatte.

»Die Nacht war ziemlich anstrengend, Mia-Baby.« Sie grinste lasziv und ich musste ein Seufzen unterdrücken.

»Für dich offenbar mehr.« Oh, der Morgen hatte es in sich. Warum sah sie eigentlich so fit aus? Schließlich hatte sie sich auf mir ordentlich ausgetobt und meinen Schwanz so oft im Mund gehabt, dass sie heute geschwollene Lippen haben musste. Aber sie waren genauso weich und perfekt wie sonst, als sie mich nun küsste und gar nicht mehr aufhören wollte. Auch wenn es mir schwerfiel, bremste ich sie. Fragend guckte sie mich mit großen Augen an.

»Shit, Sex ist jetzt absolut nicht drin. Ich könnte ein Pferd essen und in allen Muskeln hat sich der Muskelkater festgebissen.« Bei ihrem Schmollmund würde ich normalerweise jetzt trotzdem schwach werden, aber ich hatte nicht mal geduscht und der Gedanke, dass sie meinen Penis in den Mund nahm, der vorhin in Liams Hals gesteckt hatte, war alles andere als sexy. Mit einem Seufzen stand sie auf und erwähnte, dass ihr Bruder unten noch beim Frühstück saß, falls ich auch noch frühstücken wollte. Mir klappte der Mund auf, weil ich ihm gerade nicht begegnen wollte, erst recht nicht beiden zusammen in einem Raum. »Ah« war meine knappe Antwort, sodass sie mich skeptisch anschaute.

»Du verstehst dich doch mit ihm, oder nicht? Ich weiß, er ist manchmal recht… speziell.« Da musste ich mir das Lachen verkneifen. ›Speziell‹ war untertrieben. Ich fuhr durch meine wüsten Haare.

»Sicher… Ist ja nur Frühstück, hm?«

»Sag mal, ist wirklich alles in Ordnung oder ist letzte Nacht irgendwas kaputtgegangen?«, neckte sie mich. Ich fing sie mit einer Hand ein, ehe sie davonflitzen konnte, und warf sie aufs Bett. Nun lag sie doch unter mir, lächelte zufrieden und wickelte mir ihre Beine um meine Mitte. Meine aufgestützten Arme zitterten, als ich mich zu ihr beugte und »Schamloses Luder« vor ihren Lippen sagte. Sie mogelte ihre flinken Finger auf meinen Hintern, wanderte höher und befahl mich mit Druck auf den Schultern doch runter.

»Gar nicht wahr«, wisperte sie und leckte mit ihrer Zunge über meine Lippen.

Ich musste wahnsinnig sein, in irgendeiner Form doch an Sex zu denken. Ich musste heute noch vier Stunden zurück ans College fahren! Trotzdem bekam sie mit ihren Hüftbewegungen meinen Penis in Stimmung gerieben. »Nur noch einmal. Ich bin erst nächstes Wochenende wieder am College.« Ich stöhnte ergeben, während sie an meiner Unterlippe herumknabberte. Sie schien zufrieden, als ich mich mit strammem Schwanz aufrichtete. »Schade, dass die Duschen am College nicht so groß sind.« Ich schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und zog sie ins Badezimmer. Gott sei Dank sind die Duschen nicht so riesig…Ich war nach einer sexbesessenen Mia und vier Stunden im Auto vollkommen im Eimer. Unterwegs hatte ich mir an einer Tanke Magnesium besorgt, das ich mir wie Tic Tacs während der Fahrt eingeworfen hatte. Morgen würde ich mich definitiv kaum noch bewegen können. Verdammt, was steckte in diesem unscheinbaren Mädchen für eine tollwütige Raubkatze? Denn aus ›Nur noch einmal‹ waren drei Mal geworden plus einem Blowjob. Als ich aus dem Auto stieg, stöhnte ich vor lahmen Muskeln auf, die sofort krampften und eher wieder ins Auto rein statt aus dem Auto raus wollten. Der Weg vom Parkplatz bis zum Haus war an sich nicht weit, aber mir kam er heute mit der Reisetasche ewig vor. Gut, dass ich ein Zimmer im Erdgeschoss hatte, ich hätte sonst keine Ahnung, wie ich die Treppen hätte hoch schaffen sollen. Ich lugte in die Eingangshalle und stieß erleichtert Luft aus, als ich niemanden sah. Aus meinem Plan, mich einfach in mein Zimmer zu schleichen, wurde nur leider nichts, weil mir auf halbem Weg in der Halle Payne vor die Füße sprang.

»Holla! Wie scheiße siehst du denn aus?«

»Äh, die Fahrt war lang.« Er glaubte mir kein Wort und legte die Hände auf seine Hüften.

»Weil du dein Auto geschoben hast?«

»So in der Art.« Er deutete überlegend auf mich.

»Warte mal, du warst doch bei Mia, richtig?« Ich vermute mal, dass ich rot im Gesicht anlief, da seines das auf jeden Fall tat und das nicht vor Erklärungsnot, so wie meins.

»Äh…«

Er atmete tief durch und wandte sein Gesicht ab. Bei seinem leidenden Ausdruck fiel mir ein, dass sie nicht ein Wort über ihn verloren hatte. Ich hatte eigentlich angenommen, dass sie sich irgendwie – trotz seiner Freundin – wieder verstehen würden, aber das war nicht der Fall. Was noch passiert war, wusste ich nicht, aber für Mia war es offensichtlich vorbei – was auch immer es gewesen war.

»Also, bist du wegen ihr so im Arsch?« Ich war mir nicht ganz sicher, warum ihn das offenbar so traf. Er hatte doch seine eigene Freundin! Das ärgerte mich und ließ mich ihn verständnislos ansehen.

»Ja, was kümmert dich das überhaupt? Es kann dir doch am Arsch vorbeigehen, von wem sie sich ficken lässt, Mann!« Er sah mit dunklen Augen auf und mir direkt ins Gesicht.

»Ist es aber nicht.« Ich lachte spöttisch.

»Fick deine eigene Freundin!« Er schien baff, wohl darüber, dass ich sein kleines Geheimnis kannte. Arschloch!

»Welche…«

Ich ließ ihn mit einem Knurren zurück und machte, dass ich auf mein Zimmer kam. Mir brauchte er nichts zu erzählen, Elisa hatte munter über den Winterball berichtet und seine Schnitte außerdem gesehen. Sie wären ja so ein attraktives Paar. Ernsthaft? Und trotzdem bestand er auf Mia? What the fuck?

Was stimmte mit dem Wichser denn nicht?

Blaisen

Ich rutschte mit meinem Stift ab, als es überraschend und sehr laut gegen meine Tür hämmerte. Watson, wer sonst? Er wirkte aufgeregt. Das motivierte mich eigentlich nicht, ihm zu öffnen, aber bevor er mir die Tür eintrat … »Was mö…« Ich brach ab und zog die Tür weiter auf, da er sogleich in den Raum stürmte.

»Wen hast du vor Mia als meine Freundin ausgegeben?« Gwen, wen denn sonst? Das war schließlich naheliegend gewesen, da beide auf dem Winterball zusammen waren. Er verstand meinen Blick. »Bist du wahnsinnig?!«

»Nein, es hat sich angeboten, weil ihr beide auf dem Ball wart. Und da Gwenyfer dir meistens nicht von der Seite weicht, war es zudem sehr glaubhaft.«

Er wurde aschfahl im Gesicht.

»Das Krankenhaus …« Ich begriff nicht ganz, was er meinte. »Gwen war überraschend aufgetaucht, gerade als ich mit Mia auf dem Flur stand. Die kleine Elfe hat sie auch so eigenartig angesehen und ist dann wutschnaubend abgerauscht.« Sein Blick wurde ernst. »Nun kenne ich den Grund dafür.

Wieso?« Konnte er das noch immer nicht begreifen? Er musste doch sehen, in was für eine Lage er sie brachte!

»Weil du Mia in Gefahr bringst! Und da du weißt, wie Gwen sein kann, wirst du es dir nun dreimal überlegen, ob du Mia nochmal unter die Augen trittst.«

Er schnaubte wütend.

»Diese linke Nummer …« … würde er mir nicht verzeihen, das wusste ich.

Aber notwendig war es dennoch. Ich tat das nicht, weil ich es ihm nicht gönnte, es war einfach nicht möglich!

»Ich weiß, aber du musst sie dir aus dem Kopf schlagen. Gwen würde niemals eine Frau an deiner Seite akzeptieren, das weißt du.« Ja, das wusste er. Man erkannte es an seinem enttäuschten Gesichtsausdruck, aber auch Trotz sprach aus ihm. Ich war mir sicher, dass er nicht aufgeben würde. Vermutlich würde ich doch noch einmal nachlegen müssen. Das gefiel mir nicht sonderlich, aber er und Mia hatten keine Zukunft. Ich wollte bei seinem herausfordernden Blick mit den Augen rollen, sparte es mir aber.

»Das werden wir noch sehen! Weder du noch Gwen – erst recht nicht Gwen – schreiben mir vor, in wen ich dauerhaft meinen Schwanz schieben will und verdammt nochmal auch werde! Ist das angekommen?« Ich nickte trocken.

»Und diese Nummer werde ich dir nicht verzeihen!« Würde er doch, irgendwann.

»Mhm.« Er wandte sich zum Gehen, das war mir recht.

»Ich bin die nächsten Wochen nicht hier. Du kommst sicher ohne mich zurecht …«

»Wo willst du hin?«

Davon war bisher nicht die Rede gewesen.

»Melissa ist verschwunden. Ich werde sie finden und herausbekommen, mit wem sie im College Kontakt hatte.« Ich runzelte die Stirn, denn das war eigentlich meine Aufgabe gewesen.

»Warum?«

»Weil ich mich um sie kümmern werde und nicht du!«, sagte er mir mit etwas zu lauter Stimme. Er öffnete die Tür und hielt inne. Sein Blick wurde weich.

»Und pass auf Mia auf …« Ich nickte erneut.

»Werde ich.« Nachdem er mein Zimmer verlassen hatte, setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch und ging die Liste weiter durch. Der Pater war so frei, mir eine Aufstellung aller Dozenten anzufertigen, der man entnehmen konnte, was jeder der Lehrer für – sagen wir – Verfehlungen hatte. Sie war recht interessant und bei so einigen der Herrschaften konnte ich meinen Kreis schließen. Spielsucht, Besuche bei Dominas, Drogen- und Alkoholmissbrauch, häusliche Gewalt. Keiner der Dozenten war frei von Sünde.

Nicht ein einziger. Gut, die einzige weibliche Dozentin hatte als Laster ihren gewalttätigen Ehemann, den sie mit einem anderen betrog. Das war noch relativ nachvollziehbar, aber der Rest? Ich schüttelte den Kopf und stützte ihn auf meine Handflächen, gedankenlos sah ich aus dem Fenster vor mir. Ein Wagen rollte auf den Parkplatz. Dieses Auto … im nächsten Moment sprang ich auf und hoffte, dass Watson bereits weg war, denn Mia saß in ihrem Mini in diesem scheußlichen Rot. Ich hatte sie genau im Blick, als sie ausstieg, den kalten Temperaturen entsprechend gekleidet, und den Kofferraum öffnete.

Ich sondierte den restlichen Parkplatz, vor allem den Weg vom Haus dahin, und seufzte. Watson kam gerade mit schwarzer Reisetasche geschultert in die Szene und blieb stehen, als er Mia erkannte. Das war mit ihrem roten Trenchcoat auch nicht anders möglich, den konnte man sicher meilenweit leuchten sehen. Er setzte sich wieder in Bewegung, als sie den Kofferraum schloss und sich nun ebenfalls auf den Weg Richtung Haus machte. Ich schnalzte mit der Zunge, denn ich war mir sicher, dass er sie ansprechen würde. Nur ging sie an ihm vorbei, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Nickte ich eben noch, weil mein Plan offenbar aufgegangen war, verzogen sich nun meine Mundwinkel nach unten, denn wie erwartet konnte er das nicht auf sich sitzenlassen …

Payne

Natürlich konnte ich das nicht! Sie sah bezaubernd aus, so dick eingepackt.

Auf ihren roten Mantel reagierte ich wie ein Stier, nur löste er in mir nicht Aggressionen aus, sondern einen zügellosen Hunger nach ihr, nach ihrem Lächeln, nach ihrer Stimme, ihrem Körper, alles. Die letzten Wochen waren für mich eine einzige Qual gewesen und die Gewissheit, dass sie davon ausging, Gwen und ich wären ein Paar, ließ mich verzweifeln! Denn natürlich würde sie mir nicht glauben! Wie auch? Gwenyfer würde niemals etwas Gegenteiliges behaupten, da sie seit Jahren von nichts anderem träumte. Nur war sie das weibliche Pendant zu Luzifer persönlich, während Mia… vielleicht war sie keine Heilige, aber sie würde mich im Licht behalten, mit Gwen würde ich täglich mehr in die Dunkelheit abdriften. Ich blieb stehen, drehte mich und rief ihr hinterher: »Latina…« Sie hielt mit ihrem Trolley inne und drehte sich nur widerwillig zu mir. Entweder sie hatte generell keine gute Laune oder ihr eisiger Blick galt ganz mir.

»Meinst du nicht, dass es seinen Grund hatte, warum ich dich ignoriert habe, Payne?« Ich hatte ihre Stimme vermisst! In einem anderen Zusammenhang wäre es mir nur lieber gewesen…

»Ja, den Grund kenne ich nun und er ist nicht wahr!« Sie stützte sich seufzend auf ihren Trolley.

»Das ändert nichts. Du musst doch einsehen, dass das sinnlos ist, oder nicht?« Nein, das sah ich nicht ein! Ich wollte sie und damit hatte sich das.

Weder sie noch jemand sonst würde mich davon abbringen. »Wir sind elf Jahre auseinander, Payne. Löse ich in dir einen unterbewussten Daddy-Komplex aus?« Sie hob die Hand, als ich ihr antworten wollte. »Nein, spar dir das! Selbst wenn du nicht mit dieser rothaarigen Hexe zusammen bist, gibt es genug andere Argumente, die gegen irgendwas zwischen uns sprechen.

Und dass du sie nicht sehen willst, lässt mich ernsthaft an deiner Reife zweifeln. Du bist erwachsener, als ich es bin, also benimm dich gefälligst auch so!« Der Moment war ungünstig, aber trotzdem wollte ich sofort über sie herfallen, nur vergaß ich den Gedanken direkt wieder, weil sie das absolut ernst meinte. »Ich will nichts mit dir oder Sherlock zu tun haben. Verschwindet am besten wieder von diesem College«, sagte sie leise, nahm ihren Trolley wieder in die Hand und ließ mich völlig kopflos auf dem Parkplatz zurück. Nein, süße Mia, das werden wir nicht… Dieses Mädchen gehörte mir und irgendwann würde sie das einsehen.

Colin

Ich hatte die Szene beobachtet, mich aber nicht eingemischt. Payne war mir ein Rätsel, Blaisen ebenso. Es ergab für mich keinen Sinn, dass sie hier waren. Und noch weniger Sinn ergab es für mich, dass Payne etwas von Mia wollte. Der riesige Kerl war hotter than hell und hatte doch jemanden, wieso konnte er Mia nicht in Ruhe lassen? Er könnte jede Frau haben und doch machte er ihr so eine Szene? Das war mir schleierhaft. Mia kam vor mir an der Haustür an, lächelte und schielte dann doch noch einmal zum Parkplatz. Ich legte den Kopf schief.

»Alles okay?«

Sie nickte zwar sicher, aber ich glaubte ihr nicht. Für den Augenblick hakte ich jedoch nicht weiter nach und ging mit ihr rein.

»Liam wollte unbedingt mitkommen, ich musste stundenlang auf ihn einreden, dass das total bescheuert gewesen wäre.« Mein Gesicht kochte sofort und ich tackerte mir eilig ein Lächeln an die Mundwinkel.

»Wäre es. Was wollte er denn hier?« Mich? Der Sex mit ihm war mir die ganze Woche nicht aus dem Kopf gegangen und mein rechter Arm war vom täglichen Wichsen schon halb ausgeleiert. Mir graute es davor, ihm wieder zu begegnen, und doch sehnte ich mich genau nach diesem Augenblick. Mia hatte mir grundlegend gefehlt, aber ihr Bruder? Er hatte mich etwas kosten lassen, was mich abstieß und doch anzog.

»Er kommt die Woche irgendwann, wenn er nach Manchester fährt.« Kommt er meinetwegen?, ging es mir durch den Kopf. Moment, was?

»Warum?«, wollte ich wissen und fragte mich, ob sie davor auch was gesagt hatte. Falls ja, hatte ich es definitiv nicht mitbekommen, aber sie war abgelenkt und schaute nun mit strengem Blick Richtung Wohnzimmer.

»Hallo Henry.« Hm? Wer? Ich folgte ihrem Blick und Nat lehnte dort im Türrahmen. Er schlenderte mit den Händen in den Hosentaschen zu uns und musterte mich neugierig, wandte sich dann aber an Mia.

»Hallo Hermia.« Damit strich er sich seine Haare aus der Stirn. »Wie ich sehe, bist du wieder wohlauf.« Sie schnaubte.

»Bin ich und somit bereit, wieder mit dir in den Ring zu steigen.« Es blitzte in seinen Augen und abfällig hob sich sein rechter Mundwinkel.

»Der Einsatz ist allerdings gestiegen, meine Liebe…« Sie beugte sich ihm entgegen und raunte:

»In der Tat ist er das…« Ich stand da wie die Kuh vorm Tor und verstand nichts. Ich nahm mal besser ihr Gepäck und sie die Treppe mit rauf. Mia behielt Henry im Auge, bis wir oben vor der Tür zum Mädchentrakt ankamen und sie ihn von hier aus nicht mehr sehen konnte.

»Das war etwas gruselig, Baby«, murmelte ich.

»Das ist seine Cousine auch.«

»Was hast du mit seiner Cousine zu tun?« Sie reckte das Kinn und trat durch die Tür, die ich ihr aufhielt.

»Sie ist die Verlobte meines Bruders.« Ich ließ den Trolley los, er kippte zur Seite und auf den Boden.

»Was?«, fragte ich erstickt. Sie nickte wütend.

»Ja, du hast richtig gehört. Lysinda Bennett ist die Verlobte von Liam und gleichzeitig Henrys Cousine. Toll, oder?« Er war verlobt?! Das machte den Fick mit ihm gleich nochmal… schlimmer.

»Aber wie kam es denn zu dieser… gruseligen Verbindung?«

»Durch was wohl?«, fragte sie zickig, während ich den Trolley wieder aufhob und mit ihr weiterging.

»Geld? Verdammt, so würdest du Nat ja nie loswerden…« Ich begriff so langsam ihre schlechte Laune.

»Korrekt! Lysinda hat es sich in den Kopf gesetzt, meinen Bruder zu heiraten, und das dieses Jahr noch.« Ich stoppte wieder abrupt.

»Wieso das?« Sie sah mich irritiert an.

»Weil sie es eilig hat! Seit Jahren will sie niemand. Torschlusspanik… was weiß ich denn!« Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, und noch weniger, warum mich das eigentlich so störte. »Fürs Kennenlernen wäre ja hinterher noch Zeit, hat sie gesagt.« Ich nickte gedehnt und stieß ein skeptisches »Aha« aus.

»Das heißt, sie hatten noch gar nicht viel miteinander zu tun?« Vor mir schüttelte sie mit dem Kopf und ging die drei Stufen im Flur hoch.

»Nope, besonders erpicht ist Liam darauf auch nicht, wie du dir denken kannst.« Gedankenlos brummte ich. Ich ärgerte mich, dass mir der Satz ›Dann wird das wohl nichts mehr mit Ficken‹ durch den Kopf ging. Fuck, es war nicht mal eine Nacht gewesen, verdammt! Nur eine Nummer. Aber ich wollte mehr. Nein, Shit, das ging nicht. Mia, Gott, was würde sie denken, was würde sie tun, wenn sie das wüsste? Eine Wiederholung war ausgeschlossen.

Sie blieb vor ihrem Zimmer stehen, während ich noch in Gedanken hing.

»Bist du okay?«

»Hm?« Ich tat so, als hätte ich sie nicht gehört, und folgte ihr ins Innere. Sie verzog bei der muffigen Luft das Gesicht und schob das breite Fenster hoch, durch das ich mich nachts schon so oft reingemogelt hatte. »Warum bist du heute eigentlich schon hergekommen?« Es war schließlich Samstag.

»Ich wollte noch einen Tag Ruhe haben, außerdem kann ich doch unmöglich den morgigen Gottesdienst verpassen«, säuselte sie sarkastisch und zog Mantel, Schal, Mütze und Handschuhe aus. Drunter trug sie ein dunkelblaues Strickkleid und ja, sie hatte zugenommen und das an genau den richtigen Stellen.

»Mhm, sicher. Wieso hast du so viel zugenommen?« Sie hob eine strenge Braue, ich lachte, trat vor sie und stahl mir einen Kuss. Sie rümpfte daraufhin die Nase.

»Was heißt hier so viel? Das klingt irgendwie negativ, St. Patrick.« Ich zog sie an ihrer Hüfte zu mir und schob eine Hand an ihren Hinterkopf.

»Ist es nicht und das weißt du. Du hattest davor eine Menge abgenommen.«

»Zuhause hatte ich auch täglich drei Mahlzeiten und Teezeit. Unsere Köchin hat mich gemästet.« Ich beugte mich an ihr Ohr und knabberte an ihrem Ohrläppchen herum.

»Mhm, die Frau verdient einen Orden.« Meine Hand wanderte über ihren Hintern. »Du sahst noch nie so sexy aus, Mia-Baby.« Sie lachte und schob mich weg.

»Vielen Dank auch…« Sie machte sich ans Auspacken, während ich ihren Hintern im Auge behielt. »Hast du bereits eine Ahnung, wen du deinem Vater als adäquaten Ersatz vorschlagen willst?« Da lachte ich gleich nochmal und setzte mich auf den Bürostuhl.

»Nein, wenn er zu dir Nein sagt, sage ich zu jeder anderen Nein.« Ihr fiel das Tablet aus der Hand, das sie gerade aus dem Trolley geholt hatte.

»Meinst du das ernst?«, fragte sie total baff. Ich hielt ihr meine Hand hin, sie nahm sie und setzte sich rittlings auf meinen Schoß, ihre Arme legte sie auf meine Schultern und meine Hände artig an ihre Taille.

»Mia, du bist die Einzige, die weiß, dass ich zweigleisig fahre, und mir deswegen keinen Vortrag hält. Du akzeptierst mich so, wie ich bin.« Sie schien noch verwirrter.

»Und deswegen willst du mich gleich heiraten?«

»Auch, ja, aber eigentlich, weil ich dich liebe.« Das rutschte einfach so raus.

Aber genau genommen war das wahr. Ja, ich liebte sie. Vielleicht wäre es mir persönlich etwas zu früh, gleich vom Heiraten zu sprechen, aber ich könnte es mir auf jeden Fall vorstellen. Wieso auch nicht? Sie war in meinen Augen perfekt! Sie schnappte leicht nach Luft und ihr Verhalten schwankte irgendwo zwischen Gerührtsein und der Frage, ob ich nun total verrückt geworden war. Sie schob sich auf Armeslänge zurück.

»Wenn du jetzt gleich vor mir auf die Knie fällst, gebe ich dir einen klaren Korb, Colin St. Patrick.« Ich grinste schief.

»Auf die Knie falle ich heute vor dir nur aus einem Grund und dafür trägst du zu viel, Hayworths.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum.

»Du willst von mir keine Antwort haben, oder? Also, auf das davor.« Ich schüttelte den Kopf und wusste, dass es ihr nicht so ging oder vielleicht noch nicht?

»Nein, nicht heute und nicht morgen. Ist das okay?« Sie zog sich wieder näher zu mir und küsste mich mit einem Nicken, dann schmunzelte sie und in ihren Augen entzündete sich ein Feuer.

»Allerdings würde ich doch gern nochmal zurück zu dem Part mit dem Kniefall und der Bemerkung, dass ich viel zu viel trage, hm?« Ich stand mit ihr auf, schob die Klamotten und alles Weitere vom Bett und landete zwischen ihren Beinen.

»Sehr gern, Hayworths. Die Woche war verdammt lang.«

Blaisen

Wenn jemand Mia und Watson schaden wollte, war es dann nicht naheliegend, dass es ein Saint war? Da Magmer junior mit dem Attentat nichts zu tun hatte, schloss ich Alicia zwar nicht aus, aber sie hatte gerade andere Probleme. Erstens die Finanzierung ihrer Drogensucht und zweitens der Verlobte, den ihr ihre Eltern aufgedrückt hatten. Mortimer Kingston war … sonderbar. Sonderbar, weil er – sagen wir – das weibliche Geschlecht so sehr bevorzugte, dass er lieber gern selbst eins hätte, verstanden? Gut. Das war natürlich ein offenes Geheimnis. Sie tat mir kein bisschen leid. Ihr Leben hätte anders verlaufen können, aber sie hat an den falschen Stellen rebelliert und dieses nun vollkommen verdient. Nun, wenn es also weder Henry noch Alicia waren, wer dann? Die Rede des Paters, dass wir uns selbst von unseren Sünden reinwaschen sollten, klang heute flehender als jemals zuvor. Hm, das könnte an meiner Anwesenheit liegen. Schließlich hatte ich ihm damit gedroht, was auf ihn warten würde, wenn er mir nicht behilflich sein würde, und ich konnte sehr überzeugend sein. Praktischerweise sah man mir das nicht an. Mias Vergleich, dass ich der Erzengel Gabriel sei und Watson Luzifer, der Lichtbringer, war optisch ja ganz passend, aber sie irrte.