betrUGANDAmenschlichkeit - Martin Franz Neuberger - E-Book

betrUGANDAmenschlichkeit E-Book

Martin Franz Neuberger

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Beschreibung

betr UGANDA menschlichkeit ist nicht bloß ein reisebericht und die kritik des wortspiels im titel richtet sich in keiner weise gegen dieses wunderschöne sympathische land das buch will einfach als ein zu-papier-bringen der gedanken und überlegungen verstanden werden die sich neben oder vielleicht auch wegen der vielen wunderbaren eindrücke auf einer reise durch dieses einmalige stück afrika aufdrängen könnten man ist kein uganda-experte nur weil man rund zwei wochen in diesem faszinierenden land herumreisen darf aber mit sicherheit erlebt und sieht man in dieser zeit einiges sammelt eindrücke stellt vergleiche an und findet sich vielleicht plötzlich vor der unangenehmen frage wieder ob wir auf das was wir in europa unter menschlicher entwicklung verstehen wirklich so stolz sein dürfen ob wir tatsächlich auf dem richtigen weg sind oder ob wir uns nur etwas vormachen und damit uns selbst und auch alle anderen belügen ob also unser verhalten vielleicht nichts anderes ist als ein einziger betr UGANDA menschlichkeit

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Seitenzahl: 161

Veröffentlichungsjahr: 2020

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inhalt

die ankunft

am äquator

barkcloth

im lake mburo national park

weiterfahrt nach buhoma

bei den berggorillas

begegnungen

im queen elizabeth national park

was ist müll

bei den schimpansen

unterwegs nach hoima

bootsfahrt am viktorianil

murchison falls

shea butter

die ziwa rhino foundation

entebbe

register

die route

mfn

weitere bücher

für barbara

nicht was man sieht

ist entscheidend

sondern wie man es sieht

reine fakten schaffen kein erlebnis

30-11 - die ankunft

uganda empfängt uns bewölkt

und mit zunächst noch angenehmer temperatur

die jedoch bald

möglicherweise hauptsächlich

sehr wahrscheinlich aber ausschließlich

aufgrund unserer müdigkeit

nach der ganznächtlichen anreise

über addis abeba hierher nach entebbe

in einen bereich schierer unerträglichkeit

übergeht

für mich zumindest

so mein eindruck

wenn ich meine begleiterin beobachte

darauf angesprochen

versichert mir barbara aber

dass es nicht nur mir so ergehe

sondern auch sie müder nicht sein könne

geteiltes leid ist halbes leid

versuche ich mir einzureden

kann aber damit an meinem körperlichen zustand

absolut keine veränderung bewirken

was in mir den verdacht erhärtet

von dieser ungewöhnlich heftigen nebenwirkung

nach den empfohlenen impfungen für diese reise

die mir sogar

einen zwölftägigen spitalsaufenthalt einbrachte

doch noch nicht vollständig genesen zu sein

noch aber ist keine zeit

darauf rücksicht zu nehmen

gilt es doch zunächst noch

die leihwagenfirma ausfindig zu machen

bei der wir eine reservierung getätigt haben

um gleich selber mit dem auto

in die hauptstadt kampala fahren zu können

wo wir die permits

für die geplanten gorilla-

und schimpansentrekkings abholen müssen

im flughafengebäude selbst

finden wir nur eine dieser

eher teuren

internationalen firmen vor

also versuchen wir unser glück außerhalb

hier werden wir sofort umringt von taxifahrern

die uns überall hinbringen würden

uns aber

nach dem gesuchten autoverleih befragt

auch nicht weiterhelfen können

was machen wir jetzt

frage ich meine tochter

hast du keine telefonnummer von dieser firma

habe ich schon - meint sie

aber ich habe doch mit denen vereinbart

dass wir das auto hier bekommen würden

während unseres gesprächs merke ich

dass das interesse an uns

rundherum wieder stark im steigen ist

und schon werden wir wieder angesprochen

ob man uns denn

nicht doch irgendwie helfen könne

ja - vielleicht

geht barbara auf das angebot ein

und nennt den namen des autoverleihs

tatsächlich findet sich ein freundlich grinsender

zu dem die auffällige goldene armbanduhr

gar nicht recht passen will

der behauptet

die firma zu kennen

allerdings ist seine weitere auskunft

nicht unbedingt sehr ermutigend für uns

das ist ein kleiner autoverleih in kampala

die haben hier keine niederlassung

meint er

wählt aber bereitwillig

auf seinem eigenen mobiltelefon die nummer

die barbara bereithält

und übergibt ihr das gespräch

ich staune über so viel hilfsbereitschaft

und verfolge gespannt wie es weitergeht

aber ich habe doch eine email

als bestätigung für die reservierung bei mir

ist barbaras antwort auf die erste

offensichtlich negative

reaktion vom anderen ende

der kabellosen verbindung

er behauptet er finde keine reservierung

berichtet mir barbara

nachdem sie enttäuscht aufgelegt hat

ein anderer

der die szene aufmerksam mitverfolgt hat

bietet sich nun an

uns zu einem freund zu bringen

der auch einen autoverleih betreibe

eine seriösere firma

wie er geschickt hinzufügt

und wir würden mit seinem angebot

sicher zufrieden sein

er könne uns den preis

den wir ihm von unserer reservierung nennen

zwar nicht garantieren

aber wir sollten uns

die autos einfach einmal ansehen

was meinst du

fragt mich meine tochter

wir haben zwei optionen

überlege ich bevor ich ihr eine antwort gebe

entweder wir gehen auf sein angebot ein

oder wir wenden uns

an die sicher wesentlich teurere firma

hier am flughafen

noch bevor ich ihr antworten kann

wird ihr von der goldenen armbanduhr

wieder das telefon hingehalten

es ist michael

sagt der hilfsbereite herr

michael ist der chef der von uns gesuchten firma

er habe nun die reservierung doch gefunden

und selbstverständlich würden wir

unser auto bekommen

es werde uns jemand nach kampala fahren

sagt er noch und legt auf

ja - aber wer

lacht barbara etwas irritiert

als sie das telefon dankend zurückgibt

und wie sollen wir diesen jemand erkennen

abwarten - sage ich

und bin über mich selbst erstaunt

wie schnell ich mich auf diese gelassenheit

auf diese unbekümmertheit

auf diese afrikanische art

dinge zu erledigen

eingestellt habe

wir haben dem

der uns zu seinem freund bringen wollte

kaum abgesagt

der goldenen armbanduhr

kaum das trinkgeld in die hand gedrückt

da steht plötzlich salim neben uns

und stellt sich in weiterer folge als derjenige vor

der zwar nicht für michael arbeite

uns aber gern

selbstverständlich auf michaels kosten

nach kampala bringen würde

na dann

sage ich achselzuckend zu meiner tochter

nehme meinen koffer wieder an mich

und folge ihm zu seinem auto

wie ist es denn zu dieser reise

überhaupt gekommen

und warum ausgerechnet uganda

meine tochter

eine leidenschaftlich gern reisende

und eine

speziell von den großen primaten

mehr als begeisterte

war

als ich ihr eines tages einen zeitungsbericht

über die berggorillas

im bwindi nationalpark in uganda zeigte

sofort feuer und flamme

sich diese

wahrscheinlich attraktivsten vertreter ihrer art

diese faszinierenden wesen

ihrer emotional geprägten meinung nach

mehr mensch als tier

diese letzten frei lebenden berggorillas

unbedingt

nachdem sie zuvor schon orang utans

in borneos freier wildbahn erlebt hatte

unbedingt anzusehen

nicht wann

oder das aussichtslose warum

war die erste frage meiner frau dazu

sondern

mit wem

mit wem möchtest du das machen fragte sie äußerst besorgt

nachdem sie damals schon versucht hatte

vergeblich übrigens

ihre tochter davon abzuhalten

eine solche reise allein anzutreten

also ich hätte zeit

sagte ich nach ein paar augenblicken

abwartenden schweigens

und intensiven abtastenden herumwanderns

der blicke aller anwesenden

einfach nur um jeden einzelnen dieser augenblicke

von der ihm aufgebürdeten spannung zu befreien

wider erwarten

obwohl ein solches

meiner nicht ganz ernst gemeinten bemerkung

gar nicht zugrunde lag

wurde diese von beiden seiten

nicht nur als brauchbarer

sondern sogar als sehr guter vorschlag goutiert

das stimmt

aber würdest du das wirklich machen

erklärte barbara sich indirekt sofort einverstanden

warum denn nicht

antwortete ich

noch immer nicht ganz ernst gemeint

aber trotzdem mit fragendem blick zu meiner frau

die sich mit einer eventuellen ernsthaftigkeit

in meiner antwort

doch auch erst auseinandersetzen wollen würde

aber diese frage müsste ja eigentlich ich stellen

würdest du das wirklich machen

würdest du mich wirklich mitnehmen

also ich hätte nichts dagegen

kam ihr meine frau zuvor

du hast ja wirklich zeit

ja stimmt - zeit hätte ich

gab ich ihr recht und stellte im selben moment fest

dass mich nicht nur uganda und die berggorillas

sehr reizen würden

sondern vor allem der gedanke

das erlebnis einer so besonderen reise

mit meiner tochter teilen zu dürfen

wie vielen vätern ist so etwas schon vergönnt

dachte ich mir

und sah mich im nächsten augenblick schon

neben barbara im geländewagen

durch die ostafrikanische steppe brausen

und du hättest wirklich nichts dagegen

fragte ich noch einmal nach

obwohl ich die antwort längst kannte

weil ich doch erst ein paar monate davor

auch schon ohne sie

aber mit ihrem selbstlosen einverständnis

in fremden landen unterwegs gewesen war

also kann ich dann die planung

auf zwei personen ausweiten

ergriff barbara

mehr feststellend als fragend

wieder das wort

und schlug dann

nachdem ich unsere reiseallianz

mit einem knappen

aber sehr erfreuten ok besiegelte

unter berücksichtigung der regenzeiten

in äquatorialer gegend

den dezember als möglichen

weil normalerweise

in eine der beiden trockenzeiten fallenden

und deshalb für uganda günstigen reisemonat vor

der entschluss war also gefasst

der termin schnell fixiert

und die vorbereitungen

die selbstverständlich

auch die empfohlenen impfungen inkludierten

begannen zu laufen

wir wollten ja verantwortungsvoll vorgehen

und uns danach keine vorwürfe machen müssen

irgendetwas wichtiges

notwendiges

dringend empfohlenes verabsäumt zu haben

dass ausgerechnet aus diesem grund

ein problem entstand

das besagten zwölftägigen krankenhausaufenthalt

für mich verursachte

konnte niemand vorhersehen

aber glücklicherweise hatten wir sehr früh

mit unseren vorbereitungen begonnen

sodass bis zum reiseantritt noch genügend zeit

für die regeneration bleiben sollte

eigentlich

aber der termin rückte unaufhaltsam näher

und kümmerte sich überhaupt nicht

um meine stagnierende gesundung

etwa zwei wochen vor dem start

unterzog ich mich daher einer

von mir selbst zur entscheidenden erklärten

zusätzlichen untersuchung

durch einen spezialisten für tropenmedizin

der aber meine bedenken

derartig überzeugend vom tisch wischte

dass ich mir beinahe schon

wie der berühmte eingebildete kranke

von moliere vorkam

und als solcher wollte und will ich

partout nicht gelten

ich war zwar rein gefühlsmäßig

noch nicht ganz auf hundert prozent

ließ mich aber gern

von der fachkundigkeit des professionisten

und einem speziellen

von ihm empfohlenen antibiotikum

überzeugen

damit auch körperlich

bestens für das unternehmen gerüstet zu sein

wie unvorstellbar weit der tag des reiseantritts

über die gesamte zeit der vorbereitung

auch immer weg war

plötzlich war er

überraschend fast

doch da

und ebenso plötzlich saßen wir

in einer boing 787-8 und starteten in das abenteuer

der sechseinhalb- plus zweistündige flug verlief

abgesehen von einer

etwa zweistündigen verspätung in addis abeba

ohne weitere probleme

wir erreichten unser ziel daher beinahe planmäßig

und sind jetzt also mit salim

auf dem weg nach kampala

der hauptstadt ugandas

mit einem schlag befinden wir uns

in einer ganz anderen welt

die menschen um uns herum

die häuser

oder besser gesagt hütten

entlang der straße

der lärm

das hupen

die farbenpracht

die scheinbar planlos dahinfahrenden

unzähligen

mit bis zu fünf erwachsenen besetzten

und mit allen möglichen

und unmöglichen dingen beladenen mopeds

die autos und lastwagen

die zwischen den fahrzeugen

herumstehenden und -laufenden fußgänger

die frauen die mit unvorstellbaren lasten

auf ihren köpfen

trotzdem mit elegantem schritt

ihren weg durch das gewühl finden

das auf den ersten blick

vollkommen rücksichtslose gedränge

auf den straßen

die diese bezeichnung

eigentlich gar nicht verdienen

dazu noch der für uns ungewohnte linksverkehr

und mittendrin barbara und ich

souverän chauffiert von salim

nach zirka 45 kilometern

und etwa eineinhalb stunden

fährt er rechts ran und meint

da sind wir

hier

frage ich mich ungläubig

denn ich entdecke nichts

was auf die erwartete autovermietung

hindeuten könnte

einfach nichts

nicht einmal die wenigen herumstehenden autos

weil ich weder zwei gleiche fahrzeuge

noch einen irgendwie

als mietwagen gekennzeichneten pkw

entdecken kann

auch barbaras blick verrät zunehmend skepsis

und ich beginne schon zu überlegen

wie ich eventuellen selbstvorwürfen ihrerseits

bezüglich buchung

am besten entgegentreten könnte

da kommt

ein breit und freundlich grinsender ugander

auf uns zu und streckt uns seine hand entgegen

hello - i am michael

hello - i am martin

antworte ich auf seine begrüßung

hallo martin - schön dich zu treffen

fährt er fort und wiederholt diese zeremonie

bei barbara

wie geht es euch

gefällt es euch in uganda

fragt er beinahe freundschaftlich

es klingt trotzdem

ein wenig nach begrüßungsformel

tut aber seinem sympathischen gesamteindruck

keinen abbruch

hier habe ich das richtige fahrzeug für euch

meint er

nachdem er sich ausgiebig erkundigt hat

was wir vorhaben

zeigt auf einen kompakten

allradgetriebenen geländewagen älteren baujahres

überlässt es philipp

einem seiner mitarbeiter

uns das auto kurz vorzustellen

und bittet uns dann in sein büro

um die sache perfekt zu machen

das haus das wir betreten

ist nicht gerade dazu angetan

eventuell schon vorhandenes vertrauen

zu bestärken

doch als wir über die treppe

zwei gespenstisch leere stockwerke emporsteigen

und im sogenannten büro

die restlichen mitarbeiter

oder auch nur zufällig anwesende

uns scheinbar gleichgültig

aber mit letztlich

doch nicht zu verbergender neugierde mustern

wird es wirklich auf eine harte probe gestellt

dass die bezahlung per kreditkarte

nach unzähligen versuchen

und mehreren telefonaten mit der

vielleicht doch nicht ganz zuständigen servicestelle

letztendlich doch nicht funktioniert

verwundert eigentlich nicht

wird aber von michael

mit schier endloser geduld hingenommen

bis er schließlich vorschlägt

uns zu einer bank zu fahren

wo wir uganda-shilling bekommen könnten

um den mietwagen bar zu bezahlen

wir stimmen zu

und sind kurze zeit später millionäre

ganze vier millionen hat der geldautomat

für uns herausgegeben

alles in 50000er-scheinen

die bank ist

wie viele andere einrichtungen in uganda auch

wie wir später sehen werden

von mehreren uniformierten bewaffneten bewacht

trotzdem lassen wir das geld schnell

und möglichst unauffällig

in unseren taschen verschwinden

auf der rückfahrt kommt das gespräch

zwischen michael und mir

unter anderem auch sehr schnell auf die religion

die den ugandern sehr wichtig zu sein scheint

ein weiterer nicht unbedeutender grund

für dieses thema ist möglicherweise

meine handgestrickte wollmütze

die ich vor einigen jahren in marokko

nach bekanntermaßen unvermeidlichem

eher langwierigem verhandeln erstanden habe

und seither immer wieder gern trage

das ist gut

sagt michael sichtlich erleichtert als er erfährt

dass ich trotz meiner kopfbedeckung

so wie er und 85 % der ugander

katholik bin

und schüttelt mir freudig die hand

ab diesem zeitpunkt sind wir für ihn

nicht bloß geschäftspartner

sondern beinahe schon freunde

mit denen die restlichen formalitäten

ohne weitere probleme abgewickelt werden

auch unser wunsch

das auto am ende unserer reise

am flughafen abgeben zu können

wird sofort und ohne einwände akzeptiert

und wir können endlich zur übergabe schreiten

ah - den schlüssel bräuchte ich noch

erinnere ich unsere beiden begleiter vorsichtig

als wir schon längst vor dem auto stehen

und ich noch immer keine absicht erkennen kann

ihn uns auszuhändigen

den habe ich dir doch schon gegeben

meint philipp mit bestimmtheit

ich aber weiß ebenso sicher

dass das zwar nicht unrichtig ist

ich ihn ihm aber wieder zurückgegeben habe

weil er mir nach der rückkehr von der bank

noch die eigenheiten der zentralverriegelung

erklären wollte

ich solle doch in meinen taschen nachsehen

sagt er zweimal mit noch größerer bestimmtheit

und hält mir schließlich den schlüssel

verlegen lächelnd

und mit gesenktem blick hin

nachdem er endlich selber

in seinen taschen nachgesehen hat

unsere erste selbst gefahrene etappe

ein vergleichsweise harmloses stück

die entebbe-road entlang ins zentrum

führt uns zur nächsten tankstelle

denn wir haben uns fest vorgenommen

immer möglichst früh nachzutanken

um das risiko

einmal nicht rechtzeitig

an eine tankstelle zu gelangen

möglichst gering zu halten

der tankwart bemüht sich sehr

um gutes service und das gespräch

mit den seltenen europäischen kunden

und schüttelt mir begeistert die hand

als ich ihm den rechnungsbetrag

um nicht ganz 5000 shilling aufrunde

auch der angestellte in unserem hotel

zu dem wir nun nicht mehr weit haben

reagiert äußerst erfreut auf das trinkgeld

das wir ihm dafür geben

dass er schon vor unserer ankunft

unsere vorbestellten permits für das gorilla-

und schimpansentrekking abgeholt hat

wir hätten das in den vorgesehenen bürozeiten

vor dem wochenende nicht mehr geschafft

und dadurch sehr viel zeit versäumt

nun aber haben wir noch zeit

für einen spaziergang durch die stadt

den wir unserer müdigkeit zum trotz

doch noch einigermaßen ausgiebig gestalten

und bei einem abendessen

in einem sympathisch wirkenden lokal

mit ungestörtem blick auf das treiben in der stadt

beschließen

die bestellung ist schnell gemacht

wir nehmen platz und versuchen

das kleine elektrische gerät auf dem tisch

im auge zu behalten

das uns vibrierend und blinkend anzeigen wird

dass unser essen abholbereit ist

das aber dauert

wir warten und warten

und sind uns schließlich einig

ein defektes gerät erwischt zu haben

also fragt barbara an der ausgabe nach

und kommt grinsend zurück

man habe sich mehrmals entschuldigt

weil das essen schon längst fertig

aber einfach darauf vergessen worden sei

uns zu verständigen

als entschädigung daür

bekommen wir beide die doppelte portion

unsere ersten begegnungen mit den ugandern

sind also durchwegs erfreuliche

abgesehen vielleicht von der dame am flughafen

die zwar auch nicht unfreundlich war

mich aber beinahe schon schikanierend lange

auf die aushändigung des visums warten lassen hat

1-12 - am äquator

der nächste tag

es ist der erste dezember

beginnt mit einer riesigen verspätung

ich brauche keinen wecker

habe ich am abend davor gesagt

und tatsächlich

um zirka fünf uhr dreißig werde ich wach

und stelle beruhigt fest

dass ich unbesorgt noch einmal einschlafen kann

doch als ich wieder aufwache

ist es neun uhr dreißig

unglaublich

dass man so lange schlafen kann

noch dazu bei diesem lärm

der mittlerweile von der straße her zu hören ist

aber der lange schlaf hat uns beiden

und besonders mir

sehr gut getan

und ich genieße das reichhaltige angebot

auf der wunderschönen frühstücksterrasse

bevor wir uns endgültig auf den weg

in das abenteuer machen

und dass es ein abenteuer wird

merken wir schon auf den ersten metern

als wir den plan für unser vorhaben

hinein in das gewühl

und hinaus aus der stadt

trotz satellitenunterstützter orientierungshilfe

laufend adaptieren müssen

die dichte

die intensität

und das tempo sind unglaublich

wobei hier nicht

das tempo des vorankommens gemeint ist

sondern die geschwindigkeit

die einem in punkto entscheidungen

in diesen rasanten szenenwechseln

abverlangt wird

kein vergleich zu gestern

man fühlt sich wie mitten in einem bienenschwarm

wie in einem riesigen heer von einzelkämpfern

die alle meinen

ihr auftrag

anliegen

oder auch nur wunsch wäre der wichtigste

und müsste sofort erledigt werden

aus allen

und zwar wirklich aus allen richtungen

kommen fußgänger

und fahrzeuge aller art auf uns zu

queren im letzten augenblick

überholen

zwängen sich dazwischen

ignorieren die

ohnehin nur spärlich vorhandenen

bodenmarkierungen

eröffnen auf engstem raum zusätzliche spuren

und schaffen es

zu meiner anfänglichen ver-

die aber bald schon zu einer be-wunderung wird

trotzdem

unfälle

kollisionen

ja sogar

die in unseren breiten so beliebten

gegenseitigen beschimpfungen zu vermeiden

besonders mopedfahrer

für die zum beispiel auch eine einbahnregelung

nur bedingt bis gar nicht gültig zu sein scheint

interpretieren die verkehrsregeln sehr frei

wie überhaupt das gesamte regelwerk

für den straßenverkehr hier anscheinend

auch allgemein bestenfalls als empfehlung

verstanden wird

ich komme aus dem staunen gar nicht heraus

und beginne

während ich mich relativ schnell

an dieses

scheinbar hoffnungslose

durcheinander gewöhne

zu hinterfragen

ob denn wirklich nur eine vermehrung der regeln

auch einen reibungsloseren ablauf

und eine größere sicherheit auf den straßen

garantiere

und merke gleichzeitig

dass ich einen immer größeren gefallen

am geschehen um mich herum finde

dass ich dieses verkehrsgewühl

in europa würde man es als chaos bezeichnen

langsam sogar zu genießen beginne

und so macht es mir auch gar nichts aus

mich plötzlich

nach einigen umleitungen

von denen auch unsere navigationshilfe

keine ahnung hatte

in einer einspurigen einbahn wiederzufinden

in der nur fußgänger und mopedfahrer

und auch die nur teilweise

richtungsmäßig mit mir solidarisch sind

während schon das erste auto auf mich zukommt

und ich von einigen verkehrsteilnehmern

erstaunlicherweise überhaupt nicht unfreundlich

darauf hingewiesen werde

in der falschen richtung unterwegs zu sein

was wird nun passieren

denke ich mir

bringe mein fahrzeug zum stehen

und gestikuliere rundherum entschuldigung

unfassbar

wie viel platz wenige augenblicke später

um uns herum zur verfügung ist

wie selbstverständlich alle zurückweichen

um uns ein schnelles

und reibungsloses wenden zu ermöglichen

ich bin wirklich beeindruckt

denn etwas ähnliches

habe ich in einer europäischen großstadt

noch nie erlebt

zuvorkommenheit

statt belehrungen und beschimpfungen

schnelle hilfe

auch aus eigenem interesse

anstelle eines rücksichtslosen

schadenfreude auskostenden

besserwissertums

das zu nichts als zusätzlichen staus führen würde

hier wird mir eindrucksvoll demonstriert

wie menschliches zusammenleben funktioniert

wenn der einzelne

anstatt stur auf einhaltung irgendwelcher

oft nicht sehr sinnvoller regeln zu pochen

eigenverantwortung zeigt

während man in europa unter verantwortung

in erster linie

kritikloses blindes vertrauen auf vorschriften

und deren einhaltung versteht

und trotzdem fühlen wir europäer uns immer

so maßlos überlegen

sollten wir uns nicht einmal fragen

welche dieser beiden haltungen

die menschlich wertvollere ist

wir fragen uns immer nur

was will das gesetz

was will die regel

was will das verkehrszeichen

in uganda dagegen fragt man sich