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betr UGANDA menschlichkeit ist nicht bloß ein reisebericht und die kritik des wortspiels im titel richtet sich in keiner weise gegen dieses wunderschöne sympathische land das buch will einfach als ein zu-papier-bringen der gedanken und überlegungen verstanden werden die sich neben oder vielleicht auch wegen der vielen wunderbaren eindrücke auf einer reise durch dieses einmalige stück afrika aufdrängen könnten man ist kein uganda-experte nur weil man rund zwei wochen in diesem faszinierenden land herumreisen darf aber mit sicherheit erlebt und sieht man in dieser zeit einiges sammelt eindrücke stellt vergleiche an und findet sich vielleicht plötzlich vor der unangenehmen frage wieder ob wir auf das was wir in europa unter menschlicher entwicklung verstehen wirklich so stolz sein dürfen ob wir tatsächlich auf dem richtigen weg sind oder ob wir uns nur etwas vormachen und damit uns selbst und auch alle anderen belügen ob also unser verhalten vielleicht nichts anderes ist als ein einziger betr UGANDA menschlichkeit
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Seitenzahl: 161
Veröffentlichungsjahr: 2020
die ankunft
am äquator
barkcloth
im lake mburo national park
weiterfahrt nach buhoma
bei den berggorillas
begegnungen
im queen elizabeth national park
was ist müll
bei den schimpansen
unterwegs nach hoima
bootsfahrt am viktorianil
murchison falls
shea butter
die ziwa rhino foundation
entebbe
register
die route
mfn
weitere bücher
für barbara
nicht was man sieht
ist entscheidend
sondern wie man es sieht
reine fakten schaffen kein erlebnis
uganda empfängt uns bewölkt
und mit zunächst noch angenehmer temperatur
die jedoch bald
möglicherweise hauptsächlich
sehr wahrscheinlich aber ausschließlich
aufgrund unserer müdigkeit
nach der ganznächtlichen anreise
über addis abeba hierher nach entebbe
in einen bereich schierer unerträglichkeit
übergeht
für mich zumindest
so mein eindruck
wenn ich meine begleiterin beobachte
darauf angesprochen
versichert mir barbara aber
dass es nicht nur mir so ergehe
sondern auch sie müder nicht sein könne
geteiltes leid ist halbes leid
versuche ich mir einzureden
kann aber damit an meinem körperlichen zustand
absolut keine veränderung bewirken
was in mir den verdacht erhärtet
von dieser ungewöhnlich heftigen nebenwirkung
nach den empfohlenen impfungen für diese reise
die mir sogar
einen zwölftägigen spitalsaufenthalt einbrachte
doch noch nicht vollständig genesen zu sein
noch aber ist keine zeit
darauf rücksicht zu nehmen
gilt es doch zunächst noch
die leihwagenfirma ausfindig zu machen
bei der wir eine reservierung getätigt haben
um gleich selber mit dem auto
in die hauptstadt kampala fahren zu können
wo wir die permits
für die geplanten gorilla-
und schimpansentrekkings abholen müssen
im flughafengebäude selbst
finden wir nur eine dieser
eher teuren
internationalen firmen vor
also versuchen wir unser glück außerhalb
hier werden wir sofort umringt von taxifahrern
die uns überall hinbringen würden
uns aber
nach dem gesuchten autoverleih befragt
auch nicht weiterhelfen können
was machen wir jetzt
frage ich meine tochter
hast du keine telefonnummer von dieser firma
habe ich schon - meint sie
aber ich habe doch mit denen vereinbart
dass wir das auto hier bekommen würden
während unseres gesprächs merke ich
dass das interesse an uns
rundherum wieder stark im steigen ist
und schon werden wir wieder angesprochen
ob man uns denn
nicht doch irgendwie helfen könne
ja - vielleicht
geht barbara auf das angebot ein
und nennt den namen des autoverleihs
tatsächlich findet sich ein freundlich grinsender
zu dem die auffällige goldene armbanduhr
gar nicht recht passen will
der behauptet
die firma zu kennen
allerdings ist seine weitere auskunft
nicht unbedingt sehr ermutigend für uns
das ist ein kleiner autoverleih in kampala
die haben hier keine niederlassung
meint er
wählt aber bereitwillig
auf seinem eigenen mobiltelefon die nummer
die barbara bereithält
und übergibt ihr das gespräch
ich staune über so viel hilfsbereitschaft
und verfolge gespannt wie es weitergeht
aber ich habe doch eine email
als bestätigung für die reservierung bei mir
ist barbaras antwort auf die erste
offensichtlich negative
reaktion vom anderen ende
der kabellosen verbindung
er behauptet er finde keine reservierung
berichtet mir barbara
nachdem sie enttäuscht aufgelegt hat
ein anderer
der die szene aufmerksam mitverfolgt hat
bietet sich nun an
uns zu einem freund zu bringen
der auch einen autoverleih betreibe
eine seriösere firma
wie er geschickt hinzufügt
und wir würden mit seinem angebot
sicher zufrieden sein
er könne uns den preis
den wir ihm von unserer reservierung nennen
zwar nicht garantieren
aber wir sollten uns
die autos einfach einmal ansehen
was meinst du
fragt mich meine tochter
wir haben zwei optionen
überlege ich bevor ich ihr eine antwort gebe
entweder wir gehen auf sein angebot ein
oder wir wenden uns
an die sicher wesentlich teurere firma
hier am flughafen
noch bevor ich ihr antworten kann
wird ihr von der goldenen armbanduhr
wieder das telefon hingehalten
es ist michael
sagt der hilfsbereite herr
michael ist der chef der von uns gesuchten firma
er habe nun die reservierung doch gefunden
und selbstverständlich würden wir
unser auto bekommen
es werde uns jemand nach kampala fahren
sagt er noch und legt auf
ja - aber wer
lacht barbara etwas irritiert
als sie das telefon dankend zurückgibt
und wie sollen wir diesen jemand erkennen
abwarten - sage ich
und bin über mich selbst erstaunt
wie schnell ich mich auf diese gelassenheit
auf diese unbekümmertheit
auf diese afrikanische art
dinge zu erledigen
eingestellt habe
wir haben dem
der uns zu seinem freund bringen wollte
kaum abgesagt
der goldenen armbanduhr
kaum das trinkgeld in die hand gedrückt
da steht plötzlich salim neben uns
und stellt sich in weiterer folge als derjenige vor
der zwar nicht für michael arbeite
uns aber gern
selbstverständlich auf michaels kosten
nach kampala bringen würde
na dann
sage ich achselzuckend zu meiner tochter
nehme meinen koffer wieder an mich
und folge ihm zu seinem auto
wie ist es denn zu dieser reise
überhaupt gekommen
und warum ausgerechnet uganda
meine tochter
eine leidenschaftlich gern reisende
und eine
speziell von den großen primaten
mehr als begeisterte
war
als ich ihr eines tages einen zeitungsbericht
über die berggorillas
im bwindi nationalpark in uganda zeigte
sofort feuer und flamme
sich diese
wahrscheinlich attraktivsten vertreter ihrer art
diese faszinierenden wesen
ihrer emotional geprägten meinung nach
mehr mensch als tier
diese letzten frei lebenden berggorillas
unbedingt
nachdem sie zuvor schon orang utans
in borneos freier wildbahn erlebt hatte
unbedingt anzusehen
nicht wann
oder das aussichtslose warum
war die erste frage meiner frau dazu
sondern
mit wem
mit wem möchtest du das machen fragte sie äußerst besorgt
nachdem sie damals schon versucht hatte
vergeblich übrigens
ihre tochter davon abzuhalten
eine solche reise allein anzutreten
also ich hätte zeit
sagte ich nach ein paar augenblicken
abwartenden schweigens
und intensiven abtastenden herumwanderns
der blicke aller anwesenden
einfach nur um jeden einzelnen dieser augenblicke
von der ihm aufgebürdeten spannung zu befreien
wider erwarten
obwohl ein solches
meiner nicht ganz ernst gemeinten bemerkung
gar nicht zugrunde lag
wurde diese von beiden seiten
nicht nur als brauchbarer
sondern sogar als sehr guter vorschlag goutiert
das stimmt
aber würdest du das wirklich machen
erklärte barbara sich indirekt sofort einverstanden
warum denn nicht
antwortete ich
noch immer nicht ganz ernst gemeint
aber trotzdem mit fragendem blick zu meiner frau
die sich mit einer eventuellen ernsthaftigkeit
in meiner antwort
doch auch erst auseinandersetzen wollen würde
aber diese frage müsste ja eigentlich ich stellen
würdest du das wirklich machen
würdest du mich wirklich mitnehmen
also ich hätte nichts dagegen
kam ihr meine frau zuvor
du hast ja wirklich zeit
ja stimmt - zeit hätte ich
gab ich ihr recht und stellte im selben moment fest
dass mich nicht nur uganda und die berggorillas
sehr reizen würden
sondern vor allem der gedanke
das erlebnis einer so besonderen reise
mit meiner tochter teilen zu dürfen
wie vielen vätern ist so etwas schon vergönnt
dachte ich mir
und sah mich im nächsten augenblick schon
neben barbara im geländewagen
durch die ostafrikanische steppe brausen
und du hättest wirklich nichts dagegen
fragte ich noch einmal nach
obwohl ich die antwort längst kannte
weil ich doch erst ein paar monate davor
auch schon ohne sie
aber mit ihrem selbstlosen einverständnis
in fremden landen unterwegs gewesen war
also kann ich dann die planung
auf zwei personen ausweiten
ergriff barbara
mehr feststellend als fragend
wieder das wort
und schlug dann
nachdem ich unsere reiseallianz
mit einem knappen
aber sehr erfreuten ok besiegelte
unter berücksichtigung der regenzeiten
in äquatorialer gegend
den dezember als möglichen
weil normalerweise
in eine der beiden trockenzeiten fallenden
und deshalb für uganda günstigen reisemonat vor
der entschluss war also gefasst
der termin schnell fixiert
und die vorbereitungen
die selbstverständlich
auch die empfohlenen impfungen inkludierten
begannen zu laufen
wir wollten ja verantwortungsvoll vorgehen
und uns danach keine vorwürfe machen müssen
irgendetwas wichtiges
notwendiges
dringend empfohlenes verabsäumt zu haben
dass ausgerechnet aus diesem grund
ein problem entstand
das besagten zwölftägigen krankenhausaufenthalt
für mich verursachte
konnte niemand vorhersehen
aber glücklicherweise hatten wir sehr früh
mit unseren vorbereitungen begonnen
sodass bis zum reiseantritt noch genügend zeit
für die regeneration bleiben sollte
eigentlich
aber der termin rückte unaufhaltsam näher
und kümmerte sich überhaupt nicht
um meine stagnierende gesundung
etwa zwei wochen vor dem start
unterzog ich mich daher einer
von mir selbst zur entscheidenden erklärten
zusätzlichen untersuchung
durch einen spezialisten für tropenmedizin
der aber meine bedenken
derartig überzeugend vom tisch wischte
dass ich mir beinahe schon
wie der berühmte eingebildete kranke
von moliere vorkam
und als solcher wollte und will ich
partout nicht gelten
ich war zwar rein gefühlsmäßig
noch nicht ganz auf hundert prozent
ließ mich aber gern
von der fachkundigkeit des professionisten
und einem speziellen
von ihm empfohlenen antibiotikum
überzeugen
damit auch körperlich
bestens für das unternehmen gerüstet zu sein
wie unvorstellbar weit der tag des reiseantritts
über die gesamte zeit der vorbereitung
auch immer weg war
plötzlich war er
überraschend fast
doch da
und ebenso plötzlich saßen wir
in einer boing 787-8 und starteten in das abenteuer
der sechseinhalb- plus zweistündige flug verlief
abgesehen von einer
etwa zweistündigen verspätung in addis abeba
ohne weitere probleme
wir erreichten unser ziel daher beinahe planmäßig
und sind jetzt also mit salim
auf dem weg nach kampala
der hauptstadt ugandas
mit einem schlag befinden wir uns
in einer ganz anderen welt
die menschen um uns herum
die häuser
oder besser gesagt hütten
entlang der straße
der lärm
das hupen
die farbenpracht
die scheinbar planlos dahinfahrenden
unzähligen
mit bis zu fünf erwachsenen besetzten
und mit allen möglichen
und unmöglichen dingen beladenen mopeds
die autos und lastwagen
die zwischen den fahrzeugen
herumstehenden und -laufenden fußgänger
die frauen die mit unvorstellbaren lasten
auf ihren köpfen
trotzdem mit elegantem schritt
ihren weg durch das gewühl finden
das auf den ersten blick
vollkommen rücksichtslose gedränge
auf den straßen
die diese bezeichnung
eigentlich gar nicht verdienen
dazu noch der für uns ungewohnte linksverkehr
und mittendrin barbara und ich
souverän chauffiert von salim
nach zirka 45 kilometern
und etwa eineinhalb stunden
fährt er rechts ran und meint
da sind wir
hier
frage ich mich ungläubig
denn ich entdecke nichts
was auf die erwartete autovermietung
hindeuten könnte
einfach nichts
nicht einmal die wenigen herumstehenden autos
weil ich weder zwei gleiche fahrzeuge
noch einen irgendwie
als mietwagen gekennzeichneten pkw
entdecken kann
auch barbaras blick verrät zunehmend skepsis
und ich beginne schon zu überlegen
wie ich eventuellen selbstvorwürfen ihrerseits
bezüglich buchung
am besten entgegentreten könnte
da kommt
ein breit und freundlich grinsender ugander
auf uns zu und streckt uns seine hand entgegen
hello - i am michael
hello - i am martin
antworte ich auf seine begrüßung
hallo martin - schön dich zu treffen
fährt er fort und wiederholt diese zeremonie
bei barbara
wie geht es euch
gefällt es euch in uganda
fragt er beinahe freundschaftlich
es klingt trotzdem
ein wenig nach begrüßungsformel
tut aber seinem sympathischen gesamteindruck
keinen abbruch
hier habe ich das richtige fahrzeug für euch
meint er
nachdem er sich ausgiebig erkundigt hat
was wir vorhaben
zeigt auf einen kompakten
allradgetriebenen geländewagen älteren baujahres
überlässt es philipp
einem seiner mitarbeiter
uns das auto kurz vorzustellen
und bittet uns dann in sein büro
um die sache perfekt zu machen
das haus das wir betreten
ist nicht gerade dazu angetan
eventuell schon vorhandenes vertrauen
zu bestärken
doch als wir über die treppe
zwei gespenstisch leere stockwerke emporsteigen
und im sogenannten büro
die restlichen mitarbeiter
oder auch nur zufällig anwesende
uns scheinbar gleichgültig
aber mit letztlich
doch nicht zu verbergender neugierde mustern
wird es wirklich auf eine harte probe gestellt
dass die bezahlung per kreditkarte
nach unzähligen versuchen
und mehreren telefonaten mit der
vielleicht doch nicht ganz zuständigen servicestelle
letztendlich doch nicht funktioniert
verwundert eigentlich nicht
wird aber von michael
mit schier endloser geduld hingenommen
bis er schließlich vorschlägt
uns zu einer bank zu fahren
wo wir uganda-shilling bekommen könnten
um den mietwagen bar zu bezahlen
wir stimmen zu
und sind kurze zeit später millionäre
ganze vier millionen hat der geldautomat
für uns herausgegeben
alles in 50000er-scheinen
die bank ist
wie viele andere einrichtungen in uganda auch
wie wir später sehen werden
von mehreren uniformierten bewaffneten bewacht
trotzdem lassen wir das geld schnell
und möglichst unauffällig
in unseren taschen verschwinden
auf der rückfahrt kommt das gespräch
zwischen michael und mir
unter anderem auch sehr schnell auf die religion
die den ugandern sehr wichtig zu sein scheint
ein weiterer nicht unbedeutender grund
für dieses thema ist möglicherweise
meine handgestrickte wollmütze
die ich vor einigen jahren in marokko
nach bekanntermaßen unvermeidlichem
eher langwierigem verhandeln erstanden habe
und seither immer wieder gern trage
das ist gut
sagt michael sichtlich erleichtert als er erfährt
dass ich trotz meiner kopfbedeckung
so wie er und 85 % der ugander
katholik bin
und schüttelt mir freudig die hand
ab diesem zeitpunkt sind wir für ihn
nicht bloß geschäftspartner
sondern beinahe schon freunde
mit denen die restlichen formalitäten
ohne weitere probleme abgewickelt werden
auch unser wunsch
das auto am ende unserer reise
am flughafen abgeben zu können
wird sofort und ohne einwände akzeptiert
und wir können endlich zur übergabe schreiten
ah - den schlüssel bräuchte ich noch
erinnere ich unsere beiden begleiter vorsichtig
als wir schon längst vor dem auto stehen
und ich noch immer keine absicht erkennen kann
ihn uns auszuhändigen
den habe ich dir doch schon gegeben
meint philipp mit bestimmtheit
ich aber weiß ebenso sicher
dass das zwar nicht unrichtig ist
ich ihn ihm aber wieder zurückgegeben habe
weil er mir nach der rückkehr von der bank
noch die eigenheiten der zentralverriegelung
erklären wollte
ich solle doch in meinen taschen nachsehen
sagt er zweimal mit noch größerer bestimmtheit
und hält mir schließlich den schlüssel
verlegen lächelnd
und mit gesenktem blick hin
nachdem er endlich selber
in seinen taschen nachgesehen hat
unsere erste selbst gefahrene etappe
ein vergleichsweise harmloses stück
die entebbe-road entlang ins zentrum
führt uns zur nächsten tankstelle
denn wir haben uns fest vorgenommen
immer möglichst früh nachzutanken
um das risiko
einmal nicht rechtzeitig
an eine tankstelle zu gelangen
möglichst gering zu halten
der tankwart bemüht sich sehr
um gutes service und das gespräch
mit den seltenen europäischen kunden
und schüttelt mir begeistert die hand
als ich ihm den rechnungsbetrag
um nicht ganz 5000 shilling aufrunde
auch der angestellte in unserem hotel
zu dem wir nun nicht mehr weit haben
reagiert äußerst erfreut auf das trinkgeld
das wir ihm dafür geben
dass er schon vor unserer ankunft
unsere vorbestellten permits für das gorilla-
und schimpansentrekking abgeholt hat
wir hätten das in den vorgesehenen bürozeiten
vor dem wochenende nicht mehr geschafft
und dadurch sehr viel zeit versäumt
nun aber haben wir noch zeit
für einen spaziergang durch die stadt
den wir unserer müdigkeit zum trotz
doch noch einigermaßen ausgiebig gestalten
und bei einem abendessen
in einem sympathisch wirkenden lokal
mit ungestörtem blick auf das treiben in der stadt
beschließen
die bestellung ist schnell gemacht
wir nehmen platz und versuchen
das kleine elektrische gerät auf dem tisch
im auge zu behalten
das uns vibrierend und blinkend anzeigen wird
dass unser essen abholbereit ist
das aber dauert
wir warten und warten
und sind uns schließlich einig
ein defektes gerät erwischt zu haben
also fragt barbara an der ausgabe nach
und kommt grinsend zurück
man habe sich mehrmals entschuldigt
weil das essen schon längst fertig
aber einfach darauf vergessen worden sei
uns zu verständigen
als entschädigung daür
bekommen wir beide die doppelte portion
unsere ersten begegnungen mit den ugandern
sind also durchwegs erfreuliche
abgesehen vielleicht von der dame am flughafen
die zwar auch nicht unfreundlich war
mich aber beinahe schon schikanierend lange
auf die aushändigung des visums warten lassen hat
der nächste tag
es ist der erste dezember
beginnt mit einer riesigen verspätung
ich brauche keinen wecker
habe ich am abend davor gesagt
und tatsächlich
um zirka fünf uhr dreißig werde ich wach
und stelle beruhigt fest
dass ich unbesorgt noch einmal einschlafen kann
doch als ich wieder aufwache
ist es neun uhr dreißig
unglaublich
dass man so lange schlafen kann
noch dazu bei diesem lärm
der mittlerweile von der straße her zu hören ist
aber der lange schlaf hat uns beiden
und besonders mir
sehr gut getan
und ich genieße das reichhaltige angebot
auf der wunderschönen frühstücksterrasse
bevor wir uns endgültig auf den weg
in das abenteuer machen
und dass es ein abenteuer wird
merken wir schon auf den ersten metern
als wir den plan für unser vorhaben
hinein in das gewühl
und hinaus aus der stadt
trotz satellitenunterstützter orientierungshilfe
laufend adaptieren müssen
die dichte
die intensität
und das tempo sind unglaublich
wobei hier nicht
das tempo des vorankommens gemeint ist
sondern die geschwindigkeit
die einem in punkto entscheidungen
in diesen rasanten szenenwechseln
abverlangt wird
kein vergleich zu gestern
man fühlt sich wie mitten in einem bienenschwarm
wie in einem riesigen heer von einzelkämpfern
die alle meinen
ihr auftrag
anliegen
oder auch nur wunsch wäre der wichtigste
und müsste sofort erledigt werden
aus allen
und zwar wirklich aus allen richtungen
kommen fußgänger
und fahrzeuge aller art auf uns zu
queren im letzten augenblick
überholen
zwängen sich dazwischen
ignorieren die
ohnehin nur spärlich vorhandenen
bodenmarkierungen
eröffnen auf engstem raum zusätzliche spuren
und schaffen es
zu meiner anfänglichen ver-
die aber bald schon zu einer be-wunderung wird
trotzdem
unfälle
kollisionen
ja sogar
die in unseren breiten so beliebten
gegenseitigen beschimpfungen zu vermeiden
besonders mopedfahrer
für die zum beispiel auch eine einbahnregelung
nur bedingt bis gar nicht gültig zu sein scheint
interpretieren die verkehrsregeln sehr frei
wie überhaupt das gesamte regelwerk
für den straßenverkehr hier anscheinend
auch allgemein bestenfalls als empfehlung
verstanden wird
ich komme aus dem staunen gar nicht heraus
und beginne
während ich mich relativ schnell
an dieses
scheinbar hoffnungslose
durcheinander gewöhne
zu hinterfragen
ob denn wirklich nur eine vermehrung der regeln
auch einen reibungsloseren ablauf
und eine größere sicherheit auf den straßen
garantiere
und merke gleichzeitig
dass ich einen immer größeren gefallen
am geschehen um mich herum finde
dass ich dieses verkehrsgewühl
in europa würde man es als chaos bezeichnen
langsam sogar zu genießen beginne
und so macht es mir auch gar nichts aus
mich plötzlich
nach einigen umleitungen
von denen auch unsere navigationshilfe
keine ahnung hatte
in einer einspurigen einbahn wiederzufinden
in der nur fußgänger und mopedfahrer
und auch die nur teilweise
richtungsmäßig mit mir solidarisch sind
während schon das erste auto auf mich zukommt
und ich von einigen verkehrsteilnehmern
erstaunlicherweise überhaupt nicht unfreundlich
darauf hingewiesen werde
in der falschen richtung unterwegs zu sein
was wird nun passieren
denke ich mir
bringe mein fahrzeug zum stehen
und gestikuliere rundherum entschuldigung
unfassbar
wie viel platz wenige augenblicke später
um uns herum zur verfügung ist
wie selbstverständlich alle zurückweichen
um uns ein schnelles
und reibungsloses wenden zu ermöglichen
ich bin wirklich beeindruckt
denn etwas ähnliches
habe ich in einer europäischen großstadt
noch nie erlebt
zuvorkommenheit
statt belehrungen und beschimpfungen
schnelle hilfe
auch aus eigenem interesse
anstelle eines rücksichtslosen
schadenfreude auskostenden
besserwissertums
das zu nichts als zusätzlichen staus führen würde
hier wird mir eindrucksvoll demonstriert
wie menschliches zusammenleben funktioniert
wenn der einzelne
anstatt stur auf einhaltung irgendwelcher
oft nicht sehr sinnvoller regeln zu pochen
eigenverantwortung zeigt
während man in europa unter verantwortung
in erster linie
kritikloses blindes vertrauen auf vorschriften
und deren einhaltung versteht
und trotzdem fühlen wir europäer uns immer
so maßlos überlegen
sollten wir uns nicht einmal fragen
welche dieser beiden haltungen
die menschlich wertvollere ist
wir fragen uns immer nur
was will das gesetz
was will die regel
was will das verkehrszeichen
in uganda dagegen fragt man sich