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Versicherungen verstehen, Risiken minimieren, sorgloser leben
Brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Bürojob? Wo melde ich meinen Wasserschaden und was, wenn die Versicherung nicht zahlen will? Wie erkenne ich unseriöse Beratung? Und welche Rolle spielen Versicherungen in meiner Finanzplanung, wie kann ich damit für die Zukunft vorsorgen?
Versicherungen sind für die meisten Menschen ein leidiges Thema – hat man sich einmal zu einem Abschluss durchgerungen, zahlt man oft jahrelang, ohne sich jemals wieder zu fragen, ob die Wahl überhaupt sinnvoll war. Oder man erlebt einen Schadensfall und ärgert sich, sich für den falschen oder für gar keinen Tarif entschieden zu haben. Die unübersichtliche deutsche Versicherungslandschaft, fehlendes Wissen, Angst vor Abzocke und die Gratwanderung zwischen Überversicherung auf der einen und mangelnder Absicherung auf der anderen Seite machen es uns nicht leicht. Doch damit ist nun Schluss!
Hava Misimi vereint als unabhängige Versicherungsmaklerin und Finanzberaterin gleich zwei Expertisen und bringt Licht ins Versicherungs-Dickicht. Sie erklärt das Thema von Grund auf und zeigt dir, worauf es für dich persönlich ankommt: Ob in Ausbildung, angestellt oder selbstständig, alleinstehend, alleinerziehend oder in einer Großfamilie mit Kindern, Kegel und Hund – dank Havas Schutzschild-Strategien kannst du entspannt in die Zukunft blicken!
Von Hava Misimi, Trägerin des Comdirect Finanzblog-Awards und Gesicht hinter dem erfolgreichen Finanzblog @femance_finanzen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 258
Veröffentlichungsjahr: 2025
Buch
Geldanlagen sind zum Lifestyle-Produkt geworden, Vermögensaufbau wird im Freundeskreis diskutiert, immer mehr Menschen besparen ETFs oder handeln mit Aktien. Über Versicherungen dagegen spricht kaum jemand gerne. Du weißt, du solltest dich mal damit auseinandersetzen, aber schiebst es ständig auf. Zu langweilig, nicht so dringend. Und dabei leben wir in unsicheren Zeiten: Pandemien, Kriege, der Klimawandel und die hohe Inflation stellen unsere Gesellschaft vor Probleme. Reicht die gesetzliche Rente für alle? Kann unser Gesundheitssystem gewährleisten, dass wir im Notfall die Hilfe bekommen, die wir brauchen? Auch wenn du glaubst, auf die großen Themen unserer Zeit keinen Einfluss nehmen zu können, kannst du dich und deine Familie absichern im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft. Versicherungen sind essenziell für deine Finanzplanung – und Better safe than sorry zeigt dir, wie du diese erfolgreich angehst!
Autorin
Hava Misimi, geboren 1994, ist Finanz- und Versicherungsexpertin. Nach einem Wirtschaftsstudium an der Universität Hohenheim und Berufseinstieg bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, begann sie 2018 mit dem Blog Femance, der 2019 den comdirect Finanzblog-Award gewann. Mittlerweile berät Hava mit ihrem Unternehmen Femance Finanzen und wurde dafür 2021 mit dem Jungmakler-Award ausgezeichnet. Sie lebt in Konstanz.
Hava Misimi
BETTER SAFETHAN SORRY
Clevere Versicherungsentscheidungen für jeden Lebensabschnitt
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund der schlechten Quellenlage bedauerlicherweise einmal nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.
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Originalausgabe April 2025
Copyright © 2025: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)
Redaktion: Martha Wilhelm
Umschlag: Uno Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: © Dominik Rößler/Penguin Random House GmbH
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
AR ∙ CB
ISBN 978-3-641-32845-0
www.goldmann-verlag.de
Inhalt
Vorwort
Versicherungen und du:Alle für einen und einer für alle
Von Grund auf abgesichert:Was unser Sozialversicherungssystem zu bieten hat
Sachversicherungen:Wenn’s mal kracht
Krankenversicherungen:Ohne Gesundheit ist alles nichts
Lebensversicherungen:Wenn das Unerwartete passiert
Altersvorsorge:Wie du mit Riester, ETFs und anderen Optionen deine Rente absichern kannst
Schadensabwicklung:Leistungen, Pflichten, Prozesse
Professionelle Beratung:Alles, was du über Provisionen, Honorare und weit verbreitete Irrtümer wissen musst
Better safe than sorry
Zukunftswünsche
Schlussworte
Register
Bildnachweis
Quellenverzeichnis
Für meine Familie.
Vorwort
Wir leben in unsicheren Zeiten. Nicht nur bereiten uns Pandemie, Krieg, Konflikte direkt vor der Haustür und hohe Inflationsraten Sorgen, auch unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen: Wird die gesetzliche Rente angesichts des demographischen Wandels für alle reichen, wie sieht es mit der Gesundheitsversorgung aus und was machen wir mit den überlasteten Pflege- und Altenheimen? Diese Themen betreffen uns alle, aber als Einzelpersonen haben wir keinen direkten Einfluss auf ihre Gestaltung und das kann ziemlich verunsichernd sein.
Aber keine Angst, ich hab gute Neuigkeiten: Es gibt Themen, um die wir uns auf jeden Fall kümmern können und sollten und bei denen wir mehr Sicherheit für uns und unsere Familie schaffen können. Ich spreche natürlich von der eigenen Absicherung.
Okay, ich weiß, wahrscheinlich denkst du jetzt: Ich könnte mir Spannenderes vorstellen. Ich auch! Niemand beschäftigt sich gern mit Versicherungen. Ganz ehrlich: Das Thema ist ja auch sterbenslangweilig. Aber es wird dich ganz schnell interessieren, sobald dir etwas zustößt. Vielleicht wirst du krank, oder eine Flut zerstört dein Haus. Auf einmal hast du diese Kosten und weißt nicht weiter. Hättest du dir mal vorher Gedanken darüber gemacht! Aber in diesem Moment ist der Zug bereits abgefahren. Der richtige Zeitpunkt, sich um die eigenen Versicherungen zu kümmern, ist definitiv, bevor eine solche Situation auftritt.
Das weißt du aber schon, denn deswegen hast du jetzt dieses Buch in der Hand: Better safe than sorry. Ein Sprichwort aus dem Englischen, das genau das besagt: Es ist klüger, vorab vorsichtig und umsichtig zu sein, als später möglicherweise zu bereuen, nichts getan zu haben. Im Deutschen gibt es ein ähnliches Sprichwort, das du vielleicht kennst: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Und glaub mir, tritt der Schadensfall erstmal ein, bereust du es schnell, wenn du dich nicht um deine Versicherungen und deine persönliche Vorsorge gekümmert hast.
Während die Themen Vermögensaufbau und Geldanlage super-en-vogue sind, zum Glück immer mehr junge Menschen darüber sprechen und ihr Geld an der Börse investieren, sind Versicherungen bisher die unbeliebte kleine Schwester: Es wird dauernd über sie gesprochen, du weißt, du solltest dich echt mal drum kümmern, aber irgendwie ist das nervig und auch nicht so dringend – deshalb schiebst du es lieber auf die lange Bank. Zu Unrecht! Denn Versicherungen sind unglaublich wichtig und essenziell für eine erfolgreiche Finanzplanung. Es gibt kein erfolgreiches Investieren ohne Absicherung mit Plan!
So wichtig dieses Thema auch ist, gibt es wohl in keinem anderen Fachbereich so viele Vorurteile: Wenn es drauf ankommt, zahlt die Versicherung doch sowieso nicht, Rentenversicherungen lohnen sich nicht, du brauchst nur eine Privathaftpflicht, der Onkel vom Bekannten von Opas Freund hat von der Berufsunfähigkeitsversicherung nichts ausgezahlt bekommen … Besser gar nicht erst Zeit und Geld damit verschwenden! Ich glaube, beim Thema Versicherungen gibt es noch mehr Vorurteile und gefährliches Halbwissen als beim Thema Geldanlagen. Auf der einen Seite kann ich das verstehen, denn die Versicherungsbranche hat sich leider nicht immer mit Ruhm bekleckert. Auf der anderen Seite müssen wir uns immer vor Augen halten, dass Medien am liebsten über Kontroversen und Skandale berichten, denn die bringen Klickzahlen. Wahrscheinlich würde niemand auf einen Artikel mit dem Titel »Versicherung leistet wie vertraglich vereinbart« klicken – obwohl das tagtäglich passiert. So läuft das eben, auch und vor allem auf Social Media.
Dazu kommt, dass es in der Schule keinerlei finanzielle Bildung gibt. Du hast vermutlich einen Schulabschluss, aber über Steuern, Geldanlage, Versicherungen und Co. hast du in der Regel trotzdem nichts gelernt. Aber hey, du weißt, wie eine Gedichtanalyse funktioniert! Polemiken beiseite: Wenn man Glück hat, geben einem die Eltern ein bisschen finanzielle Bildung mit. Das ist schon ein großes Privileg. Denn auch unsere Eltern hatten das gleiche Problem wie wir – wenn sie in der Schule keine finanzielle Bildung bekommen haben, woher sollen sie die dann nehmen?
Deshalb zögerte ich nicht lange, als ich vom Goldmann Verlag gefragt wurde: »Hava, hast du Lust, nach Money Kondo nochmal ein Finanzbuch zu schreiben?« – Meine Antwort: »Ja, unbedingt, und ich weiß auch schon, zu welchem Thema: Versicherungen!« Denn mich persönlich begleitet das Motto »Better safe than sorry« schon mein Leben lang. Meine Eltern sind aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen, um Zuflucht zu suchen vor Krieg und Unruhen. Dank ihnen hatte ich das Glück, in einem sicheren Umfeld aufzuwachsen. Dieses sichere Umfeld hat mir überhaupt erst ermöglicht, dieses Buch zu schreiben. Nur so konnte ich ohne große Sorgen zur Schule gehen, Wirtschaftswissenschaften studieren und für mich und meine Familie ein sicheres Leben aufbauen. Deswegen kann ich heute meine Leidenschaft – das Thema Finanzen und Finanzplanung in all seinen Facetten – meinen Beruf nennen. Mit meinem Unternehmen Femance, das 2018 als reiner Finanzblog gestartet ist, möchten wir andere Menschen bei ihrem Weg in die finanzielle Sicherheit begleiten. Genau das möchte ich nun auch mit diesem Buch für dich tun.
Natürlich kann niemand auf dieser Welt für alles eine Garantie geben und hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben, aber eine Grundsicherheit im Leben gibt Halt und nimmt dir Sorgen und Ängste, damit du dir dein eigenes Leben aufbauen kannst. Und das ist Gold wert, insbesondere in den heutigen Zeiten.
Better safe than sorry – das kann jeder! Versprochen! Und es wird vielleicht sogar Spaß machen. Also lass uns gemeinsam in das Thema eintauchen.
Versicherungen und du:Alle für einen und einer für alle
Versicherungen begleiten dich jeden Tag, egal was du tust. Jeden Monat gehen von deinem Bruttogehalt recht viele Abgaben ab. Vielleicht ärgerst du dich darüber, vielleicht hast du es aber auch noch nie hinterfragt. Im Schnitt geben wir ca. 40 Prozent unseres Gehalts an den Staat ab, davon 19 Prozent Lohnsteuer und ca. 21 Prozent Sozialversicherungsabgaben. Jeden Monat zahlst du also 21 Prozent deines Gehalts in unser staatliches Versicherungssystem ein – ziemlich viel Geld. Schon allein deswegen sollte man mehr über Versicherungen und das ganze System wissen, oder? Zumal unsere Sozialversicherungsabgaben fast die höchsten in Europa sind. Nur Slowenien liegt aktuell leicht drüber. Zum Vergleich: Bei unseren Nachbarn Frankreich und Italien liegen die Sozialabgaben bei 11,9 und 9,5 Prozent – fast die Hälfte von dem, was wir jeden Monat einbezahlen.1
In Deutschland haben wir ein ausgeprägtes Sozialversicherungssystem, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern wie zum Beispiel den USA. Das alles haben wir Fürst Otto von Bismarck zu verdanken, der 1883 eine gesetzliche, verpflichtende Krankenversicherung für Arbeiter durchsetzte. Die ist uns in ausgebauter Form bis heute erhalten geblieben.
Dank Bismarck bist du in Deutschland zumindest existenziell abgesichert durch gewisse Pflichtversicherungen, deren Kosten von dir und deinem Arbeitgeber getragen werden. Darunter fällt beispielsweise die Krankenversicherung, die auch ein Teil unseres Sozialversicherungssystems ist. Die Aufgabe des Sozialversicherungssystems in Deutschland ist, die Versicherten bei bestimmten Schicksalsschlägen zu schützen. Dazu zählen Arbeitslosigkeit, Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Alter, Tod und Erwerbsminderung sowie Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten.
Wir können also sagen: Für das Geld, das wir jeden Monat abgeben, bekommen wir einen gewissen existenziellen Schutz.
Darauf können wir stolz sein. Aber reicht das aus? Da das Buch hier nicht zu Ende ist, ahnst du vielleicht schon, dass die Antwort nein lautet. Schauen wir uns also einmal genauer an, was Versicherungen machen und wo sie überhaupt herkommen.
Ein Schirm für alle Fälle: Was macht eigentlich eine Versicherung?
Der Ursprungsgedanke einer Versicherung kommt aus der Solidargemeinschaft. Jedes Individuum einer Gemeinschaft (Kollektiv) zahlt regelmäßig Geld in einen gemeinsamen Topf ein, um sich gegen ein gewisses Risiko, wie zum Beispiel einen hohen Sachschaden, abzusichern. Sollte es dann bei einer Person zu einem Schaden kommen, wird dieser aus dem Topf beglichen.
Die Versicherung verwaltet dieses Geld, beurteilt, wer die Zahlung aus dem Topf bekommt, und hat das abgesicherte Risiko im Blick. Sie ist also der vertrauenswürdige Mittelsmann.
Alle für einen und einer für alle – das gelebte Prinzip einer Versicherung. Dieses Prinzip geht bis in die Antike zurück, 500 Jahre vor Christus. Also ganz schön lange her! Im alten Griechenland konnte man damals ein sogenanntes Seedarlehen abschließen. Das nahm ein Schiffseigentümer auf, um einen Seetransport zu finanzieren, aber wenn das Schiff auf See verloren ging – beispielsweise durch einen starken Sturm –, musste das Darlehen nicht zurückgezahlt werden. Bei erfolgreichem Erreichen des Hafens und Auslieferung der Waren zahlte der Eigentümer das Darlehen mit hohen Zinsen an die Investoren zurück. Dieses Konzept, Risiken zu teilen, hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt und verfeinert.
Ein wichtiger Meilenstein war die Gründung der ersten Feuerversicherungsgesellschaften im 17. Jahrhundert. Diese entstanden vor allem in Großbritannien, wo das Risiko von Bränden in aufstrebenden Städten zunahm. Unternehmen wie die Friendly Society boten den Menschen Schutz gegen die finanziellen Verluste durch Feuerschäden an ihren Häusern. Das war der Vorgänger der Wohngebäudeversicherung.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Gründung der Hamburger Feuerkasse im Jahr 1676. Sie war eine der ersten öffentlichen Feuerversicherungsgesellschaften der Welt und diente als Vorbild für ähnliche Institutionen in anderen Städten. Die Hamburger Feuerkasse etablierte das Prinzip der staatlich organisierten Feuerversicherung, bei der die Versicherungsprämien von der Stadt erhoben und die Schäden aus einem gemeinsamen Fonds beglichen wurden. Dieser Ansatz war wegweisend und trug zur Entwicklung eines soliden Versicherungssystems bei.
Heute ist die Versicherungsbranche eine komplexe und dynamische Industrie, die eine breite Palette von Dienstleistungen anbietet, um Menschen und Unternehmen vor den unterschiedlichsten Risiken zu schützen. Das umfasst alles von der traditionellen Lebensversicherung bis zu innovativen Produkten im Bereich der Telematik und der digitalen Gesundheitsüberwachung. Die formelle Definition einer Versicherung kann man überall im Internet nachlesen:
Deckung eines im Einzelnen ungewissen, insgesamt geschätzten Mittelbedarfs auf der Grundlage des Risikoausgleichs im Kollektiv und in der Zeit.2
Und genau das haben die Seedarlehen aus der Antike schon gemacht. Man hat ein Risiko, von dem niemand weiß, wann und ob es überhaupt eintritt und in welcher Schadenshöhe. Auf der Grundlage von Vorfällen aus der Vergangenheit und gewissen Wahrscheinlichkeitsrechnungen kann man jedoch berechnen, wie hoch das Risiko für eine einzelne Person ausfällt. Und damit lässt sich dann jedes Risiko mit einem Preis versehen, den man für die Absicherung bei der Versicherung bezahlt.
Ich stelle mir die Versicherung gern als Regenschirm an einem stürmischen Tag vor. Wenn doch mal Regentropfen fallen, schützt dich der Regenschirm und hält dich trocken. Es kann aber auch passieren, dass du ihn gar nicht brauchst. Besser fühlt man sich aber – insbesondere vor einem wichtigen Termin –, wenn man sichergehen kann, nicht klitschnass zu werden. Genauso übernimmt eine Versicherung in deiner Finanz- und auch Lebensplanung unerwartete Kosten und schirmt dich so vor Risiken ab, die im Leben auftreten können.
Zusammengefasst bietet dir eine Versicherung also Sicherheit und Schutz vor den Unwägbarkeiten des Lebens, damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst.
Heute liegen diesem Prinzip fünf standardisierte Bausteine zu Grunde:
Ein Versicherungsvertrag: Um gewisse Risiken abzusichern, benötigst du einen Versicherungsvertrag mit einer Versicherungsgesellschaft. In diesem Vertrag werden die Bedingungen festgelegt, unter denen die Versicherung greift, sowie die Höhe der Deckung des Risikos und die Prämienzahlung.Prämienzahlung: Als Versicherungsnehmer zahlst du regelmäßig Prämien an die Versicherungsgesellschaft. Diese Prämien dienen dazu, einen Topf von Geldmitteln aufzubauen, aus dem später der Schadensfall abgedeckt wird.Risikobewertung: Die erfolgt in der Regel im Rahmen deiner Prämienzahlung. Der Versicherer berechnet anhand verschiedener Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Art des versicherten Objekts usw. – je nachdem, welches Risiko du absichern möchtest – die Höhe deiner Prämie. Je höher dein Risiko und der zu versichernde Betrag, desto höher ist meist auch die Versicherungsprämie.Schadensregulierungund Schadensfall: Wenn du einen Schaden erleidest, der durch den Versicherungsvertrag abgedeckt ist, beispielsweise einen Autounfall oder eine Krankheit, meldest du diesen Schaden der Versicherung. Diese prüft den gemeldeten Schaden und entscheidet gemäß den Vertragsbedingungen, ob er abgedeckt ist. Ist das der Fall, zahlt dir die Versicherungsgesellschaft eine Entschädigung, um den Schaden abzudecken.Fortlaufender Schutz: Die Versicherungsgesellschaft bietet Schutz, solange der Versicherungsvertrag besteht und die Prämien gezahlt werden. Du erhältst somit fortlaufende finanzielle Sicherheit bezüglich der Risiken, die der Vertrag abdeckt.Ich glaube, ohne Versicherungen, also ohne das Solidarprinzip, würde unsere Gesellschaft in der heutigen Form gar nicht existieren. Denn dieses Prinzip basiert auf der grundsätzlichen Lebensform des Menschen: in einer Gemeinschaft. Und gemeinsam ist man stark. Nur wenige Menschen haben so viele finanzielle Rücklagen, dass sie all die Risiken, die in unserer Gesellschaft vorkommen, abdecken können. Ohne Krankenversicherung könntest du dir einen Arztbesuch oder eine notwendige Operation vielleicht gar nicht leisten. Jede Krankheit, jede Verletzung wäre ein finanzielles Risiko. Du müsstest ständig darauf achten, nicht krank zu werden oder dich zu verletzen, weil die Kosten dafür astronomisch sein könnten. In der Arbeitswelt würde sich ebenfalls einiges ändern. Unternehmer würden möglicherweise weniger risikobereit sein und vor neuen Projekten oder Innovationen zurückschrecken, weil die Absicherung fehlte. Die wirtschaftliche Entwicklung könnte stagnieren, weil niemand ohne Netz und doppelten Boden das finanzielle Risiko eingehen wollte.
Daher bin ich der Meinung: Versicherungen bieten uns eine Art Sicherheitsnetz, das uns erlaubt, mutiger zu sein und Risiken einzugehen, ohne dass wir dabei ständig Angst haben müssen, alles zu verlieren. Sie geben uns die Freiheit, unser Leben zu leben und uns auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren, ohne uns ständig über »Was wäre, wenn«-Szenarien den Kopf zerbrechen zu müssen. Deshalb beruht auch unser Sozialsystem in Deutschland auf dem Solidarprinzip. Darüber sprechen wir noch detailliert in den nächsten Kapiteln.
Und was hat die Versicherung jetzt davon?
Solidarprinzip ist ja schön und gut – aber was hat jetzt ein Versicherungsunternehmen davon? Im Prinzip verwaltet die Versicherung das Geld der Gemeinschaft. Was gut ist, denn würdest du ohne einen Vertrag mit Menschen, die du nicht kennst, ein solches Kollektiv bilden? Wahrscheinlich eher nicht, ich würde es jedenfalls nicht tun. Stell dir vor, Tausende von Menschen wären in diesem Kollektiv und ihr müsstet gemeinsam entscheiden: Bekommt jemand die Versicherungsleistung ausbezahlt? Was genau soll versichert sein? Puh, das stelle ich mir ganz schön anstrengend vor! Allein in einer fünfköpfigen Familie zu entscheiden, was man essen möchte, ist schon eine schwierige Angelegenheit. Ein neutraler und sachlicher Mittelsmann ist also wichtig.
Und für diese Leistung zahlst du Geld, von dem die Versicherung sich als Unternehmen oder Institution finanziert. Zudem investieren Versicherungsgesellschaften zum Teil eingezahlte Prämien in verschiedenen Anlageklassen, um ihre finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Daraus generieren sie zusätzliche Renditen in Form von Zinsen, Dividenden, Wertzuwachs – je nachdem, in was investiert wird. Das Ganze lohnt sich also auch für die Versicherung.
Versicherung ist nicht gleich Versicherung
Um zu verstehen, wie eine Versicherung funktioniert, müssen wir uns anschauen, welche Formen eines solchen Unternehmens es gibt. Es lassen sich drei Formen unterscheiden:
Versicherung auf GegenseitigkeitÖffentlich-rechtliche VersicherungKaufmännische VersicherungHistorisch betrachtet entwickelte sich die Gegenseitigkeitsversicherung aus dem Fürsorgewesen der Handwerkerzünfte und Brandgilden, die ihren Mitgliedern gegen Beitragszahlung Leistungen bei Krankheit, Invalidität und Tod erbrachten. Diese genossenschaftlichen Ansätze fanden im 19. Jahrhundert in Gotha eine moderne Ausprägung mit Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit für Feuer- und Lebensversicherung.
Im Gegensatz dazu entstanden öffentliche Versicherungseinrichtungen wie die Hamburger Feuerkasse von 1676 auf staatliche Initiative hin. Diese Einrichtungen wurden als Erfüllung einer der Aufgaben des aufgeklärten Absolutismus angesehen, um die »Wohlfahrt der Untertanen« zu fördern. Sie dienten der Erhaltung des Gebäudebestandes und dem Schutz des Realkredites.
Die kaufmännische Versicherung, insbesondere die Seehandelsversicherung, gelangte über Oberitalien nach England und von dort aus nach Deutschland, vor allem durch holländische Kaufleute nach Hamburg. Mit der Zeit kamen moderne Versicherungsformen wie die Lebens- und Sachversicherung aus England nach Deutschland, nachdem dort mathematisch-statistische Grundlagen dafür geschaffen worden waren.
In Deutschland wurden ab dem 19. Jahrhundert mathematisch fundierte Versicherungsformen populär, die auf exakter Kalkulation beruhten und die älteren, weniger präzisen Versicherungskassen ersetzten. Diese Entwicklung spiegelte sich in der Einführung von Lebens- und Sachversicherungen wider, wobei die Versicherungsmathematik eine wichtige Rolle spielte. Das sind die Versicherungen, wie wir sie heute kennen.
Wer versichert die Versicherer?
Witzige Frage, aber ja: Auch eine Versicherung ist versichert. Ein sogenannter Rückversicherer ist eine »Versicherung für Versicherer«. Übersteigen beispielsweise Schäden die finanziellen Möglichkeiten eines Versicherers, übernimmt die Rückversicherung einen Teil der Kosten. Insbesondere bei Großschadensereignissen, die sehr viele Versicherungsfälle in einer kurzen Zeit betreffen – beispielsweise Naturkatastrophen –, schützt der Rückversicherer die Versicherer. Nehmen wir etwa Flutkatastrophen, bei denen meist in sehr kurzer Zeit viele Personen gleichzeitig betroffen sind und ihre Versicherung in Anspruch nehmen müssen. Das kann dazu führen, dass einige Versicherer je nach Ausmaß der Katastrophe den Schaden nicht komplett decken können oder nach der Regulierung Insolvenz anmelden müssten – was auch kritisch für unsere Gemeinschaft wäre.
Hier spielen Rückversicherer eine entscheidende Rolle, indem sie Risiken über verschiedene geografische Regionen und Branchen hinweg diversifizieren. Das trägt zur Stabilität der Versicherungsmärkte bei und gewährleistet die finanzielle Stärke von Versicherungsgesellschaften, insbesondere bei außergewöhnlich großen Schadensereignissen. In der Praxis merkst du das aber gar nicht, deshalb wissen viele nicht, dass es diese Rückversicherer überhaupt gibt. Du musst auch nicht zwei Verträge schließen, einmal mit dem Versicherer und einmal mit dem Rückversicherer, es reicht der normale Vertrag mit deiner Versicherung.
Gesetzlich versichert und gut ist?
Wir haben jetzt gelernt, dass es privat organisierte und staatlich organisierte Versicherer gibt – beides ist heute in unserer Gesellschaft etabliert, vor allem in Deutschland. Der Staat kümmert sich beispielsweise um viele soziale Versicherungen und verpflichtet uns etwa zum Abschluss von Sozialversicherungen wie gegen Arbeitslosigkeit und Co. Aber reicht das aus?
Fakt ist: Die gesetzlichen Sozialversicherungen bieten eine Grundlage in schwierigen Phasen im Leben. Sie sind ein Auffangnetz, werden aber niemals unseren gewohnten Lebensstandard finanzieren und unsere Finanzplanung garantieren. Denn die Zahlungen aus dem Sozialversicherungssystem haben Grenzen – sowohl monetär als auch bei der Dauer der Auszahlungen. Beispielsweise kannst du nicht ewig Arbeitslosengeld I beziehen oder Krankengeld erhalten. Auch die Höhe dieser Zahlungen ist gedeckelt und beschränkt sich auf ein Existenzminimum, was weit entfernt von den eigenen finanziellen Vorstellungen und Verpflichtungen sein kann. Mehr kann das Solidaritätsprinzip in Deutschland finanziell nicht abdecken. Wer höhere Leistungen erwartet, müsste dafür deutlich mehr von seinem Bruttogehalt abgeben (was unrealistisch ist, denn wie wir gesehen haben, geben wir schon sehr viel ab). Alternativ müssten diese Leistungen über andere Steuereinnahmen querfinanziert werden (was bei der gesetzlichen Rente übrigens schon seit Jahren gemacht wird). Dann hätten wir aber wahrscheinlich kein Geld übrig für Straßen, Schulen und all die anderen wichtigen Dinge in einer Gesellschaft.
Deshalb gilt bei der eigenen Finanzplanung und auch beim Thema Versicherung: Um sorglos durchs Leben zu gehen, ist Eigenverantwortung gefragt! Wie das genau aussieht, werden wir in diesem Buch gemeinsam lernen und erarbeiten.
Ohne Versicherungen keine erfolgreiche Finanzplanung
In meinem ersten Buch, Money Kondo, habe ich über die Finanzplanung im Allgemeinen gesprochen und dabei im Rahmen des Money-Kondo-Modells die Säulen der Finanzplanung aufgezeigt. Genau dieses Modell möchte ich an dieser Stelle nochmal aufgreifen. Die meisten von uns denken nicht an das Thema Versicherungen, wenn wir über unsere Finanzen, Altersvorsorge und Vermögensaufbau nachdenken. Zum einen macht das vielen einfach keinen Spaß. Und zum anderen sieht man keinen direkten Effekt, wenn man sich um seine Versicherungen gekümmert hat. Anders ist das etwa beim Investieren oder Sparen. Da sehe ich, wie mein Geld sich von Tag zu Tag vermehrt. So macht die Finanzplanung gleich viel mehr Spaß.
Bei Versicherungen ist das nicht so. Ich sehe eine Abbuchung von meinem Konto, mehr nicht. Wahrscheinlich spüre ich auch nicht viel dabei, außer vielleicht ein bisschen mehr Seelenfrieden. Erst wenn das abgesicherte Risiko eintritt und ich auf meine Versicherung zurückgreifen kann, kommt Dankbarkeit oder Erleichterung auf. Bis dahin merke ich aber keinen Fortschritt, keine Entwicklung. Und ich glaube, genau das macht das Thema so unattraktiv. Klar, man ist abgesichert, fühlt sich wohl, kann nachts vielleicht besser schlafen. Aber sehen tut man davon erstmal nichts.
Lass uns also erst mal sichtbar machen, warum Versicherungen ein essenziell wichtiger Teil der Finanzplanung sind!
Das Fundament der Finanzplanung bilden die Ziele, die du hast. Ein Beispiel für ein finanzielles Ziel könnte sein: mit 67 in Rente zu gehen und bis dahin die eigene Rentenlücke von 1000 Euro monatlich durch eine private Altersvorsorge abgedeckt zu haben. Im nächsten Schritt muss ich Geld sparen, um dieses Ziel umsetzen zu können. Aber bevor ich mir überlege, worin ich dieses Geld investieren kann, um mein Ziel zu erreichen, muss ich mir Gedanken darüber machen, welche Risiken ich habe, die das Erreichen dieses Ziels gefährden könnten. Denn jedes Risiko bedeutet ein finanzielles Risiko in der Finanzplanung. Könnte ich krank werden, sodass ich meine Sparrate nicht regelmäßig bedienen kann? Was ist, wenn ich arbeitslos werde? Welche Risiken würden meine Finanzplanung essenziell bedrohen? Welche könnte ich ohne große finanzielle Einbußen überbrücken?
Und genau das ist der springende Punkt: Ich kann mir krasse Investitionsmöglichkeiten überlegen und unendlich viel Geld sparen, sollte aber was Unkalkuliertes passieren, kann das Geld schnell wieder weg sein und das Ziel in weite Ferne rücken oder gar unerreichbar werden. Hier mal ein Beispiel, um das Ganze zu veranschaulichen: Als Investition wähle ich ein eigenes Haus. Bevor ich jetzt anfange, jeden Monat meine Tilgung inklusive Zinsen zu leisten, und mich freue, in 40 Jahren alles abbezahlt zu haben, muss ich überlegen: Was mache ich, wenn ein Partner, der den höchsten Anteil der Tilgung übernimmt, verstirbt? Was mache ich, wenn ein schwerer Sturm mein teures Haus beschädigt? Mit diesen Fragen im Hinterkopf sollte ich als Teil meiner Finanzplanung darüber nachdenken, ob eine Risikolebensversicherung und eine Wohngebäudeversicherung nicht wichtige Must-have-Versicherungen für mich wären.
Ich glaube, du verstehst, was ich damit sagen will. Es macht mehr Spaß, sich zu überlegen, worin man sein Geld investiert, als sich mit »Was wäre, wenn«-Szenarien zu beschäftigen. Ohne dieses »Was wäre, wenn« kann es mit dem Spaß aber auch schnell wieder vorbei sein.
Wenn ich die großen finanziellen Risiken abgesichert habe, ergibt es Sinn, sich eingehender mit dem Investieren auseinanderzusetzen. Der letzte wichtige Schritt bei der Finanzplanung ist das Dranbleiben und Anpassen. Das zieht sich über alle Themen hinweg: Je nachdem, in welcher Lebenssituation ich bin, muss ich meinen Finanzplan immer wieder anpassen. Beispielsweise, wenn ich eine Familie gründe oder in die Rentenphase eintrete. Das gilt auch für die Versicherungen. Es können neue finanzielle Risiken und damit neue sinnvolle Absicherungen dazukommen oder auch wegfallen. Damit das Ganze für dich so pragmatisch und anschaulich wie möglich wird, möchte ich die verschiedenen Lebenssituationen in diesem Buch abbilden, damit du weißt, worum du dich in jeder Phase kümmern solltest. Dafür werden uns folgende Personas begleiten, die bestimmte Lebensumstände verkörpern:
Marc, 21 Jahre
Azubi in der Pflege
Verdient 1200 € brutto im 3. Lehrjahr
Wohnt noch zu Hause bei seinen Eltern
Lina, 33 Jahre
Marketingmanagerin
Verdient 3800 € brutto
Wohnt zur Miete
Geht viel und gern klettern
Hat einen Hund
Theresa, 35 Jahre
Alleinerziehende Mama von zwei Kindern
Geschieden
Teilzeitkraft im Verkauf
Verdient 1 800 € brutto
Wohnt zur Miete
Verbringt gern Zeit mit ihren Kindern
Ben, 45 Jahre
Selbstständiger Softwareentwickler
Verdient ca. 6700 € brutto
Hat eine Eigentumswohnung
Hat ein Auto
Legt Wert auf eine hochwertige und edle Einrichtung zu Hause, da er viel Kundenbesuch bekommt
Ist nicht rentenversicherungspflichtig
Familie Gashi, beide Ehepartner 43 Jahre
Paar mit zwei Kindern
Frau Gashi, Ingenieurin und Führungskraft, verdient 7000 € brutto
Herr Gashi, Mechaniker in Teilzeit, verdient 1800 € brutto
Wohnen in eigenem Haus, das sie finanzieren
Haben ein Auto
Im Verlaufe des Buches werden wir uns anschauen, in welchem Umfang unser staatliches Sozialversicherungssystem die finanziellen Risiken der einzelnen Personas abdeckt, welche privaten Versicherungen es darüber hinaus gibt, in welcher Lebenslage du welche Versicherungen brauchst, welche Versicherungen für dich eher Nice-to-have und welche vielleicht sogar unnötig sind. Suche dir von den Personas am besten die aus, deren Lebenslage deiner eigenen am ähnlichsten ist, und merke dir ihren Namen. Alles, was für sie relevant ist, ist sehr wahrscheinlich auch für dich relevant. Es können auch mehrere Personas sein, wenn du beispielsweise selbstständig bist und eine Familie hast. Wenn sich deine Lebenssituation ändern sollte, kannst du immer wieder hierher zurückkehren und schauen, welche Persona nun am besten zu dir passt.
Was mir an dieser Stelle noch sehr wichtig ist: Wir werden nicht über jede Versicherung in der gleichen Ausführlichkeit sprechen und auch nicht jede Versicherung, die es auf dem Markt gibt, im Einzelnen durchleuchten. Das würde den Umfang des Buches komplett sprengen, wäre aber auch nicht zielführend. Denn zum einen wollen wir über die wichtigsten Versicherungen für unsere Finanzplanung sprechen, also die Must-haves, ohne dass dieses Buch ein Ratgeber für einzelne Versicherungsprodukte wird. Zum anderen möchte ich dir ein vernünftiges Versicherungs-Mindset an die Hand geben, mit dem du in jeder Lebenslage selbst abwägen kannst, welche Versicherungen du abschließen möchtest und worauf es im Rahmen deiner persönlichen Absicherung und Finanzplanung ankommt. Denn solange verschiedene Lebensrealitäten auf der Welt existieren, wird es kein Richtig oder Falsch geben – und am Ende bist du die einzige Person, die entscheiden kann, was du brauchst.
Lohnt sich das für dich?
Die meisten von uns haben beim Thema Versicherungen erst mal die Frage im Kopf: Lohnt sich diese Versicherung für mich? Dabei ist das die völlig falsche Frage. Dass wir trotzdem meist so denken, liegt an der »anekdotischen Evidenz« – darunter versteht man Einzelberichte oder persönliche Geschichten, die genutzt werden, um eine bestimmte Behauptung zu unterstützen. Anders als wissenschaftliche Beweise basiert anekdotische Evidenz auf subjektiven Erfahrungen und nicht auf systematischen Untersuchungen. Deshalb denken zum Beispiel sehr viele Menschen: Eine Zahnzusatzversicherung ist wichtig, weil jeder nun mal zum Zahnarzt geht, und irgendwann hat man was an den Zähnen, dann lohnt sich die Versicherung wieder. Das ist aber per se ein falscher Gedankengang, denn eine Versicherung muss in erster Linie nicht wahrscheinliche Risiken abdecken, sondern die, die deine finanzielle Existenz bedrohen. Denn Risiken sind überall, die Frage ist nur, welche Auswirkungen diese Risiken haben, wenn sie eintreten. Eine Zahnspange wird in der Regel nicht deine finanzielle Existenz bedrohen. Wenn etwa ein Kind Laufen lernt, verzichten wir auch auf Helm und Knieschoner, obwohl es sehr wahrscheinlich bei seinen ersten Versuchen hinfallen wird. Das Risiko ist groß, aber es wird nicht die Existenz des Kindes bedrohen. Anders sieht es aus mit Steckdosen. Das Risiko, dass ein Kind in eine Steckdose hineinlangt, ist viel geringer, als dass es beim Laufenlernen hinfällt. Wenn es aber passiert, kann es existenzbedrohend sein und die Folgen furchtbar. Deshalb besorgen wir Abdeckungen, um dieses Risiko zu minimieren.
Die Frage, ob sich eine Versicherung lohnt, ist also falsch. Stattdessen solltest du dich fragen, welche Risiken hohe finanzielle Folgen für dich hätten, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass diese eintreffen, vielleicht nicht so hoch ist. Damit wären wir wieder beim richtigen Mindset, das du für dieses Thema brauchst. Die richtige Frage, die du dir stellen solltest, lautet:
Was ist für dich eine Must-have- und was eine Nice-to-have-Versicherung?
Um herauszufinden, welche Versicherungen für deine erfolgreiche Finanzplanung unbedingt notwendig und welche eher Nice-to-haves sind, ist es wichtig, dich mit folgenden Fragen zu beschäftigen:
1. Wie schwerwiegend wären die finanziellen Folgen, wenn dieses Risiko eintreten sollte?
Lautet die Antwort »sehr schwerwiegend«? Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Must-have-Versicherung.
2. Könnte ich diese finanziellen Folgen selbst tragen?
Lautet die Antwort nein? Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Must-have-Versicherung.
3. Welche Auswirkungen hätten diese finanziellen Folgen auf meine Finanzplanung? Könnte ich meinen aktuellen Lebensstandard halten, wenn sie eintreten sollten?
Nein? Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Must-have-Versicherung.
4. Könnte ich weiterhin meine Ziele erreichen, wenn diese finanziellen Folgen eintreten sollten?
Nein? Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Must-have-Versicherung.
5. Wäre meine Familie finanziell eingeschränkt, wenn dieses Risiko eintreten sollte?
Ja? Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Must-have-Versicherung.
Prinzipiell kannst du dir merken: Wenn die finanziellen Folgen bei Eintreten eines Risikos überschaubar für dich sind, dann handelt es sich vermutlich um eine Nice-to-have-Versicherung (wie beispielsweise die Zahnzusatzversicherung), die du gern abschließen kannst, wenn du das möchtest und dich wohler damit fühlst. Aber bitte kümmere dich vorher um die Must-have-Versicherungen! Die decken Risiken ab, deren finanzielle Tragweite für dich und ggf. auch für deine Familienangehörigen deutlich höher wäre, vielleicht sogar gar nicht zu stemmen. Denk daran: Nur weil diese Risiken nicht so oft eintreten mögen, heißt es nicht, dass sie dich nicht betreffen könnten.
Von Grund auf abgesichert: Was unser Sozialversicherungssystem zu bieten hat
Bevor wir zu den Must-have- und Nice-to-have-Versicherungen kommen, schauen wir uns erst einmal gemeinsam an, wie du im Rahmen unseres öffentlich-rechtlichen Sozialversicherungssystems abgesichert bist. Das Sozialversicherungssystem in Deutschland ist sehr wichtig – zum einen für dich als Einzelperson, zum anderen aber auch für uns als Gesellschaft und für den Staat. Dieses System ist mit gewissen Pflichtversicherungen