Bewegungsabläufe auf der E-Gitarre verstehen - David Gabosch - E-Book

Bewegungsabläufe auf der E-Gitarre verstehen E-Book

David Gabosch

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Beschreibung

Dieses Buch bietet in bislang einzigartiger Weise umfassende Einblicke in die Bewegungsabläufe der Finger, Hände und Arme beim Spielen auf der E-Gitarre in hohem Tempo. Schwerpunkte sind: Detaillierte Beschreibungen der Haltungen und Bewegungen für linke Hand (!) und rechte Hand zum effektiven, ergonomischen und schnellen Spiel von Tonleitern (Shredding), Arpeggien und komplexen Linien (Jazz, Fusion) mittels Alternate Picking, Crosspicking, Sweeping, Legatotechnik und Tapping. Dazu jeweils passende Übungen. Außerdem: Tipps zu verschiedenen Möglichkeiten des effektiven Übens. Es ergänzt bestehende Unterrichtswerke durch genauere, umfassendere Darstellungen der Spieltechniken. Zielgruppe: Ambitionierte Gitarrenspieler/-innen, die ihre Spieltechnik verbessern oder erweitern wollen. Dieses Buch ermöglicht ein tieferes Verständnis der Bewegungsabläufe beider Hände. Dabei wird auch auf folgende Fragen eingegangen: · Wie funktioniert 'lockeres' Spielen? · Wie meistere ich Skalen mit Fingerspreizungen, ohne mich zu verkrampfen? · Wie meistere ich das Timing beim Sweeping? · Wie meistere ich komplexe, schnelle Linien (Fusion, Jazz) mit linker Hand und rechter Hand? · Welche Haltung erlaubt mir, leichter und schneller zu spielen?

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Seitenzahl: 93

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Einführung

Teil 1: Der 'blinde Fleck' der E-Gitarrenliteratur und -videos: Der linke Arm!

1. Was braucht meine Hand? Experimente

2. Grundhaltung ist gut für Grundhaltung – sonst (fast) nichts – Locker Greifen über 5 Bünde?

3. Was braucht meine Hand? Übungen auf einer Saite mit Lagenwechsel

4. Was braucht meine linke Hand beim Saitenwechsel? 'Shredding'-Sequenz

5. Haltungswechsel innerhalb eines Arpeggios über 6 Saiten (Sweeping-Fingersatz)

6. Komplexe Linien – Aufteilen in leichte Bestandteile

Teil 2: Alternate Picking und Sweeping

7. Varianten des Alternate Picking (Wechselschlag)

8. Highspeed Alternate Picking 1: Rückblick auf die 'Shredding-Sequenz'

9. Highspeed Alternate Picking 2: 3-Noten-Pro-Saite Skala: Neigung des Plektrums anpassen

10. Alternate Picking für komplexe Linien und Arpeggien: Crosspicking

11. Sweeping üben – Wie schaffe ich das Timing?

Teil 3: Hammer-on, Pull-off (Bindungen), Tapping

12. Was kann mir helfen, locker durch längere Legatophrasen zu gelangen?

13. Wie bekomme ich Regelmäßigkeit und einen 'fließenden' Klang in meine Tappingphrasen?

Teil 4: Üben

14. Tipps zum Üben

Anhang

15. Abkürzungen

Literatur

Einführung

Liebe Leserin, lieber Leser1,

dieses Heft soll dazu beitragen, bestehende Gitarrenschulen in einigen wichtigen Punkten zu ergänzen. Denn vielfach findet der aufstrebende Gitarrenvirtuose in solchen Büchern oder Videos leider nur, was man spielen sollte, um seine Spieltechnik zu verbessern, aber nicht, wie genau man das schaffen kann. Um das „wie“ geht es in diesem Heft: Beschreibungen und Anleitungen für die Bewegungsabläufe, die so wesentlich sind für das Meistern der verschiedenen Spieltechniken, insbesondere in hohem Tempo und mit Leichtigkeit.

Aus diesem Grund habe ich einige Übungen zusammengestellt, die dann sehr genau bewegungstechnisch unter die Lupe genommen werden. An ihnen lassen sich exemplarisch wichtige Bewegungsabläufe und -zusammenhänge erlernen und beobachten. Mit diesen Erkenntnissen bereichert wird es einem deutlich leichter fallen, neue Songs, Licks und Soli spielen zu lernen, da man die erforderlichen Bewegungsabläufe schneller erkennt.

Die beschriebenen Bewegungsabläufe sollen dabei nicht als absolut gültige Regeln gelten, die man sich anhand von Bildern und Noten aneignet, sondern vielmehr als 'Zutaten', deren Dosierung mit Feingefühl zu erproben ist. Da manche Übungen unter mehreren technischen Aspekten sowohl bezüglich der linken Hand als auch der rechten Hand erneut aufgegriffen werden, empfehle ich, zunächst nicht auf ein hohes Zieltempo hin zu üben, sondern sich erst mit den übrigen Bewegungsabläufen und Tipps über die folgenden Kapitel vertraut zu machen. Also am besten: Erst einmal alles in eher langsamem Tempo 'durchprobieren'. So verschafft man sich schnell einen Überblick und kann am besten entscheiden, wie es weiter gehen soll.

Die grafischen und fotografischen Darstellungen in diesem Heft können mit dem Ziel der deutlichen Veranschaulichung manche Haltungen und Bewegungen leicht übertreibend darstellen. Im Umgang hiermit kommt es darauf an, selbst zu spüren, wie viel davon sinnvoll und passend ist.

Das vorliegende Heft stellt zwar Verbindungen zu bekannten Lehrwerken und verbreiteten Erkenntnissen dar, beruht jedoch, wie teils auch diese, auf subjektiven Erfahrungswerten aus Übung und Unterricht. Es handelt sich bei den Übungen und Hinweisen, wie bei aller Musik mit virtuosem Charakter, um artistische Herausforderungen, die hohe Ansprüche an korrekt ausgeführte Bewegungen stellen. Dieses Heft stellt jedoch keine fachgerechte medizinische Beratung dar, die man sich aber bei Unsicherheiten oder Problemen einholen sollte. Es gibt hierfür beispielsweise Musikersprechstunden an Kliniken.

Neben den verschiedenen eigenen Ideen zu diesem Heft, die mir selbst als Gitarrist und Gitarrenlehrer im Laufe der Zeit gekommen sind, wie zum Beispiel die diversen 'Experimente' zum Be-Greifen spieltechnischer Voraussetzungen, mein Ansatz, um 'Streckung' der Greifhand über 5 Bünde entspannter zu gestalten, oder 'Kringel-Bilder' und 'Kringel-Linie' beim Crosspicking, sind außerdem Gedanken grundlegend eingeflossen, die im Bereich der klassischen Gitarrenpädagogik – wenn auch bislang wenig in der Literatur – bereits verbreitet sind, die ich dann auf für die E-Gitarre typische Solospielsituationen übertragen habe, wie etwa die Bewegungen des linken Armes.

Des weiteren beziehe ich mich im Kapitel zur rechten Hand dann teilweise auch auf durch Lehrvideos und Internet inzwischen bekannte Konzepte (z. B. Neigung des Plektrums), ergänze sie allerdings auch um wertvolle praktische Übungen und alternative Sichtweisen hierauf, die einem das Lernen der jeweiligen Bewegungsabläufe deutlich erleichtern können.

Insgesamt empfehle ich, die Kapitel, die einen interessieren, quasi 'mit der Gitarre in Reichweite' durchzuprobieren. Der relativ umfangreiche beschreibende Text ist kaum Theorie, sondern vielmehr praktische Anleitung.

Ich hoffe, dass dieses Heft die Leserin / den Leser den eigenen Zielen auf der Gitarre ein Stück weit näher bringt, und wünsche dabei viel Spaß!

David Gabosch

1 Im Folgenden wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit die männliche Form „Leser“ bzw. „Gitarrist“ gewählt, mit der dann beide Geschlechter gemeint sind.

Teil 1: Der 'blinde Fleck' der E-Gitarrenliteratur und -videos: Der linke Arm!

1. Was braucht meine Hand? Experimente

Es gibt einige 'Grundregeln' zur Haltung der LH2 die man im Hinterkopf behalten sollte, auch wenn wir im folgenden einige 'Experimente' durchführen werden:

Linker Arm und Ellbogen sollten beweglich bleiben, um der jeweiligen Spielsituation dienen zu können, und nicht blockiert werden.

Das Handgelenk der LH sollte stets gerade oder nur minimal gebeugt sein, niemals stark gebeugt. Unterarm und Handgelenk bilden (einigermaßen) eine Linie. (Im Spiegel kontrollieren, immer wieder...)

Der Daumen muss frei beweglich bleiben, darf kaum Druck ausüben.

Es wird immer möglichst nahe am Bundstäbchen gegriffen, da es hier am leichtesten geht.

Es reicht aber keineswegs, allgemeine 'Regeln' zu kennen, um erfolgreich Gitarre zu lernen, sondern die eigenen Hände sind es, die man kennenlernen muss!

Der berühmte Klavierpädagoge und Pianist Heinrich Neuhaus, aus dessen Klavierklasse zahlreiche Pianisten von Weltrang hervorgegangen sind, schreibt hierzu einleitend zu seinem Werk 'Die Kunst des Klavierspiels'3:

„Je besser ein Pianist die drei Komponenten Musik, sich selbst (den Interpreten) und das Klavier kennt, desto sicherer wird er ein Meister und kein Dilettant.“

In diesem Heft wird es im wesentlichen um die zweite Komponente und ein Stück weit um die dritte (hier: Gitarre) gehen. Jener Satz von Neuhaus wird von mir als ernst gemeinte Aufforderung verstanden, sich intensiv mit den eigenen Händen und allem, was noch als 'Interpret' körperlich und geistig am Gitarrenspiel beteiligt ist, vertraut zu machen (= zweite Komponente), bezogen auf die Möglichkeiten des Instruments (= dritte Komponente). Die musikalische Seite wird in diesem Heft bewusst außen vor gelassen.4

Bevor wir mit Übungen auf der Gitarre beginnen, widmen wir uns daher zunächst dem Kennenlernen der linken Hand. Denn ein ganz wesentlicher 'Trick' beim Gitarre spielen besteht darin, unsere physiologischen Gegebenheiten bewusst zu spüren und zu nutzen: Es kommt darauf an, dass wir von der Hand möglichst nur das verlangen, was sie tendenziell gut kann. Zu Spielsituationen, die darüber hinaus zu gehen scheinen, kommen wir später (Unterstützung durch den Arm).

Ziel ist in jedem Falle, auch wenn hier das Wort „Kraft“ benutzt wird, möglichst wenig hiervon zu verwenden, indem der Finger jeweils richtig positioniert wird.

Dabei ist klar, dass jeder Finger eine andere Länge hat, und die Hand insgesamt kein rechtwinkliges Gebilde ist, also ganz anders, als die Saiten und Bünde zueinander angeordnet sind. Dem ist nicht entgegenzuwirken durch Zwang, sondern vielmehr Rechnung zu tragen – die Hand mit ihrer komplexen Form ist gut, so wie sie ist.

Anstatt die Finger mit irgendwelchen Trainingsgeräten zwecks Kraftsteigerung zu quälen, von denen ich abrate, wollen wir nun ausprobieren, worin eigentlich die Stärke und Stabilität unserer Hand bereits liegt, bzw. wie sie zu nutzen ist. Alle, die am liebsten direkt am Griffbrett loslegen würden, bitte ich um Geduld und wohlwollende Aufmerksamkeit für die eigene linke Hand. Es lohnt sich!

Erstes Experiment: Stabilität der Hand

Zuerst halten wir den linken Arm vor uns in die Luft und lassen die linke Hand, der Schwerkraft folgend, locker hängen (Abb. 1). Dann behalten wir diese Handeinstellung bei, und stellen Hand mit den Fingerspitzen auf den Tisch. Die Form der Hand und der Finger stellt nun eine Art Gewölbe dar (Abb. 2). Wir klopfen zart mit allen Fingern und dem Daumen gleichzeitig auf den Tisch, und halten dafür eine leichte Spannung in den Fingern, sodass die Form der 'Kathedrale' in Gewölbebauweise erhalten bleibt, und spüren die Stabilität des Ganzen, die aber nicht in Muskelkraft, sondern in der 'Bauweise' gründet. Die Bewegung kommt ausschließlich aus dem Arm und dem Handgelenk (Abb. 2 und 3).

Abbildung 1

Abbildung 2

Abbildung 3

Zum Vergleich ein zweites Experiment, das eine ungünstige (!) Haltung verdeutlicht:

Wir legen zunächst eine Unterlage auf den Tisch, z. B. ein etwa daumendickes Buch oder die andere Hand. Dann legen wir die linke Hand mit der Handinnenseite nach unten darauf, sodass die Finger gerade so mit dem mittleren Gelenk über das Buch hinaus ragen. Das Fingergrundgelenk, das die Finger mit der Handfläche verbindet, liegt auf dem Buch und wird nicht bewegt. Wir klopfen nun mit Bewegungen der mittleren und äußeren Fingergelenke auf den Tisch. Dabei bleibt der Rest der Hand fixiert auf dem Buch (Abbildungen 4 und 5). Wie fühlt sich das im Vergleich mit dem ersten Experiment an? Wenn nun die ganze 'Klopfarbeit' von den letzten beiden Fingergelenken geleistet werden muss: Deutlich anstrengender, weniger 'stabil'.

Abb. 4 ungünstige Bewegung

Abb. 5 ungünstige Bewegung

Was lernen wir daraus für das Gitarrenspiel? Die Kraft sollte stets vom großen, starken Gelenk / Körperteil ausgehen. Je kleiner und schwächer, desto weniger sollte ein Bereich beansprucht werden. Der international erfolgreiche klassische Gitarrist Jens Wagner beschreibt diesen Zusammenhang in einem Aufsatz zur Haltungs- und Bewegungslehre für Gitarristen mit den prägnanten Worten: „Vom Großen zum Kleinen“5.

Zunächst für die Hand und Finger am Griffbrett lässt sich in diesem Sinne festhalten:

Die Hand möglichst immer wieder so in Position bringen, dass die Finger bogenförmig stabil und mühelos über ihr Grundgelenk greifend Kraft auf die Saiten übertragen können. Dabei wird allerdings aufgrund der Position der Hand am Griffbrett erforderlich, diese Bogenform gegenüber unserem Experiment noch etwas anzupassen, indem das Fingermittelgelenk stärker gebeugt wird (siehe unten), sodass Stabilität und Kraft 'umgeleitet' werden.

Drittes Experiment: Die Schwerkraft aus dem Arm

Wir formen den Zeigefinger der linken Hand wie im Experiment bogenförmig, dann noch stärker gebeugt wie einen Haken (

Abb. 6

) und hängen diesen am Griffbrett an (

Abb. 7

), sodass er mit der Spitze im 5. Bund der g-Saite greift. Man versuche dabei, das Gewicht des Armes für den Druck auf die Saite zu nutzen, sodass die Muskeln des Fingers und des Arms weniger leisten müssen. Der Daumen befindet sich in seiner üblichen Position, übt aber keinen Druck aus. Eventuell hilft es im Rahmen dieses Experiments, die Gitarre ein wenig zu sich hin zu kippen, sodass der Finger etwas mehr 'von oben' und nicht nur seitlich an das Griffbrett gelangt.

Abb. 6

Abb. 7

Jetzt probieren wir, diese Schwerkraft für einen Barrégriff zu nutzen:

Wie viel können wir beim G-Dur-Barrégriff in der 3. Lage, anstatt nur mit den Fingern zu drücken, durch die Übertragung des Armgewichts auf den Barréfinger an Krafteinsatz einsparen?

Wir spielen ein paar bequem greifbare offene Akkorde auf der Gitarre mit lockerem Strumming ('Geschrammel'). Wir lassen zwischendurch plötzlich die Saiten los, sodass Hand und Arm der Schwerkraft folgend frei herunterfallen, ohne diese Bewegung zu steuern. (Vorher schauen, dass man sich nirgends anrempelt!) Hier wird deutlich, woher ein Teil der Kraft auf den Saiten kommt: Von Arm über die Hand umgelenkte Schwerkraft. Die Frage ist nur: Wird sie gut über die Finger auf die Saiten geleitet (günstig) oder hindern allein Arm und Daumen die Hand am herunterfallen (ungünstig – verschwendetes Armgewicht)