Beyond Band 1: Ready ... fight! - Andrea Bottlinger - E-Book

Beyond Band 1: Ready ... fight! E-Book

Andrea Bottlinger

4,9

Beschreibung

Pokemon Go war gestern - morgen spielt die Welt Beyond. Computerspiele der Zukunft finden nicht mehr daheim am Computer statt, sondern draußen, wo sich die Realität durch technische Hilfsmittel wie Glasses, Contacts und kybernetische Augen mit virtuellen Elementen vermischt. Das größte dieser Spiele ist Beyond - Zuflucht für Millionen, deren Leben aus einer Abwärtsspirale aus Schufterei und Konsum besteht. Dann stirbt Juri Koslow, weil er einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, das eine Gefahr für diese letzte Zuflucht und den Rest Menschenwürde der Spieler bedeuten könnte. Und sein alter Freund, Leander Dohlman, muss rekonstruieren, was Juri wusste, bevor es zu spät ist ...

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Episode 1

Ready … fight!

Andrea Bottlinger

Digitale Originalausgabe

Beyond wird herausgegeben vom Rohde Verlag

Rohde Verlag, Auf der Heide 43, 53757 Sankt Augustin

Verleger & Redaktion: Markus Rohde

Autorin: Andrea Bottlinger

Lektorat: Christian Humberg

Covermotiv & -gestaltung: Martin Frei

Copyright © 2013 by Rohde Verlag

ISBN 978-3-95662-007-2

www.traumsphaeren.de/

www.helden-in-serie.de

www.rohde-verlag.de

Prolog

Gerade war es noch ein Spiel gewesen. Sie hatten den Keiler gejagt, über dessen Rücken Blitze zuckten. Sie waren ihm durch den Park hinterher gehetzt, dem Biest, das den Schatz eines Kobolds gefressen oder vielleicht auch eine Reisegruppe überfallen hatte – Leander wusste es nicht mehr. Es war nur eine dumme Geschichte, als die Bremsen quietschten, das Auto schlitterte, Tanjas Körper wie ein Blatt im Wind in die Luft geschleudert wurde.

Als Leander sie erreichte, bildete sich bereits eine Blutlache unter ihr auf dem Asphalt. Doch sie streckte noch die Hand nach ihm aus, packte die seine. Er hielt Tanja fest, blickte ihr in die Augen, in denen sich das Licht auf den winzigen Schaltkreisen in ihren Kontaktlinsen brach. Ihre Lippen bewegten sich. Vielleicht formten sie seinen Namen, vielleicht auch nicht. Sie drückte seine Hand, klammerte sich an ihn, als könnte er sie in der Welt der Lebenden halten. Dann sank sie zurück, ihr Griff wurde schlaff.

Es ging so schnell, und die Anzeige über ihrem Kopf zeigte noch immer volle Lebenskraft. Aber er fand keinen Puls mehr, als er mit zitternden Fingern danach tastete, erhielt keine Antwort, als er nach ihr rief, sie schüttelte, sie anflehte, nicht von ihm zu gehen. Der grüne Balken, der über ihr in der Luft schwebte, war eine Lüge, war nicht Teil dieser Realität. Genau wie die Blitze auf dem Rücken des Keilers, die auf der anderen Straßenseite zwischen den Ästen blinkten, als wollten sie ihn verspotten. Und genau wie die drei Battlebeasts mit ihren Panzern und Zähnen und Klauen, die sich um Tanja scharten, als gäbe es hier noch etwas zu beschützen.

»Logout«, flüsterte Leander. Sie alle verschwanden – die volle Lebensanzeige, der Keiler und die Battlebeasts. Alles, was blieb, war der zerbrochene Körper in seinen Armen und das Heulen von Sirenen in der Ferne.

Kapitel 1: Ein Jahr später

Der Wein schwappte langsam im Glas. Leander beobachtete die sanften Bewegungen, den Geschmack noch auf der Zunge. Bei Wein konnte man sich immer einreden, ihn aus kulturellen Gründen zu trinken, selbst wenn er aus einem Pappkarton stammte. Man war ein Genießer, kein Flüchtling vor der Realität. Für die Trinker gab es Schnaps.

»Hören Sie mir zu?«

Leander hob den Blick zum Bildschirm, der ein Gesicht mit Doppelkinn zeigte. Er hatte nicht zugehört, aber das war bei diesem Gesprächspartner auch nur bedingt nötig. »Sie möchten, dass ich eine Funktion in die App einbaue, die die Nutzer beleidigt.«

Das Doppelkinn wackelte. »Beleidigen ist nicht das Wort, das ich in diesem Zusammenhang verwendet wissen will. Wir wollen motivieren. Wir wollen ein wenig unterhalten. Humor ist wichtig, um die Kunden bei der Stange zu halten! Wenn unsere App keine Diäterfolge registriert, soll sie zum Beispiel fragen: ›Warst du heute Nacht heimlich am Kühlschrank?‹ «

Leander nahm einen weiteren Schluck Wein. »Sehr humorvoll.«

»Nicht wahr?« Doppelkinn strahlte. »Den habe ich mir selbst ausgedacht. Den Rest überlasse ich allerdings einem Texter. Er wird sich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen. Programmieren Sie einfach schon mal.«

Noch einen Schluck. »Natürlich.« Am nächsten Tag würde eine Mail kommen, man habe es sich anders überlegt. Das war so sicher wie der tägliche Spam.

»Dann will ich Sie nicht weiter von der Arbeit abhalten. Abnehmen Jetzt! soll immerhin bis nächste Woche fertig sein.«

Leander nickte. Diese lächerliche Diät-App war bereits fertig – zumindest wenn man die ständigen Änderungswünsche außer Acht ließ. Die Arbeit hatte einen Tag gedauert. Ein Kinderspiel für jemanden wie ihn, der bereits dem Labyrinth von Minos zu neuem virtuellem Leben verholfen hatte.

»Allerdings fällt mir gerade noch etwas ein«, sagte Doppelkinn.

»Ja?«

»Ich habe gehört, Sie hätten früher auch viel in Sachen Augmented Reality programmiert. Ich habe da ein neues Projekt …«

»Das mache ich nicht mehr.« Die Worte kamen viel zu schnell, aber Doppelkinn besaß vermutlich ohnehin nicht genug Empathie, das zu bemerken. Leander räusperte sich. »Weitere Apps sind kein Problem, aber nichts mit Augmented Reality.«

Doppelkinn schürzte die Lippen. »Denken Sie noch mal darüber nach. Die simplen Apps, die wir hier produzieren, sind die Vergangenheit. Zeug für alte Leute, die sich noch keine Glasses gekauft haben. Abnehmen Jetzt! wird das letzte Projekt in dieser Richtung sein. Danach steigen wir vollständig auf AR um.« Er beugte sich vor, bis sein Gesicht vollständig den Bildschirm füllte. »AR ist die Zukunft. Verschließen Sie sich nicht davor. Schauen Sie sich nur an, wie groß dieses Spiel innerhalb weniger Jahre geworden ist. Wie heißt es noch gleich? Before?« Ein Fingerschnippen. »Beyond, das war’s. Ich persönlich spiele ja nicht, für mich ist das pure Zeitverschwendung. Aber die Leute … Sind verrückt danach. Rennen durch die Gegend und kämpfen gegen Monster, die nur sie sehen. Als ich noch ein Kind war, wären Sie dafür in der Klapse gelandet, das garantiere ich Ihnen. Heute gilt es als cool.« Er lachte über seinen eigenen Witz, während der Wein auf Leanders Zunge mit einem Mal sauer schmeckte. »Sie schaufeln sich Ihr eigenes Grab, wenn Sie sich den neuen technologischen Möglichkeiten verschließen. Das war schon immer so. Bald braucht Sie keiner mehr, wenn Sie nicht mit der Zeit gehen.«

Leander nickte mechanisch. »Ich denke darüber nach. Bis dann.«

Er tippte auf das Icon des roten Hörers unter dem Bild. Doppelkinn verschwand und machte einem Vollkornbrot Platz. »Dieses Gespräch wurde Ihnen präsentiert von Bio or Nothing – Ihr Fachmarkt für eine gesunde Ernährung«, flötete eine Frauenstimme. »Bestellen Sie rund um die Uhr in unserem Online-Shop, und laden Sie unsere App auf Ihr Phone.«

Die Programme, mit denen Gesprächsinhalte analysiert wurden, um die thematisch passende Werbung zu schalten, wurden auch immer besser. Leander seufzte und nahm einen weiteren Schluck Wein. Im nächsten Moment verzog er das Gesicht. Immer noch sauer. Trotzdem schenkte er sich nach. Augmented Reality … Mit einem Mal sah er wieder die Blitze auf dem Rücken des Keilers vor sich, sah Tanja über die Straße rennen, ganz auf ihre Beute konzentriert …

»Augmented Reality, von wegen.«

Mit dem Glas in der Hand stand er vom Sofa auf. Das museumsreife Tablet, von dem aus er mit seinem Auftraggeber gesprochen hatte, ließ er in seiner Halterung auf dem Couchtisch. Er wanderte durch das kleine Wohnzimmer, vorbei an der leeren Wand, an die er Filme projizieren konnte. Zur anderen leeren Wand, an der seine Beyond-Poster gehangen hatten – eines davon hatte sogar den Keiler gezeigt. Zuletzt führte sein Weg zu einem fast leeren DVD-Regal. Tanja hatte es gekauft, um eine Retro-Filmsammlung zu beginnen, eine, die nicht in der Cloud lagerte. Leander strich mit dem Finger über die Bretter und hinterließ eine tiefe Spur im Staub. Irgendwann stand er am Fenster, blickte zur Kneipe gegenüber. Wo das alte Neonschild gehangen hatte, prangten Flecken an der unverputzten Mauer. Auch das hatte neuen technologischen Möglichkeiten weichen müssen. An seiner Stelle zogen sich Code- und Zeichenfelder um die Eingangstür des Lokals. Leander vermochte sie nicht auszulesen. Seine Glasses vergammelten seit einem Jahr in irgendeiner Schublade. Die Welt war angenehm ruhig, wenn man all die Pop-ups und Projektionen nicht sah. Manchmal aber auch zu ruhig.

Das Phone in seiner Tasche vibrierte. Gleichzeitig erklang aus der Richtung des Tablets ein leises Ping. Eine Mail.

Leander ignorierte das Phone und ging zum Tablet zurück. Er runzelte die Stirn, als er den Absender sah. »Juri?«

Das letzte Mal hatte er Juris Namen in der Flut aus Beileidsbekundungen gelesen, nach der Sache mit Tanja. Danach war Juri nach Beyond zurückgekehrt, wie alle seine Freunde, und hatte wieder Monster gejagt, Items gesammelt. Vermutlich hatten sie alle damit gerechnet, dass Leander ihnen irgendwann wieder folgte. Aber das war nie geschehen.

Leander tippte auf die Mail, um sie zu öffnen.

Von: Juri Koslow <[email protected]>An: Leander Dohlman <[email protected]>Betreff: Dringend

Hi,ich hoffe, diese Adresse funktioniert noch. Brauche Hilfe. Es ist wichtig. Die Zukunft steht auf dem Spiel. Es ist auch gefährlich, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Bitte.

Juri

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Leander schnaubte. Wichtig? Wenn das mal nicht hieß, dass Juri einfach bei einem besonders heftigen Gegner in Beyond nicht weiterkam.

Oder? Leanders Gedanken schweiften zurück. Juri mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, während die Gruppe um ihn herumstand und ihre Siegesfreude hinausschrie. Juris stoische Miene, als er und Leander einmal einen Bosskampf verloren. Juris Battlebeasts waren damals eines nach dem anderen gefallen, und er hatte nicht einmal die Stimme erhoben. »Verdammt«, hatte er am Ende nur gemurmelt.

Juri übertrieb nicht. Wenn er schrieb, etwas sei wichtig, konnte genauso gut das Schicksal der ganzen Welt auf der Kippe stehen.

Leander seufzte. Er öffnete den Messenger, über den er zuvor mit Doppelkinn gesprochen hatte. Irgendwo dort musste noch Juris Kontakt gespeichert sein. Falls er online war, konnten sie direkt reden. Langsam scrollte Leander die Liste der Namen hinab. Firmenkontakte, Firmenkontakte, Pizzaservice … Traurige Bilanz seines Lebens seit der letzten Neuinstallation. Wieder seufzte er und kehrte ins Mailprogramm zurück. »Tastatur.«

Tasten aus Licht erschienen auf dem Tisch vor ihm, projiziert aus der Kamera des Tablets. Leander legte die Hände darauf.

Von: Leander Dohlman <[email protected]>An: Juri Koslow <[email protected]>Betreff: Re: Dringend

Worum geht’s?

Leander

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Von: Juri Koslow <[email protected]>An: Leander Dohlman <[email protected]>Betreff: Re: Dringend

Können wir uns treffen? Derselbe Ort wie früher.

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Leander starrte die neue Mail eine Weile an. Eine dringende und gefährliche Angelegenheit, die nicht für die Augen des Analyseprogramms bestimmt war, das die automatische Werbung schaltete. Wie in einer dieser Mails, die Leute in Filmen schrieben, kurz bevor sie starben.

Wollte er damit überhaupt zu tun haben? Andererseits: Wollte er für den Rest seines Lebens allein zwischen leeren Wänden sitzen und Diät-Apps programmieren? Falls er überhaupt noch Aufträge bekam.

Leander tippte eine kurze Bestätigung und hatte prompt ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Aber das lag sicher nur an dem Ort, von dem sein alter Freund sprach. Schließlich war Leander seit der Sache mit Tanja nicht mehr dort gewesen.

Kapitel 2: Déjà-vu

Leander kniete sich vor das Bett und zog die Schublade darunter hervor. Staub wirbelte auf. Er hustete und wedelte die feinen Partikel fort. Ein ein unbezogenes Kopfkissen kam zum Vorschein. Er erinnerte sich gar nicht daran, mehr als ein Kopfkissen zu besitzen.

Schnell zog er es hervor und warf es achtlos über seine Schulter, was neuen Staub im Schein der Deckenlampe tanzen ließ. Dann endlich breitete sich ein Lager elektronischer Bauteile vor Leander aus. Er schob die Hände zwischen alte Kabel, Speicherkarten und uralte Smartphones aus der Zeit, als die Dinger noch riesige Bildschirme besessen hatten. »Ich hab sie doch nicht weggeworfen, oder?«

Die Zeit direkt nach Tanjas Tod war in seiner Erinnerung ein Wirbel aus Wut und Trauer, wie das Gemälde eines modernen Künstlers, der nur Grau und Schwarz und Rot verwendet hatte. Manchmal glaubte Leander Formen darin zu erkennen, doch das meiste blieb verschwommen. Alles Mögliche mochte in dieser Zeit geschehen sein. Durchaus denkbar, dass er sogar ein Gerät im Wert von mehreren Hundert Neo-Euro weggeworfen hatte.

Da stießen seine Finger auf ein vertrautes Metallgestell. Vorsichtig zog er es hervor.

Hatten seine Glasses nicht moderner gewirkt, als er sie das letzte Mal gesehen hatte? Nun erschienen sie ihm klobig im Vergleich zu den neuen Modellen, mit denen jeder auf der Straße herumlief. Breite Bügel, die viel Platz für Platinen und Schaltkreise boten. Seit einigen Monaten waren auch deutlich schmälere Gläser angesagt.

Leander hob die Brille auf Augenhöhe. Mit einem Mal drohten ihm die Bügel durch die Finger zu gleiten. Seine Hände wurden feucht. Sein Herz klopfte. »Nur dieses eine Mal«, flüsterte er. »Und nicht nach Beyond.«

Dennoch hatte er wieder Tanjas Gesicht vor Augen, umrahmt von ihrem eigenen Blut, die Augen dank der Contacts silbern wie die einer außerirdischen Königin. Sie blickten ins Leere, und …

Leander schüttelte den Kopf. Vielleicht sollte er Juri schreiben und ihm einen anderen Treffpunkt vorschlagen? Einen, den man auch ohne Glasses betreten konnte? Aber welchen? Sie kannten sich aus dem Netz, und Juri hatte sicher nicht ohne Grund keine Adresse genannt.

Leander presste die Lippen aufeinander und setzte die Glasses auf. Das Phone in seiner Tasche vibrierte, als es das Gerät erkannte und automatisch eine Verbindung herstellte.

Das Gewicht auf Leanders Nasenrücken war sofort wieder vertraut. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass ihm die ganze Zeit etwas gefehlt hatte. Für einen Moment glaubte er, sich nur umdrehen zu müssen, und Tanja stünde in der Tür, bereit für ein neues Abenteuer zu wagen.

Er drehte sich um. Der Türrahmen zum Schlafzimmer war leer. Leander nahm ein halb volles Weinglas vom Nachttisch und leerte es in einem Zug.

»Wenn es nicht wirklich wichtig ist, Juri, bring ich dich um.«

Diese Worte kamen Leander wieder in den Sinn, als er den Krankenwagen vor der Taverne sah, dem Treffpunkt für Gamer, Hacker und ähnliches Gesocks. Das Blaulicht blinkte gegen eine große Werbung an der Fassade des gegenüber liegenden Google-Towers an. Palmen, die dort verschwanden, wo Leanders Brillengläser endeten, neigten sich im vierten Stock über die Straße. Blaue Wellen rollten auf den Betrachter zu, das Logo des Google-Reiseplaners prangte darüber, und eine virtuelle Sonne tauchte die zwei Fahrspuren unter ihr in sommerliches Licht.

Sanitäter, die Namen verschiedener Medizinkonzerne auf dem Rücken, luden im hellen Schein eine Bahre aus der Rückseite des Krankenwagens. Leander reckte den Hals und versuchte über die Menge der Schaulustigen hinwegzublicken. Ein Unfall? Allerdings entdeckte er keine Glassplitter auf der Straße, kein beschädigtes Auto am Straßenrand.

Stattdessen lag eine reglose Gestalt auf dem Asphalt. Leanders Magen krampfte sich zusammen.

Seine Füße rannten, bevor sein Verstand den Befehl dazu gab. Er drängte sich durch die Menge, stieß Leute beiseite, schnappte hin und wieder Bruchstücke von Unterhaltungen auf.

»… Fahrerflucht …«

»Voll krank … hat der überhaupt gebremst?«

»Haste das drauf? … erster auf MyTube …«

Erst als ein Polizist ihn zurückschob, hielt er an, stellte sich auf die Zehenspitzen. Die Gestalt lag halb auf der Seite und in eine Lache aus Blut.

Ein Déjà-vu. Leander wurde übel.

»Vergrößern«, stieß er heiser hervor.