Beyond Band 5: Game Over - Andrea Bottlinger - E-Book

Beyond Band 5: Game Over E-Book

Andrea Bottlinger

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Beschreibung

Dies ist die fünfte Episode der Romanserie "Beyond". Die Gruppe um Leander Dohlman wurde zerschlagen, gerade als dieser kurz vor der Lösung des Rätsels steht, das seinen Freund Juri Koslow das Leben kostete. Allein kann Leander das letzte Hindernis nicht überwinden, das zwischen ihm und der Antwort steht. Also schließt er einen Pakt mit dem Teufel - mit Wizard Entertainment, der Firma hinter dem weltumspannenden Spiel Beyond, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Über die Serie: Menschen haben in der Zukunft nur als Arbeitskräfte oder Konsumenten einen Wert. Das Spiel Beyond wird für viele eine Zuflucht vor der Realität. Man spielt es nicht daheim am Computer, sondern draußen in der echten Welt. Technische Hilfsmittel wie Glasses, Contacts und kybernetische Augen machen virtuelle Elemente sichtbar. Dann stirbt Juri Koslow, weil er einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, das eine Gefahr für diese letzte Zuflucht und den Rest Menschenwürde der Spieler bedeuten könnte ... Nun liegt es an Juris altem Freund Leander Dohlman und einer zusammengewürfelte Gruppe von Außenseitern, zu rekonstruieren, was Juri wusste, bevor es zu spät ist ...

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Seitenzahl: 108

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Episode 5

Game Over

Andrea Bottlinger

Digitale Originalausgabe

Beyond wird herausgegeben vom Rohde Verlag

Rohde Verlag, Auf der Heide 43, 53757 Sankt Augustin

Verleger & Redaktion: Markus Rohde

Autorin: Andrea Bottlinger

Lektorat: Christian Humberg

Covermotiv & -gestaltung: Martin Frei

Copyright © 2013 by Rohde Verlag

ISBN 978-3-95662-011-9

www.traumsphaeren.de/

www.helden-in-serie.de

www.rohde-verlag.de

Inhalt

Prolog 2.0

Kapitel 1: Niemals aufgeben

Kapitel 2: Erpressung

Kapitel 3: Rohrpost

Kapitel 4: Rattenkönig

Kapitel 5: Wanted … again

Kapitel 6: Pakt mit dem Teufel

Kapitel 7: Wartungsmodus

Kapitel 8: Premium-Account

Kapitel 9: Verbündete?

Kapitel 10: Limousine mit Minibar

Kapitel 11: Inception

Kapitel 12: Scheiße gelaufen

Kapitel 13: Revolution

Nachwort

Die Autorin

Lesetipp des Verlags

Prolog 2.0

War es für Tanja an diesem Tag vor einem Jahr überhaupt ein Spiel gewesen? Leander ging die Ereignisse in Gedanken wieder und wieder durch. Sie hatten den Keiler gejagt, über dessen Rücken Blitze zuckten. Sie waren ihm durch den Park hinterher gehetzt, Leander hatte kaum mit Tanja mithalten können. Hatte er sich nicht noch gefragt, was sie gebissen hatte an diesem Tag? Hatte er ihr nicht noch hinterher gerufen, sie solle warten, solle langsamer machen, er könne das Biest doch noch einmal finden, wenn sie es verloren? Der Kobold, dessen Schatz es gefressen hatte, könne sicher noch ein bisschen warten. Oder war es die Reisegruppe gewesen, die gerächt werden musste? Es spielte keine Rolle mehr, als Tanja auf die Straße zu fegte, einfach nicht langsamer wurde. Sie war durch die aufgeregt winkenden Kobolde gerannt, als wäre sie gar nicht eingeloggt und sähe sie nicht.

Vielleicht hätte er sie aufhalten können, wenn er schneller gewesen wäre. Vielleicht hätte er erkennen müssen, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Doch dann quietschten auch schon die Bremsen, das Auto schlitterte, Tanjas Körper wurde wie ein Blatt im Wind in die Luft geschleudert.

Und als Leander sie erreichte, bildete sich bereits eine Blutlache unter ihr auf dem Asphalt. Doch sie streckte noch die Hand nach ihm aus, packte die seine.

Er hielt Tanja fest, blickte ihr in die Augen, in denen sich das Licht auf den winzigen Schaltkreisen in ihren Kontaktlinsen brach, Kontaktlinsen, mit denen sie irgendetwas gesehen hatte, einen Reiz, der ihr eingegeben worden war, um irgendeinen beschissenen Test durchzuführen. Ihre Lippen bewegten sich. Und sie hatten nicht seinen Namen geformt, da war Leander sich nun sicher.

»Der Keiler«, das waren ihre letzten Worte gewesen. Als sie zurücksank und ihr Griff schlaff wurde, kontrollierte das Experiment, das sie das Leben gekostet hatte, noch immer ihr Wünschen, ihr Denken, ihr Begehren.

Die Frau, die in Leanders Armen gestorben war, mit dem vollen grünen Lebensbalken über dem Kopf, war schon nicht mehr Tanja gewesen, zumindest nicht mehr ganz.

Er hatte sie weit früher verloren und es nicht einmal gemerkt.

Kapitel 1: Niemals aufgeben

Leander schüttelte den Kopf, doch er konnte den Blick einfach nicht von dem Text abwenden, der vor dem Hintergrund der schmutzigen Wellen in der Luft hing.

Testreihe 3586Alpha

Nach dem Erfolg von Testreihe 3585 wurde beschlossen, nun zu Versuchen an Menschen überzugehen. Um die Testergebnisse nicht zu verfälschen, werden die Subjekte nicht über ihre Teilnahme an der Testreihe informiert. Über die Dauer mehrerer Tage werden sie den von uns entwickelten unterschwelligen Signalen nach der Geritsen-Methode ausgesetzt. Jedem Testsubjekt wird dabei ein anderes Bedürfnis eingegeben. Das Bedürfnis sollte sich auf etwas richten, dem das Testsubjekt in seinem Alltag begegnet.

Er wischte das Dokument beiseite. Automatisch schob sich ein anderes in sein Sichtfeld.

Tanja Hoff

Alter: 27

Beruf: Programmiererin

Familienstand: ledig; in einer langjährigen Lebenspartnerschaft mit Leander Dohlman

Testsubjekt nimmt an Testreihe 3586Alpha teil.

Versuchsergebnis: Siehe V043.avi. Das Testsubjekt reagierte mit 250 Prozent der erwarteten Intensität. Versuch gescheitert.

Mit einer wütenden Bewegung wischte er es fort. Das andere Dokument erschien wieder vor ihm. Der letzte Satz fiel ihm ins Auge.

Experimente mit menschlichen Testsubjekten fehlgeschlagen. Das Projekt wird vorerst eingestellt!

»Dokument schließen.« Er starrte aufs Meer hinaus. Grau in graublau kam das Festland am Horizont in Sicht. Genauso trüb und verregnet wie die englische Küste, die Leander am Morgen hinter sich gelassen hatte. In letzter Zeit war es überall trüb und verregnet. Vor allem wenn Charlottes letzte Worte in seinen Gedanken hallten.

Lauf weiter, Leander! Du musst das letzte Stück finden! Wir kämen hier zusammen eh nicht lebend weg. Es tut mir leid, verschwinde einfach.

Er hatte auf sie gehört. Wem brachte es schon etwas, wenn er den Helden spielte? Er war entkommen, hatte sich versteckt, sogar sein Aussehen verändert, genau wie Charlotte in Rom. Und dann hatte er vom letzten Geld auf einem von Luca eingerichteten Konto einen Platz auf einem Frachter ergattert. Er fuhr nach Hamburg, weil sie am Fährhafen in Calais bestimmt schon auf ihn warteten. Ohne den Wahnsinnigen und seine Drohnen auf den Hacken war es erstaunlich einfach gewesen, von dieser verfluchten Insel runterzukommen.

Er hatte Charlotte nicht im Stich gelassen, nicht direkt. Er hatte nur keinen Hacker zur Hand, der für ihn Ausweise fälschen und herausfinden konnte, wo sie jetzt war. Der einzige Hacker, den er kannte, hatte ihr die Sache immerhin erst eingebrockt, und saß jetzt mit ihr wo auch immer.

Er würde sie retten, versprach er sich in Gedanken. Sobald er wusste, worum genau es hier eigentlich ging, was es mit Tanja zu tun hatte und wie er das alles verwenden konnte, um SensAdds, Aaron Fehrmann und allen anderen, die in dieser Sache mit drin hingen, wehzutun. Dann hatte er hoffentlich die Mittel dazu.

Eine dumme Hoffnung, oder? Dass alles einfach wurde, sobald er das Geheimnis erst gelüftet hatte. Er klammerte sich dennoch daran. Was blieb sonst?

Zwischen großen Containerschiffen fuhr der Frachter in den Hafen von Hamburg. Leander hielt den Kopf unten und reihte sich in die Schlange der Aussteigenden ein. Die Blicke all der Kameras brannten in seinem Nacken. Doch niemand hielt ihn an, niemand schenkte ihm Beachtung. Er ließ den Hafen hinter sich, stand schließlich mitten auf einer Straße. Autos rechts und links, Passanten, die an ihm vorbeiströmten, das Pop-up einer Pizzeria, das sich von links in sein Blickfeld schob.

Selbst Luca wäre jetzt willkommene Gesellschaft – vor allem weil er wusste, wie man ein Auto stahl.

Leander seufzte und ließ den Blick über die Fahrzeuge schweifen. So schwer konnte das doch nicht sein.

Er ging die Reihen der Autos ab, bis er eines fand, das ausreichend neu aussah, ein Mercedes X-Klasse. Leander startete eine Suche nach dem Kennzeichen und fand einen Google++-Status, in dem sich ein gewisser Leonidas Jasper Hannemann samt Foto über sein neues Auto freute. Ein Hoch auf die Schrifterkennung bei der Bildersuche.

Für das Passwort des Shoes ’n More-Accounts dieses Kerls brauchte Leander vier Versuche. Es war sein Kennzeichen. Da liebte jemand sein Auto wohl sehr. Dumm, dass er es sich ausborgen musste. Leander legte ein paar Turnschuhe in den Warenkorb und klickte sich so lange durch den Bestellvorgang, bis er zu dem Teil mit der Bezahlung kam. Da standen sie, die letzten drei Stellen der Cred-Nummer. So was nannte sich dann also hacken.

Die Nummer der Service-Hotline ließ sich leicht googeln. Eine freundliche Frauenstimme meldete sich.

»Mein Name ist Leonidas Jasper Hannemann«, erklärte Leander. »Mir ist was total Blödes passiert. Ich habe mein Phone verloren, auf dem die Schlüssel-App war.«

»Machen Sie sich keine Sorgen.« Die Frau am anderen Ende der Leitung klang leicht gelangweilt. »Können Sie mir Ihr Kennzeichen sagen?«

Langsam gab Leander die Buchstaben- und Zahlenreihe durch.

»Und nun bitte noch die letzten drei Stellen Ihrer Cred-Nummer.«

Auch die las Leander langsam ab. Kurz runzelte er die Stirn, als das Ping einer eingehenden Mail ertönte. Dann schüttelte er den Kopf. Wahrscheinlich nur ein Glücksspiel-Angebot oder das angebliche Erbe eines reichen Onkels aus Nigeria.

»In Ordnung. Ich bekomme leider ihre Nummer nicht angezeigt. Wenn Sie mir die Nummer Ihres neuen Phones mitteilen, sende ich Ihnen Ihre Schlüssel-App gleich zu.«

Konnte es wirklich so einfach sein? Während er der Frau seine Nummer mitteilte, wartete Leander darauf, dass sie Verdacht schöpfte. Warum kaufte eigentlich noch irgendwer Autos, wenn es so leicht war, welche zu stehlen? Keine Lust mehr Bus und Bahn zu fahren, aber kein Geld für ein Auto? Kein Problem, reden Sie einfach mit den netten Mitarbeitern irgendeiner Nobelmarke. Die regeln das für Sie.

»Ihre App sollte in den nächsten Minuten bei Ihnen sein.«

Leander schluckte ein Lachen hinunter. »Vielen Dank.«

»Sollten Sie wieder einmal Probleme haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an uns.«

»Das werde ich ganz sicher. Gespräch beenden.«

»Dieses Gespräch wurde Ihnen präsentiert von Mercedes. Testen Sie jetzt kostenlos unsere neue X-Klasse – mehr Sicherheit, mehr Komfort.«

Hoffentlich war es um den Komfort dieses Autos nicht genauso bestellt wie um die Sicherheit. Leander ging zu dem Mercedes hinüber.

Während er darauf wartete, dass die App heruntergeladen wurde, lehnte er sich gegen die Fahrertür. »Mails.«

Abrupt richtete er sich wieder auf, als sein Blick auf den Absender der neuesten Mail fiel: Lisa Jerik.

Kapitel 2: Erpressung

Von: Lisa Jerik <[email protected]>

An: Leander Dohlman <[email protected]>

Herr Dohlman,

ich bin sicher, es interessiert Sie zu erfahren, dass es Ihren beiden Begleitern in unserer Obhut gut geht. Leider wurde mir soeben zugetragen, dass Sie England verlassen haben und Ihre Suche fortsetzen. Das finde ich sehr bedauerlich. Im Interesse Ihrer beiden Freunde ersuche ich Sie noch einmal, Ihr Handeln zu überdenken. Wenn Sie sich bis morgen zu einer Antwort durchringen könnten, wüsste ich das sehr zu schätzen.

Denken Sie außerdem bitte daran, dass wir uns nicht gerne erpressen lassen, wie der junge Mann in Ihrer Begleitung es versucht hat.

Lisa Jerik

++++SensAdds – Werbung, genau auf Sie zugeschnitten++++

Kam es ihm nur so vor, oder klang die Frau inzwischen ein wenig verzweifelt? Leander lehnte sich wieder gegen das Auto. Bei dem Gedanken, in der Führungsetage von SensAdds könnten sich die Leute inzwischen in die Hose machen, weil er nur noch ein Fragment von der Wahrheit entfernt war, zupfte ein grimmiges Lächeln an seinen Mundwinkeln. Es erlosch sofort wieder, als sein Blick noch einmal auf die Formulierung »Im Interesse Ihrer beiden Freunde« fiel. Eine höflich formulierte Drohung blieb eine Drohung. Er hatte also bis morgen, um das Geheimnis zu lüften.

Sein Phone vibrierte leicht. Im selben Moment klackten in seinem Rücken die Schlösser des Mercedes. Wirklich super Service, das musste man den Leuten lassen.

Leander bestieg sein neues Auto und fuhr los.

Kapitel 3: Rohrpost

Das Navi zeigte knapp sechs Stunden Fahrzeit – ein Viertel des Tages, der ihm noch blieb. Die letzte Station ihrer Reise hatte natürlich ausgerechnet Prag sein müssen.

»Du hättest dir wirklich was ausdenken können, was nicht mit so viel Fahrerei verbunden ist, Juri.« Aber wenn er schon dabei gewesen wäre, hätte er sich auch etwas ausdenken können, das dafür sorgte, dass er nicht beim Überqueren der Straße überfahren wurde. Manchmal ging es wohl einfach nicht besser.

Charlotte hätte die Strecke Hamburg-Prag vielleicht schneller geschafft als er. Aber Charlotte war nicht da, Charlottes Leben hing nur davon ab, dass er sich beeilte.

Es vergingen fünf Stunden, bis Leander von der Autobahn in Richtung Innenstadt von Prag abfuhr. Im Vergleich zu dem Tempo, das er auf der Autobahn draufgehabt hatte, schienen die Fahrzeuge hier einfach nur auf der Straße herumzustehen. Mussten so viele Leute in dieselbe Richtung wollen? Leander biss die Zähne zusammen, trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Endlich wich das Industriegebiet am Stadtrand einer Mischung moderner Hochhäuser und alter Bauwerke voller Stuckarbeiten, verzierter Simse und verspielter Dachfirste. Schon beim ersten Besuch hatte Leander sich gefragt, wo die Prager wohl ihre Arbeitslosen und Mindestlohnarbeiter versteckten, all die Leute in abgerissenen Klamotten mit veralteten Glasses und Phones, die in den Gassen Mülltonnen durchwühlten. Hier zumindest schien alles zu glänzen. Die Innenstadt verbreitete eine Atmosphäre, die an eine Mischung aus Freilichtmuseum und Disneyland erinnerte.

Schließlich sah Leander den riesigen, hellen Klotz der Postfiliale in der Jindřišská ulice vor sich. Ein Klotz wie eine Torte, bei der sich der Konditor mit den Zuckergussgirlanden so richtig ausgetobt hatte.

Leander brauchte eine gefühlte Ewigkeit, um das große Auto in eine viel zu kleine Parklücke zu quetschen. Seine Beine fühlten sich steif an, als er ausstieg und die ersten Schritte seit fünf Stunden tat. Langsam ging er auf den Eingang in der Sandsteinfassade zu, auf diese verzierte, riesige Tür. Und mit einem Mal glaubte er wieder Tanjas Stimme zu hören, wurde die Erinnerung an ihren gemeinsamen Besuch hier lebendig.

Wenn das die Post ist, will ich gar nicht wissen, wie teuer der Königspalast hier war.

Wie von selbst ballte sich Leanders Hand zur Faust. Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. Sie könnte noch bei ihm sein, könnte jetzt neben ihm stehen, hätte SensAdds nicht entschieden, irgendeine halb ausgereifte Methode zu testen. Eine Technik, die Leute dazu bringen sollte, dringend bestimmte Produkte kaufen zu wollen. Der Verlust schmerzte wieder beinahe so sehr wie vor einem Jahr.

In diesem Moment schob sich ein Pop-up in sein Blickfeld, um die neuesten Postkarten mit den tollsten Ansichten Prags anzupreisen. Wütend wischte er es beiseite. »Beyond