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„Es gibt vier sehr bedeutsame historische Ereignisse: die Belagerung von Troja, das Leben und die Kreuzigung von Christus, die Verbannung Krishnas in Brindavan und das Gespräch mit Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra. Die Belagerung von Troja schuf Hellas, die Verbannung in Brindavan schuf die hingebungsvolle Religion (denn vorher gab es nur Meditation und Verehrung), Christus humanisierte von seinem Kreuz aus Europa, das Gespräch auf Kurukshetra wird die Menschheit noch befreien. Und dennoch wird behauptet, keines dieser vier Ereignisse habe je stattgefunden.“ (SRI AUROBINDO) – „Sri Aurobindo ist der Ansicht, dass die Botschaft der Gita die Grundlage der großen spirituellen Bewegungen bildet, die die Menschheit mehr und mehr ihrer Befreiung entgegen führt, das heißt aus der Falschheit und der Unwissenheit heraus, der Wahrheit zu. Seit der Zeit ihres Erscheinens hat die Bhagavadgita eine gewaltige spirituelle Wirkung gehabt; doch mit der neuen Deutung, die ihr Sri Aurobindo gegeben hat, hat ihr Einfluss noch beträchtlich zugenommen und ist entscheidend geworden.“ (DIE MUTTER)
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Seitenzahl: 191
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Omsriaurobindomira
ALLES
LEBEN
IST
YOGA
All life is Yoga. – Sri Aurobindo
Sri Aurobindo | Die Mutter
SRI AUROBINDO
DIGITAL EDITION
BERCHTESGADENER LAND
www.sriaurobindo.center
© Copyright 2025
Herausgeber
AURO MEDIA
Verlag und Fachbuchhandel
Wilfried Schuh
Deutschland
www.auro.media
eBook Design
SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION
Deutschland, Berchtesgaden
Bhagavadgita
Auszüge aus den Werken von
Sri Aurobindo und der Mutter
Dritte Auflage 2025
ISBN 978-3-96387-039-2
© Fotos und Textauszüge
Sri Aurobindos und der Mutter:
Sri Aurobindo Ashram Trust
Puducherry, Indien
Blume auf dem Cover:
Hydrangea. Verschiedene Farben.
Die von der Mutter gegebene spirituelle Bedeutung:
Kollektive Harmonie
Kollektive Harmonie ist die Arbeit, die das göttliche Bewusstsein unternimmt; es allein hat die Macht, sie zu verwirklichen.
Überall auf der Welt wächst das Interesse an Spiritualität und Yoga. Man kann eine zunehmende Suche nach dem wahren Sinn und Zweck des Lebens erkennen, eine Suche nach tieferen Lösungen für die Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind, und man kann eine zunehmende Bemühung beobachten, am evolutionären Wandel und Fortschritt der Menschheit beitragen zu wollen.
Bei dieser Suche und Bemühung wenden sich immer mehr Menschen an Sri Aurobindo und die Mutter, um Führung und Kraft zu finden. Aber in den umfangreichen Werken Sri Aurobindos und der Mutter wissen wir oft nicht, wo wir Antworten auf unsere Fragen finden können. Aus diesem Grund haben wir zu bestimmten Themen des alltäglichen Lebens einfache Auszüge aus ihren Werken zusammengetragen, die für die Sadhana eine praktische Orientierung im Alltag geben sollen, denn wahre Spiritualität bedeutet nicht, sich vom Leben abzukehren, sondern das Leben mit einer Göttlichen Vollkommenheit zu vollenden.
Diesbezüglich sagte die Mutter:
„Sri Aurobindo sollte nicht nach Büchern studiert werden, sondern nach Themen – was er über das Göttliche, die Einheit, die Religion, die Evolution, die Erziehung, die Selbstvervollkommnung, das Supramental, usw. gesagt hat.“ (CWM Vol. 12, p. 206)
Bei einer anderen Gelegenheit sagte sie:
„Wenn du wissen willst, was Sri Aurobindo zu einem bestimmten Thema gesagt hat, musst du zumindest alles lesen, was er zu diesem Thema geschrieben hat. Man wird dann sehen, dass er die widersprüchlichsten Dinge gesagt zu haben scheint. Aber wenn man alles gelesen und ein wenig verstanden hat, sieht man, dass all die Widersprüche sich ergänzen und in einer integralen Synthese geordnet und geeint sind.“ (CWM Vol. 16, pp. 309-10)
Unsere Titel aus der Reihe ALLES LEBEN IST YOGA sind ein Versuch, etwas mehr Klarheit über ein bestimmtes Thema zu gewinnen und so vielleicht unsere persönlichen Bemühungen in die richtige Richtung zu lenken. Denn Sri Aurobindo sagt:
„Es ist stets wünschenswert, sich in die richtige Richtung zu bemühen; selbst wenn man scheitert, bringt das Bemühen ein bestimmtes Ergebnis und ist niemals verloren.“ (CWSA Vol. 29, p. 87)
Die Übersetzung der Textstellen von Sri Aurobindo erfolgte aus dem ursprünglichen Englisch, während die meisten Passagen der Mutter bereits Übersetzungen aus dem Französischen waren. Fast alle Texte der Mutter wurden ihren Gesprächen, die sie mit Kindern und Erwachsenen führte, entnommen, einige ihren Schriften. Wir müssen außerdem berücksichtigen, dass die Auszüge ihrem ursprünglichen Zusammenhang entnommen wurden und dass jede Zusammenstellung ihrer Natur nach möglicherweise einen persönlichen und subjektiven Charakter hat. Es wurde jedoch der aufrichtige Versuch unternommen, der Vision Sri Aurobindos und der Mutter treu zu bleiben.
Die Textauszüge sind vom Verlag zum Teil mit Kapiteln und Überschriften versehen worden, um ihre Themen hervorzuheben. Sofern es möglich war, wurden sie in Anlehnung eines Satzes aus dem Text selbst gewählt.
Sri Aurobindo und die Mutter machen von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnen sie meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden in diesem Buch kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.
Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers, die um des besseren Verständnisses willen angebracht erschienen. Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.
Die kursiv geschriebenen Textpassagen vor den Worten Sri Aurobindos und der Mutter sind Fragen bzw. Antworten von Schülern oder sonstige erläuternde Texte.
Titelseite
Impressum
Anmerkung des Herausgebers
Zitate
1. DIE BOTSCHAFT DER GITA
1. Die Botschaft der Bhagavadgita
2. DAS GEHEIMNIS DER GITA
1. Um die Lehre der Gita zu verwirklichen, muss man den Knoten des Handelns lösen
2. Das große Geheimnis der Gita: Das Opfer an das Göttliche
3. Dies wird von uns gefordert
4. Lies die Gita und betrachte Krishna als Symbol des immanenten Gottes
3. DIE BHAGAVADGITA
1. Der Yoga der Niedergeschlagenheit Arjunas
2. Sankhya Yoga
3. Der Yoga der Werke (Karma Yoga)
4. Der Yoga des Wissens (Jnana Yoga)
5. Der Yoga der Entsagung der Werke
6. Der Yoga der Kontemplation (Dhyana Yoga)
7. Der Yoga des Wissens und der Weisheit
8. Der Yoga des unzerstörbaren Brahman
9. Der Yoga des Königs-Wissens und des Königs-Geheimnisses
10. Vibhuti Yoga
11. Der Yoga der Schau der All-Gestalt
12. Der Yoga der Hingabe (Bhakti Yoga)
13. Der Yoga der Unterscheidung von Feld und Kenner des Feldes
14. Der Yoga der Dreiteilung der Gunas
15. Der Yoga der erhabenen Person (Purushottama Yoga)
16. Der Yoga der Unterscheidung zwischen der Art der Götter und Asuras
17. Der Yoga des dreifachen Glaubens
18. Der Yoga der Befreiung
Bibliographie
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titelseite
Copyright
Vorwort
Quellenangaben
Es gibt vier sehr bedeutsame historische Ereignisse: Die Belagerung von Troja, das Leben und die Kreuzigung von Christus, die Verbannung Krishnas in Brindavan und das Gespräch mit Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra. Die Belagerung von Troja schuf Hellas, die Verbannung in Brindavan schuf die hingebungsvolle Religion (denn vorher gab es nur Meditation und Verehrung), Christus humanisierte von seinem Kreuz aus Europa, das Gespräch auf Kurukshetra wird die Menschheit noch befreien. Und dennoch wird behauptet, keines dieser vier Ereignisse habe je stattgefunden.
– Sri Aurobindo
Sri Aurobindo ist der Ansicht, dass die Botschaft der Gita die Grundlage der großen spirituellen Bewegungen bildet, die die Menschheit mehr und mehr ihrer Befreiung entgegen führt, das heißt aus der Falschheit und der Unwissenheit heraus, der Wahrheit zu.
– Die Mutter
Worte Sri Aurobindos
Die Botschaft der Gita, das Wort ihres göttlichen Lehrers, können wir so zusammenfassen: „Das Geheimnis des Handelns ist eines mit dem Geheimnis allen Lebens und Daseins. Sein ist nicht nur ein Mechanismus der Natur, das Rad eines Gesetzes, in das die Seele für einen Augenblick oder für lange Zeiten verwickelt ist. Es ist eine ständige Manifestation des Geistes. Leben ist nicht nur da um des Lebens willen, sondern für Gott; und die lebendige Seele des Menschen ist ein ewiger Bestandteil der Gottheit. Handeln geschieht um der Selbst-Findung, um der Selbst-Erfüllung willen, wegen der Selbst-Verwirklichung und nicht nur wegen seiner äußeren oder sichtbaren Früchte des Augenblicks oder der Zukunft. Es gibt ein inneres Gesetz und einen inneren Zweck aller Dinge, abhängig von der höchsten Natur des Selbsts wie auch von seiner manifestierten Natur. Dort liegt die wahre Wahrheit des Wirkens. In den äußeren Erscheinungen des Mentals und seines Wirkens kann sie nur beiläufig, unvollkommen und durch die Unwissenheit verkleidet dargestellt werden. Darum ist es höchstes, fehlerloses und umfassendstes Gesetz des Handelns, die Wahrheit unseres eigenen höchsten und innersten Daseins herauszufinden und in ihr zu leben. Es gilt nicht, irgendeiner äußeren Norm oder einem solchen Dharma zu folgen. Solange wir das tun, muss alles Leben und Handeln etwas Unvollkommenes und Schwieriges, ein Ringen und ein Problem sein. Nur wenn du dein wahres Selbst entdeckst und im Einklang mit seiner wirklichen Wahrheit, seiner wahren Wirklichkeit lebst, kann das Problem endgültig gelöst, die Schwierigkeit und das Ringen überwunden werden, kann alles, was du tust, vervollkommnet werden und sich in der Sicherheit des entdeckten Selbstes und Geistes in ein verbürgtes göttliches Wirken verwandeln. Erkenne also dein Selbst! Erkenne, dass dein wahres Selbst Gott ist und eins ist mit dem Selbst aller Menschen! Erkenne, dass deine Seele ein Wesensteil Gottes ist! Lebe in dem, was du weißt! Lebe im Selbst! Lebe in deiner höchsten spirituellen Art! Sei mit Gott geeint und Gott gleich! Bringe zuerst dein ganzes Wirken dem Erhabenen und dem Einen in dir und dem Erhabenen und dem Einen in der Welt als ein Opfer dar! Überantworte schließlich alles, was du bist und tust, in seine Hand, damit der höchste und universale Geist durch dich seinen Willen und sein Wirken in der Welt vollziehen kann! Das ist die Lösung, die Ich dir anbiete. Am Ende wirst du finden, dass es keine andere gibt.“
Hier ist es notwendig, dass wir den Standpunkt der Gita zu dem fundamentalen Gegensatz darstellen, zu dem sie, wie jede indische Lehre, Stellung nimmt. Es ist nicht leicht, das wahre Selbst und die Erkenntnis zu gewinnen, dass die Gottheit in unserem Inneren und in allen Wesen ist. Es ist ebensowenig leicht, diese Erkenntnis dann, wenn sie vom Mental gewonnen wird, in den Stoff unseres Bewusstseins und zur einzigen Grundlage unseres Handelns zu verwandeln. Alles Wirken wird durch den tatsächlichen Zustand unseres Wesens bestimmt; und dieser tatsächliche Zustand unseres Wesens wird durch den Zustand unseres ständig das Selbst schauenden Willens und aktiven Bewusstseins bestimmt und dessen Grundlage für die dynamische Bewegung. Das, was wir sehen, von dem wir mit unserer ganzen aktiven Natur glauben, dass wir es sind und dass unsere Beziehungen zur Welt dieses bedeuten, das ist unser Glaube, unser sraddha; das macht uns zu dem, was wir sind. Das Bewusstsein des Menschen ist aber von doppelter Art und entspricht einer doppelten Wahrheit des Seins. Denn es gibt eine Wahrheit der inneren Wirklichkeit und eine Wahrheit der äußeren Erscheinung. Je nachdem der Mensch in der einen oder der anderen lebt, wird er ein mentales Wesen, das in menschlicher Unwissenheit lebt, oder eine Seele sein, die im göttlichen Wissen gegründet ist.
In ihrer äußeren Erscheinung ist die Wahrheit des Seins lediglich das, was wir Natur oder Prakriti nennen: eine Kraft, die sich als Gesetz und Mechanismus des Seienden auswirkt, die Welt erschafft, Gegenstand des Mentals und der Sinne ist und auch Mental und Sinne erschafft als Mittel der Beziehung zwischen Geschöpf und objektiver Welt, in der es lebt. In dieser äußeren Erscheinung erscheint der Mensch in seiner Seele, seinem Mental, seinem Leben und seinem Körper als Geschöpf der Natur, das sich von anderen Geschöpfen durch Sonderung seines Körpers, Lebens und Mentals, besonders aber durch seinen Ego-Sinn unterscheidet –, jenen subtilen Mechanismus, der für ihn konstruiert wurde, damit er sein Bewusstsein dieser starken Sonderung und Verschiedenheit absichern und zentralisieren kann. Alles in ihm, die Seele seines Mentals und dessen Wirkens ebenso gut wie das Wirken seines Lebens und seines Körpers, wird offensichtlich durch das Gesetz seiner Natur bestimmt. Es kann nicht aus diesem heraustreten, kann sich nicht auf andere Weise betätigen. Gewiss schreibt er seinem persönlichen Willen, dem Willen seines Ego, eine bestimmte Freiheit zu. Das hat aber in Wirklichkeit keine Bedeutung, da sein Ego nur ein Sinn ist, mittels dessen er sich mit der Schöpfungsform identifizieren kann, die die Natur aus ihm gemacht hat: mit dem von anderen verschiedenen Mental, Leben und Körper, die sie gebildet hat. Sein Ego ist aber selbst ein Produkt ihres Wirkens. So wie die Art seines Ego ist, so wird die Art seines Willens sein. Und im Einklang mit diesem muss er handeln, er kann nicht anders.
Dies also ist des Menschen gewöhnliches Bewusstsein von sich selbst. Dies ist sein Glaube an sein eigenes Wesen, dass er ein Geschöpf der Natur ist, ein gesondertes Ego, das Beziehungen zu anderen Wesen und zur Welt herstellt, das irgendeine Entwicklung seiner selbst zustande bringt, das jedes Wollen und Begehren, jede Idee seines Mentals befriedigt, die im Ablauf der Natur zulässig ist und mit ihrer Absicht oder ihrem Gesetz in seinem Sein übereinstimmt.
Es gibt jedoch etwas im Bewusstsein des Menschen, das mit dieser starren Formel nicht übereinstimmt. Er hat einen Glauben an eine andere und innere Wirklichkeit des Seins, der in seiner Seele größer wird, je mehr diese sich entfaltet. In dieser inneren Wirklichkeit ist die Wahrheit des Seins nicht mehr Natur, sondern Seele und Geist, viel mehr Purusha als Prakriti. Natur selbst ist nur eine Macht des Geistes, Prakriti die Kraft des Purusha. Ein Geist, ein Selbst, ein Wesen, eins in allem: das ist der Meister dieser Welt, die nur seine Teil-Manifestation ist. Dieser Geist ist der Erhalter der Natur und ihres Wirkens. Er erteilt die Zustimmung, durch die allein ihr Gesetz unumgänglich und ihre Kraft und ihr Arbeiten praktisch wirksam werden. Dieser Geist in ihr ist der Wissende, der sie erleuchtet und in uns bewusst macht. Ihm eigen ist der immanente und überbewusste Wille, der ihre Wirkensweisen inspiriert und motiviert. Die Seele des Menschen, ein Wesensteil dieser Gottheit, nimmt an ihrer Art teil. Unser Wesen ist die Manifestation unserer Seele; sie führt alles durch ihre Zustimmung aus, sie verkörpert ihr geheimes Selbst-Wissen, ihr Selbst-Bewusstsein und ihren Seins-Willen in den Regungen, Formen und Veränderungen unseres Wesens.
Die wirkliche Seele und unser Selbst sind verborgen vor unserer Intelligenz durch deren Unwissenheit hinsichtlich der inneren Dinge, durch falsche Identifikation mit unserem äußeren Mechanismus von Mental, Leben und Körper und durch das Ausgeliefert-sein an sie. Sobald sich aber die aktive Seele des Menschen von dieser Identifikation mit den Instrumenten ihrer Art zurückziehen kann, ihre innere Wirklichkeit sieht, im vollen Glauben daran leben kann, ist für sie alles verändert: Leben und Sein nehmen ein anderes Aussehen an, das Wirken bekommt einen anderen Sinn und Charakter. Unser Wesen ist dann nicht mehr dieses kleine egoistische Geschöpf der Natur; vielmehr wird es zur umfassenden Weite einer göttlichen, unsterblichen und spirituellen Macht. Unser Bewusstsein ist nicht mehr das Bewusstsein dieses beschränkten und ringenden mentalen und vitalen Geschöpfes; vielmehr wird es zu einem unendlichen, göttlichen und spirituellen Bewusstsein. Und unser Wille und Wirken sind nicht mehr Wille und Wirken dieser begrenzten Persönlichkeit und ihres Ego; vielmehr werden sie zum göttlichen und spirituellen Willen und Wirken, zum Willen und zur Macht des Universalen, des Erhabenen, des All-Selbstes und Geistes, die in freier Weise mittels der menschlichen Gestalt wirken.
„Dies ist die große Wandlung und Umgestaltung“, lautet die Botschaft der Gottheit im Menschen, des Avatars, des göttlichen Lehrers, „zu der Ich die Auserwählten berufe. Auserwählt sind alle, die ihren Willen von der Unwissenheit der Instrumente ihrer Natur ab- und hinwenden können zur tiefen Erfahrung der Seele, zu ihrer Erkenntnis des inneren Selbstes und Geistes, zu ihrem Kontakt mit der Gottheit, zu ihrer Macht, in das Göttliche einzugehen. Erwählt sind alle, die diesen Glauben und dieses höhere Gesetz annehmen können. Dies anzuerkennen, ist allerdings schwer für den Intellekt des Menschen, der stets an seinen alten Wolkengebilden und Halblichtern der Unwissenheit und an den noch finstereren Gewohnheiten der mentalen, nervlichen und physischen Seiten festhält. Hat er aber dies Gesetz einmal empfangen, ist es ein großer, sicherer, rettender Weg, da es identisch ist mit der wahren Wahrheit des Wesens des Menschen und die verbürgte Bewegung der innersten und höchsten Natur.
Die Wandlung ist aber eine große, gewaltige Transformation. Sie kann nicht getan werden, ohne dass du dein ganzes Wesen und deine Art wandelst und umkehrst. Es ist notwendig, dass du dein Selbst, deine Natur und dein Leben vollständig dem Erhabenen weihst, nichts anderem als dem Erhabenen. Denn nun muss alles nur um des Erhabenen willen unternommen werden. Nichts darf man annehmen, es sei denn in Gott und eine Gestaltung Gottes und um des Göttlichen willen. Es wird nötig, eine neue Wahrheit anzuerkennen, dein Mental völlig hinzuwenden und hinzugeben an eine neue Erkenntnis des Selbstes, der anderen Menschen, der Welt und Gottes, der Seele und der Natur, an ein Wissen um das Einssein; ein Wissen der universalen Göttlichkeit. Zuerst wirst du das nur mit dem Verstand annehmen; schließlich muss es aber zu einer Schau werden, zu einem Bewusstsein, zu einem Dauerzustand deiner Seele und zu einem Rahmen für ihre Maßnahmen.
Notwendig wird dazu ein Wille sein, der dieses neue Wissen, Schauen und Bewusstsein zu einem Motiv des Handelns macht, zu seinem einzigen Motiv. Das darf aber kein Motiv für ein Handeln sein, das du widerstrebend nur auf die notwendigen Maßnahmen der Natur oder auf die wenigen Dinge begrenzt und einschränkst, die für eine formelle Vollkommenheit hilfreich erscheinen, etwa einer religiösen Bekehrung oder individuellen Erlösung förderlich sind. Vielmehr soll alles Wirken des menschlichen Lebens in Gleichmut unternommen und um Gottes willen und für das Wohl aller Geschöpfe geleistet werden. Notwendig wird sein, dass das Herz in einem einzigen Streben zum Erhabenen emporgehoben wird, in einer einzigen Liebe zum Göttlichen Wesen, in einer einzigen Gottes-Verehrung. Auch das still gewordene und erleuchtete Herz soll so weit geworden sein, dass es Gott in allen Wesen umarmt. Es wird eine Umwandlung der gewohnheitsmäßigen und gewöhnlichen Art des Menschen, wie sie jetzt ist, in eine höchste und göttliche spirituelle Art nötig. Mit einem Wort: Erforderlich ist ein Yoga, der zugleich ein Yoga integralen Wissens, ein Yoga des integralen Willens und seines Wirkens, ein Yoga der integralen Liebe, Anbetung und innigen Hingabe und ein Yoga integraler spiritueller Vervollkommnung des ganzen Wesens und all seiner Seiten, Zustände, Mächte und Regungen ist.
Was ist nun das für ein Wissen, das vom Verstand anerkannt, vom Glauben der Seele gefördert und zu etwas Wirklichem und Lebendigem für Mental, Herz und Leben gemacht werden soll? Es ist das Wissen von der erhabenen Seele und vom erhabenen Geist in seinem Einssein und Ganzsein. Es ist das Wissen von dem Einen, der immer und ewig ist, jenseits von Zeit und Raum, von Namen und Form und Welt, weit jenseits seiner eigenen personalen und apersonalen Bereiche, und aus dem dennoch dies alles hervorgeht, der Eine, den alles in der vielfältigen Natur und der Menge ihrer Gestaltungen offenbart. Es ist die Erkenntnis von ihm, der ein apersonaler ewiger und unwandelbarer Geist ist, das stille und grenzenlose Ding, das wir Selbst nennen, das unendlich, gelassen und immer dasselbe ist, nicht beeinträchtigt, verändert und verwandelt inmitten des ständigen Wechsels und der Mannigfaltigkeit von Personalitäten, Seelen- und Natur-Mächten, von den Gestaltungen, Kräften und Zufälligkeiten dieses vergänglichen sichtbaren Daseins. Zugleich ist dieses Wissen auch die Erkenntnis von ihm als dem Geist und der Macht, die in der Natur stets veränderlich zu sein scheint; dem Innewohnenden, der sich zu jeder Form gestaltet, der sich zu jeder Stufe und zu jedem Grad und zu jeder Aktivität seiner Macht verändert; dem Geist, der zu allem wird, was ist, während er immer unendlich mehr ist als alles, was ist, der im Menschen, im Tier und im Ding wohnt, der Subjekt und Objekt ist, Seele und Mental, Leben und Materie, der jedes Seiende, jede Kraft und jede Kreatur ist.
Diesen Yoga kannst du nicht dadurch praktizieren, dass du dich nur auf diese oder jene Seite der Wahrheit festlegst. Das Göttliche, das du suchen sollst, das Selbst, das du zu entdecken hast, die erhabene Seele, deren ewiger Bestandteil deine Seele ist, all diese Dinge ist Er zugleich. Du sollst sie alle zusammen in höchstem Einssein erkennen, zugleich in sie alle eingehen, in allen ihren Zustandsformen und in allen Dingen Ihn allein wahrnehmen. Wäre er nur der in der Natur veränderliche Geist, dann gäbe es nur ein ewiges und universales Werden. Beschränkst du deinen Glauben und deine Erkenntnis nur auf diesen einen Aspekt, wirst du niemals über deine Persönlichkeit und ihre ständig wechselvollen Gestaltungen hinauskommen. Auf solcher Grundlage wärst du ganz und gar in den Umwälzungen der Natur gebunden. Du bist aber nicht nur eine Aufeinanderfolge von Seelen-Augenblicken in der Zeit. Es gibt in dir ein apersonales Selbst, das den Strom deiner Persönlichkeit trägt und eins ist mit Gottes unermesslichem und apersonalem Geist. Und unberechenbar jenseits dieser Persönlichkeit und Apersonalität bist du, beide ständigen Pole dessen, was du hier bist, beherrschend, ewig und erhaben in der Ewigen Transzendenz.
Gäbe es wiederum nur die Wahrheit eines ewigen apersonalen Selbsts, das weder handelt noch erschafft, dann wären die Welt und deine Seele Illusionen ohne jede wirkliche Grundlage. Beschränkst du deinen Glauben und deine Erkenntnis nur auf diesen alleinigen Aspekt, dann bleibt dir als einzige Hilfe nur, Leben und Handeln zu entsagen. Gott in der Welt und du in der Welt sind jedoch Wirklichkeiten. Die Welt und du sind wahre und wirkliche Mächte und Offenbarungen des Erhabenen. Nimm deshalb Leben und Handeln an und weise sie nicht zurück! Eins geworden mit Gott in deinem apersonalen Selbst und Wesen, ewiger Wesensteil der Gottheit, ihm zugewandt durch die Liebe und Anbetung deiner spirituellen Persönlichkeit um ihres eigenen Unendlichen willen, sollst du dein natürliches Wesen zu dem machen, wozu es bestimmt ist: zu einem Instrument für das Wirken Gottes, zu einem Vermittler und einer Macht des Göttlichen. Das ist es immer in seiner Wahrheit, aber hier und jetzt nur unbewusst und unvollkommen, durch die niedere Natur zu einer Entstellung der Gottheit durch dein Ego verurteilt. Mache also deine spirituelle Persönlichkeit bewusst und vollkommen und ohne alle Entstellung durch dein Ego zu einer Macht des Göttlichen in seiner erhabenen spirituellen Art und zum Träger seines Willens und seines Wirkens! Auf diese Weise wirst du in der integralen Wahrheit deines eigenen Wesens leben und die integrale Einheit mit Gott besitzen, den ganzen und makellosen Yoga.
Der Erhabene ist der Purushottama, ewig jenseits aller Manifestation, unendlich erhaben über alle Begrenzung durch Zeit, Raum und Kausalität oder irgendeine seiner zahllosen Eigenschaften und Eigenarten. Das bedeutet aber nicht, dass er in seiner erhabenen Ewigkeit ohne Verbindung wäre zu allem, was hier vorgeht, abgeschnitten von der Welt und der Natur, hoch erhaben über all diesen Wesen. Er ist das höchste, erhabene Brahman, er ist apersonales Selbst; er ist alle persönliche Daseinsformen. Der Geist hier, Leben und Materie, Seele und Natur und die Werke der Natur sind Aspekte und Bewegungen seines unendlichen und ewigen Seins. Er ist der erhabene transzendente Geist. Alles tritt aus ihm in die Manifestation hervor. Alle Wesen sind seine Gestaltungen und Selbst-Mächte. Als das eine Selbst durchdringt er hier alles. Er ist gleich und apersonal in Mensch, Tier und Ding, im Gegenstand und in jeglicher Kräfte der Natur. Er ist die erhabene Seele; alle anderen Seelen sind die nie-erlöschenden Flammen dieser einen Seele. In ihrer spirituellen Persönlichkeit sind alle lebenden Wesen unsterbliche Wesensteile der einen Person oder des Purusha. Er ist der ewige Meister des ganzen manifestierten Seins, Herr der Welten und ihrer Geschöpfe. Er ist der allmächtige Urheber jeglichen Handelns, durch seine Taten nicht gebunden. Zu ihm geht alles Handeln, Mühen und Opfern. Er ist in allem, und alle sind in ihm. Er ist zu allen geworden, und doch steht er auch über allen und ist durch seine Schöpfungen nicht begrenzt. Er ist das transzendente Göttliche.
