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Mit den Bildern und Worten dieses Buches verhält es sich, wie es der Titel dieses Buches sagt: Zuerst waren die Bilder da, und diese haben die kurzen Texte 'geweckt'. Und zugleich interpretieren die Wortbeiträge die Fotos noch einmal neu. So geht es zwischen Bildern und Texten hin und her. Die Fotos und die Worte sind Momentaufnahmen, Gelegenheitsprodukte, am Wegesrand aufgelesen, festgehalten und aufgeschrieben. Sie fangen Bewegendes und Alltägliches, Persönliches und Allgemeingültiges ein - und in alldem steckt doch immer etwas, was uns berührt hat und es weiterhin tut.
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2022
NEBELWAND
SOMMER
DREI BLÄTTER
BALANCE
EINREISSEN UND AUSREISSEN
ABHEBEN
SYNCHRON
ROSTIG
RÜCKGABE
BLEIB, WO DU BIST
UND WER FRAGT DICH?
WIDERSPRÜCHLICHKEITEN
UNAUFGERÄUMT
ÜBERRASCHT
WEGSORTIERT
SAUER
LEISE
GEMEINSAM
WERTSCHÄTZEN
ORIGINAL
WIDERSTANDSFÄHIG
OASE
ABDUNKELN
ABENDGEDANKEN
KONFETTI?
WIE DENN DAS?
AUGE IN AUGE
SICH TREIBEN LASSEN
AMBIVALENT
TÜR
WACHSRESTE
DURST
FEDER
BUNT UND STACHELIG
KIRCHENMAUERN
VERLASSEN
EIN BLINDES HUHN
AUFBRUCH
ÜBERWUCHERT
VERSUMPFT
VERSTEINERT
TIEFENENTSPANNT
VOLLTREFFER
HIMMELWEIT
ERNTEZEIT
FREUNDSCHAFT
FÜREINANDER DA
NOCH NICHT
FROST
WECHSELHAFTE AUSSICHTEN
NACHWORT
Manchmal ist das so im Norden, dass du aufwachst,
und sie ist da, die Nebelwand.
Da wo gestern noch Bäume und Blumen zu sehen waren,
wo Kühe grasten und die Sonne alles in ein goldenes Licht tauchte,
ist plötzlich nichts mehr.
Eine milchige Suppe.
Nichts zu sehen, nur von hier bis hier,
keine Perspektive, nur diese Wand.
Ist das, was dahinter liegt, überhaupt noch da?
Oder gibt es nur dieses Grau?
Das ist schließlich alles, was ich sehe...
Und dann passiert es.
Ich kann gar nicht sagen, wie und wann es beginnt.
Aber der Nebel lichtet sich.
Erste Schemen werden erkennbar,
dann mehr und irgendwann bricht die Sonne durch,
und der Nebel wird zu einer blassen Erinnerung
von vorgestern.
Endlich!
Das erste Mal wieder den Pullover liegen gelassen.
Die Sonnenstrahlen kitzeln in der Nase.
Die Füße schlüpfen aus den Socken.
Steine und warme Erde
unter den empfindlich gewordenen Füßen.
Vor mir das Feld mit Sonnenblumen.
Gelb- und Orangetöne baden im Grün.
Die Sonne setzt die Blüten in Szene.
Hauptdarstellerinnen für diese Zeit.
Und das Leben ist gut
und schön
und unbeschwert
und weit.
Es ist Sommer.
Drei Blätter in meiner Hand. Drei von einem Baum.
Und doch ganz verschieden.
Das eine groß und rotadrig, stattlich,
so, dass alles andere davor zu verschwinden scheint.
Ganz vorne ein kleines Blatt
– intensiv, dunkel, rot. Viel zu früh vom Baum gefallen.
Längst vor seiner Zeit.
Und mittendrin ein drittes Blatt – kaum zu sehen.
Es verschwindet fast. Es hebt sich nicht ab,
ist am Rand geschunden, braun und tot.
Doch trägt es als einziges noch das Grün des Lebens.
Drei Blätter in meiner Hand. Drei Leben, die ich lebe.
Manchmal stattlich und bewundernswert.
Dann wieder klein, intensiv, dunkel, rot.
Oder kaum wahrnehmbar, gezeichnet
und dabei doch ganz am Leben.
Und alles hat seins. Drei Blätter. Drei Facetten. Ein Leben.
Im Leben lege ich immer wieder Stein auf Stein.
Ich entscheide und baue auf dem auf, was ich mitbringe.