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Mit dem ersten Band "Bitternis" eine Lyrik-Trilogie des mehrfach ausgezeichneten Lyrikers und Bildhauers, die erste entsprechende Veröffentlichung seit dem 2023 erschienenen "A Scrapbook of Lies". Zurückgekehrt nicht nur in seine Muttersprache, sondern auch vielerorts zu Reim und Versmaß, sind diese Gedichte deutlich politischer als die früheren Veröffentlichungen. Dies gilt für Themen wie Klimawandel und Aufrüstung ebenso wie die aktuelle US-amerikanische Regierung oder den sich vielerorts erneut ausbreitenden Faschismus in seinen zahlreichen Spielarten. Der Band eröffnet damit einen Grenzgang, der sich in den nächsten Bänden fortsetzen wird, als der vorsichtige Gang eines älteren Mannes zwischen alterbedingter Depression und fast noch jugendlichem Aufbegehren.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Teil 1: Bitternis
Am Ende lauter Fragen
Sei nicht
Am Ufer
Zwei Brüder
Lang. Lang. Lang!
Verschwendet
Dürres Licht/Verschattet
Blumen
Die Königin
Lisa Behrens
Bilanzierungsbestreben
Risse
Erdentage
Am Horizont
Schlussbemerkung
Vom Putzen
Sommermorgen
Bald
Wir und Ich
Erst und dann
Gesang
Kein Ort
Zum Strand
Altlasten
Angenommen
Überlegung
Behutsam
Erzähl
Gehen oder Bleiben
Nichtig
Das Wombat
Gesetzt den Fall
Schwester
Alles
Ich sag mal so
Nachruf auf einen weniger bekannten Dichter
Pole
Perspektive
Science Fiction, Erster Teil
Mauern und Steine
Dies Boot
Strauchelnd an des Tages Ende
Ein Stern in West
Schnee auf Schwarz
Jeden Tag
Transzendent
Würde
Dein Herz
Da-sein
Schulkinder
Manchmal
Vertagt
Was läge viel daran?
Fahne
Der Besucher
Aran
Wenn
Das Versprechen
Begegnung
Man muss
Einsichtsvoll
Die Lügen sind blind
Zwei ältere Geliebte
Ein Sommer
Die dunkle Nacht
Vor dem Ende
Schlaf
Gebet
Steinerne Schritte
Wozu?
Ort
Meistens
Verbunden
Deine Rehe
Das
Noch mal die eine Straße gehen
Schmerzen
Ulica Wolska
Richtungsfindung
Kein Leben ist verschwendet
Titel, alphabetisch
Bitternis
Sei der, den man nicht sehen kann, sei der, den man nicht hört,
nicht der, den man verstehen kann und dem man Treue schwört.
Stiehl Herzen nicht, lass Schmerz entstehen, kauf nie beim Metzger ein.
Lass, was du liebst, zugrunde gehen, man lebt nicht, außer ganz allein.
Und wenn die Hunde heiserer bellen und Katzen kreischen in der Nacht,
lass dir kein Licht in Fenster stellen. Leb nicht. Sei umgebracht.
Auf mit Zukunftsängsten schwangeren Wolken reiten Staatsverwalter hin zum neuen Mond. Das dortige Kalb bleibt weiter ungemolken, weil bei ihm nur ein seelenkranker Metzger wohnt.
In die ungelogenen Strukturen
mischen sich die rundgedrehten Uhren
mit verirrten Ziffern ein:
Sie sind jetzt ganz allein.
Gestern war das eine oder andre noch zu retten, doch hat man lieber sein Gehirn geschont, lag bequem in andernorts gemachten Betten und hat des Menschen freie Wahl betont.
Die Uhren stehen längst am Weserstrand,
wo grade noch die Feldstadt stand.
Doch alles, was sie dort entdecken,
sind Tote, die ans Ufer lecken.
Mancher sagt noch: Sorry, war wohl nix,
so viel Ehrlichkeit ist eher ungewohnt.
Doch Reue ist nur Magd des Augenblicks,
mit Pflicht und Sühne längst entthront.
Wohnblocks stehen schief als hilflose Ruinen,
Intercitys rosten auf den Schienen,
Nichts war zu früh, das meiste viel zu spät.
Nerven mögen nicht, wenn man drauf geht.
Wer ohne Zähne ist, nagt ungern Knochen,
dass alles Lüge ist, macht alles andere nicht wahr.
Die Ewigkeit bemisst sich nicht nach Wochen,
am Himmel zieht die Vogelschar,
die noch vom Sommer künden wollte
und dass man sich besinnen sollte,
doch wer hört schon Vögeln zu?
Lieber hat man seine Ruh,
an der Schwelle zum Vergessen,
und Vergessenwerden tut nicht weh.
Verdammt, man kann nicht immer Müsli fressen!
Die Berge sind viel schöner ohne Schnee!
Die Uhren gähnen manchmal, wenn sie ticken,
die Eingeborenen des neuen Vollmonds schicken,
ihre allerbesten Grüße, und sie wünschen Tapferkeit.
Man plant schon längst Silvester. Doch noch ist es nicht so weit.
Der Schlaf ist ein schweigender Bruder,
seine Hand umschließt deinen Schmerz
wie das Schilf den Fluss umgibt.
Da ist das Boot, nimm das Ruder
und segle sternwärts
wo man Narren, wie du einer bist, liebt.
Es geht nicht immer so weiter,
merkst du nicht, wie du ganz langsam zerfällst?
Die Engel lachen alle über dich.
Aufzugeben wär jetzt gescheiter,
bevor du am Dasein zerschellst.
Sieh doch, der Sommer verblich.
Vielleicht erinnert sich einer zuzeiten,
für eine Weile, dass du gewesen.
Nützt dir das was? Eher nein.
All das Rennen und Mühen und Streiten,
nichts gebracht außer Spesen.
Der Rest leider unmessbar klein.
Lang. Lang. Lang!
Lang eh man Gans und Karpfen in den Bräter zwang
und Stille Nacht und Leise rieselt sang,
hatte diese Erde sich ihr größtes Wunder selbst gegeben:
das Leben.
Ob Sterne aufgehen, irgendwer in Krippen liegt,
ob ganze Völker draufgehen, ob wer seinen Feind besiegt,
ob polierte Kathedralen oder Wolkenkratzer sich zum Himmel strecken,
ob wir Bilder malen oder noch ein Mordwerkzeug entdecken,
ob man sich Klunker schenkt, sich wer beim Après-Ski betrinkt,
ob man an die Armen denkt oder Opa uns zum Abschied winkt:
Wundern keimt im Denken, besieht man erstmals ein Pantoffeltier.
Man kann der Erde Bahn nicht lenken. Es gibt kein Jenseits, nur ein Hier.
Rilke wird man rasch vergessen, Shakespeare nicht noch Leonardo kennen, Feuer werden alle Bücher fressen, Haus und Baum und jeden Traum verbrennen. Doch in der Asche wächst noch Unbenanntes, das angebahnt schon längst bereit. Wir wandern in ein Unbekanntes und ahnen dumpf, der Horizont ist weit.
Unsre kurzen Jahre schwanden, Moos wächst längst auf unserm Stein.
(War's gestern, dass wir staunend standen vorm Lichterbaum im Kerzenschein?)
Das Leben kommt der Erde nicht abhanden, und allein
dies kann das Weihnachtswunder sein.
Lang. Lang. Lang!
Lang nachdem die letzte Glocke sprang,
der letzte Motor, alles Lärmen hier verklang,
werden Falter über Frühlingswiesen schweben,
und es verlässt die Erde nicht: das Leben.
Es ist der Menschen Leben gestopft mit Traurigkeit, dem Tode ganz ergeben und dennoch nie bereit. Und gäbt ihr euer Weinen und was das Leben presst, ihr würdet nicht zu Steinen, weil euch das Herz nicht lässt.
Das Herz bewahrt die Tränen, die ihr euch nicht gewagt, ihr mögt sie gestrig wähnen, sie sind doch nur vertagt. Und was wir nicht verschenken, das stiehlt man irgendwann, die unser Schicksal lenken, belügen Frau und Mann
mit Märchen von der Liebe und Treue immerdar.
Es bleibt im Weltgeschiebe nur, was verschwendet war.
Dürres Licht:
Das entsetzt sich nicht zur Sprache.
