Blick ins Spiegeluniversum - Josef Bordat - E-Book

Blick ins Spiegeluniversum E-Book

Josef Bordat

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Beschreibung

Der erste Satirenband erschien im Sommer 2018, also vor fünf Jahren. Seitdem ist einiges passiert, das man nur mit einer guten Portion Humor ertragen konnte und kann. Manchmal bleibt einem das Lachen allerdings im Halse stecken. Dennoch: Humor ist Krisenmanagement, Lachen ist gesund, friedensförderlich und klimaneutral. In diesem Sinne: Gute Unterhaltung mit meinen neuen Satiren!

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Seitenzahl: 245

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Josef Bordat

Blick ins Spiegeluniversum

Neue satirische Versuche

Für Fabian Jermis

© 2023 Josef Bordat

Verlag & Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-94942-3

(Paperback)

978-3-347-94943-0

(Hardcover)

978-3-347-94944-7

(e-Book)

978-3-347-94945-4

(Großdruck)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

Der erste Satirenband erschien im Sommer 2018, also vor fünf Jahren. Seitdem ist einiges passiert, das man nur mit einer guten Portion Humor ertragen konnte und kann. Manchmal bleibt einem das Lachen allerdings im Halse stecken. Dennoch: Humor ist Krisenmanagement, Lachen ist gesund, friedensförderlich und klimaneutral. In diesem Sinne: Gute Unterhaltung mit meinen neuen Satiren!

Berlin, im Juni 2023

Josef Bordat

Inhalt

Cover

Titelblatt

Widmung

Urheberrechte

Vorwort

GLOSSEN

Treuepunkte

Pfandautomat

Eltern

Klimawandel

Nachbarschaftshilfe

Berliner Wegbeschreibung

Copyright

Energiekrise

Energiekrise 2

Weltmeisterschaft 2022

Synodaler Weg

Drei-Minuten-Wissen

Grund: Steuer

Armageddon

Martin

Cure weg

Nikolaus

Nobelpreis

Oktoberfest

Rätsel

Glück und Erfolg (2022)

Tag der deutschen Einheit

Image statt Inhalt

Euro 2024

Wintermarkt 2022

Der Name der Dose

Rasta-Rassismus

Kulturelle Anmaßung

Im Exil

Geschenke (2017)

Der Da Vinci-Preis

Saisonales Grauen (2023)

Empathie von Ochs und Esel

Die große Umvolkung (2018)

Die Magie der positiven Formulierung (2017)

Martin heute

Olympische Augenringe (2018)

Unabhängigkeit (2017)

Weihnachten heute

Silvester-Warty

Schlandschauer (2018)

Promi-Hochzeit (2022)

Dialektik

Die Familie im Kinderfilm

Hausmeister

Im Wartezimmer

In der Buchhandlung

Notizen-Not

Vorurteile

Berlin-Wahl (2023)

FLINTA-Tag

2023: Alles wird gut

Karneval

Künstliche Intelligenz

Weltuntergang

Zeitfenster

Ratgebersendungen

Fitness-Studio

Psychologie

Katalonien (2017)

König von England

Hochdruck

Einfallstor

Jamaika (2017)

Koyaanisqatsi

Sonntags

Luzifer

Tanzen

Händel

Brandenburg

Flüchtlingskrise

Einladung

Nachrichten

Mailwechsel

Passion

Preisvergleich

Meiningers Katze (2019)

Weihnachtsgeschichte

Zeitrechnungen

Adventsgesteck (2022)

Prioritäten

Armbinden und Jubelposen

Wohnungsbesichtigung

Bilderberg

Armerika

Gruselig

Unter Verschwörungsanhängern

Entspannung

Tasse

Maske Mensch

Glaubensfrage

Krimiserien

Niederrhein

Niederrhein 2

Niederrhein 3

Spiegeluniversum

Mathematik

Mitte Januar

Kirchenkrise

Hitze

Woodstock (1969-2019)

Bildung

Volkssport Straßenumbenennung

Pfingsten (2019)

Der ganz große Schwindel

Lockdown

Filmbesprechung

Kleingruppenarbeit

Verständnis, mangelndes

Uhrumstellung

Natur, weitgehend unberührt

Jens von Neuruppin

Karneval der Kulturen

Laubsauger

Buddy Buddha

Weltuntergangsstimmung

Impfung

Impfung 2

Impfung 3

Silvester

Arztbesuch

Irreführung

Maximal Ministrant

Sensationsfund

Peru

Peter

Müllabfuhr

Das Schloss

Philosophie

Kreuzworträtsel

Berlin

Erziehung

Normalität

Algorithmus

100-Seiten-Rennen

Verschwörungslüge

Osterlachen

SKETCHE

Schalupke

Weltuntergang

Tokyo 2021

Vortragsabend

Theodizee

Abseits

Andis Freude

Geschenke

Zahltag

Der Anruf

Emilia Galotti

Arbeitszimmer

Wartezimmer

Underberger

Am Niederrhein

Urlaubsplanung

Abgeordnetenhauswahl

Die Protokolle der Weisen von Zion

Hexen heute

Keine Nachrichten

Weihnachten

GEDICHTE und GEDANKEN

Internet

Isaac

Arche Noah

Walpurgisnacht 2020

Sysiphus

Jahresrückblick

Das Lied vom Bier

(K)eine Wohnung ist frei

Schland in Trauer (WM 2018)

Facebook

Rechtschreibung

Deutsch für Anfänger

Cristiano

Freiheit

Deutsche Bahn

31. Oktober

Weihnachtsfilme

Bibel in wirklich mal gerechter Sprache

Börse

Vorurteile - aber richtig!

Satire

Deutschlands Zukunft (Prophezeiung in der Bibel)

Sachsen gibt's

Islamisierung

Menschenskinder

Euro-Vokabular

Euro 2024 – Wer gewinnt?

Blick ins Spiegeluniversum

Cover

Titelblatt

Widmung

Urheberrechte

Vorwort

GEDICHTE und GEDANKEN

Blick ins Spiegeluniversum

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GLOSSEN

Und andere kurze humoristische Texte

 

Treuepunkte

Taschenmesser – unschlagbar günstig. So wurde es in jenem Supermarkt offeriert, in dem sich die folgende Handlung so (oder ähnlich) zutrug. Allerdings ging es dabei nicht um ein Angebot zum Kauf gegen Bares. Das Taschenmesser war vielmehr Lohn dafür, dass man besagtem Supermarkt die Treue gehalten hat. Zum Beweis war eine mit fünfzig kleinen Aufkleberchen bestückte Sammelkarte beizubringen, erfuhr ich auf Nachfrage. Das heißt, eigentlich erfuhr ich vom Filialleiter folgendes: „Keene Punkte? Na, denn kriegste och keen Messer!“ Treuemarken? Punkte sammeln? Für mich und den 1. FC Köln ist das nichts. Ich meine, ich lasse mich doch im Kaufverhalten nicht derart plump manipulieren. Andererseits hatte ich schon ein gewisses Anfangsinteresse an dem in Aussicht gestellten Taschenmesser. Antwortete ich an der Kasse auf die obligatorische Frage „Sammeln Sie Herzen, Treuepunkte, schlechte Erfahrungen?“ sonst stets mit einem klaren „Nein!“, bat ich diesmal um Aushändigung der begehrten Wertpapiere. Für meinen Einkauf (zwei Pizzen, sieben Bier) erhielt ich drei Treuemarken. Im Kopf rechnete ich hoch, dass ich mit meinen Konsumgewohnheiten bis Aktionsende in zwei Wochen nie und nimmer die erforderlichen fünfzig Marken gesammelt haben würde. Dieser unumstößlichen Tatsache mutig ins Auge sehend, beschloss ich, umgehend zurück in den Laden zu gehen und die Deckungslücke durch Investitionen in langlebige und gut stapelbare Waren zu schließen. Und Kosmetiktücher kann man ja immer gebrauchen. Ich verließ den Supermarkt mit prall gefüllten Taschen voller Treuepunkte-Aufkleber, Toilettenpapier für die nächsten zwölf Jahre und dem warme Gefühl, ein echtes Schnäppchen gemacht zu haben: ein Taschenmesser. Treuepunkte. Die Bitcoins des kleinen Mannes.

Pfandautomat

Unter den Heldentaten der Menschheitsgeschichte belegt die Pfandrückgabe einen guten Mittelfeldplatz, irgendwo zwischen „Entdeckung Amerikas“, „Erstbesteigung Nanga Parbat“ und „Steuererklärung, fristgerechte“. Es ist nämlich nicht nur regelmäßig einiges an Geduld erforderlich, wenn eine Kundin respektive ein Kunde vor einem an der Reihe ist und die erste Leergütertrennung nach zwanzig Ehejahren vornimmt, sondern auch einiges an Geschick. „Flasche langsam einlegen!“, „Pfandzeichen nicht erkannt!“, „Keine Schnapspullen, Herr Bordat!“ sind nur einige der erwartbaren Rückmeldungen des unverkennbar mit KI vollgestopften Automaten. Apropos – meist gilt ohnehin: „Automat voll – bitte Personal Bescheid geben!“ Das kommt dann, schließt den Automaten auf und man erhält einen Einblick in die schier grenzenlosen Fähigkeiten menschlicher Ingenieurskunst. Getrennte Zuführsysteme für Glas, Plastik und Dosenblech, gigantische Auffangbehälter, ein Haufen Elektronik drumherum. Das nötigt einem schon Respekt ab. Bei der nächsten Fehlermeldung stöhnt man nicht, sondern sagt artig: „Entschuldigung!“

Eltern

Ein Berliner Park, eine Bank, ein Sonnensystem. Herrlich! Die Stadt bietet auch ruhige Orte. Eine Familie tritt auf. Vater, Mutter, Kind. Eine – für Berliner Verhältnisse – ungewöhnliche Familie. Andererseits dann auch wieder nicht, wie sich zeigt, als die Kleine sich weigert, in den Kinderwagen einzusteigen. Berliner Eltern setzen es, das Kind, dann nicht – abweichend zur vorab ergangenen Willenserklärung – einfach da rein, sondern diskutieren. Vater und Mutter tragen abwechselnd Argumente im Stile Ciceros vor, die das Kind vom Gegenteil überzeugen sollen. „Schau mal, Emma-Marie: Wenn Du nicht in den Wagen steigst, dann können wir nicht nach Hause gehen und nicht die Oma treffen. Die ist bestimmt schon unterwegs.“ Die etwa zweijährige Emma-Marie wirft sich schreiend zu Boden, um ihre Nichteinstiegsabsicht nachdrücklich zu dokumentieren. „Und dann ist die Oma ganz traurig, dass Emma-Marie nicht da ist!“ Die Angesprochene erwidert laut: „Bräääh!“. „Dann wird auch der Papa traurig!“ – „Brääääääähhh!“ Wie die Geschichte ausging, weiß ich nicht. Ich bin nach zwanzig Minuten gegangen.

Klimawandel

Was hätten wir denn auch tun können? Ich meine, wir hatten doch keine Chance! Gegen den Klimawandel. Wir wussten doch auch nichts! Wir wussten doch überhaupt erst seit 150 Jahren vom Treibhauseffekt. 150 Jahre, was ist das denn? Die sind doch so rum! Die Zeit vergeht ja wie im Flug, das kennt man doch! Und außerdem war der Treibhauseffekt doch längst widerlegt! Nur die Physiker haben das nicht begriffen. Die Klimaforschung gibt es auch erst seit 30 Jahren. Ich meine, das muss sich ja erst noch zeigen, was davon zu halten ist. Wenn die Modelle passen, dann kann das ja auch Zufall sein. So was gibt’s! Ich meine, die hätten ja auch mal was sagen können, die Damen und Herren Klimaforscher*innen! Aber einfach nur vor sich hin modellieren und nichts an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, das ist doch wirklich die Höhe! Und wenn da mal was kam, dann nichts als abwiegel, vertuschen, relativieren. Die Botschaft war doch über Jahrzehnte immer nur: „Alles nicht so schlimm!“ So, und jetzt haben wir den Salat: Klimawandel. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Nachbarschaftshilfe

Es verstand sich von selbst, dass ich mich um die Katzen meiner Nachbarn kümmerte, während sie im Urlaub waren. Also: die Nachbarn, nicht die sieben Katzen. Die verlangten meine volle Aufmerksamkeit. Trockenfutter, Nassfutter, Leckerli am Wochenende. Da waren die beiden Schildkröten genügsamer (zwei, drei Salatblätter am Tag). Schwieriger war da schon der regelmäßige Wechsel des Wasserspenders für die Wellensittiche. Apropos: Wasser – „Pflanzen gießen!“ Das lief nach einem ausgeklügelten Bewässerungsplan, der strikt einzuhalten war, um dem jeweiligen Feuchtigkeitsbedürfnis der Arten einer vielfältigen Fauna gerecht zu werden. Die Nachbarwohnung ist eher ein Dschungel, muss man wissen. Da passt auch das Terrarium hervorragend hinein, dessen Bewohner (zwei balearische Königsleguane) nicht nur recht ausgefallene Speisen erhielten (lebende Heuschrecken durch einen Trichter zu stopfen, ist gar nicht so leicht), sondern für ihr Wohlergehen Musik aus der Heimat brauchten. Ich ließ „Layla“ in Dauerschleife laufen. Ist ja Urlaub.

Berliner Wegbeschreibung

Sie wollen zur Friedrichstraße? Mit dem Auto? Also, da fahren Sie erst mal hier vorne an dieser Großbaustelle vorbei und sehen dann auf der rechten Seite drei große Kräne. Folgen Sie danach der Umleitung etwa drei Kilometer weit, dann links zur gesperrten Straße. Dort müssen Sie dann wohl oder übel wenden und zurück, bis zum Stau an dieser defekten Ampel, die nicht umspringt. Warten Sie dort, bis die Polizei kommt und den Verkehr per Handzeichen regelt. Dann weiter, immer geradeaus. Nach zwei Kilometern kommen Sie wieder an eine Baustelle. Fahren Sie – wenn möglich – daran vorbei, bis zur nächsten Baustelle, rund 800 Meter sind das so ungefähr, und dann wieder links. Ganz scharf links. Ignorieren Sie die Karosserieteile auf der nächsten Kreuzung. Die liegen da noch vom letzten Auffahrunfall. Suchen Sie sich dort am besten schon mal einen Parkplatz, denn viel näher kommen Sie heute nicht an die Friedrichstraße ran, ist alles gesperrt – Demo gegen die Verkehrspolitik des Senats.

Copyright

Mit Dank an Fabian Jermis, der mich auf die Idee gebracht hat.

Wer hat eigentlich das Copyright an der Bibel? Genauer: an den Lesungstexten des Sonntags? Gott? Nein! Wie kommen Sie denn darauf?! Die Autoren der Texte, also zum Beispiel Paulus, der ständig Briefe schrieb, weil sein Internet nicht funktionierte? Nein, auch nicht. Rechteinhaber an den Perikopen für den liturgischen Gebrauch ist – Achtung! – die „Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet“. Das stellte die DBK – genauer: die Unterkommission Urheber-, Medien- und Verlagsrecht des Verbandes der Diözesen Deutschlands – in dem Informationsschreiben „Genehmigungspflicht für den Abdruck von Textpassagen aus liturgischen Büchern (Gebete, biblische Lesungen)“ gerichtsfest klar. Brief der Korintherkacker an die Gemeinden. Wer fortan die Lesungen kommentieren will und sie dazu einfach so in den Pfarrnachrichten abdruckt oder auf die Gemeindehomepage hochlädt, begeht eine Copyrightverletzung. Und der „Schott“? Ja, der hat sich bereits eine Erlaubnis geholt, wie seit eniger Zeit auf der Website zu lesen ist. Die „darin enthaltenen biblischen Texte“, so ist zu lesen, „sind Bestandteil der von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebietes approbierten (revidierten) Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (1980/2016)“. Wie sagte Jesus doch gleich: „Gehet hinaus in die ganze Welt! Aber beachtet das Copyright, OK?!“

Energiekrise

In Zeiten, in denen es gilt, beim Stromverbrauch penibel auf jede Kilowattsekunde zu achten, die Raumtemperatur knapp über Gefrierpunkt zu halten und weiterhin den Müll zu trennen, sind es die kleinen Alltagstricks, die den Menschen der Postmoderne durch den langen Kriegswinter bringen. Wir haben uns bereits intensiv vorbereitet. Alle Zimmerdecken sind auf einszwanzig abgehängt, um die vom Erdkern aufsteigende Warmluft in Nähe der Körpermitte zu halten und die wohlige Atmosphäre eines bolivischen Bergwerks zu simulieren. Wir bereiten den Strom für die Kochplatten mit dem Hometrainer – einmal Mailand-Sanremo ergibt eine leckere Kürbissuppe. Die durchschnittliche Duschgeschwindigkeit liegt bei 0,3 Habeck. Damit es uns trotz der Vorkehrungen in unserem Wohnstollen nicht kalt wird, lassen wir uns in Bekleidungsfragen von Roald Amundsen inspirieren. Zum Glück gibt’s den Klimawandel, der die Außentemperatur konstant bei über 20 Grad hält. Ich wüsste nicht, wie wir den Winter sonst überstehen sollten.

Energiekrise 2

Die erste Hauptrunde im DFB-Pokal, bei der auch die Amateure mitspielen dürfen, bringt die Profis auf die Dörfer der Fußballrepublik Deutschland. Und manchmal erwischt sie dort der Amateurklub eiskalt. Auch der Branchenführer Bayern München musste das schon mal zur Kenntnis nehmen: 1994 musste er sich dem TSV Vestenbergsgreuth geschlagen geben. Eine kalte Dusche. Die war für die Bundesligaprofis des FC Schalke 04 zum Auftakt der Pokal-Saison 2022/23 garantiert. Das Erstrundenspiel gegen Regionalligist Bremer SV am 31. Juli 2022 fand nämlich im Oldenburger Marschweg-Stadion statt. Und in der Stadt Oldenburg wurde in allen Sporteinrichtungen während der Sommerferien Energie gespart. So gab es im Sanitärbereich des Stadions kein warmes Wasser. Der DFB hatte Oldenburg bestätigt, dass es im Regelwerk des Fußballsports keine explizite Regelung zur Wassertemperatur für die Körperpflege nach Pflichtspielen gebe, so ein Sprecher der Stadt. Die Königsblauen schickten keine Warmduscher in die Partie - und gewannen. Ergebnis: 5 zu 0 für 04. Energiesparendes Weiterkommen.

Weltmeisterschaft 2022

Es versammeln sich „eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen“ (Offb 7,9), ARD und ZDF zahlen der FIFA „sechshundertsechsundsechzig Goldtalente“ (1 Kön 10,14), umgerechnet 333 Millionen Schweizer Franken und für vier Wochen versinkt die Welt in „ein Trinkgelage, wie es die jungen Leute zu machen pflegen“ (Ri 14,10). Die FIFA war ziemlich „mächtig“ (Ps 24,8) und „reich“ (Lk 6,24) und „wohnte deshalb“ (Ri 1,33) in der Schweiz. „Der Herr des Landes“ (Gen 42,30) war ihr seit langem der „gute Verwalter“ (1 Petr 4,10), denn ihr „gewährte er einen Steuererlass“ (Est 2,18). Der Bundestrainer, der schon „seit vielen Jahren“ (Apg 24,10) ohne „Balak plante“ (Mi 6,5) und wegen der zahlreichen „jungen Männer“ (Jos 6,23) in den „eigenen Reihen“ (1 Mak 10,37) etwas „unsicher geworden war“ (Apg 27,9), nachdem die letzte WM „in der Provinz in großer Not und Schmach“ (Neh 1,3) endete, dachte „des Nachts“ (Spr 31,18): „Befrei mein Herz von der Angst, führe mich heraus aus der Bedrängnis!“ (Ps 25,17). Denn gleich „im Anfang“ (Gen 1,1) sollte es zum Duell „David“ (1 Sam 17,12) gegen „Goliat“ (1 Sam 17,4) kommen: Deutschland „gegen“ (Hi 19,5) Spanien. Die Stimmung „im Stadion“ (1 Kor 9,24) war großartig: „Heman und Jedutun hatten Trompeten und Zimbeln“ (1 Chr 16,42) mitgebracht, „erhoben sich von ihrem Platz und schauten“ (Gen 18,16) „begeistert“ (2 Mak 8,27) „aufs Feld“ (Gen 4,8). Das Spiel ging hin und her, rauf und runter, „von Tor zu Tor“ (Ex 32,27). Es war die 63. Spielminute, „als Esau erschöpft vom Feld kam“ (Gen 25,29). Kurz darauf „wurde David müde“ (2 Sam 21,15). Zu allem „Überfluss“ (Phil 4,18) kam dann auch noch „Pech“ (Jes 34,9) hinzu, denn Timo Werner „hatte sich verletzt“ (2 Kön 1,2); gerade noch „auf den Flügeln des Sturmes“ (Ps 104,3), riet ihm der Mannschaftsarzt jetzt, „er bade seinen Fuß in Öl“ (Dtn 33,24). Da sprach der Bundestrainer: „Es freut mich, dass Stephanas, Fortunatus und Achaikus zu mir gekommen sind; sie sind mir ein Ersatz für euch“ (1 Kor 16,17). Und er wusste, dass er nun nicht mehr „auswechseln“ (Lev 27,10) konnte, auch nicht, wenn das Spiel (einschließlich Nachspielzeit) „zwei Tage dauerte oder einen Monat oder noch länger“ (Num 9,22). „Einige Zeit später“ (Gen 40,1) beschwert sich Gnabry, „einer der führenden Männer“ (Mt 9,18) im europäischen Fußball, beim „Schiedsrichter“ (1 Sam 2,25): „Er, der im Sturm mich niedertritt, ohne Grund meine Wunden mehrt“ (Hi 9,17), grätscht mir zwischen die Beine, als wolle er meinen „ganzen Besitz mit harten Schlägen treffen“ (2 Chr 21,14). Ich könnte „heulen vor Verzweiflung“ (Jes 65,14)! Doch der „Schiedsrichter“ (Ex 2,14) bewahrt „die Ruhe“ (Koh 10,4): „Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht“ (Mt 20,13). Manuel Neuer kann „kurz darauf“ (Apg 27,14) noch einmal mit einem weiten Abschlag den Ball „zu den Ältesten der Stadt ans Tor bringen“ (Dtn 22,15). Doch was für ein „verheerender Sturm“ (Jes 28,2): „Die Männer“ (Gen 18,16) „fielen, noch bevor sie das Tor erreicht hatten“ (Ri 9,40). Klare Sache: „Schwalbe“ (Spr 26,2)! Kein Elfmeter! Da war eindeutig „Lüge im Spiel“ (Ex 23,7). „Nicht Siegesgeschrei, auch nicht Geschrei nach Niederlage ist das Geschrei, das ich höre“ (Ex 32,18), meint der Kommentator. Kein Ball „geht durch das enge Tor“ (Mt 7,13). Ein schmeichelhaftes Unentschieden, mit dem „beide“ (Gen 13,6) leben können. „Das ganze Volk erhob ein lautes Jubelgeschrei“ (Esr 3,11). Wir sind sehr „bescheiden“ (1 Tim 2,9) geworden.

Synodaler Weg

Demokratische Prozesse und Abstimmungen über Gottes Willen haben in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition. Bereits am Berg Sinai wurde jedes einzelne der Zehn Gebote vom Volk Israel nach drei Lesungen approbiert, im Falle der ersten drei Gebote war eine Zweidrittelmehrheit, im Falle der Gebote vier bis zehn die einfache Mehrheit ausreichend. Das Buch Electiopopulorum berichtet uns davon: „Und da erhob sich eine große Debatte im Volk über die Liebe zum Nächsten. Einige waren dafür, andere dagegen. Am Ende stimmten 73,4 Prozent dafür. Aaron enthielt sich“ (Epo 8,15). Da ist es selbstverständlich, dass auch die Kirche ihre Lehre zur Abstimmung stellt. Die Sexualmoral gilt weiter (Änderungsanträge sind nach synodaler Geschäftsordnung gescheitert), das Amts- und Weiheverständnis hingegen ist in zweiter Lesung mit einer Mehrheit von 88,8 Prozent durchgefallen. Nächste Woche geht es um die Göttlichkeit Christi und die Existenz Gottes. Umfragen sehen die Befürworter knapp vorn.

Drei-Minuten-Wissen

Bevor wir irgendetwas tun, meine Frau und ich, schaut meine Frau ein YouTube-Video, indem erklärt wird, wie man es richtig tut. Also: Fahrradmantel tauschen, Mantel tauschen, Fahrrad fahren, Blumen gießen, Paella zubereiten, eine Doppelhaussiedlung auf dem Mars planen und steueroptimiert vermarkten, Steuern zahlen, Steuern sparen, Steuern nachzahlen, Grammatikfehler in Spam-Mails finden und beseitigen – nichts geschieht mehr in unserem kleinen Haushalt, ohne dass meine Frau zuvor ein Erklärvideo schaut. Will ich das Leergut zum Glascontainer bringen, tönt es: „Moment!“, gefolgt von: „Sind nur drei Minuten, guck es Dir an!“ Ich tue, wie mir geheißen und halte schweigend durch bis „Wenn Euch dieses Video gefallen hat, dann hinterlasst Euer 'Like' und schaut Euch auch noch an, wie man ein DIN A 4-Blatt in drei Stücke reißt!“ Ich bin ein gehorsamer Ehemann. Ich schaue Drei-Minuten-Videos über Nägel, die in die Wand geschlagen werden wollen, das globale Finanzsystem, die rechtswirksame Kündigung von Leasingverträgen und die fachgerechte Reinigung von Aquarien, obwohl wir gar kein Aquarium haben. Leasingverträge eigentlich auch nicht. Egal. Bildung schade nie, meint meine Frau. Nur bei einer Sache habe ich Ruhe: beim Glossen schreiben. Da scheint es nichts zu geben, auf YouTube. Vielleicht mache ich da selber mal was. Weiß ja jetzt, wie es geht.

Grund: Steuer

Die Zeit lief. Und bald ab. Nein, ich rede nicht vom Klimawandel, sondern von der Grundsteuererklärungsfrist. Erst 18 Prozent der Immobilieneigentümer hatten bis kurz vor Fristende ihre Grundsteuer erklärt. Also, ich verstehe das nicht! Kann es denn etwas Schöneres geben, als eine Grundsteuererklärung? Ich meine, wenn man sie gemeinsam mit den baugleichen Nachbarn vorbereitet, so als Grundsteuergrillparty? Bei Grünkernbratling und Rhabarberbionade lässt sich doch gleich viel ergiebiger über gemischt genutzte Grundstücke, Gemarkungen, Bodenrichtwerte und den Unterschied von Wohn-, Nutz- und Verkehrsfläche diskutieren. Spätens bei „Anteil der land- oder forstwirtschaftlich genutzen Fläche am Gesamtgrundstück“ reicht dann die Bionade nicht mehr aus und die Veranstaltung entwickelt ihre Eigenheimdynamik (23 Bier, sieben Schnaps, drei vorwurfsvolle Blicke). Gut informiert und noch besser gelaunt kehrt man früh am Morgen zurück auf Flurstück 317/5. Merke: Es gibt immer einen Grund zum Feiern. Heiße dieser auch Steuer.

Armageddon

Das Ende der Welt hat man mir schon oft versprochen. Aber diesmal scheinen die beiden älteren Herren, die jeden Samstag Vormittag bei uns vor der Tür stehen, Recht zu behalten: Das Ende der Welt kommt. Bald. Was das doppelte Vorrunden-Aus nicht geschafft hat, das schafft jetzt die Tagesschau: Mir jede Hoffnung auf Zukunft zu rauben. Denn, so las ich, die Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs liege nicht mehr bei Null. Armageddon ist das Stichwort. Damit drohte Putin und in der Folge auch Biden und am Ende der Buchhalter der Tagesschau: Null war früher, jetzt sei sie „etwas höher“. Klar: Hannibal hat nie Atomwaffen eingesetzt. Warum auch? Doch nach 1945 war sie, die Atomwaffeneinsatzwahrscheinlichkeit, immer „etwas höher“. Als Null. Denn Null ist die Wahrscheinlichkeit nur für Dinge, die gar nicht möglich sind. Einen verheirateten Junggesellen kennenzulernen. Oder, dass jemand den Literaturnobelpreis bekommt, von dem ich schon mal was gelesen hab. In diesem Sinne: Ruhe bewahren! Und die beiden Herren klingeln lassen.

Martin

Morgen ist es wieder so weit: Sanktmartin. Also, dieser Martin ist wirklich eine dunkle Gestalt. Nicht nur, dass er einen Mantel teilt (§ 303 StGB, Sachbeschädigung), er begünstigt auch eine rückwärtsgewandte Ideologie (Mittelalter), in dessen so harmlos erscheinendem Kulturgut perfide Gräuel wie die Kreuzzüge (auf Kosten des Steuerzahlers!) perpetuiert werden. Nehmen wir nur das so genannte „Laternenlied“. Die in Aussicht gestellte Autonomie („Ich“) und die scheinbare Freizügigkeit („gehe“) wird durch die kollektivistische Auflage („mit“) und die Fesselung an das im Zuge rücksichtsloser Indoktrination stark verinnerlichte („meiner“) Symbol der Unterdrückung („Laterne“) zynisch konterkariert. Die Gewaltaffinität gipfelt in der martialischen Schlusszeile. Verkleidete Kinder an der Haustür („rabimmel“) verbreiten Angst und Schrecken („rabammel“) und scheuen sich nicht, ihren Forderungen nach Süßem tatkräftig Nachdruck zu verleihen („rabumm“). Obwohl: Das war Helloween. Na, egal! Irgendwas mit Kirche halt.

Cure weg

Oder: Mein täglich Hass und Häme

Über die Probleme hinaus, die man als CureVac-Aktionär hat, beschäftigt mich zur Zeit eines: Ich kann nicht mehr einschlafen. Also, jedenfalls nicht, bevor ich nicht auf irgendeiner Seite im großen Netz der unbegrenzten Möglichkeiten irgendjemanden beschimpft habe. Erst dann sinken die Vitalfunktionen auf Ruhemodus und ich finde den erholsamen Schlaf, den ich so dringend brauche, nachdem ich vor einem halben Jahr auf einen sinkenden Dollar setzte. So schaue ich jeden Abend gegen Schlafenszeit, was ich noch verlautbaren kann. Da sagt ein Virologe: „SARS-CoV-2 cell entry depends on ACE2 and TMPRSS2“. Schon wittere ich meine Chance: „Keine Ahnung, der Typ – aber groß das Maul aufreißen! Arschloch!!!“ Ha, das tat gut! Eine Politikerin verhaspelt sich oder spricht ein Wort in einer Fremdsprache nicht korrekt aus? Stoff für die nächsten Wochen! „Zu blöd, die Alte!“ Drei lachende Emojis finalisieren das unbestechliche Werturteil. Blutdruck sinkt, Puls runter. Gute Nacht. Und wenn gerade nichts anliegt, schätze ich die hiesige politische Lage im Allgemeinen ein, bevor ich mich zu Bett begebe: „Diktatur!“ Und komme gar nicht mehr dazu, mich über „gleichgeschalteten Staatsfunk“, „Neue Weltordnung“ und „Bill Gates“ auszulassen, denn kaum „Diktatur!“ geschrieben, umfängt mich zart ein süßer Schlummer. Alle Sorgen weg. Cure weg.

Nikolaus

Heute ist der 6. Dezember – Nikolaus. Das heißt: Gestern war – wenn ich es richtig kalkuliere – der Vorabend des Nikolaustags. Nikolausabend. Das weckt Erinnerungen. „Heut ist Nihikolausabend da“. Etwas Bedrohliches lag in dieser schief gesungenen Feststellung. Denn: Nikolausabend, das hieß in meiner Kindheit: Abend der Abrechnung. Ganz ehrlich – ich hatte Angst. Vor dem Nikolaus. Wenn er dann kam, am Vorabend seines Ehrentages. Also, eigentlich schon am Nachmittag, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, denn zur „Tagesschau“ wollte er wieder zu Hause sein, der Nikolaus. Ja, ich hatte Angst vor dem Nikolaus. Wegen seiner bedrohlichen Erscheinung als übergroßer Mann mit mächtiger Mitra und langem, weißem Rauschebart. Und wegen seiner Funktion als unumstrittene moralpädagogische Institution. Er hat einem immer so intestigative Fragen gestellt. „Na, warst Du auch schön brav?“ Wie unangenehm! Oder – gegen Aufpreis: „War die Maxime Deines Handelns jederzeit so, dass Du wollen kannst, sie werde zur Grundlage eines allgemeinen Gesetzes?“ Noch heute durchfährt mich ein Schauer.

Nobelpreis

Wieder ein Jahr rum. Bekanntgabe der Nobelpreise. Und es geht schon wieder los: Nobelpreise für irgendwas, das kein Mensch, außer dem Preisträger, vollständig versteht. Kann man nicht mal Nobelpreise für wirklich wichtige Errungenschaften verleihen? Für Spektakuläres, mit dem man auch was anfangen kann? Normalerweise wird so ein Preis ja verliehen für die „Entdeckung topologischer Phasenübergänge“ oder die „Entwicklung von Halbleiterheterostrukturen für Hochgeschwindigkeits- und Optoelektronik“. Schön und gut. Sollen sie Phasenübergänge entdecken und Halbleiterheterostrukturen entwickeln. Aber die wirklichen Durchbrüche der Wissenschaft liegen doch ganz woanders. Verdient hätten ihn, den Nobelpreis, die Grünen für die Entdeckung des Nuklearparadoxons: Je größer der Widerstand, desto länger die Laufzeit. Oder die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkommitee der Deutschen Katholiken (zu gleichen Teilen) – für die signifikante Verkürzung des Abstands zwischen zwei Fettnäpfchen. Damit kennen wir uns wenigstens aus!

Oktoberfest

Auf dem Oktoberfest gab es Anno 2022 gehörig Ärger. Die „Musi“ missfiel. Die Gäste wünschten Schlager statt Blasmusik. Ich kann das verstehen. Gerade wegen der Texte. Blasmusik kommt ja ohne aus. Der Schlager nicht. Der hat einen Text. Und oft einen, über den es sich nachzudenken lohnt. Zum Beispiel diese Frau. Die tut mir wirklich Leid. Die gibt unter Tränen zu Protokoll: „Du hast mich 1000 Mal belogen“. Ich meine, da fragt man sich doch: Wieso ist es überhaupt so weit gekommen? Hat sie vorher nichts gemerkt? Was ist mit ihrem sozialen Umfeld? Warum hat da Niemand reagiert? Oder dieser nette junge Mann, der behauptet, es gäbe einen „Stern, der deinen Namen trägt“. Ja, ich meine – welche Frau heißt denn „Copernicus HR-3522“? Und dann dieses Lied von Erwin Schrödinger: „Verdammt, ich lieb‘ dich – ich lieb dich nicht“. Quantenphysik im Festzelt. Eine Hymne auf die Ambivalenz der Postmoderne. Eigentlich liebe ich dich, aber dann kommt diese Bindungsschwäche. Das alles geht verloren, spielt die Kapelle nur Blasmusik. Obacht!

Rätsel

Fast alle Rätsel unseres Daseins sind gelöst. Das menschliche Genom ist bekannt und steht mittlerweile auf der Rückseite von Müsliriegelverpackungen. Das Universum ist weitestgehend abfotographiert und gefilmt. In Schwarz-Weiß und in Farbe. Wir wissen um den Treibhauseffekt. Die restlichen spannenden Fragen des Daseins klärt die „Sendung mit der Maus“. Oder die Volkshochschule. Ergo: Es beginnt, langweilig zu werden.