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Jesus zu vertrauen, ist nicht einfach. Es bedeutet, dem Unsichtbaren in das Unbekannte zu folgen und seinen Worten mehr zu vertrauen als den Bedrohungen, die wir sehen, oder den Ängsten, die wir empfinden. Durch die Nacherzählung von 35 biblischen Begebenheiten gibt uns Blind vertrauen kleine Einblicke darin, was es bedeutet, ein Leben im Glauben zu führen, es gibt uns Rat, wie wir Gottes Verheißungen mehr vertrauen können als unserer Wahrnehmung, und es zeigt einen Weg auf, wie wir Ruhe in Gottes Treue finden können.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Impressum
Blind vertrauen: Eine neue Perspektive auf bekannte Geschichtenüber ein Leben im Vertrauen auf Gott, Jon BloomSolid Rock Verlag, c/o Postflex #2889, Emsdettener Str. 10, 48268 Greven
Veröffentlicht unter dem englischen Originaltitel: Not by Sight: A Fresh Look at Old Stories of Walking by FaithCopyright © 2013 by Desiring God Foundation
Published by Crossway, a publishing ministry of Good News Publishers,Wheaton, Illinois 60187, U.S.A.This edition is published by arrangement with Crossway. All rights reserved.Diese Ausgabe wird aufgrund eines Vertrages mit Crossway veröffentlicht.Alle Rechte vorbehalten.
Zitierte Bibelstellen:Soweit nicht anders vermerkt:Direkte Übersetzung aus dem Englischen.
Bibelstellen mit einem * versehen:Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen.Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft.Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Bibelstellen mit zwei ** versehen:Bibeltext der Schlachter, Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Paperback ISBN: 978-3-949836-11-4Tolino ISBN: 978-3-949836-12-1
Übersetzung: Solid Rock VerlagCover Design: Solid Rock Verlag/Harald KleinCover Foto: by Petty Officer 2nd Class Anthony Harding, 12.08.2011U.S. Navy SEALs exit a C-130 Hercules aircraft during a training exercise near Fort Pickett, Va.The appearance of U.S. Department of Defense (DoD) visual information does not imply or constitute DoD endorsementLektorat: Solid Rock VerlagSatz und Design: Harald Klein, www.haraldklein.design
Trotz aller Sorgfalt können Fehler unterlaufen. Solltest du einen entdecken, freuen wir uns über einen Hinweis an [email protected].
„Lebendige und gehaltvolle Schilderungen biblischer Charaktere, die lernen, mit ihrem manchmal erstaunlichen Herrn zu leben.“
J. I. Packer, Governor’s Professor of Theology, Regent College
„Es gibt nichts Besseres als die ungeschminkten, von Gnade erfüllten Geschichten der Bibel, die unsere Herzen mit der Wahrheit wachrütteln, dass Jesus Christus völlig ausreichend ist. Und ich kenne kaum einen, der so begabt und fähig ist, sie zum Leben zu erwecken und auf ergreifende und oft schmerzhafte Weise anzuwenden, wie mein guter Freund Jon Bloom. Dies ist ein wunderbar aufschlussreiches, immens bereicherndes und vor allem Christus erhebendes Buch, das ich nur wärmstens empfehlen kann.“
Sam Storms, Seniorpastor, Bridgeway Church, Oklahoma City, Oklahoma
„Aus dem Glauben zu leben ist keine Kleinigkeit. Jon Blooms Blind vertrauen bietet kurze Lesungen – eine pro Tag wäre ideal –, die uns helfen, unser Leben im Licht der Treue Christi zu überdenken. Die Kühnheit dieses Buches besteht darin, dass es Christus einfach, aber aufmerksam, beim Wort nimmt. Dies ist ebenso selten, wie kraftvoll.“
Ray Ortlund, Pastor für Pastoren, Immanuel Church, Nashville
„Spurgeon sagte: ‚Meine Bücher sind meine Werkzeuge.‘ Und das Buch, das du in den Händen hältst, ist ein weises Werkzeug für die Reise. Blooms Geschichten und Einsichten entzünden das Feuer im Herzen, erhellen die alten und besten Pfade und schenken Einblicke in Gottes Herrlichkeit, die uns Lust machen, diesen Glaubensweg zu gehen!“
Ann Voskamp, Autorin des New York Times-Bestsellers One Thousand Gifts: A Dare to Live Fully Right Where You Are
„Jon Bloom ist ein Mensch, der Christus in den Mittelpunkt stellt, Gott anbetet und sich auf sein Königreich ausrichtet. Und da nicht alle Schriftsteller so sind, ist das ein guter Grund, dieses Buch zu lesen! Aber es ist mehr als das. Jon ist ein begnadeter Autor von etwas, wovon wir mehr brauchen – wahrheitsliebene Sachbücher, mit großer Vorstellungskraft. Seit Jahren lese ich Jons Desiring-God-Blogs, denke über sie nach und bewahre einige von ihnen auf, um sie künftig in Büchern zu zitieren. Ich liebe es, wie Jon mich immer wieder auf die Bibel zurückführt. Gott sagt, dass seine Worte nicht leer zu ihm zurückkehren werden, ohne sein Ziele erreicht zu haben. Über unsere Worte sagt er das nie. Deshalb wird Blind vertrauen über diese Welt hinaus Bestand haben – es ist durchdrungen von dem lebensspendenden Wort Gottes, das niemals vergehen wird.“
Randy Alcorn, Gründer und Leiter von Eternal Perspective Ministries
„Blind vertrauen lädt die Leser auf kreative und ansprechende Weise in die Realität der Evangelien ein: Wir können hören, wie die Steine der Ankläger der Ehebrecherin zu Boden fallen, das Kribbeln der Gesundung im Körper des Aussätzigen spüren, die Panik in den Augen des Petrus sehen, als er zu sinken beginnt, den Duft des Öls riechen, das über Jesu Füße gegossen wird und den Fisch schmecken, den Jesus den Jüngern zum Frühstück serviert.“
Nancy Guthrie, Bibellehrerin; Autorin der Reihe Seeing Jesus in the Old Testament
„Fühlst du, wie ich, die Sinnlosigkeit des Versuchs, Hoffnung aus den Dingen zu schöpfen, die du sehen kannst? Jon Bloom beschreibt mit den Stimmen derer, die uns vorausgegangen sind, den besseren Weg – im Vertrauen auf Jesus, der unsere wunderbare Hoffnung ist – zu gehen. Blind vertrauen nimmt dich mit auf einen Spaziergang durch die Vielzahl der Zeugnisse von Gottes immer ausreichender Gnade, die durch die Jahrhunderte widerhallen. Ich bin dankbar für dieses Nachdenken über die kostbare Verheißung von Gottes Fürsorge, das es uns ermöglicht, im Vertrauen einen Fuß vor den anderen zu setzen.“
Gloria Furman, Autorin von Glimpses of Grace
„Vergesslichkeit und Vertrautheit. Von diesen beiden Fehlern wird der Glaube oft bedrängt. Wir vergessen leicht, was wir darüber wissen, wer Gott ist und was er in Jesus Christus für uns getan hat. Wenn wir uns dann der Bibel zuwenden, um Hilfe zu erhalten, wird unsere Vertrautheit durch das Staunen über die großartige Geschichte von Gottes Barmherzigkeit gegenüber einfachen Menschen erschüttert. Wir müssen an die alten Geschichten der Bibel erinnert werden, damit sie unsere ausgetrockneten Seelen bewässern und unseren Glauben entzünden können. In Blind vertrauen erschüttert mein Freund Jon Bloom unsere Vertrautheit mit der Bibel, indem er uns hilft, neu zu sehen, wie sich das Drama der Heiligen Schrift in der harten Realität menschlicher Erfahrungen entfaltet, und wie diese Geschichten von Gnade durchdrungen sind, während sie sich in die große Geschichte einfügen: Gottes Plan, Sünder durch seinen Sohn zu retten. Musst du daran erinnert werden, was du bereits weißt? Musst du aus deiner Vertrautheit aufgerüttelt werden? Jons frische Erzählungen der alten Geschichten werden dir helfen, Überraschung und Freude an den Geschichten der Bibel wiederzuentdecken.“
C. J. Mahaney, Seniorpastor, Sovereign Grace Church in Louisville
„Was geschieht, wenn wir demütig und erwartungsvoll über die Geschichten der Bibel nachdenken und sie durch die Brille des Evangeliums betrachten? Frage Jon Bloom, oder – noch besser – lies sein neues Buch Blind vertrauen, und entdecke es selbst. Diese Schatzkammer von kurzen Andachten ist die nahrhafte Speise, die uns ein Mann reicht, der von Jesus begeistert und hungrig nach Gnade ist – ein Bruder, dessen Worte das Evangelium für Gläubige und Nichtgläubige gleichermaßen schön und glaubwürdig machen. Du wirst dieses Buch vielen Freunden schenken wollen, egal, wo sie in ihrer Glaubensgeschichte gerade stehen.“
Scotty Smith, Pastor Emeritus, Christ Community Church, Franklin, Tennessee; Autor von The Reign of Grace; Restoring Broken Things; und Everyday Prayers: 365 Days to a Gospel-Centered Faith
„Es gibt wahrscheinlich nur zwei Bücher, die ich gelesen habe, die eine Tiefe der Nachfolge aufweisen, die von der Kirche in Amerika im Allgemeinen kaum berührt wird. Blind vertrauen von Jon Bloom ist eines davon. Mehr als einmal konnte ich nicht weiterlesen, weil mir die Tränen in die Augen stiegen, weil mein Herz so tief bewegt und ermutigt war von Jons beruhigenden Worten über die überraschenden, aber immer vertrauenswürdigen Wege Gottes. Mehr Christen sollten diese Wahrheiten verstehen, damit sie für jede gute Aufgabe, die Gott für sie bereithält, gerüstet sind. Wenn du in diesem Jahr nur ein einziges Buch liest, empfehle ich dir dringend, dieses zu lesen.“
Matt Brown, Evangelist; Autor; Gründer von Think Eternity
BLIND
VERTRAUEN
Eine neue Perspektive auf bekannte Geschichtenüber ein Leben im Vertrauen auf Gott
JON BLOOM
Für Pam
Meine wertvolle Partnerin im Glauben an Gottes„größte und kostbarste Zusagen“ (2.Petr 1,4*).Danke, dass du mir mehr als jeder andere geholfen hast,an Jesus zu glauben,und dass du mehr als jeder anderefür dieses kleine Buch gebetet hast.
Vorwort
John Piper
Mit dem Apostel Johannes sage ich euch: Wir schreiben euch diesen Brief, damit wir alle, ihr und wir, die Freude, die Gott uns schenkt, in ihrer ganzen Fülle erleben (1.Joh 1,4*). Meine Freude. Ja, auch deine. Aber das ist noch nicht mein Punkt.
Es ist mir eine Freude, ein Vorwort für Jon Bloom und sein Buch zu schreiben. Hab also noch etwas Geduld mit mir.
Erstens: Ich mag Jon Bloom sehr. Es gibt viel Gutes über ihn zu sagen und ich wünsche mir, dass du ihm deine Aufmerksamkeit schenkst, denn dieses Buch ist es wert.
Jon ist ein Mann der Anbetung. Er lebt unter der souveränen Gnade Gottes, unterwirft sich gerne seinem Willen und betet ihn an. Daher überrascht es nicht, dass er auch Lobpreisleiter in seiner Kirche ist.
Jon liebt das Evangelium Jesu. Man sieht ihm an, wie glücklich er darüber ist, dass seine Sünden durch Christus vergeben sind und was er tut die Frucht seiner Rechtfertigung ist, nicht die Wurzel.
Jon ist demütig und bereit, seine Sünden zu bekennen und Beziehungen wiederherzustellen.
Jon kennt sich in der Bibel aus. Er hat Rückgrat und lässt sich nicht so leicht hinters Licht führen.
Jon ist ein Mann mit einer Vision – einer Vision für sein Leben und seine Familie und einer Vision für Desiring God. Er hat diesen Dienst von Anfang an mit großer Weitsicht geleitet.
Jon ist verlässlich. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Und ich habe ihm in der Tat diesen Dienst anvertraut – der einen großen Teil meines Lebens ausmacht.
Jon ist weise. Obwohl er eine Generation jünger ist als ich, würde ich mich eher an ihn wenden als an die meisten älteren Männer. Es gibt eine Gabe der Weisheit und Jon besitzt sie. Er ist mein Ratgeber.
Es überrascht also nicht, dass dieses Buch auch deine Aufmerksamkeit verdient. Alles, was Jon als Mensch ist, tritt hier zutage, ebenso wie seine Gaben.
Jon ist kreativ. Diese Andachten sind keine gewöhnlichen Schriftauslegungen. Es sind Geschichten, und zwar richtig gute Geschichten. Sie beruhen auf den Aussagen der Bibel. Die kreativen Ergänzungen gehen nie über das hinaus, was wirklich hätte passiert sein können. Die Wahrheiten, die Jon für unser Leben erkennt, beruhen nicht auf dem, was hätte sein können, sondern auf dem, was war. Das, was hätte sein können, gibt der Wahrheit zusätzlich Substanz. Es macht die Dinge greifbar.
Jon ist davon überzeugt, dass die Wahrheit, wenn du sie kennst, auch dich frei macht. Und Wahrheiten über die Größe Christi sind am besten geeignet, uns von Unglauben zu befreien. Und von Unglauben befreit zu sein, bedeutet, von Angst und Gier und Stolz und Zorn und Lust und Verzweiflung und hundert anderen Varianten lebenszerstörender Sünden befreit zu sein.
Egal ob wir ganz jung im Glauben sind oder schon lange unseren Weg als Christen gehen – was wir brauchen, um unseren Weg in blindem Vertrauen und nicht im Schauen zu gehen, sind Einblicke. Ich weiß, das klingt jetzt widersprüchlich. Wir brauchen Einblicke, damit wir nicht im Schauen gehen. Aber es ist kein Widerspruch, denn das Schauen, das wir brauchen, ist nicht das Schauen darauf, was der Tag bereithält, sondern das Schauen auf den, der den Tag bereithält.
Und selbst diese Sicht ergibt sich, indem wir durch das Fenster des Wortes schauen. Das heißt, wir sehen mit den Ohren. Ja, das klingt seltsam. Aber höre: „Und der HERR erschien weiterhin zu Silo; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN“ (1.Sam 3,21**). Wir „schauen“ also mit unseren Ohren durch das Fenster des Wortes, und was wir hören, ist ein Anblick Gottes!
Wenn das für dich keinen Sinn ergibt, habe ich hier einen Vorschlag. Suche dir ein Kapitel in diesem Buch aus, dessen Titel dir für dich relevant erscheint. Höre zu, während du liest. Blicke durch das hindurch, was du hörst. Und schaue, ob Jesus sich dir nicht in einer Weise zeigt, dass du ihm noch mehr vertraust.
Das ist es, was Jon Bloom sich wünscht. Das ist es, wofür wir beide beten – deine Freude am Glauben. Also ja, ich habe dies zu meiner Freude geschrieben. Und meine wird erfüllt sein, sobald ich höre, dass meine freudigen Empfehlungen und Jons schöne Erzählungen in dir die Freude daran wecken, deinen Weg in blindem Vertrauen und nicht im Schauen zu gehen.1
John Piper
Gründer und Lehrer, Desiring God
Kanzler, Bethlehem College and Seminary
1 Anmerkung des Übersetzers: Der englische Originaltitel orientiert sich an 2.Kor 5,7 „Not by Sight“ was im Deutschen mit „Nicht im Schauen“ übersetzt ist, wenn man die gängigen Bibelübersetzungen heranziehen würde.
„Was hier berichtet ist, wurde aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben an ihn in seinem Namen das Leben habt.“ (Joh 20,31*)
Ein Wort an die Leser
Was will Jesus wirklich von dir? Dazu gäbe es so viel zu sagen2. Aber in einem Satz zusammengefasst ist es dies: „Vertraut auf Gott und vertraut auf mich!“ (Joh 14,1*). Als der Apostel Johannes sein Evangelium schrieb, verwendete er deshalb in einundzwanzig Kapiteln fünfundachtzig Mal das Wort „glauben“ bzw. „vertrauen“. Er erinnerte sich daran, dass Jesus in seinen Lehren und Predigten den Schwerpunkt auf den Glauben gelegt hatte.
Ob du an Jesus glaubst oder nicht, das ist die wichtigste Frage deines Lebens, denn „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen; der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Joh 3,36*). Denn „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen“ (Hebr 11,6*).
Aber der Glaube an Jesus ist sehr schwierig. Es ist schwierig, weil „sich die ganze Welt in der Gewalt des Bösen befindet“ (1.Joh 5,19*), und der arbeitet mit all seiner Macht daran, „sie [die Ungläubigen] mit Blindheit [zu] schlagen, sodass ihr Verständnis verfinstert ist und sie den strahlenden Glanz des Evangeliums nicht sehen, den Glanz der Botschaft von der Herrlichkeit dessen, der Gottes Ebenbild ist – Christus“ (2.Kor 4,4*). Und er versucht ständig, die Gläubigen in die Irre zu führen (Mt 24,24).
Deshalb ist es wichtig, dass die Nachfolger Jesu lernen, „ein Leben des Glaubens, [und] nicht ein Leben des Schauens“ zu führen (2.Kor 5,7*). Mit anderen Worten: Wir müssen lernen, den Verheißungen Gottes mehr zu vertrauen als unseren Wahrnehmungen. Dieses Thema zieht sich von Anfang bis Ende durch die Bibel.
Das Ziel dieses kleinen Buches ist es, auf fantasievolle Weise über die realen Erfahrungen realer Menschen in der Bibel nachzudenken, um dir zu helfen, zu begreifen und zu leben, was es bedeutet, „Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand“ (Spr 3,5**). Das Ziel ist es, dir zu helfen, an Jesus zu glauben, während du in einer sehr verwirrenden und schmerzvollen Welt lebst.
Jesus sagte: „Gottes Wille wird dadurch erfüllt, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (Joh 6,29*). Ich bete dafür, dass Gott dieses Buch benutzt, dich in der wichtigsten Arbeit zu ermutigen, die du je in deinem Leben leisten wirst.
2 Ich empfehle ausdrücklich das Buch von John Piper, What Jesus Demands from the World, Wheaton, IL: Crossway, 2006.
Dankbarkeit
Es ist ein unvorstellbares Geschenk, mit Pamela verheiratet zu sein, die mit mir im Vertrauen auf Jesus unterwegs ist, seit wir uns als Teenager ineinander verliebt haben. Kein anderer Sterblicher versteht so gut, welche Bedeutung 2.Korinther 5,7 für mich hat. Und niemand hat mir mehr geholfen, danach zu leben. Pam, mein „Danke“ kann nicht mit Worten ausgedrückt werden, und dieses kleine Buch ist dir gewidmet.
John Piper ist für mich seit über zwanzig Jahren Pastor, Lehrer, Mentor, Vater und lieber Freund, und sein Einfluss auf mich ist allgegenwärtig und unvergleichlich. John, unsere lange Partnerschaft bei Desiring God ist und bleibt eines der größten Privilegien meines Lebens. Dass du das Vorwort für dieses Buch geschrieben hast, ist eine weitere Liebenswürdigkeit nach unzähligen anderen zuvor.
Dieses Buch existiert zum großen Teil wegen der Ermutigung und Hilfe meiner unglaublichen Kollegen (früher und heute) bei Desiring God, besonders John Knight, Carol Steinbach, Bryan DeWire, Joe Scheumann und Andrea Froehlich, die diese Betrachtungen korrigiert und verbessert haben, als sie als monatliche Andachten für die Unterstützer von Desiring God geschrieben wurden. Und weil Justin Taylor und das Crossway-Team bereit waren, sich dafür einzusetzen. Meine Dankbarkeit für euch alle geht tiefer, als ich es ausdrücken kann.
Aber Jesus, mein tiefster Dank gilt dir. Seit ich dir zum ersten Mal vertraut habe, als ich noch jung war, hast du nie ein einziges Versprechen gebrochen, sondern mich treu auf rechten Wegen geführt (Ps 23,3), die man nur im Glauben gehen kann (2.Kor 5,7). Dir auf diesen Pfaden zu folgen, mit deinem Wort als meines Fußes Leuchte (Ps 119,105), war schwieriger, als ich es mir je vorgestellt habe, und zugleich das Schönste, was ich je erlebt habe. In der Tat sind die süßesten Dinge aus den härtesten, dunkelsten und schmerzhaftesten Abschnitten der Reise erwachsen. Sowohl das Süße als auch das Bittere lassen mich den Tag herbeisehnen, an dem das Schauen des Glaubens endlich dem Schauen deines Gesichts weichen wird (1.Kor 13,12). Ich hoffe, es ist bald soweit.
Jesus stand auf und wies den Wind und die Wellen in ihre Schranken. Da legte sich der Sturm, und es wurde ganz still. „Wo bleibt euer Glaube?“, fragte Jesus seine Jünger. Sie aber [waren] voll Furcht und Staunen“ (Lukas 8,24-25*).
1
„Wo bleibt euer Glaube?“
Jakobus Zebedäus und die Furcht
Lukas 8,22-25
Der See war jetzt ruhig. Und gab gerade genug Wind, um das Boot voranzutreiben.
Auch die Jünger waren ruhig. Andreas hatte das Steuer von Petrus übernommen, der nun in einen Mantel gehüllt da saß, erschöpft und in Gedanken versunken. Er war bis auf die Haut durchnässt. Ein paar andere waren dabei, das restliche Wasser aus dem Boot zu schöpfen.
Jesus schlief wieder.
Jakobus lehnte am Bug und sah zu, wie Spiegelungen auf den sanften Wellen tanzten.
Jakobus kannte diesen See. Er und Johannes hatten die meiste Zeit ihres Lebens auf oder in diesem See verbracht. Sein Vater war Fischer, ebenso wie die meisten seiner männlichen Verwandten und Freunde. Er erinnerte sich an die Gesichter derer, die in den unvorhersehbaren galiläischen Stürmen ertrunken waren, wie dem, der vor kaum einer halben Stunde über sie hereingebrochen war.
Als erfahrener Bootsmann war Jakobus nicht leicht zu erschrecken. Aber er erkannte einen Menschenfresser, wenn er ihn sah. Dieser Sturm hatte sein Maul geöffnet, um sie alle zu verschlingen.
Todesangst hatte in Johannes’ Augen gestanden, als er Jakobus packte und schrie: „Wir müssen es dem Meister sagen!“ Sie stolperten zum Heck des Schiffes. Wie Jesus einfach weiterschlafen konnte, während die wütende Brandung das Boot hin- und herwarf, war selbst schon ein Wunder. Schreiend weckten sie ihn: „Meister, Meister, … wir sind verloren!“ (Lk 8,24*).
Jakobus würde nie vergessen, wie Jesus ihn angesehen hatte. Seine Augen strahlten gleichzeitig Kraft und Ruhe aus. Keine Spur von Furcht. Jesus legte die Decke beiseite und erhob sich auf dem hinteren Deck zu seiner vollen Größe. Jakobus, der befürchtete, dass Jesus über Bord gehen würde, wollte ihn gerade festhalten, als Jesus rief: „Schweig! Sei still!“ (Mk 4,39*).
Kaum waren diese Worte heraus, legte sich der Wind völlig! Das plötzliche Verstummen des Heulens war wie aus einer anderen Welt. Die Wogen begannen sich sofort zu glätten. Jeder Jünger blieb stehen, wo er gerade war, und starrte entgeistert das Wasser, den Himmel und die anderen an.
Jesu Blick verweilte einen Moment lang auf den steilen Hügeln am Westufer. Dann sah er die Zwölf an und fragte: „Wo bleibt euer Glaube?“ (Lk 8,25*).
Er hatte Jakobus direkt angeschaut, als er „Glaube“ sagte.
Als Jakobus sich nun an den Bug lehnte, ging ihm diese Frage Jesu immer wieder im Kopf herum.
„Wo bleibt euer Glaube?“ Als Jesus das zum ersten Mal sagte, spürte Jakobus die beabsichtigte Zurechtweisung. Hatte er kein Vertrauen zu Gott? Er dachte, er hätte es. Aber der Sturm bewies, dass all das Vertrauen, das er empfand, wenn kein Druck bestand, nur ein Schönwetterglaube war. Die galiläischen Westwinde hatten ihn hinweggefegt. Er fühlte sich zurechtgewiesen und gedemütigt.
Aber je mehr Jakobus über die Frage nachdachte, desto tiefer grub sie sich in ihn hinein.„Wo bleibt euer Glaube?“Wo? Mein Glaube liegt in dem, was ich sehe. Mein Glaube liegt in dem, was ich fühle. Als der Sturm kam, vertraute ich auf das, was meine Augen sahen. Ich vertraute darauf, was meine Haut fühlte. Ich vertraute auf die gewaltige Kraft, die das Boot wie ein Spielzeug hin- und herwarf. Ich vertraute auf die Geschichten, die mein Vater erzählt hatte. Ich vertraute auf die Tragödien, an die ich mich erinnere. Ich vertraute auf die Kraft des Sturms, weil Stürme Menschen umbringen.
Ist das falsch? Bis vor ein paar Minuten hätte das noch wie gesunder Menschenverstand ausgesehen. Aber Jesus hatte alles verändert.
Jakobus blickte zurück zum schlafenden Jesus. Er sah fast genauso aus wie vorhin, als der Sturm wütete. Aber was hatte vorhin mächtiger ausgesehen? Das, was seine Augen sahen. Aber was war wirklich mächtiger? Jesus hatte den tödlichen Sturm mit einem Wort erledigt.
Jakobus spürte, wie die Angst wieder über ihn hereinbrach. Aber es war eine ganz andere Art von Angst. Er dachte: „Wer ist nur dieser Mann?“ (Lk 8,25).
Als Jakobus wieder auf das Wasser hinunterschaute, kamen ihm die Worte des Psalmisten in den Sinn:
Ja, ich bin gewiss: Der HERR ist groß! Größer als alle Götter ist unser Herr!
Alles, was dem HERRN gefällt, das vollbringt er, sei es im Himmel oder auf der Erde, im Meer oder in den tiefsten Tiefen.
Er führt Wolken herauf vom Ende der Erde, Blitze lässt er dem Regen folgen, er holt den Wind hervor aus seinen Vorratskammern. (Ps 135, 3-5*)
Jakobus zitterte.
Was Jesus für Jakobus und die anderen Jünger tat, als er den Sturm zur Ruhe brachte, war eine Verlagerung der Furcht. In einem Moment fürchteten sie sich vor dem Sturm, und im nächsten Moment fürchteten sie sich vor Jesus, mit einer heiligen, ehrfürchtigen Furcht. Dieser Sturm war ein Geschenk Gottes, denn er lehrte sie, wie mächtig Jesus war, und vertiefte ihren Glauben an ihn. Und er bereitete sie darauf vor, andere, noch tödlichere Stürme zu überstehen, die vor ihnen lagen.
Wenn die Stürme des Lebens über uns hereinbrechen, erscheinen sie uns fast immer stärker als Gottes Wort. Es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass unsere Wahrnehmung trügerisch sein kann. Wenn die Umstände unser Herz in Angst versetzen, müssen wir uns die Frage stellen: Wo ist dein Glaube?
Gott möchte, dass du dem, was er sagt, mehr vertraust als dem, was du siehst.
„Wo sind sie geblieben?“, fragte er die Frau. „Hat dich keiner verurteilt?“ – „Nein, Herr, keiner“, antwortete sie. Da sagte Jesus: „Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!“(Joh 8,10-11*).
2
„Ich verurteile dich auch nicht“
Die Ehebrecherin und Schuld
Johannes 8,2-11
„Schande über dich, Hure!“
Sie war verheiratet, aber nicht mit dem Mann, in dessen Armen sie gelegen hatte. Plötzlich war die Tür aufgestoßen worden. Oh nein! Sofort befand sie sich im Griff wütender Männer, die sie – und ihr verbotenes Geheimnis – auf die Straße zerrten.
„Ehebrecherin!“ Das Wort durchbohrte sie wie ein Pfeil. Blicke voller Abscheu trafen sie. Ihr Leben war mit einem Schlag zerstört, und sie war selbst schuld.
Und jetzt stand es kurz davor, vernichtet zu werden. Sie sprachen von Steinigung! Oh mein Gott, sie werden mich steinigen! Gott, bitte hab Erbarmen!
Aber Gottes Urteil in ihrem Fall war eindeutig:
Wenn jemand ertappt wird, dass er bei einer verheirateten Frau liegt, so sollen beide zusammen sterben, der Mann, der bei der Frau gelegen hat, und die Frau. So sollst du das Böse aus Israel ausrotten. (5.Mose 22,22**)
„Beide sollen sterben!“ Sie sollte sterben! Aber wo war er? Warum hatten sie ihn nicht geschnappt?
Keine Zeit zum Nachdenken. Sie zogen und schoben sie durch Jerusalem. Sie war verachtet und verstoßen, wie eine der Frauen, vor der Männer ihr Gesicht verbargen.
Der Tempel? Warum betreten wir den Tempel? Plötzlich wurde sie vor einen jungen Mann gestoßen. Ein Mann, der hinter ihr stand, schrie: „Meister [...], diese Frau ist eine Ehebrecherin; sie ist auf frischer Tat ertappt worden“ (Joh 8,4*). Oh Gott! Oh Gott! flehte sie im Stillen. „Mose hat uns im Gesetz befohlen, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du dazu?“ (8,5*).
Der Meister sagte nichts. Er schaute sie an, dann ihre Ankläger. Dann beugte er sich vor. Sie stand bloß und erstarrt da. Warum schrieb er auf die Erde? Männer zu beiden Seiten hielten furchteinflößende Steine in den Händen. Ungeduldige Ankläger verlangten ein Urteil.
Der Meister stand wieder auf. Sie hielt den Atem an, den Blick auf ihre Füße gerichtet. „Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen“ (8,7*), sagte er.
Die Menge, die sie verurteilt sehen wollte, verstummte zu einem Flüstern. Verwirrt riskierte sie einen kurzen Blick auf ihn. Er schrieb wieder auf die Erde. Um sich herum vernahm sie Gemurmel und empörte Ausrufe. Dann Füßescharren. Ein Stein fiel mit einem dumpfen Aufprall neben ihr auf den Boden. Sein ehemaliger Eigentümer flüsterte: „Schlampe!“, als er hinter ihr vorbeiging. Aber sie gingen weg! Niemand packte sie.
Es kostete etwas Mut, sich umzusehen. Ihre Ankläger waren verschwunden. Sie schaute zurück zum Meister. Er stand da und sah sie an. Sie senkte wieder den Blick.
„‚Wo sind sie geblieben?‘, fragte er die Frau. ‚Hat dich keiner verurteilt?‘ – ‚Nein, Herr, keiner‘, antwortete sie. Da sagte Jesus: ‚Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!‘“ (Joh 8,10-11*).
Vergiss für einen Moment die Selbstgerechtigkeit der Ankläger und die offensichtliche Ungerechtigkeit, dass der Ehebrecher nicht auch anwesend war. Hast du wirklich gehört, was Jesus gesagt hat? „Ich verurteile dich auch nicht.“ Aber die Schuld dieser Frau war real. Sie hatte Ehebruch begangen, was ein Verbrechen war. Gott befahl durch Mose ihren Tod.
Wenn nun Gott, der Sohn, sie nicht verurteilte, verstieß er dann gegen sein eigenes Gebot und ließ die Schuldigen ungestraft davonkommen? Wenn ja, dann war Gott ungerecht. Wie hätte Jesus das also zu ihr sagen können?
An dieser Stelle wird es richtig gut. Gott hatte die volle Absicht, diese Sünde des Ehebruchs mit dem vollen Umfang seines Gesetzes zu bestrafen. Aber sie würde ihre Strafe nicht tragen müssen. Sie würde frei ausgehen. Dieser junge Lehrer, der sie nicht verurteilen wollte, würde an ihrer Stelle verurteilt werden. Ob es wohl diese Worte aus Jesaja waren, die er auf die Erde geschrieben hat?
Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt
wegen unserer Missetaten zerschlagen;
die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.
Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg;
aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn. (Jes 53,5-6**)
In gewissem Sinne ist jeder von uns diese Frau. Unsere schrecklichen Sünden – unsere schändlichen Begierden, unsere vernichtenden Zungen, unser mörderischer Hass, unsere zerstörerische Gier, unser habgieriger Stolz – stehen vor Gott so offen da wie einst in jenem Tempelvorhof. Wir haben verdient, verurteilt zu werden.
Und doch, wenn du an Jesus glaubst, spricht er diese erstaunlichen Worte zu dir: „Ich verurteile dich auch nicht.“ Warum? Weil er an deiner Stelle verurteilt worden ist. All deine Schuld ist aufgehoben. Kein Stein des gerechten Zorns Gottes wird dich zerschmettern, denn Jesus wurde für deine Sünden zerschmettert.
Jesus war an diesem Tag der Einzige in der Menge, der in vollkommener Rechtschaffenheit den Tod der Frau verlangen konnte. Und er war der Einzige, der ihr in vollkommener Rechtschaffenheit verzeihen konnte. Für sie siegte die Barmherzigkeit über das Gericht, und das zu einem hohen Preis für Jesus. Und das Gleiche gilt für uns.
So viel Herrlichkeit steckt in der Wahrheit: „Für die, die mit Jesus Christus verbunden sind, gibt es keine Verurteilung mehr“ (Röm 8,1*).
„Du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11*)
3
Aber sie musste noch nach Hause gehen
Die Ehebrecherin und die Folgen der Sünde
Basierend auf Johannes 8,2-11
Die Ehebrecherin, der Jesus in Johannes 8 vergeben hatte, macht sich auf den Weg nach Hause, als ihr bewusst wird, was sie noch vor sich hat: sämtlichen Konsequenzen ihrer Sünde in die Augen zu sehen.
„Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11*).
Diese Worte waren beinahe nicht zu glauben. Vor einer halben Stunde war sie aus dem Haus ihres Liebhabers gezerrt und durch die Straßen geschleift worden. Noch wenige Minuten zuvor hatte sie sich auf die todbringenden Steine des Gerichts gefasst gemacht.
Jetzt lagen diese Steine auf dem Boden, das Hinrichtungskommando war verschwunden, und der junge Rabbi mit dem barmherzigen Blick sagte ihr, dass sie frei sei und gehen könne. Frei? Wo war ihre Schuld geblieben? Es war schwer zu begreifen. Eben noch war sie eine verurteilte Sünderin, und im nächsten Moment war sie frei von Verurteilung.
Als sie sich umdrehte und den Weg nach Hause antrat, spürte sie etwas Seltsames. Sie war rein – reiner, als sie sich erinnern konnte. Wie konnte das sein? Sie hatte nichts getan, womit sie es verdient hätte, rein zu sein. Es hatte noch nicht einmal ein rituelles Opfer oder eine Reinigung mit Wasser nach dem Gesetz gegeben. Dieser Rabbi hatte sie einfach frei von aller Schuld erklärt, und so war es dann auch.
Niemand hatte je so gesprochen wie dieser Mann. Sie hörte Gott, wenn er sprach.
Aber nach ein paar Minuten wurde ihr auf einmal klar: Ich muss ja nach Hause gehen. Angst schoss durch sie hindurch. Sie wollte davonlaufen. Der Rabbi hatte ihr verziehen. Aber zu Hause wartete ihr betrogener Ehemann. Und ihre Kinder. Und ihre Eltern. Und seine Eltern. Und ihre Nachbarn. Und die Familie ihres Liebhabers. Sie hatte Schande und unaussprechlichen Schmerz über sie alle gebracht. Ihr Leben war wie ein zerbrochener Topf, dessen Scherben überall auf dem Boden lagen, zerbrochen durch ihre Sünde. Sie sehnte sich fast danach, von den Steinen begraben zu sein.
Aber immer noch fühlte sie sich rein.
Sie zog ihre Kopfbedeckung über das Gesicht und ging auf Umwegen durch Straßen, wo man sie wahrscheinlich nicht erkennen würde. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Und zum Beten.
Auch das war seltsam. Sie hatte schon seit Jahren nicht mehr aus vollem Herzen gebetet. Sie hatte nichts mehr mit Gott zu tun haben wollen. Sie hatte lediglich religiöse Handlungen vollzogen, während sie insgeheim ihr Glück an verbotenen Orten suchte. Sie hatte nur versucht, sich zu verbergen und der Aufmerksamkeit des Richters zu entgehen.
Aber jetzt war alles anders. Wenn sie an Gott dachte, überkam sie wieder dieses frische Gefühl der Reinheit, wie bei der Rede des Rabbiners. Sie wünschte sich, zu Gott zu laufen, um sich zu bergen, anstatt sich vor ihm zu verbergen. Überraschenderweise war er derjenige, mit dem sie am liebsten reden wollte. Das war neu. Gott war nicht mehr ihr Strafrichter. Er war ein vergebender Vater geworden.
Also bog sie unauffällig in eine einsame Gasse ab, um ihre schreckliche, selbstsüchtige Sünde zu bereuen und ihren Vater um Hilfe für eine offenbar unmögliche Situation zu bitten. Während sie betete, hörte sie wieder die Worte des Rabbiners: „Ich verdamme dich auch nicht; geh und sündige von nun an nicht mehr.“ Und darauf folgten diese Worte: „Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20*). „Bei den Menschen ist das unmöglich, aber nicht bei Gott; für Gott ist alles möglich“ (Mk 10,27*).
Mit einem neuen Frieden, der über ihr Verständnis hinausreichte, holte sie Luft und machte sich auf den Weg zu dem, was von ihrem Zuhause übrig geblieben war.
Wir wissen nicht, was diese Frau erlebte, nachdem sie von Jesus fortgegangen war. Aber es muss sehr schmerzlich gewesen sein.
Jesus nahm ihr die Schuld ihrer Sünde ab, indem er diese und Gottes Zorn darüber auf sich nahm. Aber er nahm ihr nicht die Tatsache ab, dass sie gesündigt hatte, und auch nicht den zwischenmenschlichen Kummer, der sich daraus ergeben haben muss. Vielleicht wurde auch ihr Mann gerettet und sie versöhnten sich. Vielleicht ließ er sich aber auch von ihr scheiden.
Aber was auch immer geschah, ihr wurde vergeben und sie blieb rein. Sie war in den Augen Gottes gerechtfertigt. In Jesus wurde sie eine neue Kreatur. Da sie mit der Gerechtigkeit Jesu ausgestattet war, sah der Vater sie an, als hätte sie nie gesündigt und als hätte sie vollkommen gehorcht, weil Jesus für sie zur Sünde wurde und dem Vater um ihretwillen vollkommen gehorchte. Und selbst die irdischen Folgen ihrer Sünde wurden für sie zu einem Mittel der Gnade, weil Gott sie alle zu ihrem Besten zusammenwirken ließ.
Und das ist die Hoffnung, die wir alle brauchen. Wir brauchen die Hoffnung, dass wir durch das stellvertretende Sühneopfer Jesu gerechtfertigt wurden. Und wir brauchen die Hoffnung auf die Verheißung in Römer 8,28, dass Gott alle Dinge, auch die Folgen unserer vergangenen Sünden, zu unserem Besten zusammenfügen wird.
Gottes Gnade reichte für diese Frau aus, um ihre Sünden zu begleichen und ihr Leben zu erlösen. Und genauso wird seine Gnade auch für dich ausreichend sein.
„Durch seine Jünger erfuhr auch Johannes von all diesen Dingen. Er rief zwei von ihnen zu sich und gab ihnen den Auftrag, zum Herrn zu gehen und ihn zu fragen: ‚Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?‘“ (Lk 7,18-19*)
4
Zweifel in der Dunkelheit
Johannes der Täufer und der Zweifel
Lukas 7,18-28
Als Johannes der Täufer im Gefängnis des Herodes Antipas saß und auf seine mögliche Hinrichtung wartete, wurde er von Zweifeln an Jesus geplagt.
„Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Lk 7,19*).
Das war eine überraschende Frage von Johannes dem Täufer.
Es ist unklar, wann Johannes zum ersten Mal bewusst erkannte, dass Jesus der Sohn Gottes war, dessen Weg zu bereiten er gekommen war. Der Apostel Johannes zitiert ihn, nachdem er Jesus getauft hatte, mit den Worten: „Auch ich kannte ihn nicht“ (Joh 1,31*).
Das ist bemerkenswert, denn Elisabeth, die Mutter des Johannes, hatte es gewusst. Sie wusste es, weil Johannes es ihr in utero ankündigte, indem er hüpfte, als sie Marias Stimme hörte. War es ihr nicht erlaubt, es ihm zu sagen? Wir wissen es nicht. Wie auch immer, Johannes hatte es schon gewusst, bevor er es erfuhr.
Klar ist, dass es überwältigend für Johannes gewesen sein musste, als ihm die Offenbarung zuteil wurde. An jenem Tag, als Jesus sich ihm am Jordan in der Nähe von Bethanien näherte, konnte Johannes den Ausruf nicht unterdrücken: „Seht, hier ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt!“ (Joh 1,29*). Mit Ehrfurcht und zitternden Händen hatte er seinen Herrn getauft. Und dann sah er, wie der Geist auf ihn herabkam und auf ihm blieb.
Dieser Tag war auch der Anfang vom Ende seines Dienstes. Von da an hatte er mit Freude die Menschen von sich weg zu Jesus verwiesen, damit sie ihm nachfolgten. Und das taten sie auch.
Nun saß er in Antipas’ schmutzigem Gefängnis. Damit hatte er gerechnet. Propheten, die sündige Könige zurechtweisen, ergeht es gewöhnlich nicht gut. Leider war er da keine Ausnahme. Herodias wollte seinen Tod. Er hegte keinen falschen Optimismus, dass ihr dieser Wunsch verwehrt werden würde.
Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass er von solch bedrückenden Zweifeln und Ängsten gequält werden würde.