13,99 €
Ist das ganze Leben eine Castingshow – und sind wir
die Kandidaten?
Wenn junge Menschen sich von einem Dieter Bohlen oder einer Heidi Klum demütigen lassen und das als ihren Lebenstraum empfinden, läuft etwas schief. Wer sich auf der Suche nach einer eigenen Identität an Protagonisten á la Katzenberger & Co. orientiert, wird kaum ein gesundes Selbstwertgefühl und eine kritische Weltsicht entwickeln. Woher resultiert die enorme Popularität und Autorität solch niveauloser Medientyrannen? Was macht das Millionärsehepaar ohne Manieren (Geiss) oder die Laiendarsteller von Berlin – Tag und Nacht für die Generation Facebook so anziehend?
Mit seiner engagierten Kritik legt Bernd Gäbler eine hervorragend begründete Analyse der herrschenden Fernsehzustände vor, die zeigt, wie sogenannte Medienstars in den Köpfen der Jugendlichen in die Bedeutungslosigkeit versenkt werden könnten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 291
Dieses Buch ist ein Sachbuch. Es beschäftigt sich mit einigen populären Unterhaltungssendungen des Fernsehens, die jeweils Urformen der Genres »Castingshow«, »Doku-Soap« und »Scripted Reality«-TV sind. Darum stehen die Medienfiguren Dieter Bohlen, Heidi Klum, Daniela Katzenberger, Carmen und Robert Geiss sowie das RTL-II-Format Berlin – Tag & Nacht im Zentrum der Betrachtung. Es ist aber kein Buch eines Fernsehkritikers für Fernsehkritiker. Es wendet sich vielmehr an alle, die an der inhaltlichen Realität und formalen Machart des aktuellen Unterhaltungsfernsehens interessiert sind. Es geht um den gesellschaftlichen Wandel, der sich in den Massenmedien zeigt, um die Werte, die transportiert werden, und um die Haltungen, mit denen sich ein vornehmlich junges Publikum identifizieren oder auseinandersetzen soll. Darum ist es ein Buch für Auszubildende, Schüler und Studenten, für die DSDS, GNTM oder BTN keine Hieroglyphen sind, sondern Stoff liefern für alltägliche Gespräche.
Es ist aber auch ein Buch für Eltern und Pädagogen, die mit diesen Jugendlichen zu tun haben, und für verantwortliche Produzenten von Medieninhalten. Sie alle sind aufgefordert, sich ernsthaft mit dem zu beschäftigen, was die Jugendlichen beschäftigt. Das Buch versteht sich als Aufforderung, nicht zu urteilen ohne Kenntnis. Wer sich ein Urteil bilden will, muss hinschauen, ohne Zorn und Empörung vernünftig und präzise analysieren, warum Massenmedien welche Inhalte wann anbieten. Das Buch will Diskussionen anregen: bei den Zuschauenden, aber auch generationsübergreifend, für den Schulunterricht und für Seminare. Es bietet Material an für Eltern und Lehrer, für die Erwachsenenbildung ebenso wie für medienwissenschaftliche Kurse. Man kann es aber auch einfach zum Vergnügen lesen. Das Buch ist meinungsstark. Die Meinung ergibt sich aber jeweils aus der Sache. Es geht nicht darum, Alarm zu schlagen oder politische Forderungen zu stellen, sondern um Aufklärung. Die Analysen sind getragen von einer Sorge: Zu wenige stellen sich dem Siegeszug des Banalen in den Weg, verweigern sich ihm oder entwickeln Alternativen. Basis dieses Buches ist die Studie Hohle Idole, die der Autor im vergangenen Jahr für die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung publiziert hat. Sie wurde thematisch erweitert, aktualisiert und vertieft. Abgeschlossen wurde das Manuskript, als feststand, dass es die Schweizerin Beatrice Egli mit Schlagermusik schaffte, zur Siegerin der zehnten Staffel von Deutschland sucht den Superstar gekürt zu werden, und die 16-jährige Lovelyn Enebechi in einem öden Finale der achten Staffel von Heidi Klum als »Germany’s Next Topmodel« ausgerufen wurde. Daniela Katzenberger macht Pause, während die Die Geissens in die fünfte Staffel gehen und Berlin – Tag & Nacht werktags um 19 Uhr zum stabilen Quotengaranten für den Sender RTL II geworden ist. Die Castingshows kriseln. Das ist aber eher Folge einer Inflation, weniger der Kritik. Auch dieses Buch hat nicht die Absicht oder den Anspruch, ihnen den Todesstoß zu versetzen. Aber ein Denkanstoß – das wär’s.
Bernd Gäbler, im Mai 2013
Dieter Bohlen, Heidi Klum, Daniela Katzenberger, das Ehepaar Carmen und Robert Geiss oder das eigenartige Ensemble von Berlin – Tag & Nacht – sie alle sind doch nichts als austauschbare Figuren des eigentlich unwichtigen Unterhaltungsfernsehens. Was gehen sie uns also an?
Gut, viele schauen zu – sogar überraschend viele –, aber die meisten Zuschauer schalten doch nur ein, um ein wenig abzuschalten. Mag sein, dass diese Fernsehberühmtheiten sich selbst toll fühlen oder bedeutend vorkommen, aber warum soll es sich lohnen, ihr Tun im Fernsehen en détail zu durchleuchten? Um es zu verstehen! Wenn wir die Veränderungen im (medialen) Bewusstsein vieler – vor allem junger – Menschen begreifen wollen, führt kein Weg daran vorbei, genau hinzuschauen: Warum fühlen sie sich bei diesen Protagonisten des Unterhaltungsfernsehens so gut aufgehoben? Worin liegt für sie der Reiz, sich mit ihnen zu identifizieren oder sich an ihnen zu reiben? Tatsache ist: Sie sprechen darüber! Ob sie diese nun als Vorbilder nachahmen oder sich von ihnen abgrenzen, auf jeden Fall richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Fernseh-»Promis«.
Warum erreicht Dieter Bohlen als strenger Juror mit der Castingshow Deutschland sucht den Superstar – für Eingeweihte nur kurz DSDS – im Jahr 2010 bis zu 6,5 Millionen vorwiegend junge Zuschauer? Selbst wenn die Quoten abnehmen: Warum halten immer noch viele junge Männer Dieter Bohlen für einen, von dem sie sich wahrgenommen fühlen, der endlich ehrlich ausspricht, was andere nicht zu sagen wagen? Warum sehen sie in ihm ein Vorbild für den richtigen Umgang mit Freunden?
Warum schaffte Heidi Klums Sendung Germany’s Next Topmodel (GTNM) im Jahr 2009 in der Altersgruppe der 12- bis 17-jährigen Mädchen einen Marktanteil von 60 Prozent? Wie kommt es, dass sich so viele Mädchen dafür begeistern? Was bedeutet es für die Selbstwahrnehmung von Mädchen und jungen Frauen, wenn unter den 9- bis 12-jährigen Mädchen 63 Prozent den glühenden Wunsch äußern, Model zu werden? Wenn es sogar schon auf Kindergeburtstagen üblich ist, GNTM nachzuspielen – ein Wettbewerb, in dem es zentral um die Schönheit der Körper geht?
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!