Borderlands: Psycho-Terror - John Shirley - E-Book

Borderlands: Psycho-Terror E-Book

John Shirley

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Beschreibung

Der ehemalige Söldner Roland versucht sich auf Pandora, dem gefährlichsten Planeten der Galaxie, mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Er ist gut bewaffnet, skrupellos und zäher als Skag-Leder. Für Zac Finn und seine Familie könnte Roland zur letzten Chance werden, als die drei mit ihrem Schiff über den brandgefährlichen Außenzonen Pandoras abstürzen. Plötzlich ist die Ein-Mann-Armee das einzige was noch zwischen den Finns und einer Horde psychotischer Killer und blutrünstigen Outlaws steht. Ganz zu schweigen von Pandoras ausgesprochen heimtückischer Flora und Fauna, die nur auf unvorsichtige Besucher wartet …

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AUSSERDEM ERHÄLTLICH:

BORDERLANDS Comicband 1: Der Ursprung

Die offizielle Vorgeschichte zum Game

ISBN 978-3-86201-647-1

PSYCHO-TERROR

Roman von John Shirley

Ins Deutsche übertragen

von Andreas Kasprzak

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

Deutsche Ausgabe: Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87, 70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Englische Originalausgabe: “BORDERLANS: The Fallen” by John Shirley first published 2011 by Gallery Books an imprint of Simon & Schuster, USA

© 2014 by Gearbox Software, LLC. All Rights Reserved.

No part of this publication may be reproduced, stored in or introduced into a retrieval system, or transmitted, in any form, or by any means (electronic, mechanical, photocopying, recording or otherwise) without the prior written permission of the publisher. Any person who does any unauthorized act in relation to this publication may be liable to criminal prosecution and civil claims for damages.

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Sabine Dreyer für Grinning Cat Productions

Redaktion: Mathias Ulinski, Holger Wiest

Chefredaktion: Jo Löffler

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz: Datagrafix, Philippinen

ISBN  978-3-8332-2880-3

Gedruckte Ausgabe:

ISBN 978-3-8332-2758-5

www.paninicomics.de

Den Fans von Borderlands gewidmet.

I’m makin’ monsters for my friends.

– The Ramones

Als sie im Bus vom Raumhafen nach Fyrestone fahren und er aus dem staubigen, mit Luftschlitzen versehenen Fenster auf die zerklüftete Landschaft mit ihrem aluminiumblauen Himmel hinausblickt, kann McNee kaum glauben, dass er sich tatsächlich dazu durchgerungen hat, auf diesen barbarischen Planeten zurückzukehren.

Das Ganze ist Rolands Schuld. Roland weiß, dass McNee ihn mag. Er ist fast so was wie ein Sohn für ihn – McNee ist alt genug, um Rolands alter Herr sein zu können.

Er nutzt seine Möglichkeiten, dieser Roland, ja, das tut er, verdammt noch eins!

»McNee – leichte Beute. Ein echt fetter Schwung eridianischer Waffen. Man muss sie bloß ein paar übergroßen, mutierten Deppen abnehmen. Kein Problem, richtig? Ohne dich schaff ich das aber nicht! Also beweg deinen Arsch hierher! Dann geht die wilde Luzie ab! – Roland.«

So lautete Rolands Subraumnachricht. Die eigentliche Botschaft war allerdings der »Ohne dich schaff ich das aber nicht«-Teil. Genau auf so was springt McNee an, das ist es, was ihn auf diese Höllenwelt am äußersten Rand der Galaxis zurückgebracht hat. Zum ersten Mal überhaupt hat Roland zugegeben, dass er McNees Hilfe braucht. Denn es ist schwer, auf Pandora irgendwen zu finden, dem man wirklich trauen kann. Apropos zweifelhaftes Vertrauen – da ist dieser schwergewichtige Waffenhändler, Marcus Kincaid, der fröhlich vor sich hingluckst, während er den knarzenden, mit Wasserstoffzellen angetriebenen Bus lenkt. Abgesehen von einem Claptrap-Roboter ganz hinten, der Selbstgespräche führt, sind sie alleine in dem alten Vehikel. Kincaid mit seiner gedrungenen Visage und dem kurz geschorenen, schwarzen Bart ist nicht bloß der Kerl, der die Schatzsucher und Erzschürfer vom Raumhafen herfährt. Er ist auch der, der ihnen die Waffen vertickt. Unautorisierte Waffen. Einige davon sind ganz gut, andere weniger. Er bringt die Penner hierher und verkauft ihnen dann Knarren, damit sie irgendwelche anderen Typen in der nächsten halben Stunden umballern können oder damit sie denen, die sie selbst abknallen wollen, zuvorkommen.

McNee hat nicht viel für Kincaid übrig, aber man muss sich mit ihm arrangieren.

Irgendwo im Bus dudelt Musik vom Band, irgendeine Gruppe singt: »Keinen Frieden für die Sündhaften, bis wir unsre Augen für immer schließen …«

Sie passieren die runtergekommene Plakatwand, die McNee jedes Mal sieht, wenn er hierherkommt.

WILLKOMMEN AUF PANDORA, Ihrem endgültigen Bestimmungsort.

McNee fragt sich, welcher clevere Bursche sich diesen grandiosen Spruch ausgedacht hat.

Ein Skag läuft über die Straße. Das bösartige, vierbeinige und mit drei Kiefern ausgestattete Raubtier springt dem Bus geradewegs vor die Reifen. Das Gefährt wird aber nicht langsamer, und der Skag verwandelt sich in roten Brei, der gegen die Windschutzscheibe spritzt, bevor Kincaid beiläufig die Wischer einschaltet.

McNee schüttelt den Kopf. Zweifellos – er ist wieder hier, unterwegs in die Grenzlande.

»Haha! Zeit, aufzuwachen!«, sagt Kincaid und wirft McNee über die Schulter einen raschen Blick zu. Seine Stimme ist ein fröhliches, stark akzentuiertes Brummen. »Schöner Tag heute, so voller Möglichkeiten!«

Für McNee klingt der Akzent wie der dieser Wüstennomaden auf seinem Heimatplaneten. »Hast du irgendwelche neuen Waffen in Fyrestone auf Lager, Kincaid?«

»Ich hab jede Menge neue Waffen«, knurrt Kincaid kichernd. »Unter anderem ’ne echte eridianische Schönheit. Die röstet deinen Gegner in zehn Sekunden. Wenn man die Kohle dafür hat!«

McNee seufzt. Das meiste von dem Geld, das ihm die letzte Reise hierher eingebracht hat, ist schon verprasst – auf dem Schatzplaneten. Doch er bereut es nicht. Gute Erinnerungen sind es, die einen Mann durch die kalten, einsamen Pandora-Nächte bringen. »Mir sind Gerüchte über eine weitere Kammer auf diesem Misthaufen zu Ohren gekommen.«

»Ah, die Kammer. Dann willste also ’ne Geschichte hören, was?«

»Marcus! Die musst du mir wirklich nicht noch mal erzählen.«

Kincaid gibt dieselbe Story wieder und wieder zum Besten, um die Kammer-Jäger bei Laune zu halten, damit er ihnen Waffen verscherbeln kann. Irgendeine Story, die er sich mal ausgedacht hat, als er mit einem seiner Neffen quatschte. Doch wenn Marcus Kincaid erst mal anfängt, ist es schwer, ihn zu stoppen.

»Wie wär’s mit einer über Schatzsucher? Ha! Da hab ich ’ne Geschichte für dich parat!«

»Die hab ich, ehrlich gesagt, auch schon mal gehört«, grummelt McNee.

»Pandora! Dies ist unser Zuhause! Doch lass dich nicht täuschen, es ist kein Planet des Friedens und der Liebe.«

»Das ist ’ne verfluchte Untertreibung.«

»Es heißt, Pandora sei ’ne öde Welt und dass es hier gefährlich ist. Dass hier nur ein Schwachkopf nach irgendwas von Wert suchen würde.«

»Schönen Dank auch, Kincaid. Ist immer wieder nett, wenn du einem das um die Ohren haust.«

»Viele Leute kennen die Legende von der Kammer.«

»Soweit ich gehört habe, ist die mehr oder minder dicht«, sagt McNee, beugt sich vor und verleiht seinen Worten Nachdruck, indem er mit dem Finger auf Marcus Kincaid zeigt. »Aber was ist mit der neuen Kammer, von der sie reden? Oder mit dem abgestürzten Schiff oder was immer das ist, wo es angeblich jede Menge Artefakte zu holen gibt, weit draußen in den Grenzlanden, hä?«

Marcus bedenkt ihn mit einem grimmigen Blick. »Darüber zu sprechen, ist vermutlich nicht so klug. Atlas und andere … Na ja, die mögen’s nicht, wenn ich diesbezüglich Fragen stelle. Am besten verkneifst du dir deine von vornherein. Konzentrier dich einfach auf das Waffenversteck, das du für Roland suchen sollst. Mach ein paar Psychos kalt. Und versuch, mit allen Fingern und Zehen zurückzukommen.«

»Moment mal! Woher weißt du von Rolands Subraumüber­tragung?«, fragt McNee misstrauisch.

»Was denkste, zu wem er gekommen ist, um sie abzuschicken? Zu mir! Und wenn du das Waffenversteck findest, dann ver­kaufste das Zeug an mich, und ich verkauf’s mit ordentlichem Profit weiter. Und alle sind glücklich und zufrieden, haha!« Nach einer Weile fügt er hinzu: »Falls du die Sache überlebst. Was nicht sehr wahrscheinlich ist. Da draußen, wo Roland hin ist, ist’s verdammt gefährlich. Verdammt gefährlich!«

»Okay, dann ist es da also gefährlich.«

»Verdammt, verdammt, verdammt …«

»Das sagtest du bereits, Kincaid.«

»… gefährlich. Also, zurück zu meiner Geschichte. Ich schwör dir, sie wird dir gefallen.«

In den Arid Lands – den Ausgedörrten Landen – auf dem Planeten Pandora regnete es.

»Von wegen Ausgedörrte Lande«, murmelte Roland McNee zu, während sie zum Höhleneingang hinausstarrten und zusahen, wie die Regentropfen auf die Felsen prasselten und in die Spalten rannen. »Es müsste eigentlich Feuchtlande heißen.«

»Passiert doch bloß ein oder zwei Mal im Jahr«, sagte McNee, der an einem Anshin-Schild herumbastelte. Anshin war ein Unternehmen, das wenig effektive Energieschildrüstungen herstellte.

Roland und McNee hätten nicht gegensätzlicher sein kön­nen. McNee war in mittleren Jahren, Roland noch ziemlich jung, McNee war schlank, Roland massig mit Muskeln bepackt, McNee kaum sonnengebräunt und rosa, Roland dunkelhäutig, fast schwarz.

»Vielleicht sorgt der Regen ja für ’n bisschen Wachstum auf dem Planeten«, fuhr McNee fort und brütete weiter über dem Gerät. »Oder weckt einen Wyrm Squid auf, damit er zum Spielen rauskommt.«

»Ich hab heute keine Lust auf Wyrm Squids«, verkündete Roland. »Für die Viecher bin ich momentan nicht in Stimmung. Hab mal gesehen, wie ein besonders großer ein ganzes Kaff leer gefressen hat. Der hatte mehr Kohldampf als meine fette Tante Matilda, und das heißt schon was. Kriegst du den Schild jetzt zum Laufen, oder was?«

»Keine Ahnung. Der Regen scheint die billigen Dinger kurz­zuschließen, und wir haben bloß billige. Eigentlich müssten wir zurück nach Fyrestone, um uns anständige Ausrüstung zu besorgen. Aber du immer nur: ›Ich weiß, dass da draußen im Osten in den Gräbern für die Tapferen ein fettes Atlas-Waffenlager ist, ganz leichte Beute!‹ Na sicher, Roland! Und ich denk mir: ›Warum sollte ich überhaupt zu ’nem Ort wollen, der Gräber für die Tapferen heißt? Aber was mach ich? Ich trotte Roland einfach hinterher wie ein Skagwelpe seiner geistesschwachen Mami …«

»Du hast darauf bestanden, mitzukommen«, erinnerte Roland ihn. Doch er lächelte dabei. Aus irgendeinem Grund genoss er McNees ewiges Genörgel.

»Wer sollte dir denn sonst den Rücken freihalten? Einen Rücken, den bei deiner Größe nicht mal ein blinder Scharf­schütze verfehlen würde, möcht ich hinzufügen. Autsch!« Der Schild hatte ihm einen leichten Stromschlag versetzt, und jetzt nuckelte er an seinem versengten Finger. »Zum Teufel damit!« Er warf das Werkzeug und das kaputte Gerät beiseite. »Einen Tag lang werde ich schon ohne auskommen.«

»Keine gute Idee, wenn du mich fragst.« Roland selbst besaß einen ziemlich starken Pangolin-Schild. »Du solltest das Ding lieber in Ordnung bringen.«

»Wenn du mich fragst, ist es auch keine so tolle Idee, ohne dein Scorpio-Geschütz loszuziehen. Und wo zum Geier ist das Teil?«

»Ist doch nicht meine Schuld, dass der Skag direkt unter dem Scorpio aus dem Boden gekrabbelt kam. Ich werde das Baby bei der nächstbesten Gelegenheit reparieren lassen. Sieht aus, als hört es auf zu regnen. Aber wo wir gerade beim Thema Skags sind, McNee, du hast die Höhle doch bis ganz nach hinten überprüft, oder? Hier drinnen stinkts nämlich nach den Biestern.«

»Ich hab da hinten ’ne ganze Horde von den Viechern platt­gemacht, während du den Outrunner versteckt hast. Wenn du Skagfleisch willst, geh rüber und bedien dich. Die Mistviecher sind noch keine zwölf Stunden tot.«

»Ich passe. Komm, wir verplempern Tageslicht. Sehen wir mal nach dem Outrunner, ob er noch fahrtauglich ist. Möglich, dass sich Psycho-Zwerge dran zu schaffen gemacht haben.« Roland schnappte sich seinen Tediore-Verteidiger – eine bis ans Limit aufgepeppte Schrotflinte –, zog den Kopf ein und übernahm die Führung aus dem niedrigen Höhleneingang hinaus in den dampfenden Nachmittag. Die Wolken teilten sich, die Sonne brannte herab, um Dunstschlangen aus dem feuchten Boden zu saugen. Die Rotsteinwände des Canyons troffen vor Wasser, doch die sandige Erde hatte den Großteil des Regens aufgenom­men. Über dem ausladenden, schrägen Felsturm zeichnete sich sogar ein Regenbogen ab.

»Und wieder ein wun-ner-schö-ner Tag!«, spöttelte McNee. »Auf dem gefährlichsten Planeten der Galaxis.«

Automatisch suchte Roland das uralte Bett des Canyons nach irgendwelchen Bewegungen ab. Ein kleiner Bach floss durch die Schlucht, hier und dort rekelten sich blühende Sträucher und lila Dachsstroh.

Von der örtlichen Fauna war nichts zu entdecken. Nahezu alle Tiere auf Pandora waren ihnen feindlich gesonnen. Alles, was einem in die Quere kam, konnte einen angreifen. Die Nahrungskette auf dem Planeten war eine besondere, denn sie bestand ausschließlich aus Raubtieren. Raubtiere, die Raubtiere fraßen, die Raubtiere fraßen. Doch soweit es Roland anging, waren die Menschen und deren Nachfahren – eigentlich eher Mutanten – die Geschöpfe auf dem Planeten, vor denen man sich am meisten vorsehen musste.

Der Regen entlockte dem rotblauen Sand eigentümliche Gerüche: einige faulig, andere würzig, wieder andere beißend, dann wieder erdig. Auf einer Lehmzunge in der Nähe spross ein verdrehtes, blattloses Gewächs wie eine Fingerkoralle – seine Spitzen schienen sich zu krümmen. Roland blieb stehen und studierte es wachsam. Eine neue Gefahr?

»Hey, jetzt sieh sich das einer an!«, sagte McNee, der den sich windenden Busch bewunderte. »Das muss ein seltener Anblick sein. Irgendeine Pflanzenreaktion auf den Regen in den Arid Lands! Vielleicht etwas, das man bloß ein paarmal im Jahr zu Gesicht bekommt. Möglich, dass das noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.«

Die Tubuli der Pflanze fuhren etwas aus, das wie winzige Zungen aussah. Die feuchten, roten Organe streckten sich in jede Richtung, zuckten wild und spien irgendwelche Sämlinge aus.

Roland konzentrierte sich mehr darauf, die Gegend nach Feinden abzusuchen. Allzu viel, worüber sie sich Sorgen machen mussten, konnte er nicht entdecken, bloß Scythids, Rakks, Spiderants, Bruiser, Stalker …

»Ich meine«, sagte McNee gerade, während sie in den Canyon hinunterstiegen, »ich hab auf diesem Planeten schon einige echt beeindruckende Viecher zu Gesicht gekriegt, aber wer weiß schon, was alles unter uns im Boden haust? Abgesehen von Tunnelratten, mein ich. Also, in einer Höhle unten in Freebottle hab ich mal so was wie Riesenflöhe gesehen.«

… Bugmorphs, Crystalikes, Krabbenwurmlarven, Tunnelratten, Nomaden, Goliaths …

»Flöhe, so groß wie Bernhardiner«, fuhr McNee fort. »Die kehren einen normalen Hund mit einem einzigen Schürfen von innen nach außen.«

… Wyrm Squids, Drifter, Skags, Spuckerskags, ausgewachsene Skags, Alpha-Skags, Explosivskags, Spiderants, Gyro-Spiderants, knallharte Spiderant-Verbrenner, Psychos, Psycho-Zwerge, Brennende Psychos, Knallharte Psychos, Psychozillas …

»Aber ich kenne da einen Kerl, der einen Flohzirkus mit ihnen machen wollte. Der hat ’nen Clown angeheuert, um sie zu dressieren, durch Reifen zu springen. Allerdings fraßen die Riesenflöhe den Clown auf, sobald sie aus dem Käfig raus waren … Hey! Scheint so, als wär der Outrunner in Ordnung.«

Der Outrunner, ein Buggy mit offenem Verdeck, den Roland zwischen zwei Felsen versteckt hatte, wirkte unangetastet, das Gefährt glänzte sogar ein bisschen sauberer nach dem Regen. Outrunner waren so etwas Ähnliches wie die alten Wüstengeländewagen, nur mit einer großen Kanone am Heck.

»Ich fahre«, sagte Roland. »Du klemmst dich hinters Geschütz.«

»Okay. Werden wir das Waffenlager heute finden?«

»Sicher, sicher«, sagte Roland und kletterte auf den Fahrersitz. »Sofern sie uns nicht zuerst finden, spüren wir die Banditen auf und folgen ihnen zu den Gräbern für die Tapferen. Die sind irgendwo in den Hunter Lands. Jedenfalls geht da draußen etwas vor. Es muss so sein. Da tummeln sich alle möglichen Söldner und Banditen, die bestimmt nicht zum Sightseeing da sind.«

»Tja, nun.« McNee stieg auf die Ladefläche, klemmte sich hinter das Geschütz, packte die große Kanone und überprüfte den Munitionsvorrat. »Ständig höre ich, dass gleich hinter der nächsten Sanddüne irgendeine große Sache abgeht. Was für gewöhnlich nicht so ist. Ich hab echt keinen Schimmer, was mich überhaupt auf diesen grässlichen Planeten verschlagen hat.«

»Dasselbe wie alle anderen auch«, entgegnete Roland, der seine Schrotflinte in den Waffenhalter schob. »Dasselbe wie damals die Dahl Corporation. Weil es hier keine Gesetze gibt und man, wenn man Glück hat, richtig reich werden kann und einem keiner sagt, was man zu tun und zu lassen hat.«

»Wenn man Glück hat – das ist der wichtige Teil, bei dem ich absolut nicht mitreden kann. Hast du Schwierigkeiten, die Karre zu starten?«

Roland musste den Anlasser dreimal betätigen, bis der Motor brüllend zum Leben erwachte. »Na, geht doch. Kommt bloß ein bisschen langsam in die Gänge. Sobald wir die Beute im Sack haben, sollten wir den Hobel von Scooter warten lassen.«

»Falls er noch nicht tot ist! Jedes Mal, wenn ich mich in den Siedlungen mit irgendwem treffen will, hab ich das Gefühl, als würde ich die Hälfte der Zeit zu hören kriegen: ›Oh ja, der und der, also den ham die Skags gefressen!‹ Oder: ›Ach, die meinst du? Na ja, die ham die Psychos erwischt.‹ Oder, oder …«

Roland gab Gas, und der Motorenlärm übertönte McNees Gemurre. Er legte ruckartig den Rückwärtsgang ein, sodass McNee sich fluchend am Geschütz festhalten musste, um nicht hinzustürzen.

»Du bist ein gottverfluchter Huren…«

Ein weiteres Aufbrüllen des Motors dämpfte McNees Worte, als Roland den Outrunner kreischend um fast 360 Grad herumschnellen ließ und dann nach Osten davonschoss. Er jagte das Gefährt in solidem Tempo über das zerklüftete Gelände, donnerte durch aufspritzende Pfützen und genoss den Fahrtwind auf seinem Gesicht.

Der Boden nahm allmählich das Graublau an, das man auf Pandora so häufig sah. Der blassblaue Himmel klarte auf, sodass er die dunklen Schemen der Rakks ausmachen konnte, die gen Horizont flogen und auf diese Entfernung keine Gefahr waren. Weiter vorn teilte sich der Dunst, um den Blick auf eine Verengung der Canyonwände freizugeben, ein natürlicher Durchlass, der gerade breit genug war, dass der Outrunner hindurchpasste.

Roland bremste ab, bis sie fast Schrittgeschwindigkeit fuhren, da er nicht wusste, was sie dort vorne erwartete, und wenig Verlangen verspürte, geradewegs gegen einen Alpha-Skag zu krachen. Außerdem wollte er die Banditen nicht aufscheuchen – oder wer auch immer dort lauern mochte. Auf Pandora konnte man nie wissen. Vielleicht war diese Tatsache genau das, was ihn auf diesem verfluchten Felsbrocken hielt. Weil man nie wissen konnte. Es gab immer noch eine andere Bedrohung, was bedeutete, dass nicht viel Zeit zum Nachdenken blieb. Man brütete nicht vor sich hin. Man grübelte nicht über die Vergangenheit nach. Man hielt einfach ständig die Augen offen und tat, was immer nötig war, um zu überleben. Das Ganze war ein einziger, lang anhaltender Adrenalinschub. Bis man am Ende gegen die letzte Mauer donnerte.

Er bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die kurvenreiche Felspassage und achtete darauf, den Motor so leise wie möglich zu halten. Er lauschte nach dem Kreischen von Rakks, nach dem nasalen Grunzen schnüffelnder Skags, nach dem irrsinnigen Gekicher von Psychos. Doch er hörte nur den Wind, der einer Totenklage gleich durch den schmalen Felspass heulte.

Dann wurde die Passage breiter, und vor ihnen weitete sich eine hügelige Ebene aus. Durch aufgerissene Wolken fielen schräge Balken Sonnenlicht, und Dunst wirbelte umher. Weiter im Norden hatte er ein Rudel Skags erspäht – Gestalten, die sich dort draußen in der Nähe einer Felshöhle ruhelos bewegten –, etwa einen Viertelkilometer entfernt. Skags waren erbarmungslose Killer.

»Halt die Augen offen, McNee«, knurrte Roland.

»Ich hab mir meine Augen schon vor Jahren machen lassen, damit sie immer offen sind.«

Sie fuhren über eine Anhöhe, und auf dem niedrigeren Terrain dahinter lag in einem alten Feldlager ein Gewirr von Skelettteilen verstreut. Zumeist menschliche Skelette. Einige auch von Kreaturen, die sie nicht identifizieren konnten. Zwischen den Knochen rosteten kaputte Waffen vor sich hin. Roland fuhr um die Gebeine herum auf schrittweise ansteigendes Gelände und wurde dann langsamer, als er auf dem nächsten Felskamm Gestalten ausmachte, deren Umrisse sich vor dem Himmel abhoben. Sie waren vielleicht vierzig Meter entfernt, und es waren mindestens neun bewaffnete Männer, die Seite an Seite auf dem Kamm standen.

Als Roland näher heranfuhr, sah er sie deutlicher. Vernarbte, tätowierte Kerle, die breite Brust mit sich überkreuzenden Patronengurten behangen, die Augen hinter staubigen Sicht­brillen verborgen. Ex-Militärs, vermutete er, da er die Täto­wierung der Crimson Lances auf dem Unterarm des großen Burschen rechts erkannte. Der Typ war ihm unbekannt, obwohl Roland vor langer Zeit selbst zu den Lances gehört hatte. Er war Soldat gewesen und hatte auf drei verschiedenen Planeten gekämpft, bis es ihn schließlich nach Pandora verschlagen und er abgedankt hatte – voller Abscheu vor der Korruption des … des zehnten Mannes, der jetzt auf dem Kamm in Sicht kam. Crannigan!

Roland stoppte den Outrunner und fuhr langsam den Hang hoch, auf die bewaffneten Fremden zu. Er ließ das Fahrzeug im Leerlauf tuckern, während er seinen nächsten Zug überdachte.

»Sind das die Banditen, von denen du gesprochen hast?«, fragte McNee mit gedämpfter Stimme. »Ich dachte eigentlich, wir sollten die zuerst finden?«

»Das sind keine Banditen«, flüsterte Roland. »Für mich sehen die wie Söldner aus. Einige von denen gehören zur Crimson Lance. Oder gehörten. Der große Schlägertyp in der Mitte mit der gebrochenen Nase und dem kahlen Schädel – das ist Scrap Crannigan. Hab früher mal mit ihm gearbeitet. Durch und durch ein falscher Fuffziger.«

»Wie, ein falscher Fuffziger – auf diesem Planeten? Was du nicht sagst.«

»Spar dir deinen Sarkasmus, und halt die Klappe! Schaun wir mal, ob der Penner uns erzählt, was sie hier wollen, bevor sie das Feuer eröffnen.«

Längst waren großkalibrige Waffen auf den Buggy gerichtet. Mit seinem Expertenblick registrierte Roland ein Pearl-Havoc-Sturmgewehr, zwei Cobras, eine Stomper, ein paar Atlas-Pistolen und einen Helix-Raketenwerfer. Crannigan selbst trug ein Eridian-Gewehr – Alien-Technologie, erkennbar an den geschwungen organischen Linien der Waffe, als wäre sie einer Pflanze gleich gewachsen und nicht maschinell hergestellt worden.

Jede Menge Feuerkraft auf dem Kamm. Diese Sache konnte ziemlich hässlich werden.

Ganz langsam hob Roland beide Hände über den Kopf. Nicht, um sich zu ergeben, was auf Pandora ohnehin nicht viel Sinn hatte, sondern als einen Gruß, den alte Crimson-Lance-Veteranen kannten. Hände offen, zu Fäusten ballen, dann wieder öffnen: Parlé. Damit signalisierte man Gesprächs­bereitschaft.

Crannigan nickte, dann kam er einige Schritte den Hang hinab, bevor er stehen blieb und rief: »Das bist du, Roland, oder?«

»Worauf du einen lassen kannst, Scrap!«, sagte Roland und ließ die Hände sinken.

»Gehörst du wieder zu den Lances?«

»Nein. Und du auch nicht mehr, wie’s aussieht.«

»Ich arbeite für Atlas«, erklärte Crannigan. »Für eine neue Abteilung. Das Akquirierungsdepartment. Schon mal davon gehört?«

»Nein, keinen Mucks. Was ›akquiriert‹ ihr denn so für die Akquirierung?«

»Das ist unsere Angelegenheit! Obwohl’s natürlich auch deine sein könnte, falls du Arbeit suchst! Du könntest bei uns anheuern. Was mit dem Hutzelgnom ist, den du da bei dir hast, weiß ich allerdings nicht.«

»Wie hat der mich genannt?!« McNee schäumte vor Wut.

»Schnauze!«, flüsterte Roland. »Würde er mich nicht kennen, wären wir beide schon tot! Mach keine hastigen Bewegungen, aber falls sie das Feuer eröffnen, zeig ihnen mit dem Geschütz, wo der Hammer hängt!«

»Also, bist du interessiert?«, bellte Crannigan. »Ist fette Kohle bei drin!«

»Ich denk drüber nach!«, rief Roland. »Wo finde ich euch, wenn ich’s mir überlegt hab?«

Crannigan schüttelte den Kopf. »Äh-äh. Jetzt oder nie, Kumpel. Schließ dich uns an, oder …«

Roland schätzte den Schusswinkel ab. Ungünstig. Aus dieser Entfernung würde die Schrotflinte nicht viel bringen. Doch er trug eine gute Atlas-Raptor-Pistole an der Hüfte. Vielleicht gelang es ihm, sie zu ziehen und Crannigan eine Kugel in die Stirn zu verpassen, bevor der Söldner das Eridian-Gewehr einsetzen konnte. Aber die anderen würden so oder so losballern. Möglicherweise konnte McNee einige von ihnen mit dem Maschinengewehr niedermähen, während sie mit dem Outrunner geradewegs durch sie hindurchdonnerten und ein paar der Mistkerle überfuhren. Doch vermutlich würde der Helix-Raketenwerfer mit seinen Mehrfachsalven den Buggy außer Gefecht setzen.

Crannigan grinste – ein hässlicher Anblick, der grüne, schiefe Zähne sehen ließ. »Mir kannste nix vormachen, Roland! Ich weiß, dass du versuchst, eure Chancen auszurechnen!« Er schüttelte den Kopf. »Ihr kommt niemals lebend aus der Sache raus! Entscheide dich lieber dafür, bei uns mitzumischen! Ich sag dir was: Erschieß einfach deinen kleinen Kumpel, um uns zu demonstrieren, dass es dir ernst ist. Dann verrate ich dir alles, was du über die Mission wissen musst.«

McNee schnaubte. »Als würde er so was …« Er starrte Roland um seine Kanone herum an. »Das würdest du doch nicht tun, oder?«

»Halt die Klappe, und lass mich nachdenken«, murmelte Roland. Einen Moment später rief er: »Crannigan! Eins sollte dir klar sein: Wenn es zu einer Schießerei kommt, gehst du dabei als Erster drauf. Also sag ich dir was: Ich leg jetzt den Rückwärtsgang ein, um von hier zu verschwinden und in Ruhe über dein Angebot nachzudenken! Und du ersparst dir das Geballer.«

»Oh! Ich brauch nicht eine einzige Kugel abzufeuern!«, sagte Crannigan. Sein korrodiertes Grinsen wurde noch breiter. »Die werden sich um euch kümmern!« Er deutete an dem Outrunner vorbei.

Roland wandte sich um. Der Anblick war, selbst an Pandora-Standards gemessen, bizarr. Er hatte zwar schon von diesen Kreaturen gehört, sie jedoch bisher noch nicht zu Gesicht bekommen.

»Bullymongs!«, platzte McNee hervor und pfiff leise.

Es waren drei der schwerfälligen, pseudo-menschlichen Geschöpfe, und auf jedem Bullymong ritt, ein Psycho-Zwerg. Die kleinwüchsigen, geisteskranken Mutanten, die Schutzbrillen und mit Flossen versehene Helme trugen, saßen wie Jockeys in kleinen Sätteln auf dem oberen Rücken der Bullymongs. Beim Näherkommen johlten und kicherten und kreischten die Zwerge vor mörderischem Vergnügen und schwangen ihre Wurfäxte.

Die auf Pandora heimischen, sechsgliedrigen Bullymongs erinnerten Roland von den groben Umrissen her an die gewalti­gen Dschungelanthropoiden seines Heimatplaneten, nur waren sie größer und wesentlich wilder. Die Kreaturen besaßen vier große Vordergliedmaßen, die zuweilen als Extrabeine fungierten und manchmal, wenn sich die Biester auf den Hinterbeinen aufrichteten, zu Armen wurden. Ihre klauenbewehrten Vorder­glieder besaßen opponierbare Daumen, und ihre Flanken waren mit Rüstungen geschützt, in denen sich das Sonnenlicht fing, als sie durch die Pfützen im Tiefland preschten. Die Metallaufsätze auf ihren Köpfen mussten Gedankenkontrollgeräte sein.

Psycho-Zwerge waren nervige Mutanten. Wenn man den kreischenden Idioten auf dem Schlachtfeld begegnete, wirkten die kleinwüchsigen Mistkerle vollkommen durchgeknallt. Sie waren muskulös, benahmen sich wie tollwütig und waren außerstande, an irgendetwas anderes außer ans Töten zu denken. Es war schwer, sich vorzustellen, dass einer von ihnen mit Elektrogeräten hantieren konnte, doch anscheinend hatten sie Phasen relativer Zurechnungsfähigkeit, in denen es ihnen gelungen war, die Bullymongs zu zähmen, um sie als Reittiere und lebende Katapulte zu benutzen.

Die Katapult-Analogie kam einem so rasch in den Sinn wie der Felsbrocken, der just in diesem Moment durch die Luft auf den Outrunner zusegelte, geschleudert von einem der sich aufbäumenden Viecher.

Eine halbe Tonne Gestein flog geradewegs auf die beiden zu. Roland setzte den Buggy in Bewegung, drückte das Gaspedal bis zum Boden durch, kurbelte am Lenkrad, und der Felsbrocken krachte dicht hinter ihnen in den Hang – Sand spritzte auf. Das Geschütz ratterte, als McNee es, seine Schwerfälligkeit verfluchend, herumschwang, um auf die Bullymongs und die Psycho-Zwerge zu feuern.

Mit einem monotonen, aber schrillen Tsing-BUMM erzeugte Crannigans Eridian-Gewehr vor dem Outrunner eine Blase zerstörerischer Energie. Roland steuerte hart nach links, um zu vermeiden, dass Crannigan einen sauberen Schuss auf ihn abgeben konnte. Er warf einen raschen Blick über seine Schulter und sah die Söldner, die sich über den Kamm zurückzogen, und Crannigan, der ihn mit einem letzten spöttischen Salut bedachte.

»Mistkerl!«, murmelte Roland. »Wer sich mit dem Bullen anlegt, kriegt seine Hörner zu spüren! Und du wirst meine zu spüren bekommen, Crannigan, geradewegs durch deine Eingeweide!« Doch wie wollte er jetzt an Crannigan heran­kommen? Er konnte nach rechts abdrehen, über den Kamm donnern und die Psycho-Zwerge mit den Bullymongs in diese Richtung locken, sodass sie mit etwas Glück über die Söldner herfielen.

Eine Explosion rechts von ihnen ließ den Outrunner auf zwei Räder kippen und warf ihn beinahe um. Roland drehte am Lenkrad und schaffte es gerade noch, das Fahrzeug mit einem misstönenden Krachen wieder auf alle vier Reifen zu bekommen. Er warf den Bullymongs über die Schulter einen Blick zu und sah, dass einer von ihnen einen kurzen, dicken Metallzylinder nach ihnen warf. Solche Sprengfässer hatte er schon mal gesehen. Das war gar nicht gut!

»Wo zur Hölle haben die das verfluchte Fass versteckt?«, brüllte McNee. »Kommt einem vor, als hätte das Mistvieh es geradewegs aus seinem Arsch gezogen!«

»Die Fässer sind weiter unten auf ihren Rücken geschnallt! Komm schon, McNee, Zeit ist bleihaltig! Zeig den Pennern, dass sie sich mit den Falschen angelegt haben!«

Während Roland ein Ausweichmanöver in Angriff nahm und nach links, rechts und wieder nach links schlingerte, ließ McNee erneut das Outrunner-Geschütz bellen.

Ein weiteres Fass segelte durch die Luft, geschleudert von einem riesigen Bullymong – zweihundert Kilo schwer und genauso geworfen, wie ein Mann einen Football werfen würde –, um unmittelbar hinter dem davonrasenden Outrunner zu explodieren.

Rolands Schild schützte ihn, auch wenn er von den Schrap­nelleinschlägen aufloderte. Er hörte einen Schmerzensschrei und drehte sich in seinem Sitz. McNee war über dem Geschütz zusammengesackt, sein Kopf eine Masse aus blutigen Fetzen. Ein Schrapnell hatte ihm das Schädeldach weggerissen.

Du hättest den verdammten Schild reparieren sollen, McNee!

Roland wandte sich innerlich kochend ab und riss den Outrunner nach rechts. Seine Rache würde warten müssen. Das ging auf Crannigans Konto! Der hatte sie so in die Enge getrieben, dass die Bullymongs sich auf sie stürzen konnten. Doch jetzt hatte sich die Hoffnung, die Mistviecher zu Crannigans Söldnern zurücklocken zu können, erledigt. Die Psycho-Zwerge konzentrierten sich auf den Buggy. Sie hassten Buggys, da die Siedler die kleinen Killer bei jeder sich bietenden Gelegenheit damit überfuhren.

Roland steuerte hart nach links, so scharf, wie es ihm möglich war, ohne dass der Outrunner umkippte. Es gelang ihm, einem heransausenden Felsbrocken um Haaresbreite auszuweichen, dann schwenkte er wieder nach rechts und gelangte auf eine niedrige Hügelkuppe. Er beschleunigte, sprang daüber hinweg, landete mit einem harten Aufprall auf der anderen Seite und hielt sich mit aller Kraft am Lenkrad fest. Wieder kippte der Outrunner beinahe um, bevor er mit dem Ächzen der Stoßdämpfer auf die Räder zurückfiel.

Roland zog das Fahrzeug in einen 360-Grad-Drift auf der Stelle und riss es so herum, dass es zur Hügelkuppe hin zeigte, und als der Buggy vollends zum Stillstand kam, kletterte er hastig nach hinten ins Heck. Irgendwann bei dem wilden Manöver war McNees Leiche rausgefallen. Alles, was in dem Buggy noch an ihn erinnerte, waren Blut, Hirnmasse und Knochenfragmente rings um das Geschütz.

Aus dem Augenwinkel heraus nahm Roland eine Bewegung wahr. Er schaute sich um, erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen Schatten weiter unten am Hang auf seiner Seite des Hügels, halb hinter einem Felsvorsprung verborgen. Auf jemanden, der beobachtete und wartete. Er kannte diese Typen. Eine große, massige Gestalt mit Helm, langem Mantel und geschlitzter Sichtbrille. Ein Nomade – noch eine Bedrohung!

Aber eins nach dem anderen.

Die Bullymongs rückten an. Roland biss die Zähne zusammen, packte die Handgriffe des Geschützes, und dann war der erste Bullymong auf der Hügelkuppe heran, keine fünfzehn Meter mehr entfernt, einen kreischenden Psycho-Zwerg auf dem Rücken. Die Kreatur hob einen Fünfzig-Kilo-Felsbrocken mit derselben Leichtigkeit auf, mit der ein Kind sich einen Schneeball schnappt, und schleuderte ihn auf den Outrunner. Roland ignorierte das Steingeschoss in der Hoffnung, dass es ihn verfehlen würde, und feuerte stattdessen eine Salve auf den Psycho-Zwerg. Der Bullymong war zu schwer gepanzert, um ihn aus diesem Schusswinkel zu Fall zu bringen. Sein Reiter war von hier aus gerade noch auszumachen, wie er auf dem Rücken des Bullymongs kauerte und sich anschickte, eine dieser bösartigen, kleinen Äxte zu werfen.

Roland hatte doppeltes Glück: Der Felsbrocken verfehlte ihn, und eine seiner Geschützkugeln traf den Psycho in die Stirn. Der irre Zwerg ruckte und zuckte im Sattel und kreischte verzweifelt. Der auf psychischem Wege mit seinem Reiter verbundene Bullymong preschte in panischer Verwirrung davon, während er mit einer Unterarmklaue an seinem eigenen Schädel herumriss.

Die anderen Bullymongs jedoch donnerten weiter vorwärts. Roland bezweifelte, dass er beide erwischen würde. Da kam ihm mit einem Mal eine Idee. Er katapultierte sich wieder auf den Fahrersitz, legte den Gang ein, riss den Outrunner herum und schoss den Hügel hinunter, unweit des Felsvorsprungs, hinter dem der Nomade noch immer auf der Lauer lag. Er steuerte aber nicht direkt auf ihn zu, sondern fuhr rechts an ihm vorbei.

Das wahnsinnige Kichern des Psycho-Zwergs ertönte dicht hinter ihm, als er den Beobachter passierte, dann erklangen ein schnarrendes Brüllen und das dumpfe Trommeln von Füßen. Zorniges Gebrüll, ein Schwall wüster Flüche.

Roland lächelte. Er kannte seine Pappenheimer. Nomaden hassten Psycho-Zwerge. Hassten sie mit jeder Faser. Ließen sich keine Gelegenheit entgehen, sie zu erledigen. Eine ihrer Lieb­lingsmethoden war, sie zu fesseln und als lebende Schutzschilde in die Höhe zu halten, um Kugeln abzufangen, die eigentlich für sie selbst bestimmt waren.

Er hörte eine Granatexplosion, dann noch eine, eine Geschosssalve und irres Gekicher, das sich in Schmerzensschreie verwandelte.

Der Nomade hatte die Ziele ins Visier genommen, um sich sowohl die Psycho-Zwerge als auch deren Reittiere vorzuknöpfen. Das würde sie alle für eine Weile beschäftigen.

Roland gab Gas, brach nach rechts aus und jagte davon, ent­schlossen, Crannigan abzufangen. Er scheuchte das Fahrzeug über Hügelkämme, durch Senken und um Felsen herum. Dann stoppte er, als er in der Ferne ein fliegendes Gefährt unbestimm­ten Typs davonschweben sah. Um was genau es sich handelte, war aus dieser Distanz nur schwer zu erkennen. Vermutlich war es ein Orbitalshuttle, und Crannigan befand sich dort jetzt an Bord und war unterwegs, um sich mit seinen Kontaktleuten bei der Atlas Corporation zu treffen.

Okay. Rolands Chance, sich Crannigan zur Brust zu nehmen, würde schon noch kommen. Alles, was er tun musste, war abwarten und in diesem Gebiet zu patrouillieren. Und unter­dessen die Augen nach den Banditen aufzuhalten – nach deren Versteck voller gut verkäuflicher Waren.

Er kehrte ins Tiefland zurück und suchte nach McNees Leichnam. Er fand ihn ungefähr fünfzig Meter weiter. Schon waren aasfressende Skags dabei, ihn in Stücke zu reißen. Roland fuhr mit dem Outrunner dichter heran und dachte darüber nach, dass McNee etwas Besseres verdient hatte. Doch so lief das auf Pandora nun mal. Wenn man sich mit jemandem anfreundete, wurde der irgendwann getötet. Eigentlich hätte er diese Lektion schon vor langer Zeit lernen müssen. Solange man sich auf diesem Planeten befand, war es besser, für sich zu bleiben. Denn Pandora war nicht bloß eine Welt, Pandora war ein planetengroßer, gemeingefährlicher Irrer.

Im großen, rechteckigen Sichtfenster der Homeworld Bound glomm Pandora wie ersterbend glühende Kohle. Zac Finn stand im Aufenthaltsraum des Schiffs und hatte seinen Arm um die Schultern seiner Frau gelegt, während sie beide aus dem Fenster schauten. Ihr Sohn Cal – das Antlitz halb hinter einer Virtual-Reality-Brille verborgen – zockte auf einem Sofa irgendwelche Gedankenspielchen. Seine Finger und Schultern zuckten beim Spielen. Die künstliche Schwerkraft war aktiviert, das Schiff bei 80 Prozent Gravitation, was noch immer weniger war als auf ihrem Heimatplaneten, weshalb Zac ein wenig das Gefühl hatte, zu schwimmen.

Ein betrunkener, dicklicher Mann in mittleren Jahren mit einem blubbernden, grünen Cocktail in der Hand kam schwan­kend herüber und nickte in Richtung Sichtfenster. »Jetz’ guck sich das einer an. Noch so ’n gottverfluchter Planet. Diese ganzen Planetenstopps geh’n mir echt auffe Nüsse. Hätt ich lieber das Expressschiff genommen. Ich will doch bloß nach Xanthus.« Der Betrunkene wandte sich an Zac und deutete mit der Hand, in der er den Drink hielt, auf ihn, wobei er etwas davon auf dem Teppich des Aufenthaltsraums verschüttete. Er schien es nicht zu bemerken. »Un? Wo wollt ihr Leutchen hin?«

»Auch nach Xanthus«, sagte Zac kurz angebunden, um den Kerl nicht zu ermutigen, sie vollzuquatschen. »Siedler.« Allerdings hoffte er, sich auf Xanthus nicht mühselig als Siedler verdingen zu müssen, wenn es hier auf Pandora gut für sie lief. Mit ein wenig Glück würde er mit einem Haufen Geld wieder von hier verschwinden, um für seine Familie ein Anwesen auf Xanthus zu kaufen, wo sie ein angenehmes Leben führen konnten.

Er sah seine Frau Marla an, eine kleine, wohlgeformte Frau in einem hautengen Reiseanzug. Sie hatte kupferfarbenes Haar und hellgrüne Augen. Marla schien sich nur oberflächlich für Pandora zu interessieren, den dritten Planeten, bei dem die Homeworld Bound auf ihrem Zickzackflug durch die Galaxis einen Zwischenstopp einlegte, und Zac überkam ein Anflug von Schuldgefühlen. Marla wusste nicht, dass er dort runtergehen würde. Pandora hatte einen Ruf – einen schlechten. Wenn er ihr verriet, was er vorhatte, schnappte sie sich möglicherweise Cal und kehrte auf ihren Heimatplaneten zurück.

Er warf einen Blick auf die Zeitanzeige unter dem Fenster. 24.00 Uhr. Rans würde jeden Moment hier sein.

Dort – war dieses silberne, längliche Ding, das die obere Atmosphäre verließ, nicht ein Transportshuttle?

»Sieht aus, als kämen die Passagiere von Pandora an Bord«, sagte Marla. »Dann verschwinden wir ja hoffentlich bald aus dem Orbit und setzen unsere Reise nach Xanthus fort.«

»Ja. Behalte Cal im Auge, in Ordnung? Ich muss mal ein Wörtchen mit dem Schatzmeister reden.«

»Cal?« Marla schüttelte den Kopf, ihre grünen Augen blitzten, als sie ihren Sohn anschaute. »Er beschäftigt sich jetzt schon seit Stunden mit diesem Ding. Er ist dreizehn und sollte mehr Interesse an der richtigen Welt zeigen. So aufzuwachsen – das ist nichts für Kinder.«

»Oh, er verbringt ja nicht den ganzen Tag da drin. Nur … einen Teil davon. Wie auch immer, es ist bloß eine Phase, Schatz. Warte, bis er die Mädchen für sich entdeckt. Spätestens dann wird er sich mehr für die richtige Welt interessieren.«

»Vermutlich entdeckt er zuerst VR-Mädchen. Es ist ein Wunder, dass sich die Menschen überhaupt noch fortpflanzen.«

»Also, wir beide hatten damit keine Schwierigkeiten, so­weit ich mich entsinne«, flüsterte Zac und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich um und eilte zum Deck­aufzug. Doch er hatte nicht die Absicht, den Schatzmeister zu treffen.

Cal Finn flog in einem Ganzkörperanzug durch einen Ge­wittersturm, wich den Salven feindlicher Kämpfer aus und kalkulierte gerade seinen Gegenangriff, als jemand gegen den Himmel klopfte.

Tschonk-Tschonk-Tschonk.

Es klang, als würde in der Ferne eine Tür zugeschlagen. Das Hämmern drang geradewegs durch das Brüllen seiner Repulsoren, durch das Knistern der Blitze und das Donnern der Maschinengewehrkugeln.

Klopf-Klopf-Klopf … KLOPF!

»Cal!«

»Schon gut, schon gut!« Vor sich hinbrabbelnd, streifte er den VR-Helm ab und blinzelte beim Übergang zum friedlichen Aufenthaltsraum der Homeworld Bound. Die Art und Weise, wie der große, rotgoldene Planet, der das Sichtfenster ausfüllte, dort draußen hing, hatte etwas Einschüchterndes. Dann trat seine Mutter in sein Blickfeld, die Hände in die Hüften gestemmt, um sich vor dem Hintergrund von Pandora abzuheben.

»Cal, du musst dieses Ding auch mal wegpacken!«

»Warum? Ein Orbit ist genau wie der andere. Und dann geht’s wieder in den Subraum, richtig? Diese Reise dauert irgendwie ewig.«

»Nein, wir werden eine Weile hierbleiben. Sie bringen Vorräte runter nach Pandora.«

»Ich dachte, auf Pandora gibt’s nichts außer einem Haufen Verbrecher und Verrückter.«

»Das stimmt nicht. Jedenfalls nicht ganz. Es gibt Siedler. Ortschaften. Und eigentlich hatten wir doch abgemacht, dass wir uns über die Planeten informieren wollen, die wir unterwegs sehen.«

Cal verdrehte die Augen. »Die sind vom Orbit aus zu sehen, ist irgendwie nicht so der Bringer.«

»Deshalb werden wir uns jetzt über diesen hier infor­mieren.« Marla setzte sich neben ihn, holte einen Universal-Sendeempfänger aus ihrer Schultertasche hervor und begann, auf dem Bildschirm des Geräts herumzutippen, um das Identifikationsprogramm aufzurufen. Der Uni war außerdem ein leistungsstarker Computer. Sie hielt ihn so, dass er auf den vor ihnen im All hängenden Planeten ausgerichtet war.

Das Gerät registrierte das Bild und sagte mit einer freund­lichen Frauenstimme: »Der Planet Pandora.«

»Text«, wies Marla den Uni an. »Die Geschichte Pandoras.«

»Mo-om!«

»Sei ruhig, Cal.« Sie kniff die Augen zusammen und las den Text auf dem Bildschirm. »Okay, los geht’s. Ich picke einfach ein paar der wichtigsten Dinge heraus: ›Im Hinblick auf Schwerkraft und Atmosphäre verfügt Pandora über menschenfreundliche Umweltbedingungen. Die hiesigen Mineralvorkommen haben die Dahl Corporation dazu veranlasst, Pandora zu kolonisieren, vornehmlich zu Abbauzwecken.‹ Und es heißt, sie würden sich auch für die Alien-Ruinen interessieren.«

Cal spähte über ihre Schulter auf das kleine Bild neben dem Text. »Alien-Ruinen? Ich wünschte, die könnten wir uns ansehen.« Eigentlich sagte er das bloß, um seine Mom zufriedenzustellen. Zum Teil, weil er wollte, dass sie ihn wieder in Frieden ließ, aber ebenso auch aus einem Grund, den er nur ungern offen zugegeben hätte: Er liebte seine Mutter und wollte, dass sie glücklich war.

»Die Alien-Ruinen«, fuhr Marla fort, um den Text zusam­menzufassen, »stammen angeblich von derselben Kultur, die auf dem Planeten Promethia ähnliche Artefakte hinterlassen hat.«

»Promethia – daher haben wir die neue Raumschifftechnologie. Das weiß jeder.«

»Jedenfalls bekamen wir schnellere Raumschiffe. Ähm – ›In einer riesigen versiegelten Kammer auf Promethia entdeckte die Atlas Corporation Alien-Technologie und Alien-Waffen.‹ Die Dahl Corporation hoffte, auf Pandora einen vergleichbaren Fund zu machen. Hier steht allerdings, dass sie aufgaben, bevor sie etwas finden konnten.«

»Sie gaben auf? Warum?«

»Offenbar kam es auf Pandora zu einer Art zyklischen Ver­änderung, und alle möglichen Spezies einheimischer Kreaturen erwachten aus ihrem Winterschlaf und fingen an … Nun, sie attackierten Leute und zerstörten zahlreiche Bergbaulager. Zudem stellte sich heraus, dass die Aliens die besten Mineralien schon vor Tausenden von Jahren für ihre Zwecke genutzt hatten, auch wenn es heute noch ›brauchbare Ablagerungen spezieller Kristalle‹ gebe. Hier steht: ›Ob die Außerirdischen, die die Artefakte hier zurückließen, auf dem Planeten heimisch waren, ist nicht bekannt, da offenbar keiner von ihnen überlebt hat.‹ Ich nehme also an, sie haben nicht so viel gefunden, wie sie gehofft haben, und dass der Planet so gefährlich ist, dass sich die Dahl Corporation von dort zurückgezogen hat.«

»Aber du sagtest doch, es gibt Siedlungen.«

»Einige Siedler blieben. Da sind New Haven und ein paar andere Siedlungen, doch dort unten zu überleben, das ist hart. Besonders, weil – falls ich das, was hier steht, richtig verstehe – Dahl zahlreiche Sträflingsarbeiter auf den Planeten geschafft hat, um einen Großteil der Bergarbeit zu erledigen. Als sie abzogen, öffneten sie einfach die Tore der Gefangenenlager und überließen die Verurteilten sich selbst. Deshalb streunen dort unten jetzt etliche Verbrecher umher und terrorisieren die Kolonisten. Diesem Bericht zufolge sind viele der Sträflingsarbeiter psychotisch geworden und verloren den Verstand. Es gibt da unten noch immer einige aktive Fabriken. Hyperion betreibt auf Pandora eine automatisierte Produktionsanlage für Roboter und Waffen. In erster Linie für Waffen. Auf Pandora werden mehr Waffentypen verkauft als auf jedem anderen bekannten Planeten.«

»Aber … aber hat denn niemand die Kammer, nach der sie suchten, gefunden?«

Marla ließ ihren Blick über den Uni schweifen und blätterte zur nächsten Seite um. »Offenbar haben sie einiges an Mate­rial gefunden, doch die große Entdeckung – die Entdeckung der Kammer selbst – blieb aus. Oder sie kamen nicht heran. Hier steht, dass es in dieser Hinsicht widersprüchliche Berichte gibt.«

Cal starrte die geheimnisvolle Kugel Pandoras fasziniert an. »Also könnte die Kammer nach wie vor dort unten sein … irgendwo«, murmelte er.

Marla nickte. »Allerdings würde ich nicht losziehen wollen, um danach zu suchen! Es gibt zwar ein paar Wissenschaftler in der Gegend, doch die bleiben größtenteils auf der Observa­tionsstation.«

»Was ist die Observationsstation?«

»Das ist die Station, an der die Homeworld Bound momentan angedockt ist – was du übrigens wüsstest, wenn du nicht den ganzen Tag diesen Helm auf dem Kopf hättest. Ich schätze, von hier oben können sie Pandora aus sicherer Entfernung studieren. Ohne die Banditen aus den Gefangenenlagern und die … Guter Gott, sieh dir dieses Bild an! Ist das ein menschliches Wesen? Das muss irgendeine Mutation sein. Es heißt, einige der Banditen seien Kannibalen. Hinzu kommt, dass die Tiere, die dort unten umherstreifen, so wild sind, wie es nur geht. Oh! Hier ist eine Aufnahme von einem Rakk. Das sind fliegende Kreaturen – nicht wie ein Vogel, eher wie ein Pterodaktylus. Nur dass sie keinen Schnabel haben, sondern einen mit Widerhaken versehenen Maulschlitz und einen mit Widerhaken versehenen Schwanz. ›Sie schießen aus der Höhe herab und schlagen ohne Vorwarnung zu‹«, las sie weiter. »Einige von ihnen werden ziemlich groß … Oh! Anscheinend kommen sie in einem Rakk-Stock zur Welt. Das ist ein Vierbeiner, größer als ein Bus, der die Rakks praktisch aus seinem Maul speit. Oh, und guck dir diese Kreatur an – man nennt sie Spiderant, also Spinnenameise. Bloß, dass diese Ameise gute zwei Meter lang ist …« Ihre Stimme schweifte ab. »Wirklich, sehr interessant …«

Cal sah seine Mom an. Sie wirkte ein bisschen wehmütig. »Du wolltest doch früher Exobiologin werden. Klingt beinahe, als wünschst du dir, du könntest da runtergehen und diese Kreaturen studieren.«

Sie seufzte. »Bis zu meinem Abschluss war es gerade noch ein Jahr, als ich das Studium aufgab, um deinem Dad zu helfen. Diese Geschöpfe studiert man am besten aus der Ferne – wie etwa vom Orbit aus. Sie sind einfach zu gefährlich.« Sie lächelte matt. »Glaub mir, ich bin froh, dass wir nicht dort runtermüssen.«

Zac brauchte einen langen Moment, um Rans Veritas wieder­zuerkennen. Sein alter Patrouillenpartner stand im Shuttlehan­gar der Homeworld Bound vor dem keilförmigen Transporter. Rans hatte sich verändert – er war fetter geworden, rotnasig, und er wurde zusehends kahler. Die groben, dreckbesudelten Klamotten, die er trug, und die nach oben geschobene Schutz­brille schienen besser in die staubigen Ebenen des Ödlands auf Pandora zu passen als an Bord eines Raumschiffs. Gab es da unten denn keine Wäscherei?

»Rans!«

Als er seinen Namen hörte, schien Rans zusammenzuzucken, dann schaute er sich nervös in dem Hangar mit den widerhal­lenden Metallwänden um – und entdeckte Zac.

»Zac!« Rans humpelte auf ihn zu, das Gesicht zu einem Grinsen verzogen. »Du hast dich ja kaum verändert.«

Sie schüttelten einander herzlich die Hände.

»Oh, ich bin jetzt ein verheirateter alter Sack. Ich bin wesentlich langsamer geworden als früher.«

»Nicht zu sehr, hoffe ich.« Rans senkte seine Stimme, seine Augen huschten nervös umher. Abgesehen von einem automa­tischen Gabelstapler, der Vorräte in die Frachtbucht des Shuttles transportierte, und einem einzigen Besatzungsmitglied der Raumfähre, das sich durstig auf den Weg zur Bar der Station machte, waren sie allein. »Für diese Sache braucht es einiges an Mumm, Zac. Das Ganze ist eine klasse Gelegenheit, aber man braucht Nerven dafür.« Rans’ Gesicht zuckte, und er nagte an einem seiner Fingerknöchel, während sein Blick wieder in die Runde schoss.

»Es gibt da ’ne Kantine für die Crew – momentan is da keiner. Unterhalten wir uns doch dort.«

»Gut, gut. Geh vor.«

Wieder fiel Zac Rans’ Humpeln auf. »Bist du okay?«, fragte er ihn.

»Ja, ja. Aber das is im Wesentlichen der Grund dafür, warum ich mich nich selbst drum kümmern kann. Ich bin nich mehr so gut zu Fuß wie früher. Ein paar Skags haben sich auf mich gestürzt und mein Bein in Stücke gerissen. Wäre fast nicht lebend da rausgekommen. Auf dem Planeten gibt’s ein paar prima medizinische Prothesen vom guten, alten Dr. Zed, aber die kriegste nun mal nich für lau. Und momentan kann ich sie mir nich leisten. Hätte ich nich zufällig noch ein Reiseticket übrig gehabt, hätt ich’s nicht mal hierher in den Orbit geschafft.« Wieder dieses Muskelzucken im Gesicht.

Sie gingen durch die Glastüren in die Kantine. Der Raum hatte eine niedrige Decke, war übermäßig hell beleuchtet und mit schlichtweißen Plastahltischen sowie orangefarbenen Stühlen ausgestattet. In eine Wand waren Snack- und Geträn­keautomaten eingelassen.

»Setz dich«, sagte Rans. »Ich werd … Äh, sag mal, hast du ’n paar Creds dabei? Ich bin total blank.«

»Klar – hier, nimm. Wir haben ja über den Vorschuss gesprochen, also kann ich ihn dir ebenso gut auch jetzt geben.« Zac reichte ihm die Geldkarte mit 1000 Dollar darauf. Es war nicht leicht gewesen, das Geld zu beschaffen. Dazu musste er die Sammlung computerisierter Insekten verkaufen, die er von seinem Vater geerbt hatte.

»Großartig, großartig!« Rans nahm die Karte, bezahlte mit einem Bruchteil der verfügbaren Summe einen Schoko­ladebourbon am Automaten und trug ihn zum Tisch. »Ich brauch dringend was zu trinken. Krieg schon wieder das große Zittern.«

Zac hatte schon vom Pandora-Syndrom gehört. Etliche Siedler auf dem Planeten litten unter einer besonderen Form von posttraumatischer Belastungsstörung. Die ewige Angst vor Plünderern, Psychos und Banditen forderte ihren Tribut.

Sie saßen einander in dem hell erleuchteten Raum gegenüber. Rans nippte an seinem Alk und schaute mit unstetem Blick zur Tür hinüber. »Also, äh, lass uns gleich zur Sache kommen. Als wir uns über Subraumfunk unterhalten ham, da hab ich dir erzählt, ich hätt vielleicht die Eridian-Kammer gefunden, könnt selbst aber nich hin. Nun, wie sich rausgestellt hat, is da drin kein Eridian. Sondern was andres.«

»Jetzt wart mal ’ne Sekunde. Rans, du sagtest …«

»Ich weiß, ich weiß, jetzt hör mir doch einfach zu. Es is ’n altes Alien-Schiff, ’ne E.-T.-Absturzstelle. Ich habse gesehen, ich hab Bilder davon gemacht, und ich hab ’nen Xenotechniker gefunden, der alles für mich analysiert hat. Und er hat’s bestätigt! Das Zeuch is außerirdisch, reines Fremdwelten-Material! Aber es is kein Eridian. Soweit der Typ das sagen kann, stammt es von einer Zivilisation, die uns bislang noch nich untergekommen ist. Ich hab meine letzte Kohle rausgehauen, um mit dem Kerl zu reden, und ich bin nich sicher, ob man ihm trauen kann. Also, Atlas hat ’n paar Söldner angeheuert, um die Kammer aufzuspüren. Die kennen das Gebiet, wo sie ist, grob. Die wissen, dass sie in ’nem Radius von hundert Klicks ist – aber nicht, wo genau. Anführen tut die Söldner so ’n Kerl namens Crannigan, ein Ex-Crimson Lance, ’ne echte Spaßbremse. Wir müssen die Kammer vor ihm finden, Zac. Dann geh’n wir mit dem Zeuch zu ihrer Konkurrenz, du und ich, wir bringen den Kram geradewegs zu Hyperion, und die zahlen uns das Doppelte, bloß damit Atlas den Kram nich in die Finger kriegt! Auf diesem Schiff gibt’s Alien-Waffen, die Hyperion nachbauen könnte!«

»Eine Absturzstelle, hm?«

»Du hast’s erfasst. Also, wie der Zufall so will, befindet sich die Absturzstelle unter so ’ner Art Überhang in ’nem alten Vulkankegel, deshalb kann die Observationsstation sie nich sehen. Nur du und ich wissen, wo sie ist!«

»Wenn du Fotos hast, könnten die für Hyperion vielleicht Beweis genug sein.«

»Die könnten gefälscht sein! Wir müssen näher ran, ein Artefakt da rausholen. Um Hyperion den wahren Jakob zu bringen! Und dann teilen wir zwo uns den Gewinn!«

»Ich weiß nicht recht. Du hast gesagt, es wäre Eridian …«

»Hör verflucht noch mal auf, dich so darauf zu versteifen! Das hier is sogar noch besser! Pass auf: Alles, was du tun musst, is warten, bis sich die Observationsstation über dem Gebiet befindet – was in weniger als einer Stunde der Fall sein wird. Dann schnappst du dir ein Landungsschiff, gibst die Koordinaten ein und landest praktisch direkt auf dem Ding drauf. Du springst raus, krallst dir ’n paar Artefakte, steigst wieder in das Landungsschiff, drückst auf den Rückkehr-Knopf, und ratzfatz bringt dich das Schiff wieder hier rauf, und dann sind wir reich! Ich hab alle Infos, die du brauchst, hier …«

»Ich weiß nicht, Rans, das hört sich ziemlich riskant an. Was erwartet mich da unten?«

»Was? Oh … Äh, ein oder zwei Rakks oder ’n Skagwelpe, vielleicht ne klitzekleine Spiderant. An Bord jedes Landungs­schiffs gibt’s ’ne Waffe, also mach dir deswegen mal keine Sorgen.«

Der Landungsschiff-Hangar befand sich auf der untersten Ebene der Observationsstation. Zac ging durch den transparenten, halbstarren, dreißig Meter langen Korridor zwischen dem Schiff und der Station und blickte durch das Panzerglas zum Mond über Pandora hinauf. Er fühlte sich hier nackt, dem Weltraum ausgesetzt, auch wenn ein filterndes Kraftfeld ihn vor schädlicher Strahlung schützte. Er hörte ein schwirrendes Geräusch, schaute über seine Schulter. Dort hinten surrte etwas in der Luft: eine kleine, scheibenförmige Sicherheitsdrohne. Folgte sie ihm? Keine große Sache – vermutlich patrouillierte sie routinemäßig auf der Observationsstation.

Er betrat die eigentliche Station, nickte zwei Wissenschaftlern an einem Scan-Monitor zu und marschierte hastig zum Aufzug hinüber. Theoretisch durften sich die Passagiere der Homeworld Bound frei auf der Station bewegen, solange das Schiff hier angedockt war, doch den Wissenschaftlern waren Touristen stets ein Dorn im Auge.

Er fuhr mit dem Lift nach unten und glaubte wieder, dieses Schwirren zu vernehmen, das diesmal aus dem Aufzugschacht über seinem Kopf zu kommen schien. Vermutlich irgendein Servomotor.

Auf der untersten Ebene, in der Abflugbucht, stieß er auf sechs glänzende, nebeneinander aufgereihte Landungsschiffe. Man konnte die kleinen Gefährte – nicht größer als ein Flugauto – stundenweise mieten. Sein Schiff trug die Nummer Eins.

Landungsschiff Eins war ein irisierendes, tränenförmiges Vehikel, das in erster Linie für Notfallevakuierungen konzipiert worden war, sich jedoch ebenso für einen Kurzbesuch in einem Gebiet mit begrenzter Manövrierfähigkeit anbot. Das Schiff hatte gerade genügend Treibstoff für den Flug runter und wieder zurück, ohne irgendwelche Umwege.

Zac würde Marla dies alles beichten müssen, jedoch erst, wenn er erfolgreich war. Sobald er sein Ziel erreicht hatte, sobald tatsächlich Geld reinkam, würde sie begeistert von der Sache sein. Hoffte er.

In den letzten Jahren war Zac nicht eben vom Erfolg verwöhnt gewesen. Eigentlich war er ausgebildeter Ingenieur, doch er neigte dazu, seine Arbeit husch-husch zu erledigen, um den Gehaltsscheck zu kassieren und möglichst schnell mit dem nächsten Job weiterzumachen. Das ging so lange gut, bis diese Mobilbrücke auf halbem Wege stecken geblieben war und ein Dutzend Leute drei Stunden lang zwischen Wolkenkratzern festsaßen. Die Mobilbrücke wankte in der Luft und wäre mögli­cherweise abgestürzt, wenn er nicht in einem Heli rübergeflogen wäre und sie neu programmiert hätte.

Als er in das Cockpit des Landungsschiffs kletterte, sich im Pilotensitz anschnallte und die Koordinaten in das Na­vigationsgerät eingab, verspürte Zac das ungute Gefühl na­genden Zweifels. War es möglich, dass Rans ihn übers Ohr haute? Ging es bei all dem vielleicht nur um den »Vorschuss«, den er ihm für die Landekoordinaten gezahlt hatte? Früher war Rans ein zuverlässiger Bursche gewesen, aber er hatte sich verändert. Er stank förmlich nach Verzweiflung. Doch selbst wenn Rans nicht vorhatte, ihn zu linken, ging Zac ein ungeheures Risiko ein. Er ließ seine Frau und seinen Sohn im Orbit zurück und flog runter auf einen feindseligen Planeten. Sicher, er würde sich bloß für ein paar Minuten auf Pandora aufhalten. Doch das Ganze barg einiges an Gefahren – vermutlich sogar mehr, als ihm bewusst war. Pandora war eine Welt der Unwägbarkeiten.

»Zielort gespeichert und bestätigt«, verkündete der Computer des Schiffs. »Bitte Hitzeschildluke schließen und Zündung aktivieren.«

Über ihm ertönte wieder dieses Schwirren, diesmal unver­kennbar. Er schaute auf, entdeckte die kleine Drohne, die ganz in der Nähe schwebte und sich so positionierte, dass es aussah, als wolle sie im nächsten Moment zu ihm herabsausen.

Sie war ihm also tatsächlich gefolgt. Der Experte, dem Rans die Bilder gezeigt hatte, konnte offenbar sein Maul nicht halten. Vielleicht hatte er die Fotos einem Mitarbeiter der Dahl Corpo­ration gezeigt, oder jemandem von Atlas. Und vielleicht wollten die nicht, dass diese kleine Expedition stattfand.

»Ähm, ich habe eine Schiff-Planet-Landeerlaubnis«, erklärte Zac der Drohne. Was sogar stimmte, denn er war autorisiert, einen Abstecher zur Oberfläche zu unternehmen. »Und das Landungsschiff habe ich ordnungsgemäß gemietet.«

Die Drohne reagierte nicht. An der Oberseite begann ein rotes Licht zu blinken. Zac wusste, was das bedeutete. Er musste von hier weg!

Er fummelte an der Steuerkonsole herum, fand den Schal­ter, der mit Luke schließen/Autozündung markiert war, und drückte drauf. Die Schildluke schloss sich brummend, jedoch nicht, bevor die Drohne hereinschwirren konnte. Jetzt schwebte sie im Innern des Landungsschiffs und surrte direkt vor sei­nen Augen wütend herum. Das rote Licht blinkte mit wilder Schnelligkeit.

»Nein, warte!«, sagte Zac, als sich die Luftschleuse über dem Landungsschiff schloss und der Boden der Hangarbucht unter ihm verschwand. Sein Magen wollte hoch in seine Kehle steigen, als das Landungsschiff förmlich aus der unteren Hülle der Observationsstation heraus und in den Orbitalraum stürzte. Auf Autopilot jagte das Schiff auf die Atmosphäre zu, während die Sicherheitsdrohne, die jetzt bei ihm im Cockpit war, zur Seite glitt, um nahe der Navigationseinheit zu seiner Linken zu schweben. Er langte nach ihr, doch sie feuerte einen kurzen Laserstrahl in die Navigationseinheit des Gefährts.

Ein Krach, und Rauch stieg von dem verkohlten Gerät auf, um das Cockpit zu schwängern.

Zac hustete, wirbelte in seinem Sitz herum und packte die schwirrende Scheibe, die Funken schlug, ihn durchrüttelte und ihm Stromschläge versetzte. Doch er hielt sie unbeirrt fest, hob sie über seinen Kopf und schmetterte sie gegen die Schottwand des Cockpits. Sie riss auf, gab ein letztes, trauriges Summen von sich, und das rote Licht erlosch.

Er warf sie beiseite und starrte durch den transparenten Hitzeschild nach draußen, während das Landungsschiff in die Atmosphäre eintauchte und unkontrolliert ins Trudeln geriet. Rotblaue Dämpfe wirbelten über das kleine Schiff hinweg, und rings um den Bug herum schlugen Flammen empor, als das Vehikel in scharfem Winkel auf die Oberfläche des Planeten zustürzte.

Marla und Cal waren in ihrer kleinen Kabine mit den drei Schlafpritschen, dem kleinen Tisch und den Stühlen. Das einzige Sichtfenster zeigte eine Digitalaufnahme des Weltraums draußen, mitsamt dem Planeten, den sie im Orbit umkreisten – entweder das, oder das Flugunterhaltungsprogramm. Cal zappte gerade durch das Programm, als Marla zur Tür hinüberging und sie öffnete, um einen Blick in den Gang zu werfen. Kein Zac. Er war nicht zum Büro der Quästur gegangen. Sie hatte dort angerufen, aber niemand hatte ihn gesehen. Was trieb er nur?

»Dadurch, dass du ständig in den Korridor starrst, kommt Dad auch nicht früher zurück, Mom. Er wird schon wieder auftauchen. Abgesehen davon bist du gerade ganz schön nervig.«

»Ich weiß, Cal, ich mache mir bloß …« In ihrer Handtasche, die auf einem Regal bei der Tür lag, klingelte es. Sie eilte hinüber und nahm den Anruf auf dem Uni entgegen. »Zac?«

Zuerst hörte sie bloß statisches Rauschen und eine Art Brüllen. Dann vernahm sie Zacs Stimme, sehr schlecht zu verstehen. »… nicht auf dem Schiff … nicht auf … bin an Bord eines Landungsschiffs.«

»Du bist was?«

»… rufe dich über die Schiff-zu-Schiff-Verbindung an … Signal ist schwach … technische Probleme … Sabotage … Schiff ist außer Kontrolle …«

»Hast du Sabotage gesagt? Sabotage wovon?«

»… Landungsschiff ist …« – Rauschen, Brüllen – »… habe dir Zielkoordinaten … damit du dich kümmern … dass mich irgendwer abholt … die Kiste schafft es nicht …«

»Die Zielkoordinaten wovon? Zac – sag mir, dass du nicht runter auf Pandora gehst!«

»… gibt kein Zurück mehr … unten gibt es einen Schatz … abgestürztes Schiff … von Aliens … gehe runter, um … Oh, Scheiße, die Mühle steht in Flammen … Marla … hätte ich dir diese Koordinaten nicht … sind sie jetzt auch hinter dir …« – Rauschen – »… dass ich dich liebe … tut mir leid … hintergangen habe … sag Cal, dass ich …« – Rauschen, Brüllen.

»Zac!«

Die höfliche Digitalstimme des Uni sagte: »Anruf beendet.«

Marla versuchte, Zac zurückzurufen, doch das Gerät konnte keine Rückrufnummer finden.