Bount Reiniger - Killerjagd - Alfred Bekker - E-Book

Bount Reiniger - Killerjagd E-Book

Alfred Bekker

0,0

Beschreibung

Killerjagd von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 103 Taschenbuchseiten. Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Ein Todeskandidat wartet auf den Tag seiner Hinrichtung - und Privatdetektiv Bount Reiniger muss seine Unschuld beweisen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2018

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bount Reiniger - Killerjagd: N.Y.D. - New York Detectives

Alfred Bekker

Published by Cassiopeiapress Extra Edition, 2018.

This is a work of fiction. Similarities to real people, places, or events are entirely coincidental.

BOUNT REINIGER - KILLERJAGD: N.Y.D. - NEW YORK DETECTIVES

First edition. January 13, 2018.

Copyright © 2018 Alfred Bekker.

ISBN: 978-1516360635

Written by Alfred Bekker.

10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Copyright Page

Dedication

Killerjagd

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

Sign up for Alfred Bekker's Mailing List

Further Reading: 10 hammerharte Strand-Krimis

Also By Alfred Bekker

About the Author

About the Publisher

Dedication

Ich begann mit sieben Jahren, Geschichten zu schreiben. Meine Eltern hatten ein Haus gebaut und da wohl in allen Familien, die so etwas wagen, das Geld etwas knapp ist, verkauften sie nebenberuflich als Provisions-Vertreter Häuser jener Fertighaus-Firma, von der sie ihr eigenes Haus erworben hatten. Unser Haus fungierte als Muster-Haus. Zu einem besonderen Werbe-Event waren über den Tag verteilt ca. 3000 Menschen bei uns, um sich das “Muster-Haus” anzusehen.

Ich saß da und schrieb. Dutzende dieser Leute fragten mich: “Na, machst du Hausaufgaben?”

Und ich sagte: “Nein, ich schreibe einen Roman!” Wenn ein Siebenjähriger das sagt, erntet er dafür nur ungläubige Blicke. Ich versuchte vergeblich, das zu erklären. “Also du schreibst etwas für die Schule”, bekam ich dann beispielsweise von verständnislosen Erwachsenen zur Antwort. Ich habe zunächst tapfer zur Flagge der Wahrheit gestanden und meinen Gesprächspartnern versucht zu erklären, was ich tue. Irgendwann, nach vielleicht einem Dutzend  “Machst-du-Hausaufgaben?”-Fragen, habe ich es dann aufgegeben und nur noch gesagt: “Ja, ich mache Hausaufgaben.” Manchmal will die Wahrheit eben einfach niemand wissen, und vor allem dann, wenn sie von der erwarteten Antwort abweicht, irritiert sie die meisten Menschen  nur.

ALFRED BEKKER

Killerjagd

von  Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 103 Taschenbuchseiten.

Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Ein Todeskandidat wartet auf den Tag seiner Hinrichtung - und Privatdetektiv Bount Reiniger muss seine Unschuld beweisen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

Er wusste, dass es für ihn kein Entrinnen gab. Er würde sterben. Noch atmete er, aber im Grunde war er schon so gut wie tot.

Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Jenen Tag, an dem für ihn das Licht ausgehen würde. Vor ihm lag das große schwarze Nichts. Er hatte sich nie gefragt, was danach kam.

Er hatte einfach gelebt. Jetzt fragte er es sich fast ständig. Er fragte es auch den Geistlichen, den sie zu ihm schickten. Als sie ihn dann holten, zitterten ihm die Knie. Sie mussten ihn aufrichten und halten.

Er wollte etwas sagen. Er wollte es herausschreien, dass er unschuldig war, dass er Claire Levine nicht umgebracht hatte, wusste aber insgeheim, dass das keinen Sinn hatte. Diese Männer machten nur, wozu man sie angewiesen hatte. Alle, die etwas zu dem Fall zu sagen hatten, hatten es gesagt und nun war es eben soweit.

Es ging durch lange, kahle Flure.

Wie durch Watte hörte er ihre Stimmen, so als wären sie allesamt weit entfernt.

"Ich will nicht sterben", ging es dann plötzlich über seine Lippen. Aber es war kein Schrei. Es war nichts weiter, als ein verzweifeltes Flüstern. Er fühlte den eisernen Griff der Wachleute. Seine Hände waren mit Handschellen zusammengekettet. Aber das alles wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Er war viel zu schwach, um sich wirklich zu wehren.

Schritt für Schritt ging es vorwärts. Dann kamen Sie nach draußen. Es war kurz nach Sonnenaufgang. Er sog die frische Luft ein. Er fragte sich, wie viele Gefangene diesen Weg vor ihm gegangen waren und was sie dabei gedacht hatten. Es dauerte nicht lange, dann waren sie alle in einem steril wirkenden Raum, in dessen Mitte eine dünn gepolsterte Liege stand, auf die man ihn festschnallen würde, um ihm dann die tödliche Injektion zu geben.

Er sah den Arzt, der in seinem weißen Kittel dastand und mit seinen eisgrauen Augen alles überwachen würde.

Der Gefangene musste unwillkürlich schlucken. Nacktes Entsetzen hatte ihn gepackt und so gut wie völlig gelähmt. Erst als er schon auf der Liege angeschnallt werden sollte, begann er sich zu wehren. Aber es war zu spät. Viel zu spät. Er riss verzweifelt an den Riemen, aber es war sinnlos. Schließlich waren alle Riemen angebracht und er konnte nur noch den Kopf ein paar Zentimeter hin und her bewegen. Mein Gott, dachte er. Ihn fröstelte.

Er hörte, wie der Arzt den Henker anwies, wie die Spritze anzusetzen sei. Eigentlich unnötig, denn der Kerl machte das sicher nicht zum ersten Mal. Aber so war es nun einmal Vorschrift. Nichts sollte schief gehen.

Und wenn doch?

Ein absurder Gedanke, schoss es dem Todeskandidaten durch den Kopf. Aber ein Gedanke, der sich einfach nicht aus seinem Kopf vertreiben ließ. Es geht ganz schnell, sagte er sich. Das Gift wird sofort wirken. Zack und aus. Augen zu und nicht wieder aufwachen. Aber das sagte man auch von der Gaskammer und dem elektrischen Stuhl und trotzdem klappte es nicht immer hundertprozentig. Zum Beispiel, wenn beim elektrischen Stuhl das Kopfstück nicht richtig passte oder die Stromstärke zu gering war.

Auch bei der Spritze waren Pannen denkbar. Er wusste nicht, ob er auf eine Panne hoffen oder sich wünschen sollte, das alles so schnell wie möglich vorbei war. Er wusste es einfach nicht. Bilder und Gedanken rasten vor seinem geistigen Auge dahin. Szenen aus seinem Leben, Gesichter von Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten.

"Nein", flüsterte er ohnmächtig und dann bemerkte er, wie jemand die Injektionsnadel aus seinem Oberarm herauszog. Es war geschehen. Unwiderruflich.

Er schloss die Augen.

Namenlose Dunkelheit senkte sich über ihn.

2

"LaRue!"

Eric LaRue blickte auf und erschrak dabei. Er fühlte den Schweiß auf seiner Stirn stehen. Kalten Angstschweiß. Eine Sekunde lang überraschte es ihn, noch am Leben zu sein, dann wusste er, dass er eingenickt gewesen war und geträumt hatte. Es war nicht das erste Mal, dass ihm das passierte. Nachts fand er oft keinen Schlaf. Dafür überkam es ihn dann am Tag.

"Hey, aufwachen! Du hast Besuch!"

Jetzt erst war LaRue richtig wach. Er rieb sich die Augen und hörte den Gefängniswärter vor sich hin murmeln. "Verdammter Nigger!", knirschte es unter seinem ungepflegten buschigen Schnurrbart hindurch, auf dessen Haaren er immer herum kaute, wenn er Langeweile empfand.

LaRue kannte ihn.

Der Kerl hieß McBride, war in seinem Job ziemlich fett geworden und mochte niemanden, dessen Haut auch nur eine winzige Nuance dunkler war, als seine eigene.

Eric LaRue streckte die Handgelenke durch die Gitterstäbe. Eine Sekunde später waren sie zusammengekettet.

McBride drehte den Schlüssel herum, die Zellentür sprang auf und dann führte er den Gefangenen vor sich her. Es ging durch mehrere weitere stark gesicherte Durchgänge.

"Es ist dein Bruder, dieser Winkeladvokat, der dich sehen will", brummte McBride. Er grinste über das formlose Gesicht, aber davon konnte LaRue nichts sehen. "Ich hoffe er hat schlechte Nachrichten für dich! Jemand wie du, der sich an 'ner weißen Frau vergreift, gehört hingerichtet! Und zwar unverzüglich, ohne Aufschub und Revision und den ganzen Unsinn!" McBride zuckte die breiten Schultern und schob Eric LaRue in den Besuchsraum.

Eric schluckte.

Sein Bruder Miles saß dort und tickte mit den Fingern auf dem Tisch herum. Eric brauchte nicht erst abzuwarten, bis Miles den Mund aufmachte. Er wusste auch so Bescheid. Miles blickte auf. Sein Gesicht sprach Bände.

"Tut mir leid, Eric", flüsterte Miles. Eric setzte sich. Er hatte jetzt fast so weiche Knie wie in dem Traum, als es zur Hinrichtung ging. Diesen verdammten Traum, den er jetzt mit grausamer Regelmäßigkeit hatte, wenn er die Augen schloss. Der Puls schlug ihm bis zum Hals, die Kehle war wie zugeschnürt. Er glaubte, sein Gesicht würde brennen. Er hatte diesen Augenblick lange kommen sehen. Aber jetzt, wo er gekommen war, war es doch schockierend.

"Wir haben alles versucht, Eric", hörte er die Stimme seines Bruders, der sich mit der flachen Hand über das Gesicht fuhr. Miles vermied es, den Todeskandidaten offen anzusehen. Aber die halbe Sekunde, in der sich ihre Blicke dann doch trafen, sah Eric ein Glitzern in Miles' Augen, das er nicht bei ihm gesehen hatte, seit sie kleine Jungs gewesen waren. Tränen.

"Du kannst nichts dafür", hörte Eric sich selbst sagen und hatte dabei fast das Gefühl, als wäre es jemand anderes, der da sprach. Jemand, der viel mehr Kraft hatte, als er. "Du hast alles versucht!" Das hatte Miles wirklich. Die letzte Instanz hatte ihr Urteil gefällt. Eine Wiederaufnahme konnte es nur geben, wenn plötzlich ganz neue Beweise auftauchen sollten - aber was sollte da schon kommen? Eric LaRue war zum Tode verurteilt worden und dieses Urteil würde nun in absehbarer Zeit auch vollstreckt werden. Der Termin stand bereits fest.

"Ich war beim Gouverneur", berichtete Miles, um irgendetwas zu sagen. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. "Aber er wird dich nicht begnadigen, Eric."

"Ist das sein letztes Wort?", flüsterte Eric mit erstickter Stimme. Er brauchte die Antwort im Grunde nicht abzuwarten. Er kannte sie im voraus.

"Ich fürchte ja", sagte Miles. Er brachte es einfach nicht fertig, seinen Bruder dabei anzusehen.

Eric nickte. Es überraschte ihn, aber ein wenig konnte er den Gouverneur sogar verstehen. Ein schwarzer Mann hatte angeblich eine weiße Frau umgebracht. Da schlugen die Emotionen ziemlich hohe Wellen. Und warum sollte ausgerechnet ein Politiker sich in dieser Situation ohne Not unbeliebt machen wollen?

Der Fall lag klar, die Beweise sprachen eindeutig für Eric LaRues Schuld. Die Öffentlichkeit war davon genauso überzeugt wie die Jury im Gerichtsaal. Und selbst die Handvoll Demonstranten vor dem obersten Gericht war nicht von Erics Unschuld überzeugt gewesen, sondern einfach nur ganz allgemein gegen die Todesstrafe.

"Die Chancen waren von Anfang an wohl nicht gut, was?", meinte Eric achselzuckend, während er die blanke Verzweiflung in sich aufsteigen fühlte. "Aber ich habe Claire nicht umgebracht... Ich war überhaupt nicht dort!" Er schüttelte den Kopf und fuhr dann fort: "Ich bin unschuldig, aber ich kann es nicht beweisen!"

"Ich weiß, Eric." Miles hörte seine eigene Stimme in diesem Moment wie die eines Fremden. Er fühlte sich scheußlich. Eric LaRue atmete indessen tief durch. "Das wär's dann also", meinte er resigniert.

"Ich habe noch nicht aufgegeben, Eric!", erklärte Miles. "Ich nehme morgen den Flieger nach New York, um mit einem Mann zu sprechen, der dir vielleicht noch helfen kann!" Eric lachte heiser. "Wer sollte das sein? Ein noch besserer Anwalt als du vielleicht? Ein weißer Anwalt womöglich?"

"Nein, ein Privatdetektiv."

Eric lachte heiser. "Was sollte der schon ausrichten? Wir hatten doch schon diesen Spellings engagiert... Und was hat es gebracht?"

"Der Mann, von dem ich spreche, spielt in einer anderen Klasse als dieser Spellings."

Eric winkte ab. "Ach, ja?"

"Ich spreche von einem Mann namens Reiniger", erklärte Miles und versuchte, seiner Stimme dabei einen einigermaßen optimistischen Tonfall zu geben. "Seine Agentur ist eine Top Adresse unter den privaten Ermittlern!"

"Ich mache mir keine Hoffnungen mehr, Miles. Vielleicht ist es besser, es einfach zu akzeptieren. Meine Zeit ist eben so gut wie um."

"Eric!"

"Manchmal denke ich, je eher ich es hinter mir habe, desto besser!"

"Was redest du da!"

Eric LaRue zuckte nur mit den Schultern.

"Es ist so, Miles! Im Grunde haben sie mich längst hingerichtet. Fünfzigmal oder hundertmal. Ich weiß es nicht, ich habe es nicht gezählt. Jede Nacht..." Er stockte. "Verstehst du, wovon ich rede, Miles?"

Miles schaute zur Seite.

"Ich weiß nicht."

"Ich träume immer dieselbe Szene. Ich habe sie mal in irgendeinem Spielfilm gesehen. Jemand wurde aus der Todeszelle geführt, um dann die tödliche Injektion zu bekommen." Er atmete tief durch. "Ich weiß nicht einmal mehr, wie der Film hieß, oder was der Kerl eigentlich verbrochen hatte, der da hingerichtet wurde. Aber jetzt werde ich diese Szene nicht los..."

"Eric..."

"Ich sterbe jede Nacht, Miles. Kannst du dir das vorstellen?"

"Noch ist es nicht vorbei, Eric. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben."

Eric LaRues Blick war glasig. Er nickte kurz. "Ich danke dir für alles, was du getan hast!", murmelte er dann. Miles' Lächeln war verkniffen. "Das ist doch das Mindeste!", meinte er schwach.

"Du glaubst, dass du es mir irgendwie schuldig bist, alles zu versuchen, selbst wenn es keinen Sinn hat, nicht wahr? Aber in Wahrheit glaubst auch du nicht mehr an eine Möglichkeit, mich hier lebend herauszubringen!"

"Das ist doch Unsinn, Eric!", war Miles Erwiderung. Aber in Wahrheit hatte Eric es ziemlich genau getroffen.

3

"Sie sind meine letzte Hoffnung!", bekannte Miles LaRue offen, als er Bount Reiniger gegenübersaß.

Bount lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah sein Gegenüber nachdenklich an. Einen zum Tode Verurteilten aus dem Staatsgefängnis von Houston, Texas herauszubekommen, dessen Hinrichtung schon terminiert und dessen Gnadengesuch abgelehnt worden war, war sicher alles andere als eine Kleinigkeit.

Besonders in einem Fall, wo alles so klar auf der Hand zu liegen schien.

Miles LaRue hatte eine Akte mitgebracht, in der alles Wesentliche zusammengefasst war. Bei den Unterlagen befanden sich auch Fotos, die die Polizei vom Tatort gemacht hatte und Kopien der Polizeiberichte.

"Wenn Sie noch weitergehende Unterlagen benötigen, Mister Reiniger, so stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Sie können in sämtliche Akten sehen, die mit dem Prozess etwas zu tun haben und von denen ich Kopien besitze!" Bount hob die Augenbrauen und nickte dann, während er mit den Augen die Berichte überflog.

Claire Levine, eine hübsche Blondine mit Pagenschnitt, war in ihrem Haus erschlagen worden. Tatwaffe war mit ziemlicher Sicherheit eine ungefähr dreißig Zentimeter hohe Bronzefigur, die in Claires Wohnzimmer auf einem Marmorvorsprung über dem Kamin gestanden hatte. Jedenfalls war an dieser Statue Blut gefunden worden, das aus der klaffenden Wunde an Claires Kopf kam.

Im Haus waren jede Menge Fingerabdrücke gefunden worden, von denen die meisten wohl niemals identifiziert werden würden. Aber bei der Wohnung eines einigermaßen kontaktfreudigen Menschen war das nichts Ungewöhnliches. Auch an der Bronzefigur waren Abdrücke. Und zwar außer von Claire nur noch die von Eric LaRue, der jetzt auf seine Hinrichtung wartete. Den Fakten nach also ein eindeutiger Fall. Bount las die Aussage von Rosa Montalban, einer Freundin von Claire, die am Abend des Mordes noch auf einen kurzen Besuch hatte vorbeikommen wollen. Rosa hatte sich schon gewundert, als sie die offene Tür bemerkte. Wenig später fand sie die Leiche. Seit gut zwei Stunden tot, wie die Polizei später feststellen sollte. Am Morgen hatte Rosa einen sehr heftigen Streit zwischen Claire und Eric mitbekommen. Eric war ziemlich außer sich gewesen und hatte ein paar wüste Drohungen ausgestoßen.

"Was hatte Ihr Bruder mit dieser Claire zu tun?", erkundigte sich der Privatdetektiv.

"Er... hat sie geliebt", erklärte Miles LaRue mit einem merkwürdigen Zögern.

"Sie sprechen in der Vergangenheit", stellte Bount fest. Miles zuckte die Achseln. "Die beiden waren seit kurzem nicht mehr zusammen, aber wahrscheinlich habe ich trotzdem etwas untertrieben. Eric liebte sie insgeheim wohl noch immer. Claire war eben eine..." Er stockte. Seine Finger tickten nervös auf der Sessellehne herum. "Wie soll ich sagen?", fuhr er dann mit einem seltsamen Unterton fort. "Sie war eben eine außergewöhnliche Frau." Er seufzte. "Leider wussten auch andere ihre Vorzüge zu schätzen..."

"Eifersucht als Tatmotiv?", meinte Bount zweifelnd. Aber Miles schüttelte den Kopf.

"Nein, das hat die Polizei am Anfang vermutet. Wäre es dabei geblieben, säße Eric jetzt nicht in der Todeszelle. Bei Eifersucht hätte man auf einer Tat im Affekt plädieren können und jeder mittelmäßige Anwalt hätte mindestens lebenslänglich für ihn herausgeholt." Sein Lachen war heiser und sarkastisch.

"Selbst bei einem Schwarzen. Aber die Anklage konnte das Gericht von einem anderen Motiv überzeugen!"

"Und das wäre?"

"Eric und Claire waren nicht nur privat ein Paar, sondern auch geschäftlich. Sie waren Teilhaber einer Werbeagentur. Aber Claire wollte aus der Firma heraus. Sie hatte die Chance, eine Top-Position bei einem der Branchenführer zu bekommen. Natürlich nur unter der Bedingung, dass sie bei Eric aussteigt. Schließlich kann sie sich ja nicht selbst Konkurrenz machen." Bount hob die Schultern. "Ich verstehe nicht, wo da das Problem für ihren Bruder gelegen hat!"

"Eric hatte finanzielle Schwierigkeiten. Und wenn Claire ihr Kapital aus der Agentur herausgezogen hätte, wäre das der Ruin gewesen. Anders bei Claires Tod. Die beiden hatten eine Lebensversicherung für den Fall der Fälle abgeschlossen und sich gegenseitig als Begünstigte eingetragen, damit die Firma nicht im Regen steht, wenn einer der beiden Inhaber stirbt und dessen Erben ausgezahlt werden müssen." Miles hob die Hände. "In solchen Fällen ist das nichts Ungewöhnliches. Ich habe es den beiden seinerzeit empfohlen..."

"Und jetzt hat man Ihrem Bruder einen Strick daraus gedreht!"

Miles nickte düster. "Sie sagen es, Mister Reiniger... Mord aus Habgier! Das hört sich schon anders an, als wenn jemand seine Ex-Geliebte im Streit erschlägt, nicht wahr? Dazu kommt noch, dass es Zeugen gibt, die gehört haben, wie Eric gesagt hat, dass er jetzt nur noch darauf hoffen könne, dass Claire einen Unfall baut..."

Bount hob die Augenbrauen.

"Hat er nicht versucht, sich mit ihr zu einigen?"

"Doch, das hat er. Aber sie war auf dem Ohr taub. Sie hätte entweder auf die Chance ihres Lebens verzichten müssen, oder ihm ihren Anteil einfach überschreiben können. Damit hätte sie ein kleines Vermögen verschenkt." Miles schüttelte den Kopf.

"Für Claire war es eine einmalige Chance. Aber solange ihr Geld in der Agentur steckte, konnte sie sie nicht wahrnehmen was ich aus Sicht ihrer neuen Arbeitgeber auch verstehen kann. Sie musste sich entscheiden - und zwar ziemlich schnell." Bount blätterte weiter. Er sah ein Foto von Eric. "Sie sehen Ihrem Bruder ziemlich ähnlich!", meinte er dazu.

"Ich weiß. Früher wurden wir oft verwechselt. Aber das hat sich inzwischen gelegt."

Dann stieß Bount auf Erics Alibi, dass er bei Vernehmungen angegeben hatte. Er hatte ausgesagt, zur Tatzeit mit dem Wagen unterwegs gewesen zu sein, um in Galveston an einer Roulette Runde teilzunehmen. Das Spiel war Erics Laster. Und deswegen hatte er weder finanzielle Rücklagen, die ihn in einer Situation wie dieser hätten über Wasser halten können, noch irgendeine Aussicht auf einen Kredit. In dieser Hinsicht war sein Rahmen nämlich längst ausgeschöpft. Alles, worauf man eine Hypothek legen konnte, war schon belastet.