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Breathless - Gefährliches Verlangen E-Book

Maya Banks

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Beschreibung

Gefährliche Liebe, hemmungslose Lust, bedingungslose Hingabe - der Auftakt der erfolgreichen Breathless-Trilogie! Die junge Mia Crestwell schwärmt schon seit Jahren für den erfolgreichen Geschäftsmann Gabe Hamilton. Als dieser ihr ein gefährliches Angebot macht, zögert sie nicht lange - und taucht ein in eine Welt voller Verführung, Leidenschaft und bedingungsloser Hingabe, die überwältigender ist als alles, was sie bisher kannte.

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Seitenzahl: 634

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MAYA BANKS

Breathless

Gefährliches Verlangen

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Jana Kowalski und Ilonka Ellmann

Prolog

»Mia, der Pförtner hat gerade angerufen. Der Wagen ist da«, rief Caroline aus dem Nebenzimmer.

Mia atmete tief ein und griff nach dem Vertrag, der neben ihr auf der Bettkante lag. Er war knitterig und sichtlich abgenutzt, nachdem sie ihn so viele Male gelesen hatte.

Sie kannte inzwischen jedes Wort auswendig, der Text ging ihr immer wieder durch den Kopf, begleitet von Bildern, ausgeschmückt von ihrer Fantasie. Bilder von ihr und Gabe. Gabe, der mit ihr machen konnte, was er wollte, der über sie verfügte. Sie besaß.

Sie steckte den Vertrag in ihre Handtasche, stand auf und eilte zum Toilettentisch, um ein letztes Mal in den Spiegel zu schauen. Es war nicht zu übersehen, dass sie in letzter Zeit wenig geschlafen hatte. Unter den Augen lagen dunkle Ringe, die auch das Make-up nicht verbergen konnte, und sie war blass. Sogar ihr Haar hatte sich nicht bändigen lassen und wirkte zerzaust.

Daran ließ sich jetzt aber kaum mehr etwas ändern, sie musste los.

Sie atmete tief durch und verließ das Schlafzimmer, durchquerte das Wohnzimmer und öffnete die Wohnungstür.

»Mia, warte!«, rief Caroline, die auf sie zugestürzt kam. Sie zog Mia fest an sich, bevor sie zurücktrat und Mia mit der Hand das Haar hinters Ohr strich.

»Viel Glück! Du standest das ganze Wochenende meilenweit neben dir – wenn es dich so sehr mitnimmt, dann mach es doch einfach nicht.«

Mia lächelte. »Danke, Caro. Ich hab dich lieb.«

Caroline gab ihr einen laut schallenden Luftkuss, während Mia sich schon umdrehte und ging. Vor dem Gebäude öffnete der Pförtner ihr die Tür des wartenden Wagens. Mia stieg ein und lehnte sich im bequemen Ledersitz zurück. Sie schloss die Augen, als der Wagen losfuhr, um sie von ihrer Wohnung an der Upper West Side nach Midtown zum Firmensitz von HCM zu bringen.

Jace, ihr Bruder, hatte sie gestern angerufen, und sie fühlte sich seitdem entsetzlich schuldig, weil sie ihm nichts von alledem erzählt hatte. Er hatte sich zunächst für sein Fernbleiben bei der Neueröffnung des Hotels entschuldigt und beteuert, dass er natürlich gekommen wäre, wenn er von ihrer Anwesenheit dort gewusst hätte. Sie hatten sich dann eine halbe Stunde lang unterhalten. Er hatte sich erkundigt, wie es ihr ging und was sie so machte, und dann erzählt, dass er in den kommenden Tagen mit Ash in Kalifornien sein würde. Abschließend hatten sie sich noch für einen Abend nach seiner Rückkehr verabredet, um sich mal wieder in Ruhe auszutauschen. Mia hatte aufgelegt, erfüllt von Melancholie, weil sie und Jace sich so nahe standen. Sie hatte sich ihm immer bedingungslos anvertraut, und er war immer für sie da gewesen, immer bereit, ihr zuzuhören und sie zu trösten, selbst in ihrer verwirrenden Phase der Pubertät. Einen besseren großen Bruder hätte sie sich gar nicht wünschen können, und jetzt hatte sie ein Geheimnis – ein großes Geheimnis – vor ihm.

Sie achtete nicht auf den Verkehr, auf das so typische Stop-and-Go, bis der Wagen schließlich parkte.

»Wir sind da, Miss Crestwell.«

Sie riss die Augen auf und kniff sie gegen die grell blendende Herbstsonne gleich wieder zusammen. Tatsächlich, sie standen direkt vor dem HCM-Gebäude. Der Fahrer war bereits ausgestiegen und um den Wagen herumgegangen, um ihr die Tür zu öffnen. Sie rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht, um die Benommenheit zumindest ein wenig abzuschütteln.

Nun ging sie also wieder durch dieses Gebäude, fuhr wieder mit dem Fahrstuhl in den zweiundvierzigsten Stock. Sie hatte ein heftiges Déjà-vu. Die gleichen Schmetterlinge im Bauch. Die gleichen verschwitzten Handflächen. Die gleichen flatternden Nerven. Nur war dieses Mal die Panik größer, denn jetzt wusste sie, was er wollte. Sie wusste genau, was sie bekommen würde, wenn sie dem zustimmte.

Als sie den Empfangsbereich betrat, schaute Eleanor auf, lächelte und sagte: »Mr Hamilton sagt, Sie sollen gleich nach hinten durchgehen.«

»Danke, Eleanor«, murmelte Mia, als sie an Eleanors Schreibtisch vorbeiging.

Die Tür zu Gabes Büro stand offen, trotzdem blieb sie zögernd davor stehen und warf einen Blick in den Raum. Da stand Gabe, mit den Händen in den Taschen, vor dem großen Fenster und blickte auf die Skyline von Manhattan.

Er war umwerfend. Herrlich anzusehen. Selbst in entspannter Haltung strahlte er eine solch gewaltige Stärke aus. Plötzlich wurde ihr klar, warum sie sich so zu ihm hingezogen fühlte, wurde ihr zumindest einer der vielen Gründe dafür bewusst. Bei ihm fühlte sie sich sicher. Allein in seiner Nähe zu sein, gab ihr das Gefühl von Geborgenheit. Sie fühlte sich sicher und … beschützt.

Im Grunde genommen würde ihr die Beziehung, die er ihr vorgeschlagen hatte, diese Dinge geben. Sicherheit. Schutz. Geborgenheit. All das hatte er ihr zugesichert. Im Gegenzug musste sie nichts weiter tun, als sämtliche Macht an ihn abzutreten. Jeglicher Widerstand löste sich in Luft auf, und sie fühlte sich plötzlich sehr leicht und euphorisch. Sie würde dieser Vereinbarung unter keinen Umständen völlig verängstigt zustimmen. So durfte eine Beziehung unter keinen Umständen beginnen. Sie würde vertrauensvoll und voller Freude alles annehmen, was Gabe ihr versprochen hatte. Und sich ihm dafür voll und ganz hingeben, voller Vertrauen, dass er ihre Unterwerfung zu schätzen wusste.

Gabe drehte sich um und erblickte sie in der Tür. Es erstaunte sie, Erleichterung in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Hatte er Angst gehabt, sie würde vielleicht nicht kommen?

Mit großen Schritten eilte er auf sie zu, zog sie in sein Büro und schloss die Tür. Ehe sie ein Wort sagen konnte, zog er sie in seine Arme und presste seinen Mund auf ihre Lippen.

Sie stöhnte leise, als seine Hände besitzergreifend über ihre Arme glitten, ihre Schultern packten, sich dann um ihren Hals legten, um schließlich ihr Gesicht zu umfassen. Er küsste sie, als wäre er völlig ausgehungert nach ihr. Als hätte man ihn gewaltsam von ihr ferngehalten, bis er sich nun schließlich hatte befreien können. Es war die Art von Kuss, den es immer nur in ihrer Fantasie gegeben hatte. Niemand hatte ihr je das Gefühl gegeben so … begehrt zu werden. Dabei ging es nicht allein um eine Demonstration von Dominanz. Es war eine Bitte um Kapitulation. Er wollte sie. Und er zeigte ihr deutlich, wie sehr. Jegliche Zweifel, ob er sie wirklich begehrte oder einfach nur gelangweilt war und nach einer neuen Herausforderung suchte, waren damit beseitigt.

Seine Hand löste sich von ihrem Gesicht, sein Arm schlang sich wie ein stählernes Band um ihren Rücken und zog sie fest an sich.

Sie spürte seinen erigierten Penis an ihrem Bauch. Er war sehr hart und dehnte Gabes teure Hose. Mia und Gabe holten keuchend Luft, als er sich von ihren Lippen löste.

Mit funkelnden Augen sah er sie an. »Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst.«

1

Vier Tage vorher …

Gabe Hamilton würde in der Hölle schmoren und es war ihm völlig egal. Von dem Augenblick an, als Mia Crestwell den Ballsaal des Bentley Hotels betreten hatte, wo HCM Global Resorts and Hotels die große Neueröffnung feierte, hatte er den Blick nicht mehr von ihr abwenden können.

Sie war die sprichwörtliche verbotene Frucht. Die kleine Schwester seines besten Freundes. Nur, dass sie gar nicht mehr so klein war und er das eindeutig erkannt hatte. Irgendwie hatte sie ihn nicht losgelassen. Er hatte zwar dagegen angekämpft, dann aber feststellen müssen, dass er sich ihrem Zauber nicht entziehen konnte.

Und jetzt kämpfte er nicht mehr dagegen an.

Dass sie heute Abend hier war und Jace nirgends zu sehen, bestätigte Gabe nur, dass der Moment gekommen war, den ersten Schritt zu tun.

Er nippte an seinem Wein und lauschte höflich den Worten der Gäste, mit denen er sich gerade unterhielt. Oder zu denen er sich eher gesellt hatte, denn auf mehr als den Austausch von Höflichkeiten ließ er sich auf seinen Runden durch die Menge selten ein.

Er hatte nicht geahnt, dass sie hier sein würde. Jace hatte keinen Ton gesagt. Hatte Jace es überhaupt gewusst? Gabe ging nicht davon aus, denn vor nicht einmal fünf Minuten hatten Jace und Ash mit einer großen, langbeinigen Brünetten den Saal in Richtung einer der luxuriösen Suiten im obersten Stockwerk verlassen.

Jace wäre nicht gegangen – nicht einmal mit einer Frau –, hätte er gewusst, dass Mia kommen würde. Aber es war gar nicht so verkehrt, dass Jace nicht da war. Das erleichterte so einiges.

Gabe beobachtete, wie Mia den Blick konzentriert durch den Saal schweifen ließ, als wäre sie auf der Suche nach jemandem. Ein Kellner blieb stehen und bot ihr Wein an. Sie nahm eines der eleganten, langstieligen Gläser, führte es jedoch nicht zum Mund.

Sie trug ein atemberaubendes Kleid, das eng anliegend die richtigen Stellen ihres Körpers betonte. Dazu schwindelerregend hohe Pumps und eine Hochsteckfrisur, die einen Mann förmlich anflehte, von ihm gelöst zu werden. Einzelne seidige Strähnen umrahmten ihr Gesicht und lenkten den Blick auf ihren schlanken Hals, der wie geschaffen war für die Lippen eines Mannes. Gabe widerstand nur mit Mühe dem Drang, quer durch den ganzen Saal zu marschieren und ihr sein Jackett umzulegen, damit kein anderer mehr sehen konnte, was er bereits als sein Eigen betrachtete. Meine Güte, das machte die Sache ja noch verrückter. Sie war nicht sein Eigen. Aber auch das würde sich bald ändern.

Das schulterfreie Cocktailkleid lenkte den Blick auf ihre Brüste, und er wollte verdammt noch mal nicht, dass ein anderer sie ansah. Und die Männer sahen sie an. Sie hatte bereits die Aufmerksamkeit anderer erregt, die sie – genau wie er – mit hungrigem Blick anstarrten.

Sie trug eine zarte Kette mit einem einzelnen Diamanten um den Hals und dazu passende Diamantohrstecker. Beides hatte er ihr vor einem Jahr geschenkt. Zu Weihnachten. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, dass sie heute Abend etwas trug, das er für sie gekauft hatte. Für ihn war das ein weiterer Schritt auf dem unausweichlichen Weg, an dessen baldigem Ende sie ihm gehören würde.

Sie wusste es zwar noch nicht, er aber hatte lange genug gewartet. Er hatte sich lange genug wie ein Verbrecher der allerschlimmsten Sorte gefühlt, weil er die kleine Schwester seines besten Freundes begehrte. Als sie zwanzig geworden war, hatte er angefangen, sie mit anderen Augen zu betrachten. Aber damals war er vierunddreißig gewesen, und er wusste, dass sie immer noch viel zu jung für das war, was er von ihr wollte. Und deshalb hatte er gewartet.

Er war von ihr besessen, und auch wenn er es nur ungern zugab, so war sie doch wie eine Sucht, von der er nicht geheilt werden wollte. Jetzt war sie vierundzwanzig und der Alter unterschied schien nicht mehr vollkommen unüberwindbar. Das redete er sich zumindest ein. Jace würde natürlich trotzdem ausrasten – Mia würde schließlich immer seine kleine Schwester sein –, aber Gabe war bereit, dieses Risiko einzugehen, um endlich von der verbotenen Frucht kosten zu dürfen.

Oh ja, er hatte Pläne mit Mia. Er musste sie jetzt nur noch umsetzen.

Mia nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wein – das Glas hatte sie eigentlich nur genommen, um sich in dieser Schar schöner und reicher Menschen nicht ganz so fehl am Platze zu fühlen – und sah sich ängstlich nach Jace um. Er hatte gesagt, dass er hier sein würde, und sie hatte ihn mit ihrem unerwarteten Auftauchen bei der Eröffnung des neusten Hotels von HCM überraschen wollen.

Das moderne und luxuriöse Hotel am Union Square war offensichtlich auf eine betuchtere Klientel ausgerichtet. Aber Jace – und seine beiden besten Freunde – lebten schließlich auch in dieser Welt. Sie hatten sehr hart gearbeitet, um so weit zu kommen, und waren erfolgreicher, als die meisten es vorauszusagen gewagt hätten – und das alles schon vor der Vollendung ihres dreißigsten Lebensjahres.

Nun, mit achtunddreißig, zählten sie zu den erfolgreichsten Hoteliers der Welt. Aber für Mia waren sie immer noch nicht mehr als ihr Bruder und seine besten Freunde. Nun ja, außer Gabe, aber vielleicht war es langsam an der Zeit, ihre peinlichen Teenagerfantasien in Bezug auf ihn abzulegen. Mit sechzehn war das ja noch verständlich gewesen. Aber mit vierundzwanzig konnte man das Ganze nur noch als verzweifelte Verblendung betrachten.

Ash und Gabe stammten aus reichen Familien. Sie und Jace nicht, und deshalb fühlte sie sich in den Kreisen, in denen ihr Bruder sich bewegte, auch nicht ganz wohl. Aber sie war über die Maßen stolz auf seinen Erfolg, der umso beeindruckender war, als Jace sich nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern auch noch um seine jüngere Schwester hatte kümmern müssen.

Gabe hatte ein enges Verhältnis zu seinen Eltern, oder es zumindest gehabt, solange sie verheiratet gewesen waren. Alle waren schockiert gewesen, als Gabes Vater sich gleich nach dem neununddreißigsten Hochzeitstag von Gabes Mutter hatte scheiden lassen. Und Ash … tja, seine Familienverhältnisse konnte man allenfalls als interessant bezeichnen, wenn man es positiv ausdrücken wollte, diplomatischer ließ sich das wohl nicht formulieren. Er kam mit seiner Familie nicht zurecht – mit keinem aus seiner Familie. Schon in jungen Jahren war er eigene Wege gegangen, wollte nicht ins Familienunternehmen eintreten – wollte auch kein Geld –, und vielleicht erzürnte sein Erfolg seine Familie umso mehr, weil er es ohne sie geschafft hatte.

Mia wusste, dass Ash nie Zeit mit ihr verbrachte. Meistens war er mit Jace und Gabe zusammen, vor allem mit Jace. Der hatte Mia sehr deutlich erklärt, dass Ashs Verwandte – mit Jace’ Worten – Arschlöcher waren, und sie hatte das so stehen lassen, da sie sie ohnehin nie kennengelernt hatte. Seine Familie tat so, als gäbe es HCM gar nicht.

Sie widerstand dem Impuls, sich umzudrehen und wegzulaufen, als zwei Männer lächelnd auf sie zukamen, wie auf der Jagd nach Beute. Zum einen hatte sie Jace noch nicht gefunden, und zum anderen wollte sie nicht so schnell wieder gehen, nachdem sie so lächerlich lange gebraucht hatte sich zurechtzumachen … für den Fall, dass Gabe ihr über den Weg lief, was zwar erbärmlich, aber nichts als die Wahrheit war.

Sie lächelte und wappnete sich innerlich, entschlossen, ihren Bruder nicht in Verlegenheit zu bringen, indem sie sich wie eine Närrin aufführte.

Doch dann erblickte sie völlig überraschend Gabe, der mit finsterer Miene durch die Menge auf sie zukam. Er trat zwischen sie und die herannahenden Männer, ehe die sie erreicht hatten, und griff nach ihrem Arm.

»Ich wünsche dir auch einen guten Abend, Gabe«, sagte sie mit leicht zittriger Stimme.

Der Mann hatte etwas an sich, das sie regelmäßig in eine stammelnde Idiotin verwandelte. Sie konnte nicht reden, nicht denken, keinen einzigen zusammenhängenden Gedanken fassen. Für ihn grenzte es wahrscheinlich an ein Wunder, dass sie tatsächlich einen Abschluss und dann auch noch cum laude gemacht hatte. Abgesehen davon, dass er und Jace ihr Diplom für vollkommen sinnlos hielten. Jace hatte gewollt, dass sie Wirtschaft studierte, um damit später in den »Familienbetrieb« einsteigen zu können. Aber sie war sich gar nicht sicher, was sie überhaupt machen wollte, und auch das ärgerte Jace.

Deshalb hatte sie Schuldgefühle. Weil sie es sich leisten konnte, sich bei ihren Entscheidungen Zeit zu lassen. Jace hatte immer großzügig für sie gesorgt. Er hatte ihr eine Wohnung besorgt und auch sonst alles, was sie brauchte, obwohl sie sich nach dem Hochschulabschluss durchaus bemüht hatte, ohne seine Unterstützung auszukommen.

Die Leute, mit denen sie den Abschluss gemacht hatte, arbeiteten alle schon und machten Karriere. Sie dagegen jobbte immer noch stundenweise in einer Konditorei und quälte sich mit der Überlegung, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollte.

Dieses Zaudern hatte höchstwahrscheinlich auch viel mit den verqueren Fantasien in Bezug auf den Mann zu tun, der sie jetzt am Arm wegzog. Sie musste diese Fixierung auf ihn überwinden und weitergehen. Sie konnte nicht ihr ganzes Leben lang von der lächerlichen Vorstellung beseelt sein, dass er sie eines Tages bemerken und dann beschließen würde, dass er sie haben musste.

Gierig saugte sie seinen Anblick auf, um sich wie eine Süchtige daran zu berauschen – als hätte sie viel zu lange ohne ihren »Stoff« auskommen müssen. Er war ein Mann, dessen Präsenz jeden Raum, den er betrat, ausfüllte. Das schwarze Haar trug er kurz geschnitten und stylte es gerade einmal so viel, dass die Frisur elegant teuer wirkte.

Er hatte dieses verruchte Aussehen eines Bad Boy, dessen Anblick jede Frau wild werden ließ. Außerdem legte er eine vollkommen arrogant-gleichgültige Haltung an den Tag; was Gabe wollte, das bekam er auch. Sein Selbstbewusstsein, gepaart mit seiner Arroganz, zog sie magisch an – hatte sie immer angezogen. Sie war nicht in der Lage, sich seiner Anziehungskraft auf sie zu erwehren. Gott allein wusste, dass sie es jahrelang versucht hatte, doch ihre Besessenheit zeigte keinerlei Anzeichen zu verschwinden.

»Mia«, sagte er leise. »Ich wusste gar nicht, dass du kommen wolltest. Jace hat nichts gesagt.«

»Er weiß es nicht«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Ich wollte ihn überraschen. Wo ist er überhaupt?«

Er schien einen Moment von Unbehagen erfüllt, dann antwortete er. »Er musste weg. Ich weiß nicht, ob er noch einmal zurückkommt.«

Ihr Lächeln erstarb. »Oh.« Verlegen sah sie an sich herunter. »Dann habe ich das Kleid wohl ganz umsonst angezogen.«

Gemächlich ließ er den Blick über sie gleiten, und sie hatte das Gefühl, von ihm völlig mühelos entkleidet zu werden. »Das ist ein hübsches Kleid.«

»Dann sollte ich jetzt wohl lieber gehen. Hat ja nicht viel Sinn zu bleiben, wenn Jace nicht da ist.«

»Du kannst mit mir hier bleiben«, sagte er unverblümt. Sie starrte ihn an. Man konnte nicht gerade behaupten, dass Gabe sich je überschlagen hätte, Zeit mit ihr zu verbringen. Es schien eher so, als versuche er, ihr aus dem Weg zu gehen. Zumindest hatte sie wegen dieses Eindrucks schon Komplexe. Er war nett zu ihr, sicher. Zu besonderen Anlässen schickte er ihr Geschenke, und manchmal kam er vorbei, um sich zu vergewissern, dass es ihr an nichts fehlte, auch wenn Jace sie in der Hinsicht nie vernachlässigt hätte. Aber Gabe hatte zweifelsohne nie besonderen Wert darauf gelegt, mehr als ein paar Minuten in ihrer Gesellschaft zu verbringen.

»Möchtest du tanzen?«, fragte er.

Sie sah ihn erstaunt an und fragte sich, wo sich der richtige Gabe Hamilton versteckte. Gabe tanzte nicht. Oh ja, er konnte tanzen; es war nur so, dass er es so selten tat.

Die Tanzfläche war voller Paare, manche in Gabes Alter, viele älter. Sie sah nicht einen einzigen Gast in ihrem Alter, allerdings gehörten die Anwesenden alle der Welt der Reichen und Schönen an, zu der die meisten Vierundzwanzigjährigen noch keinen Zutritt hatten.

»Oh, gern«, erwiderte sie. Warum nicht? Sie war hier. Sie hatte sich zwei Stunden lang zurechtgemacht. Alles andere grenzte doch an eine Verschwendung des schönen Kleids und der tollen Schuhe, oder?

Er legte die Hand auf ihren Rücken, und sie hatte das Gefühl, er würde ihr ein Brandzeichen aufdrücken. Sie war kaum in der Lage, ein Schaudern zu unterdrücken, als er sie in den Bereich des Saals führte, der den Tanzenden vorbehalten war. Es war in vielerlei Hinsicht keine gute Idee, mit ihm zu tanzen. Wie sollte sie je über ihre Vernarrtheit hinwegkommen, wenn sie immer wieder seine Nähe suchte? Doch diese Gelegenheit, in seinen Armen zu liegen, würde sie sich nicht entgehen lassen. Und wenn es nur ein paar Minuten waren. Ein paar herrliche, überwältigende Minuten.

Die sinnlichen Töne eines Saxophons verschmolzen mit den klimpernden Klängen eines Klaviers und dem tiefen Dröhnen eines Basses. Die Musik strömte in ihren Körper, als sie in Gabes Arme glitt. Es war bewegend und berauschend, und sie hatte das Gefühl, sich mitten in einem lebhaften Traum zu befinden.

Seine Hand glitt über ihren Rücken und blieb auf der Stelle liegen, die durch den tiefen Ausschnitt nicht bedeckt war. Der Stoff reichte gerade einmal bis knapp über ihren Po, was so verführerisch wirkte, dass sie sich selbst gut hatte zureden müssen, das Kleid anzuziehen. Doch jetzt war sie wirklich froh, sich dazu entschlossen zu haben.

»Nur gut, dass Jace nicht hier ist«, meinte Gabe.

Sie neigte den Kopf und sah ihn fragend an. »Warum sagst du das?«

»Weil er einen Herzanfall bekommen würde, wenn er dich in diesem Kleid sähe. Allerdings stellt sich die Frage, ob man diesen Hauch von Nichts überhaupt als Kleid bezeichnen kann.«

Sie lächelte, auf ihren Wangen bildeten sich Grübchen. »Da Jace nicht da ist, kann er ja wohl auch nichts dazu sagen, oder?«

»Nein, aber ich kann das sehr wohl«, erwiderte er unverblümt.

Ihr Lächeln verblasste. »Zwei große Brüder brauche ich nicht, Gabe. Ich kann dir versichern, dass einer völlig ausreicht«, sagte sie mit finsterem Gesicht.

Er sah sie aus schmalen Augen an und presste die Lippen kurz aufeinander. »Ich habe verdammt noch mal nicht das Bedürfnis, dein großer Bruder zu sein.«

Sie warf ihm einen verletzten Blick zu. Wenn es ihm so lästig war, seine Zeit mit ihr zu verbringen, warum hatte er sich ihr dann überhaupt genähert? Warum hatte er nicht das getan, was er immer tat, und sie einfach ignoriert?

Sie trat zurück, und das berauschende Gefühl, in seiner Nähe zu sein, in seinen Armen zu liegen, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren, schwand. Sie hätte nicht herkommen sollen. Es war eine durch und durch dumme Idee gewesen. Sie hätte Jace nur anrufen und ihm von ihren Plänen erzählen müssen, dann hätte er ihr sagen können, dass er nicht da sein würde. Dann würde sie jetzt nicht mitten auf der Tanzfläche stehen und sich schämen, weil Gabe sie zurückgewiesen hatte.

Seine Augen verengten sich, als er ihre Reaktion bemerkte. Dann seufzte er, drehte sich abrupt um und zog sie förmlich hinter sich her, von der Tanzfläche zur Terrasse, deren Türen offen standen, sodass kühle Luft von draußen hereinströmen konnte. Er zog sie beschützend in seinen Arm und betrat die Terrasse.

Und so lag sie wieder in seinen Armen. Umhüllt von seiner Wärme. Sie nahm seinen Duft wahr. Und, ach, er roch so gut.

Er blieb erst stehen, als sie ein gutes Stück von der Tür entfernt waren und in den Schatten des Überstands eintauchten. Die Lichter der Stadt funkelten heller als die Sterne am Himmel und aus der Ferne durchdrang Verkehrslärm die Stille.

Eine ganze Weile sah er sie einfach nur an, und sie fragte sich, was an ihrem Verhalten ihn so sehr erzürnt hatte.

Sein Duft ließ ihr keine Ruhe. Würzig, aber nicht zu stark. Sein Aftershave passte gut dazu. Es ergänzte seinen natürlichen Geruch und unterstrich seine schroffe Männlichkeit mit einem Hauch Natur, Holz und … Erfahrenheit.

»Was soll’s!«, murmelte er ergeben, als füge er sich irgendeiner höheren Macht.

Ehe sie etwas erwidern konnte, zog er sie an sich und sie landete an seiner harten Brust. Überrascht riss sie den Mund auf und stieß einen leisen Seufzer aus. Ihre Lippen waren seinen ganz nah. Verlockend nah. Sie konnte seinen Atem spüren, sah den Nerv, der an seiner Schläfe zuckte. Sein vorgeschobenes Kinn wirkte angespannt, als würde er sich zurückhalten. Und dann schien er plötzlich den Kampf verloren zu geben.

Hart, leidenschaftlich, fordernd stürzte er sich auf ihre Lippen. Und, Himmel, es war so schön. Heiß und sinnlich stieß seine Zunge vor, glitt in ihren Mund, leckte verspielt an ihrem Gaumen und tanzte verführerisch um ihre Zunge. Es war nicht nur ein Kuss. Er verschlang sie förmlich. Mit nur einem Kuss nahm er von ihr Besitz. Für die Dauer dieses Kusses gehörte sie nur Gabe Hamilton. Jeder andere Mann, den sie je geküsst hatte, fiel dem Vergessen anheim.

Sie seufzte und gab sich ganz seiner Umarmung hin. Sie schmolz dahin und wollte mehr. Immer mehr. Mehr von ihm. Seine Wärme, seine Berührungen, diesen sündhaft verlockenden Mund. Es war alles, wovon sie je geträumt hatte, und noch mehr. Alles, was sie sich je in ihrer Fantasie vorgestellt hatte … hatte nichts, aber auch gar nichts, mit der Realität zu tun.

Seine Zähne strichen über ihre Lippen und bissen dann kurz hinein. Gerade fest genug, um ihr zu zeigen, wer das Sagen hatte. Dann wurde er zärtlicher, leckte zart die Stelle, die er eben noch gezwickt hatte, und bedeckte ihre Oberlippe mit einer Flut gehauchter Küsse.

»Gott stehe mir bei – das hier wollte ich schon so lange«, sagte er mit rauer Stimme.

Sie war wie betäubt. Ihre Beine zitterten wie Espenlaub, und sie hoffte inständig, dass sie nicht zusammenbrach, als Opfer ihrer eigenen Absätze. Nichts hätte sie je auf das vorbereiten können, was gerade passiert war. Gabe Hamilton hatte sie geküsst. Nein, nicht nur geküsst, er hatte sie vielmehr auf die Terrasse gezerrt und war über sie hergefallen.

Ihre Lippen kribbelten immer noch von dem sinnlichen Sturm, der über sie hinweggefegt war. Sie war trunken. Vollkommen trunken. Als hätte sie einen gewaltigen Schwips, einen nicht zu überbietenden Rausch. So viel hatte sie nun wirklich nicht getrunken, und deshalb wusste sie sehr wohl, dass ihr Zustand nicht auf Alkohol zurückzuführen war. Sondern auf ihn. Schlicht und ergreifend. Er hatte eine tödliche Wirkung auf ihre Sinne.

»Hör auf, mich so anzusehen, sonst bringst du dich noch in ernsthafte Schwierigkeiten«, knurrte er.

Wenn es Schwierigkeiten der köstlichen Art waren, wie sie annahm, dann hatte sie rein gar nichts dagegen.

»Wie sehe ich dich denn an?«, fragte sie heiser.

»Als wolltest du, dass ich dir diesen Hauch von Nichts, der angeblich ein Kleid ist, vom Leib schäle und es dir gleich hier auf der Terrasse besorge.«

Sie schluckte. Es war vermutlich das Beste, überhaupt nichts zu sagen. Sie war sich nicht einmal sicher, was hier eigentlich gerade passiert war. All ihre Sinne waren in Aufruhr, und sie kam noch nicht damit klar, dass Gabe Hamilton sie gerade geküsst und dann darüber gesprochen hatte, es ihr hier auf der Terrasse seines Hotels zu besorgen.

Wieder trat er ganz dicht an sie heran, bis seine Wärme sie vollständig umhüllte und fast verschlang. Ihr Puls pochte spürbar unregelmäßig an ihrem Hals und sie atmete kurz und flach.

»Komm morgen zu mir, Mia. In mein Büro. Punkt zehn.«

»W-warum?«, stammelte sie.

Er sah sie mit strenger Miene an, in seinen Augen lag ein wildes Funkeln, das sie nicht deuten konnte.

»Weil ich es sage.«

Sie starrte ihn mit großen Augen an, bis er nach ihrer Hand griff, um sie zurück in den Ballsaal zu ziehen. Er blieb kein einziges Mal stehen, sondern ging direkt bis in die Lobby. Sie mühte sich mit ihm Schritt zu halten, während sie auf ihren hohen Absätzen über den polierten Marmorboden stöckelte.

Ihre Gedanken waren in Aufruhr. »Gabe, wohin gehen wir?«

Er trat nach draußen und winkte den Pförtner zu sich, der bei Gabes Anblick sofort herbeigeeilt kam. Ein paar Sekunden später hielt ein schlanker, schwarzer Wagen vor ihnen und Gabe half ihr beim Einsteigen.

Er hielt sich an der Tür fest, während er sich vorbeugte und in den Wagen schaute.

»Du fährst jetzt nach Hause und ziehst dieses verdammte Kleid aus«, sagte er. »Und morgen wirst du dann um zehn in mein Büro kommen.« Er wollte schon die Tür schließen, beugte sich aber noch einmal vor und sah sie an. »Und, Mia? Ich rate dir zu erscheinen.«

2

»Habe ich das richtig verstanden? Du hast mich und die Mädels gestern Abend sitzen lassen, um zu der langweiligen Eröffnung eines Hotels von deinem Bruder zu gehen, und während du da warst, hat Gabe Hamilton dich auf die Terrasse gezerrt, geküsst und dann mit der eindeutigen Anweisung nach Hause geschickt, heute Morgen um zehn in seinem Büro zu sein?«

Mia saß mit hochgezogenen Beinen auf dem Sofa, ihrer Mitbewohnerin und besten Freundin, Caroline, gegenüber. Sie rieb sich die Augen, um den Nebel zu vertreiben, der sie umgab. Sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können. Wie auch? Gabe hatte ihr gesamtes Universum auf den Kopf gestellt, und jetzt steuerte sie auf zehn Uhr zu, ohne den blassesten Schimmer zu haben, was sie tun sollte.

»So ungefähr, ja«, erwiderte Mia.

Caroline verzog theatralisch das Gesicht und fächerte sich mit einer Hand Luft zu. »Und ich dachte doch tatsächlich, dein Abend könnte unmöglich so unterhaltsam gewesen sein wie unserer. Dabei bin ich definitiv nicht von einem umwerfenden Millionär geküsst worden.«

»Aber warum?«, fragte Mia frustriert. Ihre Stimme klang gereizt … Diese Frage hatte sie sich während der durchwachten Nacht immer wieder gestellt. Warum hatte er sie geküsst? Warum wollte er sie jetzt sehen, wo er ihr doch sonst immer aus dem Weg zu gehen schien?

Er hatte seinen Wunsch nicht als Bitte formuliert, aber Gabe Hamilton bat einfach nie um etwas. Er gab Befehle und erwartete Ergebnisse. Und sie wusste nicht, was es über sie aussagte, dass ihr dieser spezielle Zug an ihm so gut gefiel. Allein der Gedanke daran erfüllte sie innerlich mit Wärme und Schaudern.

Caroline verdrehte die Augen. »Er will dich, Chica. Und warum sollte er auch nicht? Du bist jung und heiß, und ich wette, dass du im Laufe der Jahre ein- oder zweimal eine Hauptrolle in seinen Fantasien gespielt hast.«

Mia zog die Nase kraus. »Aus deinem Mund klingt das irgendwie eklig.«

»Meine Güte! Nun tu doch nicht so, als würdest du nicht seit Teenagertagen nach ihm gieren. Er hat nie auf diese Zeichen reagiert. Aber jetzt bist du vierundzwanzig und nicht mehr sechzehn. Das ist ein großer Unterschied.«

»Ich wünschte, ich wüsste, was er will«, sagte Mia, und die Unruhe war ihr deutlich anzuhören.

»Wenn du dich das wirklich fragst, nachdem er gedroht hat, es dir auf der Terrasse zu besorgen, dann bist du ein hoffnungsloser Fall«, meinte Caroline ärgerlich.

Sie warf einen ostentativen Blick auf ihre Armbanduhr und sah Mia dann durchdringend an.

»Meine Liebe, du hast weniger als eine Stunde, um dich fertig zu machen, ehe du los musst. Ich würde vorschlagen, du erhebst dich jetzt von diesem Sofa und sorgst dafür, dass du fabelhaft aussiehst.«

»Ich weiß noch nicht einmal, was ich anziehen soll«, murrte Mia.

Caroline lächelte. »Ich aber. Na komm. Du willst doch einen Mann aus dem Konzept bringen.« Aus dem Konzept bringen? Mia hätte am liebsten gelacht. Wenn hier jemand aus dem Konzept war, dann sie. Die Ereignisse des gestrigen Abends hatten sie so verwirrt, dass sie eine wandelnde Katastrophe sein würde, wenn und falls sie es überhaupt bis in Gabes Büro schaffte.

Gabe strich über den Vertrag, den er hervorgeholt hatte, und starrte auf das Deckblatt, während er überlegte, wie er bei Mia vorgehen wollte. Es war das erste Mal, dass er überhaupt über den Ablauf nachdachte. Er ging Situationen immer nur auf eine Weise an. Direkt. Bei persönlichen Beziehungen verhielt er sich genau wie im Geschäftsleben. Da war kein Raum für Gefühle … nicht einmal in einer Beziehung. Er war einmal mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden – für ihn selbst völlig überraschend, wie er sich ehrlicherweise eingestehen musste –, und er hatte geschworen, dass ihm das nie wieder passieren würde.

Er war von einer Frau, der er bedingungslos vertraut hatte, zum Narren gehalten worden und hatte seine Lektion gelernt.

Das hieß nicht, dass er Frauen abgeschworen hatte – dafür mochte er Frauen zu sehr. Er liebte es, eine unterwürfige Frau unter sich zu haben, der er Anweisungen erteilte. Aber seine Herangehensweise hatte sich verändert. Die Art, wie er mit ihnen umging, hatte sich verändert. Er hatte keine Wahl gehabt.

Aber Mia …

Er konnte nicht so tun, als wäre sie wie die anderen Frauen, die er gehabt hatte. Sie war anders. Sie war nicht irgendein Gesicht, das er mit einer gewissen Zuneigung betrachten konnte, während er sich gleichzeitig beunruhigende Verwicklungen vom Leib hielt. Die Frauen, die er auswählte, kannten die Regeln. Sie wussten, was von ihnen erwartet wurde und was sie dafür im Gegenzug erwarten konnten.

Mia dagegen war Jace’ kleine Schwester. Darüber hinaus war sie eine Frau, die er hatte aufwachsen sehen. Herrgott noch mal, er war sogar bei ihrer Schulabschlussfeier gewesen. Er hatte den kleinen Stümper finster angesehen, der sie von Zuhause abgeholt hatte, um mit ihr zum Abschlussball zu gehen. Er hatte den Anblick genossen, als dem Kerl die Eier zu Murmeln zusammenschrumpften, nachdem Jace und Ash ihm unmissverständlich klar gemacht hatten, was passieren würde, wenn er Mia in irgendeiner Form respektlos behandelte.

Er hatte sie getroffen, wenn sie Jace in den Ferien und nach ihrem Schulabschluss besucht hatte. Er war sogar zur Feier ihres Hochschulabschlusses gegangen.

Es war die Hölle für ihn gewesen, denn Mia war zu einer atemberaubenden jungen Frau erblüht. Sie sah nicht mehr aus wie ein viel zu junges, unschuldiges Mädchen. Er mochte noch nicht einmal darüber nachdenken, wie viele Liebhaber sie wohl schon gehabt hatte, das machte ihn nur wütend. Davon abgesehen interessierten sie ihn ohnehin nicht, denn sie gehörten ihrer Vergangenheit an, und da würden sie auch bleiben.

Mia wusste es noch nicht, aber sie würde bald ihm gehören. Er war sich nur noch nicht darüber im Klaren, wie unverblümt er an die Sache herangehen sollte. Sie war … anders. Jünger, ja, aber auch ruhiger, und vielleicht auch naiver. Aber vielleicht war das nur seine eigene subjektive Wahrnehmung. Wer wusste schon, was sie tat, wenn Jace’ Argusaugen nicht über sie wachten? Egal, für welche Annäherungsform er sich entschied, musste er eine gewisse Raffinesse an den Tag legen. Er durfte sie nicht einfach überfahren, damit sie nicht aus Angst die Flucht ergriff, ehe er überhaupt einen Fuß in der Tür hatte. Denn wenn er erst beschlossen hatte, den ersten Schritt zu machen, würde er um nichts in der Welt einen Rückzieher machen oder ein Nein als Antwort akzeptieren.

Und dann war da noch das verdammte Problem mit Jace. Dafür hatte Gabe noch keine Lösung gefunden, aber es hatte eh keinen Sinn, sich damit zu beschäftigen, ehe er Mia an Land gezogen hatte. Um Jace würde er sich schlichtweg später kümmern müssen.

Ein Geräusch an der Tür ließ ihn verärgert aufschauen. Seine Anweisungen an die Empfangsdame von HCM waren eindeutig gewesen. Er wollte nicht gestört werden. Von niemandem. Und mit Mia war jetzt auch noch nicht zu rechnen. Bis dahin hatte er noch über eine Stunde.

Jace und Ash kamen hereingeschlendert, und Gabes Verärgerung nahm zu. Was zum Teufel machten die beiden heute in der Firma? Sie sollten doch in einem Flugzeug nach Kalifornien sitzen, um sich dort mit einem Bauunternehmer zu treffen und mit ihm die Pläne für eine neue Hotelanlage durchzugehen.

Alle drei Männer reisten viel, sie teilten die Aufgaben der Aufsicht über einheimische und ausländische Projekte meist untereinander auf. Im Moment gab es mehrere, in unterschiedlichen Phasen befindliche Projekte. Ein Hotel kurz vor der Grundsteinlegung in Kalifornien, eins im frühen Planungsstadium in Paris und ein potenziell für eine Luxusferienanlage geeignetes Gelände in der Karibik. In letzter Zeit jedoch war Gabe in der Stadt geblieben, um die letzten Arbeiten am Bentley zu überwachen, ihrem neusten Luxushotel am Union Square. So war er dichter dran. Er war so pedantisch, dass er noch nicht einmal seine besten Freunde mit dieser Aufgabe betrauen mochte. Gabe bezeichnete Jace und Ash gern als »Mittelsmänner«. Obwohl sie alle gleichberechtigte Partner im Unternehmen waren, hob Gabe Projekte aus der Taufe und plante sie durch, bis alle Einzelheiten zu seiner Zufriedenheit aufgeführt waren. Dann übernahmen Jace und Ash die Aufsicht, brachten alles auf den Weg und sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Am Ende verlieh dann wiederum Gabe dem Ganzen den letzten Schliff.

Das war eine Regelung, die allen entgegenkam. Das Tagesgeschäft und die Leitung der Hotels und Ferienanlagen erledigten sie gemeinsam.

Die drei waren seit dem College befreundet. Im Rückblick konnte Gabe nicht einmal mehr sagen, was sie neben Alkohol, Verbindungsfeiern und der Jagd auf Mädchen eigentlich zusammengebracht hatte. Sie hatten sich einfach auf Anhieb gut verstanden.

Für Jace wurde es schwieriger, als seine Eltern bei einem Verkehrsunfall umkamen und er plötzlich die Verantwortung für seine wesentlich jüngere Schwester übernehmen musste. Doch Gabe und Ash hatten ihm zur Seite gestanden, ihre Unterstützung angeboten und ihn nicht im Stich gelassen.

Später hatten Jace und Ash dann ihm während seiner sehr hässlichen und in der Öffentlichkeit ausgetragenen Scheidung zur Seite gestanden.

Vielleicht war Mia in gewisser Weise der Grund für die enge Bindung, die zwischen den dreien bestand. Welch Ironie des Schicksals, denn möglicherweise würde sie auch der Grund dafür sein, dass diese enge Bindung zerbrach, wenn Gabe jetzt nicht alles richtig machte.

»Welche Laus ist dir denn über die Leber gekrochen?«, fragte Ash gedehnt, der sich in einen der Sessel vor Gabes Schreibtisch lümmelte.

Jace setzte sich in den anderen Sessel. Er war von seiner Art her ruhiger und weniger respektlos als Ash.

Ja, Jace und Ash waren die einzigen beiden Personen, die er wirklich als seine Freunde im wahrsten Sinne des Wortes betrachtete. Er vertraute ihnen – sie waren die einzigen Menschen, denen er vertraute – und er war ihnen gegenüber bedingungslos loyal; eine Eigenschaft, mit der er nicht gerade freizügig umging.

Jace war ein ruhiger, nachdenklicher Typ, während Ash den charmanten Playboy gab, der Frauen wie Fliegen anzog. Gabe war davon überzeugt, dass gerade die Kombination dieser beiden häufig der Grund dafür war, dass Frauen sich ein wenig verrückt benahmen. Nein, sie litten gewiss keinen Mangel an Frauen, die für einen flotten Dreier mit ihnen Schlange standen.

Ash stand dabei immer an vorderster Front. Charmant und kontaktfreudig, wie er war, wurden die Frauen in seiner Gegenwart atemlos und flatterig. Gabe hatte selber erlebt, welche Wirkung Ashs Charme auf Frauen hatte. Jace dagegen hielt sich mit seiner ruhigen Art im Hintergrund und beobachtete alles aus seinen dunklen Augen. Frauen betrachteten ihn als Herausforderung, während sie Ash vielleicht als zu leichte Beute sahen. Doch sie mussten immer wieder feststellen, dass Jace unerreichbar war, egal wie entschlossen sie auch vorgingen.

Alle drei hatten ihre Macken, für die sie sich aber nicht rechtfertigten – noch etwas, das sie während der gemeinsamen Collegezeit herausgefunden hatten. Sie hatten genug Geld verdient und waren erfolgreicher, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen je ausgemalt hatten, sodass sie kein Problem hatten, willige Bettpartnerinnen zu finden oder auch mal längere Beziehungen einzugehen, solange die Frauen die Regeln kannten.

Es herrschte unausgesprochene Einigkeit darüber, dass im Spiel alles erlaubt war, aber die Freiheit unbedingt gewahrt bleiben musste. Insbesondere nach dem katastrophalen Scheitern von Gabes Ehe. So wie Gabe und Ash sich um Jace geschart hatten, als er die Verantwortung für Mia übernommen hatte, hatte Gabe sich Ashs und Jace’ unerschöpflicher Unterstützung gewiss sein können, als Lisa sich von ihm scheiden ließ. Außerdem waren sie seine loyalsten Verteidiger gewesen, als Lisa angefangen hatte, Anschuldigungen vorzubringen, die zwar jeder Grundlage entbehrten, Gabes Ruf sowohl persönlich als auch beruflich aber beschädigt hatten. Bis zum heutigen Tag verstand Gabe nicht, was Lisa dazu gebracht hatte, so auszurasten. Aber er war Jace und Ash immer dankbar für ihre bedingungslose Unterstützung während der schlimmsten Monate seines Lebens gewesen.

War er ein guter Ehemann gewesen? Vielleicht nicht, aber er hatte Lisa auf jeden Fall alles gegeben, von dem er glaubte, dass sie es haben wollte. Sexuellen Vorlieben waren sie einvernehmlich nachgegangen. Er hatte sie nie dazu gezwungen, irgendetwas zu tun, was sie nicht wollte, und die Erinnerung an all das, was sie ihm vorgeworfen hatte, brachte ihn immer noch fast um den Verstand.

Er war von der Presse und von den Scheidungsrichtern ans Kreuz genagelt worden. Und Lisa hatte als das scheinbare Missbrauchsopfer eines manipulativen Mistkerls dagestanden.

Er war nie wieder eine Beziehung eingegangen, ohne vorher alles offenzulegen und vertragliche Vereinbarungen aufzusetzen, die von beiden Seiten unterschrieben werden mussten. Das mochte von einigen als extrem – oder gar lächerlich – angesehen werden, aber er hatte zu viel zu verlieren, als dass er das Risiko eingegangen wäre, wieder einer Lisa ins Netz zu gehen.

»Ich dachte, ihr sitzt längst im Flugzeug nach Kalifornien«, erklärte Gabe ungeduldig.

Jace seufzte ergeben. »Wir brechen in einer halben Stunde auf. Der Pilot hat angerufen, es gibt ein technisches Problem mit dem Jet. Wir können frühestens um elf abheben, wenn es ihm gelingt, eine Ersatzmaschine aufzutanken und die Flugpläne zu ändern.«

Gabe rechnete im Geiste schnell nach. Sie würden längst weg sein, wenn Mia eintraf. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht der überpünktliche Typ war, der immer und überall zu früh aufschlug. So pingelig er sonst auch auf der Einhaltung von Terminen bestehen mochte und Leute hasste, die nicht pünktlich waren, hätte er diesmal nichts gegen eine Verspätung.

Unter dem Tisch ballte er die Finger zur Faust, um sie gleich wieder zu entspannen und dann erneut zu krümmen. Seit Mia gestern Abend in den Ballsaal getreten war, hatte er an nichts anderes mehr denken können. Seitdem er endlich zugelassen hatte, mehr als nur die kleine Schwester seines besten Freundes in ihr zu sehen, war er von einer unerklärlichen Nervosität erfüllt.

Das einzige Wort, das ihm dazu einfiel, war … Ungeduld. Freudige Erwartung. Adrenalin strömte durch seinen Körper. Sie hatte seine wohl geordnete Welt ins Wanken gebracht und auf den Kopf gestellt. Er konnte es kaum erwarten, sie unter seiner Leitung zu haben, unter seiner Führung. Allein die Vorstellung brachte sein Blut in Wallung. Herrje, er wurde schon steif, wenn er nur an sie dachte, obwohl er gerade mit seinen beiden besten Freunden zusammensaß. Die Situation war gelinde gesagt heikel. Er konnte nur hoffen, dass sie blieben, wo sie waren, und nichts bemerkten.

Dann sah er Jace an und sagte: »Du hast Mia gestern Abend bei der Eröffnungsfeier verpasst.« Er wusste sehr wohl, dass Jace später nur umso mehr Fragen stellen würde, wenn er es jetzt nicht von selbst erwähnte.

Jace richtete sich in seinem Sessel auf und runzelte die Stirn. »Sie war da?«

Gabe nickte. »Sie wollte dich überraschen. Sie kam, kurz nachdem ihr mit der Brünetten verschwunden wart.«

Jace stieß einen Fluch aus und schnaufte angewidert. »Verdammt. Ich hatte keine Ahnung, dass sie kommen wollte. Ich wünschte, sie hätte es mir gesagt, dann wäre ich doch mit Sicherheit da gewesen. Was ist passiert? Hast du dich mit ihr unterhalten? Ist sie lange geblieben?«

»Ich habe mich um sie gekümmert«, erklärte Gabe beiläufig. »Ich habe ihr gesagt, dass du plötzlich weg musstest, habe mit ihr getanzt und sie dann mit dem Wagen nach Hause geschickt. Bei dem, was sie anhatte, hättest du eh einen Herzanfall bekommen.«

Einer von Ashs Mundwinkeln zuckte nach oben. »Unsere kleine Mia wird erwachsen.«

Jace sah ihn finster an. »Halt die Klappe, Mann.« Dann wanderte sein Blick wieder zu Gabe. »Danke, dass du dich um sie gekümmert hast. In dem Umfeld möchte ich sie eher nicht sehen, vor allem, wenn es wahr ist, was du über ihre Kleidung gesagt hast. Die meisten dieser alten Säcke würden gerne ihre Ehefrauen mal links liegen lassen, und Mia muss in dem Zusammenhang ja wie der Heilige Gral ausgesehen haben. Sie wird verdammt noch mal nicht als weitere Kerbe in deren Bettpfosten enden.«

Eigentlich hätte Gabe sich schuldig fühlen müssen. Andererseits wusste er bereits, dass er für all das, was er mit Mia machen wollte, und dafür, dass er es mit ihr machen wollte, in der Hölle schmoren würde. Sie würde ganz gewiss keine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten sein, deshalb konnte er das Unbehagen, das Jace’ hitzige Erwiderung hervorgerufen hatte, getrost beiseiteschieben.

Gabes Gegensprechanlage summte. »Mr Hamilton, eine Miss Houston ist hier für Mr Crestwell und Mr McIntyre.«

Gabe zog die Augenbrauen hoch. »Nehmt ihr die Brünette etwa mit nach Kalifornien?«

Ash grinste. »Aber sicher. Ihre Anwesenheit wird die Flugdauer enorm verkürzen.«

Gabe schüttelte den Kopf. »Schicken Sie sie rein, Eleanor.«

Kurz darauf betrat die hinreißende Brünette, die Gabe am Abend zuvor in Begleitung von Jace und Ash beobachtet hatte, sein Büro. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Marmorboden und verstummten, sobald sie auf den Teppich trat.

Ash streckte den Arm nach ihr aus, und die Frau setzte sich entspannt auf seinen Schoß, wobei sie die Beine zu Jace ausrichtete. Jace legte eine Hand auf ihren Unterschenkel und ließ sie besitzergreifend bis zu ihrem Knie hinaufgleiten, ohne jedoch auch nur einmal in ihre Richtung zu schauen. Ganz so, als wolle er sie einfach nur daran erinnern, dass sie ihm gehörte, zumindest im Moment.

Gabe konnte nicht umhin, die Frau auf Ashs Schoß mit Mia zu vergleichen, was ziemlich dumm war angesichts der Tatsache, dass diese Frau in einer vollkommen anderen Liga spielte. Sie war älter, erfahrener und sich der Regeln in Bezug auf Jace und Ash durchaus bewusst. Mia hatte keine Ahnung, was Gabe mit ihr vorhatte, und er konnte von Glück reden, wenn sie nicht schreiend aus seinem Büro rannte.

Früher hätte Gabe die Szene nicht gestört, die sich vor seinen Augen abspielte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Jace und Ash eine Frau mit in die Firma brachten. Doch heute wollte Gabe, dass sie gingen. Er wollte Mia nicht mehr Unannehmlichkeiten bereiten als nötig, vor allem aber wollte er nicht, dass Jace mitbekam, was Gabe mit seiner kleinen Schwester vorhatte.

Betont auffällig warf er einen Blick auf seine Uhr und sah dann Ash an, der den Arm besitzergreifend um die kurvige Frau geschlungen hatte. Verdammt, er hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, sie vorzustellen, was ein eindeutiger Hinweis darauf war, dass er keine längere Beziehung mit ihr plante.

»Werdet ihr hier mit dem Wagen abgeholt?«, fragte Gabe.

»Halten wir dich von irgendetwas ab?«, wollte Jace wissen.

Gabe lehnte sich in seinem Stuhl zurück und bemühte sich um eine gelangweilte Pose. »Ich hab einfach jede Menge E-Mails und Mitteilungen abzuarbeiten. Wegen der vielen Dinge, die gestern in letzter Minute erledigt werden mussten, ist ziemlich viel liegen geblieben.«

Ash schnaubte. »Das klingst ja so, als wolltest du sagen, dass Jace und ich nie da sind und du dich um alles allein kümmern musst. Aber wir alle wissen, dass du ein Kontroll-Freak bist. Deshalb hätte es wenig Sinn gemacht, wenn Jace und ich auch nur versucht hätten, uns einzubringen, weil dein Weltbild ins Wanken gerät, sobald Dinge nicht auf eine ganz bestimmte Art und Weise erledigt werden.«

»Korinthenkacker«, stimmte Jace ihm zu.

Die Brünette kicherte und das ärgerte Gabe. Sie mochte vielleicht älter als Mia sein und auch erfahrener, aber er konnte sich nicht erinnern, dass Mia jemals wie ein alberner Teenager gekichert hätte.

»Verschwindet aus meinem Büro«, fuhr Gabe sie finster an. »Im Gegensatz zu euch beiden habe ich zu arbeiten. Verfrachtet eure Hinterteile nach Kalifornien und knöpft euch den Bauunternehmer vor. Wir müssen sicherstellen, dass der Bau pünktlich beginnt. Wir wollen unsere Investoren schließlich nicht verärgern, nachdem ich die letzten Monate damit verbracht habe, ihnen Honig ums Maul zu schmieren und sie zu bauchpinseln, um zu bekommen, was wir wollen.«

»Habe ich je versagt?«, fragte Ash spöttisch.

Gabe winkte ab. Nein, Ash hatte noch nie versagt. In dieser Hinsicht machte Gabe sich keine Sorgen. Die drei bildeten ein gutes Team. Ihre Stärken und Schwächen ergänzten sich hervorragend.

HCM war nicht nur eine Möglichkeit, viel Geld zu verdienen. Es war ein Unternehmen, das durch Freundschaft und absolute Loyalität zusammengeschweißt worden war. Und all das würde Gabe jetzt infrage stellen, weil er von Jace’ kleiner Schwester besessen war. Herrgott noch mal, das war doch total daneben!

Glücklicherweise stand Jace endlich auf, seine Hand glitt vom Bein der Frau. Er streckte sie vor, um die Brünette von Ashs Schoß zu ziehen, und sie schmiegte sich zufrieden an beide Männer, während sie auf die Tür zugingen.

Jace blieb noch einmal kurz stehen und drehte sich stirnrunzelnd um. »Ich werde versuchen, Mia von unterwegs anzurufen, aber könntest du dich auch noch einmal bei ihr melden, während ich weg bin? Sie fragen, ob alles in Ordnung ist und ob sie irgendetwas braucht? Ich ärgere mich, dass ich sie gestern Abend verpasst habe.«

Gabe nickte kurz und achtete sorgfältig darauf, seine Mimik unter Kontrolle zu halten. »Ich werde mich darum kümmern.«

»Danke, Mann. Wir sehen uns.«

»Haltet mich auf dem Laufenden«, sagte Gabe.

Ash grinste. »Kontroll-Freak.«

Gabe zeigte ihm den Mittelfinger und Jace und Ash verließen mit ihrer jüngsten Eroberung zwischen sich den Raum. Gabe lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah auf die Uhr, während ihn Erleichterung durchströmte. Mia würde erst in einer halben Stunde eintreffen. Bis dahin würden Jace und Ash längst weg sein.

3

Mia stieg an der Fifth Avenue aus dem Taxi, von wo aus es nur ein kurzer Spaziergang zum Midtown-Gebäude mit den Büroräumen von HCM war. Sie stieß einen Seufzer aus wegen des Wetters – der Wind zerzauste ihr Haar, ein Vorbote der unvermeidbaren kälteren Jahreszeit. Die Tage wurden allmählich kühler, jetzt wo der Herbst in den Winter überging.

Gabe wohnte nicht weit entfernt in einem gepflegten, modernen Appartementhaus in der Fifth Avenue 400, wohingegen Jace an der Upper West Side und somit näher bei Mia lebte – sie war davon überzeugt, dass er allein ihretwegen nie näher in Richtung seines Arbeitsplatzes gezogen war. Ash wohnte am Morton Square 1, mit Aussicht auf den Hudson River.

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