Breifrei Das Praxisbuch - Annelie Köglmeier - E-Book

Breifrei Das Praxisbuch E-Book

Annelie Köglmeier

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Dieses Buch ist für alle werdenden und frischgebackenen Mamis, die sich für den derzeitigen Trend der breifreien Beikosteinführung interessieren, sich aber nicht ganz allein auf diesen Weg trauen. Sie wollen die Beikost "breifrei" einführen, wissen aber noch nicht so recht, wie? Theoretisch ist vieles klar, aber in der Belastungsprobe des täglichen Breifrei-Fütterns tauchen ständig neue Fragen und Problemchen auf? Und keiner im Umfeld weiß weiter, weil alle nur Erfahrung mit Breifüttern haben? Der Autorin ging es genauso. Begleiten Sie sie und ihre Tochter hautnah und ungeschönt durch alle Höhen und Tiefen des Breifrei-Essenlernens. Von der 15. Lebenswoche bis zum 1. Geburtstag, illustriert mit ehrlichen, oft situationskomischen Fotos. Dabei geht es nicht nur ums Essen. Auch um den abwechslungsreichen Alltag mit Baby - inklusive Babygruppentratsch und Durchschlaftipps. So können künftige Mütter von Erfahrungen profitieren, die ähnlich detailliert in noch keinem anderen Breifrei-Buch geschildert wurden.

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Seitenzahl: 384

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Breifrei

Das Praxisbuch

von

Annelie Köglmeier

Für dieses e-Book wurden die in der Druckausgabe enthaltenen Tabellen in Texte umgewandelt. Als Goodie gibt’s dafür alle Fotos in Farbe.

Titelbild:

Gerade erst 10 Monate alt, und schon so viel Appetit auf gebratenen Calamari mit Chorizo und Rucola-Couscous.Was für ein leckerer Spaß!

Dieses Rezept und noch vieles mehr rund um die Essenzubereitung für kleine Breifrei-Esser finden Sie im Buch

Breifrei – Die Praxisbuch-Rezepte

Verlag: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

(auch als e-Book erhältlich!)

Vorwort

Warum breifrei?

Motorische und geistige Entwicklung

Gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln

Selbstbewusstsein durch Selbermachen

Integration ins Familienleben

Eigene Bequemlichkeit

Vorbereitungen für den Start

Wichtige Regeln

Bereit für Beikost?

Immer aufrecht Sitzen und nie unbeobachtet lassen!

Verschluckt? Nicht zögern!

Nichts aufdrängen!

Nützliches Equipment

Hochstuhl

Lätzchen

Fußbodenschutz

Geschirr und Besteck

Dampfgarer

Mixer

Tipps und Tricks

Flecken & Co.

Rituale

Teilhaben lassen

Erfolgserlebnisse

Ruhe bewahren

Notvorrat

Und was kommt danach?

Tagebuch

Epilog

Manöverkritik und Blick nach Vorne

*Offene Fragen?

Vorwort

„Jetzt müssen Sie aber langsam mal anfangen mit Beikost“ – diese Aufforderung meiner Kinderärztin bei der U4-Vorsorgeuntersuchung versetzte mich in leichte Panik. Schließlich war meine kleine Juliane gerade erst dreieinhalb Monate geworden.

Fühlte ich mich wirklich schon bereit für die Beikost? Während der Schwangerschaft hatte ich mehrfach das Buch "Einmal breifrei, bitte!" (von Eva Nagy und Loretta Stern, erschienen beim Kösel-Verlag) gelesen, und mich dabei eigentlich gut gewappnet gefühlt für das Abenteuer der breifreien Beikost. Aber je näher der Zeitpunkt rückte, tatsächlich loszulegen, desto unsicherer wurde ich. Ja, die theoretischen Grundlagen waren in dem Buch wirklich gut dargestellt. Einer erfahrenen Hebamme sowie einer liebenden Mutter als Autoren darf man doch vertrauen. Objektiv betrachtet ist die Entscheidung zu breifreier Kost anhand der vielen dort vorgebrachten Argumente durchaus nachvollziehbar und sicherlich nicht falsch.

Aber ganz simple Praxisfragen blieben beim längeren Darübernachdenken im Buch leider doch unbeantwortet – vielleicht auch, weil der Tagebuchteil vom Umfang her recht überschaubar (man könnte auch sagen: dürftig) ausfällt. Manche Schilderung habe ich auch - die Autorin möge mir meine eventuelle Fehleinschätzung verzeihen - der dichterischen Freiheit zugeordnet. So süß das Kopfkino auch ist, wenn die kleine Tochter der Autorin mit ihrem Teddy spricht und ihn ermuntert, einen zu großen Bissen lieber wieder auszuspucken ("Wenntuvieh – putt aus! Putt aus!!" (Fußnote: Loretta Stern, „Einmal breifrei, bitte“, S. 48/49: „Recht am Anfang unserer experimentellen Phase passierte es einige Male, dass sich unser Mädchen ob der etwas zu reichhaltig geratenen Mundbefüllung erschrak. Ein paar Mal nur machte ich ihr vor, wie sie sich derselbigen erledigen könne, verbunden mit der [...] Empfehlung: „Wenn’s zu viel ist, dann spuck’s aus!“. [...] kurze Zeit später war ihr nicht nur die spontane Mundentleerungsweise sehr geläufig, sondern auch das Kommando: „Wenntuvieh – putt aus! Putt aus!!“, hörte ich sie leise, aber engagiert zu einem Stoffbären sagen, während sie ihm dabei eine Hand unter den Mund hielt.“) –- aber ab wann, ganz ehrlich, kann sich ein Kind denn so deutlich artikulieren? Sicherlich nicht zu Beginn der Beikostphase; ja vermutlich noch nicht einmal, wenn die Einführung der Familienkost mit einem bis eineinhalb Lebensjahren dann hoffentlich abgeschlossen ist. Und wenn dieses Erlebnis offenbar schon nicht 1:1 der Wirklichkeit entspricht - was ist an den Schilderungen im Buch dann ebenfalls eher Wunschdenken als ehrliche Erlebnis-Tatsache?

Aber es hilft ja alles nix, Beikost muss ja irgendwann mal sein. Und so gab für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder den einfachen vorgezeichneten Weg gehen und wie schon tausende und abertausende Mütter vor mir Brei füttern - denn dazu gibt es genügend Literatur, Rezepte und Erfahrungsberichte. Auch meine Hebamme, die anderen Mütter meiner Spielgruppe oder die Kinderärztin wären hier sicherlich gute Ratgeber gewesen. Oder ins kalte (naja, Dank des „Einmal breifrei, bitte“-Buches immerhin nicht eiskalte!) Wasser zu springen und breifrei einfach auszuprobieren... Aber dann wollte ich meine Erfahrungen immerhin in einem ausführlichen Praxisbericht festhalten. Damit künftige noch viele weitere kleine Breifrei-Esser mit Spaß am Fingerfood Essen lernen können - und das ohne unsichere, jeden Tag an der Methode und auch an sich selbst zweifelnde Mamas. Wobei ein bisschen Zweifel und gesundes Mißtrauen ja nie schaden, aber ein Zuviel davon niemandem nützt - weder Mama noch Kind.

Und nun: Los, auf ins Abenteuer Breifrei-Essen-lernen!

Warum breifrei?

„Aber warum willst Du denn unbedingt breifrei füttern?“ Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Unser heutiges Thema in der Müttergruppe war Beikosteinführung, und ich hatte mir davon eigentlich hilfreiche Tipps erhofft – soll ich lieber vor oder nach dem Stillen füttern? Soll ich wie beim Breifüttern nach und nach eine Mahlzeit nach der anderen komplett durch Fingerfood ersetzen? Und welche leckeren, schnell zuzubereitenden Rezepte gibt es?

Stattdessen musste ich mich nun plötzlich vor der ganzen Müttergruppe rechtfertigen. Frei nach dem lähmenden Dreisatz „Das haben wir schon immer so gemacht“, „Das haben wir noch nie so gemacht“ und „Da könnte ja jeder kommen“. Ja, verflixt, warum will ich eigentlich den üblichen, breitgetrampelten (und von der Babynahrungsindustrie zur Bequemlichkeit geteerten) Weg der Babybreie verlassen und mich auf unsicheres Terrain mit kaum erforschten Trampelpfaden begeben?

Motorische und geistige Entwicklung

Jede Mutter will nur das Beste für ihr Kind. Aber was ist das Beste? Ich muss zugeben, dass ich nach der Geburt in Bezug auf Kinderpflege reichlich verunsichert war. Und so griff ich nach jedem rettenden Strohhalm, und las reichlich Baby-Ratgeber. Der wohl beste Buchtipp kam von meiner Hebamme: „Babyjahre“ vom Kinderarzt Remo Largo. Erstauflage 1993 und immer noch brandaktuell. Und, was meinem grundsätzlich alles hinterfragenden Charakter sehr entgegenkommt: Jede Erkenntnis stets untermauert mit wissenschaftlichen Studien.

Als eine der wichtigsten Erkenntnisse dieses Buches ist mir folgendes in Erinnerung geblieben: Je mehr das Baby seine Feinmotorik trainiert, umso mehr wird das Gehirn stimuliert. Und je mehr Stimulation, desto mehr neue Verknüpfungen im Gehirn. Lernen durch Bewegung. Aktivität macht schlau. Und nicht nur Remo Largo kommt zu diesem Schluss. Auch Prof. Dr. Nelson Annunciato, ein brasilianischer Mediziner und Neurowissenschaftler mit Schwerpunkt „Funktionelle Neuroanatomie“ ist ein großer Verfechter dieser Theorie. Prof. Annunciato hält insbesondere vor Physiotherapeuten Vorträge darüber, dass es zwischen dem orofazialen System (also den Muskeln, Nerven & Co. in Gesicht und Mund) vielfältige Verknüpfungen zu Rumpf und Gliedmaßen gibt. Die Lage des Unterkiefers, der Zunge, des Halses und des Kopfes beeinflusst die Körperhaltung und umgekehrt. Kauen und Gehen, Robben, Krabbeln, Kieferbewegungen, Zahndurchbruch – das alles steht in dauernder Beziehung, es gibt ein ständiges Hin und Her der Impulse und Informationen, und das ermöglicht dem Nervensystem, die Synapsen zu verfeinern und somit die sensomotorische Steuerung fortlaufend zu präzisieren.

Fazit: Wer früh kaut, der entwickelt damit auch früh seine motorischen Fähigkeiten. Deshalb: Mein Baby soll nicht teilnahmslos und pastös in der Babyschale liegen, während ihm Löffel um Löffel Brei in den Mund geschoben wird. Die Kleine soll die Lebensmittel greifen und begreifen lernen. Soll erfahren, wie sich weich oder faserig oder zäh anfühlt – in der Hand und auch im Mund. Soll das immer präzisere Greifen und auch das Nicht-Aufgeben lernen – wer einmal gesehen hat, wie schwer ein glitschiges Birnenstückchen anfangs für eine kleine Kinderhand zu greifen ist, wird sofort verstehen was ich meine. Und wird sicher wie ich erstaunt sein, wie schnell das Baby Fortschritte macht – Pinzettengriff erst ab 9 Monaten? Von wegen, mit ausreichend Übung können die Kleinen das schon viel früher...

Gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln

Fastfood, Kantine und Convenience – im Durchschnitt ernähren wir uns immer vorgefertigter, und damit oft auch ungesünder. Und viel unwissender, uninformierter. In „Food Revolution“ hält der britische Starkoch Jamie Oliver vor einer amerikanischen Grundschulklasse verschiedene Gemüsesorten hoch – und viele der Kinder können noch nicht einmal solche Basic-Lebensmittel wie Tomaten oder Kartoffeln im unverarbeiteten Zustand erkennen und benennen. Ganz zu schweigen von Artischocke oder Aubergine – die, auf dem Einkaufszettel der Ehefrau geschrieben, schon manchen Mann in der Gemüseabteilung die Fragezeichen ins Gesicht und Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben.

Es ist mir wichtig, dass mein Kind Lebensmittel nicht nur kennt, sondern auch wertschätzt. Meine Kleine soll aktiv an der Zubereitung der Gerichte teilhaben, und so viele verschiedene Geschmackserlebnisse wie möglich sammeln. Und das bereits in einer Entwicklungsphase, an dem sie noch völlig vorurteilsfrei an alles herangeht und jede neue Entdeckung höchst interessiert erforschen will. „Kinder mögen keinen Spinat“ – da haben Sie noch nicht gesehen, wie meine Kleine Rahmspinat in sich hineinschaufelt. Können Sie aber, denn im Tagebuch-Teil dieses Buches gibt es das eine oder andere Foto dazu.

Ich erhoffe mir nicht nur, dass mein Kind in späteren Lebensjahren weniger mäckelig ist, was das angebotene Familienessen angeht. Sie soll auch frühzeitig eine kleine Köchin (oder zumindest Küchenhilfe für die Mama) werden, und nicht zuletzt von Übergewicht oder Essstörungen verschont bleiben. Wichtige Regeln, die in der Therapie von Essstörungen genannt werden, lauten: Essen Sie mit Genuss. Essen Sie bewusst. Bei einem Löffel voll mit undefinierbarem Brei kann ich mir persönlich weder ein Essen mit Genuss, noch ein besonders bewusstes Essen vorstellen. Bei einem gedünsteten Brokkoli-Röschen ist das Esserlebnis für meine Kleine ein ganz anderes: Die kleinen grünen Blütenknospen fühlen sich lustig auf der Zunge an und lassen sich ganz prima im Gesicht und den Haaren verteilen. Der Strunk hingegen ist klasse, um die gerade durchbrochenen Schneidezähnchen auszutesten, und danach ein bisschen Weitwurf in der Küche zu üben. Und erst der vollmundige, rundum grüne Geschmack – wirklich zum Anbeißen! Nicht umsonst war Brokkoli übrigens das erste Gemüse, das meine Kleine als Fingerfood gegessen hat – und es ist jetzt noch eines ihrer Lieblingsessen, und immer eine „sichere Bank“, wenn mir gerade nichts anderes zum Kochen einfällt.

Selbstbewusstsein durch Selbermachen

Kinder sind aus sich heraus neugierig und begierig, die Welt zu entdecken. Und das, was wir Erwachsenen tun, nachzuahmen. Je mehr sie selbst machen können, desto größer wird das Selbstbewusstsein: Mama, guck mal, ich kann das schon ganz alleine! Der stolze Blick, wenn das glitschige Birnenstückchen endlich mit der Hand eingefangen ist, und ohne Fallenlassen ins Mäulchen bugsiert werden kann. Wenn die Vitamin-D3-Tablette nicht mehr kleingebröselt und in Wasser aufgelöst von Mama auf einem Löffel serviert wird, sondern Ihr Kind die Tablette selbst vom Tisch greifen und in den Mund schieben kann, wo sie dann genüsslich zerkaut wird. Oder wenn das Lätzchen selbst ausgezogen werden kann – der stolze Blick und das strahlende Lachen nach so einer geschafften Aufgabe berührt jedes Mal mein Mutterherz. Mein Schatz, Du bist so ein tolles Mädchen, Du machst das ganz prima! Welches Kind würde da nicht vor Stolz ein paar gefühlte Zentimeter wachsen und Selbstbewusstsein tanken?

Integration ins Familienleben

Alleine essen ist doof. Okay, in meiner Single-Zeit hab ich das auch ein bisschen genossen, in gammeliger Jogginghose vor dem Fernseher zu sitzen und direkt aus dem Topf zu essen. Und nicht nur frisch gekochtes, sondern – ich muss es zu meiner Schande gestehen – durchaus auch Dosenravioli oder die schnelle Tiefkühllasagne. Die Quittung bekam ich dann auf der Waage, aber als Single hatte ich wiederum doch noch mehr Zeit, mir das alles im Fitnessstudio wieder abzutrainieren.

Und jetzt als Mama? Genieße ich die Zeit, in der ich mit meiner Familie gemeinsam am Esstisch sitze. Gemeinsam essen ist nicht nur geselliger, sondern auch viel kommunikativer. Auch das soll mein Baby schon möglichst frühzeitig erfahren.

Aber: Geht das mit Brei? Einer der Eltern muss füttern, und kann dabei nur schwer in Ruhe selbst essen. In meiner Müttergruppe habe ich erfahren, dass die Raubtierfütterung deshalb meistens vor dem gemeinsamen Familienessen stattfindet. Schade für das Baby, das da dann nur Zuschauer und nicht wirklich Mitwirkender ist. Und auch Schade für die Mama, denn der Breifütter-Zeitblock geht nun einmal auch vom täglich verfügbaren Zeitkontingent ab. Dann doch lieber bis kurz vor dem Essen spielen, und dann gemeinsam als Familie essen, oder? Und nur einmal (nämlich das Familienessen) kochen, und nicht als Extrawurst für den Nachwuchs noch Brei aufsetzen, pürieren und/oder aufwärmen.

Eigene Bequemlichkeit

Ich traue mich zu behaupten, dass Fingerfood deutlich weniger Sauerei macht als Brei zu füttern. Zumindest bei meinem Kind. Ja, sicherlich fällt das eine oder andere Fingerfood-Stückchen unabsichtlich (später auch absichtlich?) zu Boden. Und je nach angebotenem Gericht kann der Hochstuhl und auch der umgebende Küchenfußboden manchmal ganz schön eingesaut sein – ich denke da an das von mir „Fischstäbchen-Massaker“ getaufte Abendessen, auf das Sie im Tagebuchteil sowohl als Bericht als auch als Beweisfoto stoßen werden. Was habe ich geflucht, als die fuzzeligen kleinen Dillstückchen vom Gurkenschmorgemüse überall geklebt haben – und ich meine wirklich überall, nicht nur auf Haaren, Gesicht, Händchen und Klamotten meiner Kleinen, sondern auch auf allen Möbeln in der näheren Umgebung, beim Putzen dann auch auf dem Schwammtuch und dem Trockentuch. Was mich, nebenbei erwähnt, zu einer Rezeptänderung veranlasst hat: Dill künftig nicht mehr als kleingeschnittene Kräuter zum Schluss zugeben, sondern mit der Soße so lange pürieren, dass nur noch die grüne Farbe, aber kein erkennbares Fitzelchen übrigbleibt...

Aber das war kein Vergleich zu der Sauerei nach dem ersten Breiversuch. Ja, ich habe es – nach einigen frustrierenden Fingerfood-Tagen und der Angst, mein Kind würde nicht genug zu essen bekommen - auch mit Breifüttern versucht, und zwar so vorurteilslos wie möglich. Aber meine Kleine hat sich mit Händen und Füßen gegen das Füttern mit dem Löffel gewehrt. Und Sie ahnen ja gar nicht, welche Flugweiten Brei erreichen kann, wenn der Plastiklöffel mit genügend Hebelwirkung weggeschlagen wird! Zumal wenn Mama so doof ist und den Getreidebrei mit hartnäckig färbendem Karottensaft anrührt („Schmeckt sicher lecker!“). Danach war erst einmal eine Grundreinigung der Küche angesagt. Und wir haben Wochen später immer noch einzelne orangene Sprenkler an den Tischbeinen und am Fenster gefunden...

Nicht zuletzt habe ich mir mit der Breifrei-Methode erhofft, etwas für die eigene Bequemlichkeit (man darf ruhig auch manchmal „Faulheit“ sagen!) zu tun. Weniger Extrawurst-Kochen hatte ich ja schon erwähnt. Auch wenn ich rückblickend ehrlich zugeben muss, dass man zumindest zu Beginn auch bei der Breifrei-Methode ein paar kleine Extrawürste braten muss – und wenn es nur sei, die Baby-Nudeln ein bisschen länger zu kochen als die eigenen Al-dente-Nudeln. Oder das Gemüse für die Kleine doch etwas länger zu garen als nur bis zur Bissfestigkeit für uns Erwachsene. Aber ich hatte mir erhofft, das breifreie Essenlernen möglichst ohne große Umstellungen in meinen üblichen Tagesablauf zu integrieren – und das ist mir rückblickend größtenteils ganz gut gelungen.

Meine Prämissen fürs Breifrei-Kochen und Essen waren von Beginn an ganz klar formuliert:

• Der Tagesablauf und vor allem der gewohnte Rhythmus meines Kindes (Schlafen, Essen, Wachphase) sollten so wenig wie möglich verändert werden. Ich hatte nämlich das Glück, dass mein Kind ab dem 3. Lebensmonat nachts schon durchschlief. Okay, andere sagen Glück, mein Mann sagt: Die richtige Hebamme. Die hatte uns nämlich in den ersten Wochen nach der Geburt eingebläut, wie wichtig konsequente Schlafblöcke im Tagesablauf sind. Und uns mit dem Buchtipp „Schlaf gut, mein kleiner Schatz“ (Fußnote: Gary Ezzo, Robert Bucknam: Babywise - Schlaf gut, mein kleiner Schatz, adeo Verlag) einen guten Leitfaden an die Hand gegeben, wie sich diese längeren Schlafphasen entwickeln können. Zusammenfassend könnte man sagen: Der Stoffwechsel des Kindes soll sich so früh wie möglich daran gewöhnen, dass es zwischen den Mahlzeiten längere Pausen gibt. Und nicht jedes Schreien bedeutet, dass das Baby Hunger hat: Es schreit auch wegen Müdigkeit, Langeweile, Enttäuschung, Frustration, einem aus dem Mund gepurzelten Schnuller, quersitzenden Pfürzen, oder weil gesunde Babys eben einfach schreien. Dann gleich jedes Mal ohne überhaupt Nachzudenken die Brust anzubieten (oder später etwas zu Essen in den Mund zu schieben) ist zwar ein schneller Schreistopper, aber auf Sicht gesehen nicht immer die beste Lösung. Es kann sein, dass sich Nahrungsaufnahme so als Seelentröster in allen Lebenslagen etabliert – und das Kind in späteren Jahren auch ohne tatsächliches Hungergefühl ständig an den Kühlschrank geht oder in die Süßigkeitenschublade greift, wenn es gelangweilt, enttäuscht oder frustriert ist. Kein schöner Gedanke, oder?
• Auch unsere Koch- und Essgewohnheiten sollten möglichst so bleiben wie gewohnt. Und unser gewohnter Ablauf war eben nicht – wie z.B. in meiner Kindheit – Frühstück, warmes Mittagessen und dann meist kaltes Abendbrot. Über die letzten Jahre hinweg hatte sich, wie wohl bei vielen berufstätigen Paaren, ein anderer Ablauf etabliert: Zum Abendessen wird gekocht, und zwar so viel, dass für den nächsten Tag mittags noch genug übrig bleibt. Was dann notfalls auch kalt gut schmeckt, in einer Tupperdose mitgenommen und am Schreibtisch im Büro verspeist. Ordentliche Portionen Knoblauch bitte nur freitags oder Samstags abends, um die Mitmenschen auf dem Arbeitsweg und Kollegen im Büro nicht über Gebühr geruchlich zu belästigen.
• Die Gerichte sollten möglichst schnell und unaufwändig zubereitet werden können. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich koche wirklich gerne. Und wenn ich ausreichend Zeit habe, dann auch gerne ausgiebig und mit vielen verschiedenen leckeren Komponenten. Aber wenn ich eines nach der Geburt meiner Tochter gelernt habe, dann ist es das: Elternzeit heißt nicht mehr Freizeit. Sondern im Gegenteil deutlich weniger Zeit, die man sich auch nicht wirklich frei einteilen kann. Dann soll das Kind halt beim Kochen zusehen, das ist ja auch Beschäftigung! so dachte ich noch vor der Geburt. Das würde sicher in den ersten Wochen funktionieren, wenn der Nachwuchs sowieso die meiste Zeit schläft und noch gar nicht richtig gucken bzw. etwas fixieren kann. Aber in diesen ersten Wochen war ich wegen meines regelmäßig durch Stillen unterbrochenen Nachtschlafes so müde, dass ich bei der Wahl zwischen einer ausführlichen Kochsession und einem halben Stündchen Nickerchen mein Bett eindeutig vorgezogen habe. Und später war es für mein Baby zwar interessant, beim Schnippeln und Kochen zuzusehen und dabei eine Zeitlang alleine z.B. mit Schaumschläger und Silikonpinsel zu spielen. Aber eben immer nur für eine begrenzte Zeit, dann wurde die Sache doch langweilig und Mama sollte wieder als Spielpartner herhalten.
• Außerdem sollten die Zutaten möglichst leicht erhältlich sein und nicht die Haushaltskasse sprengen. In meinen Bevor-ich-Mama-wurde-Zeiten habe ich auch gerne mal mit nicht ganz alltäglichen Lebensmitteln experimentiert. Ein Gericht erfordert Pak Choi? Kein Problem, dann fahre ich eben nach der Arbeit quer durch die Stadt zu dem kleinen versteckten Asia-Supermarkt und kaufe dieses Kohlgemüse dort ein. Oder mal wieder Lust auf Pulpo? Gibt’s frisch in dem kleinen Fischladen, der blöderweise in der entgegengesetzten Richtung zum Büro liegt und vor dem man nie einen Parkplatz kriegt, also eine perfekte Aufgabe, um den Samstagvormittag rumzukriegen. Wie gesagt, das war bevor Juliane auf der Welt war. Mit Juliane war der Ablauf dann plötzlich anders: Auch jetzt bin ich täglich mit ihr auf Einkaufstour gegangen, aber größtenteils zu Fuß und deshalb nur in der näheren Umgebung von zu Hause. Und da gab‘s (immerhin!) einen Discounter, einen Supermarkt sowie einen gut sortierten und sehr kinderlieben Gemüse-Türken, den ich jeder Mama nur wünschen kann. Aber eben kein Pak Choi und keinen frischen Pulpo. Wobei man sich auch sehr ausgewogen ohne diese Zutaten ernähren kann!
• Größere Sauereien durch stark färbende Lebensmittel wollte ich möglichst vermeiden.Rote Beete? No way, die Sauerei auf Tisch, Stuhl und vor allem auf den lieb-gewonnenen Babyklamotten möchte ich mir einfach nicht vorstellen. So viel Eisen dieses Powerfood auch hat, aber bei zu vielen Die-bekomm-ich-nie-wieder-raus-Flecken bin ich einfach unentspannt. Da kann ich aus meiner Haut auch nicht raus. Auch an Tomatensoße habe ich mich erst recht spät gewagt, als meine Kleine schon recht sicher mit ihren Fingern greifen und zielsicher in den Mund befördern konnte.
• Außerdem sollten die Gerichte so salzfrei wie möglich sein. Die Panikmache vor Salz ist fast so groß wie die Panikmache vor dem plötzlichen Kindstod. Ja, zugegeben: Mit zu viel Salz kann man ein Baby sogar umbringen. Ich erinnere mich nur zu gut an einen Zeitungsartikel von vor sicherlich über einem Jahrzehnt (und dass ich mir so etwas so lange merken kann, zeigt schon, wie geschockt ich darüber war): Da hatte eine Stiefmutter ihrer 4jährigen Tochter einen Teelöffel Salz in den Pudding gerührt, weil die Kleine ungezogen war. Und ihr Löffel um Löffel davon reingezwungen. Was zu Bauchkrämpfen, Durchfall, später zum Koma und Tod der Kleinen führte. Unter „Tod nach Schoko-Pudding“ ist diese Geschichte im Internet noch immer zu finden. Also, bloß kein Salz! - Bloß kein Salz? Unser Körper benötigt Salz: Natrium spielt eine Rolle bei der Regelung des Wasserhaushalts sowie bei der Reizübertragung von Nerven- und Muskelzellen. Chlorid ist Bestandteil der Verdauungssäfte im Magen. Salz kommt in geringen Mengen in unseren unverarbeiteten Nahrungsmitteln vor, insbesondere natürlich in Fisch und Meeresfrüchten, aber auch in Innereien, Wurzelgemüse und Kräutern. Selbst in Nüssen und Obst ist von Haus aus Chlorid enthalten (Fußnote: s. http://www.rohkostwiki.de/wiki/Chlorid-Gehalt_von_Lebensmitteln). Wobei mich das natürliche Salzvorkommen in Lebensmitteln in meiner Vor-Baby-Zeit nicht davon abgehalten hat, mit durchaus nicht sparsamen Mengen Salz unseren Gerichten auf die geschmacklichen Sprünge zu helfen. „Auf die Fresse würzen“, würde Sternekoch Frank Rosin dazu wohl sagen. Manchmal sogar bis an die Grenze zum Versalzen sein – oder versehentlich auch etwas darüber hinaus (die Köchin war verliebt!). Und das obwohl ich ja genau weiß, dass Salz eine Ursache von Bluthochdruck ist und damit das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Arteriosklerose und ähnlicher Leiden erhöht. Ein bisschen salzärmer zu kochen würde uns also sicherlich nicht schaden. Mein Kompromiss: Ohne Kochsalzzugabe für uns und die Kleine kochen, und wir Erwachsenen können dann beim Essen immer noch zum Salzstreuer greifen und etwas nachwürzen.
• Auf Milchprodukte wollte ich so weit wie möglich verzichten. Zugegeben, dieser Punkt wird sehr kontrovers diskutiert. Für die meisten Menschen (unter anderem auch für meine Mutter, die mich in fast jedem Gespräch zur Kinderernährung entsprechend ermahnt hat) ist Milch aus der Ernährung von Babys und Kleinkindern nicht wegzudenken. Schließlich – so wird argumentiert – ist in Milch Calcium enthalten, was unabdingbar für Knochen- und Gehirnwachstum ist. Ohne das regelmäßige Glas Milch seien Osteoporose und brüchige Zähne quasi vorprogrammiert. Aber es gibt auch die Kehrseite der Medaille: Wissenschaftliche Untersuchungen, die Kuhmilch eine Hauptursache an Krankheiten wie Asthma, Mittelohrentzündung, Akne, Diabetes Typ1, diverse entzündliche Darmerkrankungen, ja sogar Prostata- oder Brustkrebs zusprechen (Fußnote: s.http://de.sott.net/article/15856-Immer-mehr-wissenschaftliche-Studien-bestatigen-Milch-verursacht-vielfaltige-schwere-Krankheiten). Ich bin weder Ärztin noch (Lebensmittel)Chemikerin, und möchte in Bezug auf Unterlassung des Milchkonsums in keinster Weise missionarisch tätig sein. Es soll schließlich jeder selbst für sich entscheiden, was für den eigenen Körper das Beste ist. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Seit ich keine Kuhmilchprodukte mehr zu mir nehme (und das tue ich schon gut drei Jahren nicht mehr, auch während meiner Schwangerschaft waren Milchprodukte tabu), fühle ich mich sowohl körperlich als auch geistig besser und fitter. Die regelmäßigen schweren Erkältungen, die Wochen angedauert haben: Vorbei. Hautunreinheiten? Wie weggeblasen. Blähungen? Nicht mehr als Dauerbegleiter, sondern nur noch nach ausgiebigem Konsum von Hülsenfrüchten. Migräneartige Kopfschmerzen? Kann mich kaum noch daran erinnern... Besonders calciumhaltig sind alle grünen Gemüse, insbesondere Grünkohl (212 mg Calcium in 100g, im Vergleich dazu hat 100 g Kuhmilch „nur“ 120 mg Calcium), Spinat und Brokkoli, aber auch Fenchel, Zwiebeln, Bohnen, Getreide, Bananen oder Nüsse. Wer sich also abwechslungsreich ernährt, sollte locker auf seinen Tagesbedarf von 1000 mg pro Tag für einen Erwachsenen, deutlich weniger für Babys und Kleinkinder kommen. (Fußnote: Empfohlene Tagesmengen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung siehe https:// www.dge.de/ wissenschaft/referenzwerte/calcium/ )
• Ich wollte gut greifbares Fingerfood anbieten, mit verschiedenen Haptiken, aber doch so weich dass alles ohne Zähne gegessen werden kann. Ganz zu Beginn ist sicherlich schon ein weichgekochtes Zucchini-Stick in der Größe einer Pommes genug Herausforderung für Ihr Kind. Später wächst es dann mit seinen Aufgaben: Wieviel Spaß es meiner kleinen Tochter zum Beispiel gemacht hat, im Alter von 10 Monaten einen zähen Calamaris-Ring zuerst mit den Zähnen festzuhalten und wie ein Gummiband langzuziehen, um ihn schließlich so zu zerbeißen, dass er ins Gesicht zurückschnalzt, werden Sie an den Fotos im Tagebuchteil sehen können.
• •Und natürlich soll die Ernährung ausgewogen, mit allen Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen sein – am liebsten natürlich Bio. Ausgewogen bedeutet für mich: Abwechslung. Viele verschiedene Gemüse, viele verschiedene Obstsorten, unterschiedliche Getreide. Variieren Sie Kartoffeln, Süßkartoffeln, Reis, Hirse, Quinoa, verschiedenste Brotbackmischungen. Ihr Kind wird nicht immer alle der angebotenen Lebensmittel essen wollen. Das bedeutet nicht automatisch, dass es das heute verweigerte Lebensmittel geschmacklich nicht mag. Vielleicht braucht es heute andere Inhaltsstoffe einfach gerade mal mehr, andere dagegen weniger oder gar nicht. Mit einem reichhaltigen Angebot vielfältiger Lebensmittel kann Ihr Kind (und Sie übrigens auch!) den ein oder anderen Mineral- und Vitaminspeicher wieder auffüllen, der in den Tagen zuvor vielleicht zu kurz gekommen ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Kleine vor einem Wachstumsschub gefühlte Unmengen von Kohlehydraten (insbesondere Nudeln) in sich hineinschaufeln kann. Dann wieder gibt es Zeiten, an denen sie sich fast ausschließlich von Obst und Gemüse ernährt hat, oder bei dem Anblick von Eierpfannkuchen vor Freude ganz hibbelig geworden ist, während sie das an anderen Tagen völlig kalt gelassen hat. Ihr Kind weiß am besten, was es gerade braucht. Und bevor es verhungert, wird es sicherlich deutlich und lautstark protestieren!

Vorbereitungen für den Start

Im Grunde genommen braucht es kaum Equipment, um eine breifreie Beikost einzuführen. Einige Anschaffungen sind aber ganz nützlich und erleichtern das Leben (insbesondere die Zubereitung der Gerichte sowie das Aufräumen nach den Mahlzeiten!) ungemein, sind aber nicht zwingend erforderlich. Aber einige wenige Regeln müssen unbedingt beachtet werden, denn sie sind sicherheitsrelevant und damit für Ihr Kind richtiggehend lebenswichtig.

Wichtige Regeln

Bereit für Beikost?

Wann ist denn nun der richtige Zeitpunkt, um mit dem ersten Stückchen Fingerfood zu beginnen? Meine Kinderärztin hatte mich ja routinemäßig während der U4-Vorsorge-untersuchung darauf angesprochen, also dem Arzttermin, der vom 3. bis zum 4. Lebensmonat vorgesehen ist. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl 2001, bis zur Vollendung des 6. Lebensmonats nach Möglichkeit ausschließlich zu stillen. (Fußnote: http://www.bfr.bund.de/de/empfehlungen_zur_stilldauer_einfuehrung_von_beikost-54044. html). Im Jahr 2010 wurde diese Altersgrenze in einer gemeinsamen Handlungsempfehlung von Kinder- und Frauenärzten, Hebammen, Ernährungsexperten und Gesundheitspolitik herabgesetzt; seitdem wird das ausschließliche Stillen bis mindestens zum Beginn des 5. Lebensmonats empfohlen. (Fußnote: http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/allergien/article/611356/stillen-beikost- endlich-klare-empfehlungen-eltern.html). Die Babynahrungsindustrie propagiert eine ähnlich frühe Beikosteinführung, wohl nicht ganz ohne Eigeninteresse. So ist auf vielen Breigläschen ganz groß ein „4. Monat“ aufgedruckt, was von vielen Eltern vermutlich als „ab dem 4. Monat“ interpretiert wird, sich bei näherem Hinsehen auf das Kleingedruckte des Gläschens aber als „nach dem 4. Monat“ entpuppt.

Nun geht es uns aber nicht ums Breifüttern, sondern um die breifreie Beikost. Diese ist schwerer zu zerkleinern und zu schlucken, deshalb kommen hier neben dem Alter des Kindes noch weitere Beikost-Reifezeichen hinzu:

• Das Baby sollte sich alleine vom Rücken auf den Bauch drehen können. Nur dann ist die Zungenmotorik auch schon so weit entwickelt, dass Bissen im Mund verschoben und nötigenfalls auch wieder ausgespuckt werden können. (Fußnote: Siehe „Einmal breifrei, bitte!“ von Loretta Stern und Eva Nagy, Kösel-Verlag, 2013.)
• Das Baby sollte alleine greifen können. Es muss dies noch nicht perfekt können, und statt des später ausgefeilten Pinzettengriffs zwischen den Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger tut es anfangs auch das noch ungelenke Zugreifen mit ganzer Handfläche und allen Fingern.
• Das Baby sollte aufrecht sitzen können. Ausschließlich und ohne Ausnahme im aufrechten Sitz zu essen, das ist wegen der Verschluckungsgefahr die wichtigste Regel überhaupt (dazu komme ich gleich noch). Aber das soll nicht heißen, dass das Kind auch ohne Hilfe in diesen aufrechten Sitz kommen muss – bis es das kann, dauert es nämlich ganz schön lange. Meine kleine Juliane konnte das erst mit gut sieben Monaten, lange nachdem sie das Rollen von Bauch auf Rücken, von Rücken auf Bauch, das Ich-dreh-mich-wie-ein-Propeller-im-Kreis-herum und sogar das Vorwärtsrobben und Rückwärtsschieben für sich entdeckt hatte. Wichtig ist nur, dass Ihr Kind – z.B. gut gestützt durch das Kissen im Hochsitz – sich im Sitzen auch aufrecht halten kann und nicht in sich zusammensackt. Es versteht sich von selbst, dass dieser aufrechte Sitz nur für die kurze Dauer des Essens von den Eltern „produziert“ werden soll. Den Rest der Zeit soll sich das Baby dem eigenen motorischen Entwicklungsstand entsprechend lagern und bewegen. Ihr Kind lernt durch häufiges Hingesetztwerden auch nicht schneller, sich selbst hinzusetzen – sondern wird nur knötteriger, wenn es aus der Sitzhaltung (die es ja nicht selbst entwickelt hat) nicht mehr in Bauch- oder Rückenlage zurückfindet.
• Das Baby sollte Interesse an Lebensmitteln bzw. Nahrungsaufnahme zeigen. Schaut Ihr Baby neugierig zu, wenn Sie sich etwas in den Mund schieben? Schmatzt es dabei vielleicht sogar? Riecht es neugierig an einem hingehaltenen Basilikumblatt, schleckt es an der während der Küchenarbeit hingehaltenen ganzen Karotte? Wenn ja: Super, legen Sie los! Wenn nein: Grämen Sie sich nicht. Wenn Ihr Kind (noch) an nichts anderem Interesse zeigt als an Brust bzw. Flasche, dann überfordern Sie sich und ihr Kind nicht, sondern warten noch ein oder zwei Wochen, bevor Sie den nächsten Versuch mit Fingerfood machen. Denn eine entspannte Grundstimmung ist bei den Breifrei-Essensversuchen unbedingt erforderlich. Ihr Kind soll Essensaufnahme doch nicht von Anfang an mit einem (oft von der Mama unbewusst ausgestrahlten) Gefühl von Druck, Zwang und/oder Frustration in Verbindung bringen, oder?

Immer aufrecht Sitzen und nie unbeobachtet lassen!

Dieser Punkt ist wichtig, wichtig, wichtig!! Gerade in der Anfangszeit des Essenlernens besteht immer die Gefahr, dass Ihr Baby sich verschluckt. Dass es einen zu großen Happen in den Mund geschoben hat, oder dass sich ein mit den Kauleisten abgebissenes Stück im Mund selbstständig macht. Sitzt Ihr Kind dann nicht aufrecht, rutscht dieses Stück dann auch gerne schnurstracks in Richtung Luftröhre. Meine kleine Juliane hat sich anfangs des Öfteren so verschluckt. Dann wurde die Haut unter ihre Augenbrauen ganz rot, während sie mich oder wahlweise auch den Papa mit großen hilfesuchenden Augen anschaute. Es gelang ihr nicht immer, dabei zu husten – deshalb gleich die nächste lebenswichtige Regel: Lassen Sie Ihr Kind beim Essen nicht unbeaufsichtigt. Weniger deswegen, weil es in einem unbeobachteten Moment aus dem Hochstuhl fallen könnte. Sondern (aus eigener Erfahrung) deswegen, weil es sich beim Verschlucken nicht immer akustisch bemerkbar machen kann.

Diese Regeln gelten nicht nur zu Beginn des Essenlernens, sondern noch lange Zeit später. Auch hier habe ich aus einem eigenen, gottseidank glimpflich verlaufenden Fehler gelernt: Wir waren bei kinderlosen Freuden zum Grillen eingeladen, und hatten Julianes Hochstuhl nicht dabei. Nicht so schlimm, dachten wir, und stellten die Kleine in ihrer Autobabyschale mit zu uns an den Essenstisch. Eine Scheibe Baguette in die Hand gedrückt, und die kleine Maus war glücklich und still, während sich Papa mit unserem Gastgeber als Grillmeister versuchte und die hungrige Mama schon einmal eine Portion Salat in sich reinschaufelte.

Gut, dass die Kleine unmittelbar neben mir stand, denn sonst hätte ich nicht mitbekommen, dass sie plötzlich verzweifelt nach Luft schnappte. Ein Stück eingespeicheltes Baguette war ihr offenbar nach hinten in den Hals gerutscht, so dass sie keine Luft mehr bekam. Deshalb, ohne zu Zögern: Raus aus dem Kindersitz, auf den Bauch gedreht und einen beherzten Klaps auf den Rücken gegeben. Und schon flutschte das Brotstückchen aus dem Mund, und alles war wieder gut. Was uns zur vor letzten wichtigen Regel bringt:

Verschluckt? Nicht zögern!

Hat sich das Kind nun wirklich richtig verschluckt, oder kommt es alleine klar? Nicht lange zögern! Ziehen Sie lieber Ihr Baby einmal zu schnell aus dem Hochsitz und geben ihm in Bauchlage einen kräftigen Klaps auf den Rücken, als dass Sie damit zu lange warten. Diese lebensrettende Maßnahme lernt man in jedem Erste-Hilfe-Kurs. Wenn der schon zu lange her ist und/oder Sie sich unsicher fühlen: Machen Sie einen Auffrischungskurs. In speziellen Baby-Erste-Hilfe-Kursen gibt es oft auch Baby-Dummies, an denen dieser lebensrettende Griff bzw. Klaps vom Dozenten vorgeführt und von den Teilnehmer eingeübt werden kann.

Nichts aufdrängen!

Auch wenn Sie der Meinung sind, dass die gegessene Menge bei weitem noch nicht ausreicht: Drängen Sie Ihrem Baby nichts auf! Stecken Sie ihm nichts in den Mund, sondern lassen sie ihr Kind immer selbst entscheiden, ob und was es essen möchte. Folgen von aufgedrängtem Essen können sein, dass sich Ihr Baby verschluckt (nicht gut, siehe oben), heftig wehrt (was die Stimmung aller Beteiligten nicht gerade hebt) oder schlichtweg überfüttert wird. Von außen kann man leider nicht sehen, ob der kleine Magen noch halbleer ist oder schon bis „Oberkante Unterlippe“ gefüllt...

Meine Kleine hat z.B. jedes Mal, wenn wir ihr ausnahmsweise doch noch „komm, nur noch das letzte Stück“ Gemüse oder Nudeln reingeschoben haben, mit kurzem Zeitabstand (also schon wieder gesäubert auf der Spieledecke liegend) gepflegt auf den Boden erbrochen. Nur ein kleines Kötzerchen meistens, aber ausreichend, um die Spieledecke zu beschmutzen. Und um anschließend noch schnell quer durchzurobben und sich dabei von oben bis unten mit Erbrochenem einzusauen. Außerdem ist die Regel, dass ein Kind seinen Teller leeressen muss, schon längst überholt (und natürlich wissen wir das alle, aber daran halten fällt manchmal doch ganz schön schwer, gerade wenn nur noch ein winzig kleines restliches Stückchen auf dem Teller liegengeblieben ist ...). Ihr Kind hat noch ein unverfälschtes Gefühl dafür, ob es Hunger hat oder nicht – setzen Sie sich nicht darüber hinweg, sondern helfen ihm lieber, diese nützliche Intuition so lange wie möglich zu bewahren!

Nützliches Equipment

Hochstuhl

Für die ersten Monate genügt ein ganz preiswerter Stuhl, Hauptsache er ist einfach zu reinigen – denn das werden Sie künftig nach jeder Mahlzeit tun müssen. Das preiswerte Modell aus dem schwedischen Möbelhaus fand ich dabei ganz prima. Aus pflegeleichtem Plastik, ohne überflüssige Rillen, mit leicht abnehmbaren Metallfüßen – notfalls kann man den Stuhl auch einmal komplett unter die Dusche stellen, ohne dass er Schaden nimmt.

Wichtig ist, dass die Sitzfläche anfangs nicht zu groß für Baby’s Po ist, also unbedingt ein Kissen für Lehne und Seiten mit einkaufen. Bei dem von mir genutzten Hochstuhl hatte das zugehörige Sitzkissen drei aufblasbare Luftkammern, was super war, um das Kissen im Laufe der Monate dünner und dünner zu machen, passend zum wachsenden Hüftumfang meines Babys. Der Kissenbezug aus wasserabweisendem Stoff saugte sich kaum mit Essensgeklecker voll, war leicht mit einem feuchten Schwammtuch abzuwischen und bei 40 Grad in der Waschmaschine fast wieder blitzsauber zu bekommen.

Besonders praktisch fand ich auch, dass die am Hochstuhl zu befestigende Tischplatte ringsherum einen erhöhten Rand hatte – umgekippte Getränke können so nicht so schnell heruntertropfen. Und der Rand eignet sich für Ihr Kind prima, um glitschige Stückchen dagegen zu schieben, so einzufangen und dann in Ruhe richtig zu greifen.

Was ich ehrlicherweise aber auch sagen muss: Der Hochstuhl verleitet zum Reinlümmeln. Mittlerweile ertappe ich meine Tochter (nun schon über ein Jahr alt) immer wieder dabei, dass sie sich ganz lässig mit krummen Rücken in die Ecke zwischen Rücken- und Seitenlehne fläzt. Und dabei gerne noch einen Fuß auf die Sitzfläche zieht sowie einen Arm gechillt auf der Rückenlehne ablegt. Eben genauso, wie sich manche Jugendliche in die Sitze der S-Bahn fläzen... In der Kita – wo am Esstisch kleine harte Holzstühle ohne Sicherheitsbügel stehen – rutschte sie anfangs bei ihren üblichen Reinfläzversuchen immer von der Sitzfläche, und knallte dabei mit ihrem Hinterkopf auch gerne mal an die Rückenlehne. Hier steht demnächst bei uns also eine Neuanschaffung ins Haus: Am liebsten ein variabel verstellbarer Hochsitz, der ohne eigene Tischplatte nun auch gut an unseren Esstisch herangeschoben werden kann. Mittlerweile verteilt die Kleine nämlich ihr Essen nicht mehr komplett von rechts nach links, sondern lässt es meistens sogar auf ihrem Tellerchen. Trotzdem ist hier zusätzlich eine pflegeleichte Tischunterlage aus Plastik mit einem erhöhten Rand zu empfehlen – einen aus Versehen umgeworfenen Becher gibt es ja schnell einmal.

Lätzchen

Rechnen Sie mit einem eingesauten Lätzchen pro Mahlzeit. Je nachdem, wie viele Mahlzeiten Sie mit Ihrem Kind pro Tag üben, können das also auch drei bis fünf Lätzchen am Tag sein – und die wollen danach alle vermutlich erst mal durch Waschmaschine und Trockner, und das dauert ja auch ein bisschen. Diese Geräte nur für Lätzchen anzuwerfen lohnt sich nicht, und wäre energie- und wassermäßig echt ziemliche Verschwendung. Investieren Sie also lieber in eine größere Anzahl von Lätzchen, das gibt Ihnen in Bezug auf die Wäsche etwas mehr Luft.

Auch die Art des Lätzchens sollte vorher gut durchdacht werden. Zunächst einmal das Material: Komplett aus Frottee, aus Frottee mit hinterlegter Folie, aus Folie oder gar aus festem Plastik mit einer gebogenen Rinne unten, um das Heruntergetropfte aufzufangen? Zu letzterem kann ich nur sagen: Bitte, bitte, kaufen Sie so etwas nicht. Ich habe da ein Trauma. Meine früheste eigene Kindheitserinnerung ist nämlich, wie ich unlecker schmeckenden Brei absichtlich unabsichtlich aus dem Mund übers Kinn in diese Plastikrinne tropfen lies. Und meine unerbittliche Mutter anschließend einfach mit dem Löffel durch die Auffangrinne fuhr, um mir diese Breireste dann noch einmal zu füttern. Nein, das ist wirklich kein schönes Kindheitserlebnis! Und außerdem würde so eine Auffangrinne beim breifreien Essen gar nichts nützen: Denn hier sitzt das Kind ja aufrecht am Tisch, der untere Rand des Lätzchens endet wie bei einer langen Serviette unter dem Tisch auf den Oberschenkeln. Da kann so eine Rinne gar nichts auffangen, weil die Essensreste vorher schon von der Tischplatte aufgefangen werden.

Ich hatte mich für Frottee, hinterlegt mit Folie entschieden. Aus einer ganz einfachen Erwägung heraus: Wenn etwas Flüssiges heruntertropft, dann soll es so gut wie möglich aufgefangen werden (und nicht einfach am Folienlatz herunterrinnen, bis es dann am unteren Rand weiter auf die Babykleidung läuft. Frottee ist super, um Flüssigkeiten aufzusaugen – aber der Stoff lässt Flüssigkeiten leider auch nach innen durch. Ohne Folienhinterlegung ist die Kleidung darunter also nicht wirklich geschützt.

Nächste Frage: Langarm, kurzarm oder ganz ohne Ärmel? Letzteres schien mir bei sommerlichen hohen Temperaturen eigentlich ganz empfehlenswert. Bis meine Kleine dann Erdbeeren mit ihren Fäustchen zermatscht hat, und zwar mit den Händen schön hoch oben in der Luft. Da floss die rote Soße der Schwerkraft folgend die Ärmchen runter bis in die Achseln. Ein Langarmlätzchen hätte dieses Malheur verhindert. Aber Achtung: Auch bei Langarmlätzchen besteht Einsaugefahr für darunterliegende Kleidung. Die Ärmel sind nämlich üblicherweise nicht auch mit Folie hinterlegt, und deshalb gibt das Frottee wie oben beschrieben die Flüssigkeiten an darunter liegenden Ärmel weiter. Meine Lösung: Langarmbodies oder Shirts vorher hochkrempeln, und erst danach den Langarmlatz anziehen. Das hat eigentlich immer ausgereicht, um meine Kleine nicht nach einer Mahlzeit wegen eingesauter Kleidung umziehen zu müssen.

Weitere Entscheidung bei Lätzchen: Wie ist der Verschluss? Möchten Sie lieber zwei Bändchen zum Binden haben, oder ist ein Klettverschluss praktischer? Ich hatte beide Arten, und ich kam mit beidem ganz gut zurecht. Bei Klettverschlüssen sollte man allerdings darauf achten, den Verschluss gut zu schließen, bevor man das Lätzchen in die Waschmaschine gibt. Am besten separiert man Wäschestücke mit Klettverschluss sowieso in einem zusätzlichen Wäschenetz. Dann kann es nämlich nicht passieren, dass sich der Klettteil mit den kleinen Widerhäkchen während des Waschvorgangs in andere Kleidungsstücke verhakt. Hab ich selbst leidvoll erfahren müssen, als das Klett eines Lätzchens die Spitzenborte des gleichzeitig mitgewaschenen Taufkleids meiner Tochter ausgefranst und damit ruiniert hat. Also, die Schmutzwäsche immer noch einmal auf nicht geschlossene Klettverschlüsse prüfen!

Zu guter Letzt noch ein weiterer Tipp: Machen Sie den Halsausschnitt des Lätzchens passend. Die von mir gekauften Langarmlätzchen waren offenbar für ältere oder zumindest deutlich größere Kinder gedacht, am Halsausschnitt war immer reichlich Luft. Ihr Baby kippt sich mit Sicherheit Essen und Getränke zielsicher genau in den ungeschützten Halsausschnitt, und Sie müssen anschließend doch wieder die Babyklamotten wechseln. Oder Sie zuppeln Ihrem Kind ständig während des Essens und Trinkens am Kragen rum, um die Lücke vor dem Hals zuzuhalten - was Ihr Kind vermutlich ziemlich irritierend findet. Eine ganz pragmatische Lösung ist, den Halsausschnitt einfach von hinten mit einem Mauly enger zu klippsen. Alternativ kann man dazu auch einen kleinen Haarclips oder eine stabile Büroklammer nehmen.

Fußbodenschutz

Ihr Essplatz sollte nicht auf Teppichboden stehen – es sei denn, Sie planen nach der Esslernphase eine gründliche Teppichreinigung oder sogar einen Austausch. Glatte Böden sind deutlich pflegeleichter, was wiederum die allgemeine Grundstimmung bei den Mahlzeiten deutlich entspannt.

Ganz ohne herabfallende Essensstücken oder verspritzte Getränke wird es nie abgehen. Ich habe deshalb immer ein altes Handtuch untergelegt (nehmen Sie wirklich ein altes, das sie nicht später noch in der Öffentlichkeit verwenden wollen – einige Flecken gehen nun mal nicht mehr komplett raus). Da dieses Handtuch auch regelmäßig mit in die Waschmaschine musste, habe ich in Ermangelung weiterer alter Handtücher zusätzlich Moltontücher verwendet. Auch hier gehen die Flecken vermutlich nicht mehr komplett raus, aber diese Tücher werde ich nach Abschluss der Wickelphase wahrscheinlich sowieso entsorgen oder nur noch als Putzlappen verwenden können.

Ganz zu Beginn unserer Esslernphase hatten wir es übrigens auch mit einem Plastik-Duschvorhang versucht – die ganz billige Variante, „damit nicht so viel kaputt ist“. Denn wir mussten den Duschvorhang ein bisschen kleiner schneiden, um ihn für den Essplatz passend zu machen. Ein Plastikduschvorhang auf glattem Parkettboden ist allerdings reichlich rutschig – und nachdem mein Mann beim ersten unbeabsichtigten Drauftreten fast weggesegelt wäre, haben wir diese Methode als zu rutschgefährlich eingestuft und den zerschnittenen Duschvorhang im Plastikmüll entsorgt.

Geschirr und Besteck

Ganz zu Beginn der Breifrei-Phase benötigt Ihr Baby weder Geschirr noch Besteck. Gegessen wird mit den Fingern, das Essen liegt auf dem Tischchen. Nach und nach können Sie dann Teller und/oder Schüsselchen einführen – aber rechnen Sie damit, dass Ihr Kind phasenweise Freude daran haben wird, den Teller mitsamt Inhalt umzukippen. Bleiben Sie trotzdem entspannt – es ist nur eine Phase, und so ein Plastikteller ist nun einmal unheimlich interessant. Nicht nur die Form, sondern auch die Haptik und nicht zuletzt die lustigen Geräusche, die sich damit z.B. auf den Tisch klopfend oder schleifend erzeugen lassen. Genauso intensiv, wie Babys die Nahrungsmittel erforschen, erkunden sie auch Teller, Becher und Co. Also, warum nicht einfach einen leeren Plastikteller oder Trinkbecher mit auf die Spieledecke legen? Irgendwann ist jedes Ding von oben bis unten und rechts nach links zu Ende erforscht und danach uninteressant.

Auch Besteck wird Ihr Kind anfangs sehr interessant finden, aber noch lange nicht richtig benutzen können. Meine Kleine fing erst nach ihrer Kita-Einschulung mit einem knappen Jahr wirklich an, Gabel und Löffel einigermaßen bestimmungsgemäß zu gebrauchen. Oder zumindest zu versuchen, sie bestimmungsgemäß zu gebrauchen – auch das klappt nur mit viel Übung und noch viel mehr Geduld. Auch bei Kinderbesteck ist die Auswahl enorm groß. Wir hatten Gabel-und-Löffel-Set aus Plastik angeschafft, und eine Dreierkombi Messer, Gabel, Löffel aus Metall mit Plastikgriffen. Die Plastikgabel können Sie beim „richtigen“ Essen allerdings völlig vergessen, damit kann man nur sehr weiche Sachen aufpicken – und die fallen dann auseinander. Da ist die Metallgabel (keine Sorge, mit kindgerechten abgerundeten Zinken!) deutlich praxisgeeigneter. Der zugehörige Metalllöffel hat hingegen eine so breite Kelle, dass er sich sogar in meinem Mund unangenehm groß anfühlt. Verschiedene andere Plastiklöffel fand ich dagegen entweder zu kurz (passt kaum Essen drauf) oder zu lang (stoßen fast an den Rachen, wenn man sie ganz in den Mund nimmt). Hier hilft nur suchen und ausprobieren, bis man das eigene ideale Besteck findet.

Dampfgarer

Irgendwie müssen Sie hartes Obst und Gemüse anfangs so weich bekommen, dass Ihr Nachwuchs das ohne Probleme mit der zahnlosen Kauleiste zerdrücken kann. Die Kauleiste ist zwar relativ stark beim Zubeißen (lassen Sie sich mal von ihrem Baby zum Spaß in den Finger beißen, das tut auch vor den ersten Zähnchen schon ganz schön weh!), aber rohes Gemüse oder hartes Obst schaffen die Kleinen dann doch noch nicht. Also entweder alles im Wasser liegend weichkochen oder – vitaminschonender – in heißem Wasserdampf garen. Hier gibt es einige mehr oder weniger preiswerte Möglichkeiten:

Ein gelöcherter Dampfeinsatz für den Kochtopf kostet nur ein paar Euro. Es gibt ihn aus Metall oder Silikon, und er passt dank der flexiblen Randfächer in verschiedene Kochtopfgrößen. Einfach einen Zentimeter Wasser drunter, das kleingeschnittene Gargut auf den Dampfeinsatz legen, Deckel auf den Kochtopf und dann alles in kurzer Zeit weichdämpfen.

Sie können auch Bambuskörbe verwenden, die Steamer kann man im gut sortierten Asia-Laden kaufen. Der Korb sollte gut auf den verwendeten Kochtopf passen, also vor dem Kauf den Lieblingstopf ausmessen oder gleich verschiedene Größen kaufen. Den passenden Bambusdeckel nicht vergessen, denn auch hier wird das Gargut nur richtig weich, wenn der Dampf im Behälter bleibt. Vorsicht, der Bambuskorb wird dabei ziemlich heiß, also anschließend nur mit einem Topflappen anfassen! Die Reinigung der Bambuskörbe ist leider nicht so ideal, denn sie sind nicht spülmaschinengeeignet. Bei Gemüse reicht es meistens zwar schon, sie anschließend mit heißem Wasser auszuspülen und an der Luft trocknen zu lassen. Beim Dämpfen von Fisch oder Geflügel ausgetretenes Eiweiß lässt sich hingegen manchmal nicht so einfach abwaschen - oft läuft der Siff in die Ritzen der Bambusflechtung und muss da erst mühsam wieder rausgepopelt werden. Ehrlich gesagt habe ich die Bambuskörbe deshalb recht schnell wieder in die hinteren Ecken meines Küchenschrankes verbannt.

Aus purem Zufall habe ich schließlich die für mich ideale Lösung entdeckt: Ein elektrischer Dampfgarer. Eigentlich ist dieses Gerät dafür gedacht, Babybrei zuzubereiten: Zuerst wird alles in einem kleinen Töpfchen gegart, dann wird der Topf einfach auf dem Gerät umgedreht und das weichgekochte Gargut mit dem eingebauten Mixmesser püriert. Ursprünglich hatte ich den Dampfgarer angeschafft, um auf Reisen völlig unabhängig Gemüse für meine Kleine weichkochen zu können – etwas Wasser und eine Steckdose (und natürlich Messer und Sparschäler zur Vorbereitung der Gemüsesticks) genügt. Einfach mit dem zugehörigen Messbecher eine bestimmte Wassermenge ins Gerät kippen, und die Wassermenge bestimmt dann, wie lange der Dampfgarvorgang dauert. Zum Schluss meldet sich das Gerät mit einem lauten Piepton. Und gerade diese Funktion kam mir sehr entgegen. Wenn ich mir nämlich keinen Küchenwecker stelle, dann kann es leider auch passieren, dass ich einen kochenden Topf auf dem Herd eine Zeitlang vergesse. Und wenn Wasser unter dem Dampfeinsatz oder Bambussteamer verkocht ist, dann fängt es erst ein bisschen an zu rauchen, und danach wird der Topfboden schwarz. Mal abgesehen davon, dass Topf und Herdplatte auch langsam anfangen zu glühen und das natürlich brandgefährlich ist. Beim elektrischen Dampfgarer kann das nicht passieren, der schaltet nämlich einfach ab, wenn kein Wasser zum Verdampfen mehr drin ist. Und wenn man erst einmal raus hat, wie viele Minuten es bei den unterschiedlichen Gemüsesorten dauert, bis das genau den perfekten Weichegrad hat – dann ist Weichdünsten wirklich ein Kinderspiel!

Mixer

Nein, ich werde Ihnen jetzt nicht erzählen, dass Sie für Ihr Baby Smoothies mixen sollen. Ich habe den Mixer aus einem anderen Grund unter „Nützliches Equipment“ eingeordnet: Gute Hochleistungsmixer können die Arbeit in der Küche deutlich vereinfachen und beschleunigen, indem sie: Schneiden! Jawohl, das geht. „Wet-Chop“ heißt das in der Bedienungsanleitung meines Mixers. Und das funktioniert so: