Briefe über die königliche Kunst - J. B. Kerning - E-Book

Briefe über die königliche Kunst E-Book

J. B. Kerning

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Beschreibung

Die Freimaurerei ist eine Anstalt, die durch Symbole lehrt. Diese sind das Unabänderliche, Unabweichliche derselben. Ja sie ist, da sie die Grundkräfte des Schöpfers und der Schöpfung in ihren Symbolen aufstellt, die Lehre, alle Symbole, seien sie in ihr enthalten oder nicht, begreifen zu lernen. Ohne diese Lehre ist keiner imstande, den Geist der Symbolik irgendeiner Religion oder Mythologie zu verstehen. Darum ist die Freimaurerei wesentlich notwendig für alle, die sich einer höheren Erkenntnis hinzugeben beabsichtigen, die über den gewöhnlichen Bauernstand sich erheben und in gesellschaftlichen Kreisen ein Wort mitzusprechen berechtigt und sogar verpflichtet sind. Dem Landmann entgeht, wenn er auch in dieser Erkenntnis zurückbleibt, darum nichts, weil ein positiver lebendiger Glaube ebenso sicher führt, als die Erkenntnis selbst. Freilich aber müssen dann diejenigen, die Zeit und Fähigkeiten besitzen, zur Erkenntnis zu dringen, ihre Schuldigkeit tun, und mit Tat und Wort einen solchen Glauben lebendig zu erhalten suchen.

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Seitenzahl: 162

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Briefe über die königliche Kunst

 

von

 

J. B. Kerning

 

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

2025 © Verlag Heliakon, München

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Der Compaß der Weisen, Ketima Vere, Berlin, 1782

 

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

 

Verlag Heliakon

Raidinger Straße 29

81377 München

[email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

1. Teil – Die Briefe

1. Brief – Einleitung

2. Brief – Eintritt in die Loge

3. Brief – Der Unterricht, sich als Freimaurer ausweisen zu können

4. Brief – Die einfachen Symbole

5. Brief – Der zweite Grad

6. Brief – Vorläufige Bemerkungen über den Meistergrad

7. Brief – Eröffnung der Meisterarbeit und Eintritt des Gesellen in die Loge.

8. Brief – Instruktion, sich als Meister auszuweifen

9. Brief – Der Tapis

Aufgabe des Gesellen

Der Meistergrad

10. Brief

11. Brief

12. Brief – Wie soll man sich üben?

13. Brief

14. Brief – Kurze Vergleichung einiger Punkte der Johannis-Grade

15. Brief

16. Brief

2. Teil. – Der Tapis

Einleitung

Der Tapis

Überblick

3. Teil – Instruktion zur Erlernung der königlichen Kunst

4. Teil. – Entwurf für die Arbeiten eines Engbundes

 

 

 

1. Teil – Die Briefe

 

 

 

 

 

1. Brief – Einleitung

 

Viel geliebter Bruder!

Ich habe dir bei meiner letzten Anwesenheit in Frankfurt versprochen, das Wesen der Freimaurerei, wie ich es durch anhaltendes Forschen im Geiste erkannt, für dich zu bearbeiten, die unabänderliche, in den Symbolen enthaltene Tendenz zu Papier zu bringen und in deinem Logenarchiv niederzulegen.

Die Arbeit, die ich unternahm, ist schwer und ohne Hilfe des göttlichen Wortes so unmöglich auszuführen, als es unmöglich ist, mit leiblichem Auge in die Ewigkeit zu schauen. Doch das Wort ist die Kraft, die vor Anbeginn war, alles gesehen und beherrscht hat und auch in der Gegenwart noch nicht verstummt ist; auf dieses bauend, beginne ich die Arbeit.

Die Freimaurerei ist eine Anstalt, die durch Symbole lehrt. Diese sind das Unabänderliche, Unabweichliche derselben. Ja sie ist, da sie die Grundkräfte des Schöpfers und der Schöpfung in ihren Symbolen aufstellt, die Lehre, alle Symbole, seien sie in ihr enthalten oder nicht, begreifen zu lernen. Ohne diese Lehre ist keiner imstande, den Geist der Symbolik irgendeiner Religion oder Mythologie zu verstehen. Darum ist die Freimaurerei wesentlich notwendig für alle, die sich einer höheren Erkenntnis hinzugeben beabsichtigen, die über den gewöhnlichen Bauernstand sich erheben und in gesellschaftlichen Kreisen ein Wort mitzusprechen berechtigt und sogar verpflichtet sind. Dem Landmann entgeht, wenn er auch in dieser Erkenntnis zurückbleibt, darum nichts, weil ein positiver lebendiger Glaube ebenso sicher führt, als die Erkenntnis selbst. Freilich aber müssen dann diejenigen, die Zeit und Fähigkeiten besitzen, zur Erkenntnis zu dringen, ihre Schuldigkeit tun, und mit Tat und Wort einen solchen Glauben lebendig zu erhalten suchen.

Da kein Zweifel ist, dass wir unter die letzteren gehören, so wollen wir das Unsrige tun, damit unsere Schuld abgetragen wird und wir in der Stunde der Entscheidung Rechenschaft geben können. Von dieser Ansicht ausgegangen, war es deine Pflicht, mich zur beginnenden Arbeit aufzufordern, so wie es meine Pflicht ist, deiner Aufforderung zu genügen. Die Bruderliebe, die dabei ins Spiel kommt, wird mir die Arbeit erleichtern, und die Aussicht auf einen freundlichen Blick und Händedruck ist mir schon im Voraus Lohn dafür.

 

 

 

 

2. Brief – Eintritt in die Loge

 

Wir wollen, da das Material so viel ist, ohne ferneren Umschweif zur Sache schreiten und uns in die Hallen oder doch wenigstens in das Logengebäude begeben, um da zu sehen, was mit uns vorgenommen wird.

Da außer dem Ritual keine einzige untrügliche Andeutung vorhanden ist, so wollen wir dasselbe ins Auge fassen und aus ihm die gehofften Resultate ziehen. Der Akt der Aufnahme ist diejenige Arbeit, wo uns das Ritual stets vollständig vorgeführt und dadurch Gelegenheit gegeben wird, es in allen Beziehungen untersuchen zu können.

Der erste Akt des Rituals ist das Einführen des Suchenden durch den Paten in die Vorbereitungskammer, wo, nachdem jener mündlich oder schriftlich das Versprechen gegeben, über alles, was ihm begegnet, die Aufnahme mag vor sich gehen oder nicht, das tiefste Stillschweigen zu beobachten, zur Ausnahme geschritten wird. Jetzt wird ihm gleichsam als Grundpfeiler die Lehre geboten: in sich selbst einzugehen, sich selbst kennenzulernen. Durch diese Mahnung wird er von der Außenwelt abgezogen und auf sich selbst gewiesen. Endlich wird er in die schwarze Kammer geführt. Hier sieht er gewöhnlich, je nachdem die Einrichtung derselben, Bilder des Todes, mit einem Worte die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Er fühlt sich, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, geschieden von der Schöpfung, gleichsam im Chaos, im Uterus der Natur, um sich zum eigentlichen Dasein, zum Eintritt in den Tempel des Lichts vorzubereiten. Wenn Pate, Präparator und Redner ihre Schuldigkeit tun, so muss der Suchende in eine Stimmung versetzt werden, wo er, von der Außenwelt abgezogen, nichts mehr denkt und fühlt, als sich selbst, und daher ganz geeignet ist, mit verbundenen Augen in die Loge geführt zu werden. Hier steht er nun, unter lauter Sehenden, ein Blinder und harrt gedankenlos der Dinge, die da kommen werden.

Jetzt beginnen die Reisen. Moralische Sprüche und herrliche Humanitätslehren empfängt er nach unseren verbesserten Ritualen auf diesen; allein der wesentliche Sinn derselben, so wie er in der schwarzen Kammer die Erde besiegt, nun auch Luft, Feuer und Wasser besiegen zu lernen, ist leider so sehr außer Acht gelassen, dass man kaum noch Spuren davon sieht und sie als ein leeres, den Nimbus steigerndes Zeremoniell betrachtet. Hier fängt das Ritual an, wesentlich zu werden, und man hätte diese Natursymbole um keinen Preis schwächen und verwischen sollen. In die Materie hat sich der Geist begeben, ihn aus dieser herauszuziehen und zu einem freien Ich zu bilden, ist die Aufgabe der menschlichen Natur, und wie kann der Mensch diese lösen, wenn ihm das Material nicht vor die Sinne geführt wird.

Endlich kommt die Verpflichtung und die Erteilung des Lichts. In den Eidesformeln der 3 Grade ist eigentlich der Gang der naturgemäßen Lehre des Ordens vollständig angedeutet. Das Licht aber, das man dem neuen Bruder gibt, ist der Zenit alles dessen, was man erteilen kann. Man nimmt ihm die Binde von den Augen. Mit der Binde sind wir beim hellsten Lichte in der Finsternis, wie aber die Binde abgenommen ist, so sehen wir. Gebt dem neuen Bruder das Licht, will nichts anderes heißen, als ihn von der Binde, die ihn vom Lichte trennt, zu befreien. Es ist hier aber nicht das sinnliche, sondern das innere Auge gemeint, welches mit unzähligen Binden von Vorurteilen, Aberglauben, rationalistischen Ideen und Leidenschaften umhüllt ist, welches jetzt wieder in den Zustand des Sehens versetzt werden soll.

Jetzt hat der junge Maurer das Licht, d. h., die Binde ist ihm vom Auge genommen, er sieht. Nun erst ist er fähig, die Lehre, sich als Freimaurer ausweisen zu lernen, zu empfangen. Er tritt vor den Altar und der Meister erteilt ihm die Instruktion, die wofern sie nicht von Maurern verstümmelt worden wäre, alles enthält, was die Geschichte uns Großes, Erhabenes und Göttliches aufbewahren konnte. Dieser Instruktion, sich als Freimaurer ausweisen zu lernen, will ich einen eigenen Brief widmen, damit ich dich ganz in das Meer des Geistes hinein werfen und dir den Beweis liefern kann, dass du trotz deiner liebenswürdigen Bescheidenheit so gut schwimmen kannst, als irgendeiner der Geschichte.

 

 

 

 

3. Brief – Der Unterricht, sich als Freimaurer ausweisen zu können

 

Wenn man etwas treibt, so muss man es können. Wollte einer den Pinsel gebrauchen, ohne malen zu können, so wäre er ein Schmierer. Wollte einer durch schöne mathematische Instrumente uns weiß machen, er sei ein Mathematiker, so wäre er ein Lügner. Wollte uns einer durch auswendig gelernten Vormachen von Zeichen, Griff und Wort beweisen wollen, er sei ein Freimaurer, so wäre er kein Haar besser, als die Obigen.

Du siehst, die Sache beginnt ernsthaft zu werden. Sie ist auch ernsthaft, insofern sie alles enthält, was dem Menschen zu wissen nützlich und nötig ist und diejenige Freiheit geben kann, wo er keine Bibliotheken, keine Schule und keine Lehre mehr braucht und alle Erkenntnis aus sich selbst zu schöpfen vermag.

Wir haben schon einmal in dem Gärtchen vor dem hübschen Bad in Krontal den Gelehrten und den Sichselbstkennenden einander gegenübergestellt und gefunden, dass der objektiv Gelehrte sich von dem subjektiv Wissenden zurechtweisen lassen musste. Also aufgepasst! Der Meister spricht in seinem Amt, in seiner Würde, und da müssen alle, und wenn auch hochwürdigste Großmeister und sogar souveräne Ritter und Prinzen als Zuhörer da wären, aufmerksam sein, ihm Glauben schenken und in sich selbst im nackten Menschenkleide die Wahrheit suchen. —

Mehrere Symbole hat die Neuerungssucht mit der Erklärung ausgelassen, sie seien ganz unbedeutend und man habe an dem noch Vorhandenen genug, sich einander zu erkennen zu geben. Hier muss ich die unumstößliche Bemerkung einfließen lassen und diktatorisch aussprechen: Kein Symbol, womit die Freimaurerei sich auszuweisen hat, ist zufällig oder willkürlich aufgestellt, alle haben wesentlichen Inhalt, sind selbst, was sie sind, daher sollten die Fragen:

Was bedeutet oder was heißt dies Symbol? — abgeschafft werden und dafür nur die Frage festgesetzt werden:

Was ist dies Symbol?

Du, als Stockgelehrter, wirst mir vielleicht zuerst widersprechen und sagen: Kein Symbol ist die Sache selbst, sondern bedeutet die Sache. Wenn ich dich aber frage, was bedeutet das I auf der Lehrlingssäule, so kannst du doch vernünftiger Weise nichts anderes sagen, als: es bedeutet nichts, sondern ist ein I.

Wenn ich dich ferner frage: Was bedeutet oder was heißt die Lehrlingssäule, so kannst du mir keine vernünftige Antwort geben; frage ich aber: wie heißt oder was ist die Lehrlingssäule? So wird keiner um die Antwort verlegen sein und gleich sagen: Es ist die Säule I.

Auf solche Weise lassen sich beinahe alle Symbole, welche die Instruktion, sich als Freimaurer ausweisen zu lernen, in sich schließt, behandeln. Bei den übrigen magst du dir die Fragen selbst geben und selbst beantworten.

Die Symbole der benannten Instruktion sind doppelter Natur; entweder sind drei Symbole in einem begriffen und machen ein vollständiges System aus, oder ein einzelnes Symbol bezeichnet die Sache, die man vor die Sinne zu führen beabsichtigt.

Es gibt 12 Gattungen von Symbolen, wodurch der Lehrling sich als Freimaurer bilden und ausweisen kann, von denen aber das erste schon seit langer Zeit übergangen und dem zufälligen Beschauen des neuen Bruders überlassen wird.

Der Grund mag sein, weil man den Bekennern derfelben früher nirgends, jetzt aber in einigen Logen den Zutritt gestattet. Die 12 Symbole find folgende:

1. Säulen und Altar.

2. Die 3 großen Lichter: Zirkel, Winkelmaß u. Bibel.

3. Die 3 kleinen Lichter: Sonne, Mond und Meister vom Stuhl.

4. Zeichen, Griff und Wort.

5. Besondere Art zu klopfen.

6. Not- und Hilfszeichen.

7. Die Arbeit des Lehrlings am rauen Stein.

8. Der Lehrling arbeitet an der nordwestlichen Seite des Tempels.

9. In der Säule I sind die Arbeitswerkzeuge und der Lohn aufbewahrt.

10. Der Lehrling ist 3 Jahre alt.

11. Der Tempel des Lehrlings hat 3 Stufen.

12. Der Tempel der Freimaurerei ruht auf den 3 Pfeilern: Schönheit, Weisheit und Stärke.

Die Symbole, die Vollständige Systeme in sich schließen, sind:

1. Säulen und Altar.

2. Die 3 großen Lichter.

3. Die 3 kleinen Lichter.

4. Zeichen, Griff und Wort.

5. Die Säulen mit den Instrumenten und dem Lohn.

6. Die Pfeiler: Schönheit, Weisheit und Stärke.

 

1.Säulen und Altar sind Noachidischen, nach unserer Denkweise jüdischen Ursprungs; denn wir finden sie nach Josephus vor der Sündflut von Noah errichtet, um den nachfolgenden Geschlechtern die Lehre des Namens Gottes zu hinterlassen. Moses nahm sie in seine Stiftshütte und später Salomo in seinen Tempel auf.

2.Die 3 großen Lichter sind christlicher Natur; denn Christus spricht in der Offenbarung Johannis: »Ich bin das A und das O; da nach historischen Angaben in allen geistigen Institutionen das Winkelmaß das A und der Zirkelkreis das O, wie sie die Natur schreibt, behandelt wurden, so macht sich Christus selbst zum Zollstab, womit er die Fronten und Durchmesser aller Formen misst. I. A. O. wurde in allen Mysterien und religiösen Korporationen als die Wurzel des Namens Gottes behandelt und darum durfte diese Wurzel in unserem Bunde nicht fehlen.

3.Die 3 kleinen Lichter beziehen sich auf die Lehre des Mithras, der in Licht und Widerschein auf die Tätigkeit der ganzen Schöpfung erkannte. Sein Tempel umfasst zwar nur das Planetensystem, ist aber dessen ungeachtet noch groß genug, die Herzen der Mitglieder, die dieser Lehre anhängen, zu erweitern und für alle Eindrücke Gottes und des Geistes fähig zu machen. Nach Mithras ist das Innere von der sichtbaren Sonne die Wohnung des Geistes Gottes, der sich auf die Planeten ergießt und gemildert wieder an sich zieht. Wenn wir nun alles, was auf den Planeten sich befindet, von der geringsten Pflanze bis zum gotterleuchteten Menschen ins Auge fassen, wenn wir bedenken, dass der Dust, die Farbe und Formen der Pflanzen, dass die Gestalt, Gefühle und Instinkte der Tiere und dass endlich die Gedanken, der freie Wille und die angeborene Gesetzlichkeit Sittlichkeit und Moralität des Menschen zu diesem Zurückstrahlen gehören, so mögen wir uns einigermaßen einen schwachen Begriff von der Mithraschen Sonne und ihrem Lichte machen. Der Meister vom Stuhl, der zu diesen 3 Lichtern gehört, ist aber nicht diejenige Persönlichkeit, die gerade auf dem Meisterstuhl sitzt, sondern es ist die ganze Menschheit in ihrer zum Denken und Wollen geschickten, aufgerichteten und mit wunderbaren Sprachwerkzeugen ausgerüsteten Gestalt, die zwischen den Planeten und der Sonne herrschend steht und sich mit dem Planetarischen wie mit Gott verbindet. Diese Lichter werden zwar bei unseren Arbeiten wenig beachtet, aber dennoch sind wir unseren Vätern zu hohem Dank verpflichtet, dass sie solche in unserem Tempel ausgestellt und uns ein Zeugnis unserer Vorurteilslosigkeit gegeben haben. Dadurch, dass unsere Fantasie nach dieser Lehre nicht nötig hat, die ganze unermessliche Schöpfung zu umkreisen, welchem Flug kein Sterblicher gewachsen ist, sehen wir uns der Gottheit näher gebracht und sind eher imstande, sie in unser Gemüt auszunehmen und die Gefühle des Denkens, der Verehrung und Liebe wieder zum Ursprung zurückzusenden. In der Vorchristlichen Zeit schien dieser Planetentempel manchen Institutionen zu klein gewesen zu sein und sie machten daher die 12 Himmelsgestirne zu ihrem Tempel; aber ich fordere jeden aus, zu versuchen, sich diesen Riesentempel vorzustellen und er wird gleich empfinden, dass er einer solchen Idee nicht gewachsen ist, sondern statt sich zu befestigen, in Atome auflöst. Dem Stifter der christlichen Religion war der Mithrastempel noch zu groß, und darum weist er seine Anhänger an ihr eigenes Herz, in welchem Himmelreich, Gott und Ewigkeit zu finden sind.

4.Zeichen, Griff und Wort. Was sind diese dem Freimaurer? Hier erlahmt die Feder, sie will nicht schreiben, was dem Menschen so nahe liegt. Zeichen, Griff und Wort sind die technischen Mittel, den Geist je nach Maßgabe des Fleißes und der Unbefangenheit zu wecken und zur höchsten Erkenntnis und Wirksamkeit zu bringen. Technische Mittel zur Erkenntnis des Geistes! Ruft hier die Menge. Wunderbar ist es, aber doch wahr. Unverdient besitzt der Mensch diese Mittel, aber er besitzt sie doch. Unwürdig ist er solcher Mittel, weil er sie nicht benützt. Diese Mittel sind das Kapital, das wir von Gott empfangen, um Zinse dafür zu erwerben. Zeichen, Griff und Wort sind die unfehlbaren Potenzen, die an keine Zeit, keine Sprache, kein Klima, kein Buch und an keine Gelehrsamkeit gebunden sind. Zeichen, Griff und Wort, ach, ihr verkannten Mittel, die den Menschen allein erheben und eine Einheit unter allen Völkern und Zungen herstellen könnten, wo der Ungelehrte neben dem Gelehrten und der schlichte Landmann neben dem Bischof und Prälaten in die Kirche gehen dürfte. Zeichen, Griff und Wort! Die Menschen haben nicht nur den Glauben an Euch, sondern auch den Mut und die Geduld verloren, durch Euch Proben zu machen. Sind die Menschen denn Eurer so gänzlich unwürdig geworden, dass Ihr ihnen auch die Kraft entzieht, Euch zu gebrauchen? Haben die Menschen denn allen Sinn für Religion verloren, dass sie den Stifter ihrer Religion, den sie dem Munde nach mit vollen Backen loben, auch nicht in dem geringsten seiner Worte nachzuahmen streben? Nicht durch Sentimentalität und Almosenspenden, sondern durch andere Geisteswerke hat sich Christi Sendung beurkundet. Und womit hat er diese Werke vollbracht? Antwort: Durch Handausrecken, durch Handauflegen und durchs Wort. War Christus etwa ein Blinder, ein Schwächling oder ein Heuchler? Müssen wir, wenn wir zu tun uns bestreben, was er getan, uns dessen schämen? Der Mensch soll den Mut haben, entweder alles zu leugnen und sich der Würde der Menschheit zu entschlagen, oder aber, wo man ihm wie hier die Mittel reicht, die Probe machen; dann ist er doch kalt oder warm; in dem Halbglauben aber und in dem Indifferentismus, in welche die Menschen versunken sind, da sind sie lau und müssen notwendig ausgespukt werden.

Zeichen, Griff und Wort. — Sehen, Fühlen und Hören. — Sobald diese drei Lebenskräfte in einem Urteil übereinstimmen, dann ist das Urteil bündig und wahr. Schon in der äußern Tätigkeit finden wir dieses bestätigt. Das Auge weiß zuverlässig, dass es etwas sieht und Gegenstände wahrnimmt, aber es kann nur der Form und Farbe nach, nicht aber dem Inhalt, dem Wesen nach urteilen. Man kann zum Beispiel dem Eisen die Farbe vom Holz oder dem Holz die Farbe vom Kupfer geben, und das Auge urteilt nach der Farbe. Hier muss das Ohr und zugleich die Berührung entscheiden. Wir klopfen auf das als Holz gemalte Eisen und urteilen nach dem Klange ganz sicher. Die Berührung, wenn sie mit Fleiß und Vorsicht geschieht, bedarf zu einem Urteil oft nicht einmal der Beihilfe von Auge und Ohr, sie fühlt aus eigener Kraft, was der berührte Gegenstand ist. Sobald sich aber Auge, Ohr und Gefühl zu einem Urteil vereinigen, dann ist das Urteil vollkommen wahr. So in geistigen Dingen: Wir können Geschriebenes und Gedrucktes lesen, können auch aus Mienen und Gebärden die Seelenstimmung eines anderen wahrnehmen. Wir sind befähigt, die Worte eines anderen zu hören, deren Zusammenhang zu prüfen und ein Urteil zu fällen. Sowie aber das Gesehene und Gehörte auch in das Gemüt übergeht und gefühlt wird, dann ist der Zweck erreicht und das Empfangene wird zur Lebens- und zur Erkenntnisnahrung. So auch in Beziehung auf Gott: Wir sehen die Wunder seiner Schöpfung, hören seine Allmacht in Donner und Sturm und sobald diese erhabenen Erscheinungen in uns zum Gefühl der Bewunderung geworden sind, dann wird der Geist Gottes in uns lebendig. Noch mehr: Wir sehen Gottes Wort, wir hören es; sobald wir es aber auch zu fühlen und durch das Gefühl zu verstehen imstande sind, dann ist die Vereinigung mit Gott und dem Menschen hergestellt, und Gott ist im Menschen, sowie der Mensch in Gott.