Broken Hearts - Brennende Sehnsucht - Gena Showalter - E-Book
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Broken Hearts - Brennende Sehnsucht E-Book

Gena Showalter

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Beschreibung

Auf jeder Party punkten, reihenweise Typen abschleppen und die weibliche Konkurrenz locker abhängen: Keine Frage, Harlow ist die Flirt-Queen von Strawberry Valley. Bis ein Schicksalsschlag sie aus der Bahn wirft und sie entschlossen einen Schlussstrich unter ihre wilde Vergangenheit zieht. Jetzt will sie nichts mehr von Oberflächlichkeiten wissen. Zu dumm, dass sie sich ausgerechnet in Beck Ockley verknallt. Der ist zwar theoretisch der perfekte Kandidat: umwerfend sexy, Millionär, verboten charmant. Aber leider total allergisch gegen jede Art Bindung. Dabei knistert es wahnsinnig zwischen ihm und Harlow und er scheint ihre Gefühle zu erwidern … Sein rätselhaftes Verhalten fasziniert sie immer mehr. Erst als sie erfährt, was wirklich dahintersteckt, begreift sie, worauf sie sich eingelassen hat …

"Unverschämt freche, clevere Helden und ein perfekt gestrickter, unkonventioneller Plot: Gena Showalter in atemberaubender Bestform."

New York Times-Bestsellerautorin Kristan Higgins

"Showalter haut mich jedes Mal von Neuem um."

Sylvia Day, #1 New York Times-Bestellerautorin

"Auf jeder Seite prickelnde Romantik"

New York Times-Bestsellerautorin Jill Shalvis

"Die Figuren sind so sexy und witzig, dass man sich vom Fleck weg in sie verliebt"

Bestsellerautorin Lori Foster

"Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen"

New York Times-Bestsellerautorin Carly Phillips

"Der Name Showalter garantiert beste Unterhaltung"

RT Book Reviews

"Mitreißende Stories und unvergessliche Figuren - Gena Showalter schaffte es immer wieder, ihre Leser zu überwältigen"

Bestsellerautorin Jeaniene Frost

"Eine clevere und sexy Romanze voll witziger Sprüche, mitreißender Dialoge und aufregender Sinnlichkeit"

Romantic Times Book Reviews

"Die ultimative Gute-Laune-Lektüre"

All About Romance

"Gena Showalters Geschichten sind rasant, ihre Figuren so lebendig, dass sie förmlich aus den Seiten herausspringen ... Sie enttäuscht nie."

USA Today-Bestsellerautorin Julie Kenner

"Showalter erzählt humorvoll und eindringlich"

Booklist

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Seitenzahl: 581

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Zum Buch:

Auf jeder Party punkten und Typen abschleppen: Keine Frage, Harlow ist die Flirt-Queen von Strawberry Valley. Bis ein Schicksalsschlag sie aus der Bahn wirft und sie einen Schlussstrich unter ihre wilde Vergangenheit zieht. Zu dumm, dass sie sich ausgerechnet in Beck Ockley verknallt. Der ist zwar theoretisch der perfekte Kandidat: umwerfend sexy, Millionär, verboten charmant. Aber allergisch gegen jede Art von Bindung. Dabei knistert es wahnsinnig zwischen ihm und Harlow – und sein rätselhaftes Verhalten fasziniert sie immer mehr. Erst als sie erfährt, was wirklich dahintersteckt, begreift sie, worauf sie sich eingelassen hat …

„Die Figuren sind so sexy und witzig, dass man sich vom Fleck weg in sie verliebt.“

Bestsellerautorin Lori Foster

Zur Autorin:

New-York-Times-Bestsellerautorin Gena Showalter glaubt, dass Liebe alles überwindet. Früher selbst passionierte Liebesromanleserin, weiß sie ihre Fans mit eigenen Pageturnern voller Humor, Gefahr und heißer Sinnlichkeit zu begeistern. Mit ihrer Paranormal-Serie der „Herren der Unterwelt“ feierte sie ihren internationalen Durchbruch, mit ihrer „Broken Hearts“-Serie bringt sie ihre Leserinnen und Leser zum Schwärmen. Showalter lebt mit ihrer Familie und einigen Hunden in Oklahoma.

Lieferbare Titel:

Broken Hearts – Gefährliche Nähe (Original Heartbreakers #1)

Gena Showalter

Broken Hearts –Brennende Sehnsucht

Roman

Aus dem Amerikanischen vonChristiane Meyer

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2016 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

The Hotter You Burn

Copyright © 2015 by Gena Showalter

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner GmbH, Köln

Umschlaggestaltung: büropecher, Köln

Redaktion: Eva Wallbaum

Titelabbildung: Getty Images, München: Stuart McClymont

ISBN eBook 978-3-95649-906-7

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. KAPITEL

Harlow Glass stand auf der Veranda eines einhundert Jahre alten Farmhauses, das wohl mehr Persönlichkeit hatte als die meisten Menschen. Das letzte Licht des Tages schien das Gebäude liebevoll zu umfangen, die Wände, von denen einst die cremeweiße Farbe abgeblättert war und den Blick auf das morsche, verwitterte Holz freigegeben hatte, glänzten in neuer Verkleidung und frischer Farbe. Die beschädigte Versiegelung am Erkerfenster war ersetzt worden, sodass sich zwischen den Scheiben keine Feuchtigkeit mehr sammeln konnte. Früher hatte sich Efeu bis zum Dach hinaufgerankt, doch inzwischen waren die Pflanzen beschnitten und die Ranken entfernt.

Harlow sah die Auffahrt hinab. Keine Autos.

Sie lauschte an der Tür. Keine verdächtigen Geräusche.

Ein Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht. Nachdem sie monatelang Pech gehabt hatte, lief endlich einmal etwas zu ihren Gunsten.

Hoffentlich würde es so bleiben.

Zitternd schob sie den Schlüssel ins Türschloss. Die Angeln quietschten, als die massive Eingangstür aus Holz aufschwang. Anheimelnde Düfte nach frischem Brot, Vanille und karamellisierten Früchten wehten ihr entgegen und ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ihr leerer Magen knurrte und zog sich beinahe schmerzhaft zusammen.

„Hallo?“, rief sie.

Eine empörte oder überraschte Antwort blieb aus.

Mutig schloss sie die Tür hinter sich und ging ins Wohnzimmer. Erleichtert atmete sie durch. Ich bin wieder da.

Ihr Zuhause aus Kindertagen erwiderte einen ächzenden Willkommensgruß, und einen Moment lang spielte sich vor ihrem geistigen Auge eine ihrer liebsten Erinnerungen ab: Martha Glass rückte das Sofa an eine neue Stelle, während sie, Harlow, auf einer der Armlehnen saß und so tat, als würde sie auf einem buckelnden Wildpferd reiten. Ihr Vater war an jenem Tag nicht da gewesen, um sie zu verhöhnen und zu beleidigen – Du bist jämmerlich, du bist dumm, du bist eine einzige Enttäuschung! Und so hatte eine entspannte, beinahe ausgelassene Stimmung geherrscht.

Die Erinnerung, die sie so lange in Ehren gehalten hatte, erstarb, als eine deprimierende Erkenntnis sich Bahn brach. Das hier war zwar das Zuhause ihrer Kindheit, doch es gehörte nicht länger ihr. Streng genommen hatte sie gerade einen Einbruch begangen. Aber eben nur streng genommen! Schließlich hatte sie nur … Na ja, nachdem die Renovierungsarbeiten nun abgeschlossen waren, musste sie sich das Haus doch einmal von innen ansehen. Und falls anschließend zufällig ein paar Nahrungsmittel verschwanden, würde sie den neuen Besitzern damit nur einen Gefallen tun – immerhin bewahrte sie diese vor fiesen Fettfallen.

„Gern geschehen“, murmelte Harlow.

Die Besitzer des Farmhauses waren die neuesten Einwohner von Strawberry Valley, Oklahoma. Es waren drei Junggesellen, die sie einige Wochen lang aus der Ferne beobachtet hatte. Lincoln West, dem sie den Titel „der Intelligente“ verliehen hatte. Beck Ockley – „der Schöne“. Und Jase Hollister – „der Wilde“. Männer, mit denen sie noch nie gesprochen hatte und mit denen sie auch in Zukunft nicht zu sprechen vorhatte. In Harlows Herzen gehörte das Haus nach wie vor ihr und würde immer ihr gehören. Und das machte die Männer zu Eindringlingen. Sie war hier geboren, und wenn alles nach Plan lief, würde sie hier auch sterben. Nur hoffentlich nicht heute.

Dies war das erste Mal, dass sie das Haus betrat, nachdem die Bank sie vor ungefähr sieben Monaten unsanft vor die Tür gesetzt hatte. Langsam drehte sie sich im Kreis und betrachtete die einzige Liebe, die noch Teil ihres Lebens war. Zu viele Veränderungen. Verschwunden waren die zerkratzten, fleckigen Holzfußböden. Die angeblichen Makel waren abgeschliffen worden.

Was war denn an ein paar Schwachstellen verkehrt? Die Eigenarten eines Hauses oder auch eines Menschen zeugten doch nur davon, dass gelebt wurde.

Die Tapete war entfernt, die Wände mit Rigipsplatten ausgebessert und in der Farbe eines Karamell-Latte gestrichen worden. Ehemals heruntergekommene Zierleisten und die Vertäfelung erstrahlten in neuem Glanz. Eine weibliche Note hier und da verhinderte, dass das Haus wie eine totale Junggesellenbude wirkte – Dekokissen, Schalen mit Duftpotpourri und Spitzendeckchen. Aber sie vermisste die Katzenbilder, die ihre Mutter aufgehängt hatte, oder die hier und da platzierten Stücke aus Porzellan, die Strickkörbe, die Porzellanpuppen und die kitschigen Lampen, die auf den Beistelltischen mit den Deckchen gestanden hatten.

Harlow machte sich auf eine Enttäuschung gefasst und ging in Richtung der Schlafzimmer. Zuerst kam sie ins ehemalige Gästezimmer, das inzwischen das reinste Männerrefugium war. Die eine Hälfte des Zimmers wurde von einem breiten Bett mit dunkelbrauner Bettwäsche dominiert, während die andere von einem riesigen Flachbildschirm beherrscht wurde, der oberhalb einer gigantischen Konsole mit unzähligen DVDs angebracht war.

Wie sollte sich ein Mensch in einem solchen Raum entspannen?

Der Anblick des nächsten Schlafzimmers – ihr ehemaliges Kinderzimmer – ließ sie innerlich kochen. Das Prinzessinnen-paradies, das ihre Mutter für ihr Töchterchen geschaffen hatte und das sie, selbst als sie älter geworden war, aus sentimentalen Gründen nicht verändert hatte, war zu einer Spielwiese für einen großen Jungen umfunktioniert worden. Unterschiedliche Spielkonsolen standen auf einem gestuften Podest. Die Controller lagen auf dem Boden verteilt. Vor einem riesengroßen ungemachten Bett hing eine Bildleinwand, die von der Decke bis zum Fußboden reichte. Die Wände, die sie einst mit einem liebevoll gestalteten magischen Wald bemalt hatte, waren inzwischen beige. Beige!

Gut, das Wandgemälde hatte ein paar Schäden davongetragen. Dennoch hatte sie jeden Zentimeter geliebt, hatte Wochen damit zugebracht, Skizzen anzufertigen, Farben zu mischen, den ganzen Prozess zu lernen und wertzuschätzen, während sie sich von ihrer Fantasie mitreißen ließ. Natürlich hatte sie die Früchte ihrer Arbeit schon zerstört, bevor die Farbe Beige den Rest erledigte, als sie in einem Wutanfall wahllos Farbe über das Gemälde schüttete. Trotzdem. Diese monotone Wandgestaltung war viel schlimmer.

Ehe sie doch noch dem Drang nachgab, sich einen Stift zu suchen und etwas an die Wand zu malen, um ein wenig „Leben in die Bude“ zu bringen – zum Beispiel zwei Hände mit ausgestreckten Mittelfingern –, verließ sie das Zimmer lieber wieder und zog die Tür hinter sich zu.

Das Hauptschlafzimmer schließlich hatte sich in den Traum eines arbeitssüchtigen Nerds verwandelt. Alle Spuren ihrer Eltern waren verschwunden. Computer und Zubehör lagen auf einem großen Schreibtisch, auf dem Bett und auf dem Fußboden. Gott, sie hielt es nicht länger aus …

Sie ging in die Küche – wo die Tapete von den Wänden abgezogen worden war. Gut. Nicht so schlimm. Diese Veränderung konnte sie nachvollziehen. Die Tapete war im Laufe der Jahre dermaßen vergilbt, dass die Erdbeeren, die ursprünglich frisch und fröhlich die Wände geziert hatten, zum Schluss eher wie geschwollene Hoden aussahen.

Die dazu passenden roten Arbeitsflächen auf den Küchenmöbeln waren durch glänzende weiße Marmorflächen ersetzt worden. Wenigstens die Schränke waren noch da – wenn man sie auch abgeschliffen und schwarz lackiert hatte. Nicht schlecht oder so … Einfach nur anders.

Stechender Schmerz erfasste Harlow, während sie darüber nachdachte, was sein sollte und was nicht. Der Schmerz hätte bestimmt auch noch den Rest ihres Herzens zerstört, wenn sie nicht mit einem Mal einen Blaubeerkuchen entdeckt hätte, der auf dem Herd stand.

Arbeitslos, ohne einen Cent in der Tasche und überdies obdachlos, hatte sie seit einer Ewigkeit keine anständige Mahlzeit mehr zu sich genommen. Und ein anständiges Dessert? Nicht mehr seit Mommas Tod.

Erneut durchzuckte sie dieser Schmerz – dieses Mal allerdings schlimmer. Aber wieder lenkte der gedeckte Kuchen sie davon ab. Wie in Trance ging sie darauf zu. Mit zitternden Fingern strich sie über den Rand der Kuchenform und fing einen Tropfen der noch warmen Glasur auf.

Nur mal probieren … Nur ein einziges Mal.

In dem Moment, als sie den süßen Geschmack auf der Zunge hatte, verpuffte ihr ursprünglicher Plan, sich ein Sandwich aus ein paar Lebensmitteln zu machen, die die drei Junggesellen nicht vermissen würden. Sie hastete durch die Küche und durchsuchte die Schubladen nach den richtigen Utensilien. Mit wachsender Ungeduld stellte sie fest, dass sich nichts mehr am angestammten Platz befand.

Kies knirschte. Eine Autotür wurde zugeschlagen.

Harlow gefror das Blut in den Adern. Sie rannte ins Wohnzimmer und warf sich auf die Couch, um aus dem Fenster zu sehen.

Beck Ockley, „der Schöne“ höchstpersönlich, half gerade einer Frau aus dem Wagen. Beck … der Mann, der sie an den Geräteschuppen auf dem hinteren Teil des Grundstücks erinnerte: außen gepflegt, innen alles durcheinander.

Er war über eins achtzig groß und muskulös und seine Haare waren eine faszinierende Mischung aus Hell- und Dunkelbraun. Die Strähnen wirkten immer etwas zerzaust. Seine Augen, in denen stets ein Ausdruck lag, als wäre er gerade aus einem Bett aufgestanden, hatten die Farbe von flüssigem Honig. Wimpern, die so lang und dicht waren, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte, umrahmten diese Augen. Aber selbst ein Mann wie er sollte ein paar Stunden brauchen, um einen neuen Fisch an Land zu ziehen.

Andererseits strahlte er eine geradezu magische Attraktivität aus. Vermutlich konnte er mit seinem Lächeln so gut wie jede Frau um den Finger wickeln.

Harlow schlug das Herz bis zum Hals, als sie in die Küche zurückrannte und sich den Kuchen schnappte. Wahrscheinlich war es das Beste, den Beweis ihrer spontanen Hausbesichtigung aufzuessen. Jetzt beeil dich! Sie jagte zur Hintertür – um im nächsten Moment wie angewurzelt stehen zu bleiben. Durch das geschliffene Glasfenster erkannte sie Jase und seine Verlobte Brook Lynn Dillon, die aneinandergekuschelt auf der Hollywoodschaukel saßen, die auf der Veranda stand.

Wie hatte sie die beiden bei ihrem Kontrollgang vorhin übersehen können?

Die Angeln der Eingangstür quietschten. Mist! Beck und sein Date würden jeden Moment hereinkommen. Sie sprintete durch das Wohnzimmer, den Flur entlang und in das erste Schlafzimmer – doch das Schloss am Fenster war neu und kompliziert, und egal, wie sehr sie auch daran ruckelte und zog, es ließ sich nicht öffnen. Da die Fensterverriegelungen in den anderen Räumen wahrscheinlich die gleichen waren, rannte sie zurück ins Wohnzimmer. Wenn sie sich neben die Tür stellte, würde man sie nicht sehen, wenn die geöffnet wurde. Und falls Beck vergaß, die Tür zu schließen, könnte sie sich hinausschleichen, sobald er …

„Nachdem du mich nun hierhergelockt hast“, erklang eine atemlose Frauenstimme, „was hast du mit mir vor?“

Zu spät! Der Schreck lähmte sie wie tonnenschwere Gewichte an den Füßen. Sie blieb mitten im Flur stehen. Das Blut rauschte aus ihrem Kopf, das Atmen fiel ihr schwer. Es schien, als wäre das Überleben gerade zu ihrem schlimmsten Feind geworden.

Tawny Ferguson ging rückwärts. Wenn sie in diesem Moment einen Blick nach links geworfen hätte, dann hätte die Frau sie auf jeden Fall gesehen, wie sie mit weit aufgerissenen Augen und einem gedeckten Kuchen in der Hand im Flur stand. Sieh nicht nach links. Bitte, bitte, sieh nicht nach links.

Beck folgte der jungen Frau langsam und ohne Eile. Er verströmte sinnliche Hitze und Entschlossenheit. Unvermittelt hielt er Tawnys Hände über ihrem Kopf fest und sagte: „Ich werde mit dir tun, was auch immer ich will.“

Tawny schmiegte sich aufreizend an ihn. „Sollte ich jetzt Angst haben?“

„Süße, du solltest dankbar sein.“

Die erotische Wirkung seiner Stimme jagte einen wohligen Schauer über Harlows Körper. Sie hasste und liebte ihre Empfindungen gleichermaßen.

Beck beugte sich vor und war nur noch Zentimeter von Tawnys Mund entfernt. Offensichtlich wollte er sie mit dem, was kommen sollte, reizen, verlocken. „Du wirst jede Sekunde, die wir zusammen verbringen, lieben. Das verspreche ich dir.“

Tawny, die offensichtlich kurz vor der Ekstase stand, erschauerte. „Oh, ich bin mir sicher, dass ich es lieben werde. Aber was passiert danach?“

Stille. Grillenzirpen.

Beck erstarrte, auch wenn er mit der Nase an ihrer Wange entlangstrich. „Danach wirst du so weiche Knie haben, dass du nach Hause kriechen musst.“

Tawny kicherte. „Nein, ich meinte beziehungsmäßig. Ich weiß, dass dir der Ruf vorauseilt, König des One-Night-Stands zu sein. Wirst du mich am Morgen immer noch wollen?“

Ein Moment voller Anspannung lag im Raum, als Beck ihr Kinn umfasste und so dafür sorgte, dass Tawny den Blick nicht abwenden konnte. „Ich habe es dir gesagt. Ich habe noch keiner Frau mehr als eine Nacht versprochen. Für diese Regel gibt es keine Ausnahme.“

„Aber warum?“, fragte Tawny schmollend, während sie am Reißverschluss seiner Hose nestelte. „Ich wäre eine sehr … gute … Ausnahme.“ Bei jedem Wort öffnete sie ihn ein Stückchen weiter.

Becks Lächeln erreichte seine Augen nicht und wirkte dadurch kalt und bitter. „Ein Mädchen wie du sollte ein persönliches Happy End mit einem Kerl erleben, der weniger Altlasten mit sich rumschleppt als ich.“

„Mir machen Altlasten nichts aus.“

„Das spielt sowieso keine Rolle.“ Er drängte sich an sie und lenkte sie ab. „Im Moment zählt nur, ob du mich willst oder nicht.“

Tawny stöhnte und schloss die Augen. „Hör nicht auf. Bitte hör nicht auf.“

Nein, nein, hör nicht auf, wage es ja nicht … Mit einem Schlag kehrte Harlow in die brutale Realität zurück. Während Tawny und sogar sie den Blick für alles andere außer Beck verloren hatten, fiel es ihm nicht schwer, seine Sinne beisammenzuhalten. Er konnte meisterhaft ablenken. Und sie sollte es wissen. Sie hatte auf der Highschool immerhin das Gleiche getan. Viele Lehrer und Berater hatten sie zur Seite genommen, um ihr eine einzige Frage zu stellen.

Warum verletzt du deine Mitschüler?

Ihre Antwort? Ich verletze sie nicht. Im Gegenteil. Indem ich auf die Schwächen hinweise, an denen sie arbeiten müssen, helfe ich ihnen.

Unterdessen hatte tief in ihr ein schmutziges Geheimnis an ihr genagt. Die Beleidigungen, die sie geäußert hatte – und es waren tatsächlich Beleidigungen gewesen –, waren nichts im Vergleich zu den grausamen Worten, die ihr Vater ihr entgegenschleuderte.

Du bist nur in einer einzigen Sache wirklich gut, Kleine, darin, mir den Tag zu versauen.

Selbst jetzt zuckte sie noch unwillkürlich zusammen.

Eines Tages hatten all die Gemeinheiten ihres Vaters einen Schalter bei ihr umgelegt, und sie hatte grundlos eine Freundin beschimpft. Das Mädchen fing an zu weinen. In dem Moment begriff Harlow, dass sie die Gefühle anderer beeinflussen konnte. Diese Erkenntnis bedeutete Macht. Schon bald fühlte sie sich nur besser, wenn sie ihre Mitschüler verbal fertigmachte. Zumindest für eine Weile lenkte es sie von sich selbst ab und vermittelte ihr ein gutes Gefühl. Denn in Wirklichkeit war diese Macht nichts als eine Illusion gewesen, ein Kartenhaus, das jeden Tag von Schuldgefühlen und Traurigkeit zum Einsturz gebracht worden war und immer wieder neu hatte errichtet werden müssen.

Wahre Stärke erlangte man nicht, indem man andere runtermachte, sondern indem man sie aufbaute.

„Beck“, sagte Tawny. „Ich will dich. Heute Nacht … und morgen.“

„Einmal reicht.“

Seine Stimme klang so ungerührt, so tonlos, dass Harlow überrascht blinzelte. Egal, mit wem sie ihn bisher hatte reden hören – ob Mann, Frau, alt oder jung, immer hatte ein lockerer, neckischer, leicht anzüglicher Unterton in seinen Worten mitgeschwungen.

„Glaube mir.“

„Aber …“

„Einmal oder keinmal“, entgegnete er kühl. „Deine Entscheidung. Triff sie jetzt, sonst übernehme ich das für dich und bringe dich wieder nach Hause.“

Wenn Tawny in dieser Situation auf mehr drängte, würde er dann tatsächlich Ernst machen? Prinzipien vor Lust – egal, wie schräg und überzogen diese Prinzipien auch sein mochten?

Das Mädchen ließ die Schultern sinken und seufzte geschlagen. „Ein Mal.“

Als Belohnung nahm Beck ihr Gesicht in beide Hände, neigte den Kopf und gab ihr einen glühend heißen, überwältigenden Kuss. Tawny schmolz dahin, krallte die Finger in sein T-Shirt und zerknitterte den schwarzen Baumwollstoff. Harlow hätte sich beinahe verschämt eine Hand vor die Augen gehalten. Beinahe. Denn sie konnte sich nicht mehr rühren, geschweige denn atmen. Beck wusste ganz offensichtlich, was er tat. Und er war so heiß. Er leckte, saugte … Und er machte mit den Händen Dinge mit dieser Frau, dass sie jetzt schon klang, als würde sie kurz vorm Höhepunkt stehen.

Überraschende Sehnsucht rührte sich in Harlows Bauch.

Beck und Tawny boten eine perfekte Studie der Leidenschaft, verführerisch, erotisch, schamlos. All das, was ihr in ihrem eigenen Leben fehlte. Andererseits hatte Beck mit jeder Frau, mit der sie ihn zusammen erlebt hatte, diese perfekte Studie der Leidenschaft geboten.

Sie hatte Beck schon sehr oft dabei beobachtet, wie er dieses Programm durchzog – nur mit unterschiedlichen Frauen und an unterschiedlichen Orten. Auf der Veranda. Im Garten. Selbst auf dem Dach.

Keine der Frauen hatte ihn je zurückgewiesen.

Er umfasste Tawnys Po und befahl ihr mit rauer Stimme: „Schling deine Beine um mich.“

Tawny gehorchte – wie sie alle gehorchten –, und Beck wandte sich zur Couch um, sodass er mit dem Rücken zu ihr stand.

Erleichterung durchströmte Harlow. Auf der Zielgeraden … Nur noch ein paar Minuten … Verdammt, der süße Duft des Kuchens war so verführerisch.

Ausgerechnet diesen Moment wählte ihr Magen, der fiese Verräter, um laut zu knurren.

Das genügte.

Beck drehte den Kopf abrupt in ihre Richtung. Sein Körper war angespannt. Er stellte Tawny auf den Boden und trat vor sie, als wollte er sie beschützen.

Diese fürsorgliche Geste war noch heißer als der Kuss.

Auf seinem Gesicht spiegelte sich ein Ausdruck des Wiedererkennens.

„Du“, sagte er und klang eher erstaunt als wütend.

Verwirrt blinzelte Harlow. „Ich?“ Er kannte sie?

„Was machst du in meinem Haus?“

In meinem Haus! Harlow ersparte es sich, ihn zu korrigieren. Nichts würde ihn beschwichtigen oder ihr die Haut retten, und so rannte sie außerhalb seiner Reichweite an ihm vorbei und stürzte zur Tür. Sie riss sie auf und jagte hinaus.

„Hey!“, rief Beck. „Stopp.“

Sie legte noch einen Zahn zu und steuerte die Bäume an, eine riesige Eiche, einige ausgewachsene Pekannussbäume und zwei Magnolien, die in voller Blüte standen. Grillen zirpten. Grashüpfer sangen. Vögel krächzten. Das war der makabre Soundtrack im Hintergrund, während sie den vertrauten Duft von Walderdbeeren und taubenetzten Rosen wahrnahm und sich ihre Kehle immer mehr zuschnürte.

Fast da … Nur noch ein Stückchen …

Auf dem einundzwanzig Hektar großen Grundstück standen ein Treibhaus, eine kleine Molkerei, zwei Scheunen, drei Arbeits- beziehungsweise Geräteschuppen. Außerdem waren hier diverse Gemüsebeete angelegt, um die Harlow sich nie richtig gekümmert hatte. Daneben gab es im hinteren Teil des Geländes einen wild bewachsenen Abschnitt mit knorrigen Bäumen, Dornbüschen und Gestrüpp, in dem Schlangen und Skorpione ihr Zuhause gefunden hatten. In diesen Teil des Gartens hatte sich noch keiner der Männer gewagt. Es wäre der perfekte Platz, um sich nun dort zu verstecken – wenn sie nicht ihr Lager da aufgeschlagen hätte.

Sobald sie an der Böschung vorbeigerannt war, lief sie in der entgegengesetzten Richtung weiter und jagte an der alten Eiche vorbei, in die sie früher immer geklettert war … an der Trauerweide, in deren Schatten sie ihren ersten Kuss bekommen hatte … an der Reifenschaukel, die ihr Vater in einem der raren Momente für sie gebaut hatte, in denen er nett gewesen war.

„Bleib stehen“, befahl Beck. „Sofort!“

Es hörte sich an, als wäre er dicht hinter ihr. Zu nah. Es klang jedoch nicht so, als wäre er außer Atem. Sie umklammerte den Kuchen – Versuche ruhig, mir den Kuchen wegzunehmen! – und blickte zurück. Mist! Er war fast bei ihr. Sie lief noch etwas schneller … bis sich einige Disteln in ihre Fersen bohrten und der Schmerz sie dazu zwang, langsamer zu werden. Jede Sekunde würde Beck sie einholen …

Starke Hände umfassten ihre Taille, und zweihundert Pfund pure Muskelkraft stürzten sich auf sie. Sie fiel, und der gedeckte Kuchen flog in hohem Bogen durch die Luft.

„Neeeein!“, rief sie.

Der unsanfte Aufprall raubte ihr den Atem. Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie wischte sie sich mit zitternden Fingern weg. Leises Wimmern entrang sich ihrer Brust, als sie sah, wie Stücke des Blaubeerkuchens sich über Steine und Unkraut verteilten und im Dreck lagen.

„Kuchenkiller!“ Hallo, dunkle Seite. „Falls es Gerechtigkeit auf dieser Erde gibt, wirst du dafür in der Hölle schmoren.“

„Wirklich? Das sagst du zu mir?“ Beck hockte sich hin und befreite sie von seinem Gewicht.

„Du hast mich zu Boden gerissen. Ich sollte dich auf Schmerzensgeld verklagen.“

„Ja, tu das ruhig. In der Zwischenzeit werde ich dich wegen Einbruchs anzeigen. Und jetzt erkläre mir, was du mit meinem Kuchen vorhattest.“

Mit meinem Kuchen! Sie hatte ihn rechtmäßig gestohlen. Aber der Vorwurf des Einbruchs ließ sie vorsichtig werden. „Wenn du mal wie ein vernünftiger Erwachsener darüber nachdenkst, wirst du feststellen, dass dein Verbrechen viel schlimmer ist als meins. Deine Tat hat immerhin zum schmerzvollen Tod eines unschuldigen Desserts geführt.“ Jetzt würde sie eine weitere Nacht hungrig einschlafen müssen.

Ihr Magen, dieser Hurensohn, knurrte laut.

„Der Kuchen wäre heute Abend sowieso gekillt worden. Ich habe nur angenommen, dass mein Mund das übernehmen würde und nicht eine dreckige kleine Diebin, die entschlossen ist, einem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.“

Er erhob sich und überraschte sie damit, dass er ihr eine Hand reichte, um ihr aufzuhelfen. Das konnte nur ein mieser Trick sein. Harlow lehnte dankend ab, indem sie allein auf die Beine kam. Im Übrigen hatte sie gesehen, wo diese Finger schon überall gewesen waren. Und sie musste nicht unbedingt herausfinden, wie sie sich anfühlten. Ob sie hart und rau waren … und heiß genug, um sie zum Brennen zu bringen und sie erschauern zu lassen wie Tawny und unzählige andere Frauen vorher.

„Was machst du hier?“, wollte er wissen.

Warum sollte sie ihm nicht die Wahrheit sagen? Er musste nur die Bewohner Strawberry Valleys fragen, um zahllose Geschichten über ihre Schreckensherrschaft auf der Highschool zu hören. Vielleicht würde ein besonders zuvorkommender Mensch ihm sogar erzählen, dass einmal ein Abstimmungszettel am Schwarzen Brett auf dem Marktplatz gehangen hatte: Wenn Sie die Möglichkeit hätten zu wählen, wen würden Sie lieber foltern? Den Teufel oder Harlow Glass?

Sie hatte einen erdrutschartigen Sieg davongetragen.

„Ich bin Harlow Glass, und ich habe hier mal gelebt.“

Beck ließ seinen Blick über sie gleiten, um sie dann erneut langsamer von Kopf bis Fuß zu mustern. „Es ist mir eine Ehre. Harlow Glass höchstpersönlich. Ein seltenerer Anblick als Bigfoot.“

Woher wusste er das? Immerhin hatte er keinen Grund gehabt, nach ihr zu suchen.

Und wow. Seine Stimme. Er klang noch rauer, noch besser als zuvor, fesselnd und verführerisch, und jagte ihr lustvolle Schauer über den Körper.

Achtung! Achtung! Gefahr! Sie vergrößerte den Abstand zwischen ihnen.

„Oh nein, das lässt du schön bleiben. Wir gehen jetzt zurück nach Hause.“ Beck gab ihr ein Handzeichen.

Bleib stark. „Wie süß. Das war echt lustig.“

Seine Miene wurde ernster. Sein Gesichtsausdruck versprach Konsequenzen, wenn sie sich weiterhin weigerte, Folge zu leisten. Trotzdem wurde seine gesamte Haltung weicher, war nicht mehr so bedrohlich.

„Entschuldige, dass ich mich nicht so klar ausgedrückt habe, Süße. Du kommst jetzt mit mir. Basta.“

„Nein. Nichts basta. Ich habe keine Lust, mir eine weitere Lektion in Mund-zu-Mund-Beatmung mit Tawny anzusehen. Lass uns einfach einen Schlussstrich unter die Sache ziehen, ja?“

Das Lächeln, das nun auf sein Gesicht trat, wirkte freudlos. Dennoch brachte es sie vollkommen durcheinander. Sie fühlte sich völlig neben der Spur.

„Du hast zwei Möglichkeiten. Erstens: Wir besprechen den Diebstahl und die Zerstörung meines Kuchens bei mir zu Hause im privaten Rahmen und überlegen uns gemeinsam, wie du Wiedergutmachung leisten kannst. Oder zweitens: Ich rufe Sheriff Lintz an.“

Verdammt! Er hatte sie bei den Eiern, und er wusste es. „Hör mal, du könntest mich mit Waterboarding foltern, und trotzdem würde ich nicht gestehen …“

„Gut zu wissen, dass ich dein Einverständnis fürs Waterboarding habe.“

„… ein Verbrechen begangen zu haben. Also, warum entschuldige ich mich nicht einfach für die kleine Störung, und wir belassen es dabei?“

„Gibt es zu der Entschuldigung eine Kuchenbeilage?“

„Nein“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Dann belassen wir es nicht dabei.“

Dachte ich mir schon. „Erwartest du von mir, dass ich dir einen neuen Kuchen backe?“

„Ja, Ma’am. Das erwarte ich.“

„Wirst du mir tausend Fragen darüber stellen, wie ich getan habe, was ich angeblich getan habe, oder warum ich getan habe, was ich angeblich getan habe?“

„Sehe ich wie jemand aus, den das Wie oder Warum interessiert?“

Nein. Nein, so sah er nicht aus. Er sah wie ein Typ aus, den überhaupt nicht viel interessierte – abgesehen von seinem eigenen Vergnügen. „Okay. Also gut.“ Sie hätte so ziemlich alles getan, um ihn (1) von ihrem Camp fernzuhalten, (2) ihn endlich loszuwerden und (3) ihn zu besänftigen, damit die ganze Sache unter ihnen blieb. Doch er musste sich auf eine unangenehme Überraschung gefasst machen. Ihre Mutter hatte ihr nicht ohne Grund den Titel „Schlechteste Köchin aller Zeiten“ verpasst. „Du hast gewonnen.“

Hocherhobenen Hauptes stolzierte sie an ihm vorbei. Er folgte ihr und ging dann neben ihr her. Eine Hand hatte er leicht auf ihren Rücken gelegt. Die Geste sollte sicherstellen, dass sie nicht abhaute, aber die Wärme, die sie spürte, löste bei ihr Sehnsucht aus. Sehnsucht nach … irgendetwas.

„Du weißt schon, dass es mehrere Stunden dauert, einen gedeckten Kuchen zu backen, oder?“ Zumindest hatte es bei ihrer Mutter so lange gedauert. „Lässt du mich denn allein in der Küche meiner Beschäftigung nachgehen, während du dich mit Tawny zurückziehst, damit ihr eurer Beschäftigung nachgehen könnt?“

„Tawny wird warten müssen. Wenn ich zwischen Sex und Kuchen wählen kann, zieht Sex immer den Kürzeren.“

„Wow“, entgegnete sie und verdrehte die Augen. „Kein Wunder, dass in deiner Gegenwart reihenweise die Schlüpfer fallen. Deine Worte sind die reinste Poesie.“

„Willst du mir damit sagen, dass dein Schlüpfer praktisch auch schon gefallen ist?“

Sie sah ihn erst ungläubig, dann verblüfft an. Schwindendes Sonnenlicht traf ihn, streichelte ihn mit goldenen Strahlen und ließ ihn beinahe übermenschlich schön aussehen. Überirdisch. Erneut verspürte sie in ihrem Innersten diesen sehnsüchtigen Schmerz.

„Der Tag, an dem mein Höschen für dich fällt“, sagte sie ohne jede Schärfe in der Stimme, „ist der Tag, an dem ich hinter einen der Gartenschuppen gestellt und erschossen werden möchte.“

„Weil du weißt, dass du mich danach nie wieder haben wirst, und weil du mit dem Verlust nicht leben kannst?“

Sie schnaubte verächtlich, dennoch bezauberte sein schräger Sinn für Humor sie irgendwie.

Nein. Nicht irgendwie. Beck wusste genau, was er tat, was er sagen musste.

„Ja“, erwiderte sie trocken. „So etwas in der Art.“

Seine goldenen Augen funkelten belustigt und seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Also gut. Ich verspreche dir, es so schnell und schmerzlos wie möglich zu machen.“

Wie nett. „Noch mal kurz zurück zum Anfang. Vorhin hast du mich angesehen, als würdest du mich kennen. Außerdem hast du angedeutet, dass du nach mir gesucht hast. Warum?“

Schlagartig war die Belustigung aus seinen Augen verschwunden. „Womöglich verwechselst du Schock mit Vertrautheit.“

Sie hatte vielleicht keine überragende Menschenkenntnis, aber sie besaß sie. „Die beiden sind so weit voneinander entfernt, dass sie sich nicht verwechseln lassen.“

„Du findest den Gedanken, dass du mich getroffen und mich wieder vergessen hast, also plausibler?“

Tja. Der Einwand war nicht ganz von der Hand zu weisen.

Als sie die Bäume hinter sich ließen, erblickten sie Tawny. Die junge Frau wartete auf der Veranda. Sie stützte sich auf der Brüstung ab, in die die Initialen H. G. geschnitzt waren, und drückte mit den Oberarmen unauffällig ihre Brüste zusammen. Als hätte sie in der Hinsicht wirklich Unterstützung nötig. Die Frau war klein und kurvig, verglichen mit ihr, der mädchenhaften Harlow, ein fleischgewordenes Pin-up-Girl.

Tawny kniff ihre stahlgrauen kühlen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zischte wie eine Schlange kurz vor dem Angriff: „Ich hatte gehofft, einen Albtraum gehabt zu haben.“ Eine Windböe hob Strähnen ihrer rockigen Frisur an, als sie die Stufen hinunterlief, um ihnen entgegenzukommen. „Aber nein. Du bist es wirklich. Die Leibhaftige.“

Harlow schwieg. Die früher einmal übergewichtige Tawny war auf der Schule Zielscheibe ihrer Grausamkeiten gewesen, also akzeptierte sie die Beleidigung. Sie hatte es nicht anders verdient.

Rückblickend wusste sie, dass es keine Entschuldigung für all die verletzenden Dinge gab, die sie zu den anderen gesagt hatte. Der tyrannische Vater? Der Wunsch, sich selbst besser zu fühlen? Ach, bitte.

Zumindest hatte sie am Ende die gerechte Strafe bekommen.

Unwillkürlich rieb Harlow über die Narben an ihrem Oberkörper – Beweise dafür, dass sie innerhalb eines winzigen Augenblicks von der Tyrannin zum Opfer geworden war.

Beck legte einen Arm um ihre Taille. Die Berührung wirkte wie ein elektrischer Impuls, der durch ihren Körper jagte und sie aus ihren Gedanken riss. Tawny bemerkte die Geste und fluchte.

Harlow wollte einen Schritt zur Seite machen, weg von dem Playboy. Wenn es darum ging, die Sünden ihrer Jugend wiedergutzumachen, konnte sie Tawny nicht viel geben. Doch sie konnte ihr zumindest das Feld überlassen, wenn es sich um die Aufmerksamkeit der bekanntesten und berüchtigtsten männlichen Schlampe der Stadt handelte.

Es gab nur ein Problem. Beck wollte sie offensichtlich nicht loslassen, sondern nutzte seine gut ausgebildeten Muskeln, um sie festzuhalten. Der Kontakt ihrer Körper brachte Harlow aus der Fassung – sie spürte augenblicklich nicht zu leugnende und beinahe unerträgliche Verzückung, ein Hochgefühl.

Jetzt reiß dich mal zusammen, Glass.

„Wenn du schlau bist“, sagte Tawny zu Beck, „schneidest du ihr die Schlangenzunge raus und lässt sie am Straßenrand liegen, wo sie verbluten kann.“

Autsch.

„Vielleicht später“, entgegnete er. „Im Moment haben sie und ich etwas Wichtiges zu besprechen.“

An der Treppe blieb er kurz stehen und legte den anderen Arm um Tawny. Die Blondine fauchte förmlich, sie wollte anscheinend in keinster Weise mit ihr in Verbindung stehen.

Na schön. An der Tür löste Harlow sich aus Becks Umarmung, indem sie so tat, als wollte sie ihre Sandalen zuschnüren – die allerdings keine Schnürsenkel hatten.

Beck, der sich als äußerst stur erwies, wartete, bis sie sich erhob, zog sie wieder an sich und führte sie in die Küche.

„Bleib hier“, sagte er zu ihr und warf ihr einen eindringlichen Blick zu. „Falls du versuchst wegzulaufen, werde ich dich schnappen. Und was dann passiert, wird dir nicht gefallen.“

Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. „Soll das eine Drohung sein?“

„Süße, das ist ein Versprechen. Ich werde so schnell Sheriff Lintz an der Strippe haben, dass dir schwindelig wird.“

Sheriff Lintz hatte allen Grund sie zu hassen. In der zehnten Klasse hatte sie seinen Sohn öffentlich abserviert – und das nicht auf die nette Art. „Ich bleibe“, versprach sie.

Während er die protestierende Tawny durch den Flur schob, konnte Harlow die gedämpfte Unterhaltung zwar nicht verstehen, aber trotzdem mitbekommen, wie Tawny jammerte und wie Beck sie beruhigte. Dann hörte sie etwas deutlicher, wie er sagte: „Warte hier.“

Eine Tür fiel ins Schloss. Schritte erklangen. Er kam um die Ecke gebogen, betrat die Küche und blieb an der Anrichte stehen. Dort legte er die Hände auf die Arbeitsplatte. Sein Blick war auf sie gerichtet, Harlow konnte die Hitze spüren.

Mit der Zungenspitze strich sie sich über ihre mit einem Mal trockenen Lippen.

„Also dann“, sagte er. „Jetzt kommt der Teil, wo ich keine tausend Fragen über das Wie und Warum stellen muss – denn du wirst mir alles freiwillig erzählen. Sonst passiert was.“

2. KAPITEL

Beck hätte lieber ein Springseil aus seinem Dünndarm gedreht, als eine Veränderung zu akzeptieren. Veränderungen waren scheiße. Selbst der Umzug nach Strawberry Valley, Oklahoma, vor ein paar Monaten hatte für ihn eine besondere mentale und emotionale Qual dargestellt. Nur auf Drängen seiner Freunde hin, die er wie Brüder liebte, hatte er es überhaupt durchgezogen.

Er musste sich noch immer einleben und an die neue Situation gewöhnen. In der Großstadt konnte er einkaufen oder in die Bank gehen, ohne belästigt zu werden. Hier blieb so ziemlich jeder, dem er über den Weg lief, stehen, um ihn um einen Gefallen zu bitten. Oder um einen Ratschlag einzuholen. Oder einfach, um nachzufragen, was er gerade so machte – als hätte die ganze Welt ein Recht darauf zu erfahren, was bei ihm so los war.

Obwohl Miss Harlow Glass sich dessen nicht bewusst war, hatte sie sein Leben schon in vielerlei Hinsicht verändert. Und das hatte nichts mit ihrem Besuch hier zu tun.

„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nichts gestehen werde.“ Sie verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Das war mein Ernst.“

Er bewunderte ihre Entschlossenheit, unter dem Druck seines eindringlichen Blicks nicht ins Wanken zu geraten. Doch jedes Wort, das sie äußerte, spürte er wie eine Liebkosung voller Sünde und Herzschmerz, die ihn tief berührte. Auf diese augenblickliche, heftige Wirkung, die diese Frau auf ihn hatte, war er nicht vorbereitet.

„Mir ist egal, was du gesagt hast, Süße. Du bestimmst hier nicht die Regeln. Ich bestimme sie.“

„Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden, oder?“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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