Brüchige Ufer - Helene Flöss - E-Book

Brüchige Ufer E-Book

Helene Flöss

4,8

Beschreibung

Breit angelegtes, in den Einzelheiten aber knapp erzähltes Panorama einer burgenländischen Familie von 1900 bis heute, Zeitgeschichte in Einzelschicksalen: Da gibt es den Auswanderer und seine tristen Erfahrungen in Amerika, das Dienstmädchen bei einer jüdisch-großbürgerlichen Familie in Wien, die eifrige und auch nach 1945 nicht "bekehrte" Sekretärin eines Gauleiters, da wird vom Umgang der Burgenländer mit ihren jüdischen Mitbürgern erzählt, von den Ereignissen rund um die Befreiung eines Außenlagers von Mauthausen, vom armen Studenten, der in den prosperierenden Sechzigerjahren zum gesellschaftlichen Aufsteiger wird. Im Mittelpunkt stehen das Erwachsenwerden eines Buben und seine seelische Befindlichkeit als Erwachsener - ein weitgehend von den früheren Verhältnissen in Familie und Gesellschaft geprägter Charakter.

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Seitenzahl: 352

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Helene Flöss

BRÜCHIGE UFER

Roman

© 2005HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7733-0

Umschlag: Benno Peter

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

Für Günter

Inhalt

Inhalt

Glossar

Verwendete Literatur

Man hatte sie schon in die Sterbekammer geschoben. In dieses schmale lichtlose Viereck, in dem sich selbst Tote fürchten. Auf den Füßen der Leiche lag die dunkelbraune Handtasche, auf dem Boden stand ein Nylonsack, aus dem Wäschestücke heraushingen.

Die Schwester hielt einen Zipfel des Leintuchs in der Hand.

„Wollen Sie Ihre Frau Mutter noch einmal anschauen?“

„Warum haben Sie mich nicht rechtzeitig gerufen?“

Gyula* kam schon das dritte Mal bei einem Tod zu spät. Die Sterbekammer seines Vaters im Wiener Spital hatte genauso ausgesehen. Wahrscheinlich sahen alle Sterbekammern der Welt gleich aus. Warum er damals wie ein Irrer durch Wien gerast war, wozu er damals rechtzeitig hatte ankommen wollen, wusste er nicht mehr.

Mit zwei Gendarmen hatte Gyula die Tür aufgesperrt. Er besaß noch immer einen Schlüssel zum Haus seiner geschiedenen Frau. Die Nachbarn hatten Karin schon seit Tagen vermisst. Die Gendarmen fürchteten sich vor Karins Hund, der sie verbellte. Gyula fürchtete sich vor der Toten, die einmal seine Frau gewesen war. Er schaute die Leiche, die zwischen Bergen von leeren Cognacflaschen unter einer Decke auf dem Boden kauerte, nicht an.

Er hatte auch seinen toten Vater nicht angeschaut und wollte seine tote Mutter nicht sehen. Eigentlich war Gyula froh, dass er nie zum Sterben beizeiten kam, sondern immer nur zum Totsein.

„Frau Regner ist eingeschlafen, hat mir die Nachtschwester bei der Dienstübergabe gesagt.“

Das mit dem Einschlafen stimmte nicht ganz. Die Nachtschwester hatte gehofft, dass Frau Regner es noch ein paar Stunden machen würde in dieser unruhigen Nacht, und sie hatte ihr den Gefallen getan. Waren in einer Nacht zwanzig Betten zu betreuen, bedeutete ein Todesfall eine zusätzliche Mühe. Erschreckendes hatten Tode hier zwar nichts mehr. Aus der Pflegeabteilung des Altersheimes trug man selten einen Greis lebend hinaus. Die Angehörigen weinten meist anstandshalber, wenn ihnen einer zusah. Und waren erlöst. Sterben störte mehr, als es erschütterte.

Sie hatte die laut röchelnde Frau Regner aus dem Zimmer geschoben. Die Bettnachbarin hatte sich über den Radau beklagt, obwohl sie nicht nur dement war, sondern auch schwerhörig.

Warum machten Sterbende meistens einen letzten, überflüssigen Lärm, bevor sie aufhörten?

„Die von vierundfünfzig links ist schon drüben“, sagte die Nachtschwester zur Ablöse.

Sie meinte die Sterbekammer. Auf dem Protokollblatt, das sie übergab, standen die Telefonnummern der Söhne von Irma Regner. Schwester Herta trank noch einen Kaffee. Währenddessen hatte Irma Regner zu atmen aufgehört. Erst nach dem Austeilen des Frühstücks fiel irgendjemandem zu fragen ein, wann denn die Söhne der Verstorbenen kämen. Da wussten die noch gar nichts.

Gyula ging mit der Handtasche und dem Nylonsack ins Zimmer Nummer vierundfünfzig.

„Darf Frau Regner schon heimgehen?“, fragte die Bettnachbarin. „Meine Tochter sagt, sie könne mich zu Hause nicht brauchen, weil niemand da sei, der mich pflegt. Dabei brauche ich eh keine Pflege. Nur kochen könnte ich für die Kinder nicht mehr.“

Als sie wusste, dass es alleine nicht mehr lange gehen würde, hatte die Mutter ihren Gyula gefragt, ob er sie zu sich nähme. Aber das war ihr mehr herausgerutscht. Es war eigentlich gar keine Frage, keine Bitte. Und als Gyula ganz ähnlich mit der erforderlichen Fürsorge antwortete, wie die Tochter dieser Frau, und von der Hauspflegerin sprach, die er schicken wollte, schämte sich Irma Regner ein bisschen und redete vom Eiskasten, der tropfte.

Der Kellner hing mehr an der Budel, als dass er an ihr lehnte. Seine Arme hatte er über dem Bauch verkreuzt. Der Kopf baumelte schief und schläfrig am Hals. Eine baufällige Erscheinung. Aus der schmalen Spalte zwischen den Lippen kam ein gedämpftes Gurren wie das Rollen ferner Züge. Die Ankömmlinge störten zu dieser mittäglichen Zeit die eingesessene Gewohnheit, die zwischen halb zwei und halb drei eine des Dösens war, der Stille und der Leere. Der Kellner hatte in den langen Dienstjahren gelernt, im Stehen zu schlafen, einzunicken. Nur gegen die wehen Füße hatte er kein Mittel gefunden. Er brauchte diese knappe Stunde nach der Mittagszeit, um einmal aus dem rechten, dann aus dem linken Schuh zu schlüpfen, und für sein Kreuz, damit es sich erholte, damit es nicht über dem Hosenbund auseinanderbrach. Er war nicht mehr der Jüngste.

Die drei Männer am Fenstertisch wertete er nicht eigentlich als Gäste. Sie waren hier eingewachsen, gehörten zum Lokal wie Kaffeemaschine und Zapfhahn. Es war nicht einmal mehr nötig, darauf zu warten, ob und wann sie ihr zweites und drittes Bier wünschten. Der Kellner hatte das seit einer Ewigkeit im Gespür, schob sich schleifend die drei, vier Schritte an ihren Tisch und wieder zurück.

Das ungebetene Paar war ganz in Schwarz, aber das besagte heutzutage nichts mehr. Jetzt glaubte der Kellner, er müsste den Herrn kennen. Es geschah immer häufiger, dass ihm Gesichter entfielen, Namen sowieso, und er hatte sich doch einmal auf sein verlässliches Gedächtnis etwas zugute gehalten. Auf diese Berufskrankheit der Kellner. Er zog ruckartig an den zerknitterten Enden seiner Weste.

„Leere Kaffeehäuser haben etwas Trauriges“, sagte Alena.

„Dieses ist dem Friedhof am nächsten“, antwortete Gyula.

Die drei Männer am Stammtisch saßen da, als warteten sie, dass der Tag verging. Und nicht nur dieser. Auf ihren Gesichtern lag die ganze langweilige dezembrige Ödnis. Der mit grobkörnigem Streusand vermischte Schneematsch knirschte schon beim Anschauen. Dichter Nebel schob sich wie ein plumpes Tier die Straße entlang. Es war, als stieße ein Maul die Schwaden stoßweise aus und verschlucke gleichzeitig Häuser und Tore und Gehsteige. Deshalb schoben die Männer ihre Köpfe kaum aus den Krägen und ließen ihre Augen nur auf der Tischplatte herumwandern.

Gyula grüßte zu den dreien hinüber. In einer Kleinstadt gehörte sich das. Sie drehten ihm kurz ihre Schädel zu und ließen ein unbestimmtes Gemurmel hören, das aus einem Rauchfang zu kommen schien.

Mit einem für diese schäbige Leere unpassenden Schwung flog die Tür auf. Als hätte der neue Gast seine grüßende Hand schon draußen in Bereitschaft gehalten, fuhr er sie flink zum Stammtisch hin aus, drehte sich soldatisch zackig zur Seite. Dann riss er beide Arme in die Luft. „Grüßgott!“, dröhnte er in einer Lautstärke, als wollte er eine ganze Stadt begrüßen. Der Mann hatte ein durchdringendes Organ, etwas Schrilles, Scharfes darin. Hätte man sich auf der Straße befunden, wäre man gewiss zur Seite gesprungen, wie man dies einer plötzlichen Sirene oder Hupe wegen tut. Die Hände zusammenklatschend und die Arme wieder emporreißend ging er auf Alena und Gyula zu. Ein überschwänglicher Mensch. Weit über den Tisch gebeugt, streckte er seine Rechte zuerst in Gyulas Richtung, besann sich, fuhr kopfschüttelnd und handschwenkend zurück, wechselte zur Frau, drückte herzhaft zu, beschrieb noch einmal einen Bogen über dem Tisch und griff nach Gyulas Hand.

„Nein, so etwas!“ Der ganze zappelnde, hüpfende, leuchtende Mensch eine einzige Freude. So vertraut waren die beiden Männer miteinander doch gar nicht.

„Wir begraben heute meine Mutter“, sagte Gyula derart unvermittelt, als wollte er den Begeisterten für eine grobe Ungebührlichkeit bestrafen.

Alena schaute in das zusammenfallende Häufchen Mensch. Der Mund zu einem unheimlichen Strich verengt, die Stirn zu einem hundertfach gefältelten Streifen geschrumpft. Er entfernte sich im Rückwärtsgang, eine windschiefe Figur, erschreckt, verstört, Unverständliches murmelnd.

Seit langem schon verfolgte Alena mit einer Art von Bewunderung die Fähigkeit gewisser Menschen, ihre Stimmung mit einer Geschwindigkeit zu wechseln, als stülpten sie das Unterfutter ihrer Jacke nach außen. Auch Gyulas Vater musste über eine ähnliche Gabe verfügt haben. Wut und Aufgeräumtheit, Stolz und Untertänigkeit, Neugier und Stumpfheit wechselte er mit dem Ein- und Austritt aus seinem Haus. Es schien, als wendete er seinen Gemütszustand mit der Uniform und sei jenseits des Torpfostens auf der Stelle bekehrt.

Der Kaffee, wider bessere Einsicht bestellt, war eine Vergeltung. Wässrig, sauer, lauwarm. Sie waren zu früh dran. Viel zu früh. Das kam sonst nicht vor. Gyula war gern säumig. Er glaubte, selbst viel weniger gern zu warten, als es derjenige tat, den er warten ließ.

Sie habe sich ans Warten gewöhnt, hatte Gyulas Mutter gesagt. Da war sie achtundachtzig. Ans Warten auf ihren Sohn.

In der Totenkapelle saßen drei alte Frauen. Eine von ihnen war eine Klosterschwester. Sie rollten in gewohnter Eintönigkeit das Ewige-Licht-leuchte-Ihr aus den Rosenkranzkugeln. Auch in der Totenkapelle fanden sich Alena und Gyula zu früh ein. In Gyula hatte die Trauer eine fiebrige Unruhe ausgelöst. Jede Verstörung wuchs bei ihm einer flackernden Geschäftigkeit zu, einem fahrigen Tatendrang. Und so antwortete er auch auf den endgültigen Stillstand, der in seinem Kopf kein Heimrecht hatte, mit Betriebsamkeit.

In das obere Drittel der Totenkapelle fielen die spitzen Federn der Zypressen. Die Kapelle war ein lichter Raum. Viel zu licht für den Tod. Viel Glas, ganze Wände aus Glas. Helles Holz. Auch der Sarg hell. Und klein. Eigentlich zu klein für einen erwachsenen Menschen.

Alena versuchte, sich Gyulas Mutter in diesem kleinen Sarg vorzustellen. Sie war, seit Alena sie kannte, irgendwie geschrumpft. Von Jahr zu Jahr schmaler geworden. Von Jahr zu Jahr kürzer, bis die überschüssige Haut nicht mehr wusste, wo sie sich noch zusammenfälteln sollte, und am Ende nur mehr lasch und fremd hinunterhing. Einzig die Augen schienen sich in dem eingefallenen Gesicht vergrößert zu haben.

Dieser Totengeruch in der Leichenkapelle kam wohl nur von den Blumen in den Kränzen, vom warmen Wachs der Altarkerzen, von den feuchten Kleidern der Beter.

Die Begräbnisbesucher traten in gemessenem Gang in die Kapelle, versuchten das Hallen ihrer Schritte auf den Bodenfliesen zu unterdrücken, stellten sich vor dem Sarg auf, verneigten sich, griffen nach dem Weihwasserwedel, führten ihn mit unschlüssigen Bewegungen über den Sargdeckel. Einige bekreuzigten sich. Dann nickten sie zu Gyula hinüber, auch zu Alena.

Gyula drehte sich mehrmals nach den hinteren Bankreihen um. Was für eine kleine Leich. Ein paar Monate nach der Pensionierung war er also schon niemand mehr. Niemand, den man noch suchte, den man noch brauchte, der einem noch von Nutzen sein konnte oder von Schaden.

Eine Sängergruppe samt Chorleiter stellte sich neben dem Altar auf, beauftragt vom Leichenbestattungsunternehmen, das die Beerdigungszeremonie ausrichtete. Wahrscheinlich waren auch die Beterinnen bestellt, die mit ihrem Herr-gibihr-die-ewige-Ruhe noch nie ausgesetzt hatten und in das jetzt auch einige der Begräbnisteilnehmer einfielen.

Für Gyulas Mutter gab es keine Beweinerinnen. Sie hatte nicht einmal eine Totenwache gebraucht. Leichenhüterinnen waren überflüssig geworden. Wer stahl heutzutage noch Seelen.

„Der Pfarrer dürfte endlich kommen“, flüsterte Gyula.

Alena wollte sich in ihren Gedanken nicht hetzen lassen. So lange war ihre Schwiegermutter auf der Welt gewesen, da durfte man sich mit dem Weggehen schon etwas Zeit lassen, auch wenn die Tote dort, wo sie herausgestorben war, kein Loch zurücklassen würde. Auch wenn keiner da sein würde, der, sobald ihr Name fiel, nachdenklich innehielt. Ein jeder wurde jetzt eben rasch ersetzt. Man ertrug keine Lücke mehr. Nicht einmal eine Baulücke, die man mit parkenden Autos auffüllte, bis so schnell als möglich das neue Haus stand. Der Mensch schätzte es nicht mehr, dass von Gewesenem Zeichen blieben. Er zog es vor, dass Spuren geschickt und geschwind verwischten. Alena hatte eine Scheu davor, Vergangenes einfach wegzuräumen. Sie war ein Jahrtagmensch. Der alte Brauch, das Gedächtnis eines Toten zuerst nach sieben Tagen zu begehen, dann vier Mal sieben Tage später und schließlich nach einem Jahr und dann unzählige Jahre hindurch, entsprach ihr.

Zwei Kränze. Mit gelben Rosen der eine, mit Nelken und Gerbera der andere. Sie hingen links und rechts des Sarges an der Wand. Keine Kerzen. Auf der weißen Schleife des Kranzes mit den Nelken stand in goldenen Buchstaben: Deine Schwester Rosy. Auf der Schleife des Kranzes mit den Rosen die Namen der beiden Söhne. Alenas Name fehlte. Er fehlte auch auf der Todesanzeige. Ein schwarz gerahmtes Blatt mit Friedrich Hölderlins: „Weh mir, wo nehm ich, wenn es Winter ist, die Blumen ...“ Niemand hatte Alena eingeladen, sich auf die Kranzschleife oder die Todesanzeige setzen zu lassen, mit einem: Deine Schwiegertochter oder einfach nur: Alena.

Es war die dritte Todesanzeige, die Gyula verfasste. Die erste hatte seinem Vater gegolten, die zweite seiner vereinsamten geschiedenen Frau. Für sie hatte er Rainer Maria Rilke gewählt: „Denn wir sind nur die Schale und das Blatt ...“.

Die Kälte zog vom Boden herauf. Alenas Stiefel hatten eine dünne Ledersohle. Das Stehen fiel ihr schwer. In der ersten Reihe. Fußfrei, sozusagen. Nahe am Altar. Zu nahe. Zu nahe am hellen, kleinen Sarg. Aber diese bescheidene Sühne war sie der Toten schuldig.

„Setz dich doch!“ Gyula berührte Alenas Ellbogen.

Die Begräbnisteilnehmer füllten die hinteren Bankreihen auf, die wenigen, und sehr schütter.

Die Verwandtschaft, die Alena noch nie zu Gesicht bekommen hatte, würde Gyulas sonderbare Frau beobachten. Nachhaltig. Ungestört. Alena spürte sie im Rücken, diese musternden Augen. Vor allem die musternden Augen der Tante Rosy.

„Deine Alena soll eine Gnädige sein, eine Comtesse, oder sonstwas von Adel“, hatte sie einmal spöttisch zu ihrem Neffen gesagt.

Der Spitzname war Alena geblieben. Comtesse.

„Deiner Comtesse wird es hier bei uns wohl zu minder sein.“ So hatte Gyulas Mutter ihre Beleidigung darüber ausgedrückt, dass Alena kaum einmal in ihrem Haus zu Gast war.

„Sag ihr doch, dass ich mich nirgendwohin gern einladen lasse, Gyula.“

„Wozu?“

Gyula erhob sich wie erlöst von dieser unbarmherzigen Kirchenbank. Es ging endlich los. Der Pfarrer zog ein. Langsam, würdig. Die Beterinnen verstummten. Der Chorleiter tastete ein paarmal das Keyboard auf und ab, drehte sich zu den Sängerinnen um, dirigierte, sang mit verfehlter Inbrunst. Eine gemeine Stimme, schrill, schneidend und viel zu laut. Eine Schlagersängerstimme.

Und Alena weinte. Mindestens so verfehlt, wie der Dirigent sang. Aber sie weinte auf jeder Beerdigung, auf jeder Hochzeit. Sie wagte nicht, auf die linke Seite hinüberzuschauen, sich zu überzeugen, dass Männer noch immer nicht weinten.

Unter dem Chorrock des Pfarrers schauten dicke Stiefel heraus. Unter den weißen Ärmeln die dicken Ränder einer schwarzen, wattierten Jacke. Er wusste, was man Ende Dezember auf einem Begräbnis trug. Er sprach salbungsvoll. Es gehörte zu seinem Amt. Wenn er die Arme betend auseinanderbreitete, zitterten seine Finger leicht.

Auch die Hände von Gyulas Mutter hatten gezittert. Alena hatte diese Hände nie anders als zitternd gekannt. Sie käme nicht zum Essen, sagte sie, sie schäme sich ihres Zitterns. Zu behaupten, sie habe die Absage ihrer Schwiegermutter bedauert, wäre erlogen gewesen. Aber dass sich Irma Regner schämen musste, das sollte nicht sein. Später einmal schlug sie eine Einladung deshalb aus, weil sie keine Haare mehr hatte und sich wieder schämte, kahlköpfig, wie sie geworden war. Dabei trug sie doch ganzjährig ein Tuch, auch im Haus. Hier trugen alle alten Frauen Kopftücher. Früher waren es weiße oder schwarze gewesen, an Sonntagen Blaudrucktücher, dann farbige. Gedeckte Farben.

Es gab ein Foto von Gyulas Großmutter und deren Nachbarin. Alena liebte dieses Bild. Darauf hatte die Großmutter eine bodenlange, schwarze Schürze um, trug eine weiße Bluse und darüber ein tief in die Stirn gezogenes schwarzes Kopftuch. Die Nachbarin hatte dieselbe Schürze in Weiß, dieselbe Bluse in Schwarz, dasselbe Kopftuch in Weiß. Sie erinnerten an zwei seitenverkehrte Vögel. Die großen Brüste hingen den beiden schwer über den Schürzenbund. Die zwei alten Frauen hielten sich an den Händen.

Aber es war wohl gar nicht die Scham, die Irma Regner von einem Besuch abhielt, sondern viel eher die Fremdheit oder der Abstand, den die Comtesse aufbaute. Alena konnte einfach nichts Liebenswertes an ihrer Schwiegermutter finden, außer ihrem Alter. Ein unerklärliches, beinahe unberechtigtes Mitleid zwang sie dazu, Gyulas Mutter anzurufen. Einmal in der Woche. Zumindest dieses eine Mal in der Woche. Irma Regner bedankte sich immer für das Gespräch. Das Reden tat ihr wohl. Alte Menschen brauchen einen Zuhörer. Aber Alena musste am Morgen erst einen sturen Vorsatz fassen, bevor sie sich um Mittag dazu überwand, Irma Regners Telefonnummer zu wählen. Es kam nichts Erfreuliches, nichts Gelöstes, nichts beiläufig Erzähltes von dieser Greisin. Alena verspürte eine fast körperliche Abwehr dagegen, Irma Regner als Ablageplatz für all ihren angesammelten Hader mit der Welt zu dienen, für ihren Vorwurf gegen das Leben, für alle Klage über die tote Verwandtschaft und die lebende. Alena hatte geglaubt, das Alter würde mild machen, versöhnt. In ihrer Welt habe nur Gyula gezählt, er allein, Meinbub, sagte Irma Regner drei Tage vor ihrem Tod. Ein spätes Bekenntnis. Eines, das schwer wog.

Die Anwesenden antworteten dem Pfarrer: Und-mit-deinem-Geiste oder Amen oder Das-ewige-Licht-leuchte-Ihr. Gyula antwortete nicht.

Der Pfarrer war einer seiner Mitschüler aus dem Gymnasium. Aus diesem Gymnasium, in das Gyula gar nicht gepasst hatte. Bis heute wusste er nicht, wie er in dieses Gymnasium geraten war, der schlechte Schüler und faul dazu. Der Vater hatte ihn einfach dem Sohn des Trafikanten nachgeschickt, dem Buben des Weinhändlers, und Gyula wäre in Verlegenheit gekommen, hätte er einen unter den Volksschülern angeben müssen, dem er lieber gefolgt wäre als einem anderen.

„Kannst Csismenmacher* werden wie dein Onkel, der Hungerleider in Bildein“, schimpfte der Vater, wenn sein Sohn wieder einmal mit einem „Fleck“ nach Hause kam.

Dieser Csismenmacher war Gyulas Taufpate, der schließlich kein Schuster und Hungerleider mehr sein wollte und als Fünfzigjähriger nach Amerika auswanderte.

„Kannst Csismenmacher werden, du Nichtsnutz.“

Wie oft hatte der Vater diesen Schimpf wiederholt. Wie oft hatte die Mutter ihren Buben gegen alle Vorhaltungen verteidigt, alle seine Verfehlungen gerechtfertigt, ihn vor den Schlägen des Vaters geschützt.

„Meinbub“, sagte sie. „Er wird nicht bestraft, Meinbub.“

Immerzu Meinbub, Meinbub, Meinbub. Und der Vater raste.

Wer vermochte Ahnung, Erinnerung, Erzähltes noch auseinanderzuhalten in dieser lange versunkenen Zeit. Vielleicht konnte Gyula deshalb nicht beten, weil er zurückdenken musste.

Schon seit Tagen verfolgte man in Schallenbach die stählernen Schwalben über dem See, die feurigen Blitze der Raketen in der Nacht, hörte man das Dröhnen in der Luft, spürte das Zittern. Und dann brannte Sopron. Die Schallenbecker fürchteten sich vor dem Feuerschein am Nachthimmel, den Rauchsäulen untertags, die kerzengerade wie an Linealen emporwuchsen. Das Zollhaus war kein sicherer Ort mehr.

Mit den Kindern aus der Nachbarschaft sammelte Gyula Spielzeug ein: Flugblätter, Silberstreifen, die kleinen Propeller der Bomben. Die Mutter musste ihren Buben jetzt viel allein lassen. Die Frauen der Beamten des Zollhauses wurden nicht mehr geschont. Die Bauern, nein, die Bäuerinnen im Ort hatten ein Anrecht auf Mithilfe in Feld und Acker. Kroatinnen sind tüchtig, gottergeben. Auch ohne Männer verzweifelten sie auf ihren Höfen nicht. Sie suchten sich die Weiber aus, von denen sie sich eine entsprechende Mitarbeit erwarteten. Dabei verließen sie sich in ihrer Wahl auf das Aussehen der Hände. Breite, grobe, schrundige Hände versprachen ein sicheres Zupacken. Irma Regner wurde gern und oft ausgesucht. Die Bäuerinnen redeten untereinander kroatisch und zu Irma mit den Händen deutsch. Die Feldarbeit fiel Irma leicht. Die Kost war reichlich und deftig. Wenn nur der Bub nicht gewesen wäre. Meinbub. Die Sorge um ihn.

Züge von Flüchtlingen kamen auf ihren hoch aufgepackten Planwägen daher, von Kühen gezogen. Dahinter Kälber, Schweine. Hühner und Gänse in Käfigen. Auf Schragln und Leiterwägen das Futter für das Vieh. Stumm saßen die Frauen da, aufrecht wie Denkmäler. Sie rochen nach Angst und Armut, hatten streng zurückgekämmtes Haar, schwarze Lücken zwischen den Zähnen, irrende Pupillen. Ganz alte Männer führten die Kuhgespanne mit knochigen Fäusten an ausgedörrten Handgelenken. Kinder liefen daneben her. Durchsichtige, gelbgesichtige Kinder, barfuß oder in derben Schuhen.

Die Geschütze grollten immer näher. Die Russen kommen!

Es war, als riefen sie: Die Welt geht unter. Die Weiber im Dorf liefen von der einen zur anderen. Berieten sich. Irma Regner war fremd hier. Die Zöllnerinnen über und unter ihr waren es genauso. Ihre Männer waren im Krieg. Im Zollhaus waren Offiziere einquartiert und sonstiges Militär.

Gyula schaute aus dem Fenster in den Garten hinunter. Eine Gruppe Soldaten saß im Gras. Sie redeten kein Wort. Sie hielten ein kleines glänzendes Silberschiffchen unters Kinn, stocherten etwas daraus in den Mund, fingen dicke Tropfen mit den Zungen auf, tunkten schließlich Brotstücke hinein, die sich gelb färbten. Sobald die Soldaten weg waren, lief Gyula hinunter, sammelte die Silberschiffchen ein, roch daran. Dann brachte er eines davon seiner Mutter.

„Ölsardinen“, las sie von der Blechdose. „Das sind Fische, Bub.“

Der Vorstand oder Kapo des Zollhauses war einer von der SS. Er brachte Frau Regner die Depesche. Der Befehl aus der Gauhauptstadt ordnete an, Frau Irma Regner und ihren Sohn mit dem nächsten Flüchtlingstreck gegen Westen zu schicken. Der nächste Flüchtlingstreck kam nach einer halben Stunde. Achtzig Wägen, einer hinter dem anderen, zweihundert Menschen oder dreihundert. Alte Männer, Großmütter, Frauen mit Säuglingen, Spinnräder, Plutzer, Vogelkäfige, Petroleumkannen, Multern, Ersatzreifen, irdene Häfn, Akkordeons, Reitern, Kuckucksuhren, Hunde und Katzen.

Zwei Koffer hatte Irma Regner zusammengepackt, Mathias Regners Jagdgewehre in den Keller geworfen. Jahrelang würde der Vater seinen Gewehren nachweinen, der leidenschaftliche Jäger, den man um sein Bestes gebracht hatte.

Der Bub wollte nicht weg von seiner Freundin, der Else aus dem oberen Stock mit der schönen Schleife im Haar, die eine Puppe hatte, die er manchmal halten durfte, eine Puppe mit richtigen Wimpern und rollenden Augen darunter. Dann war das Abenteuer mit den Koffern und den vielen Menschen und Tieren, den Planwägen und der Kinderschar doch eine verlockende Aufregung.

Befehl aus der Gauhauptstadt. Irma Regner wusste, wer die Order geschickt hatte. Ihre Schwester Rosa arbeitete in der Personalabteilung der Gauleitung. Sie hatte Beziehungen nach allen Seiten. Sie hatte immer Beziehungen nach allen Seiten gehabt. Sie war im Leben auf die Butterseite gefallen. Sie war etwas geworden. Nicht nur Beamtin in der Gauleitung. Auch persönliche Sekretärin des Gauleiters. Sie saß in seiner Villa und verfasste Briefe und anderes mehr. Sie hatte das Personal unter sich. Das Beamtenpersonal. Sie hatte immer alle um sich herum unter sich gehabt. Sie konnte sich die Leute aussuchen, die sie für ihre Zwecke einzuspannen beabsichtigte. Jetzt war der Zweck die Errettung ihrer Schwester und ihres einzigen, vierjährigen Neffen vor den Russen.

Tiefflieger über den Köpfen des Flüchtlingszuges. Feindlicher Beschuss. Schreien und Weinen ringsum. Blut von Verletzten, Toten. Kreischende Mütter, winselnde Kinder, Gebrüll der wildgewordenen Kühe und Kälber. Woher der Hinweis kam, dass es unterhalb des Dorfes, nicht weit von der Straße, Erdbunker gab, wusste hinterher niemand mehr. Alles rannte und kroch und stolperte diesem Dorf zu, diesen Erdbunkern.

Irma Regner zerrte am Arm ihres Buben. Jetzt lauf doch! Gyula aber war steif wie ein Stück Holz. Vor Entsetzen konnte er weder gehen noch weinen. Nicht einmal mehr atmen. Er stand einfach wie eingewurzelt da und riss die Augen auf. Der Fluchtweg führte über ein Bächlein, ein Rinnsal eher, und Gyula rührte sich nicht vom Fleck. Irma Regner schleifte das Kind hinter sich her wie einen Mehlsack. Durch das Wasser durch. Hinein in dieses Erdloch, vor dessen Finsternis Gyula endlich zu schreien anfing. Sie legte sich halb über ihren Buben, um ihn zu wärmen, zu beruhigen, zu bewahren, ihm die Augen vor den Leichen der erschossenen Flüchtlinge zuzuhalten. Meinbub!

Drei Tote im Flüchtlingszug. Sie lagen vor den Bunkern. Zwei Frauen, ein Kind. Man begrub sie im Dorf. Nach dieser Nacht unter der Erde zog der Treck weiter. Das mitgeführte Heu war aufgebraucht. Auf den Wiesen stach noch kein Grashalm heraus. Die Tiere rannten verzweifelt in Haufen hin und her.

An der Enns stockte der Zug. Die Flüchtlinge gingen ratlos um ihre Planwägen herum, spannten die Kühe aus, denen vom endlosen Ziehen auf diesen harten Straßen Eiter aus den Milchzitzen über die Klauen rann.

Ein Motorrad tauchte auf, umrundete die Wartenden. Die Kunde ging von Mund zu Mund. Unter Hunderten von Menschen suchte man Frau Irma Regner und ihren Sohn. Der SS-Mann hielt den beiden den Verschlag des Beiwagens auf. Die Flüchtlinge schauten ungläubig, versteinert, ergeben.

Wieder eine Order aus der Gauhauptstadt. Die Organisation der Gauleitung lief auch noch in dieser wirren Zeit wie geschmiert.

Der SS-Mann hielt in Abwinden. In Abwinden wohnte Rosas Verwandtschaft. Nach Abwinden kam der große Krieg nicht. Nur die Kriegshäftlinge, Juden vor allem. Sie wurden in den Lagern von Gusen eins und zwei, die dem Mauthausener Konzentrationslager nur an Größe nachstanden, zu Tode geschunden. Meinbub aber war gerettet. Meinbub schupfte auf dem Dorfplatz Kreuzerl, trieb Csigall, später schwamm er in der Gusen, schaufelte mit den kleinen Zehen den warmen, weißen, schlammigen Sand von einem Füßchen über das andere, ging in den Kindergarten, war wieder einmal unter lauter großen Menschen, großen Frauen vor allem. Wie im Schallenbecker Zollhaus.

„Hast du uns vielleicht gerettet?“, schrie Irma Regner ihren prügelnden Mann an.

Es war immer dasselbe. Immer derselbe Vorwurf. Immer derselbe Anlass.

„Meinbub hat fünf Jahre seines Lebens überhaupt nichts von einem Vater gewusst.“

Und weil Mathias Regner dafür nichts konnte, und weil dieser Meinbub auch im sechsten und allen nachfolgenden Jahren von seinem Vater nichts hätte wissen sollen, schlug Mathias Regner zu. Ratlos, ausgeliefert, desperat.

Der Pfarrer sprach ein paar fromme Worte, die nicht im Messbuch standen. Er sagte recht vorsichtig, es gäbe außer Friedrich Hölderlins „Weh mir“ auch noch ein Seligkeitsversprechen, eine Auferstehung und ein ewiges Leben. Dann betete er innig für das Seelenheil der Verstorbenen.

Die Verstorbene war keine Beterin. Einfache alte Menschen, einfache alte Frauen vor allem beteten doch für gewöhnlich. Die gingen in die Kirche, sagten ein Tischgebet. Die opferten ihr beschwerliches Leben dem lieben Gott auf. Irma Regner nicht.

„Was soll ich unter diesen Pharisäern“, hatte sie gefragt, „die sich Sonntag für Sonntg an die Brust schlagen, um dabei auf ihre Untadeligkeit zu pochen.“

Während der Wochen im Pflegeheim setzte sie sich ab und zu in die Rosenkranzrunde am Gangende, auf dass die Zeit vergehen möge. Auf dass der Tag eine Einteilung bekäme, und weil ihr im beklemmenden Warten auf den letzten der Tage nichts anderes mehr blieb.

Zwei kleine Mädchen machten Messdiener. Noch immer trugen Ministranten diese weißen Chorröcke mit schwarzen Mantillen. Das glatte dünne Haar der Jüngeren lag wie Stroh auf dem schwarzen, übertrieben großen Kragen. Die Ältere war kurzhaarig, dunkel, und langweilte sich ein bisschen, während die Kleinere in ehrwürdiger Getragenheit und doch beflissen ihr Amt ausübte. Sie hatte eine Brille. Darunter zuckten nervös Augenlid und Nasenwurzel. Auch die Ministrantinnen waren für das winterliche Begräbnis gerüstet. Die klobigen blauen Stiefel aus gepolstertem Kunststoff stachen unschön von den spitzenbesetzten Säumen der Chorröcke ab.

Mit entschiedenem Ruck bewegte die Ministrantin die Drillingsglocke einmal kräftig nach vorn, auf dass es ordentlich tönte und nicht etwa nur kindisch bimmelte.

Während der Chor ein Lied an das andere hängte, standen die beiden Mädchen wie Säulen da. Den Dienst am Altar versahen sie gemessenen Schrittes, voll andächtiger Schwere. „Lieb“, sagte Alena.

In Gyula aber nagte die Enttäuschung über die kleine Leich seiner Mutter.

„Wo sie doch über fünfzig Jahre hier gelebt hat“, sagte er. „Wo sie doch alle gekannt haben.“

„Wenn man eine schöne Leich haben will, muss man jung sterben oder in einem kleinen Nest, wo das ganze Dorf auf eine Beerdigung geht wie auf einen Kirtag.“

Später würde Alena nach dem Begräbnis von Gyulas Vater fragen.

* häufiger ungarischer Name (sprich: Djulå), deutsch: Julius

* Wenig bekannte lokale, umgangssprachliche oder Dialektausdrücke werden bei ihrem ersten Vorkommen im Glossar ab Seite 250 erklärt. Im Text ist dies nicht gekennzeichnet.

Mathias Regner hatte zwar nur halb so lange in dieser Stadt gelebt wie seine Frau, aber damals hatten die Menschen noch Zeit, einen der Ihren zu verabschieden. Damals gebot es der Anstand, oder auch nur der Brauch, hinter dem Sarg eines Nachbarn herzugehen. Damals war man auch noch benachbarter als heute. Und im Übrigen war ein Eich- und Vermessungsbeamter ja ein honoriger Mensch, fast eine Größe im Ort, wenn auch eine kleine.

Mathias Regner war ein gesuchter Gesellschafter, überhaupt ein netter Mensch, einer, wie sie nur im Süden des Landes wuchsen. Weder Winzer noch Händler oder Landwirte hatten ihn gefürchtet, weil er das rechte Maß zwischen Korrektheit und Nachsicht hielt. Das zugesteckte Fläschchen, die über den Ladentisch geschobene Schachtel Zigaretten waren keine Bestechung, sondern eine Anerkennung für den handsamen Staatsdiener. Er kannte das ganze Städtchen, und das ganze Städtchen kannte den Eich- und Vermessungsbeamten, der zuerst auf dem Fahrrad, dann auf dem Roller, schließlich im bescheidenen Citroën seinen Dienst abfuhr.

Nach der Pensionierung würde er zurück in den Süden ziehen, malte er sich aus, in sein Heimatdorf, das auch Irma Regners Heimatdorf war, von dem sie aber nichts mehr wissen wollte. Es sollte ein verfehltes Ansinnen werden. Ein Unwohlsein, eine Erschöpfung ohne Grund, ein Widerwillen gegen Fleischgerichte, und der Röntgenarzt fand in Mathias Regners Lunge ein Geschwür, groß wie ein Kindskopf. Der Chirurg hob die Schultern.

Dazu hatte sich Gyula schon durchgebissen, dass man nicht die Waffen streckte, auch nicht vor einem Feind, der sich nicht mehr angreifen ließ.

Und so schnitt der Chirurg und nähte wieder zu.

In dem Sterbekammerl verzweifelte Gyula über einen Vater, den er nicht hatte lieben dürfen, aber doch von klein auf unbestimmt bedauerte, für den er in der Seele oft genug Partei ergriffen, aber nie gewagt hatte, sich zu ihm zu bekennen. Er schaute in diese strengen Augen, die damit beschäftigt waren, sich beim Sterben zuzusehen. Er schaute auf diesen Mund, aus dem sich ein verschämtes, fast kindliches Lächeln quälte. Er schaute auf dieses Gesicht, das unerreichbar geworden war. Er wusste es erst jetzt: der traurigere der beiden war sein Vater gewesen, obwohl die Mutter eine Diagnose hatte und ihre Depression in der Nervenheilanstalt behandelt wurde.

Der Tod deckt alles zu, heißt es, aber Mathias Regner starb unversöhnt, und seine Witwe blieb unversöhnt zurück.

„Sag ihr, dass ich sie nicht sehen will.“

Mit letzter Anstrengung herausgeräusperter Befehl. Und mit Nachdruck. Begleitet von einem flehentlichen Blick, der unter dem wilden Gestrüpp der Augenbrauen herausstach.

Den Auftrag des sterbenden Vaters, der nach diesen Worten nicht mehr klar reden würde und auch seinen Sohn nicht mehr erkennen, brachte Gyula seiner Mutter schonend bei. Es wäre nicht nötig gewesen.

Gyula erzählte nicht von seines Vaters Begräbnis. Er erzählte von dem seines Großvaters. Dem Vater des Vaters.

Gyula war gerade acht, und die Fahrt ins Dorf dauerte fünf Stunden in diesem klapprigen Bus mit den unzähligen Haltestellen, wo der Fahrer oft willkürliche Pausen einlegte, weil er wusste, dass der eine oder der andere zusteigen würde, aber zu lange auf das Würstel mit Saft hatte warten müssen und jetzt mit einer Handbewegung aus dem Wirtshausfenster andeutete, es würde nicht mehr lange dauern. Ab und zu überlegte es sich der Fahrer auch anders und entschloss sich, dem verspäteten Esser bei einem Achtel Roten ein bisschen Gesellschaft zu leisten, bevor er weiterfuhr.

Aber was war schon eine Busreise von fünf Stunden. Die Töchter des Großvaters hätten wohl gesagt, eine Entfernung von hundertzwanzig Kilometern sei immer noch eine Nachbarschaft. Gisela und Pauline lebten in Chikago und in New York. Sie gedachten ihres Vaters über das große Wasser hinweg. Der hätte das gut verstanden. Der hätte ihnen die Abwesenheit auf seinem Begräbnis nicht übelgenommen. Er kannte New York. Er kannte den weiten Weg von hier bis nach Amerika. Er war ihn in seinem Leben zweimal gegangen. Das erste Mal 1905. Damals wäre er gern wieder umgekehrt, zurückgegangen, heimzu, zu Fuß, hätte es einen Feldweg über den Ozean gegeben. Da war er schon ein zweites Mal verheiratet. Da hatte er schon zwei Kinder aus zweiter Ehe. Ein junger Bräutigam war er gewesen, fünfundzwanzig erst, und ein Jahr später ein junger Witwer. Jung auch seine zweite Frau, neunzehn und frisch, mit einem schönen, großen Gesicht wie ein Tal, in dem sich seine Augen gern ausruhten.

Ein Taglöhner kann sich schon der Kinder zwei kaum leisten, und von einer gesunden Frau gibt es mit den Jahren doppelt so viele und mehr. Auch des Armen Glück war und blieb arm. Michael Regner wurde über dem Kommenden ein bisschen bang.

Der Striny János, in dessen Familie einer seiner Söhne einmal einheiraten würde, war Viehhändler und Fuhrwerker. Wenn er aus Körmend herüberkam, erzählte er gern von dem großen Segen, der den ungarischen Auswanderern in Amerika widerfahren war, von den Äckern und Wiesen, die sie mit den Dollars kauften, den Häusern, die sie bauten, kehrten sie nach ein paar Jahren wieder zurück. Auch aus der Oberwarther Sonntagszeitung war einiges zu erfahren. Am aufmerksamsten las Michael Regner nach dem Kirchgang die Zuschriften und Berichte ausgewanderter Landsleute und ließ über der Versunkenheit in dieses Goldland schon einmal eine Kartenpartie im Wirtshaus fahren. Mit Miscellen war die Seite überschrieben, die er zuerst aufschlug. Da erfuhr er dann, dass es nicht nur hohe Löhne gab in Amerika, sondern auch hohe Steuern und hohe Preise für all das, was einer zum Leben brauchte. Er las auch von den großen Anforderungen, die man an die arbeitenden Einwanderer stellte, von Entlassungen und Streiks, argen Kämpfen zwischen Einheimischen und Zuwanderern und vom seltsamen Leben, das die Amerikaner führten. Das erschreckte ihn ein wenig. Die Frauen, so ging die Rede, ließen sich dort gewohnheitsmäßig scheiden und hätten ihren Männern schon lange den Gehorsam aufgekündigt. Das würde er daheim nie erzählen. Seine Malinka würde das auch gar nicht verstehen, dass er irgendwo hinwollte, wo eine derartige Unzucht herrschte. Da hielt er sich lieber an die Geschichten. Vom Gänsemarkt nach Amerika hießen sie und waren beinahe schon Märchen, wie jenes vom reichen Pächter, der seinen Hund testamentarisch bedachte.

Aus dem Komitat, stand über der Nachricht, aus der er einmal von den Männern erfuhr, die auf Amerika hineinwollten, aber schon in Wien wieder umkehren mussten, oder noch ärger, in Wien sogar inhaftiert wurden, weil sie nämlich militärpflichtig gewesen wären. Auf offener Strecke hatten die Gendarmen den Zug angehalten und sich die unrechtmäßigen Abwanderer herausgeholt. Aber neben diesem Bericht, oder war es ein bisschen darunter, da erklärten die Agenten, wie man es anzustellen hatte, wenn man der Behörde entkommen wollte.

Leicht war es nicht, sich in der Zeitung auszukennen, die einmal verstohlen fürs Auswandern zu werben schien, ein anderes Mal mehr oder weniger deutlich davor warnte. Wurden auf der einen Spalte all die abenteuerlichen Erfindungen der Neuen Welt angepriesen, auf der anderen die Katastrophen aufgezählt, wusste einer nicht mehr recht, woran er sich halten sollte. Eines aber stand in jedem Fall fest: In Amerika war der Wind luftiger, das Feuer heißer und das Eis gefrorener.

Als Michael Regner aus der Sonntagszeitung las, die Hamburger Schiffsagentur treffe massive Vorbereitungen für eine verstärkte Auswanderungsbewegung, nahm er das als einen Hinweis, dass dies nun ein günstiger Zeitpunkt sei. Und er wagte es. Er sollte es sogar ein zweites Mal wagen; für jeweils sieben Jahre und ein bisschen mehr, bis deren fünfzehn zusammengekommen waren.

Vielleicht hätte er das erste Mal länger bleiben sollen. Vielleicht hätte er nur heimfahren sollen, um seine Malinka mitzunehmen. Aber die Malinka wollte die Kinder nicht zurücklassen. Und wie hätten sie leben sollen zu viert in diesem amerikanischen Elend.

Er hatte sich wieder einmal nicht entscheiden können. Er hatte wieder einmal zu lange gewartet. Dann war der Weltkrieg dazwischengekommen.

Er hat sich nie leicht getan mit einem Entschluss. Er hat immer ausgiebig hin- und herüberlegt, hundertmal beraten, ob und wann und wohin er gehen soll. Am liebsten hätte er sich im Zweierjahr den zwanzig Männern angeschlossen, die miteinander auf Amerika hineingegangen waren, aber da war er grad erst ein Jahr mit seiner Malinka verheiratet, und die Malinka war wie ein Kind und hat nicht gewusst, wovor sie sich mehr fürchtet, vor Amerika oder davor, allein in dieser Einschicht am Ende des Dorfes zurückzubleiben.

Zum Glück hat die Malinka da draußen das Zügenglöckerl nicht hören können, das der Mesner geläutet hat, um die Auswanderer zu verabschieden. Das war gerade, als sei es ein Abschied für immer. Da war auch ihm selbst eher unheimlich geworden. Hat man in Schauka plötzlich ausgeläutet, ohne dass die Dörfler von einem wussten, der gerade im Sterben lag, so hat es geheißen: Wird schon drinnen einer gegangen sein. Drinnen war Amerika.

Mit den Männern aus dem Dorf aufzubrechen, wäre einfacher gewesen, vielleicht nicht viel anders, als mit der Partie auf die Rüben zu gehen, ins Steiermärkische zum Schnitt, später zum Drusch. Ins Weite eben. Seit Menschengedenken war es so, dass der Hianz, um genug Brot zu haben, auch dort ernten musste, wo er nicht gesät hatte.

Ein Glück, dass ihm der Stive die Schiffskarte für die HAPAG geschickt hat und das Affidavit dazu, und er selbst sich nur mehr um die Zugfahrkarte nach Hamburg kümmern musste und um den Pass.

Der Stive war Viehhändler und ein Krowot, der oft den ganzen Sommer über in Ungarn geblieben war. Dort hatten sie ihn mit der Auswandererkrankheit angesteckt. Eine richtige Amerikasucht hatte er herübergebracht. „Bist da ein Wolzla, kannst drüben auch einer werden“, hat er gesagt. „Was heißt schon daheim. Richtig daheim bist in der Wiege und dann nie mehr.“ Recht hat er gehabt, der Stive.

In Stives Brief stand nicht, wie viel die Schiffskarte kostet. Stive schrieb nur, dass Michael Regner ein Breitbeil mitbringen sollte, die seien in Amerika nämlich nichts wert und sehr teuer. Michael Regner nahm sich vor, dem Stive das Breitbeil zu schenken, aber das würde als Entgelt wohl nicht reichen.

Der János nahm Michael Regner auf seinem Fuhrwerk bis nach Güssing mit. Da wusste er noch nicht, dass ein Pass nicht an einem Tag zu haben war. Das zweite Mal war er zu Fuß gegangen, die dreißig Kilometer hin und die dreißig wieder zurück.

In der Zweigstelle des Wiener Reisebüros war ihm nicht wohl. Man hat ihm dort von New York den Himmel auf Erden versprochen. Er hat das nicht geglaubt. Dass er würde schuften müssen und sich abplagen in dem großen Land mit den vielen Menschen, hat er sich schon vorgestellt. Gefürchtet hat er sich vor der Arbeit nicht. Zuletzt wollten sie ihn im Reisebüro dazu anstiften, ein paar weitere Auswanderer zu werben. Er hat getan, als verstünde er nicht.

Zu zehnt waren sie dann im Zug, oder zu zwölft. Männer aus den Nachbardörfern, aus Tobaj und Strem, Moschendorf und Glasing. Die meisten waren Ungarn, harte, etwas vorgebeugte Gestalten aus Knochen und Sehnen. Im Zweierjahr, erinnerte sich Michael Regner, hatten die Weiber nach dem Kirchgang geklagt, dass im Dorf jetzt die Männer fehlen würden, grad so wie im Krieg.

Sie fuhren vierter Klasse. Lampen für Fliegen am Plafond, nicht für Licht. Ein Viehwaggon mit Bänken für Menschen und Rucksäcke und Bündel und Kisten. Unglückskisten, Elendsbündel. Spröde Gesichter mit den schweren Schatten der Hutkrempen darauf. Geruch von verschwitzten Hemden, totem Pfeifentabak, Zwiebeln und scharfem Paprika. Einsilbig alle, jung und alt. Froh darüber, dass sie müde waren, dass der Schlaf, der schon lange als schwankendes Kornmanderl im Waggon stand, endlich über sie herfallen würde.

Sie hatten kein Aufhebens aus dem Weggehen gemacht. Sie hatten sich eher widerwillig verabschiedet. Sie wären am liebsten heimlich verschwunden. Das schlechte Gewissen quälte sie, weil sie ihrer Kindspflicht entsagten und sich der alten Eltern nicht mehr annahmen. Andere beschlich die böse Ahnung, ohne den Segen der Mutter übers große Wasser zu fahren, könnte nichts anderes bedeuten als ein ungutes Schicksal. Der eine hatte seine Kinder bei Verwandten untergebracht, weil seine Frau sonst nicht imstande gewesen wäre, Stall und Feld zu besorgen, und jetzt fürchtete er, die Kinder würden als billige Dienstboten herhalten müssen und es ihrem Vater einmal nicht verzeihen. Die meisten aber schämten sich einfach, dass sie nicht anständig leben konnten auf ihren Höfen. Dass sie nicht wussten, woher das Geld für die Steuer nehmen, das Geld für die Ablöse eines kargen Hosenriemenackers. Dass sie um einen Zuverdienst betteln mussten und auch dann keinen bekamen. Dass sie zu viele Kinder hatten und zu wenig Vieh im Stall.

Die Schienen blendeten am Morgen wie flüssiges Feuer, wenn ein Sonnenstrahl darauffiel. Darüber sangen die Telegrafendrähte und es war, als sirrten gespenstische Sensen aus der anderen Welt herüber. Michael Regner lauschte angestrengt ein letztes Mal den Stimmen des Sommers, den Lerchen, den Grillen. Vielleicht würde er in Amerika Derartiges gar nicht mehr zu hören bekommen.

Wien, Prag, Berlin, Hamburg. Endstation Hamburg. Aber von der Stadt Hamburg sahen sie nichts. Im Hafen gab es so etwas wie ein übergroßes Dorf. Es diente als eine Art Warteraum oder Auffangplatz für die Ankömmlinge. Es bewachte den Zulass in die eigentliche Hafenstadt und machte gleichzeitig den Eintritt überflüssig. Ein Gewusel herrschte in Veddel, wie es auf dem wichtigsten Markt nicht wirrer hätte sein können. Keine offenen Stände gab es da, sondern gläserne Auslagen voller Zeug, und die Inschriften prangten in allen Sprachen der Erde auf den Geschäften.

Michael Regner hätte seiner Malinka gern ein Kopftuch gekauft oder sonst etwas Schönes, aber wie hätte er es ihr zukommen lassen sollen, und vielleicht hätte sie es eh vor lauter Vorsicht in eine Schachtel gelegt und nur wehmütig angeschaut ab und zu und es sich gar nicht umzubinden getraut. Und wie hätte er Geld ausgeben können, das er noch gar nicht verdient hatte.

Menschen aus allen Winkeln der Welt drängten sich in den Straßen. Man hörte lauter fremde Wörter, sah lauter fremde Gesichter und Gestalten, fremde Zeichen auf den Läden. Aber die Leute hatten alle dieselbe unsichere Hoffnung, waren alle ein bisschen hilflos, alle ein bisschen besorgt.

In einer Straßenecke saß ein schwarzer, buckliger Mensch, mitten in seinen Türmen aus Schuhpastadosen. Michael Regner schaute den Händen des Buckligen zu, die ebenso verwachsen waren wie der ganze Mensch und dennoch hurtig an den kleinen Flügeln aus Messing drehten, die wie winzige doppelseitige Reiberln die Dosen verschlossen. Er ließ die angestrichenen Bürsten gar nicht aus der Hand, bevor er die zwei Blechhälften wieder aufeinanderdrückte, aus Sorge, dem schwarzglänzenden Inhalt könnte die Sonne schaden. Grobe, dicke Gummiabsätze lagen im Halbkreis um seinen Hocker herum aufgebaut, vor ihm ein hölzernes Böckerl, wie ein Amboss. Ein Mann stellte sich davor, drehte dem Buckligen den Rücken zu und legte seinen Fuß nach hinten darauf. Michael Regner kam sich wie im Hof einer Schmiede vor. Der Schmied beschlug ohne Feuer, klopfte eilig und mit sicherem Schlag.

In den Schlafhäusern drückte ein jeder sein Bündel eng an den Leib, weil er das, was ihm das Wichtigste schien, auch im Schlaf zu bewachen suchte. Wie sie alle so dalagen in dieser beschämenden Unterkunft, Kinder mit ihren Puppen im Arm, Bauern mit dem Breitbeil an der Hüfte, junge Frauen mit halb offenen Mündern, ältere mit halb aufgelösten Haaren über einem bunten Bündel, war es Michael Regner, als ginge so etwas wie eine Weihe von dieser schlafenden Not aus. Er drehte sich ein paar Mal unruhig hin und her, tat aber so, als ob er schliefe, um ohne Scham stöhnen zu dürfen.



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