Buddhismus im Alltag II - Rainer Deyhle - E-Book

Buddhismus im Alltag II E-Book

Rainer Deyhle

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Beschreibung

Buddhismus im Alltag bedeutet achtsames Tun im täglichen Leben. Rainer Deyhle ist der erste anerkannte deutsche Shaolin und Tempel Gründer in Deutschland. Er erläutert einfach und verständlich das Wesen des Chan (Zen) Buddhismus; beispielhaft und leicht nachvollziehbar die verschiedenen Wege der täglichen Praxis. Jeder kann den "Nutzen" des Chan Buddhismus in seinem Alltag erfahren und zu mehr Klarheit, Lebensfreude und innerer Ruhe finden.

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Buddhismus im Alltag II

Der Chan Meister ist wie ein WeckerBuddhismus als mächtige IdeeKarma ist ganz individuellDer neue SchülerSelber SchuldBesitz im BuddhismusDer SeuchengottGeschnittene NägelDie Erkenntnis muss WachsenDer weise HerrscherMitgefühl und KonzentrationDas torlose TorTräumeNichts ist MeinsDas GeschenkGefangen in GedankenDer BaumEin kleines Stück vom HimmelAus Pech wird GlückWas ist ArmutDie Liebe kommt wie ein DiebDie ungleichen BrüderDer nächste KönigKinderGerechtigkeitSicherheitDas Entsetzen macht uns grausamEin Raum des GedenkensDie Kraft in unsGibt es GeräuscheDie Erde ist glitschigDie neue WeltordnungDie Angst vor der ZukunftSchuldAchtsamkeit erlebenGlauben heißt nichts WissenDie glückliche FamilieDisziplin

Der Chan Meister ist wie ein Wecker

Was macht einen guten Chan-Lehrer aus?

Er muss sein wie ein Wecker, so wie der Alarm, der uns am Morgen aus dem Bett klingelt. Er sollte uns beim „Erwachen“ helfen, mit seinem ausgestreckten Finger auf einen bestimmten Punkt zeigen.

Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Chan-Meister selbst den Weg geht, den er zeigt. Es ist egal ob er selbst „erleuchtet“ ist, es spielt keine Rolle, ob er zittert, oder kräftig ist, er muss nur zeigen und damit wecken.

Was machte Buddha so besonders, was unterscheidet ihn von anderen historischen Persönlichkeiten? Richtig, er war „erleuchtet“, das machte ihn speziell, deshalb folgen ihm bis heute unzählige Menschen.

Andere Personen auf dem Weg zur „Erleuchtung“ zu begleiten, ihnen zu helfen die Voraussetzungen zum „Erwachen“ zu erschaffen, sie zu wecken, zu sensibilisieren, ihnen den Weg zu erklären, das macht ein guter Chan-Lehrer, das ist seine einzige Aufgabe. Wie er das macht, mit welchen Hilfsmitteln er zeigt, wie er weckt, das ist unwichtig.

Buddha hat keine Anleitung zum „Erwachen“ hinterlassen, keine Anweisungen aufgeschrieben. Und das sicherlich aus guten Gründen, ist das „Erwachen“ doch ein sehr individueller Vorgang. Jeder Mensch ist anders, es gibt keinen Knopf zum Einschalten der „Erleuchtung“, keine einzigartige und geheime Formel, und schon gar keinen passenden Zauberspruch.

Es gibt Buddha als Vorbild, als Entdecker des „Erwachens“.

Nach seiner Erleuchtung hatte Buddha seine Lehre mündlich verbreitet, erst später wurden seine Reden und Weisungen von Schülern aufgezeichnet. Buddha zeigte die nötigen Vorbereitungen für den Weg, versuchte die Menschen aufzuwecken, sie zu erreichen. Von Buddhas direkten Schülern sollen mehrere Hundert ebenfalls „erwacht“ sein, für die damalige Zeit eine bedeutende Zahl.

Und heute, was bleibt übrig von den Lehren Buddhas? Wie kommt sein Geist zu den Menschen?

Gute Chan-Meister sind selten geworden, das Thema ist schwierig, jedoch der Bedarf ist groß!

Ganz einfach gesagt muss man probieren, muss bereit sein ein Stück des Weges mit dem Lehrer zu gehen, sich dabei selbst eine Meinung zu bilden, ob der eingeschlagene Pfad der richtige ist.

Denn der Chan-Lehrer kann nur wecken, den Weg zeigen, man darf nicht auf seinen Finger schauen, sondern man sollte den Punkt betrachten, auf den der Finger zeigt.

Buddhismus als mächtige Idee

„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee,

deren Zeit gekommen ist.“

– Victor Hugo –

Ideen haben unsere Welt schon häufig komplett verändert. Die Demokratie, der Kommunismus, der Humanismus, die Menschenrechtsbewegungen, Revolutionen, Religionen. Leitbilder kamen, einige blieben, viele sind wieder vergangen.

Abhängig vom Zeitgeist, von unterschiedlichen Interessenlagen, von Profit, Gier und jeweiligen Vorteilen, von gesundem Menschenverstand, von der Suche nach Spiritualität, wenn die Zeit gekommen war wälzten Gedanken die Gesellschaft um, Vorstellungen veränderten die Welt.

Aber nicht nur die Idee ist wichtig, das Ideal muss auch „an der Reihe“ sein, muss auf eine fruchtbare Erde fallen, um sich entfalten zu können, ähnlich einem Samen müssen auch bei Leitbildern die Gegebenheiten zur Entwicklung günstig sein.

Wenige Ideen haben über lange Zeit bestanden, meist waren sie wie Sternschnuppen am Firmament, leuchteten kurz und verglühten.

Ein Leitbild, das über die Jahrtausende aktuell blieb und bleibt sind die Lehren Buddhas. Vor 2500 Jahren lebte er sein Leben und hinterließ uns sein Vermächtnis, das über die Zeit Millionen (wenn nicht Milliarden) Menschen berührt und angeleitet hat.

Im Gegensatz zu den großen Weltreligionen geht es im Buddhismus aber nicht um die Anbetung einer „höheren Macht“, sondern um die Beschäftigung des Praktizierenden mit seinem Ich, also nicht ein „er soll es richten“, sondern ein „ich kann alles verändern“, kein Zwiegespräch mit einem Gott, sondern eine umfassende Auseinandersetzung mit mir selbst, mit meinem Dasein.

Es wird dabei die Verantwortung nicht einem Schöpfer übertragen, nicht dem Wohlwollen der Götter anheimgestellt, sondern ICH BIN FÜR MICH SELBST VERANTWORTLICH. Das ist natürlich deutlich unbequemer als einen „Herrn“ anzurufen, es setzt Reflexion und Aktion voraus, nicht stilles Warten auf bessere Zeiten, sondern Aktivität, Handlung und Tat.

Auch die Geschichte des Buddhismus war über die Jahrhunderte wechselhaft, beeinflusst von Moden, Entwicklungen, verschiedenen Vordenkern, dem jeweiligen Zeitgeist. Manchmal wäre die Philosophie Buddhas fast verloren gegangen, zu anderen Epochen hingen seiner Weltanschauung viele Menschen an, aber seine Worte waren immer präsent, „Buddha“ ist auch heute noch einem jeden Kind ein Begriff. Viele Europäer können zwar mit Begriffen wie Karma, Wiedergeburt und Erleuchtung wenig anfangen, sie spüren aber instinktiv, dass an seinen Äußerungen, an seinem Vermächtnis, etwas „dran sein könnte“. Nach verschiedenen Umfragen haben etwa 20 Prozent der Europäer den Buddhismus als eine Art „Zweitreligion“ angenommen, viele genießen einfach nur das Abbild des heiligen Mannes, sie fühlen sich beim Anblick seiner Statuen ruhig und sind friedlich gestimmt.

Daher stellt sich mir die Frage: Ist (gerade in der „westlichen Welt“) die Zeit für Buddhismus gekommen?

Ich sage JA

Die Grundlage der Lehren Buddhas stellt die „Erleuchtung“ dar, ein Nachsinnen über das Dasein (da sein), über den inneren Zustand.

Nur lesen über Buddhismus bringt uns nicht viel weiter, die Bereitschaft sich auf die Philosophie auch „einzulassen“ muss am Anfang der Reise zum Erwachen stehen.

Die Zeiten sind schwer. Das ist ein guter Anlass um „in sich zu gehen“, den ersten Schritt zu machen.

Am Anfang des Weges stellt sich eine Frage: „Wer bin ich“?

Wollen Sie diesen Pfad beschreiten?

Karma ist ganz individuell

Jedes Schachspiel ist ein Lehrstück in Sachen Karma:

Kein Zug ohne Folgen

– Andreas Tenzer –

WIE MENSCHEN UNS BEHANDELN IST IHR KARMA, WIE WIR REAGIEREN, IST UNSERES!

Karma ist ein Begriff aus dem Sanskrit und bedeutet grob übersetzt „Wirken“. Nach dem Konzept von Karma besteht eine Kausalität zwischen Ursache und Wirkung, zwischen Gedanken, Handlungen und Folgen.

Nach der buddhistischen Lehre ist Karma ein Gesetz, nicht abhängig von einem Richter, und bleibt unveränderlich verknüpft mit der Wiedergeburt.

So bewirkt jedes Tun eines Menschen eine Folge, die der Handelnde später zu verantworten hat, quasi „zurückbekommt“, wenn nicht in diesem, so doch im nächsten Leben.

Nach dem Konzept von Karma steht also schon fest, wie es mir ergehen wird, es steht sozusagen „geschrieben“. Egal wie ich mich jetzt verhalte, mein Karma von früher, sowie aus vorhergehenden Leben wird mich treffen, nichts kann ich ändern, egal was ich tue, meinem Schicksal folgend werden die Ereignisse über mich hinweg rollen.

 Sinn eines buddhistischen Lebens im „Jetzt“ und „Hier“ bestimmt somit die Stellung der Weichen für das Karma der Zukunft, kann Versäumnisse der Vergangenheit aber nicht korrigieren.

Nach Buddha sind gerade unsere Gedanken (als Ursprung aller Handlungen) die Ursache für Karma, negative Ursachen sollen danach nur zu negativem Karma führen (und umgekehrt). Die zugrunde liegenden Informationen werden dabei (wie in einem Samen) in uns gespeichert, sind ihrer Natur nach in einem karmischen Bewusstsein ein Teil unseres Daseins.

In unserem westlichen Sprachgebrauch gehen wir immer sehr locker mit dem Wort „Karma“ um; wenn etwas einmal nicht gut läuft, sagen viele Menschen „Karma“, „Schicksal“, und nehmen die Ereignisse als gottgegeben hin, machen sich wenig Gedanken über Ursache und Wirkung. Die Entwicklung unseres Bewusstseins Stroms wird nicht hinterfragt, ist halt so, kann man auch nicht ändern.

Ist das wirklich so?

Wollen wir einmal versuchen bewusst und aktiv auf unser Karma einzuwirken? Vielleicht macht das ja auch Spaß, verändert uns, verbessert unser Leben?

Ich persönlich glaube an die Voraussetzungen von Karma, jeder bekommt was er verdient. Nach meiner Vorstellung ist das Leben vorbestimmt, wie ein Film, der sich an ein Drehbuch hält, ausgelöst von Kausalität und gesteuert von Reaktionen auf vergangenes Verhalten.

Mein Karma war es in den Shaolin Tempel zu reisen, vor über 30 Jahren dort anzukommen wo einst der Chan (Zen)-Buddhismus entstand. Auf meinen Wegen habe ich Menschen getroffen, die mir sehr bekannt vorkamen, andere waren mir nicht vertraut.

Nach den Lehren des großen Buddhas fallen diejenigen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, die „Erleuchtung“ erfahren haben.

Einen Versuch wäre das vielleicht wert, finden Sie nicht?

Der neue Schüler

Der allgemeine Irrtum zeugt den Irrtum des Einzelnen, und, seinerseits, schafft den allgemeinen Irrtum

– Michel de Montaigne –

Einst lebte ein bekannter Chan Meister in einer einfachen Hütte, er war gerade wegen seiner Weisheit überall bekannt, seine Güte kannte keine Grenzen.

Als eines Tages ein Dieb mitten in seiner Hütte stand und rief „Geld oder Leben“ reagierte der Meister gelassen, ließ sich nicht einschüchtern, und sagte zu dem Dieb: „hier am Tisch liegt mein Geld, nimm Dir, was Du brauchst, aber lasse mir genug Geld übrig, damit ich morgen nicht Hunger leiden muss“.

Vollkommen sprachlos ob des seltsamen Verhaltens des heiligen Mannes nahm der Dieb den Hauptteil vom Tisch, steckte die Münzen in seine Tasche, und wollte so schnell verschwinden, wie er gekommen war.

Der Meister rief ihm nach, dass er sich gefälligst bedanken solle, wenn er etwas bekommt, der Dieb drehte sich erstaunt um, sagte „Danke“, und weg war er.

Einige Tage später wurde der Dieb bei einer anderen Tat erwischt und verhaftet. Bei der Polizei gestand er im Verhör alle Verbrechen, auch den Einbruch bei dem Chan-Meister gab er zu.

Als der Meister von der Polizei zum Diebstahl befragt wurde, sagte er: „Mir wurde nichts gestohlen, ich habe ihm alles freiwillig gegeben, er hat sich sogar höflich bedankt, hier muss ein Missverständnis vorliegen“.

Der Dieb wurde für die anderen Taten verurteilt, während seiner Zeit im Gefängnis besuchte der Meister ihn häufig.