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Winterpause an der Ostsee? Denkste. Ein panischer Anruf katapultiert Ex-Bulle Hanno Peters zurück ins Chaos: Milans Ex – ein totgeglaubter Mafiaboss – ist zurück in Berlin. Und er will Rache. An Milan. Und an Hanno, denn er kennt sein bestgehütetes Geheimnis. Offiziell reist Hanno zu seiner großen Liebe Luis. Inoffiziell, um Milan (und sich) zu retten – mit Hilfe von Finn, dem vorlautesten Sidekick, seit es Berliner Schnauze gibt. Dumm nur: Finn ist ausgerechnet in einen LKA-Mann verknallt. Gemeinsam stolpern Ex-Bulle und Finn in ein Netz aus Erpressung, Verrat, schlechter Tarnung – und noch schlechteren Entscheidungen. Der Bulleninstinkt schwächelt. Die Fettnäpfchen stapeln sich. Und auch die Herzen wanken. Denn: Wie viele Lügen hält Liebe aus? Und was, wenn man sie sich selbst erzählt? Ein weiterer Krimi wie ein Roadmovie durch Berlin – rasant, frech und voller Gefühl.
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Seitenzahl: 365
Veröffentlichungsjahr: 2025
Gay Crime von Orlando Stein
© dead soft verlag Mettingen 2025
http://www.deadsoft.de
Für alle Fragen rund um Verlag und Produktion:
Querenbergstr. 26
D - 49497 Mettingen
© the author
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com
Bildrechte: © New Africa – stock.adobe.com
© Andriy Stefanyshyn – stock.adobe.com
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-790-3
ISBN 978-3-96089-791-0 (ebook)
Winterpause an der Ostsee? Denkste.
Ein panischer Anruf katapultiert Ex-Bulle Hanno Peters zurück ins Chaos: Milans Ex – ein totgeglaubter Mafiaboss – ist zurück in Berlin. Und er will Rache. An Milan. Und an Hanno, denn der kennt sein bestgehütetes Geheimnis.
Offiziell reist Hanno zu seiner großen Liebe Luis. Inoffiziell, um Milan (und sich) zu retten – mit Hilfe von Finn, dem vorlautesten Sidekick, seit es Berliner Schnauze gibt. Dumm nur: Finn ist ausgerechnet in einen LKA-Mann verknallt.
Gemeinsam stolpern Ex-Bulle und Finn in ein Netz aus Erpressung, Verrat, schlechter Tarnung – und noch schlechteren Entscheidungen. Hannos Bulleninstinkt schwächelt. Die Fettnäpfchen stapeln sich. Und auch die Herzen wanken. Denn: Wie viele Lügen hält Liebe aus? Und was, wenn man sie sich selbst erzählt?
Ein weiterer Krimi wie ein Roadmovie durch Berlin – rasant, gefährlich, frech und voller Gefühl.
MITTWOCH
Berlin-Friedrichshain, Mitternacht
Tagsüber herrscht am RAW reges Treiben. Die meisten Einrichtungen schließen bis spätestens Mitternacht. Dann haben nur noch die wenigen Nachtclubs geöffnet und das verlassene Gelände mit den alten Gebäuden und seinen dunklen Ecken wirkt eher gespenstisch. Vor allem in einer neblig frostigen Januarnacht wie dieser.
Ich verlasse mit meiner Assistentin Lea das Filmstudio, ein ehemaliges Werkstattgebäude am Rande des Geländes. Als eine der letzten Industriebrachen Berlins avancierte es zu einem angesagten, alternativen Kulturort.
Der Nebel bildet milchige Höfe um die beiden Lampen, die den Eingang des Studios beleuchten. Von außen wirkt es, mit den hohen Fenstern und der mit Graffiti besprühten Backsteinfassade, shabby. Doch ich hatte mich vor ein paar Jahren sofort darin verliebt, es günstig angemietet und innen soweit renovieren lassen, dass es für meine Filmarbeit taugte.
In der Gesellschaft von Kunst, Kunsthandwerk, Secondhand, kleinen Cafés, Sporthallen und alternativen Clubs fühle ich mich mit meiner Firma Cerny-Productions pudelwohl. Hier ist alles nicht ganz offiziell und besitzt einen Hauch von Underground.
Das passt gut zu mir, war ich doch vom schnöden Pornostar und Oberklasse-Escort zum Produzenten sinnlich-erotischer Filme aufgestiegen und feiere mittlerweile internationale Erfolge.
„Puh, ist das frostig!“ Lea kuschelt sich in ihren Daunenmantel.
Eine S-Bahn rauscht vom nahen Bahnhof Warschauer Straße Richtung Ostkreuz. Irgendwo lallen zwei Betrunkene, Techno-Beat dringt leise zu uns und die kalte Feuchtigkeit kriecht wie kalte Finger unter die Kleidung.
„Dein Wagen hat Sitzheizung, oder?“ Ich grinse, schließe die Tür ab und schalte die Alarmanlage des Studios scharf. Unsere Autos stehen neben dem Eingang auf einem geschotterten, kleinen Platz. Lea betätigt den Türöffner und die Scheinwerfer ihres Golfs leuchten auf. Im grellen Licht glitzert der Raureif auf den Büschen, die den Parkplatz umgeben.
„Berliner Industrieromantik“, spotte ich.
„Ich frier mir den Arsch ab und du nennst das Romantik?“
„Lass dich doch von deinem Lord aufheizen.“
„Der ist leider in London. Familienangelegenheiten.“
Ich blinzle ihr scheinverliebt zu. „Soll ich dich wärmen?“
„Danke, das hatten wir schon und deine ständig kalten Füße sind ein Horror.“
Wir lachen.
Lea holt einen Eiskratzer aus der Ablage in der Fahrertür. Ich stibitze ihn, befreie die Frontscheibe von der hauchdünnen Eisschicht und halte ihr die Fahrertür auf.
„Danke schön. Du bist ein Schatz.“ Sie steigt ein. „Bis morgen, Milan. Dann machen wir den Schnitt fertig und der Streifen kann online.“
„Die Arschkälte passt doch perfekt zu unserem neuen Film“, meine ich und halte einen Daumen hoch. „Eishockey-Spieler liebt Eiskunstläufer.“
„War nicht gerade deine ausgefallenste Idee.“
„He! Ist ein Top-Thema. Schwule Sportler oder Bi-Awakening liegen gerade hoch im Kurs.“
„In der Realität leider nicht.“
„Wir sind nicht für Realität zuständig, Darling, sondern für Träume. Wirst sehen, der Film schlägt ein wie eine Bombe.“
Lea gähnt. „Ich brauch jetzt keine Bombe, sondern mein Bett. Gute Nacht.“
„Gute Nacht, mein Engel, und träum süß.“ Ich schlage die Tür zu und winke Lea noch mal neckisch zu.
Sie startet den Motor und fährt davon. Der Schotter knirscht unter den Reifen des Fahrzeugs.
Ich wende mich meinem Audi-Cabriolet zu und drücke den Türöffner.
„Guten Abend, Jan Svoboda.“
Ein eiskalter Schauder kriecht über meinen Rücken. Diese charmante Stimme mit dem gefährlichen Unterton vergesse ich mein Lebtag nicht.
Nur drei Menschen wissen, wer ich einmal war. Hanno Peters, ich und … Pavel Novak. Der Mann, den ich vor über zwölf Jahren ausgetrickst und bestohlen hatte und dem ich zweimal entwischen konnte.
Pavel Novak, der eigentlich tot sein sollte.
Auf alles gefasst, drehe ich mich um und blinzle erstaunt. Der ehemalige Chef der tschechischen Pornomafia und sonstigen obskuren Netzwerken steht ganz alleine da. Ohne Leibwächter. Das verwirrt mich.
Novak kommt näher und setzt dieses melancholische Lächeln auf, in das ich mich einmal verliebt hatte. Für das ich alles getan hatte. Leider gehört es einem Schweinehund.
Mit seinen über vierzig Jahren sieht er immer noch verdammt gut aus. Sportliche Figur, Anzug und Mantel. Die lange Narbe an der linken Wange verleiht seinem markanten Gesicht, das mir einmal so gut gefallen hatte, etwas Verwegenes.
„Ich dachte, du schmorst längst in der Hölle“, knurre ich.
Novak schmunzelt. „Schlagfertig wie eh und je, der kleine Jan. Oder soll ich dich Jimmy Wilde nennen? Deine große Klappe hat dich immer von den anderen Jungs unterschieden.“
„Jimmy und Jan gibt es nicht mehr.“
„Verstehe.“ Novak blickt zum Studio und applaudiert spöttisch. „Jetzt bist du der große Milan Cerny.“
„Was geht’s dich an? Wir sind längst quitt.“
„Quitt?“ Novak schüttelt sehr langsam den Kopf und seine Augen bohren sich in meine. „Nein, quitt sind wir noch lange nicht. Das letzte Mal bist du mir vor sieben Jahren durch die Lappen gegangen. Wie hast du dich damals genannt? … Tamás Kocsis, richtig?“
Was er nicht alles weiß. Ich starre ihn verächtlich an.
„Ich hatte dich und deinen heißen Content auf der Plattform PulsePlay entdeckt und dich in Berlin ausfindig gemacht. Als ich dich schnappen wollte, war dein Begleiter leider schlagkräftiger als meiner.“ Novak deutet auf seine Narbe.
Es war Hanno, der Novak im Zweikampf so zugerichtet hat. Dabei erwischte Novaks Klinge seine eigene Wange.
„Ist nicht mein Problem, wenn du zu blöd bist, mit einem Messer umzugehen.“
Novak ballt eine Faust. „Pass auf, was du sagst, Jan Svoboda.“ Der Charme ist aus seiner Stimme gewichen. „Dein verdammtes Glück war, dass ich damals in Schwierigkeiten steckte und untertauchen musste, weil irgendein Vögelchen bei den tschechischen Behörden ein Konzert gegeben hat. Pavel Novak ist also so tot wie Jan Svoboda.“
Leider nicht, denke ich. „Ich habe dich nicht verpfiffen.“
„Wer weiß“, fährt Novak fort. „Ich habe jedenfalls sehr viel verloren.“
„Mir kommen die Tränen. Brauchst du ein Taschentuch?“
Novak schnaubt leise. „Es dauerte weitere Jahre, bis ich herausbekam, dass ausgerechnet die kleine Ratte Jan hinter Cerny-Productions steht. Du warst mal das beste Pferdchen in meinem Stall. Ich hab dich von der Straße aufgelesen und dich zu Jimmy Wilde gemacht. Die Kerle waren verrückt nach dir. Ich hab dir alles beigebracht.“
Schon wie Novak Pferdchen sagt, verrät alles über seinen Charakter. Er ist ein Ausbeuter. Ich war noch keine siebzehn, als mich ein Fotograf auf dem Prager Strich entdeckte und mich mit Novak bekannt machte - dem damaligen Ass in der schwulen Pornoszene Tschechiens. Er sah gut aus und wusste, wie er Jungs verarschen konnte.
Ja, ich war ein Nichts, war scharf auf ihn, auf seine Versprechungen und auf Geld. Doch dann habe ich ihn ziemlich schnell durchschaut. Sein großer Fehler war, dass ich zu den wenigen gehörte, denen er damals vertraute.
„Das Einzige, was ich bei dir gelernt habe, war, wie man seine angebliche große Liebe belügt“, fauche ich ihn an.
„Ich habe dich geliebt, Jan.“
„Du liebst jeden, der dir Geld bringt. Du hast mir nur schöne Augen gemacht, damit ich mit dir ins Bett steige und mich beim Wichsen filmen lasse. Geld hab ich dafür kaum gesehen.“
„Hattest du nicht alles, kleiner, gieriger … Jimmy? Ein schönes Zuhause, coole Klamotten, eine Rolex, einen Job … Sogar einen Blowjob?“ Novak lacht dreckig über seinen Scheißwitz.
Ich spüre Galle in mir hochsteigen und bin kurz davor zu kotzen.
Novak grinst schief. „Ich werde noch immer hart, wenn ich an dich denke.“
„Und ich werde stinksauer, wenn ich an dich denke. Du hast mich benutzt. Sonst nichts. Also hab ich mir geholt, was mir zustand.“
Novaks Grinsen verschwindet schlagartig. „Aus meinem Tresor.“
„Für dieses Geld hab ich mich von deinen Kerlen vor laufender Kamera rannehmen lassen. Schon vergessen?“
„Du hattest auch deinen Spaß dabei, nicht?“
„Spaß? Die Welt hat gut für mich bezahlt und ich bin dabei leer ausgegangen.“
Novak betrachtet mich kalt und deutet abermals zum Studio. „Das hier hast du mit meinem Geld aufgebaut. Also ist es auch … meins.“
„Falsch! Das Studio hab ich mir selbst hart verdient. Die läppischen zweihunderttausend aus deinem Tresor, meine zweihunderttausend wohlgemerkt, halfen mir lediglich, mich über Wasser zu halten und endlich mein eigenes Ding aufzuziehen. Dazu brauchte ich eine angemessene Wohnung und ein dementsprechendes Outfit samt Ausrüstung.“
„Ohne mich wärst du immer noch … nichts.“
„Ohne dich, Novak, habe ich in meine eigene Kamera geschossen und die Leute bezahlten mich sehr gut dafür. Dienstleistung, verstehst du? Geben und nehmen. Nebenbei arbeitete ich als Escort reicher Herren. Ich, ganz alleine, Novak. Da es die Natur sehr gut mit mir gemeint hat, konnte ich in der ersten Klasse spielen. Unternehmer, Politiker, Promis.“ Diesmal deute ich zum Studio. „Dein Geld … und ich weiß sehr gut, woher es kam, war nur mein kleines Startkapital. Ich habe selbst meinen Arsch hingehalten, damit ich das hier aufbauen konnte.“
Er lächelt matt. „Du hast mich verraten, Jan.“
„Noch mal falsch! Ich habe nie über dich gesprochen. Du hast mich verraten und unterschätzt. Ich war der Einzige, der nicht vor dir gekuscht hat.“
Novak kneift gefährlich die Augen zusammen. „Du schuldest mir zweihunderttausend. Plus Zinsen, plus Entschädigung. Plus den Stick.“
Meine Knie werden mit einem Mal weich und ich halte für einen Moment den Atem an.
„Welchen … Stick?“, frage ich vorsichtig. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
Das ist die Wahrheit.
Novak tritt näher. „Natürlich nicht“, spottet er. „Du bist ja nun ein ehrenwerter Geschäftsmann mit Auszeichnungen. Eros-Cinema-Award. Red-Silk-Award …“
„Obsidian-Award für Dark Romance hast du vergessen“, ergänze ich selbstgefällig. „Pornografie ist in der Gesellschaft angekommen. Ich verstehe im Gegensatz zu dir nicht nur etwas von Sex, sondern auch von Kunst und Trends. Ich kenne die geheimen Träume der Menschen. Du hast nur gedroht und Schmuddelkram produziert.“
„Schmuddelkram gehört zu den Träumen dazu“, entgegnet Novak. „Du bist nichts Besseres. Und was das Drohen anbelangt … Ja, das kann ich besonders gut.“ Er packt mich blitzschnell mit der linken Hand an den Kiefergelenken und drückt so fest zu, dass sie sofort höllisch wehtun.
„Ah!“ Ich versuche mit beiden Händen, mich aus Novaks Griff zu befreien, doch seine Hand sitzt so fest wie eine Schraubzwinge. Ich könnte ihm mein Knie in die Eier rammen, aber das wäre mein sofortiger Untergang.
„Ich will fünfhunderttausend“, zischt er. Seine Spucke trifft mein Gesicht. Der Geruch von deftigem Essen steigt mir in die Nase.
Unter meinen Achseln bildet sich Schweiß. „Ist dir das Kleingeld ausgegangen?“, nuschle ich.
Novak rammt mir seine rechte Faust in den Magen.
„Ah!“ Rote Punkte flimmern vor meinen Augen.
„Maul halten und zuhören. Fünf… Hundert… Tausend“, wiederholt er überdeutlich und stößt mich von sich.
Ich krümme mich vor Schmerz und habe Mühe, nicht hinzufallen. „So viel … hab ich nicht“, keuche ich, stütze mich am Auto und halte meinen Bauch.
„Dann bemüh dich. Fünfhundert für den Anfang. Und den Stick. Sonst werde ich hässliche Beweise an die Öffentlichkeit bringen.“
„Was für Beweise?“, knirsche ich und richte mich auf.
Novak lacht widerlich.
Eine unbändige Lust überkommt mich, ihm die Augen auszukratzen. Mehr an Selbstverteidigung kann ich nicht bieten. Außerdem befürchte ich, dass einer seiner Leibwächter irgendwo im Nebel nur darauf wartet, mich auseinanderzunehmen.
„Du lügst, sobald du den Mund aufmachst, Pavel Novak!“
„Ich hab Beweise und glaub mir, sie werden dir mehr wehtun als jeder Faustschlag.“
Ich zweifle nicht daran. Novak hat überall Kontakte und wenn er mit Geldscheinen winkt, wedeln alle mit dem Schwanz. Vor Schiss oder Gier bezeugen sie, was er will.
„Du bist und bleibst ein Schwein.“
„Ach ja“, sagt er gelassen, „da ist noch die Sache mit deinem Freund.“
Meine Kehle wird plötzlich staubtrocken und ich kann kaum noch schlucken, denn ich ahne, wen Novak meint.
„Welcher … Freund?“, frage ich mit kratziger Stimme. „Ich bin Single.“
„Dieser Bulle. Der, der dir illegal den falschen Pass verschafft hat und dem ich diese verdammte Narbe verdanke.“ Novak steht breitbeinig vor mir und deutet auf mich. „Zwei Wochen und keinen Tag länger. Sonst hol ich mir das Geld auf meine Weise und deine verfickte, preisgekrönte Firma dazu. Ich mach dich fertig, Jan, Jimmy, Tamás oder Milan. Ist das klar?“
Ich nicke, weil mir gerade nichts anderes übrig bleibt und mir auch nichts einfällt. Ich könnte ihm die übelsten Schimpfworte an den Kopf knallen und jedes wäre nur ein süßes Kompliment im Vergleich zur Wahrheit.
„Brav.“ Novak tätschelt meine Wange, als wäre ich ein kleiner Junge und kein Mann von zweiunddreißig Jahren. „Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir zwei wieder Partner werden, hm? So wie früher. Das Zeug dazu hast du. Ich hab dir geholfen, jetzt bist du dran.“
„Eine Partnerschaft mit dem Teufel? Nein, danke.“
„Denk mal drüber nach.“ Er lächelt einnehmend, so wie früher, als er mich noch um den Finger wickeln konnte. „Und keine Dummheiten. Ich behalte dich im Auge. Diesmal entkommst du mir nicht.“ Er dreht sich um und schlendert so lässig davon, als mache er mal eben einen kleinen Nachtspaziergang um den Block.
Ich sehe ihm wutschnaubend nach. Ein scharfer Geruch steigt mir in die Nase. Angstschweiß. Mein eigener. Hätte ich ein Messer einstecken, ich würde es Novak eiskalt in den Rücken rammen.
Ich höre die alte Stimme von Jan Svoboda so deutlich, als stünde er plötzlich neben mir.
He, Milan! Du hast es nach ganz oben geschafft und wirst dir diese Unabhängigkeit nicht wieder nehmen lassen. Du wirst vor diesem Scheißkerl nicht einknicken. Niemals!
Ich sehe hektisch nach allen Seiten, ob da nicht ein Gespenst steht. Aber ich bin alleine. Ich will diese Stimme nicht hören, nicht mehr und halte mir die Ohren zu. Doch die Worte hallen in meinem Kopf nach. Verstört öffne ich die Tür meines Wagens, plumpse wie ein Stein in den Fahrersitz und lausche dem Pochen meines Herzens. Noch immer spüre ich Novaks Faust in meinem Magen. Mit zitternden Händen krame ich Zigaretten aus der Ablage, zünde mir eine an, inhaliere tief und versuche einen klaren Gedanken zu fassen.
Nicht mal die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben kennen die ganze Wahrheit. Lea war mein männlicher Star, bis sie das sein konnte, was sie im Grunde immer war. Eine Frau. Mit gigantischem Organisationstalent. Und Hanno? Er hat sich für mich vor sieben Jahren als Bulle in die Illegalität begeben. Ich schulde beiden sehr viel, doch Novak schulde ich nichts.
Keinen beschissenen Cent, sagt Jan Svoboda.
Ich blicke erschrocken zum Beifahrersitz, doch außer mir ist keiner im Wagen.
DONNERSTAG
Wassersleben, Schleswig-Holstein
Ich jogge warm eingepackt von Wassersleben in Richtung Dänemark, passiere die Grenze über den Dammweg und mein Blick fällt auf die Kobbermølle-Bucht, dem dänischen Teil der Flensburger Förde. An der Bucht entlang verläuft der Kollunder Wald, mein bevorzugtes Laufrevier. In meinen Ohren trällert die Stimme von Troye Sivan einen Lovesong. Finn steht zurzeit auf den. Ist zwar nicht so mein Stil, aber zum Joggen geht es. Lovesongs sind auch nicht gerade Finns übliche Musik. Muss ich mir Sorgen um ihn machen?
Ich genieße den Raureif, die Sonne, den Sport und mein gechilltes Leben. Grinsend jogge ich vor mich hin, spüre die ausgeschütteten Glückshormone und lege ab und an Sprints ein.
Beim Joggen gehen mir immer viele Sachen durch den Kopf.
Mein Lover Luis behauptet, ich hätte zugenommen. Dass ich nicht lache! Schließlich hat er über die Feiertage ständig Omas Franzbrötchen aufgefressen und sie ist mit dem Backen nicht hinterhergekommen. Nun, ich gönne ihm das Familienfeeling, mit seinen eigenen Leuten hat er es ja nicht so.
Bei der nächsten Sprinteinheit kommt mir Frederik Rasmussen entgegen. Man kennt sich. Hier joggen um diese Jahres- und Tageszeit nicht viele. Der athletische Däne winkt mir zu. Da wir beide im Sprintmodus sind, quatschen wir heute nicht. Frederiks enge Hose wölbt sich über ein prächtiges Paket im Schritt und ich frage mich, warum sich ausgerechnet mein Pimmel beim Sport oft zusammenzieht wie ein verdammter Schrumpfkopf.
Ja, ich weiß, das hat was mit Blutumverteilung, Kältekontraktion und dem sogenannten sympathischen Nervensystem zu tun, das mit Kampf oder Flucht zusammenhängt. Gerade ist mir dieses Nervensystem jedenfalls ziemlich unsympathisch, denn ich bin weder im Kampf noch auf der Flucht. Man möchte als Mann Anfang dreißig doch bitteschön zeigen, was Mann hat. Missmutig sehe ich Rasmussen über meine Schulter nach. Einen Knackarsch hat er auch noch.
Werde glücklich mit deinem blöden Long-John!
Ich wechsle wieder in die langsamere Jogg-Geschwindigkeit und denke seufzend an Luis, unsere heißen Spielchen unter der Bettdecke, seine Düfte, seine Küsse und die geflüsterten kinky Worte, die nur für mich bestimmt sind. Diese Erinnerungen an meinen geliebten Red-Hot pumpen gleich mehr Blut in die Körpermitte. Na also, geht doch.
Drei Tage ohne Sex liegen hinter mir und ich darbe.
Ob man von erfüllendem Sex überhaupt Fett ansetzen kann?
Never, ist meine Meinung. Davon sinkt vielleicht kurzfristig der IQ. Luis will mich bestimmt nur aufziehen. Die Waage habe ich prophylaktisch in den Keller verbannt und behauptet, sie sei kaputt.
Zufrieden und mit dem Gefühl männlicher Potenz geht’s im Trapp weiter. Auch die Gedanken drehen sich unablässig.
Meine Frühstückspension macht Winterpause bis Ende Februar. Ich kann endlich die Buchführung aufholen, die Unterlagen für den Steuerberater vorbereiten und mich um die Werbung kümmern. Die freie Zeit verbringe ich mit Joggen, etwas Muskeltraining und Jiu-Jitsu. Mit Lesen, mich mit meiner Fernbeziehung sexy Luis am Telefon heiß flirten und mit meinem Kumpel Cute-Finn Designs für die neue Webseite der Pension besprechen. Er studiert inzwischen Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und hat das Projekt Pimp-Up-My-Hotel seiner Professorin als Semesterarbeit vorgeschlagen. Ich war sofort dabei, denn so eine neue Webseite kostet, und ich muss noch Schulden für die Renovierung meines kleinen Hotels abbezahlen. Bei Finns Paps, wohlgemerkt.
Zwischen all dem bleibt mir auch manchmal Luft, einfach nur abzuhängen und mit alten Bekannten ein Bierchen zu trinken. Die Entscheidung vor zwei Jahren, den Bullenjob an den Nagel zu hängen und das LKA Berlin zu verlassen, habe ich keinen einzigen Tag bereut. Mein Leben ist unaufgeregt und läuft in geregelten Bahnen.
Yay, würde Finn jetzt vor Freude rufen, einen Luftsprung machen und dabei die geballte Faust nach unten ziehen.
In diese Seligkeit grätscht mein Handy mit einem eingehenden Anruf.
Ich tippe erfahrungsgemäß auf Finn, der mich gern mal am Vormittag in seinen Vorlesungspausen zutextet.
Ich nehme das Gespräch am Ohrstöpsel an und die Musik fährt runter.
„Moin, Finn“, keuche ich, „alteee Zeckeee. Das war Telepathie.“
„Nein. Milan hier, Sweety. Du keuchst wie ein Ochse. Stör ich dich bei der Arbeit?“
„Nee, beim Joggen. Moin, Honey. Was verschafft mir das Vergnügen?“
„Kein Vergnügen. Wir haben ein scheißverdammtes Problem.“
Im Grunde stehe ich auf Milans osteuropäischen Akzent mit den rollenden Rs und unser Spiel mit Spitznamen. Seine Stimmlage allerdings und seine Worte beunruhigen mich auf der Stelle.
„Und … welches?“
„Novak.“
Ich bleibe abrupt stehen und blicke schnaufend auf die Förde. „Was?“
Für einen Moment herrscht Stille und ich weiß, dass uns die gleichen Bilder und Gedanken durch den Kopf schießen.
„Er … lebt?“, frage ich.
„Und wie. Er war so charmant, wie ein Teufel nur sein kann.“
„Heißt genau?“
„Gequetschte Kiefergelenke und einen Faustschlag in den Magen.“
„Wenn ich das Sackgesicht in die Finger kriege“, knurre ich. „Wie konnte er dich aufspüren?“
„Keine Ahnung. Novak verfügt offensichtlich immer noch über Maulwürfe, die für ihn graben.“
Ich überlege. „Du bist vor sieben Jahren aus dem Netz verschwunden, mein Hübscher. Niemand kennt deine Vergangenheit. Milan Cerny ist unsere Erfindung und Cerny-Productions ist clean wie frisch sterilisiertes OP-Besteck. Lea macht die ganze Öffentlichkeitsarbeit und du hältst dich brav im Hintergrund.“
„Novak hat ein Gefühl für Beute, Sweety.“
„Was will er?“
„Geld. Viel Geld.“
Ich blase die Backen auf und die ganze alte Geschichte rollt im Zeitraffer vor meinem inneren Auge ab wie ein Film.
Ich wechselte vor sieben Jahren von Kiel ans LKA Berlin und lernte den bildhübschen Milan in einem Gay-Club kennen. Damals hieß er noch Tamás. Ich konnte nicht glauben, dass ausgerechnet ein Kerl wie er auf mich abfährt. Er hatte nur Augen für mich, wir flirteten miteinander, wurden heiß und wollten zu ihm. Auf dem Parkplatz haben uns allerdings zwei Männer aufgelauert. Einen hatte ich gleich erledigt, aber der andere, dieser Drecksack, ging mit einem Messer auf mich los. Ich schaffte es, ihn zu überwältigen. Leider hat sein Gesicht dabei Bekanntschaft mit seiner eigenen Klinge gemacht. Schicksal.
Wir fuhren zu Tamás’ schicker Wohnung, die aufgeheizte Stimmung war verflogen und er erzählte mir seine Geschichte. Als ich ihn kennenlernte, wollte er gerade ins Filmgeschäft einsteigen. Da tauchte Novak auf. Da davon auszugehen war, dass Novak ihn nicht in Ruhe lassen würde und ich eine Schwäche für Straßenkater habe, bin ich im Insider-Netzwerk des LKA auf einen hochkarätigen Passfälscher gestoßen. Der hat Tamás gegen Bestechung einen Pass auf den Namen Milan Cerny besorgt. Damit war Milan aus Novaks Schusslinie und konnte in Ruhe seine Firma aufbauen. Natürlich verstieß das gegen meine rechtsstaatlichen Prinzipien und war illegal hoch zehn, aber ehrlich, wer hätte einen Kerl wie Milan hängen lassen? Es hat mich mächtig in den jungen Bullenfingern gejuckt, einen wie Novak hochgehen zu lassen. Bei meinen heimlichen Recherchen unter tschechischen Kollegen bin ich sogar auf seinen Namen gestoßen und es hieß, er sei tot.
So weit, so gut.
Nein.
Nicht gut!
Der Scheißkerl lebt.
„Hanno? Bist du noch dran?“
„Jou. Novak kann dir nicht ans Bein pinkeln“, erkläre ich ruhig. „Okay, du hast ihn bestohlen, aber Diebstahl verjährt nach fünf Jahren. Von schweren Ausnahmen abgesehen.“
„Verschon mich bitte mit Gesetzestexten, Sweety. Novak kümmert sich einen Scheiß um so was.“
„Er hat selbst genug Dreck am Stecken und wird wohl kaum bei den Behörden antanzen.“
„Es reicht, wenn er bei mir antanzt, mir in den Magen boxt und absurde Forderungen stellt …“ Milan bricht ab.
Ich kenne ihn gut und lange genug, um zu spüren, dass da noch mehr kommt.
„Forderungen außer Geld?“, hake ich nach. „Lass dir doch verdammt noch mal nicht alles aus der Nase ziehen.“
„Hanno?“
„Jou.“
„Ich … Weißt du … Ich hab dir damals nicht die ganze Wahrheit gesagt.“
Ich lasse mich auf eine Bank fallen, die am Weg steht. Das Handy drückt auf meinen Schritt und ich ziehe es aus der Hosentasche. Auf dem Display steht unbekannte Nummer.
„Wo zur Hölle steckst du, Honey? Mein Gerät zeigt keine Nummer an.“
„Ich hab mir auf die Schnelle ein Prepaid-Handy besorgt. Wegen Novak.“
„Fuck! So schlimm? Dann spuck mal aus!“
„Nicht am Telefon. Du musst sofort nach Berlin kommen.“
„Soll das ein Witz sein? Ich hab erst vor wenigen Tagen Luis zum Bahnhof gefahren. Er musste wegen eines neuen Falls vorzeitig seinen Januar-Urlaub abbrechen und hat gefragt, ob ich ihn für ein paar Tage nach Berlin begleite. Ich hab abgelehnt, weil hier ’ne Menge Schietkram auf dem Schreibtisch liegt. Wie soll ich Luis jetzt klarmachen, dass ich plötzlich alles stehen und liegen lasse, um für dich heimlich Kohlen aus dem Feuer zu holen?“
„Es geht um die Wurst, Sweety. Novak weiß auch, wie weit du damals für mich gegangen bist.“
„Noch mal fuck!“ Ich ziehe verärgert den Rotz in der Nase hoch, spucke aus und treffe eine spontane Entscheidung. „Okay. Ich komme. Für Luis fällt mir schon was ein. Was weiß Lea über Novak?“
„Nicht mehr als du.“
„Glaubst du, sie ist sicher?“
„Ich denke schon.“
„Du hast uns verarscht, Honey. Das ist dir schon klar, oder?“
„Nicht verarscht, Sweety, nur … nicht alles gesagt.“
„Ich wünschte, du könntest es auch weiterhin für dich behalten.“
„Hanno?“
„Jou?“
„Es tut mir echt leid. Ich liebe dich und mach das wieder gut.“
Ich gluckse und bin kurz davor, hysterisch loszulachen.
„Ich liebe dich auch, Honey, und würde sagen, ich soll das wiedergutmachen. Pass du mal lieber auf dich auf, bis ich da bin, du verdammter Hlupák!“
Dieses tschechische Wort verwendet Milan sonst für mich. Es bedeutet so viel wie Idiot, hat aber eine viel sanftere Aussage.
Nach dem Telefonat jogge ich nach Hause, dusche und packe ein paar Sachen zusammen. Viel brauche ich nicht, ein Teil meiner Klamotten hängt ohnehin bei Luis im Schrank. Ich ziehe mir Jeans, T-Shirt und Pullover an und gehe nach unten. An der Garderobe schnappe ich meine Vintage-Lederjacke mit Teddyfutter, die Luis so schweinegeil findet. Ich ziehe sie über und setze eine Seemanns-Wollmütze auf. Luis hatte sie sich während seines Aufenthalts hier ausgeliehen und sein Duft hängt noch darin.
Ich betrete den großen Wintergarten, den ich an das Frühstückszimmer der Pension habe anbauen lassen. Im alten Kamin prasselt ein gemütliches Feuer. Ich seufze bei dem Gedanken, dass ich jetzt friedlich davorsitzen und lesen könnte.
Oma und Helga, unsere Haushälterin, versorgen gerade die Katzen. An Silvester schleppten Kater Fiete und Nachbarskatze Cleo ein junges, verstörtes Kätzchen an. Wir haben überall herumgefragt, aber keiner vermisst es bis jetzt. Oma hat es sofort adoptiert. Die alten Katzen kümmern sich nun hingebungsvoll um den Zwerg und bringen ihm Manieren bei. Versteh einer die Katzen.
Omas Blick fällt auf meine Reisetasche und die Jacke. „Du fährst wech?“
„Jou.“
„Luis, hm?“ Sie zwinkert.
„Jou, hab Sehnsucht. Mit dem Schreibkram bin ich gut dabei und mach ihn fertig, wenn ich wiederkomme.“
„Wie lange willst du wechbleiben?“
„Ein paar Tage.“ Ich umarme Oma und küsse ihre Wange. „Ich melde mich zwischendurch. Wenn hier was ist, ruft mich an, jou?“
„Wir sind jahrelang ohne dich ausgekommen“, sagt Helga mit sprödem Charme. „Da werden wir wohl auch ein paar Tage überleben, nich?“
Ich grinse und umarme auch sie. „Seid schön brav und außer dem Gärtner keine Herrenbesuche, solang ich wech bin, Mädels. Klar?“
„Helga und ich werden das männerfreie Haus mal so richtich genießen.“
Helga nickt.
„Ich seh schon, ich werd hier nicht gebraucht.“
Die beiden lächeln unschuldig.
„Okay. Sagt nichts. Ich mach ’nen Abflug. Bis bald, ihr beiden.“
Sie winken mir hinterher, als ich das Haus verlasse und in meinen alten, silbernen 3er-BMW steige. Knapp fünf Stunden Autobahn liegen vor mir, genug Zeit, um mir Gedanken zu machen. Ich schalte meine Lieblings-Band Aes Dana ein und fahre vom Grundstück.
Die coolen Ambient-Klänge geben mir das Gefühl, über die Fahrbahn zu schweben.
Gegen 15 Uhr genehmige ich mir auf halber Strecke an einer Autobahnraststätte einen schlechten Kaffee und ein latschiges Schnitzelbrötchen mit Ketchup. Immerhin ist ein Salatblatt drauf. Besser als nichts. Bei Luis gibt’s nur vegetarisches Essen. Mein letztes totes Fleisch also für die nächsten Tage. Was tut man nicht alles aus Liebe. Danach kaufe ich Zigaretten und während ich rauche, rufe ich Luis an. Eigentlich will ich mir das Qualmen abgewöhnen und war schon bei drei, okay, fünf am Tag. Aber die Sache mit Milan macht mich nervös und Rauchen beruhigt mich.
Luis sagt, das sei Einbildung, aber ich weiß es schließlich besser. Er mag es nicht, wenn ich rauche, aber auch Liebe hat Grenzen.
Luis geht nicht ans Telefon. Ist entweder im Einsatz oder in einer Besprechung. Privatleben steht beim LKA hintenan. Ich kenne das Spiel und bin froh, raus zu sein. Gut, dass Luis und ich unsere eigenen Ziele verfolgen. Und zwar unterschiedliche. Manchmal, wenn wir zusammen sind, kracht es auch, weil Luis so ein Hundertprozentiger ist und keine Verantwortung abgeben kann. Er ist noch ehrgeiziger, als ich es damals war. Nur dass ich öfter mal an der Legalität entlanggeschrammt bin, was für Luis ein No-Go ist. Mein Erfolg hat das allerdings bei meinen Vorgesetzten aufgewogen. Arbeitet eben jeder nach seiner Methode. Luis ist besonnener als ich. Er lässt sich nicht so leicht auf die Palme bringen oder von der Arbeit auffressen. Er kompensiert viel durch Sport und muss den Kerlen im LKA beweisen, dass ein schwuler Bulle keine Sissy ist und was aushält. Nein, falsch, er muss es sich selbst beweisen.
Außerdem will Luis die Welt retten - vor dem Bösen und vor der Klimakatastrophe. Und: Er würde jedes verdammte Tier, das sich ein Bein gebrochen hat, mit Blaulicht in die Tierklinik fahren. Ob Ratte oder Taube. Aber ehrlich? Alleine dafür liebe ich ihn.
Ich seufze. Wenn ich in Berlin ankomme und einen verfickten Hurensohn drankriegen will, werde ich ganz auf mich allein gestellt sein. Ohne Kollegen, ohne SEK und ohne Kriminaltechnik. Gut. Alleingänge waren schon immer meine Spezialität. Was jetzt vor allem zählt, ist eines:
Luis darf nie von dieser Aktion erfahren. Er ist die Liebe meines Lebens und ich habe keine Geheimnisse vor ihm.
Nur dieses eine.
Ich hinterlasse ihm eine Nachricht:
Hey, Red Robin Hot – Surprise. Halt’s hier ohne dich nicht aus und fahr gerade nach Berlin. Freu mich auf dich. Mach schon mal das Schlafzimmer warm. Du weißt, ich hasse es, kalt zu schlafen. Ach ja, und bitte Schatz, keine vegane Pizza heut Abend. Lass wenigstens echten Käse drauf sein. LOVE
Zugegeben, das, was ich hier mache, ist auch nicht die ganze Wahrheit, wie Milan so schön sagte.
Trotzdem fahre ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch weiter. Mein Arsch wird allmählich taub vom Sportsitz. Ich rutsche unruhig herum und meine Gedanken kreisen so lange um Novak, bis ich eine vage Idee verfolge.
Berlin, Möckernkiez, etwa zur selben Zeit
Ich stehe frisch geduscht, nur in Jogginghose und Tanktop an der Glasfront unseres Penthouses, gucke über die große Terrasse auf den Park am Gleisdreieck und warte auf mein Date. Es schneit leicht. Die Berliner Nebelkrähen hocken angepisst in den vereisten Ästen der Bäume.
Würde ich auch machen. Ich meine, wenn ich eine Krähe ohne Fußbodenheizung wäre.
Tom, also mein Paps, und sein Mann Burak sonnen sich irgendwo auf den Kapverdischen Inseln und machen Erholungsurlaub.
Von mir.
Das zumindest hat Burak gesagt.
Ich hab ihm den Mittelfinger gezeigt und ihn Spießerdaddy genannt, obwohl er gerade mal sechsundzwanzig ist und ich ihn echt gern hab.
Es klingelt. Ich haste zur Sprechanlage und gucke auf das Display der Eingangs-Kamera.
Ercan ist Personenschützer beim LKA. Ich habe ihn vor gut zwei Jahren kennengelernt. Tom und ich wurden bedroht und Ercan war damals neben seiner Kollegin Angie und Hanno mein Bodyguard. Durch meine Aufmerksamkeit habe ich Angie und Ercan das Leben gerettet.
Und meines.
Schon da hat es zwischen uns geknistert. Ein Blick in seine dunklen Augen genügte. Sie wirken in der Regel eher kühl und wachsam, aber sobald wir alleine sind, scheint eine Wärme durch, die mir den Boden unter den Füßen wegzieht.
Ich stehe auf Kerle und nicht auf Jungs, die nur hektisch rumrubbeln und sich gleich verschämt abwischen, weil Mutti ins Zimmer kommen könnte.
Ercan Onur ist Ende zwanzig und ein Mann wie Meloneneis.
Meine Lieblingssorte.
Einfach zum Abschlecken und megacharming. Ich hielt ihn, wie alle Welt, für einen Womanizer. Nach dem Fall damals hat sich Ercan aber immer mal bei mir gemeldet. Wir haben gequatscht und uns auch mit Angie oder alleine verabredet. Irgendwann gestand er mir, dass ihn blonde Jungs anmachen.
Ich bin kein Femboy mehr wie früher, sondern mehrBoy geworden und trage die Haare inzwischen etwas kürzer.
‚Okay‘, meinte ich zu Ercan, ‚sag doch gleich, dass du auf mich stehst.‘
Ehrlich? Mein Gaydar hat das von Anfang an gespürt. Dass wir inzwischen auch Sex miteinander haben, ist ein Geheimnis. Wir sind Kumpels und gelegentlich mal scharf aufeinander … Okay … Wir haben in letzter Zeit immer öfter Sex. Sehr guten Sex und wir machen mehr miteinander. Essen und in Clubs gehen, mal zusammen joggen oder in einem Café sitzen und quatschen. Das kann man auch sehr gut mit Ercan. Ob bei uns das Wort Kumpels noch zutrifft? Da blicke ich gerade nicht ganz durch. Normalerweise geht Romance ja andersherum. Also erstens flirten, zweitens daten, und so weiter.
Aber was ist bei mir schon normal?
Was bedeutet normal überhaupt?
Nur Tom und Sindo wissen von der Sache.
Ercan holt mich meist ab, oder wir treffen uns in der Stadt. Dann fahren wir mit seinem Auto irgendwohin und beschäftigen uns ziemlich intensiv miteinander. Heute kommt er zum ersten Mal zu mir nach Hause. Ich bin nervös und weiß nicht, warum. Ist ja nun wirklich nicht unser erstes Date.
„Hey, Sexy!“, rufe ich ins Mikro. „Den Code für den Aufzug haste ja.“
Er grinst schief in die Kamera und nickt.
Woohoo! Ich werfe noch schnell einen Blick in den großen Flurspiegel, zerzause meinen langen Pony und bin zufrieden.
„Finn, geh’s langsam an und fall nicht gleich über ihn her wie ein Zombie“, sage ich zu mir, atme noch einmal tief ein und öffne die Tür zum Treppenhaus.
Hier oben gibt es nur zwei Appartements und man kommt ausschließlich mit dem Aufzug ins letzte Geschoss. Die Fluchttür im Treppenhaus lässt sich nur von innen öffnen. Die Aufzugtüren gleiten auseinander und Ercan steht leibhaftig vor mir. Einsneunzig in Cargo-Hose, Holzfällerjacke und T-Shirt mit tiefem V-Ausschnitt. Rabenschwarzer Undercut, perfekt gegeltes Deckhaar und Dreitagebart.
Iconic – und genau meine Kragenweite, mit meinen einssiebzig. Vielleicht denken da jetzt einige, voll das Klischee-Age-Gap und so. Aber ehrlich? Mir egal.
Ercan schlendert lässig auf mich zu. Ich sehe den Teil seiner Schlüsselbeine, die in einer megasexy Mulde an der Kehle zusammenlaufen und den Schatten seiner nachwachsenden Brustbehaarung.
Puh!
Ich lasse ihn rein und schließe die Tür hinter ihm.
„Hi“, sagt er, drängt mich an die Wand und packt mich fest an den Trägern des Tanktops.
Seine Augen sind auf mich gerichtet – wie die Ruhe vor dem Sturm, eine undurchdringliche Oberfläche, unter der sich Kraft und Temperament verbergen.
Noch mal puh!
Wir knutschen erst mal ordentlich und reiben uns aneinander. Die Beulen in unseren Hosen verraten alles.
„Yummy …“, nuschle ich.
„Mann“, keucht Ercan, „da draußen isses arschkalt und du rennst rum wie im Hochsommer.“
„Hab halt noch Hitze“, entgegne ich und schlecke sein Kinn. „Außerdem gibt’s hier Fußbodenheizung und ’nen Kamin. Die besten Erfindungen neben Döner, Pizza und Paps übrigens.“
Ercan lacht.
Ich löse mich von ihm und drehe mich einmal um mich selbst. „Gut so?“
Ercan lässt seine Augen genüsslich über meinen Körper wandern. Sie bescheren mir Herzklopfen und einen akuten Blutstau in der Körpermitte.
„Ach … hab da was für dich“, sagt er.
„Uiii … Ein Gastgeschenk?“
Ercan nickt, kramt in seiner Jacke, zieht etwas heraus und hält es mir vor die Nase.
„Dubai-Schokolade“, lese ich laut, stibitze die Tafel und stecke sie in den Gummibund meiner Hose.
„Ja. Ist allerdings aus der Türkei.“
„Hm! Pistaziencreme. Du bist echt süß. Können wir gleich vernaschen und uns gegenseitig vom Gaumen lutschen.“
Ercan prustet. „Horny, was?“
„Du nicht?“
„Wär ich sonst da?“ Er guckt sich vorsichtig um.
„Keine Sorge. Ich hab hundertpro sturmfrei und uns bleibt alle Zeit der Welt.“
Ercan atmet erleichtert auf. „Schick habt ihr’s hier.“
„Zieh erst mal die Jacke aus. Ich zeig dir alles.“
Er befreit sich aus der Jacke. Ich nehme sie ihm ab und hänge sie in den eingebauten Garderobenschrank, weil ich Unordnung nicht ausstehen kann. Ercan streift seine Sneakers ab und ich führe ihn an der Hand durch die Wohnung. Zuerst präsentiere ich das geräumige Ess-Wohnzimmer mit offener High-Tech-Küche. Die Sofalandschaft steht an der Glasfront zu Terrasse und Park.
Ich mache den Guide. „Es gibt noch zwei kleine Arbeitszimmer, ein Gästezimmer, das Daddyschlafzimmer, zwei Bäder und … mein Reich.“
Ercan pfeift anerkennend. „Fehlt nur noch das Personal.“
„Wir ham ’ne Zugehfrau. Kochen, abwaschen und Wäsche waschen muss ich aber selbst.“
Ercan tut mitleidig. „Du Armer.“
„Tom sagt, das ist meine Übung, um nicht größenwahnsinnig zu werden.“
„Und was macht die Zugehfrau?“
„Kaffee trinken.“ Ich grinse.
„Kann jedenfalls nicht schaden, mal mit anzupacken“, sagt Ercan.
„Bin ich ja von früher gewohnt.“
Wir gehen durch die hellen und modern eingerichteten Räume. Die meisten Nutzmöbel sind eingebaut und es steht wenig rum.
„Ist eigentlich viel zu groß“, gestehe ich.
„Dir ist was zu groß?“, frotzelt Ercan.
Ich packe ihn mit der freien Hand im Schritt und presse ihn an einen Türrahmen. „Gibt Größeres als das da.“
„Autsch … schon gut.“ Ercan küsst mich schnell auf die Wange und ich lasse ihn los, obwohl ich lieber fummeln würde. Als kleine Rache zerzause ich sein schwarzes Gel-Topping.
„He! Lass das.“ Er streicht sich das Haar wieder glatt.
Dieser Pfau. Waaah!
„Tom hat immer von so was geträumt“, erkläre ich. „Jetzt hat er’s. War ’n Glücksfall, dass er die Wohnung hier kaufen konnte. Der Vorbesitzer brauchte schnell Geld und Tom hatte es.“
Ercan lächelt.
„Weißte, manchmal vermisse ich unsere kleine Wohnung in der Nähe des Kottbusser Tors. Da hatte ich Tom für mich alleine.“
„So isses eben … Alles ändert sich gefühlt ständig und die Jahre vergehen immer schneller. Also: Nutze jede Gelegenheit.“ Ercan zieht mich an sich.
I love it. Smile. Heartbeat.
„Als schwuler Teenie einen schwulen Vater zu haben, ist doch der Jackpot“, meint Ercan.
„Isses. Wir sind nicht nur Daddy and Son, sondern meistens auch Freunde und haben keine Geheimnisse voreinander. Tom ist der hotteste Siebenundvierzigjährige Berlins.“
Ercan schüttelt amüsiert den Kopf. „Klar, dass du das sagst. Aber deine Daddys sind zwanzig Jahre auseinander.“
„Einundzwanzig. Aber was sind schon Jahre?“ Ich grinse. „Burak kennen wir, seit er vierzehn ist, weil Tom mal für seinen Vater Gemüse ausgefahren hat und Burak war damals schon scharf auf ihn. Also hat Buraks Vater ihn mit Tom verlobt.“
Ercan zeigt mir einen Vogel.
„Wie jetzt? Muslime machen das doch auch mit Mädchen. Gleiches Recht für alle, oder? Außerdem haben Jungs mit vierzehn eine Megalibido.“
Ercan lacht lauthals los und wuschelt mir durchs Haar. „Du elender Schwätzer.“
Ich küsse seinen Hals. Er schmeckt nach seinem würzigen Parfüm.
„Natürlich hat Tom erst ’n paar Jahre später angebissen. Da hat Burak schon studiert. Er tut Tom richtig gut und das zählt. Wir haben harte Jahre hinter uns, wie du weißt, und lebten lange mit knapper Kasse. Tom war alleinerziehend und konnte meinetwegen nur Aushilfsjobs annehmen. Vor gut zwei Jahren wäre Tom beinahe wegen meiner fucking Gebärerin draufgegangen. Jetzt sitzt sie im Knast, Tom ist mit dem Gewerbegrundstück seiner Familie zu Geld gekommen und wir haben viel mehr, als wir brauchen.“
„Und was macht Tom jetzt?“
„Hat in Immobilien investiert, kümmert sich um sie und hilft unseren Freunden, den Achebes, immer noch bei der Buchführung. Ich jobbe auch weiter in ihrem afrikanischen Restaurant. Tom hat zu mir gesagt, ‚Finn, wenn du auf verwöhntes Millionärssöhnchen machst, fliegste raus.‘“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das tust.“ Ercan lächelt. „Und dass Tom dich rauswirft, schon gar nicht.“
Aaaw!
„Tom blufft nur. Aber er ist dem Tod von der Schippe gesprungen, Ercan. Das macht mich glücklich, nicht die Kohle.“
„Wie geht’s Sindo?“
„Alles paletti. Wir träumen von einer gemeinsamen Werbeagentur. Er ist gerade mal wieder schockverliebt. Das passiert gefühlt jeden Monat und verschwindet ebenso schockartig wieder.“
„Und du?“
„Hehehe. Häng mit dir ab. Komm!“
Uns wieder an der Hand haltend, zeige ich ihm mein Zimmer – das breite Bett, den schönen Arbeitsplatz und meine eigene, kleine Terrasse.
„Cool!“ Ercan lässt sich aufs Bett fallen und schnuppert. „Hm! Riecht herrlich nach Finn und feuchten Träumen.“
„Idiot. Kann ich dir was anbieten? Willste was trinken?“
Er schüttelt den Kopf, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Ich will dich. Komm her, du …“
Mein Hirn schaltet auf Kontrollverlust und ich wedle mit der Schokolade.
Er nickt.
Ich knie mich neben ihn auf die Matratze und öffne die Verpackung, während seine Hände unter mein Tanktop gleiten und zärtlich meine Brustwarzen streicheln.
„He! Du bringst mich samt der Schokolade zum Schmelzen.“
„Fühlst dich aber eher hart an.“ Ercan zwinkert.
Ich grinse, schiebe ihm ein Stück Schokolade in den Mund und setze mich im Reitersitz auf seinen Schritt. Auf seine Brust abgestützt, beuge ich mich über sein Gesicht. Er fährt durch meinen Pony, der mir ins Gesicht hängt, packt mich fest im Nacken und zieht mich zu sich. Ich schlecke seinen Mund ab, beiße ihm wieder sanft ins Kinn und beginne ihn zu küssen. Er öffnet seine weichen Lippen. Unsere Zungen spielen mit der halb geschmolzenen Schokolade und miteinander. Ercans Dreitagebart kratzt schön.
Wir schnaufen durch die Nasen und kichern dabei. Es ist einfach zu geil. Unter mir spüre ich Ercans Stehvermögen.
„So jung und so versaut.“ Er schüttelt amüsiert den Kopf.
„Erstens: Ich bin nicht versaut, sondern verspielt. Zweitens: Genau deswegen bist du doch hier.“ Ich heize das Ganze noch an, reibe meinen Hintern auf ihm und schiebe langsam sein Shirt hoch.
„Dein Bauch …“ Ich flackere mit den Augen und seufze.
„Ich glaub, mein Homie will raus“, sagt Ercan trocken.
In Nullkommanix springe ich von ihm herunter und knöpfe seine Hose auf. Er trägt wie ich keine Unterwäsche bei unseren Dates und sein beschnittener Schwanz schnalzt mir entgegen wie der Kasper aus der Kiste. Es ist kein Monster, sondern hat genau die richtige Größe für mich.
„Tataaa!“, rufe ich und Ercan lacht.
Ich drücke schnell einen Kuss auf die rosa Kappe, ziehe seine Hose runter, werfe sie zur Seite und betrachte Ercan. Da liegt er, nur mit hochgeschobenem Shirt und weißen Socken. Er verschränkt die Arme hinter dem Kopf und die Bizepse wölben sich. Es sieht lustig aus, aber auch schweinesexy. Mein Blick bleibt an seinem Tiger-Tattoo hängen, das quer über Leiste und Unterbauch gestochen wurde.
„Miau“, fauche ich und forme meine Finger zu Krallen.
„Tanz für mich“, schnurrt er, „aber schön langsam. Ich möchte keine Regung an dir verpassen.“
Also führe ich einen kleinen, unanständigen Bauchtanz für ihn auf, strippe dabei und werfe ihm mein Tanktop aufs Gesicht. Er drückt es sich fest auf die Nase und sein Schwanz zuckt dabei. Er ist megascharf auf mich und ich genieße dieses Feeling.
Nachdem ich auch die Jogginghose los bin, hab ich nichts mehr an. Aus der Tanz.
Ich hebe die Schultern. „Over!“
Ercan grinst und winkt mich zu sich.
Ich kuschle mich an ihn, wir knutschen und reiben uns aneinander. Der Duft unserer erhitzten Körper wirkt wie Speed auf mich. Ich schiebe mich auf Ercan und küsse seine Nippel. Die Härchen auf seinen Beinen kitzeln schön. Er packt mich an den Hinterbacken und zieht sie kräftig auseinander.
„Yeah!“
Im selben Augenblick meldet sich mein Phone.
„Och … Nicht jetzt“, maule ich und Ercan steckt mir seine gierige, pistaziengeschwängerte Zunge in den Rachen.
„Mpf, mpf, mpf …“ Ich sauge gefügig daran, weil sie so gut schmeckt.
Er lässt mich schmunzelnd los. „Was sagst du?“
„Lass mich schnell mal sehen, wer anruft. Wenn’s Tom ist, muss ich drangehen, sonst macht er sich Sorgen.“
„Du bist fast zwanzig und brauchst keinen Aufpasser mehr.“
„Hat was mit unserer Vergangenheit zu tun“, erkläre ich. „Tom und ich haben einen alten Deal. Der gilt immer noch.“
„Na, dann geh schon, Plappermäulchen.“
Ich krabble übers Bett und er schlägt mir liebevoll auf den Po. Ich taste in meiner Jogginghose nach dem Phone, angle es heraus und gucke aufs Display.
„Oh, ist Hanno. Ich geh trotzdem schnell ran, ja?“
Ercan zieht sich gerade das T-Shirt über den Kopf und legt einen Finger an den Mund.
„Klar halt ich die Klappe.“ Ich kuschle mich wieder an seine schön definierte Brust, lege ein Bein angewinkelt auf seine Erektion und nehme das Gespräch an.
„Hey, Buddy, Sehnsucht nach mir?“
„Immer doch. Was treibst’n grade?“
„Lieg nackt mit einem Prachtkerl im Bett.“ Ich zwinkere Ercan zu, der sich auf die Hand spuckt und die Spucke mit einem teuflischen Grinsen zwischen meinen Pobacken verreibt.
„Ah …“ Ich erschauere und kneife den Hintern zusammen.
„Oh … Tut mir leid, wenn ich dich störe, Finn.“
„Nur ein bisschen. Für dich hab ich doch immer ein Ohr. Aber mach schnell.“
Hanno lacht. „Kenn ich den Kerl?“
„Oh … Nee.“