Burning Bad Boy - Adele Mann - E-Book
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Burning Bad Boy E-Book

Adele Mann

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Beschreibung

Ein heißer Feuerwehrmann, eine kesse Feuerwehrfrau und jede Menge Zündstoff. Ein neuer leidenschaftlicher Bad-Boy-Roman von Adele Mann. Seit sie ihre Eltern bei einem Brand verloren hat, will Mia Fiore nur eins: eine gute Feuerwehrfrau sein. Als sie zu einer anderen Wache versetzt wird, trifft sie dort auf den heißen und scheinbar sorglosen Feuerwehrmann Logan St. Clair, der Frauen lieber im Bett hat, als auf seiner Wache. Von Anfang an geraten Mia und Logan aneinander. Dabei können sie aber nicht leugnen, wie anziehend sie einander finden. Bei ihrer Arbeit für die New Yorker Feuerwehr kommen sich Mia und Logan näher und landen zusammen im Bett. Eine echte Beziehung wollen beide nicht, schon gar nicht miteinander. Doch als eine Serie von Brandstiftungen Brooklyn in Atmen hält, müssen sich Mia und Logan im Angesicht der Gefahr fragen, ob ihre Gefühle nicht tiefer gehen, als sie wahrhaben wollen ... »Burning Bad Boy« von Adele Mann ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer facebook-Seite. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!

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Seitenzahl: 459

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Adele Mann

Burning Bad Boy

Roman

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Seit sie ihre Eltern bei einem Brand verloren hat, will Mia Fiore nur eins: eine gute Feuerwehrfrau sein. Als sie zu einer anderen Wache versetzt wird, trifft sie dort auf den heißen und scheinbar sorglosen Feuerwehrmann Logan St. Clair, der Frauen lieber im Bett hat als auf seiner Wache. Von Anfang an geraten Mia und Logan aneinander. Dabei können sie aber nicht leugnen, wie anziehend sie einander finden. Bei ihrer Arbeit für die New Yorker Feuerwehr kommen sich Mia und Logan näher und landen zusammen im Bett. Eine echte Beziehung wollen beide nicht, schon gar nicht miteinander. Doch als eine Serie von Brandstiftungen Brooklyn in Atem hält, müssen sich Mia und Logan im Angesicht der Gefahr fragen, ob ihre Gefühle nicht tiefer gehen, als sie wahrhaben wollen …

Inhaltsübersicht

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Kapitel 1

Mia

Mia!« Mein Dad rüttelt mich unsanft aus dem Schlaf.

»Mia, wach auf!« Seine Stimme klingt panisch. Erschrocken reiße ich die Augen auf, als ich die Hitze im Raum spüre, und sehe in das angsterfüllte Gesicht meines Dads. Er hat Schweiß auf der Stirn. Kurz glaube ich, der Albtraum, dessentwegen sich Dad zu mir gelegt hatte, ist wieder da. Doch darin ging es um Monster, die aus meinem Schrank kommen.

Das hier ist anders. Ich atme heftig und wische mir über die Nase. Hier riecht es komisch, und es ist heiß.

»Daddy?«

Ich habe Angst und klettere auf den Schoß meines Vaters. Sein Herz schlägt schneller, als ich es jemals zuvor gespürt habe. So fest ich kann, schlinge ich meine kleinen Arme um seinen Hals und meine Beine um seine Hüften. Ich drücke mich an ihn, als er aufsteht, aber die Angst geht nicht weg. Mein Dad dreht sich hin und her. Ich sehe, dass unter meiner Tür Rauch ins Zimmer dringt. Wir müssen beide husten. Dad geht zur Tür, aber ich möchte das nicht. Da ist der Rauch. Es ist bestimmt gefährlich.

Dad sagt mir, dass ich jetzt tapfer sein muss, deshalb versuche ich, nicht zu weinen.

Er nimmt eines meiner Shirts in die Hand und dreht damit den Türknauf. Dunkler Rauch dringt in unsere Augen und Nasen. Wir keuchen. Daddy drückt mein Gesicht ganz fest gegen seine Brust, damit ich nicht so stark husten muss.

Ich schreie auf, als ich sehe, dass unsere Haustür brennt und auch alle Möbel, die neben der Tür stehen. Dad weicht zurück, doch die Hitze brennt auf unserer Haut, egal wie weit wir vor den Flammen zurückweichen. Ich weiß nicht, wohin mit meiner Angst.

»Alles gut, mein Engel. Alles wird gut.«

Er sagt das immer wieder, aber ich glaube ihm nicht. Ich spüre, wie viel Angst auch er hat. Während er mich im Arm hält, fasst er nach dem Telefon. Etwas stimmt nicht. Er drückt darauf herum und wirft es dann wütend in die Ecke.

Mein Daddy sieht mich an, und ich sehe es in seinen Augen. Er kann die Monster in meinem Schrank vertreiben, aber das Feuer nicht. Mit Tränen in den Augen sieht er mich an und lächelt, während die Flammen immer mehr von unserer Wohnung fressen.

Ich fasse in Dads verschwitztes Gesicht und lächle ihn auch an. Meine Augen brennen, und ich weine. Ich kann mein Versprechen nicht halten. Für Daddy möchte ich tapfer sein, aber ich habe doch solche Angst.

»Schatz, ich muss nach deiner Mutter sehen. Warte hier!«

Er setzt mich ab, aber ich lasse seine Hand nicht los.

»Mia, du musst hier warten. Dort ist es zu gefährlich für dich.«

Dad darf dort nicht hin. Ich weiß es einfach. Deshalb zerre ich an seiner Hand, doch ich bin zu klein.

»Mia, bitte!« Er fleht mich an, aber ich lasse nicht los.

Wir beide schrecken auf, als wir ein heulendes Geräusch hören. Sirenen. Ich kenne den Klang. Die Feuerwehr kommt und wird uns retten. Dad hebt mich hoch und blickt aus dem Fenster. Ich sehe den riesigen Wagen um die Ecke biegen. Dahinter ist noch ein Wagen, ein kleineres Feuerwehrauto. Das Auto mit der riesigen Leiter fährt auf unser Haus zu. Mein Dad öffnet das Fenster und ruft laut um Hilfe.

Sein Gesicht ist dunkel vom Rauch, und ich sehe die hellen Tränenspuren darin. Dad lächelt mich an. Dieses Mal bekomme ich davon kein schlechtes Gefühl im Bauch wie vorhin. Ich lächle zurück und sehe nicht zu den Flammen hin.

Alles geht furchtbar schnell. Die Feuerwehrmänner richten die Leiter auf unser Fenster. Einer von ihnen klettert hoch, während er mit Dad spricht. Er fragt, ob noch jemand bei uns ist. Mein Dad sagt, dass Mom noch in ihrem Zimmer ist.

»Nehmen Sie meine Tochter!« Er reicht mich durch das Fenster an den Feuerwehrmann weiter. Es ist so hoch. Ich schließe die Augen und sehe nicht nach unten, wie Mommy es mir beigebracht hat, wenn ich Angst vor der Höhe bekomme.

»Sir, kommen Sie raus da! Wir kümmern uns um Ihre Frau.«

Der Feuerwehrmann packt mich mit seinen großen Handschuhen und hält mich fest. Dad schüttelt den Kopf.

»Ich muss zu meiner Frau. Ich habe sie nicht gehört, seit ich wach geworden bin.«

Der Feuerwehrmann mit den grauen Barstoppeln brüllt Dad an, während er mich an sich drückt. »Los, raus da! Lassen Sie uns unseren Job machen, verdammt!«

Doch Dad hört nicht auf ihn. Er verschwindet. Der Rauch verschluckt ihn, und ich kann ihn nicht mehr sehen. Ich rufe nach ihm. Er darf da nicht mehr reingehen. Der Feuerwehrmann steigt die Leiter hinunter. Er schimpft und gibt mich an einen anderen Feuerwehrmann weiter, der unten auf dem Autodach wartet und mich in eine komisch knisternde Decke hüllt. Ich laufe weg und klettere wieder die Leiter hoch zu meinem Dad. Doch der ältere Feuerwehrmann hält mich auf und sagt, ich könne da jetzt nicht hoch. Aber ich muss. Da oben ist meine Mommy, und mein Dad will zu ihr, aber ich habe ein ganz übles Gefühl im Bauch. Ich möchte bei ihnen sein.

»Daddy«, rufe ich laut, aber er kommt nicht ans Fenster. Der ältere Feuerwehrmann ist fast wieder oben an der Leiter angekommen. Ich sehe hoch. Mein Herz hämmert schnell. Eine grauweiße Rauchwolke dringt aus meinem Fenster hervor. Der ältere Feuerwehrmann springt mit einem Schrei von der Leiter auf das Dach. Einen Wimpernschlag später explodiert der Qualm mit einem lauten Knall. Dabei schießt ein gewaltiger Feuerball aus unserm Zuhause über die ganze Straße hinweg.

Schwer atmend komme ich zu mir. Schweiß brennt auf meinem Nacken. Ich schüttle den Kopf, um wieder klarer zu werden. Mein Atem beruhigt sich nur langsam. Ich bin nicht mehr fünf Jahre alt, sondern fünfundzwanzig. Und ich bin nicht auf dem Dach des Feuerwehrwagens und muss zusehen, wie meine Eltern durch eine Explosion sterben. Doch dieser Albtraum verfolgt mich immer noch.

Als ich sehe, wie meine Hände zittern, krabble ich aus dem durchgeschwitzten Bett und schnappe mir meinen Feuerwehrhelm. Kaum habe ich ihn in der Hand, fühle ich mich besser, weniger machtlos und mehr wie ich selbst. Langsam kehre ich ins Bett zurück und lege den Helm direkt neben mich. Wenn ich weiß, dass er da ist, schlafe ich besser. Das hilft. Jedes Mal. Und ich muss noch ein paar Stunden schlafen, denn morgen wird ein langer Tag, auf einer neuen Wache. Mit meinen Fingern auf dem Helm schlafe ich ein und sage mir, dass der Geruch von Feuer und Rauch von meiner Feuerwehrkleidung stammt und nichts mit meinem Traum zu tun hat. Denn ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, das zusehen muss, wie das Feuer Menschen holt. Ich bin jetzt Feuerwehrfrau und bekämpfe das Monster, so gut ich kann.

Kapitel 2

Mia

Das rote Backsteinhaus sehe ich schon von Weitem. Eine Wache erkenne ich sofort. Diese hier hat zwei alte rote Tore, und darüber stehen die Nummern der Einsatzwagen: Drehleiter 333 und Einsatzwagen 212. Gleich daneben parkt Ambulanzwagen 51. Über den Garagen befinden sich zwei Stockwerke mit je sechs Fenstern. Eine klassische Feuerwache, nicht anders als meine letzte Wache in Queens. Nur dass diese hier in Brooklyn liegt, genauer gesagt in Williamsburg, wo ich aufgewachsen bin und lebe. Ich muss schmunzeln, als ich die Bemalung auf beiden Garagentoren erkenne. Ein Weißkopfadler auf einem blauen Kreis mit einem Feuerwehrhelm auf dem Kopf. Seine Krallen halten einen Löschschlauch, aus dem Wasser spritzt.

»Hey. Kann ich Ihnen helfen?« Ein mexikanisch aussehender Sanitäter spricht mich an, während ich meine schwere Tasche schultere. Er hat ein freundliches Lächeln und ist etwa zehn Jahre älter als ich.

»Vermutlich ja. Ich möchte zum Captain.«

Er mustert mich und meine Tasche, wischt sich die Hände an der Hose ab und hält mir dann lächelnd die Rechte hin.

»Carlos.«

Ich schüttle seine Hand und lächle zurück.

»Freut mich. Ich bin Mia. Mia Fiore. Heute ist mein erster Tag bei euch.«

Carlos runzelt die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass wir eine neue Sanitäterin bekommen.«

Wie tausendmal zuvor unterdrücke ich ein Schmunzeln, ehe ich ihn aufkläre.

»Da muss ich dich leider enttäuschen, Carlos. Ich bin kein Sani. Ich bin Feuerwehrfrau.«

Damit der Groschen schneller fällt, drehe ich meine Tasche zu ihm, auf der mein Helm festgeschnallt ist.

Seine Augen werden groß, ehe er sich wieder einkriegt und mindestens dreimal nickt. »Ach so, alles klar.« Sein Fehler scheint ihm peinlich zu sein, was ich ganz sympathisch finde.

»Der Captain hat sein Büro im ersten Stock.«

»Danke.«

Ich überlasse Carlos wieder seinem Krankenwagen, den er gerade aufräumt, und betrete die Wache durch die kleine Tür an der Seite. Kaum komme ich in die Garage, starren drei Paar Augen mich an. Ich stelle mich den gaffenden Männern nicht vor. Das soll schön der Captain übernehmen. Dank Carlos’ Reaktion auf mich ist mir klar geworden, dass auf dieser Feuerwache bisher noch keine Frau gedient hat. Das hier verspricht, interessant zu werden. Ich gehe die eiserne Treppe hoch und spüre die Blicke meiner zukünftigen Kollegen im Rücken. Das Ganze ist wie ein Déjà-vu, aber davon lasse ich mich nicht ablenken.

Oben angekommen, klopfe ich an die Tür mit dem Namen Captain Martinez auf dem Schild.

»Herein!«, brüllt ein Mann. Ich öffne die Tür.

»Captain? Ich bin Mia Fiore, ich sollte mich heute bei Ihnen zum Dienst melden.« Ein klein wenig drücke ich den Rücken durch, als mich ein Mann Anfang fünfzig mit starken Augenbrauen irritiert mustert.

»Fiore? Sind Sie sicher, dass Sie heute kommen sollen?«

Ist das sein Ernst? Ich reiche ihm den Versetzungsschein, auf dem auch das Datum meines Dienstantritts vermerkt ist.

Missmutig überfliegt er das Blatt und grummelt dabei vor sich hin.

»Ist nicht Ihre Schuld, Fiore. Unsere Sekretärin hat Grippe. Sie erinnert mich an solche Dinge.« Er wirft den Zettel vor sich hin, und ich nehme ihn wieder an mich.

»Ich verstehe.«

»Verdammt!« Ihm scheint gerade irgendetwas einzufallen.

»Ich habe die Jungs noch gar nicht auf Sie vorbereiten können.« Nervös reibt er sich über den Nacken. Seine dichten Brauen sind über der Nase förmlich zusammengewachsen. Ich darf nicht lachen, das hier ist mein neuer Captain, auch wenn er im Moment wie eine mexikanische Comicfigur aussieht.

»Captain, ich habe die Erfahrung gemacht, dass man es am besten schnell und schmerzlos hinter sich bringen sollte wie beim Pflasterabreißen … oder bei der Entjungferung.« Mist, den letzten Teil wollte ich nicht laut aussprechen.

»Fiore! Sie sind doch nicht einer dieser Klugscheißer? Denn glauben Sie mir, von denen habe ich schon genug hier.«

Meinen Vorgesetzten am ersten Tag anzulügen ist kein guter Start, also sage ich: »Ich verspreche nie etwas, was ich nicht halten kann, Sir.«

Er brummt. »Na, wenigstens sind Sie ehrlich.« Dann hellt sich seine Miene auf. »Können Sie kochen?«

Ist das jetzt wirklich sein Ernst? Cool bleiben, Mia.

»Ich bin Italienerin.«

»Na, Gott sei Dank! Den Fraß von Murphy und Schulz kriege ich keinen weiteren Tag mehr runter. Sie müssen ja nicht in jeder Schicht kochen, aber wenn Sie öfter mal Schulz und Murphy ablösen, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Und die anderen auch, glauben Sie mir.«

»Ich tue mein Bestes, Sir. Vor dem Herd und gegen jedes Herdfeuer, das sich mir in den Weg stellt.«

Er lacht. »Sie sind ein Großmaul, Fiore, aber das kann Ihnen hier nur helfen. Also, packen wir’s an und rütteln die Bande da unten mal ordentlich wach.«

»Nach Ihnen, Sir.«

Ich halte ihm die Tür auf und folge ihm auf der Treppe nach unten, vorbei an einem riesigen Einsatzfahrzeug, bei dessen Anblick ich mich sofort zu Hause fühle. Vier Männer sitzen in bequemer Arbeitskleidung um einen Resopaltisch herum und trinken Kaffee. Als der Captain mit mir im Schlepptau auftaucht, sehen sie hoch und werfen mir neugierige Blicke zu. Wahrscheinlich halten sie mich für die Vertretung der krank gewordenen Sekretärin oder für eine neue Sanitäterin. Nur Carlos, der sich zu ihnen gesellt, grinst vor sich hin.

»Hört mal her, Jungs! Das ist Mia Fiore. Sie war bisher auf einer Wache in Queens und wechselt mit heute zu uns. Sie ist der Drehleiter 333 zugeteilt.«

»Hallo Jungs«, sage ich mit einem breiten Grinsen und werfe einen Blick in die Runde meiner Kollegen, die den Captain ansehen, als verkündete er ihnen, dass die Ferien nun vorbei seien und morgen wieder die Schule losgehe.

Ich muss jetzt mal etwas klarstellen. »Hey, seht nicht so geschockt drein. Ich schwöre euch, ich werde weder eure Pornos entsorgen, noch trete ich euch bei den Einsätzen mit meinen Stöckeln auf die Zehen.«

Carlos und ein anderer Sani, der verdammt gut aussieht und nur wenige Jahre älter zu sein scheint als ich, lachen hustend. Zumindest sie verstehen meinen Humor.

»Ach ja«, sagt der Captain und wirft mir einen mahnenden Blick zu. »Und Fiore hat ein ganz schönes Großmaul, womit sie hier ja gut reinpasst.« Er wendet seinen strafenden Blick der ganzen Crew zu.

Langsam taut die Stimmung auf. Wie so oft, wenn ich mich mit Gegenwehr konfrontiert sehe, gehe ich darauf zu, auch wenn ich riskiere, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen. Ich trete hinter dem Captain hervor und strecke dem ersten Feuerwehrmann, der vor mir steht, die Hand hin.

»Hi.«

»Hi. Ich bin Murphy. Rüstgruppe. Und ich bin froh, dass endlich jemand hier ist, der es mit meinem guten Aussehen aufnehmen kann.« Grinsend schüttelt der junge Mann mit dem braunen Wuschelkopf mir die Hand und zwinkert mir zu.

»Dass meinte ich mit der großen Klappe.« Der Captain verdreht die Augen, während ich zum Mann neben Murphy weitergehe. »Flynn«, sagt der Kerl in meinem Alter und lächelt mich schüchtern an.

»Freut mich.« Ich nicke und schüttle auch seine Hand. Der letzte Feuerwehrmann in der Runde ist etwas älter als die anderen. Ich schätze ihn auf Ende dreißig oder Anfang vierzig. Er hat graues Haar und ein rötliches Gesicht. »Peter Schulz«, sagt er und lässt meine Hand wieder los. »Maschinist. Ich fahre die 212.« Ich nicke.

»Carlos. Wir kennen uns ja schon.«

»Ja, sorry, dass ihr keine Verstärkung bekommt.«

Er zuckt mit den Achseln.

»Ich bin sein Partner, Brock. Brock McNamara. Willkommen im Team.« Der heiße Sanitäter lächelt mich an, und ich muss sagen, das kann er verdammt gut. Allerdings sieht er gleich weg, als ich zurücklächle. Diese Reaktion kenne ich. Der Kerl ist vergeben. Aber mir ist das egal, denn ich fange nie etwas mit Typen von der Wache an. Niemals.

»Okay, wo sind die anderen beiden?«, fragt der Captain.

Wie aufs Stichwort öffnet sich die Tür, auf der Umkleide steht, und ein muskulöser Kerl mit einem Handtuch um den Hals kommt raus. Er trägt nur eine dunkelblaue Jogginghose, und bei seinem Anblick muss ich meine Geschlechtsteile daran erinnern, dass wir bei der Arbeit sind und es nicht zählt, dass der Kerl heißer ist, als erlaubt sein sollte. Er hat braunes, feuchtes Haar, lang genug, dass man mit den Fingern darin wühlen kann, und blaugrüne Augen. Mit einem selbstbewussten Grinsen marschiert er auf uns zu, dieses Prachtexemplar von einem Mann. Er stutzt und sieht sich verwirrt um.

»Hey, was ist denn hier los?«

»Logan, das ist unsere neue Kollegin, Mia«, sagt Flynn.

Logan starrt mich an, von Kopf bis Fuß. Als er bei meinem Gesicht ankommt, grinst er mich dreckig an. Ihm scheint zu gefallen, was er sieht.

»Herzlich willkommen im Team, Mia. Ich hoffe, der Captain bürdet dir nicht zu viel Papierkram auf.«

»Ähm, Logan«, murmelt Brock und verkneift sich ein Grinsen. »Mia ist nicht Captain Martinez’ neue Sekretärin. Sie ist Feuerwehrfrau.«

»Ja, klar«, höhnt Logan. »Und die Stripperin aus dem Hotty Pete’s ist eigentlich Enthüllungsjournalistin.«

Die Jungs halten sich die Augen zu oder verziehen den Mund. Als Logan das sieht und dazu noch die vernichtenden Blicke des Captains bemerkt, geht ihm wohl ein Licht auf. Selbstzufrieden lächle ich ihn an und hebe herausfordernd eine Augenbraue.

»Scheiße!« Das kann er laut sagen. »Captain, wir brauchen hier keine heiße Frau, die darauf steht, Feuerwehr zu spielen.«

Ich möchte dem Kerl nur zu gern in die Eier treten, weil er ein absoluter Arsch ist und es verdient. Gerade als ich dem chauvinistischen Mistkerl verbal eine verpassen möchte, platzt ein Typ in Arbeitskleidung in den Raum, stürzt, ohne sich um seine Umgebung zu scheren, auf Logan zu und reißt ihn zu Boden.

»Oh, und das …«, kommentiert Murphy, »… ist Higgins.«

Der Typ Anfang dreißig schlägt dem am Boden liegenden Logan mit der Faust ins Gesicht. Autsch! Ich kann nicht behaupten, dass es mir leid für ihn täte.

Higgins ist auf hundertachtzig.

»Du Arsch, wenn du dich jemals wieder an meine Freundin ranmachst, bringe ich dich um, St. Clair!« Tja, jetzt ist auch der Nachname des irischen Burschen kein Geheimnis mehr.

Der Captain und Brock gehen dazwischen und ziehen die beiden auseinander, wobei sich Higgins wild wehrt.

»Ich hatte ein Mal was mit ihr. Letztes Jahr! Wen zum Teufel interessiert das noch.« Logan lässt sich von Brock zurückziehen, wirkt aber angespannt.

»Sie war meine Freundin. Wir hatten gerade mal eine Woche Schluss gemacht, als du sie angemacht hast. Wir wollen es wieder versuchen, und das Erste, was Ally mir beichtet, als wir wieder zusammenkommen, ist, dass sie mit dir im Bett war, du Wichser!«

Higgins schäumt vor Wut und versucht, St. Clair zu treten. Dieser Logan ist ja ein sympathischer Kerl. Wer baggert die Ex eines Feuerwehrkollegen an, nicht mal eine Woche, nachdem Schluss ist? Dass er ein chauvinistischer Arsch ist, macht ihn mir auch nicht gerade sympathischer.

Tja, einen Mistkerl hat man in jeder Einheit, und meinen habe ich heute wohl gefunden: Logan St. Clair.

Kapitel 3

Logan

Der Tag hat furchtbar angefangen. In der Wohnung, die ich mir mit meinem Bruder teile, ist der Boiler kaputt. Ich musste früher zur Arbeit hetzen, um dort zu duschen, und erst unter dem heißen Wasser besserte sich meine Laune. Als ich danach die Eisentreppe zur Einfahrt der Wache runtergehe, ist keiner da. Nur im Büro des Captains höre ich ein paar Kraftausdrücke, die dem Computer gelten. Ehe die anderen auftauchen, schlüpfe ich in die Umkleide und gönne mir noch ein paar Minuten Ruhe und Frieden mit meiner Lieblingsband. Die King of Leons im Ohr, wühle ich in meinem Schrank nach einer Jogginghose. Ich finde kein sauberes T-Shirt. Mit einem genervten Seufzer stopfe ich das Handy samt Kopfhörer in meine Hosentasche. Gerade heute kann ich darauf verzichten, vom Captain wegen der Ohrstöpsel angeschnauzt zu werden. Als ich die Umkleide verlasse, sehe ich die Jungs und den Captain um den Tisch herumlungern. Als ich bemerke, dass neben dem Captain eine umwerfende Dunkelhaarige steht, bessert sich meine Laune um Längen, und ein breites Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

»Hey, was ist denn hier los?«

»Logan, das ist unsere neue Kollegin, Mia«, sagt Flynn und macht so ein komisches Gesicht. Keine Ahnung, was der hat.

Ich starre diese Mia an. Sie ist die heißeste Frau, die ich je gesehen habe. Sie ist nur ein paar Zentimeter kleiner als ich, schlank und athletisch. Mia hat langes, dunkles Haar und noch dunklere Augen. Und ein Gesicht wie ein Engel. Heilige Scheiße! Ich bin sofort scharf auf sie und kann es kaum erwarten, sie jeden Tag direkt vor der Nase zu haben. Dieser Arsch in der engen Skinny Jeans ist eine Offenbarung.

»Herzlich willkommen im Team, Mia. Ich hoffe, der Captain bürdet dir nicht zu viel Papierkram auf.« Sodass du noch genügend Zeit für mich hast, Kleine.

»Ähm, Logan«, murmelt Brock. Auch er zieht ein komisches Gesicht. »Mia ist nicht Captain Martinez’ neue Sekretärin … Sie ist Feuerwehrfrau.«

Die wollen mich doch verarschen, oder?

»Ja, klar! Und die Stripperin aus dem Hotty Pete’s ist eigentlich Enthüllungsjournalistin.« Ich bin doch nicht blöd. Diese Kleine sieht aus wie ein Model.

Die Jungs halten sich die Augen zu. Als ich dann auch noch den vernichtenden Blick des Captains bemerke, schlucke ich. Das hier ist keine Verarsche. Die meinen das ernst. Mias Lippen verziehen sich zu einem herablassenden Lächeln. Sie hebt ihre linke Braue, als wollte sie sagen: »Schluck das, Arschloch!«

»Scheiße!«, höre ich mich laut sagen. Sie kann hier nicht arbeiten. Ich kann unmöglich mit einer heißen Frau arbeiten, die ich flachlegen will, wenn ich sie nur ansehe.

»Captain, wir brauchen hier keine heiße Frau, die darauf steht, Feuerwehr zu spielen.«

Dann klinge ich eben wie ein komplettes Arschloch, aber die Wahrheit ist: Ich mag meine Frauen im Bett und nicht in meiner Wache. Ich kenne andere Feuerwehrfrauen, und keine von denen sieht so aus wie Mia. Jeden Tag mit ihr arbeiten, ihr dabei zusehen, wie sie sich in brandgefährliche Situationen begibt? Ohne mich!

Sie sieht mich an, als würde sie mir am liebsten die Eier abschneiden. Den Blick kenne ich von meiner Schwester Dani. Normalerweise ist das der Auftakt für ein Schreiduell. Doch ehe etwas in die Richtung geschieht, werde ich zu Boden geworfen.

Higgins, der Irre, drischt auf mich ein und verpasst mir eine mit der Faust ins Gesicht.

»Fuck! Was soll denn das?«, keuche ich und halte ihn dabei von mir fern.

»Du Arsch, wenn du dich jemals wieder an meine Freundin ranmachst, bringe ich dich um, St. Clair!«

Na toll! Wieso musste ihm Ally von uns erzählen? Das hier ist lächerlich. Der Captain hält Higgins zurück, und Brock zieht mich von ihm weg, aber Higgins geht immer wieder auf mich los. Die Frau hat seine Eier fest im Griff. Das steht fest.

»Ich hatte ein Mal was mit ihr. Letztes Jahr! Wen zum Teufel interessiert das noch.«

»Sie war meine Freundin. Wir hatten gerade mal eine Woche Schluss gemacht, als du sie angemacht hast. Wir wollen es wieder versuchen, und das Erste, was Ally mir beichtet, als wir wieder zusammenkommen, ist, dass sie mit dir im Bett war, du Wichser!«

Higgins schäumt vor Wut und versucht tatsächlich, mich zu treten. Der ist nicht ganz dicht. Ich schüttle den Kopf.

»Hey! Sie hat mich zuerst angebaggert und mir hundert Mal erzählt, dass nichts mehr läuft. Was kann ich dafür, dass sie so scharf ist.« Meine Verteidigung ist nicht gerade gut, das gebe ich zu, aber zu einem Schäferstündchen gehören zwei, und die liebe Ally hatte ihren Anteil daran.

»Leck mich, St. Clair!« Higgins spuckt mir vor die Füße und verlässt angepisst die Garage. Der Captain folgt ihm kopfschüttelnd nach oben.

»Jetzt sehen Sie, Mia, womit ich mich rumschlagen muss«, murmelt er und wirft noch einen Blick auf Mia, die mich ansieht, als wäre ich ein Stück Dreck. Einfach fantastisch, wenn man vor einer wunderschönen Frau fertiggemacht wird.

»Gut gemacht, Kumpel!« Brock lässt mich los und starrt mir anklagend ins Gesicht, ehe er mit Carlos nach draußen geht.

Ich wusste, dieser Tag würde beschissen werden, und ich hatte recht damit. Die Sache mit Higgins ist nicht schön, aber er wird sich wieder beruhigen, vor allem wenn Ally und er wieder auf glückliches Pärchen machen und vergessen, dass es mein Techtelmechtel mit ihr je gegeben hat. Ich habe ein viel größeres Problem, das mich beschäftigt: Mia.

Kapitel 4

Mia

Und, Schatz, wie war dein erster Tag?«

Meine Großmutter befördert eine zweite Ladung Spaghetti auf meinen Teller, obwohl ich die erste Portion noch nicht mal angerührt habe. So ist sie. Sie hat immer Angst, ich könnte verhungern.

Ich verziehe das Gesicht. »Im Prinzip ganz gut, wenn man von einer dicken, fetten Ausnahme absieht.«

Irritiert sieht sie mich an und streut Parmesan über meine Pasta, als ob ich das nicht selbst könnte. Ihr zuliebe lasse ich sie gewähren. Sie liebt es, mich zu bemuttern.

»Na ja, da ist so ein Kerl, der, zugegeben, alles andere als dick und fett ist, dafür musste er aber gleich mal einen blöden Spruch machen. Er hielt mich für die Sekretärin und dachte, es wäre ein Witz, dass ich mit ihm als Feuerwehrfrau arbeiten soll … Arschloch.«

Grandma seufzt missmutig und rührt in ihrer Pasta herum.

»Ich hoffe, du hast dich mit den Kraftausdrücken zumindest dem Captain gegenüber zusammengerissen.«

»Granny! Als ob es darauf ankommt.« Genervt schüttle ich den Kopf und tröste mich mit der würzigen Spaghettisoße.

»Also nicht … Vielleicht hatte der Kerl einfach nur einen schlechten Tag. Du weißt, wie die Männer sind. Bei deinem Grandpa hat auch immer jeder gleich mitgekriegt, wenn ihm etwas querlag.«

Typisch Grandma. Sie glaubt auf Teufel komm raus an das Gute im Menschen. Eine echte Katholikin eben. Ganz anders als ich. Ich nehme keine Sekunde lang an, dass dieser Logan einen schlechten Tag hatte. Der Idiot hat den Mist, den er von sich gegeben hat, so gemeint. Als jemand, dem oft genug der Filter vor dem Mund fehlt, erkenne ich meinesgleichen.

»Das glaube ich zwar nicht, aber ich krieg das schon hin. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich auf Widerstand stoße. Außerdem sind der Captain und die meisten anderen auf der Wache gute Jungs, soweit ich das sagen kann. Gleich nach dem ersten Schock, von nun an mit einer Frau zusammenzuarbeiten, waren sie ganz umgänglich. Außerdem halte ich es für ein gutes Zeichen, dass sie mich gleich am ersten Tag in den Arbeitstratsch miteinbezogen haben.«

»Das stimmt!« Meine Großmutter hebt triumphierend die Gabel in die Luft. Sie hat wie ich in einer Männerdomäne gearbeitet, als Mechanikerin, und wir haben beide schnell gemerkt, dass Männer, besonders wenn sie auf engem Raum zusammengepfercht sind, schlimmere Tratschtanten sind als jedes Damenkränzchen.

»Na los, erzähl schon!«

Wir grinsen uns verschwörerisch an und trinken Wein.

»Dieser Kerl, der sich mir gegenüber danebenbenommen hat, Logan, hat sich eine Minute, nachdem er aufgetaucht ist, mit Higgins, einem der Feuerwehrmänner, geprügelt, weil er mal was mit dessen On-off-Freundin gehabt hat. Als das Ganze vorüber war, hat mir einer der Kollegen erzählt, dass Logan ein ziemlicher Rumtreiber ist, was Frauen angeht. Entweder er hat eine kurze Beziehung nach der anderen, oder er springt von Bett zu Bett.«

Um ehrlich zu sein, hat Flynn andere Ausdrücke dafür verwendet, aber die bringe nicht mal ich gegenüber Grandma über die Lippen.

»Dann muss dieser unverschämte Logan aber ein ziemlich gut aussehender Bursche sein.« Sie grinst mich breit an.

»Kann sein.« Das ist glatt gelogen, aber nachdem er sich als Arsch entpuppt hat, will ich nicht mehr wahrhaben, dass er heiß ist.

Ich nehme unsere leeren Teller und spüle sie kurz ab, ehe ich sie in den Geschirrspüler räume. Grandma kommt zu mir.

»Und wie wirst du mit ihm umgehen?«

»Wie üblich. Angriff war immer meine beste Verteidigung. Dieser Kerl damals, Smitty Hastings, hielt auch nichts von Feuerwehrfrauen, bis ich ihn eines Besseren belehrt habe. Ich habe lauter geflucht und härter gearbeitet als er, und am Ende habe ich ihm den Arsch gerettet. Dieser Logan St. Clair hat keine Ahnung, mit wem er sich da anlegt.«

Ich wische mir die Hände am Geschirrtuch ab und bereite mich in Gedanken auf einen Kampf vor.

»Oh Schatz, ich möchte nicht mit ihm tauschen.«

Sie küsst mich auf die Wange und geht zu Grandpa ins Wohnzimmer. Ich folge ihr und beobachte die beiden Menschen, die mich großgezogen und mich stets so akzeptiert haben, wie ich bin. Ein stechender Schmerz legt sich auf meine Brust, als ich meinen Großvater betrachte, der steif dasitzt und mit mattem Blick in den Fernseher starrt. Ich vermisse den ständig lachenden Mann, der nicht stillsitzen konnte. Doch seit seinem Schlaganfall letztes Jahr ist er nicht mehr derselbe. Er versteht beinahe alles, und seine körperlichen Einschränkungen sind zum Glück nicht zu schlimm ausgefallen, aber er kann sich nur noch schwer artikulieren. Ich muss die beiden nur ansehen und weiß, egal was passiert, es war die richtige Entscheidung, mich hierher nach Brooklyn versetzen zu lassen und in die oberste Wohnung in ihrem Wohnhaus zu ziehen. Sie waren immer für mich da, seit Mom und Dad gestorben sind, und jetzt bin ich dran, da zu sein, wenn sie mich brauchen. Sie sind meine Familie.

Ich gebe Grandpa einen Kuss auf den kahlen Scheitel. Er grummelt zufrieden und sieht mich kurz an. Beinahe glaube ich die Andeutung eines Lächelns zu erkennen. Ich erwidere es, ob es nun wirklich da war oder nicht, und gehe in meine eigene Wohnung hoch.

Kapitel 5

Mia

Mein zweiter Tag und unser erster Einsatz, gleich am Morgen. Wir brausen mit ordentlichem Tempo die Straße entlang. Das Heulen der Sirene lässt mein Herz ein klein wenig schneller schlagen, egal welcher Einsatz ansteht. Gerade sind wir auf dem Weg zu einer Schule, in der es Feueralarm gab. Wir brauchen gerade mal vier Minuten dorthin. Mit der schweren Kluft springe ich aus dem Einsatzwagen, froh, nicht mehr neben Logan und Callahan sitzen zu müssen, weil Logan mich die ganze Zeit angestarrt hat, ohne auch nur ein Wort mit mir zu reden. Murphy und Lieutenant D’Amico sitzen auf der anderen Seite. Higgins fährt den Wagen. Sie verlassen ebenfalls das Fahrzeug. Der Lieutenant nimmt seinen Block, auf dem er sich während der Fahrt Notizen gemacht hat, in die Hand.

»Okay. Wir haben einen Feueralarm in der Küche am Ende des Pausenraums, im Erdgeschoss, und einen weiteren im ersten Stock in der Verwaltung. Wir hatten vor zwei Wochen schon einmal einen Fehlalarm hier. Dennoch gehen wir erst mal von einem Ernstfall aus, ehe etwas anderes bewiesen ist. Higgins bleibt hier und kümmert sich bei Bedarf um alles, was am Wagen anfällt. Murphy und Callahan übernehmen den ersten Stock. Fiore und St. Clair, ihr überprüft das Erdgeschoss. Die anderen von der 212 bleiben beim Wagen in Bereitschaft. Bleibt über Funk in Verbindung.«

Logan und ich wechseln finstere Blicke. D’Amico bleibt das nicht verborgen.

»Sorry, Mädels. Haben wir Probleme mit meiner Einteilung?«

»Nein, Lieutenant«, sage ich laut. Logan brummt missmutig.

Callahan und Murphy laufen in das große, geräumte Gebäude. Logan und ich folgen mit schnellen Schritten. Mein Blick wandert auf die linke Seite des Gebäudes, wo die Schüler und Lehrer der Highschool auf dem Sportplatz warten. Gut, dass sie so schnell evakuieren konnten.

»Was ist, Blümchen? Kommst du?« Logan wirft mir einen provokanten Blick zu, den ich absichtlich ignoriere.

»Nicht zu glauben, du verstehst tatsächlich ein Wort Italienisch.«

Ich dränge mich an dem Muskelpaket vorbei und öffne ihm mit einladender, spöttischer Geste die schwere Doppeltür.

»Nach dir, Prinzessin!«

Er schüttelt den Kopf und betritt das Schulgebäude. Wir tun, wozu wir ausgebildet wurden. Wir überprüfen einen Raum nach dem anderen, suchen nach Rauch und sehen nach, ob die Türen Hitze abstrahlen. Bisher finden wir nichts. Fast sind wir am Ende der Schule angelangt, da entdecke ich ein Schild mit der Aufschrift Cafeteria und deute mit dem Kopf darauf. Logan folgt mir in den großen Raum, der für mich sauber aussieht. Ohne uns zu unterhalten, gehen wir in die Küche und sehen uns den Herd an. Da der Alarm nicht als akut eingestuft wurde, wurde das Gas bisher nicht abgestellt. Wir holen die Messgeräte heraus, aber auch sie zeigen nichts an.

»Ich schätze, das war’s dann«, sagte er. »Wohl ein zweiter Fehlalarm. Die sollten einen Systemcheck vornehmen lassen.«

Ich nicke. Mit lauten Schritten unserer schweren Schuhe kehren wir zurück in den Flur. Dahinten sind noch ein paar Räume. Gerade als ich in die Richtung gehen will, hält Logan mich an der Schulter zurück.

»Was soll das?«

»Da sind noch ein paar Räume, die will ich zur Sicherheit noch checken.«

»Wozu? Das ist eindeutig ein Fehlalarm. Keine Spur von Feuer. Nada. Nichts«, höhnt er.

»Schon verstanden, Großmaul. Aber ich überprüfe immer alle Räume, ehe ich einen Stock als ungefährlich melde. Immerhin kehren bald ein paar Hundert Teenager zurück, da will ich mir sicher sein, dass ich nichts übersehe.«

Er verdreht die Augen, folgt mir aber dennoch, um die letzten Räume im Flur zu kontrollieren. In keinem ist ein Anzeichen von Feuer zu entdecken. Wie erwartet.

»Du bist also eine von denen.« Logan zieht die letzte Tür zu und sieht mich nicht mal an, während er mit mir redet.

»Eine von denen? Jetzt bin ich aber mal gespannt!«

»Eine von denen, die zweimal überprüfen, ob sie auch abgeschlossen haben. Eine von denen, die das Werkzeug im Wagen immer doppelt checken müssen. Analfixiert nennt man das.«

Dieser Kerl ist nicht zu fassen. Aber ein Arsch kann ich auch sein, besonders wenn man mich provoziert.

»Ich muss dich enttäuschen, St. Clair. Ich bin nicht von meinem eigenen Arsch besessen, aber ich kenne einige, die es sind. Und so wie du mich gestern angestarrt hast, gehörst du definitiv zu ihnen. Wenn du also ein Arsch sein musst, um darüber hinwegzukommen, dann viel Spaß damit. Ich habe keine Zeit für den Scheiß. Denn ich habe einen Job zu erledigen«, hauche ich ihm verspottend entgegen, während ich mir das Funkgerät schnappe.

»Lieutenant, hier Fiore. Das Erdgeschoss ist überprüft und sauber. Brauchen Callahan und Murphy Unterstützung?«

Bei jedem Wort, das ich sage, sehe ich Logan ungerührt ins Gesicht. Dass mir dabei seine hellen Augen auffallen und das attraktiv geschnittene Gesicht, ärgert mich, aber ich genieße auch den verdutzten Ausdruck darauf. Er dachte wohl, er könnte mich mit seinem lahmen Spruch vor den Kopf stoßen. Träum weiter!

»Nicht nötig, Fiore. Kehren Sie mit St. Clair zum Truck zurück. Wir haben es hier mit einem Fehlalarm zu tun. Ich informiere die Schulleitung. Wir treffen uns dann draußen.«

»Verstanden, Sir!«

»Sir«, äfft Logan mich unreif nach. »Du willst wohl ein paar Extrapunkte fürs Schleimen einheimsen, was?«

»Um dich alt aussehen zu lassen, habe ich das gar nicht nötig. Wenn du als Feuerwehrmann nur halb so schlampig bist, wie ich vermute, habe ich leichtes Spiel.« Seltsamerweise gefällt es mir, ihn bis aufs Blut zu reizen. Und gerade ist es mir gelungen, ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen, denn er baut sich mit finsterem Blick vor mir auf.

»Jetzt hör mal gut zu, Blümchen! Ich bin ein richtig guter Feuerwehrmann, nein, ein ausgezeichneter sogar, also rede du nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast.«

»Tja, bisher habe ich davon nichts bemerkt, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Denn die Männer, mit denen ich bisher gearbeitet habe, waren top, und ich gebe mich nur ungern mit weniger zufrieden.« Richtig in Fahrt gekommen, mache ich einen Schritt auf ihn zu und starre direkt in sein finster aussehendes, hübsches Gesicht. »Und nur zu deiner Information. Ich hatte das zweitbeste Testergebnis bei der schriftlichen Prüfung auf der Akademie und bin seit fast vier Jahren im Dienst. Ich weiß also verdammt gut, wovon ich rede … Bürschchen!«

Bevor ich noch einen Schritt weitergehe und ihm den Hals umdrehe, kehre ich ihm stattdessen den Rücken zu und verlasse das Schulgebäude.

Soll er doch in seinem eigenen Saft schmoren. Ich habe genug von seiner Arroganz.

Zurück auf der Wache, geht es genauso weiter. Ich mäkle an allem rum, was Logan macht, und er lässt den überheblichen Macker raushängen. Die anderen sind so genervt davon, dass sie in die Küche nach oben abhauen, was ich ihnen nicht verdenken kann. Leider bin ich nun mit Logan allein und überprüfe die Ausrüstung im Truck, etwas, das wir Feuerleute immer tun, wenn gerade kein Einsatz ansteht und der Captain noch auf der Wache ist. Als er unser Gezanke vorhin hörte, machte er auf der Treppe kehrt und ging schnurstracks zurück in sein Büro. Diese Kabbelei hat etwas süchtig Machendes an sich, wenn man erst mal damit angefangen hat. Es ist wie am Schorf kratzen. Man macht es andauernd, obwohl man natürlich weiß, dass man es lassen sollte.

»Du lässt zu viel Atemgasgemisch raus, wenn du die Anzeige der Druckluftflasche überprüfst.« Ich sitze Logan gegenüber und nehme ihm die metallene Flasche weg. »Im entscheidenden Einsatz kann jedes bisschen Atemluft dein Leben retten.«

Genervt lässt er sich in dem Klappstuhl nach hinten fallen und starrt mich an wie die Streberin aus der ersten Reihe, die den heißen Jungen gleichzeitig alt aussehen lässt und ihm dabei noch den letzten Nerv raubt.

»Gott, du kannst wohl nicht anders, Frau.«

Kopfschüttelnd schnappt er sich stattdessen die Atemmasken und reinigt sie, damit sie für den nächsten Einsatz bereit sind.

»Ich bin nur gründlich.«

Ich versuche, etwas ruhiger zu werden, damit er mich nicht gänzlich für eine Furie hält. Der heutige Tag hat uns beide nämlich nicht gerade im besten Licht erscheinen lassen. Obwohl es schon ein Highlight war, als wir zu einer alten Frau gerufen wurden, die einen Notruf abgesetzt hatte, weil ihr kleiner Liebling unter einem Baumstumpf stecken geblieben war. Der kleine Liebling stellte sich als siamesischer Kater heraus, der in einem hohlen Baumstamm hängen geblieben war. Zuzusehen, wie Logan ihn, auf dem matschigen Boden kriechend und unter Fluchen, da rausgeholt hat, hat meine Laune gehoben. Leider muss ich auch zugeben, dass er sogar schlammverschmiert verdammt heiß aussieht. Aber ich hatte schon immer eine Schwäche für irische Burschen mit breiter Brust und starken Armen, die trotz Bartschatten leicht rosige Wangen bekommen. Erschrocken über den irrigen Weg, den meine Gedanken einschlagen, schüttle ich den Kopf und tue so, als würde ich mich müde strecken.

»Ich hau mich mal aufs Ohr, solange nichts los ist.«

Logan starrt mich merkwürdig an und sieht dann wieder weg.

»Gute Idee. Ein Powernap ist jetzt genau das Richtige.«

Das Erste, worüber wir uns heute einig sind.

Wir schleppen uns die Treppe hoch. Logan zieht sein schlammverschmiertes Poloshirt aus und hat nur noch sein Unterhemd an. Ich versuche wirklich, nicht auf seinen Bizeps zu starren, aber es fällt mir verdammt schwer. Der Junge ist wirklich hervorragend gebaut, auch wenn das überhaupt keine Rolle spielen sollte, so wie er sich benimmt. Wir steuern den ersten Schlafraum auf der rechten Seite an. Er betritt ihn, doch als ich ihm folgen will, verharrt er plötzlich und stemmt seinen Arm gegen den Türrahmen.

»Moment mal! Wo willst du hin?«

Verdutzt sehe ich ihn an. Was soll das jetzt wieder?

»Mich aufs Ohr legen, wie gesagt.«

»Aber doch nicht hier.«

Er tut ja, als würde ich in seine Privatsphäre eindringen.

»Wo denn sonst?«

Er zeigt demonstrativ zum Ende des Flurs, wo sich eine winzige Kammer mit einem ebenso winzigen Notbett befindet.

»Das ist nicht dein Ernst. Dort drin gibt es nicht mal ein Fenster, und es sind fast dreißig Grad.«

»Hey, dieser Raum wurde exklusiv eingerichtet, nur für dich.«

Ich hasse es, wie er das Wort exklusiv ausspricht. Bei ihm klingt es wie eine Beleidigung.

»Ich verzichte. Danke. Der Gemeinschaftsraum genügt mir, der mit dem Fenster drin!« Ich zeige mindestens so stur wie er in den Raum hinter ihm. Der kann mich mal!

»Vorrecht ist Vorrecht. Es kann doch nicht sein, dass du hier drinnen mit uns verschwitzten Kerlen herumliegst.«

Er macht das absichtlich. Logan weiß genau, welche Knöpfe er bei mir drücken muss, um mich auf die Palme zu bringen, und er genießt das richtig. Ich erkenne es an seinem durchtriebenen Grinsen. Na, das werden schöne Arbeitstage.

»Ist dein Höschen zu eng oder hörst du nur schlecht? Ich habe doch gesagt, ich verzichte auf das Exklusivrecht dieser dämlichen Kammer. Ich habe es auch in den letzten Jahren geschafft, mit schwitzenden, stinkenden Männern einen Raum zu teilen und dort zu schlafen. Denn es mag dich vielleicht schockieren, aber nach einem Einsatz rieche ich auch nicht nach Rosenwasser. Das Einzige, worauf ich bestehe, ist ein exklusives Duschrecht, und ich bin überzeugt, das ist auch in eurem Sinne. Ich glaube nämlich nicht, dass ihr Jungs wollt, dass ich eure Schwänze beim Duschen abchecke. Das gilt besonders für dich, St. Clair!«

Logan schnaubt und verzieht amüsiert den Mund. Seine blaugrünen Augen bohren sich einschüchternd in meine.

»Wieso? Du könntest überrascht sein. Vielleicht entgeht dir ja was.« Anzüglich zuckt er mit den Brauen.

»Tja, selbst wenn. Das da …« Ich sehe auf seinen Schritt. »… haben schon zu viele Frauen gesehen. Und ich stehe bei meinen Schwänzen mehr auf Exklusivität. Da ist man bei dir ja an der falschen Adresse, was man so hört.«

Zufrieden mit mir und meiner Retourkutsche, schenke ich ihm ein breites Schmunzeln, während seines langsam zu bröckeln beginnt. Sein männliches Ego ist wohl gekränkt. Er dachte anscheinend, ich schmachte ihn an, kaum dass er ein wenig mit mir flirtet. Das kann er vergessen! So leicht zu haben bin ich nicht, schon gar nicht für Typen wie ihn.

Ich brauche keinen hitzköpfigen Bad Boy.

Kapitel 6

Logan

Tja, selbst wenn. Das da …« Mia sieht auf meinen Schritt. Sofort erhitzt sich mein Schwanz und drückt gegen meine Arbeitshose. Er genießt ihre Aufmerksamkeit, der verdammte Verräter. »… haben schon zu viele Frauen gesehen. Und ich stehe bei meinen Schwänzen mehr auf Exklusivität. Da ist man bei dir ja an der falschen Adresse, was man so hört.«

Sie grinst mich an, als wollte sie sagen: »Ich halte nichts von männlichen Nutten wie dir.« Die unmittelbare Erregung in meinem Schoß verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist. Na, da haben die Jungs mal wieder ordentlich getratscht. Wie die Waschweiber. Müssen sie ausgerechnet der einzigen Frau auf der Wache, mal abgesehen von der erkrankten Sekretärin, von meinen Weibergeschichten erzählen? Es ist schwer genug, mit einer Frau zusammenzuarbeiten, die überkorrekt ist und ein besseres Prüfungsergebnis vorzuweisen hat als ich, aber dass sie aussieht wie ein Filmstar und das Mundwerk eines Kesselflickers hat, hilft mir auch nicht weiter.

Ja, es ist wahr. Ich habe ein hitziges Temperament, und meine Schwester Dani meint sogar, ich wäre streitsüchtig und unreif, aber ich reagiere nur so, wenn ich provoziert werde. Und Mia Fiore ist eine wandelnde Provokation. Jedenfalls für mich.

»Du solltest nicht alles glauben, was man so hört. Die Jungs tratschen, wenn ihnen langweilig ist und wenn sie keinen richtigen Einsatz haben. Und neidisch sind sie auch.«

Ich nehme meine Hand vom Türrahmen, weil mir mein Benehmen mittlerweile lächerlich vorkommt. Wieso sollte sie sich nicht auf einem der Betten hier ausruhen dürfen?

»Was soll’s! Komm schon rein, Fiore.«

Noch immer mürrisch, mache ich ihr Platz. Sie geht an mir vorbei in den Schlafraum. Das Fenster ist offen und sorgt für einen angenehmen Luftzug. Ich muss mich zusammennehmen, sie nicht ständig Blümchen zu nennen, weil ich weiß, wie sehr es sie nervt. Es ist aber auch zu witzig, dass ihr italienischer Nachname Blume bedeutet. Doch es passt.

Selbst verschwitzt nach einem Arbeitstag riecht sie nach irgendeiner Blume, besonders ihr Haar. Es fuchst mich, dass ich das nicht ignorieren kann. Sie wirft mir einen vorsichtigen Blick zu, ehe sie sich langsam auf eines der schmalen Betten setzt. Genau wie ich wartet sie stets auf den nächsten Schlag, den ich austeilen könnte. Wenn Mom wüsste, wie ich mich ihr gegenüber benehme, würde sie mir die Hölle heißmachen.

Mit einem erleichterten Seufzer streift Mia ihre Stiefel ab und lässt sich zurückfallen. Mir gefällt das Geräusch, das sie dabei macht, nicht. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Als ihr Kopf das Kissen berührt, atmet sie langsam zufrieden aus und schließt die Augen. Verdammt, ich muss zugeben, sie ist wunderschön, vor allem wenn sie mal still ist und mich nicht jede Sekunde auf dem Kieker hat. Ich versuche, mich ebenfalls bequem hinzulegen, aber jedes Mal wenn ich die Augen schließen möchte, höre ich die leisen Atemgeräusche, die sie von sich gibt. Ich könnte aus der Haut fahren, so sehr machen die mich an. Und genau das ist der Grund, warum sie nicht hier sein sollte, direkt vor mir auf ein Bett drapiert, sondern in die Kammer am Ende des Flurs gehört.

Mia versteht alles falsch. Ja, ich kann manchmal ein Arsch sein, aber ich habe kein Problem mit ihr als Feuerwehrfrau. Ich habe ein Problem damit, dass sie hier ist, prinzipiell. Denn ehrlich gesagt verstehe ich zum ersten Mal, warum man nicht möchte, dass Frauen und Männer eng zusammenarbeiten, besonders in Jobs wie diesem. Hier auf der Wache gibt es kein Entkommen. Sie ist überall. Auf dem Wagen, direkt neben mir, mit diesem verdammt unwiderstehlichen Blumenduft, in der Garage, meckernd, weil ich die Flaschen angeblich leere – was ich nicht getan habe –, und hier auf einem Bett im Aufenthaltsraum, wo ich eigentlich ausruhen sollte.

Aber das gelingt mir nicht, weil ich andauernd daran denken muss, wie es wäre, wenn sie mich unter der Dusche überraschen würde, um tatsächlich meinen Schwanz einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen. Das heiße Wasser würde aus diesen dunklen Haaren auf ihre festen Brüste tropfen, und sie würde vor mir knien …

Entspannen? Nie im Leben. Nicht mit den Bildern im Kopf. Schnaufend setze ich mich auf und verlasse den Raum, um ein paar Minuten weit weg von dieser Frau zu sein. Ich brauche keine heiße Kollegin, die mich ständig zurechtweist. Ich brauche meine Ruhe, und die gibt es nicht mit Mia Fiore in meiner Nähe.

 

Seit ich mit meinem kleinen Bruder Jamie zusammenwohne, sind die Sonntagsessen im Hause St. Clair die einzige Gelegenheit, Moms unglaublich gute Küche zu genießen. Meine Mom Laura ist irisch-deutscher Abstammung. Und das bedeutet verdammt leckeres Essen, von Generation zu Generation weitergegebene Rezepte, die um eine amerikanische Note erweitert wurden. Das liebe ich so an zu Hause und an Brooklyn. Hier kann man praktisch überall gut essen.

Wie meine Schwester Dani liebe ich es zu essen, auch wenn ich im Gegensatz zu ihr überhaupt nicht kochen kann. Während wir uns ständig um die guten Teile kabbeln, ist Jamie, unser Junior-Polizist, mehr der Typ, der isst, weil er muss, und nicht etwa, weil es Spaß macht. Außerdem ist Jamie überkorrekt und ordentlich. Unglaublich, dass er und ich dieselben Gene haben. Im Zusammenleben sind wir wie diese alten Typen aus Ein seltsames Paar, nur dass keiner lacht.

»Wenn du mir noch mal eine Hühnerkeule klaust, werde ich handgreiflich. Ich warne dich.« Dani funkelt mich an. Mit ihren roten Haaren erinnert sich mich oft an eine Hexe, die es liebt, sich mit mir anzulegen. Brock, mein bester Freund und Danis Verlobter, versteckt sein Schmunzeln unter einem schlecht getarnten Husten. Er ist das hier gewohnt. Jamie, unser Friedensstifter, nimmt sich die weniger beliebten Brustteile. Manchmal macht er mich damit rasend.

»Bitte, Kinder! Jeden Sonntag das Gleiche«, murmelt Mom, während sie weitere Keulenstücke auf die Servierplatte legt.

»Du solltest eben nicht so gut kochen, Schatz. Problem gelöst.« Dad grinst selbstzufrieden und isst die gedämpfte Hühnerbrust tapfer weiter. Er hat etwas abgenommen.

»Das sagst du doch nur, weil du keine gebratene Keule mehr essen darfst, Joe.« Brock sieht Dad mitleidig an, verputzt aber dennoch sein Stück herzhaft und tunkt es in das cremige Püree, das mein Vater nicht mehr anrühren darf. Seit seinem Herzinfarkt vor ein paar Monaten musste er seine Lebensweise ändern und seinen Stress reduzieren. Dad ist ein klein wenig jähzornig und so richtig stur.

Oh Mann, wenn ich mir mein Verhalten so ansehe, vor allem in letzter Zeit, bin ich ihm ganz schön ähnlich, auch wenn ich viel trainiere und eine ganze Ecke jünger bin. Dennoch verzichte ich ausnahmsweise auf das buttrige Püree. Heute war mein Blutdruck ohnehin schon zu hoch, dank Mia.

»Und, Logan?«, fragt Dad. »Was gibt es denn Neues bei der Arbeit?«

Brock und Dani verschlucken sich und verkneifen sich ein hämisches Lachen. Klar, dass mein bester Freund meiner Schwester alles über Mia brühwarm erzählen musste. Manchmal nervt es immer noch. Musste er sich ausgerechnet in sie verlieben?

»Ja, Logan. Was gibt es denn Neues auf der Wache? Oder eher wen?« Brock trinkt selbstzufrieden seine Cola aus. Alle starren mich an. Jamie zieht irritiert die Stirn zusammen. Nein, ich habe ihm nichts von Mia erzählt, obwohl wir uns eine Wohnung teilen. Und ich würde auch jetzt gern darauf verzichten.

»Wir haben jemand Neues im Team.« Ich stochere im Salat herum. Salat. Ist das überhaupt richtiges Essen?

»In deinem Team?«, fragt Dad neugierig. Als ehemaligen Feuerwehrmann interessiert ihn alles, was mit der Wache zu tun hat oder mit den Einsätzen.

»Ja.«

»Erzähl es ihnen.« Dani stützt ihr Kinn auf die Hand. Sie presst die Lippen amüsiert aufeinander.

»Der Neue ist eine Frau, zufrieden?«

Dads Augenbraue wandert überrascht nach oben, und auch Mom setzt sich. Typisch Mia. Immer verursacht sie einen Tumult.

»Ihr habt eure erste Feuerwehrfrau im Team.« Nachdenklich sieht Dad sich um. »Kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist. Zu meiner Zeit gab es das ja nicht, aber heute ist alles anders.«

»Wie ist sie so? Ich hoffe, ihr Jungs macht es ihr nicht zu schwer.« Moms strenger Blick trifft mich. In unserem Haus ist das wie der Zorn Gottes. Ich sollte lieber nach Blitzen Ausschau halten, die mich treffen könnten.

Brock kommt mir zuvor. »Mia ist sehr nett, Laura und ich finden, sie ist sehr engagiert und gründlich, soweit ich das sagen kann. Nur Logan und sie … wie sage ich das am besten … harmonieren nicht unbedingt miteinander.«

Moms Blick schießt zu mir. Er besagt ganz eindeutig: Was an meiner Erziehung hat dich dazu gebracht, falsch zu handeln? Dad bleibt unerwartet ruhig. Das kenne ich aber anders.

»Spar dir das Lügen, Brock. Mom ist unser menschlicher Lügendetektor und weiß, dass du nur Mist erzählst.«

Ich lächle Mom an, damit sie mich nicht mehr im Visier hat. Das hat auch noch nie funktioniert.

»Okay … Wir hatten einen schlechten Start. Kann sein, dass ich sie mit einer Sekretärin verwechselt habe.«

»Hattest du nicht Stripperin gesagt?« Dani mischt sich unnötigerweise ein.

Brock schüttelt den Kopf. »Das auch. Ja«, murmelt er.

Mom bläht die Nüstern. Nicht gut. Gar nicht gut. Danke, Kumpel. Das war hilfreich!

»Hey, keine Ahnung … Aber diese Frau ist echt schwierig und besserwisserisch. Und sie legt sich ständig mit mir an. Ihr solltet sie mal hören«, steigere ich mich rein, ohne mich bremsen zu können. »Sie hat ein unverschämtes Mundwerk und gibt damit an, dass ihre schriftliche Prüfung besser war als meine.« Ich mache ein würgeartiges Geräusch. Jetzt starren sie mich erst recht an. Plötzlich brechen alle am Tisch in lautes Gelächter aus, selbst Jamie, der Verräter, lacht, bis ihm die Tränen kommen.

»Was ist?« Genervt verschränke ich die Arme vor der Brust.

»Sag mal, wie sieht diese Feuerwehrfrau aus?« Dad, der sich wieder beruhigt hat, beugt sich vor und sieht Brock an.

»Diese Mia ist …«, sage ich, doch Dad unterbricht mich.

»Ich habe Brock gefragt, Junge. Nicht dich.«

Brock wirft einen vorsichtigen Blick auf Dani, ehe er wieder direkt ins Joes Gesicht starrt. Jetzt glaubt mein Vater seinem zukünftigen Schwiegersohn schon mehr als mir. Oder wie darf ich das verstehen?

»Joe, ganz objektiv und ehrlich … Sie ist eine Granate.«

Dani räuspert sich. Brock legt ihr versöhnlich eine Hand aufs Knie. Heute bleibt mir aber auch gar nichts erspart.

»Es ist aber wahr, Kleines. Sie ist Italoamerikanerin, groß und athletisch und hat das Gesicht eines Models. Und in Logans Nähe wird sie zu einer richtigen Furie. Zu uns anderen ist sie total nett und ein guter Kumpel, aber sie und Logan, das ist wie Zünder und Dynamit.«

»Ich verstehe«, sagt mein Dad und blickt kurz zu unserer Mom. Sie denkt kurz nach und sieht dann wieder ernst zu mir.

»Wenn diese Mia gut austeilen kann, kann sie bestimmt auch gut einstecken. Das ist eure Sache. Aber sollte mir zu Ohren kommen, dass du sie runtermachst oder anders bei der Arbeit behandelst, weil sie eine Feuerwehrfrau ist, dann wirst du dich mit mir unterhalten müssen, mein Sohn. Und Logan …« Der vernichtende Blick. Er ist wieder da. Nur für mich gedacht. »Dieses Gespräch solltest du auf jeden Fall vermeiden. War ich deutlich genug?«

Ich nicke und versuche, woanders hinzusehen. Ich mag ja berufsmäßig mein Leben riskieren und in brennende Häuser rennen, aber mit meiner Mom lege ich mich nur an, wenn es unbedingt sein muss. Und das bedeutet: nie.

Kapitel 7

Logan

Seit etwa einer Woche sind Mia und ich wie Hund und Katz. Die anderen auf der Wache nervt es zusehends, dass wir uns nicht in den Griff kriegen. Denn wie es aussieht, verstehen wir uns beide unabhängig voneinander mit allen gut, nur eben nicht, wenn wir dabei zusammen sind. Okay, Higgins nehme ich davon aus. Der schmollt noch immer, weil ich mit seiner Ex geschlafen habe. Vor Monaten. Aber wie hätte ich widerstehen sollen? Sie ist, auch wenn sie ein klein wenig irre ist, echt heiß und lässt, wenn sie gerade nicht mit ihm zusammen ist, nichts anbrennen. Ich hatte damals gerade mit einem Mädchen Schluss gemacht, wieder einmal, und musste zum gefühlt hundertsten Mal zu Hause einziehen, weil ich aus ihrer Wohnung geflogen bin. Deshalb war ich besonders empfänglich für ihren Charme. So langsam sollte Higgins die Sache endlich wegstecken. Es war doch nur Sex. Nicht mehr.

»Hey, Flynn, beeil dich mal. Mia hat Gnocchi gemacht.« Schulz klingt, als wäre er beim Nobelitaliener eingeladen, und nicht, als hätte eine italienischstämmige Feuerwehrfrau aus Brooklyn in unserer uralten Küche Pasta fabriziert.

»Oh Scheiße! Ich komm ja schon. Lasst mir bitte was übrig. Letztes Mal habt ihr mich zum Einkaufen geschickt, und danach war kaum noch was da.«

Flynn packt hektisch seine Papiere beiseite und läuft hinter Schulz die Treppe hoch.

Bisher habe ich mich geweigert zu essen, wenn Mia gekocht hat, denn es widerstrebt mir, etwas zu mir zu nehmen, was eine Frau kocht, mit der ich mich streite, es sei denn, sie ist mit mir blutsverwandt. Aber heute habe ich verschlafen und bisher noch nichts gegessen, und ich muss zugeben, dass der Duft, der von oben kommt, köstlich ist. Nach Zwiebel, Knoblauch und Käse. Verdammt! Was ist schon dabei? Dann nehme ich ihr Essen eben an! Das bedeutet nicht, dass wir damit quitt sind.

Uneins mit meiner Entscheidung, stapfe ich die Treppe hoch und betrete die volle Küche. Die ganze Mannschaft sitzt um den großen, alten Tisch herum und wartet auf die Fütterung. Als sie mich im Türrahmen entdecken, sehen sie mich an wie Rehe das Scheinwerferlicht. Ich sage kein Wort und setze mich auf einen freien Platz. Mia dreht sich um, denn zuvor herrschte lautes Gemurmel, das mit meinem Erscheinen völlig verstummt ist.

»Sieh an! Welch seltener Gast. Was verschafft mir die Ehre?« Mia schwingt einen beschmierten Kochlöffel in der Luft herum und zeigt dann damit auf mich.

»Ich arbeite hier, und ich esse hier.«

»Nein, so ganz stimmt das nicht. Denn ich koche nun schon zum dritten Mal, und du hast bisher nie hier gesessen.« Breit lächelnd lässt sie mich nicht vom Haken. Typisch.